Inhalt Nr.1/2007
Aus dem Inhalt:
Videoüberwachung ...........................3
Helmut F. Kaplan, Offener Brief
Elisabeth Richter
Hund und Katz quälen Rind und Huhn? .... 4
20% junge Vegetarierinnen ? ................. 6
Konsumentenmacht
Bücher ............................................... 7
J.M.Masson, Wovon Schafe träumen; ALTEX Alternativen zu Tierversuchen;
Hans Putzer, Essen macht Politik; Eva Goris, Unser kläglich Brot; Siegwart-Horst
Günther, Zwischen den Grenzen; Sophie Meys, Scheckenalarm; H.Kügler-Anger,
Vegetarisch kochen - französisch
Info Ges.f.humane Nutztierhaltung........ 10
Bio Schafwolle Eier
Vegetarische Informationen ................. 11
Rocky ............................................... 12
Leserbriefe ........................................ 13
Tierrechte und Tierschutz .................... 15
Tierrechtspartei ................................. 18
Satzung
Notizen und Ankündigungen ................ 22
Impressum, Offenlegung ................ 12,24
Seite 1:
O Welt in einem Ei
O Welt im Ei, von Haut
Und Schale rings umgeben!
Wenn dich die Sonne schaut,
Beginnt dein freieres Leben.
Dann lebst du, wie dein Ahne will,
Als Strauß, als Fisch, als Krokodil,
Als Huhn ein Mehrerwachen,
Ein größeres Glück und größere Qual
In einem weiteren Oval.
Bis neue Schalen krachen.
O Welt in einem Ei,
Wie Wichtiges entscheidet sich,
Geht deine Wand entzwei.
Vielleicht verschlingt man, kocht man dich,
Ißt dich mit Senf, mit Kaviar
(Störs ungezählten Eiern!)
Und wenn sie Ostern feiern,
Die dich verschlucken roh und gar,
Dann lachen sie und spaßen
a conto Osterhasen.
Doch wer von ihnen denkt dabei
An dich, du Mikrowelt in einem Ei?
Joachim Ringelnatz
1883 1934
Seite 2:
Liebe Leserinnen und Leser,
Joachim Ringelnatz, nicht nur Spötter, lädt uns ein zu denken, erinnert
uns, bewußter zu leben. Dunkel ist vieles, auch jetzt, wenn die Tage
heller werden. Vieles können wir nicht ändern, manches schon. Etwa
durch nachdenklicheres Einkaufen. Zugegeben, es ist schon ein bißchen
langweilig, weil wir in der anima immer wieder darauf zurückkommen. Doch
Einkaufen ist nun einmal das, was wir Konsumenten am ehesten und einfachsten
tun können, um es da oder dort ein bißchen heller werden zu lassen.
Darum beschäftigen sich auch diesmal wieder zwei Artikel mit dem Thema
dazu zwei Bücher unter den Rezensionen. Ein unbeabsichtigter Zufall, daß gerade
Elisabeth Richters intensiven Bedenken gegen die Tier-futter-Massenware mit
dem Versuch eines der größten Futtererzeuger, aufhellende Informationen
zur Produktion zu verbieten, zu-sammenfallen.
Wir leben immer mehr unter Überwachung. Ein mehr oder minder großer
Bruder schaut uns über Videokamera zu, auf belebten Straßen, in
Geschäften. Nur die, die mit Tieren ihr Werk verrichten, im Massenstall,
im Schlachthaus, im Versuchslabor dürfen im Dunkeln agieren. Weshalb?
Ebenfalls ein nicht unbekanntes Thema bellt unser Rocky an er ist wieder
zu Stimme gekommen die Qualzüchtungen um der lieben Mode willen
.
Wie man schöne Gesetze machen kann, um empörte Bürger zu beruhigen,
und dabei doch alles beim alten beläßt, zeigte uns gerade die EU-Kommission
vor. Viele Jahre haben sich Tierfreunde um ein Im-portverbot für Hunde-
und Katzenfell bemüht. Namentlich die ostasiatischen Pro-duktionsmethoden sind
ja himmelschreiend. Jetzt endlich ließ sich der zuständige Kommissar
erweichen und verfaßte einen Verbotsentwurf. Nur, er enthält so
viele Schlupflöcher, daß zu befürchten ist, es ändert
sich nichts. Da bleibt nichts übrig, als weiter zu protestieren. Tun Sie
es bitte.
Etwas viel Raum, wird vielleicht der eine oder andere meinen, haben wir einem
Leserbrief eines prominenten Tierrechtler gegeben, der etwas Kulturkampfatmosphäre
verbreitet, und der zugehörigen Entgegnung. Wir glauben, der angesprochene
Themenkreis, der sich um die Fragen, wie sollen Tierfreunde in der Öffent-lichkeit
auftreten, wie können wir Men-schen gewinnen und wollen wir das, un-terscheiden
sich Schutz und Recht, was ist Gewalt, ist doch näherer Erörterung
wert.
Ein Hoffnungsschimmer: die Probleme mit dem Klima veranlassen Leute, von denen
wir es am wenigsten erwartet haben, für Sparsamkeit beim Fleischessen
zu plädieren.
Ostern ist nicht weit, damit für viele auch das Osterei, und da auch die
Henne nicht fern. Abseits der Debatte, ob und wieviel Fleisch Hund und Katz
brauchen und ob man es substituieren kann, drum in der anima ein kleiner versteckter
Hinweis für Gartenbesitzer: auch Hühner können liebe Hausgenossen
sein.
Frohe Festtage wünscht Ihnen,
liebe Leserinnen und Leser,
Ihre anima-Redaktion
Aus dem Inhalt:
Videoüberwachung ...........................3
Helmut F. Kaplan, Offener Brief
Elisabeth Richter
Hund und Katz quälen Rind und Huhn? .... 4
20% junge Vegetarierinnen ? ................. 6
Konsumentenmacht
Bücher ............................................... 7
J.M.Masson, Wovon Schafe träumen; ALTEX Alternativen zu Tierversuchen;
Hans Putzer, Essen macht Politik; Eva Goris, Unser kläglich Brot; Siegwart-Horst
Günther, Zwischen den Grenzen; Sophie Meys, Scheckenalarm; H.Kügler-Anger,
Vegetarisch kochen - französisch
Info Ges.f.humane Nutztierhaltung........ 10
Bio Schafwolle Eier
Vegetarische Informationen ................. 11
Rocky ............................................... 12
Leserbriefe ........................................ 13
Tierrechte und Tierschutz .................... 15
Tierrechtspartei ................................. 18
Satzung
Notizen und Ankündigungen ................ 22
Impressum, Offenlegung ................ 12,24
Seite 3:
ORF ZIB 2 (Abendnachrichten) am 22.3.2007:
Menschenrechtsbeirat fordert Videodokumentation bei Polizeiverhören
Videoüberwachung:
Auf Straßen, ja. In Schlachthöfen, Tierversuchslabors und Ställen,
leider nein!
Die im Zusammenhang mit tatsächlichen oder angeblichen Übergriffen
bei der Polizei stehende Forderung des Menschenrechtsbeirats ruft ein altes Tierschutzbegehren
in Erinnerung.
Erlaubt ist es, alle Menschen auf den Straßen zu überwachen. Nicht
erlaubt bleibt es, Schlachthäuser, Tierversuchslabors, Ställe auf ordnungsgemäßen
Betrieb zu überwachen. Das haben z.B. im Fall Covance, Münster deutsche
Gerichte ausdrücklich verboten. Tierquälerei (und auch Menschenquälerei)
können nur Geheimagenten verbotenerweise aufdecken.
Dazu hat bereits vor Jahren der Philosoph Helmut F. Kaplan einen
Offenen Brief
an alle Tierschutz- und Tierrechts-organisationen gerichtet, wie folgt:
Daß bereits der "ordnungsgemäße" Schlachthausbetrieb
eine recht unerfreuli-che Angelegenheit ist, ahnen die meisten Menschen wohl.
Aber sie wären mit Si-cherheit entsetzt, wenn sie wüßten, welch
geradezu unglaubliche "außertourliche" Grausamkeiten im Schlachthaus
an der Tagesordnung sind. Was läge also näher, als dieses Entsetzen
der Menschen für die Tiere nutzbar zu machen:
Die "außertourlichen", ungesetzlichen Grausamkeiten in Schlachthäusern,
etwa die fehlende oder mangelnde Betäubung oder das sadistische Quälen
von Tieren, sind wohldokumentiert. Was fehlt, ist die breite, systematische und
wiederholte Veröffentlichung dieses Materials. Danach müßte es
möglich sein, die Menschen zu mobilisieren, Maßnahmen zur Verhinderung
dieser überflüssigen und illegalen Grausamkeiten zu fordern. Auch die
Schlachthausbetreiber müßten ein Interesse daran haben, vom Vorwurf
des ständigen Gesetzesverstoßes befreit zu werden.
Die permanente Video-Überwachung wäre eine einfache und wirksame Möglichkeit,
die Einhaltung der gesetzlichen Bestim-mungen in Schlachthäusern zu gewährlei-sten.
Ich rufe daher alle Tierschutz- und Tier-rechtsorganisationen auf, sich auf
allen Ebenen vehement und unnachgiebig für eine lückenlose Video-Überwachung
aller Schlachthäuser einzusetzen.
Und, wer weiß: Vielleicht führt die durch diese Kampagne bewirkte
Kenntnis von den illegalen Grausamkeiten in den Schlachthäusern dazu, daß die
Menschen auch die gesetzlich zugelassenen Grau-samkeiten in Frage stellen.
Helmut Kaplan
Es geht nicht nur um Schlachthöfe. Covance vor zwei Jahren hat die Folgen
mangelnder Überwachung in Versuchslabors aufgezeigt. Nach unserem Tierschutzgesetz
bzw. der dazu erlassenen Verordnung müssen Nutztier-Ställe nur
alle fünfzig Jahre überprüft werden. Das wäre lachhaft,
wäre
es nicht so traurig. Wie es Dr. Balluch beim Filmen von Pelz-tierfarmen in
Finnland ergangen ist, haben wir berichtet. In den USA wurden verdeckte Ermittlungen
in
der Nutztier-Industrie, das heißt heimliche Videoaufnahmen, verboten.
Ein Freibrief für Tierquäler. Auch bei uns stehen praktisch nicht
diejenigen, die Tierschutzgesetze mißachten, sondern die, die zu Beweiszwecken
filmen, unter straf- oder zivilrechtlicher Sanktion.
Die Video-Überwachung nicht zulassen, bedeutet zwar nicht formal, doch faktisch
Beihilfe zur Tierquälerei.
Erwin Lauppert
Seite 4, 5:
Auslieferung
des Buchs Katzen würden Mäuse
kaufen, Schwarzbuch Tierfutter
gestoppt. Masterfoods erwirkt einstweilige Verfügung Handelsblatt 5.3.2007
Hund & Katz
quälen Rind & Huhn?
Elisabeth Richter
Wer BIO kauft, fördert Tierschutz und ökologische Landwirtschaft sowie
das Überleben der natürlichen Fauna und Flora. Wer BIO kauft, boykottiert
die leider übermächtige Chemie-Gentechnik-Agrargrossbetriebslobby.
Er fördert auch kleine und mittlere Bauern, die sonst gnadenlos von der
erwähnten Lobby ausgerottet werden und es grossteils offensichtlich
gar nicht merken, wohin ihre eigene Standesvertretung sie führt.
