anima 1/2004 (Frühjahr 2004)

Aus dem Inhalt:


Philosophie und Tiere vor 200 Jahren
Kant, Smith, Bentham 3
Zitate


Manfred Kyber
Heldentum 4


Das Leben bejahen? 5


Eine Veterinärstudentin
Mein Schlachthoferlebnis 6


Helmut F..Kaplan
Mehrheit, Minderheit
und Macht 10


Erwin Lauppert
Die Veganer vergasen? 11
Zu einer Kolumne in der WELT


Michael Blanke

Warum ich Vegetarier bin 13


US-Ernährungswissenschaftler -
zur Vegetarischen Ernährung 15

Vegetarismus
Informationen 17
Generalversammlung ÖVU


Hunde- und Katzenfelle 18
Zum Importverbot


Informationen der GhN

Freilandei wohin? 19
Konsumententips,
Ankündigungen
Generalversammlung GhN


Bücher 21
Lieselotte von Eltz,
Ihr Herz schlug für das Tier
Guido Knörzer, Töten und Fressen?
ALTEX – Journal für
Alternativen zu Tierexperimenten


Zur Diskussion:
Schadet "Tierdiplomat"
Aufhauser den Tieren? 22
Helmut F .Kaplan u.a.


Aufgelesen – Hinweise 26
Offenlegung, Impressum 26, 28


Isaac Pitman
Warum? 28

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Aus den Notizen:

Aus anima -Zeitschrift für Tierrechte , Nr.1-2003:




Sabotage am Grazer Nutria-Gehege

Tierschuetzer bekriegen sich vor Gericht

Holocaust-Werbung

Schimpansenfleisch

Danke, Baumeister Lugner

Amerika, Land der Freiheit

Ihre Hunde wurden vergast

Irland, Dachse und Rindertuberkulose

Geflügelpest in Holland

Ob Brust oder Keule - verseucht

Betrugsverdacht gegen Fleischbeschauer: 15 Anzeigen

Kosmetikversuche: Verbot am St.Nimmerleinstag?

Export - Förderung für Rinder gestrichen - Augenauswischerei ?

Mutter und Kind

 

 

Aus anima 1-2004:

Die Veganer vergasen?

Vor zwei Monaten zog eine Frau Iris Hanika in ihrer wöchentlichen Kolumne in der deutschen Tageszeitung DIE WELT über die Veganer her. Das wäre weiter nicht erwähnenswert, hätte sich die Gute nicht offensichtlich mit Wohlwollen auf einen tatsächlichen oder angeblichen Autor bezogen wie folgt:


"Am extremsten und am unerträglichsten in dieser Hinsicht sind die Veganer, also jene Leute, die keinerlei tierische Produkte essen, außerdem weder Leder noch Pelz tragen und Plakate kleben, auf denen steht, daß für Tiere jeden Tag Treblinka sei. Ein Berliner Autor replizierte darauf einmal, er würde gerne mit einem Maschinengewehr bewaffnet zu einem Veganertreffen gehen, dort die Tür eintreten und dann mit den Worten "Für Tiere mag jeden Tag Treblinka sein, aber für euch ist heute My Lai" zur Tat schreiten."


Man könnte solches als Rülpser eines Besoffenen abtun, allerdings erhebt sich die Frage, darf jede Betrunkene in der WELT so mir nichts dir nichts vor sich hin rülpsen? Immerhin erschien die Glosse an zentraler Stelle der Zeitung. Und was veranlaßt ein Blatt von überregionaler Bedeutung, das sich seine Seriosität zugute hält, faschistoiden Abschlachtungswünschen Raum zu geben? Mordphantasien gegen kleine Minderheiten sind schließlich, wie die Vergangenheit lehrt, nicht ungefährlich. Würde das etwa gegen Juden geschehen, wäre der Staatsanwalt mit Recht alsogleich eingeschritten. Nähere Betrachtung erscheint da doch angebracht.


Nicht jeder kann Kenner der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts sein, drum zur Erläuterung:


Treblinka war ein nazistisches Vernichtungslager. Der Ausspruch „Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka“ beruht auf einer Arbeit des jiddisch schreibenden Literatur-Nobelpreisträgers Isaac Bashevis Singer, der viele seiner Verwandten in NS-Mordlagern verloren hat. In der Kurzgeschichte, "The Letter Writer" erzählt er über einen Mann (dessen ganze Familie dem Holocaust zum Opfer gefallen war), der sich mit einer Maus befreundet. Im letzten Teil der Geschichte lautet eine Passage „In Bezug auf sie (die Tiere) sind alle Menschen Nazis; für die Tiere ist es ein ewiges Treblinka."


