anima Nr.2/2006

Sommer 2006

 

Aus dem Inhalt

Editorial ..................................... 2

 

Marie von Ebner-Eschenbach
Fremdes Leid ................................... 2

Emil Franzos
Von Bären und Wölfen .............. 3


Erwin Lauppert
Bären und Untertiere ................ 4


Bücher ...................................... 7
Manuela Linnemann (Hg.), Der Weg allen Fleisches
Andrea Dee, Bruder Bär
Jack Becklund, Bärenjahre
Petra Szammer, Kinder sind täglich meine Gäste
Herbert Walker, Bohnen, Erbsen, Linsen & Co.
Jonathan Balcombe, Pleasurable Kingdom


Vegetarisch gesund genießen ... 9
Vegetarische Notizen ...............13


Elisabeth Richter
Politik und Tiere
Ist die Hoffnung noch grün? ... 14


Nochmals: Pitbull ................... 15


Rocky ..................................... 17


Katzenfell-Importverbot .........18
Rauch-Kallat
und Bartenstein schweigen


Janez Dvronsek Veganer ............ 18

V-Label, vegetar. Gastronomie ... 19


Menschen für Menschen ........ 20
Impressum .............................. 20

Die Texte:

Seite 2:

Liebe Leserinnen und Leser,

der Bär, der aus der Titelseite hervorlugt, schaut fröhlich. Ein traurigeres Gesicht würde sich wohl eher geziemen. Doch das ist halt die Art der Teddybären. Wäre vielleicht der Teddy der passendere Bewohner unserer belebten Landstriche? Wir beschäftigen uns in dieser Nummer aus dem bekannten Anlaß mit der Frage der Sinnhaftigkeit des WWF-Programms, um teures Geld Bären zu importieren. Die einleitende Geschichte haben wir gewählt, weil es vielleicht hilfreich ist, dazu einen Situationsbericht aus alter Zeit zu hören.


Unsere Welt ist ein bißchen schizophren. Ungeheurer Medienrummel um einen armen Wanderbären, und derweilen werden allein bei uns im deutschen Sprachraum täglich rund zwei Millionen Tiere, namenlose Nutztiere umgebracht, von denen niemand spricht.
Nicht sprechen, das scheint leider auch die Maxime der Regierungsmitgliedern zu sein, die das Parlament beauftragt hat, das Importverbot für die Felle der im fernen Osten grausam zu Tode gebrachten Hunde und Katzen weiterzubringen. Warum schweigen sie? Wenn die Regierungsmehrheit Bauern gegen die Tierfreunde
schützt, ist das verständlich, Bauern sind schließlich ihre Klientel. Doch wem zuliebe unterläßt sie das Importverbot, wessen Interessen werden da tangiert, wir sehen niemanden und tappen im Dunkeln. Am Ende ist es pure Gleichgültigkeit?


Weil wir schon bei der Politik sind, der slowenische Staatspräsident hat Mitgefühl mit den Tieren, wurde Veganer. Jetzt halten ihn manche für geistesgestört. Komisch, daß man einen Politiker, wenn er Vernunft zeigt, für verrückt hält.


Im Zusammenhang mit tragischen Hundeunfällen haben wir noch ein Thema angeschnitten, das gern unter den Tisch gekehrt wird: die gerade bei Hunden, doch nicht nur bei diesen häufigen Qualzüchtungen.


Vor fünfundzwanzig Jahren hat Karlheinz Böhm ‚Menschen für Menschen’ gegründet. Dazu ein kleiner Hinweis am Schluß des Blattes: Menschen für Menschen und Menschen für Tiere sind kein Widerspruch.


Schöne Sommertage wünscht Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,
Ihre anima-Redaktion

 


Fremdes Leid

O sag nicht: Fremdes Leid!
Ein Leid ist fremd dir nie!
Die Trän im Bruderaug,
du selbst vergießest sie.


Es schlägt ein einzig Herz
in diesem großen All,
in deiner eignen Brust
ertönt sein Widerhall.


Der andre bist du selbst,
und ist ihm weh geschehn,
und sinkt verletzt er hin -
du bleibst nicht aufrecht stehn!


Marie von Ebner-Eschenbach
(1830 – 1916)

 

Seite 3:

Von Bären und Wölfen
Karl Emil Franzos
Aus „Ein Kampf ums Recht“ 1882

Kaum daß zuweilen aus einer der beiden ungeheuren Ebenen, zwischen die das Gebirge sich legt, von den Ufern der Theiß oder des Pruth, ein Wanderlustiger emporsteigt in diese fremde, wildschöne Welt. Noch heute gehört der Welyki Lys dem Bären, dem Hajdamaken und dem Huzulen. Und wenn man die Leute der Ebene befragt, so pflegen sie zu sagen, es sei zwischen diesen dreien, was Rechtsgefühl und gute Sitte betreffe, kein fühlbarer Unterschied. Aber das ist eine Verleumdung; sie alle sind besser als ihr Ruf.


Dies gilt auch vom Bären. Nur in dem niedriger gelegenen Waldteil, wo er die genauere Bekanntschaft des Menschen gemacht, hat sein ursprünglich biederer Charakter entschieden gelitten. Er ist da aus einem Jäger, der sich gemächlich aus der nächsten Hürde seine Nahrung holte, ein Gejagter geworden, und das verbittert sein Gemüt. Man muß leider sogar zugeben, daß er in diesen belebteren Waldstrichen die täppische Ehrlichkeit völlig abgelegt hat und ein feiger, heimtückischer Bursche geworden ist, der mehr raubt, als er verzehren kann, und aus Blutdurst mordet, wo es ohne Gefahr glücken will. Aber anders sein unverderbter Vetter hoch droben am Kamm des Gebirges. Dort ist noch der Bär der Herr und benimmt sich demgemäß: stolz und eigenwillig, aber doch auch großmütig und gastfrei. Daß er sich täglich seinen Tribut holt, bald aus dieser, bald aus jener Hürde, ist freilich wahr, aber das nehmen ihm die Hirten kaum übel; das ist, meinen sie, nun einmal Art der Herren, auf deren Boden man lebt, nur daß man diesen sogar die Steuer zutragen muß, während sich der Bär das seine selbst holt. Nicht grimmig wie ein Räuber, nicht verstohlen wie ein Dieb, sondern langsam, breitspurig und würdevoll kommt Meister Petz zur Herde geschritten, hält Umschau, nimmt sich das Schäflein, das Zicklein oder Kalb, das ihm genügend wohlgenährt erscheint, und geht ebenso würdevoll und bedächtig wieder ab. Auch bedrückt er nicht etwa einen der Untertanen zugunsten der anderen; er sucht alle Herden heim, die um seinen Stammsitz liegen, und kehrt in ziemlich regelmäßigen Zeiträumen wieder.