Bio ist teurer als Nicht-Bio, ja klar ABER alles, was nicht Bio ist, ist
lupenreine Fabrik-Chemie-Pampe und zerstört die Umwelt (und das Klima!).
Dies bezahlen wir alle, halt nicht beim direkten Preis von 1 kg Brot oder Fleisch
sondern ungefragt über unsere Steuern (die grössten EU-Agrarzahlungen
erhalten die Firmen Nestlé und Unilever, daher der grosse Widerstand gegen
die Veröffentlichung der Förderungen). Und Nicht-Bio heisst auch, dass
der klägliche Rest an intakter Natur oder ökologisch bewirtschafteten
Flächen, egal ob hier oder in Brasilien, China oder sonstwo, erbarmungslos
zerstört wird. Also AUS für Wildtiere und ökologisches Gleichgewicht
und grausamste Ausbeutung der Nutztiere.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, dürfen wir aber nicht vergessen,
auch unsere Haustiere Hund + Katz + Frettchen + Co. mit Bioprodukten zu füttern.
Das ist erstens gesünder für die Tiere, weil nicht chemisch/gentechnisch
ver-fälscht. Und zweitens erspart es den Futtertieren, die unsere
Haustiere an-stelle ihrer natürlichen Beutetiere fressen (müssen),
ein grausames Schicksal als sogenanntes Fabrik-Nutztier. Auch die pflanzlichen
Anteile beim Futter kommen aus Bio-Landwirtschaft, ein Gewinn auf der ganzen
Front
.
Und das alles für ein paar Cent mehr ist doch ein Schnäppchen,
oder?
Die diversen Futtersorten in BIO sind bereits in fast allen Super-
und Reform-märkten
erhältlich, sie schmecken unseren Haustieren gut und helfen mit, dem allgemeinen
Gier-Globalisierungs-Wahn in der Nutztierhaltung und verarbeitung entgegenzuwirken.
Die Marken Hof-Dog oder Hof-Cat bei Merkur, Billa + Co, Whiskas-Bio-Sackerln überall,
Yarrah im Naturfachhandel und natürlich Frischfleisch von Ja Natürlich
oder diversen Bio-Direktfleischvermarktern oder in den Ma-ran-Biosupermärkten,
aber auch Almo-Rindfleisch bei Zielpunkt sind verfügbar. Und ab Anfang März
gibt es in den Fressnapf-Geschäften ebenfalls Bio-Futter, nämlich
Naturkraft.
Die ethische Frage, ob wir Menschen und unsere Haustiere andere Tiere
töten
und essen, bzw. verfüttern dürfen. Was uns Menschen betrifft, ist die
Antwort klar: Nein, wir benötigen kein tierisches Eiweiss und können,
sogar gesünder und bekömmlicher, rein vergan oder vegetarisch leben.
Eigentlich auch nein für Haustiere, ist der erste Impuls beim Nachdenken,
denn jedes Lebewesen hat ein Recht auf unversehrtes Leben in Würde. NUR,
Hunde und Katzen haben WIR dem natürlich Leben entzogen, sie sind, als ursprüngliche
Beutegreifer, zumindest teilweise auf tierisches Eiweiss angewiesen. Wir Menschen
müssen daher für ihre artgerechte Ernährung sorgen. Die Lösung?
So wenig Fleisch wie möglich (es gibt auch veganes Biofutter für Hunde
und Katzen, das sich sehr gut als Ergänzungs- oder Alleinfutter eignet)
und Achtung beim Einkauf, ob es sich um echte Bio-Produkte handelt. Es gibt natürlich
auch in diesem Sektor vorbildliche und eher mangelhafte Betriebe und Schutzmarken.
Aber grundsätzlich ist Bio immer noch wesentlich besser, gerechter, ökologischer
und tierfreundlicher als Nicht-Bio.
Also bitte, helfen wir doch alle mit Haustiere, sprich wir HaustierhalterInnen,
sind heute eine wirtschaftliche Grossmacht. Millionen von Euros geben wir für
unsere Tiere aus, bitte ab sofort nur noch für Bio-Qualitäten oder
wollen Sie per Haustierfutter die grässlichen Auswüchse der heutigen
Fabrikstierausbeutung auch noch fördern? Sprich, Hund + Katz quälen
Rind + Huhn? Und werden womöglich noch krank von der ganzen Tierquälerei,
die sie in hübschen Döschen dann von Herrchen + Frauchen serviert
bekommen. Aussen hui, innen pfui?
We feed the world sehen Sie sich diesen Film an und kaufen
Sie für sich und Ihre tierischen Hausgenossen nie wieder konventionelle
Lebens- und Futtermittel, es sind Todesmittel. Bio ist die einzige positive
Alternative!
Elisabeth Richter
+ Bio-Futter Katzen Rosi, Maxl + Titus
PS: Der Trend zu Bio ist gut im Laufen, machen wir mit! Aber achten
wir drauf, dass Bio/Öko nicht durch Massenproduktion und Handelspreisdrückereien
kaputt gemacht wird. So können wir und unsere Haustiere die Nutztiere zumindest
vor den schlimmsten Fleischmafia-Auswüchsen, die konventionelles Haustierfutter
mit sich bringt, schützen, und die alternative Landwirtschaft in europäischen
Regionen gleich dazu. Übrigens auch ein grosser Beitrag zum persönlichen
Klimaschutz!
Wir müssen nur danach fragen und es auch konsequent kaufen! DM hat z.B.
seine Bio-Marken wieder eingestellt, die Nachfrage war zu schwach............
Es liegt, wie immer an uns. Geiz ist nicht geil sondern er bringt um! Zuerst
Tiere, Natur, kleinteilige Landwirtschaft, Klima, Arbeitsplätze in Europa,
usw. zuguterletzt dann natürlich uns selber.
Elisabeth Richter
Anmerkungen der Redaktion:
Auf der website www. zsolnay.at des Verlags steht zu Katzen
würden Mäuse
kaufen. Schwarzbuch Tierfutter:
Der Tierfutter-Großkonzern Masterfoods (Whiskas, Pedigree, Chappi, Sheba,
Frolic u.a.) hat gegen den österreichischen Zsolnay/ Deuticke Verlag am
Landgericht Verden eine Einstweilige Verfügung ausschließlich
gegen Aussagen in der Bewerbung des Buches erwirkt und versucht
so die Werbung und
den Vertrieb des Titels zu behindern.
In "Katzen würden Mäuse kaufen. Schwarzbuch Tierfutter" klärt
der Best-sellerautor und frühere Spiegel-Korrespondent Hans-Ulrich Grimm über
die unappetitlichen Praktiken der Tierfutterbranche auf. Der Verlag ist der Überzeugung,
dass die Einstweilige Verfügung gegen das Buch ungerechtfertigt ist und
prüft gegenwärtig alle juristischen Mög-lichkeiten.....
Wir, die anima-Redaktion bzw. die Gesellschaft für humane Nutztierhaltung
hatten uns vor Jahren um die Genehmigung zur Besichtigung einer Tierfutterfabrik
be-müht. Die wurde uns mit fadenscheiniger Begründung
verwehrt. Warum wohl?
Vegetarisches Hunde- und Katzenfutter:
Es gibt Tierbesitzer, die mit Erfolg ihre Hunde vegetarisch
ernähren,
manche auch ihre Katzen, mit entsprechendem Zusatz (Vegecat
z.B.). Wir hatten in anima
3/2003 (S.13, 46 Laufmeter Regal) das Thema behandelt.
Näheres bei James A. Peden, Vegetarische Hunde- und Katzen-Ernährung,
Echo-Verlag, Göttingen 2003, 240 Seiten, 17.80 EUR(D),
ISBN 3-926914-40-8 (Amerik. Originalausg.: Cats & Dogs 1999)
Wir informieren sie gern über Bezugsquellen für
vegetarisches Hunde- und Katzenfutter.
Warum nur Hunde- und Katzen als Gefährten? Warum nicht, z.B. wenn Sie einen
Garten haben, ein paar Hühner?
Jeffrey M. Masson schreibt in Wovon Schafe träumen (siehe die Bücher-Seite):
Viele Leute haben mir mitgeteilt, wie liebenswert sie Hühner finden und
welch intensive Beziehungen sich zu ihnen entwickeln können.
Seite 6:
20 % der jungen Frauen Vegetarierinnen?
Konsumentenmacht
Rund 20 Prozent der jungen Frauen in Österreich essen kein Fleisch
mehr steht im Ende vergangenen Jahres vom Landwirt-schaftsministerium
herausgegebenen Öster-reichischen
Lebensmittelbericht 2006. Eine beeindruckende Zahl. Leider, sie ist falsch,
wie unsere eher mühsamen Recherchen ergeben haben. Zieht man die Ziffern
der Berichte 1998 und 2003 heran, dürften etwa 8 % der Gruppe sehr junger
Frauen Vegetarierinnen sein. Unter den sechzehnjährigen Mädchen vielleicht
noch etwas mehr. Jährlich werden etwa 40.000 Mädchen geboren, nehmen
wir acht Jahrgänge, so sind das etwa 320.000, und acht Prozent davon rund
25.000 Vegetarierinnen.
Demnächst wird das Wahlalter auf sechzehn Jahre herabgesetzt. Gegenüber
Wählern schreibt Hans Putzer in Essen macht Politik (siehe Bücherrubrik)
haben Konsumenten den Vorteil, täglich ihre Wahl treffen zu können.
Sie könnten damit mehr bewirken als in der Wahlzelle.
Damit sind wir wieder bei einem alten, im-mer wiederkehrenden anima-Thema,
der Konsumentenmacht, die leider etwas schläf-rig ist. Natürlich hat sich
im Handel in den letzten zwanzig Jahren nicht wenig zu unseren Gunsten verändert,
doch gerade der Trend zum Fertiggericht hat manches verschlechtert. Die Zahl
der Gerichte, die ganz ohne totes Tier auskommen, also für L-O-Vegetarier
akzeptabel sind, ist immer noch gering, von vegan-vegetarischen Produkten ganz
zu schweigen. Schlimmer noch, es finden sich Schlachtbestandteile, wo man sie
nicht erwartet, z.B. im tiefgefrorenem Rot-kraut. Noch immer wird Ei aus der
Batterie oder bestenfalls der Bodenhaltung verwen-det und die Kennzeichnung der
Waren als l-o- oder vegan-vegetarisch ist eher spora-disch, und zum Teil irreführend,
wenn es etwa fleischlos heißt.
Hier könnte selbst eine kleine Zahl von Konsumenten viel verbessern, vorausgesetzt
sie träte konsequent, zielgerichtet und in Grenzen organisiert auf.
Denn es geht nicht gegen den nun einmal der übergroßen Mehrheit
lieben Fleischgenuß sondern um Kennzeichnung und allenfalls geringe
Rezeptur-veränderung,
also mehr oder minder nur gegen die Trägheit der Handelskettenze-tralen
und der Produzenten. Rotkraut dürfte sich auch mit einem anderen Fett
als Schweinefett gut verkaufen.