My Lai war ein kleines vietnamesisches Dorf. Es wurde im Vietnam-Krieg zum amerikanischen Oradour. Am 16.März 1968 landete dort eine US-Kompanie mit dem Auftrag, den Ort von Vietkongs zu säubern. Da aber keine Vietkong-Soldaten zu finden waren, reinigten die Soldaten die Siedlung von ihren Bewohnern und zwar gründlich, und machten den Weiler dem Erdboden gleich. In einer mehrstündigen Mordorgie wurden 507 Dorfbewohner, unter ihnen 173 Kinder, 76 Babys und 60 Greise getötet.
Zur Ehre der Armee ist beizufügen, daß ein Hubschrauber-Kommandant, der des Massakers von oben Gewahr wurde, in der Feuerlinie landete und mit seinen Männern unter Waffenandrohung zehn Vietnamesen vor den Bodentruppen rettete, und daß ein Soldat, ein Schwarzer, sich absichtlich ins Bein schoß, um am Morden nicht mitwirken zu müssen. Er war der einzige amerikanische Verwundete. Die Meldung des Flugzeugkommandanten blieb bei den Militär-Oberen ohne Wirkung.
Erst als ein unbeteiligter GI, der vom Massaker erfahren hatte, nach seiner Entlassung aus der Armee Ende 1968 einen Brief an zahllose Politiker und Militärs schrieb und schließlich auch die Presse die Sache publik machte, kam es zur Anklageerhebung gegen einige Offiziere; doch verurteilt - zu lebenslänglich Haft - wurde allein der Leutnant, der die Aktion geleitete hatte. Dem strömten allerdings so viele Sympathiebeweise zu, daß er nach drei Jahren vom amerikanischen Präsidenten begnadigt wurde. Er lebte dann ungestört als wohlbestallter Geschäftsmann.


Und die Veganer? Die gibt es vereinsmäßig seit genau sechzig Jahren. Damals gründeten konsequente Vegetarier in England die „Vegane Gesellschaft“. Den Namen leiteten sie von „vegetarian“ ab. Sie hatten erkannt, daß nicht nur Fleisch essen, sondern daß auch Eier und Milch konsumieren indirekt oder direkt bedeutet, Tiere unnötig zu töten und – unter den üblichen modernen Haltungsbedingungen – zu quälen, und lassen davon. Der Gedanke, dass Stierkälber als unnütz erschlagen, daß Tiersäuglinge von ihren Müttern weggerissen werden, damit wir deren Milch trinken können, daß männliche Küken, weil sie zum Eierlegen nicht taugen, lebend in den Fleischwolf geleert werden, störte sie ganz einfach. Die Veganer sind also in aller Regel ein sehr friedliches Völkchen, bestrebt keinem Wesen weh zu tun.


Weshalb also der Haß der Kolumnenschreiberin? Einen Hinweis könnte ein weiterer Passus ihres Sermons bieten, der da lautet:
"Daß die Veganer solche Aggressionen auslösen, liegt an dieser obszönen Dummheit, ein Schlachthaus mit einem Vernichtungslager gleichzusetzen, als gäbe es keinen Unterschied zwischen Tieren und Menschen (als wäre es keine Ungeheuerlichkeit, sich fürs Menschentöten so effiziente Methoden auszudenken, wie man sie sonst im Schlachthaus braucht.)"


Die Frage, ob der Nobelpreisträger Singer wirklich ein Mensch von obszöner Dummheit war, einmal beiseite gelassen, die Formulierung könnte darauf hindeuten, daß Frau Hanika ein kleines Rädchen in jener Gruppierung ist, die Norman Finkelstein als Holocaust-Industrie bezeichnet hat, und die, finanzielle Interessen im Auge, um ihr Leidensmonopol kämpft und darum allergisch und unnachsichtlich auf jeden Versuch reagiert, die vermeintliche Einzigartigkeit und Einmaligkeit des Holocausts in Frage zu stellen; mag es auch seither Völkermorde zu Hauf gegeben haben.


Dieser Vermutung steht allerdings entgegen, daß My Lai für Massenmord, Kindermord, steht. Den Gedanken, alle Leute, die Treblinka ausdehnend interpretieren, Männer und Frauen samt den Säuglingen an der Brust, umzubringen, würde sicher auch die entschiedensten Verfechter des Holocaustmonopols für unerträglich erachten.


Es sind vielleicht ein Promille der Veganer, die sich aktiv an Demonstrationen beteiligen, Plakate kleben, Treblinka oder ähnliches rufen. Nehmen wir die Autofahrer, eine erheblich größere Minderheit dieser Spezies bewirkt durch verantwortungslose brutale Fahrweise alljährlich den Tod tausender Menschen. Oder unter den Hausbesitzern: die Mißachtung der winterlichen Streupflicht führt indirekt alljährlich ebenfalls zum Tod tausender alter Menschen: Sturz, Schenkelhalsbruch, Immobilität, Ende; der aufmüpfige Unfallchirurg Werner Vogt hat es drastisch beschrieben. Kommt deshalb ein vernünftiger Mensch auf die Idee, allen Autofahrern, Hausbesitzern den Tod zu wünschen? Nur Frau Hanika beglückt die Veganer insgesamt mit ihrer uneingeschränkten Abneigung.