Die Hirten sind fest überzeugt, daß dies aus Rechtsgefühl geschieht; andere Leute meinen, es rührt daher, weil der Karpa-tenbär ein fleißiger Spaziergänger ist und sich daher naturgemäß um die Stunde, wo sich sein Appetit zu regen beginnt, bald der, bald jener Herde zunächst befindet. Daß die schlanke, zweibeinige, seltsam behaarte Bestie, mit der er hier und da zusammentrifft, gleichfalls warmes rotes Blut hat, scheint er großmütig zu übersehen. Gewahrt er den Hirten neben der Herde, so erhebt er das Haupt und brummt verdrießlich. „Nun, Bruder, ist es dir vielleicht nicht recht?“ übersetzt sich der Hirte diesen Ton. Ähnlich läßt er sich vernehmen, wenn ihm ein Mensch begegnet; zuerst ein heller, fast zorniger Ton, dann tiefes, langgezogenes Brummen, endlich wieder jener helle Ton; dies soll heißen: „Kerl, was willst du da, Kerl?“ Zum Angriff schreitet er höchst selten, wie er denn auch Schlafende wohl eifrig beschnüffelt, aber nie verletzt.


Während das gemeine, häßliche Tier, der Wolf, grimmig gehaßt und rastlos verfolgt wird, hält den Eingeborenen der oberen Waldschichten eine seltsame, tiefe Scheu ab, den Bären zu töten. „Das arme Väterchen hat es ohnehin schwer genug“, sagt er, oder auch: „Mit dem Braunen soll man sich nicht auf den Mordfuß stellen.“ Noch heute geht dort die Sage von einem Engländer, der zur Zeit des Kaisers Franz in den Bergwald kam, den Bären zu jagen. „Obwohl er“, erzählten sie, „jedem von uns armen Leuten eine Flinte aus Silber bot, falls wir mit ihm ziehen wollten, fanden sich doch nur wenige, die sich zu die-ser ruchlosen Verrichtung ermieten lie-ßen. Sie sind alle bei einer großen Kälte droben erfroren, auch der Herr. Und es ist ihm auch recht geschehen, was hat ihm denn das arme Väterchen zuleide getan, daß er es ausrotten wollte?“ Selbst auf den Fremdling, den heimatlosen Hajda-maken, überträgt sich diese Scheu; in den tiefer gelegenen Waldstrichen jagt er unablässig, wie dies ja dort auch der Eingeborene tut, mehr zum Vergnügen, als um seinen Hunger zu stillen; hier oben verhält er sich friedlich. „Hier ist des Bären Reich, und er tut ja auch uns nichts!“


K. E. Franzos, der ‚Dichter Galiziens’, wurde 1848 in Czortkow, Ostgalizien als Sohn eines liberalen Arztes sephardisch-jüdischer Abkunft geboren, besuchte in Czernowitz, Bukowina das deutsche Gymnasium, studierte in Wien und Graz Jus, und lebte als Jour-nalist und Schriftsteller in Österreich und später bis zu seinem Tode 1904 in Berlin. Seine Romane spie-geln das Spannungsfeld der Völker und der Religio-nen seiner Heimat. Eine seiner besonderen Leistun-gen war die Herausgabe der Werke Georg Büchners.
Die vorstehende Erzählung spielt um 1840 in den Waldkarpaten, damals Grenzland zwischen Galizien, der Bukowina und Ungarn, heute Südwestukraine. Die Huzulen (durch den Song-Kontest 2004 be-kannter geworden), die Bewohner dieser Bergland-schaft, ein ukrainischer (ruthenischer) Stamm, dem manche tatarische Wurzeln nachsagen, lebten da-mals noch abseits der Zivilisation. Hajdamaken sind je nach Einstellung des Betrachters Räuber oder polnischem Frondienst entsprungene ukrainische Freiheitskämpfer.




Bären und Untertiere

Wird in unserer von Sensation zu Sensation hetztenden Zeit der Bär bei Erscheinen dieser anima noch Medienthema sein? Wir wissen es nicht. Heute, zwei Wochen zuvor ist er es noch. Der Bruno oder JJ1. Und die zuständigen Politiker und die Leute vom WWF sind oder spielen erstaunt, nennen ihn Problembär, aus der Art geschlagen. Das konsterniert mich ein bißchen, und nicht wenige Naturschützer auch. Der Zottel wandert durch die Gegenden, bevorzugt entlegene, wenig be-siedelte. Er meidet direkten Kontakt mit Menschen, sonst hätte man ihn schon längst gefunden, ohne in Karelien um Hilfe rufen zu müssen, und frißt, was sich so bietet. Ist viel da, kann er auch wählerisch werden. Wie wir Menschen. Bringen massenweise Tiere um und essen von jedem nur ein Drittel. Was ist an all dem besonderes? Es ist normal, das steht in jedem besseren Bärenbuch.


Problematisch erscheinen mir eher die Politiker und Artenschützer, die keine Mühe und kein Geld gescheut haben, in Slowenien oder anderswo mit tierschützerisch fragwürdigen Methoden Bären zu fangen und im Trentino und Österreich auszusetzen, nicht ohne zu versichern, daß keinerlei Gefahr für Menschen beste-he. Und die jetzt jammern, wir müssen den Bären schnell fangen oder notfalls umbringen, bevor er noch ein Kind auffrißt.


Bekanntlich haben wir Menschen die Welt zivilisiert und so finden sich Raubtier oder höflicher formuliert Beutegreifer Bär, Tiger und der Elefant usw. eines Tages nicht mehr im Urwald sondern auf der Autobahn oder überspitzt formuliert im Porzellanladen. Und das paßt nicht zu-sammen. Auf der ganzen Welt. Bleiben wir beim Bären.


Mit dem gab es im deutschsprachigen Raum lange keine Probleme, denn er wurde bereits im 19.Jahrhundert „endgelöst“.


Und dann 1972 kam einer wieder, nur bedingt aus eigenem Antrieb, sein slowenisches Habitat war übervölkert. Ins niederösterreichisch-steirische Kalkgebirge, ins Ötscherland, wo es noch kleine Urwälder gibt. Zur Freude von Herzog Albrecht von Bayern, der dort eine große Eigenjagd besitzt. Und fand sich gleich heimisch, hatte ihm der Herzog doch den Gabentisch eher ungewollt reich gedeckt, mit Kraftfutter an Rehfütterungen; das sollte die Geweihqualität der Böcke verbessern. Im Verein mit anderen Großgrundbesitzern der Gegend wie Rothschild führte der WWF 1989 dem Ötscherbären ein Weibchen zu, Mira aus Kroatien, die bald Mutter wurde. 1992/93 importierte man nach vorangegangenen vergeblichen Versuchen – ein herzkranker Bär war dabei sogar an Streß gestorben – noch ein Männchen und ein Weibchen.

1993/94 brachte dann Nur-mi, ein Wanderbär wie Bruno, viel Aufregung und Schaden, bis er schließlich totgeschossen wurde. Ausführlich schildert die Einbürgerungsgeschichten Andrea Dee in ihrem 1996 geschriebenen und noch im Handel erhältlichen Buch „Bruder Bär“, das umfassend über den Bären und das Verhältnis Mensch : Bär in Geschichte und Gegenwart informiert.

