Inhalt Nr.3/2007
Aus dem Inhalt:
Richard H. Schwartz, New York
Zehn Wege in eine vegetarische Welt....... 3
Elisabeth Richter
Soja für die Tiermast?
Das ess ich doch selber.......................... 6
Leserbriefe .......................................... 7
Hund & Katz quälen Rind und Huhn, Reitsport
Erwin Lauppert
Werner Zimmermann ........................... 9
Zum 25.Todestag des Lebensreformers
Werner Zimmermann
Nur ein Tier ........................................ 12
Vegetarische Informationen .................. 14
Bücher ...............................................
15
H-U Grimm, Katzen würden Mäuse kaufen; Interdisz. AG Tierethik Heidelberg,
Tierrechte interdisziplinär. Herausforderung; H.F. Kaplan, Freude,
schöner Götterfunken; M. Karremann, Sie haben uns behandelt wie Tiere
Notizen .............................................. 17
Die Hundeesser vom ORF ..................... 20
Impressum 20
Seite 1:
Die Geschichte vom bösen Friederich
Der Friederich, der Friederich,
Das war ein arger Wüterich!
Er fing die Fliegen in dem Haus
Und riß ihnen die Flügel aus.
Er schlug die Stühl und Vögel tot.
Die Katzen litten große Not.
Und höre nur, wie bös er war:
Er peitschte seine Gretchen gar!
Am Brunnen stand ein großer Hund,
Trank Wasser dort mit seinem Mund.
Da mit der Peitsch herzu sich schlich
Der bitterböse Friederich;
Und schlug den Hund, der heulte sehr,
Und trat und schlug ihn immer mehr.
Da biß der Hund ihn in das Bein,
Recht tief bis in das Blut hinein.
Der bitterböse Friederich,
Der schrie und weinte bitterlich.
Jedoch nach Hause lief der Hund
Und trug die Peitsche in dem Mund.
Ins Bett muß Friedrich nun hinein,
Litt vielen Schmerz an seinem Bein,
Und der Herr Doktor sitzt dabei
Und gibt ihm bittre Arzenei.
Der Hund an Friedrichs Tischchen saß,
Wo er den großen Kuchen aß;
Aß auch die gute Leberwurst
Und trank den Wein für seinen Durst.
Die Peitsche hat er mitgebracht
Und nimmt sie sorglich sehr in acht.
Heinrich Hoffmann
(Aus dem Struwwelpeter, 1844)
Seite 2:
Liebe Leserinnen und Leser,
es wird Sie vielleicht wundern, auf der ersten Seite den alten Struwwelpeter zu finden. Der Jugendpsychiater Dr. Hoffmann aus der Zeit vor 160 Jahren entspricht ja nicht mehr so ganz modernen pädagogischen Ansprüchen. Der Grund, diese Nummer ist etwas nostalgisch. Wir wollten erinnern, daß der Tierschutzgedanke eigentlich ziemlich alt ist. Und die vegane Lebensweise auch nicht sonderlich neu, wenn man sie auch früher nicht so nannte. Dazu das Gedenken an Werner Zimmermann.
Noch etwas Nostalgie: Über das reiche vegetarische Leben in Wien vor
hundert und mehr Jahren erzählte unlängst in der Wiener Zeitung Susanne
Breus: Es gab zahlreiche vegetarische Speisehäuser, das erste eröffnete
vor 130 Jahren im Zentrum, in der Wallnerstraße.
Dort trafen sich am Stammtisch mehrere damals noch junge zukünftige Größen
des Wiener Geistes- und Kulturlebens zum fleischlosen Mahl, wie Gustav Mahler
und Hugo Wolf. Auch bedeutende Sozialisten wie Viktor Adler und sein Kreis. Diese
hatten sich dem Vegetarismus vor allem als einem ihrer Meinung nach die Völker
versöhnenden, auf eine bessere Zukunft hinweisenden Friedensideal zugewandt.
Mit den Anhängern von Pythagoras und Richard Wagner, die vielen vegetarisch
lebenden Intellektuellen als Leitfiguren dienten, diskutierten sie über
die "Greuel blutbefleckter Nahrung" und über die fragwürdigen
Chancen, das Proletariat für die Idee des Vegetarismus zu gewinnen.