Könnte es vielleicht sein, daß sich in ihrer Seele leise Zweifel regen, die vegane Lebensart sei vielleicht doch die kultivierten Menschen angemessenere, und sie diesen unangenehmen Gedanken durch lautes Mordgeschrei übertönen möchte?


Erwin Lauppert


Anmerkung:
Von der WELT erfahren wir, daß Frau Hanika in der Zwischenzeit nicht mehr zu den Mitarbeiterin der Zeitung zählt. Die Gründe konnten wir nicht in Erfahrung bringen.
Von Tierschutzseite wurde übrigens gegen Frau Hanika wegen der My Lai Geschichte Strafanzeige erstattet. Bei Redaktions-schluß war über deren Entscheidung noch nichts bekannt
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US-Ernährungswissenschaftler:

Die vegetarische Ernährung ist gesünder

Neues Positionspapier der US-amerikanischen und kanadischen Ernährungswis-senschaftler zum Thema «Vegetarische Ernährung»

Die amerikanische Vereinigung der Er-nährungsexperten (American Dietetic Association, ADA) und die kanadische Vereinigung haben ein gemeinsames Positionspapier zur vegetarischen Ernährung veröffentlicht: Das zentrale Statement dieses 18 Seiten umfassenden Papiers, das sich auf 256 Quellen abstützt und von 30 Wis-senschaftlern überprüft und freigegeben wurde ist:
« Es ist die Position der ADA, dass eine entsprechend geplante vegetarische Er-nährung gesund und ernährungsmässig ausreichend ist und gesundheitliche Vor-teile bei der Vorbeugung und Behandlung bestimmter Krankheiten bietet.»
Ausserdem spricht sich die ADA sogar positiv für die vegane Ernährung aus:
« Eine gut geplante vegane oder andere Art der vegetarischen Ernährung ist für jede Lebensphase geeignet, inklusive während der Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und in der Pubertät …»
Die wesentlichen Ausschnitte aus der Originalzusammenfassung des Dokumentes (Abstract):
« Es ist die Position der amerikanischen ernährungswissenschaftlichen Gesellschaft und der Ernährungswissenschaftler von Kanada, dass eine entsprechend geplante vegetarische Ernährung gesund und er-nährungsmässig vollwertig ist und ge-sundheitliche Vorteile bei der Vermeidung und Behandlung bestimmter Krankheiten bringt. [...] Eine vegetarische Ernährung wird dadurch definiert, dass sie kein Fleisch, keinen Fisch oder kein Geflügel enthält. [...] Dieses Positionspapier untersucht die aktuellen wissenschaftlichen Daten bezüglich der wichtigsten Nährstoffe für Vegetarier, einschliesslich Protein, Eisen, Zink, Kalzium, Vitamin D, Riboflavin, Vitamin B12, Vitamin A, N-3-Fettsäuren und Jod. Die vegetarische wie auch die vegane Ernährung erfüllen die gegenwärtigen Empfehlungen für all diese Nährstoffe. In einigen Fällen kann der Verzehr von angereicherten Nahrungsmitteln oder Ernährungszusätzen nützlich sein zum Erreichen der jeweiligen Empfehlungen für einzelne Nährstoffe.
Gut geplante vegane und andere Arten der vegetarischen Ernährungsweise sind für alle Phasen des Lebenszyklus geeig-net, einschliesslich Schwangerschaft, Stillzeit, früher und späterer Kindheit und Pubertät. Vegetarische Ernährungsweisen bieten eine Reihe von Ernährungsvortei-len, einschliesslich niedrigerer Werte an gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und tierischem Eiweiss und höhere Niveaus an Kohlenhydraten, Ballaststoffen, Magnesium, Kalium, Folaten und Antioxidantien wie Vitamin C und E und Phytochemikalien.
