anima - Nr.4/2006

Winter 2006/2007

 

 

Aus dem Inhalt:

A.Rotzetter
Vegetarische Ernährung – warum? .... . 3

Bücher ............................................ 6
D.Birnbacher, Bioethik zwischen Natur und Interesse, H.F.Kaplan, Der Verrat des Men-schen an den Tieren, K.Leondarakis, Men-schenrecht „Tierschutz“, Ch.Probst, Tierschutz im Unterricht; A.Risi, R.Zürrer, Vegetarisch leben

Vegane Vegetarier .......................... 10


Vegetarische Informationen ............. 15
Einladung zur Generalversammlung der ÖVU


Helmut F.Kaplan
Ist der Mensch von Natur aus Veganer ? ........................ 16


Manfred Kyber, Gottes Gäste ........... 17


Demonstrationen ........................... 20
Terror und Antiterror ...................... 20


Notizen und Ankündigungen ............ 22


J.Ringelnatz,
Silvester bei den Kannibalen ............ 24
Impressum .................................... 24

 

Seite 1:

Gesetzt den Fall ...
Robert Gernhardt

Gesetzt den Fall, ihr habt ein Schaf gekränkt – ....

 

Seite 2:

Liebe Leserinnen und Leser,
es wird oft Klage geführt, gerade die Kirche, und ihre Vertreter stünden dem Vegetarismus und den Bemühungen gegen Tierquälerei ablehnend bis gleichgültig gegenüber. Wir glauben, dem ist nicht so. Die eher traurige Wahrheit ist, daß die Begeisterung, sich zugunsten gequälter Tiere zu engagieren, in allen gesellschaftlichen Gruppierungen höflich formuliert eher gedämpft ist. Es finden sich gerade auch in der katholischen Kirche immer wieder Persönlichkeiten, die sich für Tiere einsetzen. Erinnert sei, an den streitbaren Grazer Theologen Prof. DDDr. Ude in der Zeit zwischen den Weltkriegen, einen überzeugten Vegetarier, der das Gebot „Du sollst nicht töten“ umfassend auslegte. Übrigens zählt auch heute ein Vegetarier zu den Professoren der Grazer theologischen Fakultät. Vor etlichen Jahren war sich ein Bischof, der der konservativen Gruppe zugerechnet wird, nicht zu schade gemeinsam mit Tierschützern gegen die schändlichen EU-subventionierten Tiertransporte zu demonstrieren. Wir freuen uns, daß wir in dieser anima wieder einen Artikel aus katholischer Feder bringen dürfen, der bekannte Buchautor und Kapuziner Dr.Rotzetter behandelt das Thema Vegetarische Ernährung – warum?
In der Blattmitte finden Sie diesmal Bilder, Fotografien von Menschen jeden Alters und Berufs, sozusagen normale Menschen. Die outen sich als vegane Vegetarier, um dem Begriff Veganer den Makel des Fanatischen und Absonderlichen zu nehmen. Mag es auch sinnvoll scheinen, alle Werbekraft darauf zu wenden, die rund 97 % Fleischesser unter den Österreichern dahin zu bringen, wenigstens weniger Tiere aufzuessen. Absonderlich ist es wohl keineswegs, konsequent die Mitwirkung an der tierverachtenden industriellen Milch- und Eierproduktion zu verweigern.


Was findet sich noch in der anima? U.a. ausführliche Buchbesprechungen, da Weihnachten ist, eine besinnliche Erzählung; ja, noch etwas. Wenn Sie unser Hunderl vermissen, es ist leider zum Bellen zu heiser, aber es wird schon wieder.
Frohe Festtage wünscht Ihnen,
liebe Leserinnen und Leser,
Ihre anima-redaktion.

Zu Seite 3:
Der Kapuziner Dr. Anton Rotzetter,
Kloster Altdorf, Schweiz, ist weithin bekannter Fachmann für franziskanisch und biblisch geprägte Spiritualität, war u.a. lange Jahre Präsident der Franziskanischen Akademie und ist 1.Vorsitzender von AKUT-CH – Aktion Kirche und Tiere - Schweiz.
Einige aus der großen Zahl seiner Werke: Der Stern des Messias-Psalmbetrachtungen für Advent und Weihnachten; Du Atem meines Lebens-Ausgewählte Gebete; Mit Gott im Heute-Grundkurs franziskanischen Lebens; Latium – Umbrien – Toskana; Spirituelle Lebenskultur für das dritte Jahrtausend; Franz von Assisi-Ein Anfang und was davon bleibt

Zur Titelseite:
Robert Gernhardt (1937 – 2006) war u.a. Satiriker, Lyriker, Essayist, Zeichner und Maler (de.wikipedia). Von seinen zahlreichen Werken nennen wir hier Robert Gernhardts Katzenbuch, Insel 2006 (104 Seiten mit Bildern von Almut Gernhardt), Was für ein Tag, Insel 2005 (35 Seiten, eine bebilderte Katzengeschichte), Was deine Katze wirklich denkt, Fischer 2005 (92 Seiten), Gesammelte Gedichte, 4.Aufl. Fischer 2005 (700 Seiten), Später Spagat 4.Aufl. 2006 (Gedichte, 200 S).
Das Gedicht auf der Titelseite ist dem (vergriffenen) Band Ich höre was, was Du nicht siehst, Insel, 1975 entnommen. © Robert Gernhardt, durch Agentur Schlück. Wir danken für die Genehmigung zum Abdruck.

Aus dem Inhalt:

A.Rotzetter
Vegetarische Ernährung – warum? .... . 3
Bücher ............................................ 6
D.Birnbacher, Bioethik zwischen Natur und Interesse, H.F.Kaplan, Der Verrat des Menschen an den Tieren, K.Leondarakis, Menschenrecht „Tierschutz“, Ch.Probst, Tierschutz im Unterricht; A.Risi, R.Zürrer, Vegetarisch leben
Vegane Vegetarier .......................... 10
Vegetarische Informationen ............. 15
Einladung zur Generalversammlung der ÖVU
Helmut F.Kaplan, Ist der Mensch von
Natur aus Veganer ? ........................ 16
Manfred Kyber, Gottes Gäste ........... 17
Demonstrationen ........................... 20
Terror und Antiterror ...................... 20
Notizen und Ankündigungen ............ 22
J.Ringelnatz,
Silvester bei den Kannibalen ............ 24
Impressum .................................... 24

Seite 3:

Vegetarische Ernährung – warum?

Anton Rotzeter

Essen und trinken unter Menschen ....

Seite 6:

Bücher

Philosophie:

Dieter Birnbacher
Bioethik zwischen Natur und Interesse
Einleitung von Andreas Kuhlmann
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, 2006, 395 Seiten, 14 EUR (D)

Je mehr der Mensch zum Alleskönner mutiert, desto verrückter agiert er; ein Gedanke, der viele schon gestreift haben wird. Zu den eklatantesten Beispielen gehören die Pläne der Mischwesenkonstrukteure, genannt Chimärenforscher, deren Experimentierwut an Mäusen mit Menschenhirnmasse der Kulturkritiker Jeremy Rifkin vor einem guten Jahr in der SZ (hoch spannend!) kritisiert hat. Erfolg ist ja bekanntlich ein Düsenmotor. Über die Frage, was wir dürfen, wird dagegen oft nur schwerfällig reflektiert, der Mensch wird plötzlich denkfaul, gerade auch im Alltag. Eine gute Dosis Bioethik zwecks Genesung wäre da kein Schaden. Am besten für jedermann.