Letztlich, so nach Breus ein Zeitgenosse 1906, habe dann doch "die garnierte
Kalbsleiche"
den Sieg davongetragen.
Der Zeitgeist wandelt sich. Vor dreißig Jahren jubelten manche Parteien Endlich
Raucherzimmer in den Schulen, heute sind ihnen die von der Ministerin
vorgeschlagenen Rauchverbote zu wenig.
Unlängst nervten wir wieder einmal Schuhverkäuferinnen in besseren
und in billigeren Geschäften mit der Frage nach gänzlich lederlosen
Schuhen. Die Reaktion war Staunen. Die Frage war ihnen offenbar noch nie begegnet.
Einmal davon abgesehen, daß auch Lactovegetarier Rindern wohl nicht gern
Chili in die Augen streuen möchten und ihnen auch die in der Rubrik Notizen
beschriebenen europäischen Methoden unsympathisch sein dürften, und
sie daher auch Potential für lederfreie Ware sind. Nehmen wir nur die veganen
Vegetarier, sagen wir mutig ein Viertelprozent der Österreicher. Wenn davon
wieder nur ein Viertel (also 5.000) die Verkaufszahlen des Veganversands
sind auch nicht überwältigend einmal im Jahr ein paar Geschäfte
besuchen, müßte doch eigentlich dem Verkaufspersonal die Antwort Hamma
net routiniert von den Lippen fließen. Tut es aber nicht. Das weckt
den Verdacht: Es fragen nicht viele.
Die vegetarische Lebensweise ist gesund, wirtschaftlich also billig, umwelt-
und tier-freundlich und schmackhaft. Auch wenn sich in den letzten ein, zwei
Jahrzehnten viel gebessert hat, warum sind Vegetarier nach 130 Jahren immer noch
eine kleine Minderheit? Nicht Nostalgie, Strategien für die Zukunft bringt
uns Prof. Schwartz von der Vereinigung jüdischer Vegetarier in Amerika.
Dazu paßt die Notiz auf Seite 18 zu Masterfoods. Erfolg durch Engagement.
Liebe Leserinnen und Leser, wir wünschen Ihnen wie immer Mut und Ausdauer
im Bemühen um Besserungen und schöne Herbsttage
Ihre anima-Redaktion
Seite 3 bis 5:
Zehn Wege in eine vegetarierfreundliche Welt
Richard H. Schwartz, New York
Obwohl es immer dringender wird, den Vegetarismus zur Abwehr von durch
Produktion und Verbrauch von Tierprodukten verursachten Epidemien und
Klimadrohungen einzuführen,
war der Fortschritt bisher verhältnismäßig langsam. Der
Moment für neue Strategien ist daher nun gekommen, damit für
die Vorteile des Vegetarismus eindringlicher geworben werden kann.
Die zehn unten vorgeschlagenen Ideen sollen die Basis für einen Dialog darstellen
mit dem Ziel positiver Veränderungen. Es ist meine Hoffnung, daß dieser
Katalog zu weiteren Vorschlägen und wirkungsvollen Initiativen führt.
1. Ausarbeitung präziser Zielsetzungen und Umsetzungskalender für
eine vegetarier-freundliche Welt
dürfen u Wir ns nicht mit dem verhältnismässig
langsamen Fortschritt in Richtung Vegetarismus abfinden, besonders nicht angesichts
der neuen beunruhigenden Nachrichten über drohende Umweltka-tastrophen.
Eine Möglichkeit ist eine präzise Zielsetzung, wie z.B. eine ve-getarier-freundliche
Welt bis 2010. Eine solche Kampagne könnte uns motivieren, weil
sie ein klares Ziel bietet.
Der Begriff vegetarier-freundlich ist wichtig, denn wir können
nicht erhoffen, dass jeder im Jahr 2010 Vegetarier sein wird, oder zu irgendeinem
anderen Moment. Wir sollten auch nicht darauf bestehen, dass jeder Vegetarier
zu sein hat. Allerdings können wir mit einem hohen Grad an Dringlichkeit
anstreben, dass jeder wenigstens informiert ist über die vielen Gründe
für den Vegetarismus, und hoffen, dass die Erkenntnisse entsprechend umgesetzt
werden.