Berichten zufolge weisen Vegetarier nied-rigere Körpermasse-Indizes auf als Nicht-vegetarier wie auch niedrigere Todesra-ten hinsichtlich ischämischer Herzerkran-kungen. Vegetarier haben auch niedrigere Werte beim Blutcholesterin, niedrigeren Blutdruck, seltener Diabetes vom Typ 2 und Prostata- und Darmkrebs. Obgleich eine Anzahl von öffentlich finanzierten und durchgeführten Ernährungsprogram-men den Ansprüchen von Vegetariern gerecht werden, gibt es zurzeit nur weni-ge mit passenden Angeboten für Veganer. Wegen der Vielzahl der verschiedenen Ernährungspraktiken bei Vegetariern sind individuelle Bewertungen der jeweiligen Nahrungsaufnahme erforderlich. Ernährungswissenschaftler haben die Verantwortung, diejenigen zu unterstützen und zu ermuntern, die Interesse an einer vegetarischen Ernährung zeigen. Sie können die Schlüsselrollen spielen bei der Erziehung vegetarischer Interessenten hinsichtlich der jeweiligen Nahrungsmittelquellen für spezifische Nährstoffe, Le-bensmitteleinkauf und -zubereitung wie auch bei der Festlegung der jeweiligen Anpassungen, die für die Erfüllung des individuellen Bedarfs nötig werden. Die Menüplanung für Vegetarier kann mittels eines geeigneten Nahrungsmittelführers, der bestimmte Nahrungsmittelgruppen und Portionen beschreibt, vereinfacht werden.»
Was bedeutet dieses neue Positions-papier?
Noch vor einigen Jahrzehnten beschäftigte sich die Schulmedizin fast ausschliesslich damit, Vegetarier auf die angeblich vielen möglichen Mangelerscheinungen ihrer Ernährung aufmerksam zu machen. Deshalb befassten sich die medizinischen Studien der fleischessenden Wissen-schaftler zur vegetarischen Ernährung auch sehr intensiv mit allen möglichen Vital- und Nährstoffen. Dies führte dazu, dass die vegetarische Ernährung in vielen Detailfragen weit besser erforscht wurde als die gewöhnliche fleischorientierte Ernährung, die man einfach als gegeben hinnahm. Als man dann merkte, dass bei den meisten Vitaminen und anderen Vital-stoffen die vegetarische Ernährung sogar besser abschnitt als die nichtvegetarische Ernährungsweise, begann man in den neunziger Jahren endlich sich auch mit den gesundheitlichen Vorzügen dieser Ernährungsweise zu befassen. In dieser Zeit wurden dazu jährlich rund 76 Fachartikel veröffentlicht.
Die offizielle Lehrmeinung, welche lange Zeit noch vor der vegetarischen (und ganz besonders vor der veganen) Ernährung warnte, wurde durch diese neueren Studien immer mehr in Frage gestellt. Man konnte sich jedoch immer darauf berufen, dass man noch nicht genug darüber wisse und man deshalb weitere Forschungen machen müsste, bevor man sicher sein könnte, dass die vegetarische Ernährung tatsächlich ge-sund sei.
Die ADA zog mit ihrem neuen, aktualisierten Positionspapier nun endlich einen Schlussstrich unter die ständigen Mutmassungen, indem sie klar für die vegetarische und vegane Ernährung Stellung bezog.
Was heisst «eine gut geplante Ernährung»?
Eine pflanzenbasierte vegetarische Ernährung ist zwar in der Regel gesünder als eine fleischlastige Ernährung, doch gibt es auch dabei Dinge, die man beachten sollte. Im Grunde geht es hier darum, dass man mit ausschliesslich Weissbrot und Süssigkeiten nicht vollwertig ernährt ist, egal ob mit oder ohne Fleisch. Für Vegetarier gelten also grundsätzlich dieselben Ernährungsempfehlungen wie für Nichtvegetarier: abwechs-lungsreich, vollwertig, frisch.
Wobei Vegetarier in der Regel mehr Früchte und Gemüse essen und somit automatisch näher an den Ernährungs-empfehlungen liegen als Fleischesser.
Das Positionspapier ist ein Meilenstein in der Anerkennung der vegetarischen und veganen Ernährung in der Gesellschaft und in der Schulmedizin. Bleibt zu hoffen, dass auch andere Organisationen in an-deren Ländern diesem Beispiel folgen werden und die alten Vorurteile bald überwinden.
Renato Pichler, Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus (SVV)
Veröffentlicht wurde das Positionspapier der ADA im Heft: Journal of the American Dietetic Association. 2003;103:748-765.
Auf der Internetseite der ADA kann dieses Positions-papier als PDF-Dokument heruntergeladen werden: www.eatright.org Die 1917 gegründete ADA (Ame-rican Dietetic Association) ist die grösste US-amerikanische Vereinigung von Ernährungsexperten (Ernährungswissenschaftlern, Diätberatern etc.) mit rund 70000 Mitgliedern. Die Aussagen der ADA gel-ten als wissenschaftlich fundiert und wegweisend.


