Inhalt Nr.1/2007

 

 

Aus dem Inhalt:
Videoüberwachung ...........................3
Helmut F. Kaplan, Offener Brief


Elisabeth Richter
Hund und Katz quälen Rind und Huhn? .... 4


20% junge Vegetarierinnen ? ................. 6
Konsumentenmacht


Bücher ............................................... 7
J.M.Masson, Wovon Schafe träumen; ALTEX – Alternativen zu Tierversuchen; Hans Putzer, Essen macht Politik; Eva Goris, Unser kläglich Brot; Siegwart-Horst Günther, Zwischen den Grenzen; Sophie Meys, Scheckenalarm; H.Kügler-Anger, Vegetarisch kochen - französisch


Info Ges.f.humane Nutztierhaltung........ 10
Bio – Schafwolle –Eier


Vegetarische Informationen ................. 11


Rocky ............................................... 12


Leserbriefe ........................................ 13
Tierrechte und Tierschutz .................... 15


Tierrechtspartei ................................. 18
Satzung


Notizen und Ankündigungen ................ 22


Impressum, Offenlegung ................ 12,24

 

Seite 1:

O Welt in einem Ei

O Welt im Ei, von Haut
Und Schale rings umgeben!
Wenn dich die Sonne schaut,
Beginnt dein freieres Leben.
Dann lebst du, wie dein Ahne will,
Als Strauß, als Fisch, als Krokodil,
Als Huhn ein Mehrerwachen,
Ein größeres Glück und größere Qual
In einem weiteren Oval.
Bis neue Schalen krachen.
O Welt in einem Ei,
Wie Wichtiges entscheidet sich,
Geht deine Wand entzwei.
Vielleicht verschlingt man, kocht man dich,
Ißt dich mit Senf, mit Kaviar
(Störs ungezählten Eiern!)
Und wenn sie Ostern feiern,
Die dich verschlucken roh und gar,
Dann lachen sie und spaßen
a conto Osterhasen.
Doch wer von ihnen denkt dabei
An dich, du Mikrowelt in einem Ei?

Joachim Ringelnatz
1883 – 1934

 

 

Seite 2:

Liebe Leserinnen und Leser,


Joachim Ringelnatz, nicht nur Spötter, lädt uns ein zu denken, erinnert uns, bewußter zu leben. Dunkel ist vieles, auch jetzt, wenn die Tage heller werden. Vieles können wir nicht ändern, manches schon. Etwa durch nachdenklicheres Einkaufen. Zugegeben, es ist schon ein bißchen langweilig, weil wir in der anima immer wieder darauf zurückkommen. Doch Einkaufen ist nun einmal das, was wir Konsumenten am ehesten und einfachsten tun können, um es da oder dort ein bißchen heller werden zu lassen. Darum beschäftigen sich auch diesmal wieder zwei Artikel mit dem Thema dazu zwei Bücher unter den Rezensionen. Ein unbeabsichtigter Zufall, daß gerade Elisabeth Richters intensiven Bedenken gegen die Tier-futter-Massenware mit dem Versuch eines der größten Futtererzeuger, aufhellende Informationen zur Produktion zu verbieten, zu-sammenfallen.


Wir leben immer mehr unter Überwachung. Ein mehr oder minder großer Bruder schaut uns über Videokamera zu, auf belebten Straßen, in Geschäften. Nur die, die mit Tieren ihr Werk verrichten, im Massenstall, im Schlachthaus, im Versuchslabor dürfen im Dunkeln agieren. Weshalb?


Ebenfalls ein nicht unbekanntes Thema bellt unser Rocky an – er ist wieder zu Stimme gekommen – die Qualzüchtungen um der lieben Mode willen

.
Wie man schöne Gesetze machen kann, um empörte Bürger zu beruhigen, und dabei doch alles beim alten beläßt, zeigte uns gerade die EU-Kommission vor. Viele Jahre haben sich Tierfreunde um ein Im-portverbot für Hunde- und Katzenfell bemüht. Namentlich die ostasiatischen „Pro-duktionsmethoden“ sind ja himmelschreiend. Jetzt endlich ließ sich der zuständige Kommissar erweichen und verfaßte einen Verbotsentwurf. Nur, er enthält so viele Schlupflöcher, daß zu befürchten ist, es ändert sich nichts. Da bleibt nichts übrig, als weiter zu protestieren. Tun Sie es bitte.


Etwas viel Raum, wird vielleicht der eine oder andere meinen, haben wir einem Leserbrief eines prominenten Tierrechtler gegeben, der etwas Kulturkampfatmosphäre verbreitet, und der zugehörigen Entgegnung. Wir glauben, der angesprochene Themenkreis, der sich um die Fragen, wie sollen Tierfreunde in der Öffent-lichkeit auftreten, wie können wir Men-schen gewinnen und wollen wir das, un-terscheiden sich Schutz und Recht, was ist Gewalt, ist doch näherer Erörterung wert.


Ein Hoffnungsschimmer: die Probleme mit dem Klima veranlassen Leute, von denen wir es am wenigsten erwartet haben, für Sparsamkeit beim Fleischessen zu plädieren.


Ostern ist nicht weit, damit für viele auch das Osterei, und da auch die Henne nicht fern. Abseits der Debatte, ob und wieviel Fleisch Hund und Katz brauchen und ob man es substituieren kann, drum in der anima ein kleiner versteckter Hinweis für Gartenbesitzer: auch Hühner können liebe Hausgenossen sein.


Frohe Festtage wünscht Ihnen,
liebe Leserinnen und Leser,
Ihre anima-Redaktion

Aus dem Inhalt:
Videoüberwachung ...........................3
Helmut F. Kaplan, Offener Brief
Elisabeth Richter
Hund und Katz quälen Rind und Huhn? .... 4
20% junge Vegetarierinnen ? ................. 6
Konsumentenmacht
Bücher ............................................... 7
J.M.Masson, Wovon Schafe träumen; ALTEX – Alternativen zu Tierversuchen; Hans Putzer, Essen macht Politik; Eva Goris, Unser kläglich Brot; Siegwart-Horst Günther, Zwischen den Grenzen; Sophie Meys, Scheckenalarm; H.Kügler-Anger, Vegetarisch kochen - französisch
Info Ges.f.humane Nutztierhaltung........ 10
Bio – Schafwolle –Eier
Vegetarische Informationen ................. 11
Rocky ............................................... 12
Leserbriefe ........................................ 13
Tierrechte und Tierschutz .................... 15
Tierrechtspartei ................................. 18
Satzung
Notizen und Ankündigungen ................ 22
Impressum, Offenlegung ................ 12,24

 

Seite 3:

ORF ZIB 2 (Abendnachrichten) am 22.3.2007:
Menschenrechtsbeirat fordert Videodokumentation bei Polizeiverhören

 

Videoüberwachung:
Auf Straßen, ja. In Schlachthöfen, Tierversuchslabors und Ställen, leider nein!


Die im Zusammenhang mit tatsächlichen oder angeblichen Übergriffen bei der Polizei stehende Forderung des Menschenrechtsbeirats ruft ein altes Tierschutzbegehren in Erinnerung.
Erlaubt ist es, alle Menschen auf den Straßen zu überwachen. Nicht erlaubt bleibt es, Schlachthäuser, Tierversuchslabors, Ställe auf ordnungsgemäßen Betrieb zu überwachen. Das haben z.B. im Fall Covance, Münster deutsche Gerichte ausdrücklich verboten. Tierquälerei (und auch Menschenquälerei) können nur Geheimagenten verbotenerweise aufdecken.

Dazu hat bereits vor Jahren der Philosoph Helmut F. Kaplan einen


Offenen Brief


an alle Tierschutz- und Tierrechts-organisationen gerichtet, wie folgt:
Daß bereits der "ordnungsgemäße" Schlachthausbetrieb eine recht unerfreuli-che Angelegenheit ist, ahnen die meisten Menschen wohl. Aber sie wären mit Si-cherheit entsetzt, wenn sie wüßten, welch geradezu unglaubliche "außertourliche" Grausamkeiten im Schlachthaus an der Tagesordnung sind. Was läge also näher, als dieses Entsetzen der Menschen für die Tiere nutzbar zu machen:
Die "außertourlichen", ungesetzlichen Grausamkeiten in Schlachthäusern, etwa die fehlende oder mangelnde Betäubung oder das sadistische Quälen von Tieren, sind wohldokumentiert. Was fehlt, ist die breite, systematische und wiederholte Veröffentlichung dieses Materials. Danach müßte es möglich sein, die Menschen zu mobilisieren, Maßnahmen zur Verhinderung dieser überflüssigen und illegalen Grausamkeiten zu fordern. Auch die Schlachthausbetreiber müßten ein Interesse daran haben, vom Vorwurf des ständigen Gesetzesverstoßes befreit zu werden.
Die permanente Video-Überwachung wäre eine einfache und wirksame Möglichkeit, die Einhaltung der gesetzlichen Bestim-mungen in Schlachthäusern zu gewährlei-sten.
Ich rufe daher alle Tierschutz- und Tier-rechtsorganisationen auf, sich auf allen Ebenen vehement und unnachgiebig für eine lückenlose Video-Überwachung aller Schlachthäuser einzusetzen.
Und, wer weiß: Vielleicht führt die durch diese Kampagne bewirkte Kenntnis von den illegalen Grausamkeiten in den Schlachthäusern dazu, daß die Menschen auch die gesetzlich zugelassenen Grau-samkeiten in Frage stellen.


Helmut Kaplan

 

Es geht nicht nur um Schlachthöfe. Covance vor zwei Jahren hat die Folgen mangelnder Überwachung in Versuchslabors aufgezeigt. Nach unserem Tierschutzgesetz bzw. der dazu erlassenen Verordnung müssen Nutztier-Ställe nur alle fünfzig Jahre überprüft werden. Das wäre lachhaft, wäre es nicht so traurig. Wie es Dr. Balluch beim Filmen von Pelz-tierfarmen in Finnland ergangen ist, haben wir berichtet. In den USA wurden verdeckte Ermittlungen in der Nutztier-Industrie, das heißt heimliche Videoaufnahmen, verboten. Ein Freibrief für Tierquäler. Auch bei uns stehen praktisch nicht diejenigen, die Tierschutzgesetze mißachten, sondern die, die zu Beweiszwecken filmen, unter straf- oder zivilrechtlicher Sanktion.
Die Video-Überwachung nicht zulassen, bedeutet zwar nicht formal, doch faktisch Beihilfe zur Tierquälerei.


Erwin Lauppert

 

Seite 4, 5:

Auslieferung des Buchs „Katzen würden Mäuse kaufen, Schwarzbuch Tierfutter“
gestoppt. Masterfoods erwirkt einstweilige Verfügung Handelsblatt 5.3.2007

 

Hund & Katz quälen Rind & Huhn?
Elisabeth Richter


Wer BIO kauft, fördert Tierschutz und ökologische Landwirtschaft sowie das Überleben der natürlichen Fauna und Flora. Wer BIO kauft, boykottiert die leider übermächtige Chemie-Gentechnik-Agrargrossbetriebslobby. Er fördert auch kleine und mittlere Bauern, die sonst gnadenlos von der erwähnten Lobby ausgerottet werden – und es grossteils offensichtlich gar nicht merken, wohin ihre eigene Standesvertretung sie führt.