Ü
berforderte Kunden und träge Handelsketten, nur ein Beispiel: Im vergangenen
Frühjahr nahm Billa einen neuen veganen Aufstrich, produziert
von einer größeren Delikatessenfirma, mit dem V-Label der
EVU geadelt, in einer 150 gSchale ins Sortiment. Die eingesessene
Konkurrenz, die ihren Aufstrich in einer 125 gSchale vertreibt,
antwortete mit einer Sonderaktion. Soweit so gut. Nur gab es dabei einen
Schönheitsfehler:
Der Preiszettel auf der Regalleiste wies das Gewicht des Altprodukts
fälschlich auch mit 150 g aus
und den kg-Preis davon ausgehend ebenfalls falsch als billiger als die
Konkurrenzware. Trotz nachdrücklicher Intervention in fünf
Filialen (beim Leiter persönlich)
und schriftlicher Information der Billa-Zentrale änderte sich zwei
Monate lang nichts (außer das der eine oder andere Filialleiter
das Schild entfernte oder teilberichtigte). Erst als wir die Konsumentenberatung
der Arbeiterkammer
Wien einschalteten, reagierte Billa mit einer Entschuldigung. Da war
das neue Produkt allerdings schon wieder als zu teuer aus dem Regal geflogen.
Man sieht
es ist nicht immer einfach, selbst wenn es um Abstellung of-fensichtlicher
Unrichtigkeiten, die man fast Betrug nennen könnte, geht. Die Konsumentenmacht
bedürfte,
soll sie effektiv sein, häufig gemeinsamer Planung.
Kehren wir zu den anfangs genannten statistischen Zahlen zurück. Nicht wenige
Junge widmen sich engagiert den Tierrechten, mit Demonstrationen und manchem
mehr. Ich glaube, organisiertes Einkaufen, und wenn es nur zwei Prozent der obgenannten
25.000 tun, könnte manchmal mehr bewirken als Trillerpfeifen in der Wiener
Mariahilferstraße.
Das Thema wurde in der anima schon oft behandelt (z.B. in Nr.3/05, Einkaufen
gehen statt Bomben werfen). Die Frage ist, wie können wir junge Menschen
für die Einkaufsfront begeistern? Und Ältere auch.
Erwin Lauppert
Seite 7 - 10:
Bücher
Jeffrey M. Masson
Wovon Schafe träumen Das Seelenleben der Tiere, Verlag Heyne 2006,
350 Seiten, Taschenbuch, 9.20 EUR (A)
Masson, früher Professor für Sanskrit an der Universität in
Toronto, dann Psychoanalytiker, Projektdirektor im Sigmund Freud Archiv in
London, später Verfasser psychoanalyse-kritischer Bücher, wandte
sich schließlich den Tieren und ihren Gefühlen zu. Sein Buch When
elephants weep (1995) wurde ein Bestseller. Weitere deutsch erhältliche
Bücher: Hunde lügen nicht Die großen Gefühle unserer
Vierbeiner und Katzen lieben anders. Die vorliegende Arbeit ist 2003 unter
dem Titel The Pig Who Sang to the Moon, The emotional World of Farm Animals
erschienen. Sie handelt wie der Namen sagt von den sogenannten Nutztieren und
ihren Gefühlen. Von Schweinen, Hühnern, Schafen, Ziegen, Rindern,
Enten. Sie ist keine trockene, langweilende wissenschaftliche Abhandlung im
Sinne landläufiger Verhaltensforschung. Masson bringt eine Fülle
von Berichten, berührenden aus eigenem Erleben, von mit Tieren vertrauten
Menschen, aus wissenschaftlichen Quellen, die zeigen: Auch Nutztiere, für
viele nur seelenlose Masse, sind wie ihre wilden Vorfahren fähig, tiefe
Gefühle zu empfinden, Angst, Langeweile, Kummer, Einsamkeit und rauschhaftes
Glück zu verspüren und darin den Menschen bemerkenswert ähnlich.
Dazu Fakten über die Nutztierhaltung, mehr bezogen auf amerikanische Verhältnisse,
und ein Kapitel Über die Natur des Glücks, in dem die
Meinungen der Wissenschaftler zur Frage der Glück- und Leidensfähigkeit
der Tiere im Wandel der Zeiten gegenübergestellt werden. Masson zitiert
Darwin: Die meisten der vielschichtigeren Gefühle sind Mensch und höheren
Tieren gemein. Ein abschließendes Kapitel ist den Konsequenzen, die wir
Menschen daraus ziehen sollten, gewidmet: die vegetarische, vegan-vege-tarische
Lebensweise.
ALTEX Alternativen zu Tierexperimenten
Ein vierteljährliches Journal für neue Wege in den biomedizinischen
Wissenschaften,
Elsevier Spectrum Akadem.Verlag, D-69126 Heidelberg, Jahresabo für
Privat-Bezieher 75 EUR, (für Tierschutzorganiationen u. Studie-rende Sonderkonditionen),
Bestellungen ALTEX Postfach 100125, D-78401 Konstanz, abo@altex.ch
Die erste Jahresendnummer der wissenschaftlichen Vierteljahresschrift für
Alternativmethoden zu Tierversuchen, seit sich Prof. Gotthard M. Teutsch, 87jährig,
von der Redaktion des Literaturberichts über Mensch und Mitgeschöpf
unter ethischem Aspekt (bearbeitet nach den Neuzugängen des Archivs
für Ethik im Tier-, Natur- und Umweltschutz der Badischen Landesbibliothek
Karlsruhe) zurückgezogen hat und auch das Archiv in Karlsruhe nicht mehr
besteht. An Stelle seiner kurz-prägnanten Darstellung möglichst vieler
Neuerscheinungen sind 30 Seiten ausführlichere Besprechungen einer kleineren
Zahl durch die Mitglieder eines offenen Teams einschlägiger Fachleute
getreten.
Auch sonst beschäftigt sich die Nr.4/2006 traditionsgemäß vorwiegend
mit Ethik (die ersten drei Nummern im Jahr sind jeweils mehr medizinisch-technischen
Themen gewidmet). Eine wichtige Frage wird angeschnitten: die Versuche mit
gentechnisch veränderten Tieren steigen, Tiere leiden zum Teil unter gentechnischen
Veränderungen, die Herstellung transgener Linien erfordert viele Tiere,
die dann als Abfall entsorgt werden. Steht die Einführung
von genmodifizierten Tieren im Einklang mit den 3R-Prinzipien Reduction
(Verminderung der für einen Versuch benötigten Tiere), Refinement
(Verbesserung der Lebensbedingungen der Versuchstiere), Replacement (Ersatz
durch nichttierische Alternativmethoden). Arianna Ferrari, TU Darmstadt kommt
in einem ausführlichen Beitrag zu einem i.w. negativen Ergebnis. (Text
in englisch; anders als bei den meisten deutschsprachigen wissenschaftlichen
Zeitschriften sind in Altex englischsprachige Beiträge noch sehr in der
Minderheit).
Hans Putzer
Essen macht Politik Tägliche Entscheidungen mit großen
Folgen
Leykam Graz (www. leykamverlag.at) 2006, 128 Seiten, 16,7 x 24 cm, Broschur,
19,80 EUR, ISBN: 978-3-7011-7547-5
Unlängst erregte ein Rindertransport mediales Interesse. 65 ausrangierte Milchkühe
vulgo Wurstkühe wurden von Estland zum Salzburger Schlachthof geführt ganz
EU-konform mit Ruhepause in Polen; Reisedauer 64 Stunden. Ein deutscher Frächter
hatte die Tiere auf der Rückfahrt von einem Zuchtrinder(sprich junge Milchkühe)-Transport
nach Rußland geladen. Der Export bringt je Rind ca. 150 Euro EU-Subvention.
Raiffeisen, der Betreiber des Schlachthofs, rechtfertigte sich: Dieser
Transport war für uns eine totale Ausnahme. Wir werden nun stellvertretend
für Mitbewerber kritisiert, für die solche Dinge zum Alltagsgeschäft
gehören."
All dies passiert, unter anderem weil der Straßentransport auf Kosten
von Mensch, Tier und Umwelt begünstigt wird. Man könnte fast meinen,
den EU-Gewaltigen ist der Warenverkehr heilig, nicht aber der Mensch. Da ist
man versucht, den Titel des Buches umzudrehen: Politik macht Essen. Das ist
natürlich nur die halbe Wahrheit.
Sehr wohl könnten wir Unteren beim Einkaufen Politik machen, wir tun es
nur zu selten. Der Autor möchte uns dazu animieren, nicht mit Schlagworten,
sondern mit sachlicher fundierter, statistisch untermauerter ausführlicher
Information. Dennoch liest sich das Buch leicht und flüssig. Putzer ist
schließlich (auch) Journalist, Chefredakteur des auflagenstarken Wochenblattes
des Steirischen (ÖVP)-Bauernbundes Neues Land. Trotzdem, der Autor nimmt
sich kaum ein Blatt vor den Mund. Man kann von einem Bauernvertreter kein Bekenntnis
zum Vegetarismus erwarten. Gerade deshalb bemerkenswert seine Ausführungen
zur Energiebilanz der Fleischproduktion. Und sein Rat: Fleisch ist zu kostbar,
um es als Allerwelts- und Alle-Tage-Lebensmittel uneingeschränkt zu konsumieren.
Zuviel Fleisch bedeutet auch zuviel Naturverbrauch.
Der Verfasser zeigt, daß manche Probleme vielschichtig sind und Entscheidung
nicht immer einfach. Er gibt nicht immer fertige Antworten doch Entscheidungsgrundlagen.
Auch für bewußte Konsumenten ist der Durchblick nicht immer einfach.
Das argentinische Ware einen langen Weg hatte, ist begreiflich, doch zurück
zu den estnischen Kühen. Nach der Schlachtung wurde das Fleisch
nicht zurück nach Estland sondern nach Deutschland gebracht." Also
kam es dort EU-konform als deutsche Wurst gekennzeichnet in die Regale.
Eva Goris
Unser kläglich Brot Gute Ernährung kommt nicht aus der Tüte
Droemer Verlag München (www. droemer-knaur.de) 2007, 320 Seiten, 14 x
21,5 cm, gebunden, 18,50 EUR(A). 18 EUR(D)
Der Hausverstand sagt: Brot ist dort am frischesten, wos den ganzen Tag
nach Backofen riecht. Daß dieser Werbespruch einer großen Handelskette
nicht immer stimmt, erfahren Sie hier. Lebensmittelkunde in ansprechend leicht
verständlicher Sprache aufbereitet. Wie es einst war und jetzt ist. Über
die Entfremdung unserer Lebensmittel durch die moderne industrielle
Produktion und was dadurch ökologisch und medizinisch und kulinarisch
aufs Spiel gesetzt wird. Dazu ein kleiner Streifzug durch die Geschichte (Anm.
In der allerdings auch nicht alles rosig war. Ohne moderne Agrar- und Konservierungstechnik
war der Hunger steter Gast). Streiflichter zur die heutigen quälerische
Massentierhaltung (Die mit 7000 l angebene jährliche Milchleistung von
Turbokühen ist allerdings eine Untertreibung. Die Norm liegt da bei 10.000
und mehr (in Österreich, wo anstelle der Milchrassen Zweinutzungsrassen überwiegen,
waren es 2004 5.600 Kg (= ca. l) gegenüber 2.300 vor 50 Jahren). In den
letzen Jahren, erfahren wir, sind in Deutschland 300 Nutztierrassen verschwunden.