2. Information über die Vorteile des Vegetarismus für Mensch
und
Tier
Viele Menschen verschliessen sich vegetarischen Argumenten, weil sie der Meinung
sind, dass Sorge um Tiere unangebracht sei angesichts der Nöte vieler
Menschen. Wir müssen darauf hinweisen, dass ein Wechsel zum Vegetarismus
für Mensch und Tier gleichermassen positive Wirkungen hat.
Dafür können wir folgende Argumente anführen:
· Eine Ernährung mit tierischen Produk-ten erhöht die Risikofaktoren
für viele lebensbedrohliche Krankheiten, einschliesslich Herzkrankheiten,
verschiedene Arten von Krebs und Schlaganfall.
· Die Viehzucht erhöht ganz erheblich die Bedrohung der Umwelt, mit der
sich die Menschheit heute konfrontiert sieht.
· Die Verfütterung von 70 Prozent von Getreide, das in den USA produziert
wird (und fast 40 Prozent der weltweiten Getreideernte) an Nutztiere trägt
dazu bei, dass schätzungsweise 20 Millionen Menschen weltweit an Hunger
und den Folgen von Mangelernährung sterben.
3. Information über die gesellschaftliche Notwendigkeit eines
Wechsels
zum Vegetarismus
Wie vielleicht niemals zuvor ist die Menschheit heute bedroht durch zunehmenden
Wassermangel, rapide Ausrottung der Arten, Zerstörung der tropischen Regenwälder
und anderer wichtiger Ökosysteme, und viele andere Probleme.
Wir müssen den Menschen klarmachen, dass all diese Bedrohungen in hohem
Maße durch die folgenden Umstände ver-schlimmert werden: Wir züchten
jährlich 50 Milliarden Tiere, die weltweit geschlachtet werden; fast 20
Prozent der globalen Getreideernte wird an Tiere verfüttert; man braucht
14 mal mehr Wasser, zehn mal mehr Energie und über 20 mal mehr Land für
eine Ernährung mit Tierprodukten - verglichen mit einer auf Pflanzen basierenden
Lebensweise.
Die Tierzucht trägt ganz erheblich zu den Emissionen von Kohlendioxyd,
Methan und anderen Treibhausgasen usw. bei.
Wir müssen auch darauf hinweisen, dass der Konsum von tierischen Nahrungsmitteln
explodierende Kosten im Gesundheitswesen verursacht, die zu Rekorddefiziten
in den Staatshaushalten führen und damit zu Kürzungen von Sozialleistungen.
4. Information über die spirituelle Notwendigkeit eines Wechsels
zum Vegetarismus
Heute bekennen sich die meisten Men-schen zu einer Religion und viele erklären,
dass ihr Leben auf den moralischen Forderungen dieser Religion aufgebaut ist.
Wir sollten respektvoll mit diesen Menschen darüber reden, dass eine auf
tieri-schen Produkten basierende Ernährung und Viehzucht im Gegensatz
steht zu den grundlegenden religiösen Geboten zur Erhaltung unserer Gesundheit,
Tiere mit Mitgefühl zu behandeln, unsere Umwelt und natürliche Resourcen
zu bewahren, den Hungernden zu helfen und den Frieden zu suchen und zu bewahren.
5. Einbringen des Vegetarismus in aktuelle Nachrichten
Der Vegetarismus berührt fast alle As-pekte des Lebens Gesundheit,
Ernährung, Tiere, die Umwelt, Energie, Wasser und andere Ressourcen, Wirtschaft,
Politik, Familienleben und vieles mehr und wir sollten andere auf all
diese Verbindungen hinweisen.
Bei Nachrichten über die Erderwärmung und deren Folgen sollten wir
klarmachen, dass eine Ernährung mit tierischen Produkten ganz erheblich
zu Emissionen von Kohlendioxid, Methan und anderen Treibhausgasen beiträgt.
Bei Artikeln über Steuern, Haushaltsdefiziten und anderen wirtschaftlichen
Themen sollten wir darauf hinweisen, dass die Kosten im Gesundheitswesen explodieren
durch die Behandlung all der vielen Krankheiten, die eine Folge einer Ernährung
mit tierischen Produkten sind. Bei Artikeln über Wassermangel und Dürren
sollten wir warnen, dass die Viehzucht viel mehr Wasser und andere Ressourcen
verschlingt als der Anbau von Getreide. Es gibt noch viele andere Beispiele.