Bio ist teurer als Nicht-Bio, ja klar – ABER alles, was nicht Bio ist, ist lupenreine Fabrik-Chemie-Pampe und zerstört die Umwelt (und das Klima!). Dies bezahlen wir alle, halt nicht beim direkten Preis von 1 kg Brot oder Fleisch sondern ungefragt über unsere Steuern (die grössten EU-Agrarzahlungen erhalten die Firmen Nestlé und Unilever, daher der grosse Widerstand gegen die Veröffentlichung der Förderungen). Und Nicht-Bio heisst auch, dass der klägliche Rest an intakter Natur oder ökologisch bewirtschafteten Flächen, egal ob hier oder in Brasilien, China oder sonstwo, erbarmungslos zerstört wird. Also AUS für Wildtiere und ökologisches Gleichgewicht und grausamste Ausbeutung der Nutztiere.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, dürfen wir aber nicht vergessen, auch unsere Haustiere Hund + Katz + Frettchen + Co. mit Bioprodukten zu füttern. Das ist erstens gesünder für die Tiere, weil nicht chemisch/gentechnisch ver-fälscht. Und zweitens erspart es den „Futtertieren“, die unsere Haustiere an-stelle ihrer natürlichen Beutetiere fressen (müssen), ein grausames Schicksal als sogenanntes Fabrik-Nutztier. Auch die pflanzlichen Anteile beim Futter kommen aus Bio-Landwirtschaft, ein Gewinn auf der ganzen Front

.
Und das alles für ein paar Cent mehr – ist doch ein Schnäppchen, oder?


Die diversen Futtersorten in BIO sind bereits in fast allen Super- und Reform-märkten erhältlich, sie schmecken unseren Haustieren gut und helfen mit, dem allgemeinen Gier-Globalisierungs-Wahn in der Nutztierhaltung und –verarbeitung entgegenzuwirken. Die Marken Hof-Dog oder Hof-Cat bei Merkur, Billa + Co, Whiskas-Bio-Sackerln überall, Yarrah im Naturfachhandel und natürlich Frischfleisch von Ja Natürlich oder diversen Bio-Direktfleischvermarktern oder in den Ma-ran-Biosupermärkten, aber auch Almo-Rindfleisch bei Zielpunkt sind verfügbar. Und ab Anfang März gibt es in den Fressnapf-Geschäften ebenfalls Bio-Futter, nämlich Naturkraft.


Die ethische Frage, ob wir Menschen und unsere Haustiere andere Tiere töten und essen, bzw. verfüttern dürfen. Was uns Menschen betrifft, ist die Antwort klar: Nein, wir benötigen kein tierisches Eiweiss und können, sogar gesünder und bekömmlicher, rein vergan oder vegetarisch leben. Eigentlich auch nein für Haustiere, ist der erste Impuls beim Nachdenken, denn jedes Lebewesen hat ein Recht auf unversehrtes Leben in Würde. NUR, Hunde und Katzen haben WIR dem natürlich Leben entzogen, sie sind, als ursprüngliche Beutegreifer, zumindest teilweise auf tierisches Eiweiss angewiesen. Wir Menschen müssen daher für ihre artgerechte Ernährung sorgen. Die Lösung? So wenig Fleisch wie möglich (es gibt auch veganes Biofutter für Hunde und Katzen, das sich sehr gut als Ergänzungs- oder Alleinfutter eignet) und Achtung beim Einkauf, ob es sich um echte Bio-Produkte handelt. Es gibt natürlich auch in diesem Sektor vorbildliche und eher mangelhafte Betriebe und Schutzmarken. Aber grundsätzlich ist Bio immer noch wesentlich besser, gerechter, ökologischer und tierfreundlicher als Nicht-Bio.
Also bitte, helfen wir doch alle mit – Haustiere, sprich wir HaustierhalterInnen, sind heute eine wirtschaftliche Grossmacht. Millionen von Euros geben wir für unsere Tiere aus, bitte ab sofort nur noch für Bio-Qualitäten – oder wollen Sie per Haustierfutter die grässlichen Auswüchse der heutigen Fabrikstierausbeutung auch noch fördern? Sprich, Hund + Katz quälen Rind + Huhn? Und werden womöglich noch krank von der ganzen Tierquälerei, die sie in hübschen Döschen dann von Herrchen + Frauchen serviert bekommen. Aussen hui, innen pfui?
„ We feed the world“ – sehen Sie sich diesen Film an – und kaufen Sie für sich und Ihre tierischen Hausgenossen nie wieder konventionelle Lebens- und Futtermittel, es sind Todesmittel. Bio ist die einzige positive Alternative!

Elisabeth Richter
+ Bio-Futter Katzen Rosi, Maxl + Titus

 


PS: Der Trend zu Bio ist gut im Laufen, machen wir mit! Aber achten wir drauf, dass Bio/Öko nicht durch Massenproduktion und Handelspreisdrückereien kaputt gemacht wird. So können wir und unsere Haustiere die Nutztiere zumindest vor den schlimmsten Fleischmafia-Auswüchsen, die konventionelles Haustierfutter mit sich bringt, schützen, und die alternative Landwirtschaft in europäischen Regionen gleich dazu. Übrigens auch ein grosser Beitrag zum persönlichen Klimaschutz!
Wir müssen nur danach fragen und es auch konsequent kaufen! DM hat z.B. seine Bio-Marken wieder eingestellt, die Nachfrage war zu schwach............ Es liegt, wie immer an uns. Geiz ist nicht geil sondern er bringt um! Zuerst Tiere, Natur, kleinteilige Landwirtschaft, Klima, Arbeitsplätze in Europa, usw. – zuguterletzt dann natürlich uns selber.
Elisabeth Richter


Anmerkungen der Redaktion:
Auf der website www. zsolnay.at des Verlags steht zu Katzen würden Mäuse kaufen. Schwarzbuch Tierfutter:
Der Tierfutter-Großkonzern Masterfoods (Whiskas, Pedigree, Chappi, Sheba, Frolic u.a.) hat gegen den österreichischen Zsolnay/ Deuticke Verlag am Landgericht Verden eine Einstweilige Verfügung ausschließlich gegen Aussagen in der Bewerbung des Buches erwirkt und versucht so die Werbung und den Vertrieb des Titels zu behindern.
In "Katzen würden Mäuse kaufen. Schwarzbuch Tierfutter" klärt der Best-sellerautor und frühere Spiegel-Korrespondent Hans-Ulrich Grimm über die unappetitlichen Praktiken der Tierfutterbranche auf. Der Verlag ist der Überzeugung, dass die Einstweilige Verfügung gegen das Buch ungerechtfertigt ist und prüft gegenwärtig alle juristischen Mög-lichkeiten....“.
Wir, die anima-Redaktion bzw. die Gesellschaft für humane Nutztierhaltung hatten uns vor Jahren um die Genehmigung zur Besichtigung einer Tierfutterfabrik be-müht. Die wurde uns mit fadenscheiniger Begründung verwehrt. Warum wohl?


Vegetarisches Hunde- und Katzenfutter:
Es gibt Tierbesitzer, die mit Erfolg ihre Hunde vegetarisch ernähren, manche auch ihre Katzen, mit entsprechendem Zusatz (Vegecat z.B.). Wir hatten in anima 3/2003 (S.13, 46 Laufmeter Regal) das Thema behandelt.
Näheres bei James A. Peden, Vegetarische Hunde- und Katzen-Ernährung, Echo-Verlag, Göttingen 2003, 240 Seiten, 17.80 EUR(D), ISBN 3-926914-40-8 (Amerik. Originalausg.: „Cats & Dogs“ 1999)
Wir informieren sie gern über Bezugsquellen für vegetarisches Hunde- und Katzenfutter.


Warum nur Hunde- und Katzen als Gefährten? Warum nicht, z.B. wenn Sie einen Garten haben, ein paar Hühner?
Jeffrey M. Masson schreibt in Wovon Schafe träumen (siehe die Bücher-Seite): Viele Leute haben mir mitgeteilt, wie liebenswert sie Hühner finden und welch intensive Beziehungen sich zu ihnen entwickeln können.

 

Seite 6:

20 % der jungen Frauen Vegetarierinnen?
Konsumentenmacht


„Rund 20 Prozent der jungen Frauen in Österreich essen kein Fleisch mehr“ steht im Ende vergangenen Jahres vom Landwirt-schaftsministerium herausgegebenen Öster-reichischen Lebensmittelbericht 2006. Eine beeindruckende Zahl. Leider, sie ist falsch, wie unsere eher mühsamen Recherchen ergeben haben. Zieht man die Ziffern der Berichte 1998 und 2003 heran, dürften etwa 8 % der Gruppe sehr junger Frauen Vegetarierinnen sein. Unter den sechzehnjährigen Mädchen vielleicht noch etwas mehr. Jährlich werden etwa 40.000 Mädchen geboren, nehmen wir acht Jahrgänge, so sind das etwa 320.000, und acht Prozent davon rund 25.000 Vegetarierinnen.


Demnächst wird das Wahlalter auf sechzehn Jahre herabgesetzt. Gegenüber Wählern – schreibt Hans Putzer in Essen macht Politik (siehe Bücherrubrik) haben Konsumenten den Vorteil, täglich ihre Wahl treffen zu können. Sie könnten damit mehr bewirken als in der Wahlzelle.


Damit sind wir wieder bei einem alten, im-mer wiederkehrenden anima-Thema, der Konsumentenmacht, die leider etwas schläf-rig ist. Natürlich hat sich im Handel in den letzten zwanzig Jahren nicht wenig zu unseren Gunsten verändert, doch gerade der Trend zum Fertiggericht hat manches verschlechtert. Die Zahl der Gerichte, die ganz ohne totes Tier auskommen, also für L-O-Vegetarier akzeptabel sind, ist immer noch gering, von vegan-vegetarischen Produkten ganz zu schweigen. Schlimmer noch, es finden sich Schlachtbestandteile, wo man sie nicht erwartet, z.B. im tiefgefrorenem Rot-kraut. Noch immer wird Ei aus der Batterie oder bestenfalls der Bodenhaltung verwen-det und die Kennzeichnung der Waren als l-o- oder vegan-vegetarisch ist eher spora-disch, und zum Teil irreführend, wenn es etwa „fleischlos“ heißt.
Hier könnte selbst eine kleine Zahl von Konsumenten viel verbessern, vorausgesetzt sie träte konsequent, zielgerichtet und in Grenzen organisiert auf. Denn es geht nicht gegen den nun einmal der übergroßen Mehrheit lieben Fleischgenuß sondern um Kennzeichnung und allenfalls geringe Rezeptur-veränderung, also mehr oder minder nur gegen die Trägheit der Handelskettenze-tralen und der Produzenten. Rotkraut dürfte sich auch mit einem anderen Fett als Schweinefett gut verkaufen.