Dieter Birnbacher, als Philosophieprofessor beschäftigt in Düsseldorf, hat einen Sammelband verfaßt; er bündelt seine wichtigsten Arbeiten der letzten Jahre, so wirbt der Klappentext. Das Werk heißt Bioethik zwischen Natur und Interesse, behandelt also jenen Teil der Ethik, „der sich auf moralische Probleme im Umgang mit Lebensphänomenen bezieht“. Aus Sicht des Utilitaristen beleuchtet Birnbacher u. a. den Personenbegriff und die Menschenwürde, was sich fesselnd liest.
Dem Leser wird vor Augen geführt, daß der Personenbegriff mitnichten klar definiert ist und sich die Fachleute darüber, wen er ein- oder ausschließt, keinesfalls einig sind. Der Autor beschreibt die Positionen der Äquivalenz-Theoretiker (Mensch gleich Person) und Nichtäquivalenz-Theoretiker und plädiert am Ende dafür, auf den Personenbegriff möglichst zu verzichten. „Man braucht Wesen, die Personen sind, nicht alle möglichen Rechte zuzusprechen, und man braucht Wesen, die keine Personen sind, nicht bestimmte oder alle moralischen Rechte abzusprechen.“ Ebenso lernen wir, die verschiedenen Bedeutungen der Menschenwürde systematisch und damit klarer zu sehen. (I. Grundlegende Fragen der Bioethik)
Birnbacher sondiert das Spannungsfeld zwischen Utilitarismus und ökologischer Ethik (II. Naturbegriff und Ökologie). Er räsoniert über das Tötungsverbot, über Suizid und dessen Prävention; er verteidigt das Hirntodkriterium und die Tötung von nicht um ihre Zukunft wissenden Tieren (III. Um Leben und Tod)

Dem Kapitel Dürfen wir Tiere töten? wollen wir hier, angesichts des Umstands, daß der Mensch Jahr für Jahr mehr als 50 Milliarden vermeintliche Nutzviecher Richtung Schlachtbank schleift, ein paar Minuten Zuwendung gönnen. Postulieren wir doch rasch einmal, daß Hunde, Schweine, Katzen und Kühe ebenfalls Personen sind, kraft ihrer Persönlichkeit. (Der Personbegriff ist Auslegungssache, s.o.) Das führt uns zu der Feststellung, daß wir aus Personen unbegreiflicherweise tatsächlich Bratwurst, Schuhe, Seife machen. In einer solchen Welt, in der die Menschheit täglich scheitert - nämlich bereits an den Kühltheken der Supermärkte versagt, wie es gründlicher und peinlicher nicht geschehen kann -, wäre dort nicht alles vorstellbar und fast alles möglich? Und wäre man nicht gut beraten, in einer solchen Welt jenen Wissenschaftlern, die an neuen Wesen als Ressource forschen, Mitgefühl und Selbstbeschränkung nicht großartig zuzutrauen?

Birnbachers Position lautet freilich, daß man die schlichteren Tiere (ohne Menschenaffen, Wale und Delphine) benutzen und töten darf. Er wühlt sich durch Interessenargumente, Argumente des inhärenten Werts, quantitätsethische Erwägungen und kommt dabei auf Schweitzer, Regan, Jean-Claude Wolf u. a. m. zu sprechen. Derweil beschleicht uns das Gefühl, daß der Philosoph die Wirklichkeit nicht studiert hat - wie sonst käme er auf die Idee, vermeintlich bedürfnisgerecht gehaltenen Nutztieren ein „behagliches Leben“ zu attestieren und eine angstfreie Schlachtung offenbar für praktikabel zu halten? Ebenso wenig überzeugend: „Auch in psychologischer Hinsicht scheint mir zwischen einer wohlwollenden und fürsorglichen Einstellung zum Tier, solange es lebt, und dessen schließlicher Tötung zu fremden Zwecken (zumindest dann, wenn diese einigermaßen gewichtig sind) keine affektive Dissonanz zu bestehen.“

Birnbacher widmet sich außerdem den IV. Kontroversen der Medizinethik wie Hirngewebsverpflanzung, Klonen, der Stammzellforschung und anderen strittigen Themen mehr. So fragt er u. a., ob die Erzeugung eines Klons vielleicht deshalb würdeverletzend sei, weil zwangsläufig zweckgerichtet, nämlich auf die Kopie des Originals zielend. „Es ist aber nicht zu sehen, warum es moralisch bedenklich sein soll, ein Kind zu einem bestimmten Zweck zu zeugen, z. B. zu dem Zweck, einem bereits vorhandenen Kind ein Geschwister zu verschaffen, für das eigene Alter vorzusorgen, einen Erben für das Familienunternehmen zu haben, gesellschaftlichen Erwartungen zu genügen oder die Einsamkeit-zu-zweit zu bekämpfen. Daß Planung und Zweck-Mittel-Rationalität der Würde des Menschen zuwider laufen sollen, ist umso unverständlicher, als diese ansonsten eher als Ausweis charakteristisch menschlicher Vollkommenheiten gelten. Die Fortpflanzung der Natur zu überlassen verbindet uns eher mit den Tieren als mit den Göttern.“
Kein Buch der Patentrezepte, selbstverständlich nicht. Unbezweifelbare Antworten liefern kann es naturgemäß nicht. So weist Birnbacher ausdrücklich darauf hin, daß der Beitrag der Ethik ein relativ bescheidener ist, liefert sie doch keinen unumstößlichen Kanon ethischer Prinzipien, nichts Letztgültiges, sondern bloß Lösungsvorschläge, die im Idealfall so explizit und transparent wie möglich gefaßt sind.
Lesen! Zumindest kapitelweise. Weil es das Denken schärft und dem Leser helfen wird, seine eigenen Ansichten künftig präziser zu fassen.

Ute Esselmann
(In ähnlicher Form erschienen in der
Frankfurter Rundschau vom 31. 10. 2006)

 

Helmut F. Kaplan
Der Verrat des Menschen an den Tieren
Vegi-Verlag CH 9315 Neukirch-Egnach, 2.Auflage 2007, ISBN 3-909067-06-9, ca. 208 Seiten, Format A5, ca. 19 EUR. (Die 1.Auflage 2006 ist vergriffen, die zweite erscheint voraussichtlich Ende Jänner 2007)

Helmut F. Kaplan ist unseren Lesern aus zahlreichen Artikeln in der anima bekannt. Er zählt zu den ersten Philosophen, die sich im deutschen Sprachraum konsequent der Tiere und ihrer Rechte angenommen haben. Zahlreich sind seine Bücher, von der Philosophie des Vegetarismus 1988 bis zur Ethischen Weltformel 2003. Das nun erschienene Werk ist ein Sammelband, der rund siebzig seiner in den letzten Jahren veröffentlichten kürzeren Statements und Artikel teils zu grundsätzlichen Problemen, teils zu aktuellen Fragen enthält. Die Sammlung gliedert sich in drei Abschnitte, Terror gegen Tiere, Einheit der Ethik und Strategien für Tierrechte.

Mit den Worten des Autors, „diese Abfolge repräsentiert Inhalt und Programm des Werkes: Wir üben gegenüber Tieren eine welthistorisch beispiellose Schreckens- und Terrorherrschaft aus. Diese steht in krassem Widerspruch zu jeglicher Ethik und zu allen unseren moralischen Prinzipien. Diesen Skandal gilt es zu erkennen und zu beseitigen. Und zwar dadurch, daß wir Tieren jene Rechte zugestehen, die sie brauchen, um ein würdiges und ihren Interessen entsprechendes Leben zu führen.“

Ausgehend davon behandelt Kaplan die anstehenden Themen in anima-Lesern bekannter Prägnanz. Nicht alle werden dem Autor in allem beipflichten. Etwa wenn er in der herausragenden Bedeutung des Menschen im christlichen Weltbild die wichtigste Ursache für die Tierausbeutung sieht. Ein Einwand unter anderen: gerade der Tierschutz ist eher eine Errungenschaft des christlich geprägten Westens, die Behandlung von Tieren im Bereich anderer Religionen oft von himmelschreiender Grausamkeit. Wie dem auch sei, Kaplan vertritt fußend auf seiner antispeziesistischen Philosophie klare Positionen. Er nimmt zu zahlreichen Fragen Stellung und bietet hier eine wichtige und meist überzeugende Hilfe in jeder Tierrechtsdiskussion.

 

Recht:

Konstantin Leondarakis
Menschenrecht „Tierschutz“ – Die Verletzung von Menschenrechten durch die Verletzung von Belangen von Tieren
Herausgegeben von Animals’ Angels e.V. Freiburg im Breisgau, im Verlag Nomos Baden-Baden 2006, ISBN 3-8329-2078-1, 59 Seiten, brosch., Format ca. 22,5 x 15 cm, 17 EUR(D)

Die Bemühungen, Tieren Verfassungsschutz zu erstreiten, sind nicht neu. U.a. geht es darum , insbesondere wenigstens einen kleinen Teil, die dem Menschen nächststehenden Primaten vom üblichen menschlichen Nutzungs- und Tötungs“recht“ auszunehmen, zum zweiten zu verhindern, daß Tierschutz aus dem Titel Freiheit von Kunst, Religion und Wissenschaft zunichte gemacht wird, und schließlich (nicht unbedingt ein Verfassungsanliegen) um die Einklagbarkeit bestehender Schutzvorschriften; deren Beachtung sollte nicht allein vom Wohl- oder Schlechtwollen der Vewaltung abhängen.
Neu an der vorliegenden Arbeit ist, daß sie den Hebel nicht bei Tier- sondern bei Menschenrechten ansetzt. Zuvor ein Hinweis auf vorangegangene Bemühungen:

1988 wurde in Österreich – nicht zuletzt dank der intensiven Bemühungen der Grazer Aktivistin Charlotte Probst – im Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch normiert: „Tiere sind keine Sache“, eine Gesetzesänderung leider ohne nennenswerte praktische Bedeutung.