Schon zuvor war man zur Erkenntnis gelangt, es bedürfe eines fachkundigen Bärenmanagements, um Reibungen zwischen Mensch und Tier zu minimieren. Bis Ende 1997 hatte die EU hiefür Förderungen von 9 Millionen Schilling vorgesehen. Spätere Zahlen sind mir nicht bekannt, nur daß man den Aufwand für JJ1 jetzt schon mit 2 Mill. S, 140.000 Euro kolportiert. Die Bärenpopulation im Ötschergebiet wird heute mit etwa zwanzig beziffert, dazu kommen die Karawankenbären im kärntnerisch-slowenischen Grenzgebiet.


Die großen Jagdherren (und –damen?) stehen der Wiederansiedlung des Brummtieres meist positiv gegenüber. Das ist verständlich. Auch wenn Bären (noch?) nicht geschossen werden dürfen, allein das Bewußtsein, hier gibt es Bären, erhöht für den Weidmann, ob Jagdherr oder als Jagdgäste eingeladene Prominente, Politiker und Geschäftsleute, den prickelnden Reiz der Pirsch und erhöht damit den Wert des Jagdgebiets und das Ansehen. Des einen Klimt ist des anderen Bär. Dazu der angenehme Nebeneffekt, daß ungeliebte Wanderer und Schwammerlsucher vergrämt werden. Und weil der Jäger bekanntlich ein Gewehr hat, ist die Gefahr für ihn gering.


Schwerer zu beantworten ist die Frage, warum sich der WWF und die EU gerade für den Bären und auch den Wolf so engagieren, und nicht gleichermaßen für den Waldrapp, der ist anders als Bär und Wolf wirklich fast ausgestorben. Die beiden anderen dagegen haben in Europa ihr gutes Auskommen. Der Bär in Finnland und Schweden in kaum besiedelten Gebieten, in Mengen gibt es ihn in Rußland, er ist in den Karpaten daheim, ganz nahe in der Slowakei und auch nahe im ehema-ligen Jugoslawien. Aber immerhin, wir produzieren um teures Geld weit über den Bedarf Biologen und so finden wenigstens ein paar davon einen Job.


Auch in der Allgemeinheit findet die Wiederansiedlung wenigstens dort, wo der Bär weit weg ist – wenngleich in je nach Schadensfällen schwankendem Verlauf – viel Zuspruch. Das mag mit dem Teddybären und dem, was dahintersteht, zusammenhängen. Mehr darüber bei Andrea Dee. Die herben Proteste der unmittelbar Betroffenen – wie kürzlich gegen die Aussetzung von vier slowenischen Tieren in den französischen Pyrenäen – wischen die Politiker beiseite.


Ein häufig gebrauchtes Argument: Das Volk der Bären sei immer schon da gewesen, bis wir es vertrieben oder umgebracht haben, so sei Wiederansiedlung unsere moralische Pflicht. Den Umstand, daß Denken in Völkern und Arten etwas an nationalsozialistische Ideologie erinnert, beiseite gelassen: Das Argument „es war einmal“ ist fragwürdig, wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Es schlägt sich übrigens selbst. Es war einmal, ehe wir sie ausrotteten, daß die Braunen nicht im kärgsten, hintersten Winkel des Berglandes hausten. Sie lebten im Wienerwald, in der Aulandschaft der Donau, im Prater, in der Lobau. Möchten sie die Restitutionsfreunde wirklich so nah?


Der Bär, er ist nun einmal ein Raubtier, verursacht Schaden. An Menschen eher selten. In Slowenien – erfuhr man anläßlich der Nurmi-Reise 1993 im Fernsehen, habe es in den letzten Jahrzehnten nur drei Tote gegeben. Dabei hatte sich das alte Regime um einen hohen Bestand an Bären bemüht, sie eifrig mit Pferden gefüttert. Die Wälder, die über die verlassenen Dörfer der von Hitler ausgesiedelten Gottscheer Deutschen wuchsen, und die Sperrgebiete um die Mordstätten der Nachweltkriegszeit boten ruhige Bleibe.

Zahlreiche Tote und Verstümmelte gab es in Rumänien wo unter Ceaucescu eine extreme Überpopulation herangezüchtet worden war. Berühmt waren die Müllbären von Brasov (einst Kronstadt), eine Fremdenverkehrsattraktion, bis dann nach 15 ruhigen Jahren 2004 einer zwei Menschen tötete und etliche verletzte.


Aus Amerika werden selten Todesfälle durch den dort heimischen etwas kleineren Schwarzbären gemeldet. Voriges Jahr wurde von einem Babyraub auf einem Campingplatz berichtet. Die Situation ist allerdings nicht vergleichbar. Die Schwarzbärenbestand in den USA wird auf rund 300.000 geschätzt, ebenso viele in Kanada. In den USA werden rund 40.000 Bären jährlich von Sportjägern erlegt, d.h. meist von Hochsitzen aus an Luderplätzen roh abgeknallt, rund 400 wurden 2004 aus Sicherheitsgründen von Amtspersonal getötet. Manche der amerikanischen Bären haben die Abfalltonnen erobert, und so an Zahl und Gewicht zugenommen. Einblick in das Leben mit Bären in kälteren Regionen der USA, im nördlichen Minnesota bietet das Taschenbuch Bärenjahre, in dem der Autor Jack Becklund berührend über seine Freundschaft mit einer Bärenfamilie erzählt.


Insgesamt sind also menschliche Opfer direkter Raubtierangriffe gering, erheblich häufiger sind Verkehrsunfälle, die bislang für Menschen meist glimpflich ausgingen, weniger glücklich meist für die Tiere. Das sollten gerade Tierfreunde nicht übersehen. Wie überhaupt für manch harmloses Wild nicht selten das Auto gefährlicher ist als der Jäger. (Ca.70.000 tote Rehe und Hasen jährlich in Österreich. In den Ver-einigten Staaten sterben 90 % der über 18 Monate alten Schwarzbären durch Jäger oder Auto /laut wikipedia).


Bären werden immer wieder auf Wanderschaft gehen. Ob Nurmi oder Bruno oder letztes Jahr in der Schweiz ein anderer vermutlicher Abkömmling der im Trentino ausgesetzten slowenischen Bärin. Die Opferzahlen durch Bär – darum hat ja Kaiser Josef II. vor mehr als zweihundert Jahren seine Ausrottung verfügt – und Wolf an „Beutetieren“ wie Hausschaf oder Rinderkalb oder auch Rehkitz, können allerdings hoch sein.

Das ficht natürlich den Artenschützer nicht an, dem bedeutet die Gattung alles, das einzelne Lebewesen dagegen nichts. Er verweist zynisch auf die Schadensversicherung. Auch den Normalbürger, der selbst mit Vergnügen Viecher ißt, berührt getötetes „Nutzvieh“ nicht, wenigstens solange er nicht für den finanziellen Schaden aufkommen muß. Daß da manch konventioneller Tierschutzverein aus finanziellen spendenfördernden Erwägungen mit dem Strom schwimmt, erstaunt nicht.