Ü berforderte Kunden und träge Handelsketten, nur ein Beispiel: Im vergangenen Frühjahr nahm Billa einen neuen veganen Aufstrich, produziert von einer größeren Delikatessenfirma, mit dem V-Label der EVU geadelt, in einer 150 g–Schale ins Sortiment. Die eingesessene Konkurrenz, die ihren Aufstrich in einer 125 g–Schale vertreibt, antwortete mit einer Sonderaktion. Soweit so gut. Nur gab es dabei einen Schönheitsfehler: Der Preiszettel auf der Regalleiste wies das Gewicht des Altprodukts fälschlich auch mit 150 g aus und den kg-Preis davon ausgehend ebenfalls falsch als billiger als die Konkurrenzware. Trotz nachdrücklicher Intervention in fünf Filialen (beim Leiter persönlich) und schriftlicher Information der Billa-Zentrale änderte sich zwei Monate lang nichts (außer das der eine oder andere Filialleiter das Schild entfernte oder teilberichtigte). Erst als wir die Konsumentenberatung der Arbeiterkammer Wien einschalteten, reagierte Billa mit einer Entschuldigung. Da war das neue Produkt allerdings schon wieder als zu teuer aus dem Regal geflogen. Man sieht es ist nicht immer einfach, selbst wenn es um Abstellung of-fensichtlicher Unrichtigkeiten, die man fast Betrug nennen könnte, geht. Die Konsumentenmacht bedürfte, soll sie effektiv sein, häufig gemeinsamer Planung.


Kehren wir zu den anfangs genannten statistischen Zahlen zurück. Nicht wenige Junge widmen sich engagiert den Tierrechten, mit Demonstrationen und manchem mehr. Ich glaube, organisiertes Einkaufen, und wenn es nur zwei Prozent der obgenannten 25.000 tun, könnte manchmal mehr bewirken als Trillerpfeifen in der Wiener Mariahilferstraße.


Das Thema wurde in der anima schon oft behandelt (z.B. in Nr.3/05, „Einkaufen gehen statt Bomben werfen“). Die Frage ist, wie können wir junge Menschen für die „Einkaufsfront“ begeistern? Und Ältere auch.


Erwin Lauppert

 

Seite 7 - 10:

Bücher

Jeffrey M. Masson
Wovon Schafe träumen – Das Seelenleben der Tiere, Verlag Heyne 2006, 350 Seiten, Taschenbuch, 9.20 EUR (A)


Masson, früher Professor für Sanskrit an der Universität in Toronto, dann Psychoanalytiker, Projektdirektor im Sigmund Freud Archiv in London, später Verfasser psychoanalyse-kritischer Bücher, wandte sich schließlich den Tieren und ihren Gefühlen zu. Sein Buch When elephants weep (1995) wurde ein Bestseller. Weitere deutsch erhältliche Bücher: Hunde lügen nicht – Die großen Gefühle unserer Vierbeiner und Katzen lieben anders. Die vorliegende Arbeit ist 2003 unter dem Titel The Pig Who Sang to the Moon, The emotional World of Farm Animals erschienen. Sie handelt wie der Namen sagt von den sogenannten Nutztieren und ihren Gefühlen. Von Schweinen, Hühnern, Schafen, Ziegen, Rindern, Enten. Sie ist keine trockene, langweilende wissenschaftliche Abhandlung im Sinne landläufiger Verhaltensforschung. Masson bringt eine Fülle von Berichten, berührenden aus eigenem Erleben, von mit Tieren vertrauten Menschen, aus wissenschaftlichen Quellen, die zeigen: Auch Nutztiere, für viele nur seelenlose Masse, sind wie ihre wilden Vorfahren fähig, tiefe Gefühle zu empfinden, Angst, Langeweile, Kummer, Einsamkeit und rauschhaftes Glück zu verspüren und darin den Menschen bemerkenswert ähnlich. Dazu Fakten über die Nutztierhaltung, mehr bezogen auf amerikanische Verhältnisse, und ein Kapitel ‚Über die Natur des Glücks’, in dem die Meinungen der Wissenschaftler zur Frage der Glück- und Leidensfähigkeit der Tiere im Wandel der Zeiten gegenübergestellt werden. Masson zitiert Darwin: Die meisten der vielschichtigeren Gefühle sind Mensch und höheren Tieren gemein. Ein abschließendes Kapitel ist den Konsequenzen, die wir Menschen daraus ziehen sollten, gewidmet: die vegetarische, vegan-vege-tarische Lebensweise.


ALTEX Alternativen zu Tierexperimenten
Ein vierteljährliches Journal für neue Wege in den biomedizinischen Wissenschaften,
Elsevier – Spectrum Akadem.Verlag, D-69126 Heidelberg, Jahresabo für Privat-Bezieher 75 EUR, (für Tierschutzorganiationen u. Studie-rende Sonderkonditionen), Bestellungen ALTEX Postfach 100125, D-78401 Konstanz, abo@altex.ch


Die erste Jahresendnummer der wissenschaftlichen Vierteljahresschrift für Alternativmethoden zu Tierversuchen, seit sich Prof. Gotthard M. Teutsch, 87jährig, von der Redaktion des Literaturberichts über „Mensch und Mitgeschöpf unter ethischem Aspekt“ (bearbeitet nach den Neuzugängen des Archivs für Ethik im Tier-, Natur- und Umweltschutz der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe) zurückgezogen hat und auch das Archiv in Karlsruhe nicht mehr besteht. An Stelle seiner kurz-prägnanten Darstellung möglichst vieler Neuerscheinungen sind 30 Seiten ausführlichere Besprechungen einer kleineren Zahl durch die Mitglieder eines offenen Teams einschlägiger Fachleute getreten.
Auch sonst beschäftigt sich die Nr.4/2006 traditionsgemäß vorwiegend mit Ethik (die ersten drei Nummern im Jahr sind jeweils mehr medizinisch-technischen Themen gewidmet). Eine wichtige Frage wird angeschnitten: die Versuche mit gentechnisch veränderten Tieren steigen, Tiere leiden zum Teil unter gentechnischen Veränderungen, die Herstellung transgener Linien erfordert viele Tiere, die dann als „Abfall“ entsorgt werden. Steht die Einführung von genmodifizierten Tieren im Einklang mit den 3R-Prinzipien – Reduction (Verminderung der für einen Versuch benötigten Tiere), Refinement (Verbesserung der Lebensbedingungen der Versuchstiere), Replacement (Ersatz durch nichttierische Alternativmethoden). Arianna Ferrari, TU Darmstadt kommt in einem ausführlichen Beitrag zu einem i.w. negativen Ergebnis. (Text in englisch; anders als bei den meisten „deutschsprachigen“ wissenschaftlichen Zeitschriften sind in Altex englischsprachige Beiträge noch sehr in der Minderheit).


Hans Putzer
Essen macht Politik – Tägliche Entscheidungen mit großen Folgen
Leykam Graz (www. leykamverlag.at) 2006, 128 Seiten, 16,7 x 24 cm, Broschur, 19,80 EUR, ISBN: 978-3-7011-7547-5
Unlängst erregte ein Rindertransport mediales Interesse. 65 „ausrangierte“ Milchkühe vulgo Wurstkühe wurden von Estland zum Salzburger Schlachthof geführt – ganz EU-konform mit Ruhepause in Polen; Reisedauer 64 Stunden. Ein deutscher Frächter hatte die Tiere auf der Rückfahrt von einem Zuchtrinder(sprich junge Milchkühe)-Transport nach Rußland geladen. Der Export bringt je Rind ca. 150 Euro EU-Subvention. Raiffeisen, der Betreiber des Schlachthofs, rechtfertigte sich: „Dieser Transport war für uns eine totale Ausnahme. Wir werden nun stellvertretend für Mitbewerber kritisiert, für die solche Dinge zum Alltagsgeschäft gehören."
All dies passiert, unter anderem weil der Straßentransport auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt begünstigt wird. Man könnte fast meinen, den EU-Gewaltigen ist der Warenverkehr heilig, nicht aber der Mensch. Da ist man versucht, den Titel des Buches umzudrehen: Politik macht Essen. Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit.
Sehr wohl könnten wir Unteren beim Einkaufen Politik machen, wir tun es nur zu selten. Der Autor möchte uns dazu animieren, nicht mit Schlagworten, sondern mit sachlicher fundierter, statistisch untermauerter ausführlicher Information. Dennoch liest sich das Buch leicht und flüssig. Putzer ist schließlich (auch) Journalist, Chefredakteur des auflagenstarken Wochenblattes des Steirischen (ÖVP)-Bauernbundes Neues Land. Trotzdem, der Autor nimmt sich kaum ein Blatt vor den Mund. Man kann von einem Bauernvertreter kein Bekenntnis zum Vegetarismus erwarten. Gerade deshalb bemerkenswert seine Ausführungen zur Energiebilanz der Fleischproduktion. Und sein Rat: Fleisch ist zu kostbar, um es als Allerwelts- und Alle-Tage-Lebensmittel uneingeschränkt zu konsumieren. Zuviel Fleisch bedeutet auch zuviel Naturverbrauch.
Der Verfasser zeigt, daß manche Probleme vielschichtig sind und Entscheidung nicht immer einfach. Er gibt nicht immer fertige Antworten doch Entscheidungsgrundlagen.
Auch für bewußte Konsumenten ist der Durchblick nicht immer einfach. Das argentinische Ware einen langen Weg hatte, ist begreiflich, doch zurück zu den estnischen Kühen. „Nach der Schlachtung wurde das Fleisch nicht zurück nach Estland sondern nach Deutschland gebracht." Also kam es dort EU-konform als deutsche Wurst gekennzeichnet in die Regale.


Eva Goris
Unser kläglich Brot – Gute Ernährung kommt nicht aus der Tüte
Droemer Verlag München (www. droemer-knaur.de) 2007, 320 Seiten, 14 x 21,5 cm, gebunden, 18,50 EUR(A). 18 EUR(D)


Der Hausverstand sagt: Brot ist dort am frischesten, wo’s den ganzen Tag nach Backofen riecht. Daß dieser Werbespruch einer großen Handelskette nicht immer stimmt, erfahren Sie hier. Lebensmittelkunde in ansprechend leicht verständlicher Sprache aufbereitet. Wie es einst war und jetzt ist. Über die „Entfremdung“ unserer Lebensmittel durch die moderne industrielle Produktion und was dadurch ökologisch und medizinisch und kulinarisch aufs Spiel gesetzt wird. Dazu ein kleiner Streifzug durch die Geschichte (Anm. In der allerdings auch nicht alles rosig war. Ohne moderne Agrar- und Konservierungstechnik war der Hunger steter Gast). Streiflichter zur die heutigen quälerische Massentierhaltung (Die mit 7000 l angebene jährliche Milchleistung von Turbokühen ist allerdings eine Untertreibung. Die Norm liegt da bei 10.000 und mehr (in Österreich, wo anstelle der Milchrassen Zweinutzungsrassen überwiegen, waren es 2004 5.600 Kg (= ca. l) gegenüber 2.300 vor 50 Jahren). In den letzen Jahren, erfahren wir, sind in Deutschland 300 Nutztierrassen verschwunden. (Noch eine Bemerkung, die nicht im Buch steht: Das zeigt, die häufige Behauptung, Vegetarismus würde die Tiere verschwinden lassen, nicht ganz richtig ist. Den nach billigem Fleisch Greifenden ist der Verlust zu danken).
Wußten Sie, daß Milch nicht gleich Milch ist? Wann ist Tiefkühlkost natürlich, wann der modernen Chemie unterworfen, wie wird der Konsument und sein Geschmack manipuliert. Die Autorin gibt dazu Auskunft doch sie zeigt nicht minder Alternativen auf. Und informiert zusätzlich ausführlich über Vitamine, Mineralstoffe etc. und deren Gehalt in den verschiedensten Lebensmitteln.
Unbeschadet einiger aus vegetarischer Sicht erforderlichen Anmerkungen etwa zum Thema Fische ist das Werk eine wertvolle Informationsquelle.