Weltweit initiierten 1993 die Philosophen Paola Cavalieri, Italien, und Peter Singer, Australien/USA das „Great Ape Project“, um wenigstens die den Menschen nächststehenden Primaten juristisch-praktisch zu schützen. Die deutsch etwas übertrieben und irreführend mit „Menschenrechte für die großen Menschenaffen“ übersetzte Initiative war nur in Neuseeland erfolgreich, ansonsten ist es um sie eher still geworden. In Spanien allerdings führte heuer ein ins Parlament eingebrachter Gesetzesvorschlag zu heftigen Kontroversen. Drei Rechte sollten danach den Menschenaffen zugesprochen werden. Erstens das Recht auf Leben: Sie dürften - außer zur Selbstverteidigung - nicht getötet werden, ihre Lebensräume müßten geschützt werden. Zweitens das Recht auf Freiheit: sie dürften nicht in Zoos gehalten und in Zirkussen vorgeführt werden. Drittens das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das bedeutet Schutz vor „Folter“ und vor Tierversuchen. Über den Ausgang ist uns noch nichts bekannt. Etwas besser steht es bezüglich der Tierversuche; wenigstens in einigen Staaten, darunter Österreich wurden Menschenaffen davon ausgenommen.

Die verständlich als großer Erfolg bejubelte Aufnahme des Tierschutzes als Staatsziel in die deutsche Verfassung hat in der juristischen Praxis wenig bis nichts gebracht, wie die jüngste Entscheidung des deutschen Bundesverwaltungsgerichts in Schächtsachen zeigt.

Bislang erfolglos blieben sowohl in Österreich als auch in Deutschland die Bestrebungen, auch Tierschutzverbänden das Naturschutzorganisationen schon teilweise zugestandene Recht zur Verbandsklage zu erteilen. Ein Lichtblick sind die (Landes-) Tierschutzombudsleute im österreichischen Tierschutzgesetz 2004, allerdings nur ein kleiner. Denn ihre prozessualen Rechte sind reduziert, ihre Kontrollbefugnisse beschränken sich auf Akten, die realen Verhältnisse bleiben weitgehend ausgeklammert, und schließlich, wer Ombudsmann wird, bestimmt dieselbe Regierung, die häufig ihre schützende Hand auf die Tiernutzer legt.

Also alles Bemühen um Zuerkennung subjektiver einklagbarer Rechte an und für Tiere war bislang im großen und ganzen vergeblich.

Mit der vorliegenden juristischen Abhandlung will der Autor wie schon gesagt auf anderem Weg zum Ziel zu kommen: Tierschutz nicht als Tier- sondern als Menschenrecht.

Gesponsert und herausgegeben wurde die Arbeit durch Animals’ Angels e.V., Freiburg i.Br., eine von der ehemaligen evangelischen Pfarrerin Christa Blanke geschaffene Organisation, die sich besonders um Humanisierung der Tiertransporte bemüht. Das nimmt nicht wunder. Kann man der Intensivtierhaltung und Tierversuchen aus menschlich-egozentrischer und vorherrschend fleischgenußfreundlicher Sicht noch etwas abgewinnen, Tiertransporten über längere Strecken fehlt, seit es technisch ausgereifte und billige Tiefkühlung gibt, jegliche Berechtigung.

Wir können hier das Gutachten, das die verschiedenen Aspekte eines Menschenrechts Tierschutz beleuchtet, nicht im einzelnen wiedergeben. Nur soviel: Intensivtierhaltung, Tierversuche, Tiertransport sind trotz diverser Schutzvorschriften in weiten Bereichen mehr oder minder Tierquälerei. Ein Ausspruch Ruth Harrisons, die mit ihrem Buch Tiermaschinen vor vierzig Jahren erstmals einer breiteren Öffentlichkeit die Augen öffnete, sei beigefügt:

Wie weit geht unser Recht, die Herrschaft über die Tierwelt auszuüben? Haben wir das Recht, sie aller Freude am Dasein zu berauben, nur um schneller Geld mit ihrem Schlachtkörper zu verdienen? Haben wir das Recht, lebende Geschöpfe ausschließlich als Maschinen, die Futter unsetzen, zu behandeln? An welchem Punkt beginnt anerkanntermaßen die Tierquälerei?

Viele Menschen können und wollen, so der Autor, den tatsächlichen Zustand der permanenten Verletzung der Belange der Tiere nicht er- und mittragen und fühlen sich selbst in ihren eigenen Rechten verletzt, wenn die Tierschutzvorschriften, um deren Einhaltung sie kämpfen, nicht beachtet werden oder erforderliche Vorschriften fehlen.
Ein Menschenrecht auf Tierschutz ist in keiner Rechtsordnung explizit zuerkannt und auch in der Literatur, anders als bezüglich des Umweltschutzes, kaum angedacht.

Der Autor stellt die These auf, zur Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung sei ein solches Menschenrecht geeignet und erforderlich. Es könnte folgenden Inhalt haben: Die vernünftige Bewahrung des Lebens und der Unverehrtheit der Tiere, sowie eine würdige Behandlung der Tiere ist das Recht eines jeden Menschen. Ein Menschenrecht Tierschutz könne aus Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskommission betr. die Achtung des Rechts auf Privatleben abgeleitet werden, da hierzu auch das Recht des Menschen auf Schutz der Beziehung zu anderen Lebewesen, und damit mittelbar der Schutz der Tiere zu zählen sei. Dazu untersucht er auch das Verhältnis der Menschenwürde, die immanenter Bestandteil sämtlicher Menschenrechte sei, zu einem Menschenrecht Tierschutz. Ein selbständiges Menschenrecht Tierschutz stünde nicht in Konkurrenz zu einem Menschenrecht Tierschutz als Bestandteil anderer Menschenrechte.

Die Gedankengänge mögen neu und ungewohnt erscheinen, sind sie es? Immerhin freundet sich die Ziviljustiz im Schadenersatzrecht langsam dem Gedanken seelischer Verletzungen wenn auch sehr zurückhaltend an. Doch die ersten staatlichen Strafbestimmungen im Tierschutzrecht vor eineinhalb Jahrhunderten betreffen nicht die Qualen der Tiere sondern die menschlichen Gefühle, also die seelischen Schmerzen, die der Anblick von Tierquälerei auslöst: Unter Strafe gestellt wurde nur die öffentliches Ärgernis erregende Tierquälerei. Ist Quälerei hinter Mauern, ob von Ställen oder Labors, kein seelenkränkendes Ärgernis?
E.L.

Pädagogik:
Charlotte Probst
Tierschutz im Unterricht – Praktizierte Ethik Eigenverlag Ch. Probst, Neupauerweg 29b, A-8052 Graz, Neuauflage 2006, 272 Seiten, Format, ca. 24 x 17 cm, zu beziehen bei obiger Adresse zum Selbstkostenpreis von 15 EUR + Porto

Charlotte Probst, erfolgreiche Tierschutzaktivistin in vielen Bereichen, hat vor Jahrzehnten als das wohl wichtigste ihrer Werke das Projekt Tierschutz im Unterricht begründet und seither betreut. Als gelernter Pädagogin und praktizierender Lehrerin war ihr bewußt, daß die Erziehung zum Tier, zum Mitgeschöpf nicht früh genug einsetzen kann. Ihr Aufbauwerk, in der Steiermark begonnen, hat Früchte getragen, über das deutsche Sprachgebiet hinaus. Viele angehende Pädagogen sind durch ihre Ausbildungskurse in Graz gegangen, um wieder daheim als Wanderlehrer in interessierten Schulen Tierschutzunterricht zu geben. Das in zweiter Auflage vorliegende Werk gibt ausführliche Anleitungen und Behelfe für die Gestaltung des Unterrichts, zahlreiche Beispiele, spricht über praktische Erfahrungen, viele Zitate bedeutender Persönlichkeiten und bringt dazu viel Sachwissen zu tierschutzrelevanten Themen. Das Buch ist aber nicht nur Arbeitsbehelf für Lehrer. Es ist für jeden, der Kindern – zum Beispiel den eigenen – Liebe und Verständnis für Tiere nahebringen will, eine wertvolle Hilfe.