(Noch eine Bemerkung, die nicht im Buch steht: Das zeigt, die häufige
Behauptung, Vegetarismus würde die Tiere verschwinden lassen, nicht ganz
richtig ist. Den nach billigem Fleisch Greifenden ist der Verlust zu danken).
Wußten Sie, daß Milch nicht gleich Milch ist? Wann ist Tiefkühlkost
natürlich, wann der modernen Chemie unterworfen, wie wird der Konsument
und sein Geschmack manipuliert. Die Autorin gibt dazu Auskunft doch sie zeigt
nicht minder Alternativen auf. Und informiert zusätzlich ausführlich über
Vitamine, Mineralstoffe etc. und deren Gehalt in den verschiedensten Lebensmitteln.
Unbeschadet einiger aus vegetarischer Sicht erforderlichen Anmerkungen
etwa zum Thema Fische ist das Werk eine wertvolle Informationsquelle.
Siegwart-Horst Günther
Zwischen den Grenzen Mein Leben als Zeitzeuge
Verlag am Park, Berlin (www. edition-ost.de) 2006, 258 Seiten, 12,5 x 21
cm, brosch., ISBN 3-89793-123-0, 14,90 EUR(D)
Wie kommt die anima zur Lebensgeschichte eines Menschen abseits der Tierszene,
mag sie auch turbulent sein: Sohn eines höheren NS-Funktionärs, KZ,
medizinische Karriere in der DDR, Tierversuche, dann als Wissenschaftler und
Arzt im Orient und in Großbritannien, auch in Israel. Interessant der
Bericht über zwei Jahre bei Dr. Schweitzer in Lambaréné.
Der Grund der Vorstellung des Buches ist ein anderer. Wagt es jemand,
bei irgendwelchen Kriegen an die betroffenen Tiere zu denken, und Tiere
sind
immer Opfer, reagiert
die breite Öffentlichkeit unterstützt von den Medien regelmäßig
nicht nur gleichgültig, das heißt gar nicht, sondern häufig
fast haßerfüllt. Friedensarbeit ist auch Tierschutzarbeit.
Bekanntlich hat die Regierung der USA unterstützt von NATO-Partnern die
Gewohnheit, aus dem oder jenem Anlaß zwecks Förderung von Demokratie
und Freiheit Splitterbomben und dergleichen auf Leute zu werfen (und unvermeidlich
natürlich auch auf Tiere). Günther, dem Irak verbunden, war in den
neunziger Jahren nicht nur Zeuge der grauenhaften Folgen des UNO-Embargos,
des Massensterbens, er stellte bei Kindern, die mit Uranmunition gespielt hatten
(die liegt in Zigarrenform mancherorts als Kinderspielzeug herum) Leukämie
fest und machte die Gefährlichkeit dieser Munition weltweit publik. US-und
deutsche Regierung leugnen die Gefährlichkeit, doch wurde Günther,
als er ein Geschoß in Berlin untersuchen ließ, wegen Freisetzung
jonisierender Strahlung verurteilt. Auch das Österreichische Bundesheer
gab beruhigende Erklärungen ab. Erst als immer mehr Golfkriegveteranen
und deren Kinder erkrankten, konnte die Sache nicht mehr unterdrückt werden.
Die Rufe nach Verbot der Waffe, die im letzten Libanonkrieg wieder eingesetzt
wurde, werden immer lauter.
In der Wikipedia heißt es dazu: Viele Streitkräfte nutzen abgereichertes
Uran (depleted uranium, DU) in Form von Uranmunition als Projektilkernmaterial
für panzerbrechende Munition. Die DU-Munition wird beim Eintritt in den
Panzerinnenraum zerstäubt und verbrennt dabei explosionsartig. Die entstehenden
Stäube und Aerosole sind giftig und führen zu Gesundheitsschäden
bei kontaminierten Personen.
Informationen auch unter www. zeitfragen.ch, Zeitschrift Zeit-Fragen,
Postfach, CH-8o44 Zürich.
Sophie Meys
Schneckenalarm So machen Sie Ihren Garten zur schneckenberuhigten
Zone
Mit Cartoons von Renate Alf, pala-verlag Darmstadt (www. pala-verlag.de)
2007, 128 Seiten, 11,5 x 17 cm, Hardcover, 8,80 EUR(D), 16,00 sFr,
ISBN: 978-3-89566-227-0
Das Thema, Mensch und Tier im Kampf um ein Stück Erde. An sich ein grundlegendes
ethisches Problem, das auch mittels Veganismus nicht zu lösen ist. Der
Autorin geht es hier allerdings nicht um Ethik, vielmehr um die Frage, wie
werden wir diese Geschöpfe mit Migrationshintergrund wieder los, ohne doch
Ethik Grausamkeit. So eine rotbraune Straßenschnecke ist ja ein
Meisterwerk der Schöpfung, geradezu lieb anzusehen, wenn sie sich so an
einem Salatblatt gütlich tut, knabber, knabber, knabber, und weg ist es.
Die Mehrheit unserer Mitbürger berührt das Thema kaum. Sie sagen,
gut, unsere Regierungen konnten die Immigranten nicht fernhalten, dann holen
wir den Salat eben dort, wo sie herkommen, in Spanien. Da gibt es andere Einwanderer,
die den Schnecken-, pardon Afrikanerzaun der EU überwinden konnten. Sie
ziehen uns das Gemüse mit viel Chemie zu Schundlöhnen und
unter Folien auf.
Doch wie kann der Gärtner hierzulande außer Schnecken auch grüne
Blätter sehen, ohne grausame Tötungsorgien mit Giftgas
und dergleichen?
Ethisch eher bedenklich die bekannte indische Laufgans; wenn ich
das Leben meiner Erbtante nicht eigenhändig verkürze, sondern Spießgesellen
dinge, bin ich dann untadelig? Besser schon Geburtenbeschränkung durch
Schneckeneier fressende Hühner; nur ein Nachteil, die lieben auch alles
Grüne. Das Büchlein gibt viele andere gute Tips dazu Schneckenkunde und
die Anregung, auch die für den Garten positiven Eigenschaften des Getiers
zu nutzen. Dank zahlreicher Karikaturen anders als bei denen über
Mohammed dürften die Kriechtiere sich höchstens durch gesteigerten
Appetit rächen eignet es sich auch gut als kleines Geschenk.
E.L.
Heike Kügler-Anger
Vegetarisch kochen - französisch
pala-verlag Darmstadt 2006, 240 S., 13,5 x 21 cm, Hardcover, 14
EUR(D), ca. 14,40 EUR(A),24,90 sFr, ISBN: 978-3-89566-224-9
Die Autorin dieses Kochbuches reiste mit Wohnwagen und Hund Jahrzehnte
immer wieder nach Frankreich. Nicht zuletzt deshalb, weil sie
sich in die Qualität
und Vielfalt der französische Küche verliebte. All die Rezepte, die
sie von ihren Urlaubsreisen mitgebracht hat, werden uns nun in diesem Kochbuch
vorgestellt. Und für alle Rezepte gilt: Man muss kein Profikoch sein um
sie nachzukochen. Denn schließlich geht es nicht um diffizile nouvelle
cuisine, sondern um gute, französische Hausmannskost.
125 vegetarische Rezepte der französischen Landhausküche, so vielfältig
und unterschiedlich wie die Regionen des Landes, bieten bodenständigen
Speisen ebenso wie raffinierte Feinschmeckerspezialitäten.
Von kalten und warmen Vorspeisen, Suppen und Eintöpfen, Saucen und Dips,
Hauptgerichten, Überbackenen und Aufläufen, diversen Eierspeisen,
Beilagen, bis hin zu zwei Extrakapitel, die sich mit den vielfältigen
französischen Käsesorten befassen, lassen die Rezepte keinen
Gusto unbefriedigt.
Neben Menüvorschlägen für verschiedene Gelegenheiten und Jahreszeiten
bekommen wir auch passende Weinempfehlungen und Einblick in die französische
Ess- und Tafelkultur. Einem Tafeln wie Gott in Frankreich steht
also nichts mehr entgegen.
Bon Appétit wünscht Ihnen Michaela Schaller
Frau Kügler steht übrigens gerne für Fragen oder Hintergrundgespräche
zur Verfügung. Kontakt über den Verlag: info @pala.verlag.de
Seite 10:
Bio
Wir haben schon öfters darauf hingewiesen, daß die biologische Landwirtschaft,
was die Konsumentenerwartung zur Tierhaltung betrifft, zu Sorge Anlaß gibt.
Wenn wir dennoch im Zweifel immer für Bio plädieren, weil wir Bio
generell doch für besser als konventionell halten und unter Blinden der
einäugige König ist. Besorgte Stimmen gibt es auch im Bio-Lager.
Dessen zahlreiche Verbände haben sich unter Beibehaltung ihrer Selbständigkeit
vor zwei Jahren zu Bio Austria zusammengeschlossen. Das und vor allem auch
das Bemühen in der EU, im Interesse industriellerer Landwirtschaft das
Bio-Niveau zu drücken, führt natürlich zu einer gewissen Nivellierung.
So gibt es Tendenzen außerhalb der Bio-Marke besondere Qualitäten
wieder in eigenen Marken hervorzuheben. Ein Beispiel Werner Lamperts, des Begründers
der Billa-Marke ja!Natürlich, Zurück zum Ursprung bei
Hofer. Über die Tierschutzqualität dieser Marke können wir noch
nichts sagen.
Ernste Worte findet auch Reinhard Geßl, Obmann des Freiland-Verbandes
(früher Kritische Tiermedizin), der nun bei Bio Austria die Tier-Agenden
betreut:
Die Biologische Landwirtschaft mißt mit zweierlei Maß. Sie verzichtet
auf chemisch-synthetische Spritzmittel und Düngemittel. Ohne Kompromiß,
ohne Ausnahme und ohne wenn und aber...
Diese Prinzipientreue gibt es in der Bio-Tierhaltung nicht. Artgemäße
Tierhaltung steht zwar in den Grundprinzipien, in der konkreten Umsetzung finden
sich aber überwiegend Kompromisse...
(U.a.)...Die Rassen stammen, da es wirklich extensive Rassen gar nicht mehr
gibt, aus intensiver Zucht und in der Haltung dominieren in der Bio-Rinderhaltung
Anbindestall und Sommerweide (180 Tage) Um keine Missverständnisse zu
provozieren: Selbstverständlich ist die Bio-Tierhaltung nach wie vor in
ihrer Gesamtheit mit höchster Wahrscheinlichkeit tiergerechter als jene
in der konventionellen Landwirtschaft (Vollspaltenbuchten, kein Auslauf, intensivste
Bodenhaltung etc.)...
Woran liegt es, dass es im bio-pflanzenbauli-chen Bereich unumstößliche
Eckpfeiler gibt, in der Bio-Tierhaltung aber der Mut zur Eindeutigkeit fehlt?
BIO AUSTRIA hat die Würde der Tiere neben der Ökologie, der Fairneß und
der bäuerlichen Lebens(mittel)kultur als einen Grundwert herausgestrichen
und beginnt nun einen intensiven Diskussionsprozess über Inhalte und Konsequenzen.... (Freiland
Journal 4/06)
Schafwolle:
Erinnern Sie sich noch an das Schaf auf der Titelseite der letzten anima
und die Bitte des Dichters, das Tier nicht zu kränken. Und die vordergründig
nicht unberechtigte Frage, wie sollte ein Städter dazu kommen. Er kann,
wie schon letzthin gesagt, durch Kauf vornehmlich von Produkten aus australischer
Schafwolle.