Siegwart-Horst Günther
Zwischen den Grenzen – Mein Leben als Zeitzeuge
Verlag am Park, Berlin (www. edition-ost.de) 2006, 258 Seiten, 12,5 x 21 cm, brosch., ISBN 3-89793-123-0, 14,90 EUR(D)


Wie kommt die anima zur Lebensgeschichte eines Menschen abseits der Tierszene, mag sie auch turbulent sein: Sohn eines höheren NS-Funktionärs, KZ, medizinische Karriere in der DDR, Tierversuche, dann als Wissenschaftler und Arzt im Orient und in Großbritannien, auch in Israel. Interessant der Bericht über zwei Jahre bei Dr. Schweitzer in Lambaréné.
Der Grund der Vorstellung des Buches ist ein anderer. Wagt es jemand, bei irgendwelchen Kriegen an die betroffenen Tiere zu denken, und Tiere sind immer Opfer, reagiert die breite Öffentlichkeit unterstützt von den Medien regelmäßig nicht nur gleichgültig, das heißt gar nicht, sondern häufig fast haßerfüllt. Friedensarbeit ist auch Tierschutzarbeit.
Bekanntlich hat die Regierung der USA unterstützt von NATO-Partnern die Gewohnheit, aus dem oder jenem Anlaß zwecks Förderung von Demokratie und Freiheit Splitterbomben und dergleichen auf Leute zu werfen (und unvermeidlich natürlich auch auf Tiere). Günther, dem Irak verbunden, war in den neunziger Jahren nicht nur Zeuge der grauenhaften Folgen des UNO-Embargos, des Massensterbens, er stellte bei Kindern, die mit Uranmunition gespielt hatten (die liegt in Zigarrenform mancherorts als Kinderspielzeug herum) Leukämie fest und machte die Gefährlichkeit dieser Munition weltweit publik. US-und deutsche Regierung leugnen die Gefährlichkeit, doch wurde Günther, als er ein Geschoß in Berlin untersuchen ließ, wegen Freisetzung jonisierender Strahlung verurteilt. Auch das Österreichische Bundesheer gab beruhigende Erklärungen ab. Erst als immer mehr Golfkriegveteranen und deren Kinder erkrankten, konnte die Sache nicht mehr unterdrückt werden. Die Rufe nach Verbot der Waffe, die im letzten Libanonkrieg wieder eingesetzt wurde, werden immer lauter.


In der Wikipedia heißt es dazu: Viele Streitkräfte nutzen abgereichertes Uran (depleted uranium, DU) in Form von Uranmunition als Projektilkernmaterial für panzerbrechende Munition. Die DU-Munition wird beim Eintritt in den Panzerinnenraum zerstäubt und verbrennt dabei explosionsartig. Die entstehenden Stäube und Aerosole sind giftig und führen zu Gesundheitsschäden bei kontaminierten Personen.
Informationen auch unter www. zeitfragen.ch, Zeitschrift Zeit-Fragen, Postfach, CH-8o44 Zürich.


Sophie Meys
Schneckenalarm – So machen Sie Ihren Garten zur schneckenberuhigten Zone
Mit Cartoons von Renate Alf, pala-verlag Darmstadt (www. pala-verlag.de) 2007, 128 Seiten, 11,5 x 17 cm, Hardcover, 8,80 EUR(D), 16,00 sFr, ISBN: 978-3-89566-227-0


Das Thema, Mensch und Tier im Kampf um ein Stück Erde. An sich ein grundlegendes ethisches Problem, das auch mittels Veganismus nicht zu lösen ist. Der Autorin geht es hier allerdings nicht um Ethik, vielmehr um die Frage, wie werden wir diese Geschöpfe mit Migrationshintergrund wieder los, ohne – doch Ethik – Grausamkeit. So eine rotbraune Straßenschnecke ist ja ein Meisterwerk der Schöpfung, geradezu lieb anzusehen, wenn sie sich so an einem Salatblatt gütlich tut, knabber, knabber, knabber, und weg ist es. Die Mehrheit unserer Mitbürger berührt das Thema kaum. Sie sagen, gut, unsere Regierungen konnten die Immigranten nicht fernhalten, dann holen wir den Salat eben dort, wo sie herkommen, in Spanien. Da gibt es andere Einwanderer, die den Schnecken-, pardon Afrikanerzaun der EU überwinden konnten. Sie ziehen uns das Gemüse mit viel Chemie zu Schundlöhnen und unter Folien auf.
Doch wie kann der Gärtner hierzulande außer Schnecken auch grüne Blätter sehen, ohne grausame Tötungsorgien mit Giftgas und dergleichen?
Ethisch eher bedenklich die bekannte indische Laufgans; wenn ich das Leben meiner Erbtante nicht eigenhändig verkürze, sondern Spießgesellen dinge, bin ich dann untadelig? Besser schon Geburtenbeschränkung durch Schneckeneier fressende Hühner; nur ein Nachteil, die lieben auch alles Grüne. Das Büchlein gibt viele andere gute Tips – dazu Schneckenkunde – und die Anregung, auch die für den Garten positiven Eigenschaften des Getiers zu nutzen. Dank zahlreicher Karikaturen – anders als bei denen über Mohammed dürften die Kriechtiere sich höchstens durch gesteigerten Appetit rächen – eignet es sich auch gut als kleines Geschenk.
E.L.


Heike Kügler-Anger
Vegetarisch kochen - französisch
pala-verlag Darmstadt 2006, 240 S., 13,5 x 21 cm, Hardcover, 14 EUR(D), ca. 14,40 EUR(A),24,90 sFr, ISBN: 978-3-89566-224-9


Die Autorin dieses Kochbuches reiste mit Wohnwagen und Hund Jahrzehnte immer wieder nach Frankreich. Nicht zuletzt deshalb, weil sie sich in die Qualität und Vielfalt der französische Küche verliebte. All die Rezepte, die sie von ihren Urlaubsreisen mitgebracht hat, werden uns nun in diesem Kochbuch vorgestellt. Und für alle Rezepte gilt: Man muss kein Profikoch sein um sie nachzukochen. Denn schließlich geht es nicht um diffizile nouvelle cuisine, sondern um gute, französische Hausmannskost.
125 vegetarische Rezepte der französischen Landhausküche, so vielfältig und unterschiedlich wie die Regionen des Landes, bieten bodenständigen Speisen ebenso wie raffinierte Feinschmeckerspezialitäten.
Von kalten und warmen Vorspeisen, Suppen und Eintöpfen, Saucen und Dips, Hauptgerichten, Überbackenen und Aufläufen, diversen Eierspeisen, Beilagen, bis hin zu zwei Extrakapitel, die sich mit den vielfältigen französischen Käsesorten befassen, lassen die Rezepte keinen Gusto unbefriedigt.
Neben Menüvorschlägen für verschiedene Gelegenheiten und Jahreszeiten bekommen wir auch passende Weinempfehlungen und Einblick in die französische Ess- und Tafelkultur. Einem „Tafeln wie Gott in Frankreich“ steht also nichts mehr entgegen.


Bon Appétit wünscht Ihnen Michaela Schaller
Frau Kügler steht übrigens gerne für Fragen oder Hintergrundgespräche zur Verfügung. Kontakt über den Verlag: info @pala.verlag.de

 

Seite 10:

Bio
Wir haben schon öfters darauf hingewiesen, daß die biologische Landwirtschaft, was die Konsumentenerwartung zur Tierhaltung betrifft, zu Sorge Anlaß gibt. Wenn wir dennoch im Zweifel immer für Bio plädieren, weil wir Bio generell doch für besser als konventionell halten und unter Blinden der einäugige König ist. Besorgte Stimmen gibt es auch im Bio-Lager. Dessen zahlreiche Verbände haben sich unter Beibehaltung ihrer Selbständigkeit vor zwei Jahren zu Bio Austria zusammengeschlossen. Das und vor allem auch das Bemühen in der EU, im Interesse industriellerer Landwirtschaft das Bio-Niveau zu drücken, führt natürlich zu einer gewissen Nivellierung. So gibt es Tendenzen außerhalb der Bio-Marke besondere Qualitäten wieder in eigenen Marken hervorzuheben. Ein Beispiel Werner Lamperts, des Begründers der Billa-Marke ja!Natürlich, „Zurück zum Ursprung“ bei Hofer. Über die Tierschutzqualität dieser Marke können wir noch nichts sagen.
Ernste Worte findet auch Reinhard Geßl, Obmann des Freiland-Verbandes (früher Kritische Tiermedizin), der nun bei Bio Austria die Tier-Agenden betreut:
„ Die Biologische Landwirtschaft mißt mit zweierlei Maß. Sie verzichtet auf chemisch-synthetische Spritzmittel und Düngemittel. Ohne Kompromiß, ohne Ausnahme und ohne wenn und aber...
Diese Prinzipientreue gibt es in der Bio-Tierhaltung nicht. Artgemäße Tierhaltung steht zwar in den Grundprinzipien, in der konkreten Umsetzung finden sich aber überwiegend Kompromisse...
(U.a.)...Die Rassen stammen, da es wirklich extensive Rassen gar nicht mehr gibt, aus intensiver Zucht und in der Haltung dominieren in der Bio-Rinderhaltung Anbindestall und Sommerweide (180 Tage) Um keine Missverständnisse zu provozieren: Selbstverständlich ist die Bio-Tierhaltung nach wie vor in ihrer Gesamtheit mit höchster Wahrscheinlichkeit tiergerechter als jene in der konventionellen Landwirtschaft (Vollspaltenbuchten, kein Auslauf, intensivste Bodenhaltung etc.)...
Woran liegt es, dass es im bio-pflanzenbauli-chen Bereich unumstößliche Eckpfeiler gibt, in der Bio-Tierhaltung aber der Mut zur Eindeutigkeit fehlt?
BIO AUSTRIA hat die Würde der Tiere neben der Ökologie, der Fairneß und der bäuerlichen Lebens(mittel)kultur als einen Grundwert herausgestrichen und beginnt nun einen intensiven Diskussionsprozess über Inhalte und Konsequenzen....“ (Freiland Journal 4/06)


Schafwolle:
Erinnern Sie sich noch an das Schaf auf der Titelseite der letzten anima und die Bitte des Dichters, das Tier nicht zu kränken. Und die vordergründig nicht unberechtigte Frage, wie sollte ein Städter dazu kommen. Er kann, wie schon letzthin gesagt, durch Kauf vornehmlich von Produkten aus australischer Schafwolle.
Wir schrieben: „Eine besonders tragische Übung ist der Export abgetaner australischer Wollschafe in muslimische Länder. Er erfolgt per Schiff unter meist unsäglichen Bedingungen. Nicht nur das Mulesing, die betäubungslose Entfernung von Haut- und manchmal auch Fleischpartien am After, ist daher ein Grund, Kleidung aus australischer Schafwolle abzulehnen und Geschäfte, die die Wollherkunft nicht eindeutig deklarieren, zu meiden.“
Uns flatterte ein Prospekt der Vorarlberger Textilfirma Hahn ins Haus, in dem australische (tasmanische) Wolle gepriesen wird, untermalt mit Bildern extrem hochgezüchteter Schafe. Auf unsere Frage, wie das mit Mulesing und Transport stehe, erhielten wir eine sehr freundliche Antwort, zwar nicht zum Transport doch zum Mulesing. Das sei die derzeit beste Methode, um Fliegenattacken im Bereich des Hinterteils eines Schafes zu verhindern. Nichtbehandlung wäre Tierquälerei, solange es keine Alternative gebe, doch arbeite die austr. Schafindustrie intensiv an Alternativen, um das Mulesing bis 2010 stufenlos einzustellen.
Also doch Tierquälerei. Wir glauben, Nichtkauf könnte die Alternativensuche beflügeln.