Vegetarismus:

Armin Risi –Ronald Zürrer
Vegetarisch leben – Vorteile einer fleischlosen Ernährung
Govinda-Verlag CH-8053 Zürich und D-79795 Jestetten, 2006, ISBN 3- 906 347–77-X, vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, 136 Seiten, Format cm, Sonderpreis 4,50 EUR(D), 8 SFr

Dieses Taschenbuch, leicht lesbar geschrieben, eignet sich hervorragend, Menschen mit allen Gründen für eine vegetarische Lebensweise vertraut zu machen, ohne durch übertriebene Ausführlichkeit zu ermüden. Es gibt eine Einführung in die vielfältigen Auswirkungen des Fleischkonsums auf die Ökologie, Ausbeutung der Dritten Welt, Tiermißhandlung und die menschliche Gesundheit. Schwerpunkt des Buches ist jedoch der ethische Aspekt. Diesem wird einerseits durch die Aussagen vieler prominenter Persönlichkeiten, andererseits aber auch durch Auszüge aus den Schriften der Weltreligionen Nachdruck verliehen. Die Autoren, die hinduistischem Denken nahestehen, geben auch einen kurzen Einblick in die östliche religiöse Gedankenwelt.
Eine Liste vegetarischer Restaurants im deutschsprachigen Raum und die Verzeichnisse vegetarischer Organisationen, Zeitschriften und Bücher machen das Buch zu einer guten Nachschlagehilfe für Leser aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Nicht Gegenstand des Werks sind, außer in ein paar Nebensätzen, praktische Ernährungsratschläge. Das ist schade, denn gerade Menschen, die sich erst entschließen, vegetarisch zu leben, sehen in der Frage, was soll ich essen, oft ein Problem.
Wenn beispielsweise im Buch die ADA, die amerikanische wissenschaftliche Ernährungsgesellchaft zitiert wird: Eine gut geplante vegane oder andere Art der vegetarischen Ernährung ist für jede Lebensphase, geeignet, inklusive während der Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und in der Pubertät, regt sich im uninformierten Leser der Wunsch, wenigstens kurz skizziert zu erfahren, was gut geplant ist. Es gibt unter den Vegetariern nun einmal nicht wenige sogenannte Puddingvegetarier, die nur das Fleisch weglassen und ansonsten wie früher ungesund essen, und dazu vielleicht noch statt des Fleisches mehr Mehlspeisen. Und das liegt abseits jeder gesunden Ernährung.
Ein nicht unstrittiges Kapitel in der Ernährungswissenschaft ist das Kobalamin, das Vitamin B12. Die Bemerkung, das benötigte B12 könnten wir durchaus über gesunde Pflanzen aus naturbelassenem Bio-Anbau bekommen, könnte zu gerade bei B12 nicht ungefährlichen Mißverständnissen führen und praxisbezogen auf medizinischen Widerspruch stoßen. Immerhin mahnt beispielsweise die amerikanische ärztliche Vereinigung Physicians Committee for Responsible Medicine (PCRM), die die vegane Lebensweise propagiert, auf eine gute B12-Quelle, wie z.B. (künstlich) angereicherte Getreide(flocken) oder Ergänzungsmittel nicht zu vergessen (w ww.pcrm.org). E.L.

 

Seite 10:

Zu den folgenden Seiten:
Es ist anzunehmen: Leser dieses Blattes sind tierfreundlich und möchten Tierleid – und tod mindern. Zwar läßt sich nicht bestreiten, daß so wie unsere Erde nun einmal eingerichtet ist, Leid und Töten nicht absolut vermeidbar sind. Beispielsweise erfreuen wir uns der Vorteile des KFZ-Verkehrs oder nehmen ihn hin und opfern dafür ein Prozent der Bevölkerung.
Doch Minderung ist möglich, mehr oder weniger, je nachdem wie weit wir gehen wollen. Bleiben wir bei den Tieren. Wenn ich nur Biofleisch kaufe, habe ich schon etwas getan, nehme ich nur Fleisch aus besonders guter Haltung, schon mehr. Esse ich nur mehr halb so viel Fleisch, reduziere ich die Zahl der getöteten Fleischtiere um die Hälfte und tue damit auch meiner Gesundheit gut. Im nicht von Vegetariern geschriebenen Untersuchungsbericht des Welt-Krebsforschungsfonds aus 1997 lautet eine der Empfehlungen: Beschränken Sie Ihren Konsum an rotem Fleisch auf weni-ger als 80 Gramm pro Tag oder essen sie kein rotes Fleisch. Leider tun das, wenn man der Fleischstatistik glauben darf, nicht viele.
Werde ich Lacto/ovo(L/o)-Vegetarier, also kein Fleisch doch Milch und Eier, reduziere ich die Zahl der für Nahrungszwecke gehaltenen und (letzthin) getöteten Tiere um rund 90 Prozent (nach der Schlachtstatistik), vorausgesetzt ich erhöhe nicht meinen Milch- und Eiverbrauch. Nur 90 %. Denn in der modernen „Viehproduktion“ namentlich seit der Züchtung von „Wegwerf-Tieren“ bedeutet nicht nur Fleisch-Essen, auch der Genuß von Eiern und Milch baldigen Tod der Tiere. Verzichte ich auf besonders Milchaufwendiges wie Käse kann ich die Prozentzahl auf 95 und mehr hinauf-schrauben. Werde ich veganer Vegetarier oder kurz Veganer, sind es 100 Prozent. Habe ich einen Garten und nehme acht ausrangierte Batteriehennen auf, komme ich, auch wenn ich nichtvegan ihre Eier esse, auf 200 % oder mehr.
Eines allerdings kann ich so oder so nicht verhindern, den Tod von Tieren durch die moderne Pflanzenproduktion. Setzen wir hier 10 % ein, reduzieren sich die vorerwähnten 90 und 100 auf ca. 80 und 90 Prozent. Die Prozentrechnerei soll allerdings nicht verdrängen: Jedes einzelne Leben ist ein Schicksal. Dem Unfall0pfer dürfte es nur ein schwacher Trost sein, daß 99 Prozent überleben.
Wir haben eine Stufenleiter beschrieben. Bis zu welcher Stufe steige ich? Diese Entscheidung muß jeder für sich treffen, die kann ihm niemand abnehmen.
Bis vor nicht allzu langer Zeit hat die ärztliche Wissenschaft so wie einst die l/o-vegetarische die vegan-vegetarische Lebensweise als gesundheitsgefährdend abgelehnt. Heute ist sie bei guter Planung anerkannt, nur für Phasen besonderen Bedarfs, Schwangere, Stillende, Kinder, Jugendliche äußern manche noch Be-denken und fordern besondere Sorgfalt bzw. Ergänzung.
Nicht wenige Ärzte propagieren vegan sogar als gesundheitsfördernd. So schreibt Neal Barnard, amerikanische Arzt und Ernährungsfachmann, Vorsitzender der ärztlichen Berufsvereinigung "Physicians Commitee for Responsible Medicin", in seinem Buch "Eat Right, Live Longer" (1995), deutsch Iss dich fit (Bezugs-quelle siehe Seite 15): Die in diesem Buch beschriebenen gesundheitlichen Vorteile ergeben sich ausschließlich aus pflanzlicher Ernährung. Ich empfehle nachdrücklich, auf Milchprodukte und Fleisch völlig zu verzichten. Sie enthalten so viele Bestandteile, die Angriffe freier Radikale und anderer Chemikalien be-günstigen und zum Arterienverfall, Hormon-verschiebungen, Knochenschwund und Übergewicht beitragen, daß es keinen Anlaß gibt, sie überhaupt zu verzehren.
Er nennt 4 Grundpfeiler einer gesunden Er-nährung: Gemüse – Hülsenfrüchte – Voll-kornprodukte – Obst. Eine grobe Richt-schnur (Näheres im Buch): auf den Teller bis zur Hälfte Gemüse, ein Viertel Hülsenfrüchte, ein Viertel Getreideprodukte. Achtung: Auch Barnard betont: ausreichende Vitamin B12-Zufuhr durch angereicherte Lebensmittel oder Vitamin-Präparate ist für Veganer nötig.
Die Prozentrechnung zu Beginn zeigt, es bringt den Tieren mehr, ein Fleischesser wird Halbvegetarier als vier L/o werden vegan. Das ist ein Argument, die vegetarische Werbung auf Fleischesser auszurichten. Doch es ist kein triftiger Grund, den Schritt zum veganen Ve-getarismus nicht zu wagen (außer vielleicht für Gartenbesitzer, siehe die Nachbarspalte).
Vegane Vegetarier, kurz Veganer, werden bislang in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen oder – dank aggressiver Kleingruppen nicht selten mit Verrückten oder gar Terroristen gleichgesetzt.
Daß es sich um ganz normale Menschen handelt, sollen die folgenden Seiten, die der Tierrechtsverband United Creatures entworfen und mitgesponsert hat, zeigen.
E.L.