Erstaunlich und befremdlich ist jedoch, daß selbst Menschen, die sich der Tierrechtsszene zugehörig zählen, und für die es keine Werteskala nach dem Motto Herrenmenschen : Untermenschen geben, für die das Leben des Lammes gleich wichtig wie der Bär oder Wolf sein sollte, bereit sind, für ein Bärenleben Dutzende anderer zu opfern.


Auch wenn unsere menschliche Sympa-thie dem Zottel gehört und Schaf und Karnickel unser Herz wenig rühren mö-gen: Der Mensch trägt Verantwortung für die Lebewesen, die er zu Haustieren gemacht hat. Der Wildnis entwöhnt und zu Wehr- und Hilflosigkeit umgezüchtet, bedürfen sie seines Schutzes. Auch ein Haustier ist ein fühlendes Wesen und kein Objekt der Versicherungsmathematik. Letztere verurteilt letztendlich dann auch Bruno zum Tode.
Mutwillig in unsere zivilisierte Welt Raubwild zu setzen, grenzt nüchtern betrachtet im Ergebnis an Tierquälerei für beide, Haustier und Beutegreifer.


Ein Aspekt sei noch erwähnt. Viele Tierfreunde kämpfen aus guten Gründen mit Inbrunst gegen Jäger. Der Jagdtrieb dieser Spezies ist wenigstens durch Gesetze, Abschußpläne, Schonzeiten gebremst. Seit hundert Generationen lebt das Wild in Frieden vor Wolf und Bär. Es hat sie und die Gefahr vergessen. Millionen aufzuwenden, um fremde Jäger mit ungebremsten Trieben auf Wild, auf Jungtiere loszulassen: wenn Tierfreunde das gutheißen, ist das zumindest inkonse-quent.


Erwin Lauppert

 

 

Seite 7:

Bücher

Manuela Linnemann (Hg.)
Der Weg allen Fleisches
Das Motiv des Schlachtens in der Literatur
(Tierrechte - Menschenpflichten, Bd. 12),
Harald Fischer Verlag, Erlangen 2006, kart., 150 Seiten, 20,5 x 13,5 cm Längsformat, kart., 19,50 EUR (De), ISBN 3-89131-416-7
Mit Texten von: Jean-Jacques Rousseau · Oliver Goldsmith · Johann Wolfgang von Goethe · Karl Philipp Moritz · Bettine von Arnim · Jacob und Wilhelm Grimm · Justinus Kerner · Ludwig Uhland · Herman Melville · Theodor Fontane · Leo N. Tolstoi · Wilhelm Busch · Émile Zola · Thomas Hardy · Knut Hamsun · Oskar Panizza · Johannes Schlaf · Paul Scheerbart · Christian Morgenstern · Alfred Polgar · Alice B. Toklas · Upton Sinclair · Alfred Döblin · Otto Flake · Paul Zech · James Joyce · Franz Kafka · Itschak Katsenelson · Cécile Lauber · Kurt Tucholsky · Wladimir Majakowskij · Carlo Emilio Gadda · Hans Henny Jahnn · Bertolt Brecht · Isaac Bashevis Singer · Elias Canetti · Erwin Strittmatter · Albert Camus · Erich Fried · John Berger · Gabriele Wohmann · Ror Wolf · Beat Sterchi


Vor acht Jahren begonnen – mit Helmut F. Kaplans „Tiere haben Rechte“ – ist die anspruchsvolle Reihe Tierrechte – Menschenpflichten des Harald Fischer Verlags mit dem vorliegenden Werk bis zum zwölften Band gediehen. Dieser, da keine philosophische Abhandlung sondern eine Literatur-Anthologie, überzeugt auch Leser, denen nicht der Sinn nach intellektuell Hochgesponnenem steht.


Die Herausgeberin hat bereits mit dem vierten Band der Reihe, Brüder, Bestien, Automate, ihre sichere Hand in der Auswahl treffender Texte bewiesen. Gab sie dort einen Überblick über die widerstreitenden Anschauungen des denkenden Menschen zum Tier in den letzten zweieinhalb Jahrtausenden, widmet sie sich diesmal der Auseinandersetzung der Literatur der jüngsten zweieinhalb Jahrhunderte mit der Tötung von Tieren und konkret dem Akt des Schlachtens. In unserer dem Fleischgenuß zugeneigten Welt wird dieser Aspekt regelmäßig verdrängt.


Literatur zwingt uns zum Hinsehen – schreibt Linnemann im Vorwort – indem sie ein ‚Fenster’ in die Schlachthöfe öffnet und auch die scheinbar idyllische Hausschlachtung als ein martialisches Geschehen beleuchtet. In der Literatur wird die vermeintliche Natürlichkeit oder Selbstverständlichkeit des Tiertötens zu Ernährungszwecken demaskiert. Sie verhindert die Entkoppelung zwischen den grausamen Fakten der ‚Tierverwertung’ und dem scheinbar unschuldigen Alltagsbewußtsein der gemütlichen Fleischesser. Wo das Ausmaß der Massenschlachtungen das Vorstellungsvermögen der Menschen längst übersteigt, wo allenthalben der Akt der Tiertötung als etwas Neutrales wahrgenommen wird ... vermag uns die Literatur mit Bildern zu konfrontierern und so an unser Mitgefühl zu appellieren.
Mögen die Texte auch nicht den neuen Stand der industriellen Tötungsindustrie beschreiben, im Kern berührt der technische Fortschritt das Tötungsproblem nicht. Zwingender als die scharfsinnigsten philosophischen Erörterungen führt das Buch den Leser zur Fleischabkehr. Selbst betont nüchtern gehaltene Texte, eine Minderzahl, zwingen zum Nachdenken.
Günter Grass sagte unlängst, bezogen auf Menschenleid und moderne staatliche Gewalttäter: Keiner darf sich ins Schweigen flüchten. Wir Schriftsteller haben die Pflicht, die Toten zu zählen und den Einzelnen, ob Freund oder Feind, aus der Masse der Namenlosen herauszulösen. Die Texte zeigen, es gibt Schriftsteller, die diese Pflicht nicht nur auf menschliche Tote beschränken.


Andrea Dee
Bruder Bär
Mythos und Wirklichkeit
Ibera Verlag 1996, 288 Seiten, reich bebildert, f 21,5 x 14,5 cm Längsformat,, Ln., 25 EUR, ISBN 3-900436-19-3
Die aus der Tierrubrik im Standard bekannte Journalistin und Schriftstellerin hat dieses Buch vor zehn Jahren geschrieben, als Nurmi, auch ein ‚Problembär’, durch die Lande zog. Es ist heute wieder besonders aktuell und erfreulicherweise noch im Handel erhältlich.
Andrea Dee informiert umfassend, lebendig über das Tier, seine Geschichte, seine Lebensgewohnheiten, seinen Lebensraum, das Verhältnis Mensch : Bär in Vergangenheit und Gegenwart, die verschiedenen Bärenarten, den Mißbrauch des Bären zum Vergnügen des Menschen, über Mythologie und den Teddybären, den Bärenschutz und besonders mit ausführlicher Chronologie über seine Wiederansiedlung bei uns. Mit einem Wort, eine sehr wertvolle, angenehm zu lesende Informationsquelle, auch wenn man die Ansiedlung nicht so positiv wertet wie die Autorin.
E.L.