Ei?
Besser kein’s, doch wenn schon ein’s, dann das Freiland-Ei

Unsere Empfehlung: wenn Eier, dann nur Freilandeier mit dem Prüfsiegel „tierschutzgeprüft“ der „Kontrollstelle für artgerechte Nutztierhaltung“, oder dem des Aktiven Tierschutzes Stmk. Tierschutzmäßig besteht zwischen Bio und diesen Prüfsiegel-Eiern kein Unterschied. Bitte keine Bodenhaltungseier und auch keine KAT-Freilandeier.
Wenn es keine Ostereier mit dem Prüfsiegel gibt, färben sie bitte ihre Ostereier selbst.


Fleisch:
Unsere Empfehlung: wenn schon Fleisch, dann nur Bio aus Mutterkuhhaltung oder von Weiderindern. Schweinefleisch nur von Frei-landschweinen. Bezugsquellen auf Anfrage.

Eine Information der
Gesellschaft für humane Nutztierhaltung
Pf. 1, 8017 Graz, Tel. 0720-345 298 (fairytel)

 

Seite 12:

 

Rocky

Vor einigen Wochen gab es in Graz wieder einmal eine Rassehunde- Schau die heftig beworben wurde und viel Beachtung in den Medien fand. Für mich Anlass ge-nug, mir heute meinen Ärger über Hundezucht von der Seele zu schreiben. Ich habe nämlich am eigenem Leib erfahren müssen, was einem widerfahren kann, wenn man „nur“ ein Straßenmischling und nicht mehr im niedlichen Welpenalter ist. Für allzu viele Menschen ist man dann nicht attraktiv und schon gar nicht gut genug, um mit ihnen das Leben teilen zu dürfen. Und genau das ist der Punkt, der für mich unfassbar ist!


Klasse auch ohne Rasse
Wann werden die Menschen endlich kapieren, dass jeder Hund den selben „Wert“ hat, unabhängig davon, wie er aussieht und wie alt er ist. Nicht selten werden Rassehunde ja von ihren Besitzern nur als Prestigeobjekte benutzt um ihr Image aufzupolieren. Reinrassig und ein Stammbaum! Das tut dem Ego gut – sicher aber nicht den Hunden, die durch verschiedene Zuchtziele oft nur noch arme, marode Krüppel sind.
Ich wurde eines Tages an der Pforte eines Tierheimes entsorgt und musste dort jahrelang ausharren, bis mich endlich jemand beachtete und mich mitnahm. Tausende meiner Artgenossen werden nicht dieses Glück haben und müssen in einem mehr oder weniger gut geführten Tierasyl ihr Leben bis zum bitteren Ende verbringen. Zur gleichen Zeit aber werden weiterhin von Züchtern und auch anderen verantwortungslosen Menschen, ganz gezielt Hunde „produziert“. Hat man eine Hundedame, die gerade „in Mode“ ist, können ihre Kinder schließlich gutes Geld einbringen. Wie verwerflich angesichts dessen, dass es so viele Tiere gibt, die kein Zuhause haben!


Würden all jene Menschen, die durch den Kauf von Rassehunden verantwortungslose Geschäftemacher unterstützen, sich ein ebenso liebenswertes Tier aus einem Tierheim holen, würde sich die Situation der Tierheime bald entspannen und es gäbe ein bisschen weniger Leid auf dieser Welt. In diesem Zusammenhang muss ich auch das Versagen der Politik anprangern. Einerseits wirft man den Tierheimbetreibern oft Überbelag vor, andererseits fehlen aber nach wie vor Gesetze, die das Übel an der Wurzel packen. Den Tiervermehrern gehört endlich das Handwerk gelegt und eine zwingende Kastrationspflicht eingeführt.


Jeder wirklich verantwortungsvolle Tierhalter wird sein Tier selbstverständlich kastrieren und jeder wahre Tierfreund wird sicher nicht bei einem Züchter nach einem Rassewelpen Ausschau halten. Vielmehr wird er einem armen verstoßen Tier, das sehnsüchtig hinter den Gitterstäben eines Tierheimzwingers wartet – und völlig schuldlos an seiner traurigen Lebenssituation ist - ein Zuhause schenken. Und wenn dieses Geschöpf dann den Reichtum seines Wesens offenbart, wird am Ende der der Beschenkte sein, der sich eines solchen Tieres annimmt, meint voll Hoffnung


Ihr Rocky

 

Offenlegung
anima - Zeitschrift für Tierrechte
Medieninhaber und Verwaltung: Österr. Vegetarier Union (ÖVU), Postfach 1, 8017 Graz, Tel.0316-463717, und 0720-345 298 (Fairytel), email: anima@vegetarier.at. Vorsitzender der ÖVU: Dr. Erwin Lauppert, Graz; Stellvertreter Mag. Erwin Lengauer, Wien; Schriftführerin Michaela Schaller, Graz.
Herausgeber und Redaktion: Arbeitskreis Tierrechte der ÖVU, p.A. Erwin Lauppert, Adr.w.o., der auch für nicht gezeichnete Texte verantwortlich ist.
Grundlegende Richtung: Forum für die Anliegen der Tierrechte, Mobilisierung des Mitfühlens mit der am menschlichen Übermaß leidenden Kreatur, ob Maximalforderungen (Veganismus, Tierversuchsverbot), Lakto-ovo-Vegetarismus, oder minimal (artgerechte Nutztierhaltung, tierfreundlicheres Konsumverhalten, Infos der ÖVU und der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung)
In eigener Sache - Um Mißverständnisse beim Lesen der anima zu vermeiden: Wir verwenden bei Gattungsnamen die meist maskuline Form nach alter Übung in der Regel geschlechtsneutral,.d.h. wir meinen damit auch weibliche Personen bzw. bei weiblichen Gattungsnamen männliche. Wenn wir von Deutschen und Österreichern sprechen, meinen wir also nicht nur bei den Deutschen, wo es sich sprachlich von selbst versteht, sondern auch bei den Österreichern Männlein und Weiblein. Manuskripte, die die „/In“-Form bevorzugen, ändern wir jedoch nicht.
Auch wird unserem geschätzten Publikum vielleicht mangelnde Einheitlichkeit in der Rechtschreibung auffallen. Das ist so. Wir bevorzugen in Über-einstimmung mit einigen anderen Publikationen die alte Rechtschreibung, belassen allerdings in neuer Schreibweise eingereichte Beiträge.

 

Seite 13 - 17:

Leserbriefe

Demonstrationen (anima 4/2006)


Sehr geehrte Anima-Redaktion,
zu Ihrer, wie ich meine sehr naiven Kritik an lauten Demonstrationen, im speziellen in Graz gegen Pelz, ein Wort der Rechtfertigung.
Mit Verlaub, eine Demonstration nur wegen ihrer Lautstärke mit der HJ oder Terrorismus zu assoziieren kann nur einem sehr kleinbürgerlichen Gehirn einfallen. Nur das bürgerlichste Gemüt kann durch etwas erschreckt werden, was eigentlich der Alltag in einer lebendigen Demokratie sein sollte. Laute Kirchenglocken, Marktschreier und Marschkapellen sind fein, aber wenn kritische Geister ausserparlamentarisch protestieren, dann ruft der anständige Bürger zur Ordnung. Metternich lässt grüssen.


Es ist auch ein sehr veralteter, politisch naiver Zugang zu Tierschutz, der Ihnen bei diesem Artikel die Feder geführt hat. Der Tierschutz des 19. Jahrhunderts, dem Sie offenbar noch anhängen, basiert auf christlichem Mitleid, ein Appell an das Gute im Menschen, dem niedrigen, hilflosen Tier zu helfen. Deshalb schwebt Ihnen das freundliche Gesicht eines Zeugen Jehovas als Ideal der Tierschutzarbeit vor, mit leuchtendem Beispiel gehen die Hochanständigen voran, mit Bescheidenheit, asketischem Vegetarismus und mit Güte. Dieses patriarchal-paternalistische Tierschutz-Verständnis, die Hilfe der Guten von oben herab, hat anno dazumal schon die Befreiung der Menschen regelrecht behindert. Das Christentum war deshalb immer schon das größte Hindernis für Menschenrechte. Diese sind nämlich ein Grundrecht, das allen gleich zusteht. Eine Hilfe von oben herab verkennt die Situation: wer Menschenrechte einhält, ist nicht gut und hochanständig, sondern das ist das mindeste, was von allen unter Androhung von Strafe zu fordern ist. Menschenrechte negieren die Hierarchie unter Menschen, erfordern die Gleichheit aller und den Respekt vor der Autonomie des einzelnen. Menschenrechte werden lautstark gefordert, sie sind kein Almosen, um das man betteln muss. Menschenrechte sind eine politische Forderung, sie haben nichts mit Mitleid zu tun.


Und ähnlich im Fall der nichtmenschlichen Tiere (übrigens auch eine wissenschaftlich korrekte und soziologisch notwendige Begriffsfolge, die den vom Ebenbild Gottes fabulierenden Christen nicht über die Lippen will). Tierrechte fordern Gleichheit statt Hierarchie, Respekt statt Mitleid und Autonomie statt Almosen. Sie sind eine politische Forderung, keine christliche Nächstenliebe, um die man bitten muss und die nur die Guten gewähren.