 

Seite 17:

Gottes Gäste
Manfred Kyber


Manfred Kyber (1880 – 1933), der große Tier- und Menschenfreund, wurde vor al-lem durch seine Märchen und die Tierge-schichten, in denen er humorvoll menschliche Schwächen zeichnete, und den Roman einer Kinderseele ‚Die drei Lichter der kleinen Veronika’ bekannt. Zu seinem umfangreichen Werk zählen Lyrik, engagierte Veröffentlichungen zum Tier-schutz, kritische Schriften zur Kultur so-wie Beiträge zu Fragen der Religion und als Esoteriker zu den Grenzgebieten un-seres Daseins.
Der nachstehende Text wurde der Erzäh-lung oder dem Märchen „Das Land der Verheißung – Ein franziskanischer Weg zur Heilung der Erde“ entnommen. Es handelt von einem Suchenden, der in die Einsamkeit zieht, um Gott nahezukom-men. Es ist eine schwere Zeit für die Tiere, wenn der Schnee fällt und die Wunder des Waldes in den Schoß der Erde zurücksinken. Viele Vögel ziehen fort, weil sie eine solche Kälte nicht ertragen können, und viele Tiere verkriechen sich in ihre Höhlen und Nester, um den Winterschlaf zu halten und auf der Schwelle zwischen dieser und jener Welt zu warten, bis sich die Keime des Lebens wieder zu regen beginnen. Diese Tiere haben es leichter als die anderen. Es gibt aber auch viele, die den Kampf mit dem Winter aufnehmen. Es muß wohl seinen Grund haben, daß sie es tun, vielleicht ist es eine Aufgabe im ge-heimnisvollen Laufe der Dinge.
Bruder Immanuel half ihnen mit den geringen Mitteln, die er hatte, aber er konnte nicht immer allen helfen, und es war dies ein sehr bedrückendes Bewußtsein für ihn.
Noch bedrückender empfand er diese Armut den jüngeren Brüdern gegenüber, als Weihnacht herannahte. Er sah es deutlich, daß Weihnacht kam, denn er sah mit sei-nen Augen, wie die Erde in ihren Tiefen immer leuchtender wurde, als strahlten die vielen in sie versenkten Keime kleine Flammen aus und verbänden sich gegenseitig in ihren vielfältigen Formen zu einer Schrift des künftigen Lebens, das um Ostern erwachen sollte. Auch in den Bäumen, die im eisigen Sturmwind standen , war dieses innere Leuchten, und es war eigentlich so, daß der ganze Wald ein Meer von kleinen Lichtern war, obwohl das alles in Eis und Schnee wie in eine Decke des Todes verhüllt war. Aber der Tod ist ja überall nur etwas Scheinbares. So nahm das innere Licht der Erde von Tag zu Tag zu und die heilige Nacht rückte immer näher.
Bruder Immanuel hatte reichlich Samen, den er gezogen, für die Vögel zurechtgelegt, Kohl und Rüben für die Hirsche, Rehe und Hasen, und Nüsse und getrocknete Pilze für die Eichhörnchen und anderen Nager. Für die Raubtiere und für die Fische im Bach hatte er Brot bereitgestellt, das ihm der Einfältige, der ein Meister geworden war, zu dieser Zeit häufiger als sonst gebracht hatte. Aber Bruder Immanuel fragte sich, ob es für alle genügen würde, die er zu Weihnacht zu Gast bitten wollte. Denn es war ärmlich, wenn man bedachte, wie viele Tiere des Waldes kommen würden, wenn er sie rief.
Jedenfalls beschloß er, alles herzugeben, was er hatte, und das Eichhörnchen hatte fleißig geholfen, die Vorräte zusammenzustellen, so daß es hübsch und gefällig aussah und man gleich sehen konnte, daß es kein gewöhnlicher Tisch, sondern eine Feiertafel der Weihnacht war. Bruder Immanuel aber war schon lange vor Weihnacht in den Wald hinausgegangen und hatte allen Tieren, denen er begegnete, gesagt, daß er seine jüngeren Brüder einlade, Weihnacht mit ihm zu feiern, und die Tiere hatten sich vielmals bedankt und es hatte es einer dem anderen weitergesagt.
Am Nachmittag vor der heiligen Nacht fachte Bruder Immanuel das Feuer in seiner Hütte an und öffnete die Tür in die weite, weiße Schneelandschaft hinaus, so daß ein zuckendes Flammenspiel über sie hinlief. Die Tür hatte er mit Tannengrün bekränzt und vor der Hütte hatte er alle seine Vorräte ausgebreitet. Vor dem Bildnis des Erlösers aber brannte eine ge-weihte Kerze, die der Einfältige, der ein Meister geworden war, zu diesem Zwecke mitgebracht hatte. Das Eichhörnchen saß davor und sah andachtsvoll in die ruhige und stille Flamme. Bruder Immanuel aber läutete die Glocke mit der feinen silbernen Stimme und rief die Tiere des Waldes zur Feier seiner und ihrer Weihnacht.
Als die Tiere die Glocke hörten kamen sie in großen Scharen an und sammelten sich auf dem Gipfel des Berges, und Bruder Immanuel bat sie, zu essen. Es sei dies alles, was er habe, und sie mögen das Brot mit ihm brechen zur Weihnacht des Waldes. Nachher wolle er ihnen dann vom Wunder der Weihnacht erzählen.
" Wir bedanken uns viele Male," sagten einige Tiere für sich und alle anderen, „aber wir wollen dein Brot nicht essen. Wie sollst du sonst leben? Dazu sind wir nicht gekommen. Aber wir wollen gerne hören, wenn du uns das Wunder der Weihnacht erklärst. Wir fühlen das alle, wenn es über den Wald kommt, aber wir sind wohl noch zu jung, um es zu verstehen. Aber vielleicht ist es auch nur darum, daß es uns niemand erklärt hat. Es muß dies wohl auch ein älterer Bruder tun, denn es ist gewiß sehr schwer."
" Das Wunder der Weihnacht ist nicht. schwer,“ sagte Bruder Immanuel, „es ist nur schwer für jene, die es nicht verstehen wollen, und die meisten Menschen wollen das nicht. Denn die Menschen feiern ihre Weihnacht, indem sie unzählige Gottesgeschöpfe töten. Diese Gottesgeschöpfe aber sind ihre Geschwister. So ist es eine entweihte Nacht und keine Weihnacht. Die Menschen sind fern von der Weihnacht, weil sie fern von der Liebe sind, und doch müssen sie zuerst in der Weihnacht und in der Liebe vorangehen, denn sie sind die älteren Brüder. Es ist aber nicht so, daß ihr mein Brot nicht essen sollt. Ich habe es dazu für euch gesammelt und es werden viele von euch sehr hungrig sein. Es ist meine Weihnacht, daß ihr meine Gäste seid, und es ist meine und eure Weihnacht wenn wir das Brot zusammen essen.“
Da fingen die Tiere an zu essen. Bruder Immanuel aber sah, daß es nicht reichen würde, denn viele von den Tieren waren sehr hungrig und ihre Zahl war sehr groß. Da wandte er sich an das Bild des Erlösers mit der geweihten Kerze davor und sagte: „Ich bitte dich, daß meine Geschwister satt werden, wenn sie mit mir das Fest deiner Weihnacht feiern.“ Es begann schon zu dunkeln, aber mit einem Male wurde es ganz hell auf dem Berge. Zwei große Engel standen zu beiden Seiten der Hütte, und der Schnee und das Eis begannen zu schmelzen, denn die Engel hatten die heißen Quellen gerufen, die unter dem Berge flossen, daß sie herauf-kämen und die Erde erwärmten. Über die schneebefreite Erde aber streckten beide Engel die Hände aus, und da wuchsen Gras und Blumen und viele andere Pflanzen aus dem Boden hervor, auch solche, die sonst niemals hier gewachsen waren, so daß der Berg grün war wie im Frühling, und die Tiere überreich hatten, ihren Hunger zu stillen.
Auch die Raubtiere aßen davon und wurden satt, und es schmeckte ihnen so gut, wie sie sich das niemals gedacht hätten, denn es war Weihnacht, und alle Geschöpfe, die sich zu ihr bekannten, waren wieder Kinder geworden, wie es einstmals war und wie es wieder einmal sein wird im Land der Verheißung, wenn die Erde entsühnt ist. Die Engel aber gingen zwischen den Tieren umher und redeten mit ihnen, wie man mit seinen jüngeren Geschwistern redet. Sie sagten den Tieren, daß sie auch ihnen einmal die Geburt des Erlösers verkündigt hätten, als der Stern über Bethlehem stand. Und es war den Tieren, als erinnerten sie sich an etwas, was sie vergessen hatten, und was sich nur verwirrt hatte durch die Verwirrung in der Kette der Dinge. Die Erde aber blühte mitten aus dem Winter heraus, und die beiden Ufer der Welt berührten sich. Auch die Erde hat ihre irdene und ihre kristallene Schale, und es war, als wäre diese kristallene Schale durch die irdene hindurchgedrungen und habe sie durchlichtet mit der Liebe zu allen Geschöpfen - und es wird auch einmal so sein, wenn alle den Weg des älteren Bruders gegangen sind.
Als alle Tiere satt waren, setzte sich Bruder Immanuel zu ihnen, und das Eichhörnchen kletterte auf seine Schulter. Er aber erzählte den Tieren vom Wunder der Weihnacht, als die Liebe in die Erde geboren wurde, um sie immer mehr und mehr zu durchlichten, und er erzählte, daß dieses geschah, als ein König geboren wurde in einer ärmlichen Krippe und in einem Stalle, und die Tiere hätten dabeigestanden und den König in der Krippe gesehen. Über dem König aber und den Tieren habe der Stern von Bethlehem geleuchtet. Da verstanden die Tiere, daß dies der wirkliche König der Erde sein müsse, weil keine Krone, sondern ein Stern über seiner Wiege gestanden. Es ist dies ein Geheimnis der Schöpfung, und doch ist es so einfach zu verstehen wie das Wunder der Liebe.
„ Es ist dies der einzige Weg zur Erlösung," sagte Bruder Immanuel, "daß alle älteren Brüder den jüngeren Brüdern vorangehen in Sühne, Sehnsucht und Liebe. Es hat auch der König, der nicht unter einer Krone, sondern unter einem Stern geboren wurde, zu den Menschen gesagt, daß sie hinaus gehen mögen in die Welt, zu predigen das Evangelium aller Kreatur; aber die Menschen waren nicht eines guten Willens, und sie sind es heute noch nicht.
Es war dies das Licht, das in der Finsternis schien, aber die Finsternis hat es nicht begriffen. Die Menschen sind den Menschen und den Tieren nicht ältere Brüder geworden, sondern Tyrannen und Mörder, und darum tragen sie das Zeichen Kains auf ihrer Stirne, und alle Geschöpfe Gottes fliehen, wenn sie Gottes Ebenbild sehen.
Darum habt ihr auch mich geflohen, weil ich nicht war wie der Heilige von La Vernia, und weil ich das Kainszeichen der Menschheit auf meiner Stirn trage. Glaubt es mir, liebe jüngere Brüder, es ist entsetzlich, ein Mensch zu sein, wenn man den Weg der Liebe wandeln will und wenn man es voller Grauen begreift, daß man ein Gezeichneter ist in Gottes Schöpfung."
" Wir sehen kein Zeichen mehr an deiner Stirne,“ sagten die Tiere. "Es ist nicht mehr so, daß du ein Kainszeichen trägst.“
Da barg Bruder Immanuel das Gesicht in den Händen und weinte, zum ersten Mal seit jenem traurigen Abend, als er auf diesem Berge angekommen war Aber es waren dies andere Tränen als an jenem Abend der Einsamkeit, und die Engel stellten sich neben ihn und schlossen ihre Schwingen über ihm und über dem Eichhörnchen, das sein erster Bruder geworden war.
Es war dies die Weihnacht Bruder Immanuels und seiner Brüder, der Tiere. Als die Tiere sich verabschiedeten, traten sie eines nach dem anderen zu Bruder Immanuel hin. Die Vögel setzten sich auf seine Hand, die Hirsche und Rehe verneigten sich und die Fische grüßten im Bach, und die Wölfe, die Wildkatzen, die Füchse, die Hasen, die Eichhörnchen und alle anderen gaben ihm die Pfote, so wie der Wolf von Agobbio dem heiligen Franziskus von Assisi die Pfote gegeben hatte, als er ihm sein Gelübde ablegte.
" Wir danken dir viele Male für alles, was du uns gesagt hast,“ sagten die Tiere, "und wir bedanken uns auch bei den Engeln und bei dir für alles, womit ihr unseren Hunger gestillt habt. Es ist sehr viel, was heute geschehen ist, und es sind auch viele unter uns, die den Weg des älteren Bruders gehen wollen, soweit als dieses heute möglich sein wird in der Verwirrung der Kette der Dinge."
„ Ich habe euch zu Gast haben wollen, und es ist für mich etwas sehr Heiliges gewesen, dies zu tun," sagte Bruder Immanuel, "aber ich selbst habe das größte Geschenk dabei empfangen. Es ist auch so, daß ihr nicht meine Gäste wart, sondern ihr seid Gottes Gäste gewesen, denn er selbst hat euch an seinen Tisch der Liebe geladen.“