Wir schrieben: Eine besonders tragische Übung ist der Export abgetaner
australischer Wollschafe in muslimische Länder. Er erfolgt per Schiff
unter meist unsäglichen Bedingungen. Nicht nur das Mulesing, die betäubungslose
Entfernung von Haut- und manchmal auch Fleischpartien am After, ist daher ein
Grund, Kleidung aus australischer Schafwolle abzulehnen und Geschäfte,
die die Wollherkunft nicht eindeutig deklarieren, zu meiden.
Uns flatterte ein Prospekt der Vorarlberger Textilfirma Hahn ins Haus, in
dem australische (tasmanische) Wolle gepriesen wird, untermalt mit Bildern
extrem
hochgezüchteter Schafe. Auf unsere Frage, wie das mit Mulesing und Transport
stehe, erhielten wir eine sehr freundliche Antwort, zwar nicht zum Transport
doch zum Mulesing. Das sei die derzeit beste Methode, um Fliegenattacken im
Bereich des Hinterteils eines Schafes zu verhindern. Nichtbehandlung wäre
Tierquälerei, solange es keine Alternative gebe, doch arbeite die austr.
Schafindustrie intensiv an Alternativen, um das Mulesing bis 2010 stufenlos
einzustellen.
Also doch Tierquälerei. Wir glauben, Nichtkauf könnte die Alternativensuche
beflügeln.
Ei?
Besser keins, doch wenn schon eins, dann das Freiland-Ei
Unsere Empfehlung: wenn Eier, dann nur Freilandeier mit dem Prüfsiegel tierschutzgeprüft der Kontrollstelle
für artgerechte Nutztierhaltung, oder dem des Aktiven Tierschutzes
Stmk. Tierschutzmäßig besteht zwischen Bio und diesen Prüfsiegel-Eiern
kein Unterschied. Bitte keine Bodenhaltungseier und auch keine KAT-Freilandeier.
Wenn es keine Ostereier mit dem Prüfsiegel gibt, färben sie bitte
ihre Ostereier selbst.
Fleisch:
Unsere Empfehlung: wenn schon Fleisch, dann nur Bio aus Mutterkuhhaltung
oder von Weiderindern. Schweinefleisch nur von Frei-landschweinen. Bezugsquellen
auf Anfrage.
Eine Information der
Gesellschaft für humane Nutztierhaltung
Pf. 1, 8017 Graz, Tel. 0720-345 298 (fairytel)
Seite 12:
Rocky
Vor einigen Wochen gab es in Graz wieder einmal eine Rassehunde- Schau die heftig beworben wurde und viel Beachtung in den Medien fand. Für mich Anlass ge-nug, mir heute meinen Ärger über Hundezucht von der Seele zu schreiben. Ich habe nämlich am eigenem Leib erfahren müssen, was einem widerfahren kann, wenn man nur ein Straßenmischling und nicht mehr im niedlichen Welpenalter ist. Für allzu viele Menschen ist man dann nicht attraktiv und schon gar nicht gut genug, um mit ihnen das Leben teilen zu dürfen. Und genau das ist der Punkt, der für mich unfassbar ist!
Klasse auch ohne Rasse
Wann werden die Menschen endlich kapieren, dass jeder Hund den selben Wert hat,
unabhängig davon, wie er aussieht und wie alt er ist. Nicht selten werden
Rassehunde ja von ihren Besitzern nur als Prestigeobjekte benutzt um ihr Image
aufzupolieren. Reinrassig und ein Stammbaum! Das tut dem Ego gut sicher
aber nicht den Hunden, die durch verschiedene Zuchtziele oft nur noch arme,
marode Krüppel sind.
Ich wurde eines Tages an der Pforte eines Tierheimes entsorgt und musste
dort jahrelang ausharren, bis mich endlich jemand beachtete und mich mitnahm.
Tausende
meiner Artgenossen werden nicht dieses Glück haben und müssen in
einem mehr oder weniger gut geführten Tierasyl ihr Leben bis zum bitteren
Ende verbringen. Zur gleichen Zeit aber werden
weiterhin von Züchtern und auch anderen verantwortungslosen Menschen,
ganz gezielt Hunde produziert. Hat man eine Hundedame, die gerade in
Mode ist, können ihre Kinder schließlich gutes Geld einbringen.
Wie verwerflich angesichts dessen, dass es so viele Tiere gibt, die kein
Zuhause haben!
Würden all jene Menschen, die durch den Kauf von Rassehunden verantwortungslose
Geschäftemacher unterstützen, sich ein ebenso liebenswertes Tier
aus einem Tierheim holen, würde sich die Situation der Tierheime bald
entspannen und es gäbe ein bisschen weniger Leid auf dieser Welt. In diesem
Zusammenhang muss ich auch das Versagen der Politik anprangern. Einerseits
wirft man den Tierheimbetreibern oft Überbelag vor, andererseits fehlen
aber nach wie vor Gesetze, die das Übel an der Wurzel packen. Den Tiervermehrern
gehört endlich das Handwerk gelegt und eine zwingende Kastrationspflicht
eingeführt.
Jeder wirklich verantwortungsvolle Tierhalter wird sein Tier selbstverständlich
kastrieren und jeder wahre Tierfreund wird sicher nicht bei einem Züchter
nach einem Rassewelpen Ausschau halten. Vielmehr wird er einem armen verstoßen
Tier, das sehnsüchtig hinter den Gitterstäben eines Tierheimzwingers
wartet und völlig schuldlos an seiner traurigen Lebenssituation
ist - ein Zuhause schenken. Und wenn dieses Geschöpf dann den Reichtum
seines Wesens offenbart, wird am Ende der der Beschenkte sein, der sich eines
solchen Tieres annimmt, meint voll Hoffnung
Ihr Rocky
Offenlegung
anima - Zeitschrift für Tierrechte
Medieninhaber und Verwaltung: Österr. Vegetarier Union (ÖVU), Postfach
1, 8017 Graz, Tel.0316-463717, und 0720-345 298 (Fairytel), email: anima@vegetarier.at.
Vorsitzender der ÖVU: Dr. Erwin Lauppert, Graz; Stellvertreter Mag. Erwin
Lengauer, Wien; Schriftführerin Michaela Schaller, Graz.
Herausgeber und Redaktion: Arbeitskreis Tierrechte der ÖVU, p.A. Erwin
Lauppert, Adr.w.o., der auch für nicht gezeichnete Texte verantwortlich
ist.
Grundlegende Richtung: Forum für die Anliegen der Tierrechte, Mobilisierung
des Mitfühlens mit der am menschlichen Übermaß leidenden Kreatur,
ob Maximalforderungen (Veganismus, Tierversuchsverbot), Lakto-ovo-Vegetarismus,
oder minimal (artgerechte Nutztierhaltung, tierfreundlicheres Konsumverhalten,
Infos der ÖVU und der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung)
In eigener Sache - Um Mißverständnisse beim Lesen der anima zu vermeiden:
Wir verwenden bei Gattungsnamen die meist maskuline Form nach alter Übung
in der Regel geschlechtsneutral,.d.h. wir meinen damit auch weibliche Personen
bzw. bei weiblichen Gattungsnamen männliche. Wenn wir von Deutschen und Österreichern
sprechen, meinen wir also nicht nur bei den Deutschen, wo es sich sprachlich
von selbst versteht, sondern auch bei den Österreichern Männlein
und Weiblein. Manuskripte, die die /In-Form bevorzugen, ändern
wir jedoch nicht.
Auch wird unserem geschätzten Publikum vielleicht mangelnde Einheitlichkeit
in der Rechtschreibung auffallen. Das ist so. Wir bevorzugen in Über-einstimmung
mit einigen anderen Publikationen die alte Rechtschreibung, belassen allerdings
in neuer Schreibweise eingereichte Beiträge.
Seite 13 - 17:
Leserbriefe
Demonstrationen (anima 4/2006)
Sehr geehrte Anima-Redaktion,
zu Ihrer, wie ich meine sehr naiven Kritik an lauten Demonstrationen, im speziellen
in Graz gegen Pelz, ein Wort der Rechtfertigung.
Mit Verlaub, eine Demonstration nur wegen ihrer Lautstärke mit der HJ
oder Terrorismus zu assoziieren kann nur einem sehr kleinbürgerlichen
Gehirn einfallen. Nur das bürgerlichste Gemüt kann durch etwas erschreckt
werden, was eigentlich der Alltag in einer lebendigen Demokratie sein sollte.
Laute Kirchenglocken, Marktschreier und Marschkapellen sind fein, aber wenn
kritische Geister ausserparlamentarisch protestieren, dann ruft der anständige
Bürger zur Ordnung. Metternich lässt grüssen.
Es ist auch ein sehr veralteter, politisch naiver Zugang zu Tierschutz,
der Ihnen bei diesem Artikel die Feder geführt hat. Der Tierschutz des 19.
Jahrhunderts, dem Sie offenbar noch anhängen, basiert auf christlichem
Mitleid, ein Appell an das Gute im Menschen, dem niedrigen, hilflosen Tier
zu helfen. Deshalb schwebt Ihnen das freundliche Gesicht eines Zeugen Jehovas
als Ideal der Tierschutzarbeit vor, mit leuchtendem Beispiel gehen die Hochanständigen
voran, mit Bescheidenheit, asketischem Vegetarismus und mit Güte. Dieses
patriarchal-paternalistische Tierschutz-Verständnis, die Hilfe der Guten
von oben herab, hat anno dazumal schon die Befreiung der Menschen regelrecht
behindert. Das Christentum war deshalb immer schon das größte Hindernis
für Menschenrechte. Diese sind nämlich ein Grundrecht, das allen
gleich zusteht. Eine Hilfe von oben herab verkennt die Situation: wer Menschenrechte
einhält, ist nicht gut und hochanständig, sondern das ist das mindeste,
was von allen unter Androhung von Strafe zu fordern ist. Menschenrechte negieren
die Hierarchie unter Menschen, erfordern die Gleichheit aller und den Respekt
vor der Autonomie des einzelnen. Menschenrechte werden lautstark gefordert,
sie sind kein Almosen, um das man betteln muss. Menschenrechte sind eine politische
Forderung, sie haben nichts mit Mitleid zu tun.
Und ähnlich im Fall der nichtmenschlichen Tiere (übrigens auch eine
wissenschaftlich korrekte und soziologisch notwendige Begriffsfolge, die den
vom Ebenbild Gottes fabulierenden Christen nicht über die Lippen will).
Tierrechte fordern Gleichheit statt Hierarchie, Respekt statt Mitleid und Autonomie
statt Almosen. Sie sind eine politische Forderung, keine christliche Nächstenliebe,
um die man bitten muss und die nur die Guten gewähren.
Wenn wir das einmal akzeptieren, dann sieht diese Demonstration und ihre
Wirkung ganz anders aus. Die DemonstrantInnen wollen niemanden bitten,
lieb zu "Tieren" zu
sein. Sie wollen nicht - bei dieser speziellen Demo - überzeugen. Sie
wollen klarstellen, dass Tierrechte eine notwendige politische Forderung sind.