Wenn wir das einmal akzeptieren, dann sieht diese Demonstration und ihre Wirkung ganz anders aus. Die DemonstrantInnen wollen niemanden bitten, lieb zu "Tieren" zu sein. Sie wollen nicht - bei dieser speziellen Demo - überzeugen. Sie wollen klarstellen, dass Tierrechte eine notwendige politische Forderung sind. Sie wollen ihre Bereitschaft demonstrieren, einen gesellschaftlichen Konflikt loszutreten, der alle Bereiche umfassen wird, wenn die Tiernutzungsseite nicht zur Konfliktlösung bereit ist. Politisch ist nämlich klar: erst wenn ein Konflikt besteht, ist die Politik bereit zuzuhören und auf eine Konfliktlösung hinzuarbeiten. Das Brieferlschreiben der christlich-bürgerlichen Elite im 19. Jahrhundert, um die Mächtigen zu bitten, auch den Tieren doch ein bisserl Schutz zu gönnen, hat sich nämlich als vollkommen sinnlos erwiesen. Noch nie in der Geschichte sind durch derartige Appelle oder durch das Überzeugen einzelner, einen nach dem anderen, Befreiungen zustande gekommen, wie das für die nichtmenschlichen Tiere notwendig ist.


Beispiel Legebatterien. Laut Umfrage waren 86% der Bevölkerung gegen Legebatterien und trotzdem haben 80% der Leute Käfigeier gekauft. Heute ist hier die Revolution gelungen. Das Überzeugen einzelner war vollkommen sinnlos, sie waren ja bereits gegen Legebatterien. Vielmehr hat eine laute Kampagne, die den Konflikt in die politischen Parteien und zur Regierung getragen hat, zu einem Konfliktbewusstsein und zu einer Lösung geführt: dem Legebatterieverbot. Und die Supermärkte haben auch nicht deswegen aufgehört, Käfigeier zu verkaufen, weil sie niemand mehr kaufen wollte. Vielmehr waren laute Demos und Aktionen den Supermärkten zu unangenehm, um sich wegen Käfigeiern dem Konflikt auszusetzen.
Ich könnte zahllose weitere Beispiele bringen. Wildtierzirkusse wurden sicher nicht deswegen verboten, weil die Menschen aus Überzeugung nicht mehr hingegangen sind. Der Konflikt einer lauten Tierrechtsbewegung hat sie beendet. Es ist ein politisch-naiver Traum, der niemals in Erfüllung gehen wird, dass man jede einzelne Person überzeugt und dann endet eine Ausbeutung sozusagen von selbst. Das hat es historisch nie gegeben und das wird es nie geben. Ein typisch religiös-spiritueller Zugang zur Welt: die einzelnen werden erleuchtet und das Paradies beginnt. Die reale Welt tickt aber ganz anders.


Zuletzt noch ein Beispiel. Um gegen die Sklaverei vorzugehen, haben AktivistInnen versucht einen Boykott von Zucker aus den Zuckerrohrplantagen zu erreichen. Ohne Erfolg. Wir wissen heute, dass die Sklaverei und Unterdrückung der Schwarzen in den USA ohne einen gesellschaftlichen Konflikt, zuletzt durch Martin Luther King und seiner Bürgerrechtsbewegung, nicht abzuschaffen war. Auch Mahatma Ghandi hat handfeste Konflikte produziert, laute Demonstrationen, gegen die die Polizei mit Gewalt vorgegangen ist, bevor er sein Ziel erreichen konnte.
Konflikte in diesem Sinn müssen natürlich von den AktivistInnen her gewaltfrei sein und dürfen das Gesetz bestenfalls im Rahmen eines offenen zivilen Ungehorsams übertreten, um demokratiepolitisch unbedenklich zu bleiben. Die DemonstrantInnen im genannten Artikel haben sich aber natürlich gewaltfrei und sogar gesetzeskonform verhalten. Auch bei allen oben genannten Tierrechtskampagnen, wie gegen Käfigeier und Wildtierzirkusse, sind die AktivistInnen in diesem Aktionsrahmen geblieben. Das Argument, Kampagnen dieser Art seien nicht akzeptabel, weil sie ihre Ziele mit Gewalt durchsetzen würden, geht also fehl. Das Faktum bleibt bestehen: eine gesellschaftliche Revolution im Umgang mit nichtmenschlichen Tieren kann niemals nur durch das Überzeugen einzelner Personen geschehen, sondern kann nur durch politische Änderungen (Gesetze, finanzielle Förderungen, Strukturwandel) erreicht werden. Und um die Verantwortlichen zu derartigen Veränderungen zu veranlassen, muss es einen gesellschaftlichen Konflikt geben, der bei diesen Verantwortlichen ein Bedürfnis zur Konfliktbeilegung erzeugt. Und dieser Konflikt wird u.a. durch derartige Demonstrationen hervorgerufen, jedenfalls sicher nicht durch Zeugen-Jehova-artige Missionartätigkeit. Es gibt ja keinen gesellschaftlichen Zeugen-Jehova Konflikt. So hartnäckig diese Glaubensgemeinschaft auch ihre Missionarstätigkeit entfaltet, sie wird immer in der Minderheit bleiben. Käfigeier und Wildtierzirkusse wurden aber bereits flächendeckend abgeschafft in Österreich, die gesamte Bevölkerung hält sich daran, eine 100%ige Erfolgsrate.


Mit freundlichen Grüssen an die "Zeitschrift für Tierrechte" (und nicht für Tierschutz) anima,
martin balluch


Stellungnahme der anima-Redaktion:
Ja, so kann es einem gehen. Reaktionen aus dem Publikum zu verschiedenen Tierrechts-Demonstrationen hatten uns veranlaßt anzuregen, diese so zu gestalten, daß Passanten herbeiströmen und nicht davonlaufen, und gefragt, ob vereinfacht gesagt die in der Regel spärlichen Demonstrationsteilnehmer, meist weibliche Jugendliche, nicht mit Charme mehr erreichen könnten als mit furienartigem Schreien. Prompt bekommen wir Ideologie en masse an den Kopf geworfen und als Draufgabe dazu noch die ehrenwerten Zeugen Jehovas. Eigentlich hätten wir gedacht, eine rein technische Anregung zur wirkungsvolleren Gestaltung von Demonstrationen ließe sich ideologiefrei diskutieren, sei es positiv sei es negativ.


Wir schätzen Herrn DDr.Balluch, den Obmann des VgT, ob seines intensiven Engagements für die Tiere. Nicht ohne Staunen entdecken wir eine neue Qualität, seine Fähigkeit nicht aus Kaffeesud sondern aus einer werbetechnischen Bemerkung das ideologische Grundgerüst eines Menschen zu erschließen und es in antiquiertem Christentum festzumachen. Nach dem Motto, ich bastle mir einen Papierdrachen und den erschlage ich dann in heldenmütigem Kampf. Wir hatten in der letzen anima, in der Weihnachtszeit, mehr oder minder christlich inspirierten Quellen zum Vegetarismus und zur Achtung des Lebens breiteren Raum gegeben. Ging es jetzt darum, einen Ansatzpunkt für einem Rundumschlag gegen die christliche Religion zu finden? Kleinbürgerlich naiv denke ich, es wäre vernünftiger, Mitkämpfer unter Christen zu suchen als auf sie einzuprügeln.


Es gibt zum Thema Menschenrechte und Christentum und auch zum Verhältnis Mensch und Tier hier und in den östlichen Religionen mannigfaltige Literatur, auf die einzugehen der Raum fehlt; es sei nur auf Albert Schweitzer verwiesen. Es leben in allen Gemeinschaften Laute und Leise, Fanatiker und Mystiker, ob unter Christen, ob im Islam oder sonstwo.
Es wurde schon in der letzten anima angemerkt: hervorragende Christen, um im Westen zu bleiben, und hervorragende Freidenker haben sich für Vegetarismus und Achtung der Würde der Tiere eingesetzt, doch leider in beiden Lagern nur wenige. Doch es läßt sich nicht übersehen: Die ärgsten Tierquälereien gibt es heutzutage in Ländern, die dem Christentum fern sind, und es sind andererseits nicht nur doch häufig gerade religiös Motivierte, die mit bemerkenswerten Leistungen für Tiere hervorstechen, so etwa die sich als urchristlich bezeichnende Gruppierung Universelles Leben; übrigens war auch der VgT seinerzeit unter seinem Gründer Dr. Plank religiös beeinflußt. Gerade jetzt wieder rufen Leute, die sich als philosophisch motivierte Tierrechtler bezeichnen, im Internet auf, Demonstrationen des UL für die Tiere zu stören. Das Häuflein derer, die sich für Tiere einsetzen, ist klein. Weshalb, das kapiert mein kleinbürgerliches Hirn nicht, kämpfen manche Tierrechtler lieber gegen Tierfreunde anderer Couleur als gegen die große Masse der Tierfeinde oder Gleichgültigen? Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Wir halten nichts von Kulturkampf unseligen Andenkens, er bringt den Tieren nichts, rein gar nichts.


Es wäre natürlich etwas, den Kampf für Tiere auf Großbürger zu konzentrieren. Eine Industriellenwitwe bezirzen, sich mit einer Yacht von 80 m Länge statt 120 zu begnügen und die 40m Ersparnis dem Tierschutz zu widmen. Michael Aufhauser agiert ja in diese Richtung. Allerdings kommt auch er nicht um uns Kleinbürger herum. Gut Aiderbichl finanziert sich, wenn ich seine website richtig interpretiere, bereits mehr oder minder aus Eintrittsgeldern und dergleichen. Eine bemerkenswerte Werbeleistung, ein Asyl als Event. Würde sich Aufhauser dazu noch gegen das Nutztier-Töten aussprechen, wäre es geradezu perfekt. Der traditionsreiche Wiener Tierschutzverein dagegen ist gerade in Konkurs gegangen. (weiter:)

Tierrechte und Tierschutz
Die in manchen Tierrechtskreisen übliche Unterscheidung zwischen Tierschutz und Tierrechten scheint mir nicht nur sprachlich unglücklich, denn Schutz bedeutet im juristischen Sprachgebrauch nicht Gnade statt Recht sondern besondere Rechte. Es gibt ein Mutterschutzgesetz, ein Dienstnehmerschutz-gesetz, eln Konsumentenschutzgesetz, nicht weil Mütter, Dienstnehmer, Konsumenten kei-ne Rechte haben, sondern weil sie als Schwa-che zur Wahrung ihrer Rechte besonderen Schutzes, besonderer Rechte bedürfen.
Tiere sind und bleiben und werden Schutzbedürftige bleiben. Deshalb hinkt auch der Vergleich mit der Emanzipation der Schwarzen. Wie sagte doch Elias Canetti: Es schmerzt mich, daß es nie zu einer Erhebung der Tiere gegen uns kommen wird, der geduldigen Tiere, der Kühe, der Schafe, alles Viehs, das in unsere Hand gegeben ist und ihr nicht entgehen kann. Ich stelle mir vor, wie die Rebellion in einem Schlachthaus ausbricht und von da sich über eine ganze Stadt ergießt ....“. Leider, es wird das (Tier-)Recht nicht wie Glut im Kraterherde mit Macht zum Durchbruch dringen, weil das Heer der tierischen Sklaven nicht aufwachen und nicht zu Hauf strömen kann, um Alles zu werden. Es kann auch kein Zug von Millionen Tieren endlos aus Nächtigem quellen, zur Sonne, zur Freiheit. Die alten Arbeiterlieder passen da nicht. Sich aus dem Elend zu erlösen, können die Tiere nicht selber tun. Es kann sie, wenn die Superhenne Hanna nicht hilft, nur der Mensch retten, wurscht ob wir ihn höh'res Wesen, Ebenbild Gottes oder menschliches Tier nennen.
Es kommt nicht darauf an, was auf einer Norm drauf steht, Recht oder Schutz, sondern was drin steht. Ist es wenig oder viel? Von besseren Haftbedingungen in der Versuchsan-stalt Covance in Münster (oder für menschliche Tiere in Guantanamo) bis zu einem allgemei-nen Tötungsverbot, selbst für den Zecken an der menschlichen Brust, spannt sich da ein weiter Bogen. Klugheit und Sinn fürs Durchsetzbare werden die Forderungen begrenzen.