Abdruck aus Vegi Info – Zeitschrift für Vegetarismus, Tierrecht und Ethik, CH-9315 Neukirch-Schweiz, Nr.3/2003, bzw.www.vegetarismus.ch mit freundlicher Genehmigung der SVV. (Die Schweizer Rechtschreibung wurde nicht geändert).
ani 1-04

 

aus anima 1-1003:


Sabotage am Grazer Nutria-Gehege
Ein verantwortungsloser Sabotageakt wurde zum Wochenende 10.3. 2003 gegen das Nutria-Refugium in Graz-Mariatrost geführt. Wie bekannt und in der vorletzten anima näher ausgeführt, konnten vor gut zehn Jahren durch eine gemeinsame Aktion mehrerer Tierschutzvereine und der damaligen Ministerin Flemming die Nutri-as der Mariatroster Pelzfarm vor der Schlachtung bewahrt werden. Um die uferlose Vermehrung zu hindern, wurden die Sumpfbiber nach einigen eher turbu-lenten Jahren nach Geschlechtern ge-trennt gehalten. Die finanziell prekäre Situation - wir hatten berichtet und dan-ken allen Spendern - hat sich mit der Wiederaufnahme der Beitragszahlungen durch den Wiener Tierschutzverein ent-spannt, das friedliche Ausgedinge - der Lebenserwartung nach haben die meisten Tiere nur noch zwei bis vier Jahre vor sich - schien gesichert. Leider, zum Wochenende schnitten Unbe-kannte, möglicherweise Pseudo-Tierschützer, Löcher in die Gehege, nicht wenige Sumpfbiber gelangten ins Freie, Männchen ins Weibchenabteil. Es gelang zwar, einen Großteil der entkommenen Tiere einzufangen und die Geschlechter wieder zu trennen und damit dem sattsam bekannten Streit mit den über Schäden klagenden Anrainern der Bachläufe und Teiche vorzubeugen. Ob auch der neuerli-chen Vermehrung vorgebeugt werden konnte - gefährdete Weibchen erhielten schwangerschaftshemmende Mittel - wird sich noch erweisen. Kommt es zu Nach-wuchs, wird wieder der Ruf nach Tötung erschallen, die Geldgeber, die nur im Hin-blick auf das baldige Ende des Betriebs zur Finanzierung bereit waren, könnten frustriert das Handtuch werfen und die Zahlungen einstellen. Das Refugium wäre am Ende.

Tierschuetzer bekriegen sich vor Gericht
Das Tierrechtsmagazin Voice in Offenbach, Deutschland hatte in seiner Okto-ber-Nummer gegen die religiöse Gruppierung Das Universelle Leben polemisiert und dieser vorgeworfen, die Tierrechts-bewegung zu unterwandern und für ihre ideologischen Zwecke zu mißbrauchen, und durch eine Collage auf dem Titelblatt, welches das Emblem des UL und dahinter ein Hakenkreuz zeigte, diese Gemein-schaft ins rechte Eck gedrückt. Das UL erwirkte hierauf eine einstweilige Verfü-gung, die Voice die Behauptung verbot, das Universelle Leben sei eine Gemeinschaft, die antisemitisches und faschisti-sches Gedankengut verbreite. In einer Pressemitteilung von Voice zu einem in diesem Zusammenhang laufenden Gerichtsverfahren sah das UL nun einen Verstoß gegen die Einstweilige Verfügung und beantragte Ahndung durch Ordnungsgeld. Das Verfahren läuft. Das Universelle Leben bzw. diesem nahe-stehende Organisationen sind in den letzten Jahren durch intensive Tierschutz-propaganda-Arbeit und auch Einsatz für den Vegetarismus, sowie die Erzeugung und den Vertrieb veganer Produkte her-vorgetreten, scheuen dabei aber auch nicht vor polemischer Auseinandersetzung mit etablierten Kirchen zurück. Siehe auch die Besprechung der Antijagdbroschüre "Der Lust-Töter" in der anima Nr. 1/2002. Voice fürchtet, aufgrund des finanziellen Übergewichts des UL zu Tode prozessiert zu werden. Anm. Wir halten den Brauch mancher Or-ganisationen im Tierschutz/rechtsbereich, andere nicht so sehr nach ihrer Arbeit zum Schutze der Tiere als nach ihrer politischen oder religiösen oder antireligösen Überzeugung zu werten, für unglücklich und der Sache abträglich. Wir freuen uns, wenn religiöse Fundierung zum Wohle der Tiere führt statt wie beim Schächten zur Tierquälerei. (3-2003)