Jack Becklund
Bärenjahre – Das Erlebnis einer ungewöhnlichen Freundschaft
National Geographic und Goldmann Verlag München 2002, 222 Seiten, Taschenbuch, 11 EUR(D)
Der Autor, ein Journalist, in der Einschicht im nördlichen unwirtlichen bärenreichen Minnesota wohnend, beschreibt wie er und seine Frau über einen Vogelfutterautomaten ‚ins Gespräch’ mit einer jungen Schwarzbärin kamen und wie sich daraus eine langjährige Freundschaft mit der Bärin und ihren Kindern entwickelte.

Petra Szammer
Kinder sind täglich meine Gäste
Für und mit Kindern kochen
Steirische Verlagsgesellschaft (Leykam Verlag) Graz 2006, 156 Seiten, 24,5 x 18,5 cm Breitformat, Broschur, 156 Seiten, viele Bilder, 19.80 EUR, ISBN: 3-85489-130-X
Seit 1988 leitet Petra Szammer in Graz einen Kindergarten und kocht dort auch für und mit ihren Schützlingen. Daß gesundes lacto/ovo-vegetarisches Essen bei Kindern auch ankommt, haben ihr das ständige Nachschlagholen und der Blick "es ist immer noch ein bißchen zu wenig" gezeigt. Um die eine oder andere Lieblingsspeise der Kinder auch zu Hause nachkochen zu können, haben die Eltern immer wieder bei ihr um Rezepte angefragt. Das war der Anlaß, nun all die gesunden Köstlichkeiten in einem Buch zusammenzufassen, mit vielen guten Ratschlägen und Tipps rund um Ernährung, Einkauf, Zubereitung. (Aus dem Klappentext).
Das Buch wurde von einer Drogeriekette für die dort vertriebenen Bio-Produkte gesponsert, daher bei allen Rezepten der Namen einer Bio-Marke. Anscheinend ist der Fortschritt der Reklame vom Fernsehen in den Buchmarkt nicht aufzuhalten. Der Güte der Rezepte tut dies keinen Abbruch und der Leser weiß wohl, daß die umworbene Marke nicht besser als eine andere ist.

Herbert Walker
Bohnen, Erbsen, Linsen & Co.
Vollwertige Rezepte mit Hülsenfrüchten
fantastisch vegetarisch, pala-verlag Darmstadt 2006, 160 Seiten, 17 x 12 cm Längsformat, Hardcover, 8,80 EUR, 16,30 sFr, ISBN: 3-89566-215-1
Noch immer erhalten Hülsenfrüchte heute in vielen Küchen nicht den Stellenwert, der ihnen zusteht. Allzulange galten sie als Arme-Leute-Essen. Dem Autor Herbert Walker ist es jedoch gelungen, anhand dieses Buches in dem sich 90 Rezepte für die Zubereitung von Hülsenfrüchte finden, diese aus ihrem Schattendasein zu befreien. Wer die Rezepte studiert, wird überrascht sein, welch verlockende Vielfalt in Geschmack und Verwendungsform uns Hülsenfrüchte bieten. Und restlos begeistert von Bohnen, Erbsen, Linsen, Sojabohnen und Kichererbsen wird der sein, der sich über deren Nährstoffgehalt schlau macht. Sie enthalten nämlich jede Menge Mineralstoffe wie Kalium, Calcium, Phosphor und Eisen. Weiters wenig Fett, dafür komplexe Kohlenhydrate und verschiedene B-Vitamine. In Kombination mit Getreide sind Hülsenfrüchte die optimale Eiweißversorgung und schützen Herz und Muskeln.
Sie erfahren in diesem Buch alles über die richtige Zubereitung, egal, ob sie kochen oder keimen wollen. Gegliedert ist das Werk in Salate und Vorspeisen, Suppen, Eintöpfe und Currys, Hauptgerichte, Beilagen, Aufstriche und Süßes.
Rezepte ohne jegliche tierische Zutaten sind mit zwei Ähren gekennzeichnet und sind zahlreich vorhanden. Auch die übrigen Rezepte lassen sich für Veganer leicht veganisieren.
Mit diesem Kochbuch bekommt sicher jede Köchin und jeder Koch Lust, Hülsenfrüchte häufiger zu verwenden. Denn damit tun Sie sicher Ihrer Gesundheit und Ihren Geschmacksnerven etwas Gutes.
Viel Spaß beim Kochen und guten Appetit wünscht
Michaela Schaller

In Englisch:
Jonathan Balcombe
Pleasurable Kingdom:
Animals and the Nature of Feeling Good
288 Seiten, ca. 27 EUR, MacMillan, USA, May 2006, ISBN: 1403986010
Balcombe, ein amerikanischer Verhaltensforscher, der mit dem Physicians Committee for Responsible Medicine, in Verbindung steht und in der Humane Society of the United States arbeitete, tritt in diesem vor kurzem leider nur englisch erschienenen Buch der verbreiteten These entgegen, das Leben sei für Tiere nur ein harter, freudloser Kampf ums Überleben. Der Autor verbindet wissenschaftliche Untersuchungen und Einzelerlebnisse zum Nachweis, daß Tiere an vielem Freude und Vergnügen finden können. Nicht nur die jetzt allgemein akzeptierte Tatsache, daß Tiere Schmerzen empfinden können, auch die Fähigkeit der Tiere zu positiven Gefühlen verpflichte den Menschen zu ethischen Konsequenzen.

 

Seite 15:

Nochmals: Pitbull?

In der vorletzten anima berichteten wir Ihnen über den Tod eines kleinen Jungen, der im Dezember in der Schweiz einer Pitbull-Attacke zum Opfer fiel, und über die Reaktionen der Schweizer Öffentlichkeit. Der derzeitige Stand der Sache: Der Italiener, der die sechs Pitbulls zwecks Verkaufs in die Schweiz importiert hatte, und seine Lebensgefährtin befanden sich im Mai wegen Fluchtgefahr noch in Haft. Nachdem die drei Hunde, die den Angriff geführt hatten, schon im Dezember getötet worden waren, wurden später auch die restlichen drei als aggressiv eingestuft und eingeschläfert.