Martin Balluch meint, seine Demonstranten – wir hatten von keiner speziellen Veranstaltung gesprochen – wollen nicht überzeugen sondern einen Konflikt lostreten, um die Politik zu einer Konfliktlösung zu zwingen. Wie wird whl ein Konflikt gelöst, zwischen einem ganz Kleinen und einem Großen.


Ich stimme bei, man muß nicht immer die Mehrheit haben, um etwas zu errreichen. Unsere Regierungen zeichnen sich durch eine gewisse Demokratieresistenz aus. Das Volksbegehren gegen die Eurofighter mit 624.000 Unterschriften wurde schlicht ignoriert, ebenso die ablehnende Haltung von mehr als 80 Prozent der Bevölkerung gegen einen EU-Beitritt der Türkei. Es gibt unzählige Beispiele, wo die Politik kleinen Gruppen auf Kosten der großen Mehrheit gibt, in der Hoffnung die Bedachten würden es lohnen und die anderen es ihnen nicht zurechnen (z.B. zwei Monate zusätzlicher Urlaub für Kindergärtnerinnen und eine Million arbeitende Mütter wissen nicht wohin in den Ferien mit den Kindern). Es ist unbestritten, die politischen Entscheidungen treffen häufig kleine Gruppen, manchmal sogar einige wenige, die Zugang zu den formalen Machthabern haben oder die wirklichen Machthaber sind, und so ihre ideologischen oder wirtschaftlichen Ziele durchsetzen können. Leider zählen die Tierfreunde zu keiner dieser Gruppen. Die Meinung ein paar Dutzend oder Hundert lautstarke Demonstranten könnten die Regierung veranlassen, einen Konflikt überhaupt wahrzunehmen und Tierrechte zu installieren, scheint mir doch etwas sehr optimistisch. Konfliktlösung in unserem Sinne ist für Politiker nur interessant, wenn sie ihnen ausreichend Stimmen bringt und sie vor Verlusten bewahrt. Das heißt, Einsatz für den Tierschutz muß sich für die Politik lohnen. Und das heißt weiter, es gilt möglichst viele Menschen für den Tierschutz zu gewinnen, also zu überzeugen


Zweifellos, das Festschreiben von Rechten ist wertvoll und wichtig. Doch Gesetze müssen bewahrt werden und im rechten Geist ausge-legt. Und dazu muß die Bevölkerung dahinter-stehen. Sonst kann sichs ändern wie das Wetter. Das Lieschen Müller geht fröhlich über eine Rheinbrücke und ehe sie sichs versieht, ist sie ein Kollateralschaden und tot. Gut das war nicht in Köln sondern anläßlich der NATO-Intervention in der Vojvodina oder sonstwo in Serbien; doch auch serbische Mädchen leben gern. Ein Bombenanschlag in New York, der nur einen winzigen Bruchteil der Verkehrs- und Alkoholtoten der letzten Jahre forderte, und die Bürger- und Freiheitsrechte schwinden. Die altbekannte Geflügelpest kommt wieder einmal, in Vogelgrippe umgetauft, oder irgend eine andere Krankheit und sofort werden Blutorgien veranstaltet, Millionen über Millionen Tiere umgebracht, selbst Heimtiere aus ihren Familien gerissen und gemetzelt, Eigentums- und sonstige Freiheitsrechte hin oder her.
Waren es die Demonstrationen, die wie Balluch meint zum Verbot von Wildtieren im Zirkus geführt haben. Sie haben sicher zur Erkenntnis beigetragen, daß es sich um ein echtes Tierschutzanliegen handelt. Aber war es nicht eher so, daß die Politik erkannte, sie müsse der großen Zahl der Tierschützer, die zwar – leider – nicht demonstriert haben, aber mit Volksbegehren, Demarchen und so fort immer drängender ihre Forderungen erhoben, bei irgend etwas entgegen kommen. Und man wählte die Zirkustiere, weil es sich da – anders als bei den landwirtschaftlichen Nutztieren – um eine quantitativ nebensächliche Angele-genheit ohne wirtschaftliche Bedeutung für die Klientel der maßgebenden Parteien handelte.


Und warum kam es zum Verbot der Legehennen-Käfighaltung? Wegen etlicher kleiner De-monstrationen? Oder doch eher: Weil eine Ruth Harrison 1964 mit ihrem Buch Tierfa-briken erstmals Problembewußtsein erzeugte, weil ein Prof.Grzimek, zu seiner Zeit der be-kannteste Zoologe Deutschlands, 1974 das Wort von den KZ-Hühnern prägte und vor Ge-richt gegenüber Eier-Industriellen, die ihm das verbieten wollten, obsiegte; weil ein Peter Sin-ger 1975 mit dem Buch animal liberation (deutsch später unter dem Titel Befreiung der Tiere) den um die Tiere Besorgten philoso-phisches Rüstzeug gegen die Tierausbeutung in die Hand drückte (mögen heute manche Tierrechtler seinen Gedanken auch reserviert gegenüberstehen; was nebenbei zeigt, daß sich die landläufigen Argumente gegen reli-gös fundierten Tierschutz ebenso gegen den philosophisch begründeten einsetzen lassen: Meinungsvielfalt gibt es da wie dort); weil eine Sina Walden 1984 mit dem Buch Endzeit für Tiere – ein Aufruf zu ihrer Befreiung mit zu den ersten zählte, die im deutschen Sprach-raum das Elend der Nutztiere und nicht nur dieser umfassend dokumentierte; weil zahlrei-che andere Autoren ihr folgten; weil einige Tierschutzorganisationen sich in den achtziger Jahren für die Bodenhaltung als Alternative (ein allerdings sehr mäßiger Kompromiß) ein-zusetzen begannen; weil unser Arbeitskreis Tierrechte der ÖVU im Wege der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung und des Aktiven Tierschutzes Steiermark beginnend 1986 in 1000 und mehr Arbeitsstunden eine tier-schutzmäßig hochwertige Freilandhaltung or-ganisierte, ähnlich auch die Kritische Tier-medizin, Wien; weil dank der intensiven Tier-schutzpropaganda auch dem Tierschutz ferner stehende Medien ins Thema einstiegen, weil ein Kurt Falk mit seiner 1992 gegründeten Boulevardzeitung täglich Alles voll in den Kampf gegen die tierquälerische Massen-tierhaltung einstieg, weil ein Manfred Karremann teils uner Lebensgefahr den Alltag der Nutztiere filmte; weil eine Dolores Ozimic 1993 in der Wiener Innenstadt einen 40tägigen Hungerstreikt führte, von Presse und Berühmtheiten aus Kunst und Politik unterstützt, doch unter dem eisigen Schweigen des ORF, um den zu bewegen, die Filme auszustrahlen; weil ein Karl Wlaschek 1994 Käfigeier aus den Regalen seiner Handelskette Billa, der größten Österreichs, verbannte; weil eine Gerda Matias mit vielen anderen 1995 ein Tierschutzvolksbegehren mit 460.000 Unter-schriften zustande brachte, weil nach langem Widerstand dem Publikumsdruck folgend auch die Handelskette Hofer Freiland- und Bio-Eier ins Sortiment genommen hat, ....


All die und viele mehr – die zahllosen Nichtgenannten mögen verzeihen – schufen ein Klima, in dem die Käfighaltung einfach out war und wie es unlängst in einem Fernsehfim hieß, Käfighalter in der negativen Publikums-wertung gleich hinter den Kinderschändern kommen.
In einem solchen Kima können dann natürlich auch ein paar Demonstrationen – oder waren es Akte einiger „Partisanen“? – die letzten Widerstrebenden mürbe machen. Doch ansonsten? Die Frauenrechtlerinnen in England haben trotz (oder wegen?) zeitweiser brutaler Kampfmittel das Stimmrecht erst nach hundertjährigem Bemühen erreicht. Es wäre schön, würden für die Tierrechte ein paar Dutzend Trillerpfeifen genügen, doch das bleibt nur ein Traum.


Ich möchte hier das Thema Gewalt nicht wieder aufgreifen, es wurde in der letzten anima ausführlich behandelt. Auch die Frage, was Gewalt, was ziviler Ungehorsam und was erlaubte Rechtsausübung ist, und wo man bei-spielsweise einen stehengelassenen vollen Ein-kaufswagen einordnen soll, und die wievielte Dahlie an die Amalie als strafgesetzwidriges Stalking gilt, ist von minderer Bedeutung. Ob jetzt ein SA-Mann, ein Abtreibungsgegner oder ein Tierrechtler vor einer Eingangstür steht und empfiehlt, von dem, was dahinter ange-boten wird, abzulassen; die Unternehmer wer-den das als Geschäftsstörung empfinden und wenn nicht die Bevölkerung gegen sie steht, die Staatsgewalt einzuspannen wissen. Das Ergebnis ist dann wie in den USA der Animal Enterprise Terrorism Atc 2006, der bei strenger Auslegung sogar die Anregung in einer Zeitschrift, weniger Fleisch zu essen, unter Strafe stellt.


Wie immer man es dreht und wendet, man braucht die Volksmeinung hinter sich, wenn man nicht an den Hebeln der Macht sitzt und selbst dann geht es auf Dauer nicht ohne Zustimmung der Bevölkerung. 1933 wurde die SA rasch wieder abgezogen, weil die Leute nicht mittun wollten.
Kehren wir zum Ausgangspunkt zurück. Das Demonstrationsrecht ist ein wertvolles und wichtiges Recht, gerade für die Kleinen, die der geballten tatsächlichen übermächtigen Gewalt derer gegenüberstehen, die dank ihrer finanziellen Potenz die Medien beherrschen. Doch: Seit bald eineinhalb Jahrhunderten wird gegen Tierversuche demonstriert, manche Vivisektionsgegner scheuten sogar vor Mord-anschlägen nicht zurück; seit glaube ich zwanzig Jahren begleiten Demonstrationen den Jägerball, den Opernball ...
Ich halte es für nützlich, gelegentlich innezu-halten, um wie man heute sagt das eigene Tun zu evaluieren, mit anderen Worten nachzuden-ken, ob man etwas besser machen könnte. Mehr hatte ich mit den paar Worten zu De-monstrationen in der letzten anima nicht im Sinn.