 

Seite 20:

Wenn ihr eine schönere Welt wollt,
warum werft ihr Steine
und nicht Ringelblumensamen?

Demonstrationen

Ginge es ein bißchen weniger militant? Der Gedanke drängt sich manchem auf, sieht er Tierrechtsdemonstrationen üblicher Prägung, ob gegen Pelz, Tierversuche oder sonst etwas. Da dringt in die friedliche Einkaufsstraße eine kleine geschlossene Formation meist sehr Jugendlicher ein, kriegerisch-rhythmisch von Lärminstrumenten begleitet, brüllt zornbebend – so wenigstens der Eindruck für Unbeteiligte – mit höchster Lautstärke Parolen, die die Leute akustisch oder inhaltlich nicht verstehen. Die Passanten ergreift Furcht, sie meinen, die sind zu allem fähig, sie weisen angebotene Informationszettel erschreckt zurück und fliehen. Ganz Alte erinnern sich an die Hitler-Jugend, Jüngere tippen auf Links- oder Rechtsradikale oder Terroristen und fühlen in sich Sympathie für Antiterrorgesetze keimen, und Antipathie gegen Tierrechtler, falls sie überhaupt begreifen, daß es solche waren.
Zorn und Empörung mögen gerechtfertigt sein, und wenn die Demonstration nur den Sinn hat, sich so wie beim Fußball einmal richtig auszuschreien, ist gegen die Methode auch nichts einzuwenden. Nur, will man mit der Aktion Menschen gewinnen, wäre zu überlegen, wie lockt man sie an und nicht, wie vertreibt man sie. Mit Musik beispielsweise statt mit Geschrei, mit freundlichem Zugehen, die Marschierer sind meist sehr junge Mädchen, sie müssen nicht alte Keifer imitieren ...



Terror, Antiterror ...