Kurz nach der Tat entfachte eine Boulevardzeitung eine Kampagne gegen Kampfhunde, Dreiviertel aller Schweizer Parlamentarier unterschrieben für ein Verbot. Dann formierte sich die Gegenbewegung, eine Art Koalition zwischen Rasse-zuchtverbänden und radikaleren Tierschützern, wie auch Tierärzten. Die Politik wurde vorsichtiger. Parlament und Bundesregierung spielen Pingpong. Die beiden Kammern der Volksvertretung forderten um den 20.Juni schon zum zweiten Mal schärfere Maßnahmen, die Regierung kontert jedesmal, sie hätte keine gesetzliche Grundlage und verordnete lediglich Meldepflicht für Hundebisse und gefährliche Hunde. Die Kantone agieren unterschiedlich; in Genf eine Initiative mit 13.000 Unterschriften für ein Verbot gefährlicher Rassen, im Wallis eine Initiative gegen das dort bereits erlassene Verbot.


In Frankreich führte eine Häufung tragischer Unfälle – im Juni ein 17 Monate altes Mädchen im Kinderwagen vom American Staffordshire Terrier eines Verwandten totgebissen, im Mai ein Achtjähriger von einem Mastiff-Terrier – zur Regierungsankündigung, die an sich schon strengen Vorschriften weiter zu verschärfen.


Daß sich Rassezuchtverbände intensiv gegen Verbote wenden, verwundert nicht – es geht nicht allein um den Pitbull, bei welcher Rasse hört der Gesetzgeber auf? Es geht um viel mehr. Es droht ein viel gravierenderes bisher meist unter den Tisch gekehrtes Problem aufzubrechen, die Rassezucht als Qualzucht.


Es ist kaum möglich, Rassemerkmale zu züchten ohne zugleich Schlechtes mitzuzüchten. Es ist nicht naturgegeben, daß manche Hunderassen verstärkt Atem- oder Rücken- oder Gelenkprobleme haben, an Sehschwäche, Taubheit und so fort leiden, es ist menschliches Machwerk.

Mit gutem Grund wenden sich viele gegen die Veränderung von Lebewesen mittels Gentechnik, warum nicht auch gegen den Mißbrauch „normaler“ Zuchtmethoden? Zwar gibt es gesetzliche Verbote, nur die greifen nicht. Auf der website einer Hundefreundin ist zu lesen: „ ... ein kleiner Denkanstoß: Je ausgefallener die Rassen sind, desto teurer sind sie. Wer sitzt im Vorstand der oder jener Vereinigung Dort besteht doch im Grund genommen gar kein Interesse, gewisse Rassestandards zu ändern. Geld stinkt nicht und Tierärzte wollen schließlich auch leben....“


Wie sehr Hunde die Bevölkerung bewegen, zeigte sich kürzlich in Wien. Eine junge Mutter, des Hundekots auf Spielwiesen überdrüssig, startete eine Initiative (w w w.hundekot.at) „Eltern gegen Hundekot“ unter dem Slogan „Fairness im öffentlichen Raum – Wien ist ein Hundeklo“ (Die Dame übertreibt nicht. Ich konnte auf einer Baumscheibe, die ein mir anvertraute Hund so wie manch anderer bevorzugte, unschwer einen halben Eimer voll Hundstrümmerln sammeln) und forderte unter anderem von der Gemeinde eine umfangreiche mehrjährige Kampagne, in der das Beseitigen von Hundekot durch die Hundebesitzer thematisiert wird. Der Bürgermeister, die wahlberechtigten Hundebesitzer im Auge, weigerte sich vorerst die Initiatorin zu empfangen („ein verhältnismäßig läppisches Problem“), gab aber, als binnen zwei Wochen über 60.000 Bürger unterschrieben (zum Schluß waren es 150.000), klein bei.


Wenn wir mit unseren Mitmenschen in Frieden leben wollen, sollten wir Hundefreunde deren Sorgen ernst nehmen, ob es sich um Angst vor tödlichen Bissen oder vor Infektion durch Dreck handelt. Gegen züchterische Überheblichkeit hülfe am einfachsten: nicht kaufen. Leider, das funktioniert nicht. Bei den Qualzüchtungen nicht und schon gar nicht bei den unscharf Kampfhunde genannten.

Der Mensch hat zahllose Rassen abgetan, nur weil sie sich nicht rentiert haben. Soll nur das Geld über eine Rasse entscheiden? Es gibt heutzutage keinen vernünftigen Grund für die vereinfacht Kampfhunde genannten Rassen. Viele fürchten sich vor ihnen, fürchten vor allem für ihre kleineren Hunde.

Die als besonders gefährllch angesehenen Rassen sind nicht vom lieben Gott erschaffen sondern fragwürdiges Menschenwerk. Ich plädiere dafür, ihre weitere Zucht zu verbieten. Und mit der Vollziehung des Qualzuchtverbots endlich zu beginnen.


Erwin Lauppert

Seite 16:

Rocky
Ansichten eines Hundes

Nachdem meine Zeilen in der letzten anima doch bei einigen Interesse fanden, möchte ich auch heute wieder zur Feder greifen und ein Thema behandeln, das mir besonders am Herzen liegt. Unlängst, als ich so dahinschnüffelte, stieß ich auf ein Papier mit einer Liste von Gründen, die gegen die Ernährung mit Tier-produkten, sprechen. Ich zähle sie Ihnen auf. Weiters möchte ich Sie auf Ihre Verantwortung und Ihre Macht als Konsumenten hinweisen. Denn jeder kann sich selbst beim täglichen Einkauf für oder gegen Tierausbeutung entscheiden.


Folgende Beispiele werden Ihnen vielleicht dabei helfen:


47 % der weltweiten Getreideproduktion wird an Schlachttiere verfüttert, demgegenüber sterben nach UNO-Statistik täglich 43.000 Kinder an Hunger.


2/3 der Futtermittelimporte der EU stammen aus Entwicklungsländern. Nicht die Überbevölkerung ist die Ursache der Lebensmittelknappheit, sondern der Missbrauch der Nahrungsmittel.


828 Millionen Menschen leiden an chronischer Unterernährung. Wir könnten jedoch ohne mehr Nahrung zu produzieren, die doppelte Weltbevölkerung ernähren.


Laut Angaben des Landwirtschaftsministeriums der USA werden jährlich über 90 % des in Amerika angebauten Getreides an Schlachttiere verfüttert. Das ist mehr Getreide als die Bevölkerung Indiens und Chinas zusammen zur Ernährung braucht.


Deutschland verbraucht für die Schweinemast so viel an pflanzlichen Lebensmitteln wie ganz Afrika benötigen würde, um die Hungersnot zu stoppen.


Für die Produktion von 1 kg Fleisch werden 2500 bis 6000 Liter Wasser benötigt. Für den Anbau von1 kg Weizen hingegen 60 Liter Wasser.


Die Futtermittel- und Tierzuchtindu-strie fördern die Genmanipulation von Saatgut und Tieren.


Die Tierfutterproduktion ist Hauptverursacher von Wasser-, Umweltverschmutzung und
Bodenvergiftung da intensiv Kunstdünger, Pestizide, Insektizide, Fungizide etc. eingesetzt werden.