Holocaust-Werbung
Eine andere PETA-Werbe-Kampagne in Amerika sorgt derzeit für hitzige Debat-ten. "The Holocaust on your plate" (Der Holocaust auf deinem Teller) lautet der jüngste Slogan, eingerahmt von einem bis auf die Knochen abgemagerten Menschen links und einem nicht minder magerem Kalb rechts finden sich dazu die erklären-den Worte "During the seven years bet-ween 1938 and 1945, 12 Million people perished in the Holocaust. - The same number of animals is killed every four hours in the U.S. alone." ("Während der sieben Jahre zwischen 1938 und 1945 kamen 12 Millionen Menschen im Holo-caust um. Die gleiche Anzahl an Tieren wird alle vier Stunden allein in den USA zum Essen getötet." Auf der Website werden dann noch KZ-Bilder solchen aus Massenställen gegenübergestellt. Die Un-genauigkeiten beiseite gelassen, der Holocaust begann 1941, die gezielte Ausrottung betraf - selbst wenn man die Atombombenopfer dazuzählt - erheblich weniger als 12 Millionen, die Opferzahlen insgesamt insbesondere un-ter den Slawen lagen um vieles höher, - der Vergleich führte zu heftigen Protesten jüdischer Organisationen, u.a. auch des U.S. Holocaust Memorial Museums. Peta verteidigt demgegenüber in ausführlichen Erläuterungen u.a. unter Zitierung des deutsch-jüdischen Philosophen Theodor Adorno und des jüdischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Isaac Bashevis Singer den Vergleich. Der Schöpfer der Kampagne sei im übrigen selbst Jude und habe viele Angehörige im Holocaust verloren, der Finanzier der Aktion sei ein jü-discher Philanthrop, der anonym bleiben wolle. Quelle: www.peta.org u.a., 3-2003

Danke, Baumeister Lugner
Wie immer man zum Baumeister steht, eines muß man ihm lassen, er ist ein Werbe-Genie. Das kam diesmal auch dem Vegetarismus zugute. Auch wenn sein diesjähriger Opernball-Gast die Filmschauspielerin Pamela Andersen nur Halb-Vegetarierin ist - sie ißt Fisch - der Vegetarismus einschließlich Veganismus kam wieder mal so richtig in die Gazetten, zu-mal der Pressesprecher der amerikani-schen Tierrechtsorganisation PETA, Dan Mathews mit von der Partie war. Wenn-gleich die Presse-Kommentare Blödel-Niveau kaum überschritten (News z.B.: "Sprecher der radikalveganen Peta-Kampagne, die selbst das Verzehren von Eiern untersagt und in umweltfreundli-chem Plastikschuhwerk ihrer Wege latscht") und jegliche fundierte Auseinan-dersetzung mit den Gründen für Vegeta-rismus fehlte, einer breiteren Öffentlich-keit wurde wenigstens bewußt, daß Ve-getarismus durchaus in sein kann. In An-wesenheit des Star wurde am 27.2.2003 in der Lugner-City in Wien unter extrem großem Journalisten- und Publikums-andrang das neue Peta-Vegetarismus-Werbeplakat präsentiert: Pam in einem Bikini aus Kohlblättern mit dem Slogan "Turn over a new leaf - Try vegetarian" ("Schlag ein neues Blatt auf - versuch es vegeta-risch"). Die mit Kohl garnierte Vegetaris-mus-Werbung fand so Eingang in die Massenpresse. Quelle: News, Wien, ORF u.a

Schimpansenfleisch
Der Unterschied zwischen Menschen, zwischen Affen und Primaten der ist net vü größer wie bei Nudeln und Frittaten, Frittaten.
meint der Kabarettist Alf Poier in seinem parodistischen Gsangl, "Weil der Mensch zählt", das zum österreichischen .Beitrag zum Song Contest gewählt wurde. Jane Goodall, die Schimpansenforscherin, sagte: "Wir versuchen die jungen Leute in Afrika dazu zu bringen, ihren Wunsch nach Schimpansenfleisch zu zähmen und lieber andres Fleisch z.B. Ziege zu essen. Man kann nicht einfach eine Liste aller bedrohten Tiere aufstellen und sagen: Wir müssen sie alle retten. Das ist schlicht unmöglich. Aber man kann ein paar Flaggschiffe auswählen, wie den Schim-pansen, den Gorilla, den Bonobo und na-türlich den Orang Utan in Asien, unsere engsten Verwandten." Goodall wurde dafür von Tierrechtlern heftig gescholten. Das Dilemma: Appelle, gar kein Fleisch zu essen, dürften nutzlos sein. Vor die Wahl gestellt, sollen wir zu-erst unsere nächsten Verwandten schüt-zen oder sie hintanstellen? Es ist eine tägliche Frage. Erst unlängst wurde ein Zierteichbesitzer verurteilt. Er hatte auf die Nachbarskatze geschossen, um seine Goldfische vor dem Gefressenwerden zu schützen. Der Import von Hunde-und Kat-zenfellen stößt auf heftige Proteste, die Einfuhr anderer Felle weniger. Pferde-transporte ins Schlachthaus nach Italien empören viele, Rindertransporte weniger. Was meinen Sie ?