Apropos Antiterrorgesetze: In den USA gibt es seit November trotz heftiger Proteste zahlreicher Tierschutzorganisationen ein neues Antiterrorgesetz gegen Tierschutzaktivisten, Animal Enterprise Terrorism Act genannt. Es gibt zwar schon seit 1992 ein Schutzgesetz namens Animal Enterprise Protection Act. Das hatte durchaus gereicht, um die sechs jungen Leute, die die website der „Stop Huntingdon Animal Cruelty (SHAC)-Kampagne gegen die Laborfirma Huntingdon betrieben hatten, zu teils langjährigen Gefängnisstrafen zu verurteilen. Doch das war der Tiernutzungslobby nicht genug.
Das neue Gesetz schützt alle Unternehmen und Einrichtungen (z.B.Labors), deren Gegenstand Tiere oder deren Produkte sind und alle, die mit solchen Unternehmen in Beziehung stehen, vor sogenanntem Terror. Das wäre vertretbar, nur nach dem Gesetz kann bei strenger Auslegung Terror schon in friedlichen Protesten, in Briefschreiben, Flugblätterverteilen bestehen, wenn sich ein Unternehmer nur eingeschüchtert oder belästigt fühlt und Gewinneinbußen fürchtet. Ebenso unter strenge Strafe wird jegliche Undercover-Untersuchung, also heimliche Beweisaufnahmen in Massenställen, Labors gestellt, praktisch ein Freibrief für Tierquälerei.
Allerdings waren derartige Gesetze vorherzusehen. Sie sind die Reaktion auf vorerst erfolgreiche Aktionen kleinerer Gruppen, die durch Handlungsweisen, die man im privaten Verkehr als Mobbing und Stalking bezeichnet, Versuchstierzuchten in England zum Zusperren gezwungen und insbesondere das große Laborunternehmen Huntingdon Life Sciences in den Ruin getrieben hätten, wäre der Staat nicht hilfreich eingesprungen. Wobei sich die Aktionen nicht nur gegen die Betriebsinhaber und deren Personal sondern auch gegen alle ihre Geschäftsfreunde und deren Mitarbeiter, und sei es nur den Zeitungszusteller, richteten.
Kein denkender Mensch kann annehmen, die Unternehmer würden nicht alles in ihrer Macht stehende, und das ist viel, tun, um ihren Ruin zu verhindern, und auch der Staat würde auf Dauer tatenlos zusehen, wie gesetzeskonforme Betriebe – die Tierausnutzung ist leider gesetzeskonform – abgewürgt werden.
Die Staatsgewalt ist ein eher schwerfälliges Gebilde, sie ist nicht leicht in Bewegung zu setzen, ist sie aber einmal in Bewegung, auch nicht leicht aufzuhalten und fährt dann nicht nur illegale Kämpfer sondern auch brave, gesetzestreue Bürger nieder.
Bei uns langen immer wieder Meldungen über gewaltsame Aktionen gegen den oder jenen Pelzhändler, Farmer etc. ein. Derartige gemeiniglich der animal Liberation Front zugerechnete Handlungen können zwar für Kleinbetriebe tödlich sein, die milliardenschwere Tiernutzungsindustrie berühren sie anders als konzertierte Kriegszüge wie der gegen Huntington kaum. Wohl aber können sie die legale Tierrechtsarbeit in Verruf bringen.
Derzeit läuft eine friedliche Informations-Kampagne einiger Tierschutzorganisationen über Pelzgewinnung vor Kleider-Bauer-Filialen, weil dort anders als bei etlichen anderen Ketten Bekleidung mit Naturpelz-Accessoires-angeboten werden. Vor kurzem wurden in Wien von Unbekannten Auslagenscheiben einer Filiale eingeschlagen oder beschädigt. Die Folge, die Wiener Polizei verbietet Informationsstände im weiten Umkreis von Filialen und das Verteilen von Flugblättern an Passanten.
Es braucht übrigens nicht unbedingt der Antiterrorgesetze, um Tierschützer mundtot zu machen. Vor fast genau zehn Jahren wurde Frau Charlotte Probst und ihr Verein, die in Graz eine Webpelzmodenschau veranstaltet hatten, in einem von Kürschnern angestrengten Prozeß verboten, im Zusammenhang damit zu behaupten, daß die Haltung und/oder Tötung der für die Pelzerzeugung und/oder Pelzverarbeitung verwendeten Tiere für diese mit vielen Leiden, Ängsten oder Schmerzen verbunden sind und/oder daß jeder Träger von echtem Pelz dafür mitverantwortlich ist.
Also: die Wirtschaft darf Milliarden über Milliarden verpulvern, um uns Produkte einzureden, die auf Leid basieren, die zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen führen, sie darf uns mit Werbung voll psychologischer Raffinesse, mit Bildern und Sprüchen fern der Realität einlullen – gerade jetzt sind die Zeitungen wieder voll von aus Zwangsbeiträgen finanzierter AMA-Fleischwerbung. Doch Kinder-, Tier- und Umweltschützern ist es verboten, auf Tod, Qual und Elend und zugleich auf integre Ersatzprodukte hinzuweisen.
Nebenbei, wir bemühten uns damals, Tier- und Umweltvereine zu bewegen, sich gemeinsam für Gesetzesänderungen einzusetzen, um ideellen Vereinigungen wenigstens etwas schutz gegen übermächtige Wirtschaftskonzerne zu geben. Leider vergeblich, Solidarität und Voraussicht waren unterentwickelt.
Tränen der Wirtschaft über Terroristen sind übrigens nicht angebracht. Wenn Kontrollen faktisch unterbunden werden, wenn Leute, die unangenehme Tatsachen aussprechen, mit existenzbedrohenden gerichtlichen Klagen niedergeknüppelt werden, ist das nicht rechtlich doch faktisch ebenfalls Terror. Wenn dann Menschen, denen das Leid ihrer Mitgeschöpfe zu Herzen geht, aus dem Untergrund agieren, ist das kein Wunder.
Nur, wie wir schon damals sagten: Terror ist der falsche Weg. Es lassen sich damit Augen-blickserfolge erzielen - es ist keine große Kunst, einem kleinen Gewerbetreibenden die Auslagenscheiben einzuschlagen. Doch die Tiere und ihre Gewerkschaft, die Tierschützer, brauchen nachhaltigen Erfolg. Und dazu die Sympathie der breiten Bevölkerung. Die verspielt man leicht mit Mikro-Kristallnächten. Ganz abgesehen davon, daß Terror keine Einbahnstraße ist und die anderen die Stärkeren sind.(Erst jüngst wurde wieder über Gewalt gegen Tierschützer berichtet). Wer - zwar emotionell verständlich - auf Gewalt setzt, läuft Gefahr, letztlich nur eines zu erreichen, den Polizeistaat. Schrieben wir schon vor zehn Jahren.
Ich sehe nur einen Weg: Sachliche konsequente Informationsarbeit ohne Aggres-sion, sicher ein mühsamer Weg, und ebenso konsequentes Agieren als Konsument. Es gibt mindestens eine halbe Million Österreicher, denen Pelze zuwider sind. Es braucht nur ein Viertel davon im Kleidergeschäft nichtgekenn-zeichnete verbrämte Ware mit höflichem Be-dauern der Verkäuferin oder Kassierin in die Hand drücken, mit der Begründung, ich kaufe nur deklarierte Stücke. Dann wird die Ge-schäftsleitung sehr rasch ganz ohne gesetz-lichen Zwang Pelze aus dem Sortiment neh-men oder zumindest alles verständlich kenn-zeichnen. Ob das jetzt unseren Minister Bar-tenstein, der anscheinend keine Pelzdekla-ration mag, freut oder nicht.


Erwin Lauppert

Seite 22:

Notizen


Endlich: EU-Hunde- und Katzenfellverbot

Am 20.November hat der EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, Markos Kyprianou, einen Antrag zum generellen Verbot der Produktion, des Marketing und des Handels mit Katzen- und Hundefellen in der EU angekündigt.
Offen bleibt immer noch die Frage der Kennzeichnung von Pelzverbrämungen, Deklarierung nach Tierart und Herkunft, wie auch die und Kennzeichnung von Pelzimitationen, der anscheinend weder unser Handelsminister noch die EU-Kommission nähertreten will.


Vogelanprall an Glasflächen
Nachtrag zum Bericht „Mode und Sterben“ in der Herbst-Nummer S.7: Informationsblätter sind auch bei der Wiener Umweltanwaltschaft (WUA), 1190 Wien, Muthg. 62, Tel. 01-379 79, email: post @wua.magwien.gv.at erhältlich. Die Studie "Vermeidung von Vogelanprall an Glasflächen - weitere Experimente im unbe-leuchteten Versuchstunnel" (DI Martin Rössler 2005) kann ebenfalls kostenlos bestellt werden Download unter www.wien.gv. at /wua/2006/ studie-vogelanprall.htm


Das islamische Opferfest am 31.12.2006
– Kurban bayrami – id al-adha
Nimmermehr erreicht ihr Fleisch und ihr Blut (d.h. Fleisch und Blut der Opfertiere) Allah, jedoch erreicht ihn eure Frömmigkeit. Also hat er sie euch dienstbar gemacht, auf daß ihr Allah dafür preiset, daß er euch leitete; und verkündige Freude den Rechtschaffenen. (Koran, Sure 22, Vers 38)
Der erste Tag des viertägigen islamischen Opferfestes fällt dieses Jahr auf den 31.12. Das Fest steht im Gedenken des Propheten Ibrahim (Abraham), der die göttliche Probe bestanden hatte und bereit war, seinen Sohn Ismail Allah zu opfern. Als Allah seine Bereitschaft und sein Gottvertrauen sah, gebot er ihm Einhalt und Ibrahim und Ismail opferten daraufhin voller Dankbarkeit im Kreis von Freunden und Bedürftigen einen Widder.
Gläubige Muslime betrachten es für alle, die es sich finanziell leisten können, als Pflicht, zur Feier des Festes ein Tier, in der Regel ein Schaf, zu schlachten d.h. zu schächten. Das Fleisch sollen sie auch unter den Armen und Hungrigen verteilen. (Quelle wikipedia u.a.)
Gemäß § 32 Abs.4 öst. Tierschutzgesetz dürfen rituelle Schlachtungen (Schächtungen) nur in einer dafür eingerichteten und dafür zugelassenen Schlachtanlage in Anwesenheit eines zur Kontrolle befugten Tierarztes durchgeführt werden. Das gilt auch für Schlachtungen beim Opferfest. Wiesen- und Hinterhofschlachtungen sind also verboten. Dieses früher häufig auch unter Mithilfe heimischer Landwirte und nicht selten auch unter Verletzung der im Islam zugunsten der Tiere gültigen Regeln geübte Gemetzel ist nun strafbar.