Allein in die Nordsee werden jährlich 100.000 Tonnen Phosphate und 1 Million Tonnen Nitrate geschwemmt. Der Bestand der großen Fischarten ist drastisch zurückgegangen. Jedes Jahr gehen bis zu 20 Millionen Tonnen Beifang, wie Meeressäuger, Fische und andere Tiere zugrunde!


Milchprodukte sind nicht so gesund, wie sie von der Milchindustrie angepriesen werden! Das tierische Eiweiß und das daran gebundene Kalzium haben eine wesentlich ungünstigere Ami-nosäurenzusammensetzung als pflanzliches Eiweiß.


Kühe haben nur dann Milch, wenn sie ein Kalb geboren haben. Die männlichen Kälber fallen nach meist qualvoller Mast der Schlachtindustrie zum Opfer.


Ein Mastbetrieb mit 5000 Kälbern produziert 10 Millionen Liter Jauche.


Die Ernährungsforschung sieht einen direkten Zusammenhang zwischen Fleischessen und bestimmten Krebsarten, Gicht und alle Erkrankungen der Niere. (Berliner Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie)


Die Liste von Gründen die gegen Tierprodukte sprechen, ließe sich noch endlos lange fortsetzen. Doch ich hoffe, dass die oben angeführten für Sie schon ausreichen, um Ihre Ernährungs-gewohnheiten zu überdenken und gegebe-nenfalls zu verändern.
Das wünscht sich im Sinne einer friedvolleren, gerechteren und schöneren Welt


Ihr Rocky


PS.
Ü brigens,
Ihr habt mehr Macht als Ihr denkt!

 

Seite 17:

Notizen

Pelzhändler und Tierrechtler
Seit fast vier Jahren ist der Bekleidungskonzern Peek & Cloppenburg - P&C Gegenstand von Anti-Pelzaktionen im deutschsprachigen Raum. Die Kette zählt zu jenen Firmen, die nach wie vor Echtpelz, sei es ganze Stücke sei es Verbrämungen, verkauft und anders als andere Handelshäuser die Forderung von Tierrechtlern, derartiges aus dem Sortiment zu nehmen, ablehnt.
Bei den Aktionen handelt es sich zum Teil um legale Kleindemonstrationen, wie etwa meist samstags vor der Filiale in der Wiener Mariahilferstraße, teils um Aktionen außerhalb des legalen Rahmens, wie kurzfristige Geschäfts- sperren, Aufpinselung von Parolen etc. aber auch schwerwiegendere Angriffe. So erregte im April die Schändung der Grabstätte der Familie in Berlin besonderes Aufsehen, die Heimsuchung des Lagers der Firma in Langenzersdorf bei Wien im Mai verursachte beträchtlichen Schaden.
Wir haben schon wiederholt mit eingehender Begründung dargelegt, daß wir kriminelle Aktionen ablehnen und für die Tierrechtssache schädlich erachten, aber auch bemerkt, daß Unternehmer, die gestützt auf ihre finanzielle Macht wahrheitsgetreuer Aufklärung über die ‚Pelzproduktion’ mit kostspieligen Gerichtsklagen begegnen, zwar nicht rechtlich aber moralisch Terror nahekommen und zu illegalen Gegenmaßnahmen provozieren.
Wenn die Konsumenten keine tierquälerisch erzeugten Waren kaufen und Geschäfte, die solche anbieten, meiden, wird auch nichts mehr angeboten werden. Es gilt die Konsumenten zu überzeugen.
Niemand ist gezwungen, in Geschäften zu kaufen, die Pelzverbrämtes anbieten.
Fleischkonsum und Magenkrebs
Seit 1992 geben im Rahmen der Krebsforschung ca. eine halbe Million Menschen aus zehn europäischen Ländern Auskunft über ihre Ernährungsgewohnheiten. (EPIC, ww w.iarc.fr/ epic).
Die Auswertung dieser Daten hat jetzt ergeben, daß bei Menschen, die mit dem Magenbakterium Helicobacter pylori infiziert sind und viel Fleisch konsumieren, das Risiko an Magenkrebs zu erkranken fünf Mal höher ist. Bei nichtinfizierten Personen war kein signifikanter Zusammenhang nachzuweisen.
Journal of the National Cancer Institute, http :// jncicancerspectrum. oxfordjournals.org



Verdi, Attac und Lidl
Es war die Begegnung zweier Welten. Auf der einen Seite Klaus Gehrig, Chef der Schwarz-Stiftung, Herr über 7000 Lidl- und Kaufland-Filialen in 19 Ländern, Gebieter über 150.000 Mitarbeiter und engster Vertrauter des Lidl-Gründers Dieter Schwarz. Auf der anderen Seite Jutta Sundermann, 34 Aktivistin beim globalisierungskritischen Netzwerk Attac und überzeugte Veganerin beginnt eine Zeitung den Bericht über die Zusammenarbeit zwischen der deutschen Gewerkschaft Verdi und Attac.
Mit der und anderen Partnern hat sich Verdi zusammengetan und so bei der bislang kommunikationsresistenten, durch diverse Aktionen genervte Handelskette zu Gesprächsbereitschaft erwirkt.
ATTAC-Taktik: Ein gutes Dutzend Studenten vor einer Lidl-Filiale. Einige tragen Oberteile, auf die je ein Buchstabe gemalt ist. Gemeinsam formen sie die Aufforderung "Stoppt Dumping". Die übrigen verteilen erst einmal Blumen an die Kassierinnen und drücken dann den erstaunten Kunden Flugblätter in die Hand, die Lidl-Werbebroschüren nachempfunden sind. "Lidl ist nicht zu billigen!" Ein Lidl-Verkaufsleiter versucht es mit Diskussion: "Es ist gut, daß wir die Gelegenheit haben, über Ihre Anliegen zu sprechen."
Auf seinen Rücken hat jemand unbemerkt einen Aufkleber gepappt: "Lidl ist nicht zu billigen!" Die Stimmung kippt ins Heitere.....