Amerika, Land der Freiheit
Der englische Sprecher der ALF, Robin Webb, war bereits im letzten Jahr in den USA festgenommen worden, weil er zu einer Demo, für die nur 50 Leute zugelas-sen waren, als 51ste Person dazusstieß. Er wußte nichts vom Verbot. Er saß daraufhin 3 Monate in U-Haft (!), durfte über Weihnachten nicht nach Hau-se, und hat jetzt, unter der Drohung dass die U-Haft verlängert wird, sich für schul-dig bekannt. Strafe: 1000 Dollar.
Im Jänner 2001 wurde die texanische Studentin Megan Lewis in Dallas verurteilt. Sie war im November 1998 bei ei-ner Anti-Pelz-Demonstration vor einem Kaufhauseingang gesessen und der Ver-kehrsbehinderung schuldig befunden wor-den. Die Strafe: 500 $ und 10 Tage Ge-fängnis, außerdem wurden ihr, - das ist das bemerkenswerte - für zwei Jahre Tierrechtsaktivitäten verboten. Ihr Ein-wand, diese Auflage sei ein Verstoß gegen verfassungsrechtlich gewährte Freiheiten, wurde von der Berufungsinstanz verwor-fen und die Strafe bestätigt.
Quelle: Dallasobserver.com, 23.8.01 u.a.

Ihre Hunde wurden vergast

Die Vertreibung aus dem Paradies Diego Garcia, die Hauptinsel des Groß-britannien gehörigen Chagos-Archipel im Indischen Ozean wurde vor mehr als 30 Jahren an die USA als Luftwaffenstütz-punkt verpachtet. Die Bewohner wurden auf mehr oder minder hinterfetzige Weise gezwungen die Insel zu verlassen. Ihre Hunde wurden vergast. Die Insulaner ve-getieren seither auf Mauritius. Vor zwei Jahren hat ein britisches Gericht die Ver-treibung für gesetzwidrig erklärt. Die Rückkehr steht allerdings noch in weiter Ferne. die Inseln sind den USA als Basis im Irakkrieg zu wertvoll. Ein Schadener-satzprozeß, den die Inselbewohner ange-strengt haben, ist noch nicht entschieden.

Irland, Dachse und Rindertuberkulose
Seit ca. drei Jahrzehnten werfen Wissen-schaftler auf den britischen Inseln den Dachsen vor, sie seien maßgebliche Ursache für die Ausbreitung der Rindertuberkulose. Diese von anderen Wissenschaftlern und Dachsfreunden bezweifelte An-nahme hat seither immer wieder zu Dachsdezimierunsprogrammen geführt, deren Ergebnisse in Bezug auf die Tuberkulose umstritten sind. Dachsfreunde ziehen die These, Dachse seien Überträger der Krankheit teils überhaupt in Zweifel, teils meinen sie, erfolgreicher als Ausrot-tungsversuche wäre es, wenn die Farmer effektiv verhinderten, daß Dachse ins Rin-derfutter gerieten. Sei dem wie immer, vor drei Jahren wur-den in Irland 75 Dachs-Killer angestellt. Ziel ist die 30%ige Reduzierung der einheimischen Dachs-Population. Einige Be-zirke wurden bereits dachsrein gemacht. Batcher Watch Ireland, eine Dachsschutzorganisation prangert die grausamen Fang- und Tötungsmethoden an. Die Dachse werden mit Drahtschlingen gefan-gen und anschließend erschossen, wenn sie sich nicht schon vorher strangulierten. Säugende Dächsinnen werden ebenfalls mit Schlingen gefangen und erschossen, während ihre Jungen im Bau verhungern. Quelle Irish examiner und Batcherwatch Ireland 5 Tyrone Avenue Lismore Lawn, Waterford Ireland, Te. 051-373876, email barrettb@gofree.indigo.ie, 3-2003

Geflügelpest in Holland
1,6 Millionen Schlachtungen Zwei Wochen nach Ausbruch der Geflügelpest sind in den Niederlanden in 89 Betrieben rund 1,6 Millionen Hühner, Enten und Gänse getötet worden. Kleine Zeitung, Graz, 14.3.2003 .Anm. : In der Zwischenzeit wurden die Tötungen intensiv fortgesetzt.