Staatsziel Tierschutz für die Katz’?
Das deutsche Bundesverwaltungsgericht entschied am 23.11. zugunsten eines islamischen Schlächters, daß auch die Einführung des Staatsziels Tierschutz in die Bundesverfassung an der Auslegung der Vorschriften des "Schächtparagraphen" nichts ändert.
Der Tierschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Peter Jahr erklärte dazu: „Fernab der rechtlichen Auseinandersetzung ist das davon ausgehende Signal eines begrenzten oder gar wirkungslosen Tierschutzes zu bedauern. Schächten, also das betäu-bungslose Schlachten, ist grausam und mit erheblichem Leid für die Tiere verbunden. Das darf nicht vergessen werden.“


Keine Religionsfreiheit für Nichtmuslims?
Der Landrat des im Schächtprozeß beklagten hessischen Landkreises fand es bedenklich, daß vom Schächter Fleisch an einen unbe-stimmten Personenkreis, beispielsweise über einen großen Wetzlarer Supermarkt vermark-tet wird, also weit mehr Tiere geschächtet werden als für die Religionsangehörigen erforderlich. Wird hier Schächtfleisch ohne Kennzeichnung nichtmuslimischen Käufern, die das Schächten aus religiös-weltanschaulicher Überzeugung ablehnen, unterjubelt?
.
Gedenken:

Barry Horne 5 Jahre,
Jill Phipps 12 Jahre tot

Am 5. November 2001 starb der Tierrechts-aktivist Barry Horne in einem Gefängnisspital in England an den Folgen eines Hungerstreiks gegen Tierversuche.
Am 1.Februar 2007 werden es zwölf Jahre sein, daß die 31-jährige Engländerin Jill Phipps, Mutter eines neunjährigen Kindes, bei einer der damals zahlreichen Demonstrationen gegen die Kälber-Lebendtransporte auf den Kontinent vor dem Flughafen in Coventry von einem Vieh-LKW zu Tode gerädert wurde.


Prof. Dr. med. Pietro Croce
starb am 16. Oktober 2006 im Alter von 86 Jahren in Vicenza. Vorerst selbst 20 Jahre lang Tierversucher wandelte er sich zu einem vehementen Verfechter einer Forschung ohne Tierversuche. Sein Buch "Tierversuch oder Wissenschaft - Eine Wahl" aus 1988 ist ein Meilenstein in der Tierversuchsgegnerbewegung. Quelle: Ärzte gegen Tierversuche

Vegetarierinnen mit Matura gesucht:
Suche dringend für Diplomarbeitsstudie (Psychologie) Frauen zw. 18 - 55 Jahren, die sich VEGETARISCH oder VEGAN ernähren, nicht rauchen und mit Matura (Großraum Graz/Wien). Dauer: 1 Stunde
Bei Interesse oder Fragen bitte ich Sie, mich unter 0650/714-4-714 bzw. brigitte@bahia.at zu kontaktieren.
Als DANKESCHÖN bekommt jede Teilnehmerin einen 5 Euro-Mangolds-Gutschein und unter allen Teilnehmerinnen wird eine Bahia-Hängematte verlost. Herzlichen Dank, Brigitte!

 

Seite 23:


Keine australische Schafwolle:
Eine besonders tragische Übung ist der Export abgetaner australischer Wollschafe in muslimische Länder. Er erfolgt per Schiff unter meist unsäglichen Bedingungen. Nicht nur das Mulesing, die betäubungslose Entfernung von Haut- und manchmal auch Fleischpartien am After, ist daher ein Grund, Kleidung aus australischer Schafwolle abzulehnen und Geschäfte, die die Wollherkunft nicht eindeutig deklarieren, zu meiden. Übrigens, es gibt auch guten Stoff aus Baumwolle und Kunstfasern.

Fleisch:
Unsere Empfehlung: wenn schon Fleisch, dann nur Bio aus Mutterkuhhaltung oder von Weiderindern. Schweinefleisch nur von Frei-landschweinen. Bezugsquellen auf Anfrage.
Eier: Billa ist Vorbild beim Verzicht auf Batterieeier. Doch wenn dort auf Beipack-zetteln von Bodenhaltungpackungen Bodenhal-tungshennen als glückliche Hühner bezeichnet werden, empfindet dies jeder, der Boden-(also Hallen-) haltungen kennt, als sehr übertrieben. Unsere Empfehlung: wenn Eier, dann nur Bio-Freilandeier mit dem Prüfsiegel „tierschutzgeprüft“

Eine Information der
Gesellschaft für humane Nutztierhaltung
Pf. 1, 8017 Graz, Tel. 0720-345 298 (fairytel)

 

Kein Speck für Mönche!
Der bekannte Schweizer Kapuziner und Autor Anton Rotzetter ruft laut Kathpress alle Ordensleute zu vegetarischer Lebensführung auf. Angesichts von tausenden Hungertoten und Massentierhaltung könne der Mensch nur als Vegetarier Mensch bleiben.
Die Presse Wien, 27.9.2006

Vegane Ernährung gegen Diabetes Typ 2
Auswirkungen der Ernährung wurden 22 Wo-chen lang an zwei 50-köpfigen Patientengrup-pen untersucht. Die eine Gruppe erhielt die von der Amerik. Diabetes Gesellschaft emp-fohlene Ernährung (d.i. kein Nahrungsmittel-ausschluß, nur Mengeneinschränkung), die andere eine rein pflanzliche fettarme. Obwohl ihre Nahrungsmenge (inkl. Kohlehydrate nicht eingeschränkt wurde, schnitt die vegan er-nährte Gruppe in allen Bereichen besser ab. Ihr Körpergewicht nahm um 6,5 kg gegenüber 3,1 kg ab, das schädliche Cholesterin (LDL) ebenso, die Blutwerte verbesserten sich (ge-messen wurde das Hämoglobin A1c). Dieser letzte Wert verbesserte sich sogar mehr als bei den meisten Diabetes-Medikamenten und drei-mal intensiver als bei der anderen Gruppe.
Quelle.Vegi-Info 3/2006 und w ww.pcrm.org

Frucht- und Gemüsesäfte und Alzheimer
Da in Japan lebende Japaner viel seltener Alzheimer bekommen als in den USA lebende, versuchte man die an tierischen Nahrungs-mitteln reiche, aber an Obst und Gemüse arme amerikanische Ernährung durch Säfte auszu-gleichen. In einer zehnjährigen Studie mit über 65jährigen konnten Personen, die mehr als dreimal wöchentlich solche Säfte tranken, das Alzheimer-Erkrankungsrisiko gegenüber der Gruppe, die weniger als einmal Säfte trank, um 76 % senken.
Quelle: Vegi-Info 3/2006 und Dai,Q.: The Americian Journal of medicine, Sept.2006, vol 119: pp 751-759

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Seite 24:

Silvester bei den Kannibalen
Joachim Ringelnatz
1883 – 1934

Am Silvesterabend setzen
Sich die nackten Menschenfresser
Um ein Feuer, und sie wetzen
Zähneklappernd lange Messer.


Trinken dabei – das schmeckt sehr gut –
Bambus-Soda mit Menschenblut.
Dann werden aus einem tiefen Schacht
Die eingefangenen Kinder gebracht
Und kaltgemacht.
Das Rückgrat geknickt,
Die Knochen zerknackt,
Die Schenkel gespickt,
Die Lebern zerhackt,
Die Bäuchlein gewalzt,
Die Bäckchen paniert,
Die Zehen gefalzt
Und die Äuglein garniert.


Man trinkt eine Runde und noch eine Runde.
Und allen läuft das Wasser im Munde
Zusammen, ausnander und wieder zusammen.


Bis über den feierlichen Flammen
Die kleinen Kinder mit Zutaten
Kochen, rösten, schmoren und braten...


Dann Höhepunkt: Zeiger der Monduhr weist
Auf Zwölf. Es entschwindet das alte Jahr.
Die Kinder und der Karpfen sind gar.
Es wird gespeist.


Und wenn die Kannibalen dann satt sind,
Besoffen und überfressen, ganz matt sind,
Dann denken sie der geschlachteten Kleinen
Mit Wehmut und fangen dann an zu weinen.

 

Impressum:

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Medieninhaber und Verwaltung: Österr. Vegetarier Union, Herausgeber und Redaktion: Arbeitskreis Tierrechte / Erwin Lauppert (E.L.)
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Die Beiträge geben, soweit nicht ausdrücklich anderes angegeben lediglich die Meinung der Verfasser, nicht die der ÖVU wieder. Nachdruck nur mit schriftlicher Zustimmung.
Fotos, wenn nicht bezeichnet: ÖVU
Druck: Druckwerk, Graz
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Postf. 1, A-8017 Graz

 



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