Seite 18:

Zum Katzenfell-Importverbot
Rauch-Kallat und
Bartenstein schweigen

Seit Jahren kämpfen wie bekannt Tierfreunde in vielen Ländern gegen die grauenhafte Katzen- und Hundeproduktion namentlich in Ostasien für den europäischen Pelzmarkt. Ein kleiner Teil-erfolg:
In der Nationalratssitzung am 25.1.2006 haben die im Parlament vertretenen Parteien endlich – nach langjährigem Bemühen der Tierfreunde – einstimmig folgenden Entschließung angenommen (wir berichteten):
Die zuständigen Mitglieder der Bundesregie-rung werden ersucht
ein nationales Importverbot von Hunde- und Katzenfellen nach rechtlicher Klärung auszu-arbeiten und geeignete Umsetzungsschritte zu prüfen und auf europäischer Ebene für die Schaffung eines internationalen Kennzeich-nungssystems von Fellen in verarbeiteten Klei-dungstücken einzutreten.
Fürs erste ist die Gesundheits- und Tierschutzministerin Rauch-Kallat zuständig, fürs zweite der Minister für Wirtschaft & Arbeit Bartenstein.
Fünf Monate sind seit der Nationalrats-entschließung vergangen. Was ist geschehen? Ist etwas geschehen? Wir wollten es von den beiden Ministern wissen, doch sie würdigen uns keiner Antwort. Das verwundert, in Vor-wahlzeiten sind Minister sonst meist leutseli-ger. Auch auf ihren Websites finden wir nichts.
Doch es gibt auch noch andere Parteien. Am 20. Juni hat die grüne Tierschutzsprecherin Weinzinger mit Koll. eine entsprechende parla-mentarische Anfrage an die beiden verant-wortlichen Minister gestellt. Vielleicht erfährt die Bevölkerung so, was bisher getan wurde.
‚ Jährlich werden – heißt es hiezu in einer grünen Aussendung in Asien über 2 Millionen Hunde und Katzen wegen ihres Felles getötet und exportiert. Die Produkte werden entweder nicht eindeutig oder gar nicht deklariert. Somit wissen die Käuferinnen in Europa beim Kauf von Produkten wie Kragenbesetzungen, Ver-brämungen, Schuhen, Stiefeln, Handschuhen, Gürteln, Autopolsterungen, Ledermöbeln, etc. gar nicht, daß es sich hierbei um verwertete Hunde und Katzen handelt.’
Liebe Tierfreunde, fragen auch Sie direkt die Minister und andere Politiker. Zeigen Sie, daß Ihnen die Sache am Herzen liegt.

Dr. Janes Drnovsek
Staatspräsident unseres Nachbarlandes Slowenien
zuvor bis 2002 zehn Jahre lang Regierungschef, galt früher – schreiben Zeitungen – als kalter Technokrat.
Doch seit dem vergangenen Jahr – schreiben Zeitungen – sei nichts mehr, wie es einmal war. Er bekenne sich als Buddhist und Veganer. Sein Buch "Gedanken über Leben und Bewusstsein", in dem er seine Landsleute zu einem bewußteren Leben samt fleischloser Ernährung und Kampf für die Tierrechte auffordere, sei innerhalb von sieben Tagen vergriffen gewesen. Man rätsle, ob der Wandel mit seiner schweren Krebserkrankung zusammenhänge.


Wir bringen einen kleinen Auszug aus einem Interview, das Drnovschek vor sechs Monaten der slowenischen Zeitschrift für Tierrechte ‚Freiheit für Tiere’ gab. Der volle Wortlaut ist auf der website der Schweizerischen Vereinigung für Vegetarimus unter ww w.vegetarismus.ch veröffentlicht.


Warum wurden Sie zum Vegetarier, und wel-che Veränderungen haben Sie durch diese Ernährung erfahren?
Weil ich fühle, daß solche Nahrung besser ist, hochwertiger. Fleisch essen wir doch letztlich mehr auf Grund von anerzogenen Gewohnheiten und Verhaltensmustern. Einige Jahre lang war ich Vegetarier, in letzter Zeit bin ich dann zum Veganer geworden, also konsumiere ich auch keine Milch, Milchprodukte und Eier mehr. Es bleibt dabei trotzdem noch eine genügend große Auswahl von verschiedenen pflanzlichen Nahrungsmitteln, die allen Anforderungen genügen. Zu diesem Schritt habe ich mich einem inneren Gefühl folgend entschlossen. ...
Wenn wir uns vor Augen halten, wie der Mensch mit der Tierwelt umgeht und auf diese einwirkt, müßten wir eigentlich behaupten, daß dies keine Menschen sind. Denken wir nur an die Massenschlachthöfe, die Rinderzucht oder Geflügelhaltung, wo unmögliche Bedingungen für das Leben der Tiere vorherrschen.


Also waren bei der Entscheidung für den Vegetarismus auch ethische Gründe maßgeblich?
Natürlich war auch der ethische Beweggrund vorhanden, zum anderen die Tatsache, daß der Mensch tatsächlich kein Tierfleisch benötigt.


Alle Politiker dieser Welt betonen in ihren Reden immer wieder ihren Einsatz für den Welt-frieden. Sind Sie der Ansicht, daß Frieden auch mit unserem Verhältnis zu den Tieren und einer unblutigen, friedfertigen Ernährung verbunden ist? Oder wie es Tolstoi ausdrückte: ‚Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.’
Wenn das Bewußtsein des Menschen hoch genug entwickelt ist, dann wird er Tiere nicht mehr töten oder grausam behandeln. Von einem solchen Menschen ist also noch weniger zu erwarten, daß er in den Krieg ziehen und Menschen töten wird, um einen Vorteil zu erlangen. Bei Menschen, die Tiere nicht töten und essen, bestehen viel mehr Möglichkeiten, daß sie einen Weg finden, in Frieden und Harmonie zu leben. Das alles ist miteinander verbunden, verbunden über das Niveau des Bewußtseins. Dann, wenn das Niveau hoch genug ist, kommt eines zum anderen. Deshalb ist die Schlüsselfrage die Aufklärung der Menschen.

 

Seite 19:

Das Vegetarismus-Label
Die Zahl vegetarischer Artikel wie Aufstriche, Bratlinge in den Lebensmittelmärkten
steigt erfreulicherweise. Doch kann man den Angaben ‚rein pflanzlich’etc. wirklich immer trauen, auch bezüglich der Zutaten?
Es muß nicht immer alles auf der Zutatenliste stehen, ganz abgesehen davon daß Kleingedrucktes lesen mühsam ist.
Darum hat die Europäische Vegetarier Union (EVU) ein Label geschaffen (ein grünes V als Blume, siehe oben), das anzeigt: Hier ist wirklich nichts vom toten Tier drin und mit dem Zusatz "vegan" auch nichts vom lebenden.


Green Heart – köstlicher veganer Liptauer mit dem V-Label
Seit kurzem gibt es zwei vegane Liptauer- Aufstrichsorten (auf Sojabasis) der Firma Wojnar’s unter der neuen Marke "Green Heart" in Billa Filialen. Das Vegetarismusgütesiegel V-Label mit dem Zusatz ‚vegan’ garantiert die Freiheit von tierlichen Inhaltsstoffen.
Leider leidet die Einführung unter Falschangaben in den Regalen. Grean Heart wird in 150g –Schalen angeboten, das Konkurrenzprodukt ohne Label bio.k. in 125 g-Schalen; ausgepreist ist dieses jedoch falsch mit 150 g und darauf fußend mit einem niedrigeren Kg-Preis, wiewohl in Wahrheit Grean Heart billiger ist. Trotz wiederholter Hinweise hat es Billa bisher unterlassen, den irreführenden Fehler richtigzustellen.
Andere Produktserien, die das V-Label tragen:
VegaVita, div. Bratlinge etc., auf Getreide- und Sojabasis bei Merkur, La Comptesse Öle,
Paramonov und Seeberger im Bio-Fachhandel.


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