Sie wollen ihre Bereitschaft demonstrieren, einen gesellschaftlichen Konflikt
loszutreten, der alle Bereiche umfassen wird, wenn die Tiernutzungsseite nicht
zur Konfliktlösung bereit ist. Politisch ist nämlich klar: erst wenn
ein Konflikt besteht, ist die Politik bereit zuzuhören und auf eine Konfliktlösung
hinzuarbeiten. Das Brieferlschreiben der christlich-bürgerlichen Elite
im 19. Jahrhundert, um die Mächtigen zu bitten, auch den Tieren doch ein
bisserl Schutz zu gönnen, hat sich nämlich als vollkommen sinnlos
erwiesen. Noch nie in der Geschichte sind durch derartige Appelle oder durch
das Überzeugen einzelner, einen nach dem anderen, Befreiungen zustande
gekommen, wie das für die nichtmenschlichen Tiere notwendig ist.
Beispiel Legebatterien. Laut Umfrage waren 86% der Bevölkerung gegen Legebatterien
und trotzdem haben 80% der Leute Käfigeier gekauft. Heute ist hier die
Revolution gelungen. Das Überzeugen einzelner war vollkommen sinnlos,
sie waren ja bereits gegen Legebatterien. Vielmehr hat eine laute Kampagne,
die den Konflikt in die politischen Parteien und zur Regierung getragen hat,
zu einem Konfliktbewusstsein und zu einer Lösung geführt: dem Legebatterieverbot.
Und die Supermärkte haben auch nicht deswegen aufgehört, Käfigeier
zu verkaufen, weil sie niemand mehr kaufen wollte. Vielmehr waren laute Demos
und Aktionen den Supermärkten zu unangenehm, um sich wegen Käfigeiern
dem Konflikt auszusetzen.
Ich könnte zahllose weitere Beispiele bringen. Wildtierzirkusse wurden
sicher nicht deswegen verboten, weil die Menschen aus Überzeugung nicht
mehr hingegangen sind. Der Konflikt einer lauten Tierrechtsbewegung hat sie
beendet. Es ist ein politisch-naiver Traum, der niemals in Erfüllung gehen
wird, dass man jede einzelne Person überzeugt und dann endet eine Ausbeutung
sozusagen von selbst. Das hat es historisch nie gegeben und das wird es nie
geben. Ein typisch religiös-spiritueller Zugang zur Welt: die einzelnen
werden erleuchtet und das Paradies beginnt. Die reale Welt tickt aber ganz
anders.
Zuletzt noch ein Beispiel. Um gegen die Sklaverei vorzugehen, haben AktivistInnen
versucht einen Boykott von Zucker aus den Zuckerrohrplantagen zu erreichen.
Ohne Erfolg. Wir wissen heute, dass die Sklaverei und Unterdrückung der
Schwarzen in den USA ohne einen gesellschaftlichen Konflikt, zuletzt durch
Martin Luther King und seiner Bürgerrechtsbewegung, nicht abzuschaffen
war. Auch Mahatma Ghandi hat handfeste Konflikte produziert, laute Demonstrationen,
gegen die die Polizei mit Gewalt vorgegangen ist, bevor er sein Ziel erreichen
konnte.
Konflikte in diesem Sinn müssen natürlich von den AktivistInnen her
gewaltfrei sein und dürfen das Gesetz bestenfalls im Rahmen eines offenen
zivilen Ungehorsams übertreten, um demokratiepolitisch unbedenklich zu
bleiben. Die DemonstrantInnen im genannten Artikel haben sich aber natürlich
gewaltfrei und sogar gesetzeskonform verhalten. Auch bei allen oben genannten
Tierrechtskampagnen, wie gegen Käfigeier und Wildtierzirkusse, sind die
AktivistInnen in diesem Aktionsrahmen geblieben. Das Argument, Kampagnen dieser
Art seien nicht akzeptabel, weil sie ihre Ziele mit Gewalt durchsetzen würden,
geht also fehl. Das Faktum bleibt bestehen: eine gesellschaftliche Revolution
im Umgang mit nichtmenschlichen Tieren kann niemals nur durch das Überzeugen
einzelner Personen geschehen, sondern kann nur durch politische Änderungen
(Gesetze, finanzielle Förderungen, Strukturwandel) erreicht werden. Und
um die Verantwortlichen zu derartigen Veränderungen zu veranlassen, muss
es einen gesellschaftlichen Konflikt geben, der bei diesen Verantwortlichen
ein Bedürfnis zur Konfliktbeilegung erzeugt. Und dieser Konflikt wird
u.a. durch derartige Demonstrationen hervorgerufen, jedenfalls sicher nicht
durch Zeugen-Jehova-artige Missionartätigkeit. Es gibt ja keinen gesellschaftlichen
Zeugen-Jehova Konflikt. So hartnäckig diese Glaubensgemeinschaft auch
ihre Missionarstätigkeit entfaltet, sie wird immer in der Minderheit bleiben.
Käfigeier und Wildtierzirkusse wurden aber bereits flächendeckend
abgeschafft in Österreich, die gesamte Bevölkerung hält sich
daran, eine 100%ige Erfolgsrate.
Mit freundlichen Grüssen an die "Zeitschrift für Tierrechte" (und
nicht für Tierschutz) anima,
martin balluch
Stellungnahme der anima-Redaktion:
Ja, so kann es einem gehen. Reaktionen aus dem Publikum zu verschiedenen
Tierrechts-Demonstrationen hatten uns veranlaßt anzuregen, diese so zu gestalten, daß Passanten
herbeiströmen und nicht davonlaufen, und gefragt, ob vereinfacht gesagt
die in der Regel spärlichen Demonstrationsteilnehmer, meist weibliche
Jugendliche, nicht mit Charme mehr erreichen könnten als mit furienartigem
Schreien. Prompt bekommen wir Ideologie en masse an den Kopf geworfen und als
Draufgabe dazu noch die ehrenwerten Zeugen Jehovas. Eigentlich hätten
wir gedacht, eine rein technische Anregung zur wirkungsvolleren Gestaltung
von Demonstrationen ließe sich ideologiefrei diskutieren, sei es positiv
sei es negativ.
Wir schätzen Herrn DDr.Balluch, den Obmann des VgT, ob seines intensiven
Engagements für die Tiere. Nicht ohne Staunen entdecken wir eine neue
Qualität, seine Fähigkeit nicht aus Kaffeesud sondern aus einer werbetechnischen
Bemerkung das ideologische Grundgerüst eines Menschen zu erschließen
und es in antiquiertem Christentum festzumachen. Nach dem Motto, ich bastle
mir einen Papierdrachen und den erschlage ich dann in heldenmütigem Kampf.
Wir hatten in der letzen anima, in der Weihnachtszeit, mehr oder minder christlich
inspirierten Quellen zum Vegetarismus und zur Achtung des Lebens breiteren
Raum gegeben. Ging es jetzt darum, einen Ansatzpunkt für einem Rundumschlag
gegen die christliche Religion zu finden? Kleinbürgerlich naiv denke ich,
es wäre vernünftiger, Mitkämpfer unter Christen zu suchen als
auf sie einzuprügeln.
Es gibt zum Thema Menschenrechte und Christentum und auch zum Verhältnis
Mensch und Tier hier und in den östlichen Religionen mannigfaltige Literatur,
auf die einzugehen der Raum fehlt; es sei nur auf Albert Schweitzer verwiesen.
Es leben in allen Gemeinschaften Laute und Leise, Fanatiker und Mystiker, ob
unter Christen, ob im Islam oder sonstwo.
Es wurde schon in der letzten anima angemerkt: hervorragende Christen, um
im Westen zu bleiben, und hervorragende Freidenker haben sich für Vegetarismus
und Achtung der Würde der Tiere eingesetzt, doch leider in beiden Lagern
nur wenige. Doch es läßt sich nicht übersehen: Die ärgsten
Tierquälereien gibt es heutzutage in Ländern, die dem Christentum
fern sind, und es sind andererseits nicht nur doch häufig gerade religiös
Motivierte, die mit bemerkenswerten Leistungen für Tiere hervorstechen,
so etwa die sich als urchristlich bezeichnende Gruppierung Universelles Leben; übrigens
war auch der VgT seinerzeit unter seinem Gründer Dr. Plank religiös
beeinflußt. Gerade jetzt wieder rufen Leute, die sich als philosophisch
motivierte Tierrechtler bezeichnen, im Internet auf, Demonstrationen des UL
für die Tiere zu stören. Das Häuflein derer, die sich für
Tiere einsetzen, ist klein. Weshalb, das kapiert mein kleinbürgerliches
Hirn nicht, kämpfen manche Tierrechtler lieber gegen Tierfreunde anderer
Couleur als gegen die große Masse der Tierfeinde oder Gleichgültigen?
Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Wir halten nichts von Kulturkampf
unseligen Andenkens, er bringt den Tieren nichts, rein gar nichts.
Es wäre natürlich etwas, den Kampf für Tiere auf Großbürger
zu konzentrieren. Eine Industriellenwitwe bezirzen, sich mit einer Yacht von
80 m Länge statt 120 zu begnügen und die 40m Ersparnis dem Tierschutz
zu widmen. Michael Aufhauser agiert ja in diese Richtung. Allerdings kommt
auch er nicht um uns Kleinbürger herum. Gut Aiderbichl finanziert sich,
wenn ich seine website richtig interpretiere, bereits mehr oder minder aus
Eintrittsgeldern und dergleichen. Eine bemerkenswerte Werbeleistung, ein Asyl
als Event. Würde sich Aufhauser dazu noch gegen das Nutztier-Töten
aussprechen, wäre es geradezu perfekt. Der traditionsreiche Wiener Tierschutzverein
dagegen ist gerade in Konkurs gegangen. (weiter:)
Tierrechte und Tierschutz
Die in manchen Tierrechtskreisen übliche Unterscheidung zwischen Tierschutz
und Tierrechten scheint mir nicht nur sprachlich unglücklich, denn Schutz
bedeutet im juristischen Sprachgebrauch nicht Gnade statt Recht sondern besondere
Rechte. Es gibt ein Mutterschutzgesetz, ein Dienstnehmerschutz-gesetz, eln Konsumentenschutzgesetz,
nicht weil Mütter, Dienstnehmer, Konsumenten kei-ne Rechte haben, sondern
weil sie als Schwa-che zur Wahrung ihrer Rechte besonderen Schutzes, besonderer
Rechte bedürfen.
Tiere sind und bleiben und werden Schutzbedürftige bleiben. Deshalb hinkt
auch der Vergleich mit der Emanzipation der Schwarzen. Wie sagte doch Elias Canetti:
Es schmerzt mich, daß es nie zu einer Erhebung der Tiere gegen uns kommen
wird, der geduldigen Tiere, der Kühe, der Schafe, alles Viehs, das in unsere
Hand gegeben ist und ihr nicht entgehen kann. Ich stelle mir vor, wie die Rebellion
in einem Schlachthaus ausbricht und von da sich über eine ganze Stadt ergießt
..... Leider, es wird das (Tier-)Recht nicht wie Glut im Kraterherde mit
Macht zum Durchbruch dringen, weil das Heer der tierischen Sklaven nicht aufwachen
und nicht zu Hauf strömen kann, um Alles zu werden. Es kann auch kein Zug
von Millionen Tieren endlos aus Nächtigem quellen, zur Sonne, zur Freiheit.