Ob Brust oder Keule - verseucht
Die portugiesische Fleischindustrie hat ihren neuen Skandal: In Geflügelfleisch wurde die krebserrregende Substanz Nitrofuran entdeckt. Die Proben waren bereits im Oktober gezogen, aber erst vor kurzem ausgewertet worden. Die Substanz war erst aufgrund neuer EU-Bestimmungen in die Untersuchung ein-bezogen worden, die Geflügelmäster hatten offenbar nicht damit gerechnet. Nach Bekanntwerden der Ergebnisse brachen die Geflügelverkäufe über Nacht um 50 % ein. 11.3.2003

Betrugsverdacht gegen Fleischbeschauer: 15 Anzeigen
Die Kriminalabteilung der niederösterr. Gendarmerie zeigte gestern 15 Fleischbe-schau-Tierärzte wegen Verdachts des schweren Betrugs bei der Staatsanwaltschaft an: Sie hätten 700.000 Fleischun-tersuchungen verrechnet, doch nur 180.000 durchgeführt. Überdies seien sie zwischen Jänner 2000 und Juli 2001 an Schlachttagen nicht im Schlachthof anwe-send gewesen. Die Presse, Wien, 30.1.2003 Dioxin in Mozzarella Nahe Neapel wurden zwölf Agrarunter-nehmen geschlossen, nachdem man in Milch Dioxin gefunden hatte. Die Milch war für die Mozarella-Herstellung bestimmt. 13.3.2003

Kosmetikversuche: Verbot am St.Nimmerleinstag?
1993 hatte die EU eine Richtlinie erlassen, welche verbot, Kosmetika und ihre In-haltsstoffe nach dem 1.1.1998 im Tierver-such zu testen. Ebenso sollte der Import so geprüfter kosmetischer Produkte in die EU untersagt werden, all dies vorausge-setzt, daß bis dahin anerkannte (validier-te) Alternativverfahren , die auch von der OECD akzeptiert sind, zur Verfügung stehen. Im Mai 1997 stellte die EU-Kommission fest, das Verbot müßte ver-schoben werden, weil die Überprüfung und Anerkennung tierversuchsfreier Me-thoden noch nicht abgeschlossen sei, Außerdem verstieße ein Importverbot gegen Welthandelsabkommen. Die Verhandlung über die Umsetzung des Verbots sei erst wieder 2000 möglich. In der Folge wurde der Termin mit derselben Begründung immer wieder hinausgeschoben. Neuer-dings haben sich EU-Parlament und EU-Ministerrat geeinigt, das Verbot ab 2009 einzuführen, mit einigen Ausnahmen bis 2013. In Österreich sind Tierversuche für Kosmetikprodukte bereits seit 1999 verboten, was aber da Kosmetika regelmäßig importiert werden, wenig besagt. Es ist zu befürchten, daß die Fristen, wenn die Jahre 2009 und 2013 kommen, wieder verlängert werden, umso mehr als sich die EU ein Hintertürchen offen gehalten hat. Alternativmethoden fallen nicht vom Himmel. Die Industrie, notwendig kostenbewußt, wird sich um die Erforschung von Alternativen freiwillig sicher nicht bemü-hen, solange dabei kein finanzieller Vorteil abzusehen ist. Es läge daher an der EU-Kommission Alternativmethoden zu fördern. Was hat sie getan? Wenig bis nichts.

Mutter und Kind
Vor einigen Wochen verkaufte ein obersteirischer Bauer einen Jungstier aus Mutterkuhhaltung nach Oberösterreich. Dem dortigen Landwirt entkam das Tier, entfloh in die Wälder und ließ sich nicht mehr einfangen, Ein zu Hilfe gerufener Jäger machte sich mit einem Narkosege-wehr auf die Pirsch und schoß, allerdings ins eigene Bein und wurde im Kranken-haus gerettet. Die Narkosedosis war für ein Rind, keinen Menschen bestimmt. Die obersteirischen Bauersleute, die davon hörten, verfrachteten kurz entschlossen die Mutterkuh auf ein Fahrzeug und fuh-ren nach Oberösterreich. Dort im Wald ausgelassen, muhte die Kuh, und ihr Kind kam alsogleich herbei. Die Geschichte fand noch ein glückliches Ende. Der be-kannte Salzburger Tierschützer Michael Aufhauser nahm Rindermutter und Kind auf sein Gut Aiderbichl. Der Vorfall zeigt wieder einmal die Grau-samkeit unseres Umgangs mit Nutztieren auf. Zwar weniger hier, es handelte sich um Mutterkuhhaltung, doch im allgemei-nen werden Mutter und Kind ohne Rück-sicht auf ihre Empfindungen in frühester Jugend getrennt, ob die Kälber jetzt in den berüchtigten Iglus gehalten werden, ob das Mutterschwein durch die Ferkel-tränke ersetzt wird.

Export-Förderung für Rinder gestrichen - Augenauswischerei ?

.. Die EU hat einer langjährigen Forderung des Tierschutzes Rechnung getragen: ab sofort keine Exportförderung mehr für Lebendtier-Exporte in Drittländer. Ausge-nommen von der Streichung sind Exporte in den Libanon und nach Ägypten, genau die Länder, in die der größte Teil der Exporte geht.