Erwin Lauppert


Leserbriefe


Klimaproblem in aller Munde
Neben den Hauptverursachern von Kohlen-dioxid (Verkehr, Wohnen und Heizen, Indus-trie) gibt es noch einen weiteren großen Verur-sacher: unsere fleischintensive Ernährung. Vom ersten bis zum letzten Schritt der Fleisch-produktion (Futtermittelanbau, Mast, Trans-port zum Schlachthof, Verarbeitung der Tiere, Kühlung, Verpackung, Kochen usw. braucht es enorme Mengen an Energie. Um 1 Kcal Eiweiß aus Rindfleisch zu gewinnen werden 54 Kcal fossile Energie verbraucht. Um 1 Kcal Eiweiß aus Soja zu gewinnen, werden hingegen nur 2 Kcal fossiler Energie verbraucht. Darüber hin-aus stößt ein Rind pro Tag 200 l Methan aus, welches 20-25 Mal treibhauswirksamer als Kohlendioxid ist! Berechnungen zufolge ist die Nutztierzucht für 25% aller Methanemissionen verantwortlich. Eine Reduktion des Fleischkon-sums oder sogar der Verzicht auf Fleisch stellt nicht nur einen wichtigen Beitrag für ein tier-ethisches, sondern auch für ein umwelt- und klimafreundliches Konsumverhalten dar.
Mag. Sabine Stegmüller-Lang, Graz

Zur Tierrechtspartei
In Deutschland gibt es seit längerem eine Tierrechtspartei. Jetzt haben sich auch einige österreichische Tierrechtler entschlossen, eine solche zu gründen.
Die Meinungen ob das sinnvoll ist, sind geteilt. Die einen meinen, im Ergebnis wird das der 357. oder 468. Tierschutzverein und die vor-handenen 356 oder 467 reichen bei weitem, noch mehr Zersplitterung ist nicht von Nutzen, oder sie sagen vielleicht, darauf kommt es auch nicht mehr an.
Die anderen halten die Gründung für gut. Auch wenn es unter den heutigen politischen Verhältnissen und beim geltenden Wahlrecht ziemlich ausgeschlossen ist, daß die Partei im Nationalrat oder einem Landtag ein Mandat erringt, gibt so eine Partei Tierfreunden die Gelegenheit, ihrem Mißfallen an den etablierten Parteien sichtbar Ausdruck zu verleihen. Und die Furcht, ein paar hundert oder sogar tausend Stimmen zu verlieren, könnte die alteingesessenen Parteien veran-lassen, sich mit Tierschutzanliegen zu be-freunden.
Eine dritte Gruppe sieht gerade darin wieder eine Gefahr. Die Stimmen für die Tierschutzpartei würden eher von Leuten kommen, die jetzt bereits eine kleinere Partei wählen, weil sie die für tierfreundlich halten, und damit erst recht die Anliegen der Tiere im Parlament schwächen.
Sei dem wie immer, die anima versteht sich, abgesehen von ihrer Aufgabe als Vereinsorgan der Vegetarier Union, als Platz zur Information und Diskussion.
So wollten wir unseren Lesern die Parteigründung nicht vorenthalten und von der Parteisatzung, die auf den nächsten Seiten wiedergegeben ist (und laut Gesetz in einem Periodikum veröffentlicht werden muß) ohne Wertung unsererseits Kenntnis geben.

 

Seite 22:

Notizen

Kein Importverbot für Masthunde-Fell?
Nach langen Mühen hat die EU-Kommission im November 2006 den Entwurf einer Hunde- und Katzenfell-Handelsverbots und (Importverbots)-Verordnung den EU-Ministern vorgelegt. Diese haben grundsätzliche Zustimmung signalisiert. Der Verordnungsentwurf hat allerdings einen erheblichen Mangel.
Er läßt u.a. die Einfuhr von nicht zum Zwecke der Fellgewinnung getöteten Tieren, und damit von Masthunde-Fellen und außerdem von Rheumadecken zu. Gerade in Ostasien ist die „Masthundeproduktion“ üblich. Ein Verbot kann damit zur Farce werden.
Auch fehlt noch die in der Nationalratsent-schließung geforderte Fellkennzeichnung. Diesbezüglich schrieb uns das hiefür zuständige Wirtschaftsministerium am 27.1.2007, es werde sich in der für das Importverbot eingesetzten Arbeitsgruppe des EU-Rats (RAG) dafür einsetzen. Die RAG wird für Österreich federführend vom Gesundheitsministerium beschickt.
Schreiben Sie den Ministern ihre Besorgnis bezüglich der Ausnahmen und den Wunsch nach Pelzkennzeichnung.
Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky: buergerservice @bmgf.gv.at
Wirtschaftsminister Martin Bartentein: martin.bartenstein @bmwa.gv.at


Täglich Fleisch essen Verbrechen
Manfred Prisching, Professor für Soziologie an der Universität Graz in einem Beitrag über die Diskussion um die Klimaveränderung:
.... Um es klar zu sagen: Wer sich zum Ziga-rettenholen um die nächste Straßenecke ins Auto setzt, ist ein Verbrecher. Wer im Jänner Weintrauben kauft, ist ein Verbrecher. Wer die Raumtemperatur durch das offene Fenster reguliert, wer sein Wohnzimmermobiliar alle fünf Jahre wechselt und wer täglich Fleisch frißt, ist ein Verbrecher. Das ist seit Jahrzehnten klar....
Kleine Zeitung Graz, 13. März 2007


CSU-Minister: Weniger Fleisch für den Klimaschutz!
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V.(ISN, www.schweine.net) ist bestürzt. Ausgerechnet ein CSU-Minister, der bayrische Minister für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Werner Schnappauf schlug anlässlich der Eröffnung der BioFach 2007 vor:
„Wer als Verbraucher einen Beitrag zum Klimaschutz leisten will, soll neben verschiedenen anderen Maßnahmen doch mal auf Fleisch verzichten und mehr pflanzliche Lebensmittel in den Speiseplan aufnehmen.“ „Derartige Aussagen zum Verzicht auf Fleisch erwarten wir eher von Politikern der Grünen“, so die ISN irritiert., „aber nicht von einem Minister der CSU.


Der Schauspieler Sidney Poitier
wurde am 20.2. 80 Jahre alt. Auch ein Vegetarier. Wir gratulieren !

 

Zweierlei Maß gegenüber islamischen Bräuchen
Große Empörung im deutschen Blätterwald, weil eine deutsche Richterin einer geprügelten Frau aus muslimischer Ehe eine Ausnahme von der in Deutschland in Scheidungssachen vor-geschriebenen Wartefrist verweigerte. Weil im Koran ausdrücklich das Züchtigungsrecht des Mannes normiert ist. In Deutschland müsse deutsches Recht gelten, so der Aufschrei. Soweit so gut. Doch warum kein Aufschrei gegen das Schächten. Wiewohl es im Koran kein aus-drückliches Schächtgebot gibt?


Dr. Erwin Keßler im Clinch mit der Schweizer Justiz
Die Genfer Justiz hatte im Herbst über Anzeige einer Genfer jüdischen Gemeinschaft gegen Keßler, den Chef des Schweizer Vereins gegen Tierfabriken, eine Strafuntersuchung eröffnet. Er habe in seiner Zeitschrift durch den Vergleich der Tierausbeutung und Misshandlung in Tierfabriken mit Nazi-KZs ("Tier-KZ") den Holocaust an den Juden verharmlost. Der Genfer Untersuchungsrichter ließ eine Hausdurchsuchung durchführen und wollte Keßler, der einer Vorladung , die – seiner Ansicht nach rechtswidrig – französisch statt deutsch geschrieben war, nicht Folge geleistet hatte, zwangsweise in Handschellen nach Genf bringen lassen, was ein Obergericht verhinderte. Schließlich wurde der Fall an die Zürcher Staatsanwaltschaft abgetreten, die das Verfahren einstellte.
Der österreichische Oberste Gerichtshof hatte übrigens die seinerzeitige Peta –Kampagne „Der Holocaust auf deinem Teller“ im Herbst für zulässig erklärt und nicht als antisemitisch angesehen.
Einer mehrwöchigen Gefängnisstrafe wegen Verstoßes gegen das Schweizer Antirassismusgesetz im Jahre 2000 – seine Auftreten gegen das Schächten war von der Justiz als rassistisch qualifiziert worden – konnte sich Keßler durch Flucht ins Ausland bis zum Ablauf der Verjährungsfrist entziehen.
Quelle VgT Schweiz

 

Seite 23:

Ein Buch der langjährigen früheren Sekretärin der europäischen Vegetarier Union:
Sigrid De Leo-Schulte,
Lern- und Verhaltensstörungen sind eßbar
Hilfe für Ihr Kind bei Hyperaktivität, Gewalt, Schulversagen, Adipositas, Allergien u.a.
Katercom/Rotblatt im Iris Kater Verlag, 232 Seiten, 16,40 EUR(A), ISBN 3-939061-35-2


De Leo, Lehrerin mit langjähriger Berufserfahrung, hat einen Leitfaden für Eltern, Pädagogen und Betroffene geschrieben, indem sie auf die aktuellen Probleme unserer Zeit wie unkonzentrierte und überdrehte Kinder und aggressive Jugendliche eingeht. Ihre reichhaltigen Erfahrungen werden von wissenschaftlichen Beweisen untermauert und lassen nur einen Schluß zu: Allein durch Ernährungsumstellungen kann die Zahl der Verhaltensstörungen herabgesetzt werden. Dabei setzt die Autorin ganz klar auf rein pflanzliche , naturbelassene und vitalstoffreiche Lebensmittel. Ein spannendes und höchst informatives Buch.
Vegi-Info 1/2007


Omega 3-Zufuhr aus Fisch unnötig
Daß die Einnahme von Fischöl-Präparaten die Allgemeinbevölkerung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen kann, ist wissenschaftlich laut Aussage des Bundesinstituts für Risikobewertung nicht bewiesen.
Gleiches gilt für Lebensmittel, die mit Omega-3-Fettsäuren angereichert sind. Doch nicht nur die Präparate seien sinnlos, es gebe auch keinen Grund Fisch zu konsumieren. Auch bei fischarmer oder fischfreier Ernährungsweise ist eine zusätzliche Zufuhr von Omega-3-ettsäuren nicht notwendig. Eine Bildung der langkettigen Varianten in den notwendigen Mengen ist aus der mit der Nahrung zugeführten Alpha-Linolensäure möglich, so das Institut. Diese einzige essentielle Omega-3-Fettsäure ist unter anderem in Lein-, Raps-,Soja- und Walnußöl enthalten.
Knackpunkt Okt.2006 und Vegi-Info 1/2007


Fischkonsum und Frühgeburt
Eine groß angelegte Studie mit über 1000 Frauen ergab: Je höher der Fischkonsum, desto höher die Quecksilberwerte im Körper und desto höher auch die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt.
Studie: Maternal Fish Consumption, Mercury Levels, and Risk of Preterm Delivery, Environmental Health Perspectives, Vol.115, Number 1, Jan 2007, www ehponline.org/doc/2006 /9329/abstract.html und Vegi-Info 1/2007



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