Die alten Arbeiterlieder passen da nicht. Sich aus dem Elend zu erlösen,
können die Tiere nicht selber tun. Es kann sie, wenn die Superhenne Hanna
nicht hilft, nur der Mensch retten, wurscht ob wir ihn höh'res Wesen, Ebenbild
Gottes oder menschliches Tier nennen.
Es kommt nicht darauf an, was auf einer Norm drauf steht, Recht oder Schutz,
sondern was drin steht. Ist es wenig oder viel? Von besseren Haftbedingungen
in der Versuchsan-stalt Covance in Münster (oder für menschliche Tiere
in Guantanamo) bis zu einem allgemei-nen Tötungsverbot, selbst für
den Zecken an der menschlichen Brust, spannt sich da ein weiter Bogen. Klugheit
und Sinn fürs Durchsetzbare werden die Forderungen begrenzen.
Martin Balluch meint, seine Demonstranten wir hatten von keiner speziellen
Veranstaltung gesprochen wollen nicht überzeugen sondern einen Konflikt
lostreten, um die Politik zu einer Konfliktlösung zu zwingen. Wie wird whl
ein Konflikt gelöst, zwischen einem ganz Kleinen und einem Großen.
Ich stimme bei, man muß nicht immer die Mehrheit haben, um etwas zu errreichen.
Unsere Regierungen zeichnen sich durch eine gewisse Demokratieresistenz aus.
Das Volksbegehren gegen die Eurofighter mit 624.000 Unterschriften wurde schlicht
ignoriert, ebenso die ablehnende Haltung von mehr als 80 Prozent der Bevölkerung
gegen einen EU-Beitritt der Türkei. Es gibt unzählige Beispiele, wo
die Politik kleinen Gruppen auf Kosten der großen Mehrheit gibt, in der
Hoffnung die Bedachten würden es lohnen und die anderen es ihnen nicht zurechnen
(z.B. zwei Monate zusätzlicher Urlaub für Kindergärtnerinnen und
eine Million arbeitende Mütter wissen nicht wohin in den Ferien mit den
Kindern). Es ist unbestritten, die politischen Entscheidungen treffen häufig
kleine Gruppen, manchmal sogar einige wenige, die Zugang zu den formalen Machthabern
haben oder die wirklichen Machthaber sind, und so ihre ideologischen oder wirtschaftlichen
Ziele durchsetzen können. Leider zählen die Tierfreunde zu keiner dieser
Gruppen. Die Meinung ein paar Dutzend oder Hundert lautstarke Demonstranten könnten
die Regierung veranlassen, einen Konflikt überhaupt wahrzunehmen und Tierrechte
zu installieren, scheint mir doch etwas sehr optimistisch. Konfliktlösung
in unserem Sinne ist für Politiker nur interessant, wenn sie ihnen ausreichend
Stimmen bringt und sie vor Verlusten bewahrt. Das heißt, Einsatz für
den Tierschutz muß sich für die Politik lohnen. Und das heißt
weiter, es gilt möglichst viele Menschen für den Tierschutz zu gewinnen,
also zu überzeugen
Zweifellos, das Festschreiben von Rechten ist wertvoll und wichtig. Doch
Gesetze müssen bewahrt werden und im rechten Geist ausge-legt. Und dazu muß die
Bevölkerung dahinter-stehen. Sonst kann sichs ändern wie das Wetter.
Das Lieschen Müller geht fröhlich über eine Rheinbrücke und
ehe sie sichs versieht, ist sie ein Kollateralschaden und tot. Gut das war nicht
in Köln sondern anläßlich der NATO-Intervention in der Vojvodina
oder sonstwo in Serbien; doch auch serbische Mädchen leben gern. Ein Bombenanschlag
in New York, der nur einen winzigen Bruchteil der Verkehrs- und Alkoholtoten
der letzten Jahre forderte, und die Bürger- und Freiheitsrechte schwinden.
Die altbekannte Geflügelpest kommt wieder einmal, in Vogelgrippe umgetauft,
oder irgend eine andere Krankheit und sofort werden Blutorgien veranstaltet,
Millionen über Millionen Tiere umgebracht, selbst Heimtiere aus ihren Familien
gerissen und gemetzelt, Eigentums- und sonstige Freiheitsrechte hin oder her.
Waren es die Demonstrationen, die wie Balluch meint zum Verbot von Wildtieren
im Zirkus geführt haben. Sie haben sicher zur Erkenntnis beigetragen, daß es
sich um ein echtes Tierschutzanliegen handelt. Aber war es nicht eher so, daß die
Politik erkannte, sie müsse der großen Zahl der Tierschützer,
die zwar leider nicht demonstriert haben, aber mit Volksbegehren,
Demarchen und so fort immer drängender ihre Forderungen erhoben, bei irgend
etwas entgegen kommen. Und man wählte die Zirkustiere, weil es sich da anders
als bei den landwirtschaftlichen Nutztieren um eine quantitativ nebensächliche
Angele-genheit ohne wirtschaftliche Bedeutung für die Klientel der maßgebenden
Parteien handelte.
Und warum kam es zum Verbot der Legehennen-Käfighaltung? Wegen etlicher
kleiner De-monstrationen? Oder doch eher: Weil eine Ruth Harrison 1964 mit
ihrem Buch Tierfa-briken erstmals Problembewußtsein erzeugte, weil ein
Prof.Grzimek, zu seiner Zeit der be-kannteste Zoologe Deutschlands, 1974 das
Wort von den KZ-Hühnern
prägte und vor Ge-richt gegenüber Eier-Industriellen, die ihm das
verbieten wollten, obsiegte; weil ein Peter Sin-ger 1975 mit dem Buch animal
liberation
(deutsch später unter dem Titel Befreiung der Tiere) den um die Tiere
Besorgten philoso-phisches Rüstzeug gegen die Tierausbeutung in die Hand
drückte
(mögen heute manche Tierrechtler seinen Gedanken auch reserviert gegenüberstehen;
was nebenbei zeigt, daß sich die landläufigen Argumente gegen reli-gös
fundierten Tierschutz ebenso gegen den philosophisch begründeten einsetzen
lassen: Meinungsvielfalt gibt es da wie dort); weil eine Sina Walden 1984 mit
dem Buch Endzeit für Tiere ein Aufruf zu ihrer Befreiung mit zu
den ersten zählte, die im deutschen Sprach-raum das Elend der Nutztiere
und nicht nur dieser umfassend dokumentierte; weil zahlrei-che andere Autoren
ihr
folgten; weil einige Tierschutzorganisationen sich in den achtziger Jahren
für
die Bodenhaltung als Alternative (ein allerdings sehr mäßiger Kompromiß)
ein-zusetzen begannen; weil unser Arbeitskreis Tierrechte der ÖVU im Wege
der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung und des Aktiven Tierschutzes
Steiermark beginnend 1986 in 1000 und mehr Arbeitsstunden eine tier-schutzmäßig
hochwertige Freilandhaltung or-ganisierte, ähnlich auch die Kritische
Tier-medizin, Wien; weil dank der intensiven Tier-schutzpropaganda auch dem
Tierschutz ferner
stehende Medien ins Thema einstiegen, weil ein Kurt Falk mit seiner 1992 gegründeten
Boulevardzeitung täglich Alles voll in den Kampf gegen die tierquälerische
Massen-tierhaltung einstieg, weil ein Manfred Karremann teils uner Lebensgefahr
den Alltag der Nutztiere filmte; weil eine Dolores Ozimic 1993 in der Wiener
Innenstadt einen 40tägigen Hungerstreikt führte, von Presse und Berühmtheiten
aus Kunst und Politik unterstützt, doch unter dem eisigen Schweigen des
ORF, um den zu bewegen, die Filme auszustrahlen; weil ein Karl Wlaschek 1994
Käfigeier aus den Regalen seiner Handelskette Billa, der größten Österreichs,
verbannte; weil eine Gerda Matias mit vielen anderen 1995 ein Tierschutzvolksbegehren
mit 460.000 Unter-schriften zustande brachte, weil nach langem Widerstand dem
Publikumsdruck folgend auch die Handelskette Hofer Freiland- und Bio-Eier ins
Sortiment genommen hat, ....
All die und viele mehr die zahllosen Nichtgenannten mögen verzeihen schufen
ein Klima, in dem die Käfighaltung einfach out war und wie es unlängst
in einem Fernsehfim hieß, Käfighalter in der negativen Publikums-wertung
gleich hinter den Kinderschändern kommen.
In einem solchen Kima können dann natürlich auch ein paar Demonstrationen oder
waren es Akte einiger Partisanen? die letzten Widerstrebenden
mürbe machen. Doch ansonsten? Die Frauenrechtlerinnen in England haben trotz
(oder wegen?) zeitweiser brutaler Kampfmittel das Stimmrecht erst nach hundertjährigem
Bemühen erreicht. Es wäre schön, würden für die Tierrechte
ein paar Dutzend Trillerpfeifen genügen, doch das bleibt nur ein Traum.
Ich möchte hier das Thema Gewalt nicht wieder aufgreifen, es wurde in der
letzten anima ausführlich behandelt. Auch die Frage, was Gewalt, was ziviler
Ungehorsam und was erlaubte Rechtsausübung ist, und wo man bei-spielsweise
einen stehengelassenen vollen Ein-kaufswagen einordnen soll, und die wievielte
Dahlie an die Amalie als strafgesetzwidriges Stalking gilt, ist von minderer
Bedeutung. Ob jetzt ein SA-Mann, ein Abtreibungsgegner oder ein Tierrechtler
vor einer Eingangstür steht und empfiehlt, von dem, was dahinter ange-boten
wird, abzulassen; die Unternehmer wer-den das als Geschäftsstörung
empfinden und wenn nicht die Bevölkerung gegen sie steht, die Staatsgewalt
einzuspannen wissen. Das Ergebnis ist dann wie in den USA der Animal Enterprise
Terrorism Atc 2006, der bei strenger Auslegung sogar die Anregung in einer Zeitschrift,
weniger Fleisch zu essen, unter Strafe stellt.
Wie immer man es dreht und wendet, man braucht die Volksmeinung hinter
sich, wenn man nicht an den Hebeln der Macht sitzt und selbst dann
geht es auf Dauer
nicht ohne Zustimmung der Bevölkerung. 1933 wurde die SA rasch wieder abgezogen,
weil die Leute nicht mittun wollten.
Kehren wir zum Ausgangspunkt zurück. Das Demonstrationsrecht ist ein wertvolles
und wichtiges Recht, gerade für die Kleinen, die der geballten tatsächlichen übermächtigen
Gewalt derer gegenüberstehen, die dank ihrer finanziellen Potenz die Medien
beherrschen. Doch: Seit bald eineinhalb Jahrhunderten wird gegen Tierversuche
demonstriert, manche Vivisektionsgegner scheuten sogar vor Mord-anschlägen
nicht zurück; seit glaube ich zwanzig Jahren begleiten Demonstrationen den
Jägerball, den Opernball ...
Ich halte es für nützlich, gelegentlich innezu-halten, um wie man heute
sagt das eigene Tun zu evaluieren, mit anderen Worten nachzuden-ken, ob man etwas
besser machen könnte. Mehr hatte ich mit den paar Worten zu De-monstrationen
in der letzten anima nicht im Sinn.
Erwin Lauppert
Leserbriefe
Klimaproblem in aller Munde
Neben den Hauptverursachern von Kohlen-dioxid (Verkehr, Wohnen und Heizen,
Indus-trie) gibt es noch einen weiteren großen Verur-sacher: unsere fleischintensive
Ernährung. Vom ersten bis zum letzten Schritt der Fleisch-produktion (Futtermittelanbau,
Mast, Trans-port zum Schlachthof, Verarbeitung der Tiere, Kühlung, Verpackung,
Kochen usw. braucht es enorme Mengen an Energie. Um 1 Kcal Eiweiß aus Rindfleisch
zu gewinnen werden 54 Kcal fossile Energie verbraucht. Um 1 Kcal Eiweiß aus
Soja zu gewinnen, werden hingegen nur 2 Kcal fossiler Energie verbraucht. Darüber
hin-aus stößt ein Rind pro Tag 200 l Methan aus, welches 20-25 Mal
treibhauswirksamer als Kohlendioxid ist! Berechnungen zufolge ist die Nutztierzucht
für 25% aller Methanemissionen verantwortlich. Eine Reduktion des Fleischkon-sums
oder sogar der Verzicht auf Fleisch stellt nicht nur einen wichtigen Beitrag
für ein tier-ethisches, sondern auch für ein umwelt- und klimafreundliches
Konsumverhalten dar.
Mag. Sabine Stegmüller-Lang, Graz
Zur Tierrechtspartei
In Deutschland gibt es seit längerem eine Tierrechtspartei. Jetzt haben
sich auch einige österreichische Tierrechtler entschlossen, eine solche
zu gründen.
Die Meinungen ob das sinnvoll ist, sind geteilt. Die einen meinen, im Ergebnis
wird das der 357. oder 468. Tierschutzverein und die vor-handenen 356 oder
467 reichen bei weitem, noch mehr Zersplitterung ist nicht von Nutzen,
oder sie sagen
vielleicht, darauf kommt es auch nicht mehr an.
Die anderen halten die Gründung für gut. Auch wenn es unter den heutigen
politischen Verhältnissen und beim geltenden Wahlrecht ziemlich ausgeschlossen
ist, daß die Partei im Nationalrat oder einem Landtag ein Mandat erringt,
gibt so eine Partei Tierfreunden die Gelegenheit, ihrem Mißfallen an den
etablierten Parteien sichtbar Ausdruck zu verleihen. Und die Furcht, ein paar
hundert oder sogar tausend Stimmen zu verlieren, könnte die alteingesessenen
Parteien veran-lassen, sich mit Tierschutzanliegen zu be-freunden.
Eine dritte Gruppe sieht gerade darin wieder eine Gefahr. Die Stimmen für
die Tierschutzpartei würden eher von Leuten kommen, die jetzt bereits eine
kleinere Partei wählen, weil sie die für tierfreundlich halten, und
damit erst recht die Anliegen der Tiere im Parlament schwächen.
Sei dem wie immer, die anima versteht sich, abgesehen von ihrer Aufgabe
als Vereinsorgan der Vegetarier Union, als Platz zur Information und Diskussion.
So wollten wir unseren Lesern die Parteigründung nicht vorenthalten und
von der Parteisatzung, die auf den nächsten Seiten wiedergegeben ist (und
laut Gesetz in einem Periodikum veröffentlicht werden muß) ohne
Wertung unsererseits Kenntnis geben.
Seite 22:
Notizen
Kein
Importverbot für Masthunde-Fell?
Nach langen Mühen hat die EU-Kommission im November 2006 den Entwurf einer
Hunde- und Katzenfell-Handelsverbots und (Importverbots)-Verordnung den EU-Ministern
vorgelegt. Diese haben grundsätzliche Zustimmung signalisiert. Der Verordnungsentwurf
hat allerdings einen erheblichen Mangel.
Er läßt u.a. die Einfuhr von nicht zum Zwecke der Fellgewinnung
getöteten Tieren, und damit von Masthunde-Fellen und außerdem von
Rheumadecken zu. Gerade in Ostasien ist die Masthundeproduktion üblich.
Ein Verbot kann damit zur Farce werden.
Auch fehlt noch die in der Nationalratsent-schließung geforderte Fellkennzeichnung.
Diesbezüglich schrieb uns das hiefür zuständige Wirtschaftsministerium
am 27.1.2007, es werde sich in der für das Importverbot eingesetzten Arbeitsgruppe
des EU-Rats (RAG) dafür einsetzen. Die RAG wird für Österreich
federführend vom Gesundheitsministerium beschickt.
Schreiben Sie den Ministern ihre Besorgnis bezüglich der Ausnahmen und
den Wunsch nach Pelzkennzeichnung.
Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky: buergerservice @bmgf.gv.at
Wirtschaftsminister Martin Bartentein: martin.bartenstein @bmwa.gv.at
Täglich Fleisch essen Verbrechen
Manfred Prisching, Professor für Soziologie an der Universität Graz
in einem Beitrag über die Diskussion um die Klimaveränderung:
.... Um es klar zu sagen: Wer sich zum Ziga-rettenholen um die nächste
Straßenecke ins Auto setzt, ist ein Verbrecher. Wer im Jänner Weintrauben
kauft, ist ein Verbrecher. Wer die Raumtemperatur durch das offene Fenster
reguliert, wer sein Wohnzimmermobiliar alle fünf Jahre wechselt und wer
täglich Fleisch frißt, ist ein Verbrecher. Das ist seit Jahrzehnten
klar....
Kleine Zeitung Graz, 13. März 2007
CSU-Minister:
Weniger Fleisch für den Klimaschutz!
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V.(ISN, www.schweine.net)
ist bestürzt. Ausgerechnet ein CSU-Minister, der bayrische Minister für
Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Werner Schnappauf schlug anlässlich
der Eröffnung der BioFach 2007 vor:
Wer als Verbraucher einen Beitrag zum Klimaschutz leisten will, soll neben
verschiedenen anderen Maßnahmen doch mal auf Fleisch verzichten und mehr
pflanzliche Lebensmittel in den Speiseplan aufnehmen. Derartige Aussagen
zum Verzicht auf Fleisch erwarten wir eher von Politikern der Grünen,
so die ISN irritiert., aber nicht von einem Minister der CSU.
Der Schauspieler Sidney Poitier
wurde am 20.2. 80 Jahre alt. Auch ein Vegetarier.
Wir gratulieren !
Zweierlei
Maß gegenüber islamischen Bräuchen
Große Empörung im deutschen Blätterwald, weil eine deutsche Richterin
einer geprügelten Frau aus muslimischer Ehe eine Ausnahme von der in Deutschland
in Scheidungssachen vor-geschriebenen Wartefrist verweigerte. Weil im Koran ausdrücklich
das Züchtigungsrecht des Mannes normiert ist. In Deutschland müsse
deutsches Recht gelten, so der Aufschrei. Soweit so gut. Doch warum kein Aufschrei
gegen das Schächten. Wiewohl es im Koran kein aus-drückliches Schächtgebot
gibt?
Dr. Erwin Keßler
im Clinch mit der Schweizer Justiz
Die Genfer Justiz hatte im Herbst über Anzeige einer Genfer jüdischen
Gemeinschaft gegen Keßler, den Chef des Schweizer Vereins gegen Tierfabriken,
eine Strafuntersuchung eröffnet. Er habe in seiner Zeitschrift durch den
Vergleich der Tierausbeutung und Misshandlung in Tierfabriken mit Nazi-KZs ("Tier-KZ")
den Holocaust an den Juden verharmlost. Der Genfer Untersuchungsrichter ließ eine
Hausdurchsuchung durchführen und wollte Keßler, der einer Vorladung
, die seiner Ansicht nach rechtswidrig französisch statt deutsch
geschrieben war, nicht Folge geleistet hatte, zwangsweise in Handschellen nach
Genf bringen lassen, was ein Obergericht verhinderte. Schließlich wurde
der Fall an die Zürcher Staatsanwaltschaft abgetreten, die das Verfahren
einstellte.
Der österreichische Oberste Gerichtshof hatte übrigens die seinerzeitige
Peta Kampagne Der Holocaust auf deinem Teller im Herbst für
zulässig erklärt und nicht als antisemitisch angesehen.
Einer mehrwöchigen Gefängnisstrafe wegen Verstoßes gegen das
Schweizer Antirassismusgesetz im Jahre 2000 seine Auftreten gegen das
Schächten war von der Justiz als rassistisch qualifiziert worden konnte
sich Keßler durch Flucht ins Ausland bis zum Ablauf der Verjährungsfrist
entziehen.
Quelle VgT Schweiz
Seite 23:
Ein Buch
der langjährigen früheren Sekretärin
der europäischen Vegetarier Union:
Sigrid De Leo-Schulte,
Lern-
und Verhaltensstörungen sind eßbar
Hilfe für Ihr Kind bei Hyperaktivität, Gewalt, Schulversagen, Adipositas,
Allergien u.a.
Katercom/Rotblatt im Iris Kater Verlag, 232 Seiten, 16,40 EUR(A), ISBN 3-939061-35-2
De Leo, Lehrerin mit langjähriger Berufserfahrung, hat einen Leitfaden
für Eltern, Pädagogen und Betroffene geschrieben, indem sie auf die
aktuellen Probleme unserer Zeit wie unkonzentrierte und überdrehte Kinder
und aggressive Jugendliche eingeht. Ihre reichhaltigen Erfahrungen werden von
wissenschaftlichen Beweisen untermauert und lassen nur einen Schluß zu:
Allein durch Ernährungsumstellungen kann die Zahl der Verhaltensstörungen
herabgesetzt werden. Dabei setzt die Autorin ganz klar auf rein pflanzliche
, naturbelassene und vitalstoffreiche Lebensmittel. Ein spannendes und höchst
informatives Buch.
Vegi-Info 1/2007
Omega 3-Zufuhr aus Fisch unnötig
Daß die Einnahme von Fischöl-Präparaten die Allgemeinbevölkerung
vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen kann, ist wissenschaftlich laut
Aussage des Bundesinstituts für Risikobewertung nicht bewiesen.
Gleiches gilt für Lebensmittel, die mit Omega-3-Fettsäuren angereichert
sind. Doch nicht nur die Präparate seien sinnlos, es gebe auch keinen
Grund Fisch zu konsumieren. Auch bei fischarmer oder fischfreier Ernährungsweise
ist eine zusätzliche Zufuhr von Omega-3-ettsäuren nicht notwendig.
Eine Bildung der langkettigen Varianten in den notwendigen Mengen ist aus der
mit der Nahrung zugeführten Alpha-Linolensäure möglich, so das
Institut. Diese einzige essentielle Omega-3-Fettsäure ist unter anderem
in Lein-, Raps-,Soja- und Walnußöl enthalten.
Knackpunkt Okt.2006 und Vegi-Info 1/2007
Fischkonsum und Frühgeburt
Eine groß angelegte Studie mit über 1000 Frauen ergab: Je höher
der Fischkonsum, desto höher die Quecksilberwerte im Körper und desto
höher auch die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt.
Studie: Maternal Fish Consumption, Mercury Levels, and Risk of Preterm Delivery,
Environmental Health Perspectives, Vol.115, Number 1, Jan 2007, www ehponline.org/doc/2006
/9329/abstract.html und Vegi-Info 1/2007
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