6. Starten einer Brief-Kampagne
Als Anschluss an die Diskussion unter Punkt 5 sollte eine groß angelegte
Brief-Kampagne an Journalisten auf die Verbindung der verschiedensten Themen
zum Vegetarismus hinweisen. Auch wenn ein kleiner Prozentsatz derjenigen, die
sich für diesen Zusammenhang interessieren, nur einen Brief pro Monat
schreiben, könnte dies schon eine enorme Wirkung zeigen. Eine Website
sollte entwickelt werden, auf der Gesprächspunkte für tägliche
Briefe, basierend auf aktuellen Ereignissen, empfohlen werden, mit beigefügten
Musterbriefen.
Da viele Menschen gern die täglichen Talkshows im Radio hören, sollte
es auch eine konzertierte Aktion geben mit dem Ziel, sich an solchen Shows
durch Anrufe zu beteiligen und dabei auf den Vegetarismus hinweisen. Obwohl
die Moderatoren solcher Sendungen normalerweise zwar sehr gut über viele
Themen informiert sind, habe ich festgestellt, dass sie grossen Irrtümern
unterliegen hinsichtlich Gesundheit, Ernährung und anderer Zusammenhänge,
die den Vegetarismus betreffen.
7. Empfehlen Sie den Wechsel zum Vegetarismus als Priorität für
die
Tierrechtsbewegung
Die grösste Anzahl von Tiermisshandlungen passiert in Tierfabriken. Trotzdem
arbeiten einige, vielleicht sogar die meisten Tierrechtsaktivisten mit anderen
Themen, wie z.B. Zirkus, Rodeo, Pelz, Haustiere und Tierversuche. Diese Probleme
sind alle sehr wichtig, und es ist von ausschlaggebender Bedeutung, jede Art
von Tierausbeutung zu beenden, aber eine auf tierischen Produkten basierende
Ernährung und Tierzucht bedrohen zusätzlich auch noch die Gesundheit
des einzelnen und das Wohlergehen der Menschheit.
Wenn die Mehrzahl der Tierrechtsaktivisten sich, zusätzlich zu ihren normalen
Tierrechtbemühungen, auch dem Thema Vegetarismus und Veganismus zuwenden
würden, auch wenn es nur für eine begrenzte Zeit wäre, könnte
dies eine sehr wirkungsvolle Inititiave darstellen.
8. Fordern Sie das medizinische Establishment heraus
Jeder sorgt sich um seine eigene Gesundheit und um die seiner Lieben. Es gibt
sehr eindringliche Hinweise darauf, dass das Auftreten von Herzkrankheit, verschiedenen
Krebsarten, Schlaganfällen und anderen degenerativen Krankheiten durch
einen Wechsel zu einer vegetarischen und veganen Ernährung, verbunden
mit anderen Änderungen des Lebensstils, stark reduziert werden können.
Trotzdem ignoriert das medizinische Establishment, wie auch viele Ernährungsspezialisten,
diese Tatsache; man weist weder die Patienten noch die Öffentlichkeit
darauf hin, dass viele Krankheiten durch eine Umstellung der Ernährung
vermeidbar, und manchmal sogar umkehrbar sind. Eine derartige Unterlassung
könnte man als medizinisches Fehlverhalten bezeichnen.
Vor kurzem besuchte ich eine Verwandte in einem Rehabilitationszentrum und
war beim Lesen der Tagesspeisekarten er-staunt zu sehen, dass zu jeder Mahlzeit
Fleisch serviert wird. Es ist wichtig, dass wir Ärzte respektvoll auffordern,
bei der Aufklärung der Öffentlichkeit über gesunde Ernährung
ihren Beitrag zu leisten.
Wie auch später noch unter Punkt 10 erwähnt wird, sollten auch Erzieher,
Politiker, Führer von Religionen und Journalisten aufgefordert werden,
das Bewusstsein über die gesundheitlichen und vielen anderen Vorteile
einer vegetarischen oder veganen Ernährung zu entwickeln.
9. Bilden Sie Allianzen mit anderen Gruppen
Da der Vegetarismus viele andere gesellschaftliche Bereiche berührt, sollten
wir versuchen, starke Bündnisse mit vielen anderen Gruppen, die auch positive Än-derungen
anstreben, aufzubauen. Z.B. sollten wir Bündnisse mit Umweltorganisationen
suchen und darauf hinweisen, dass die jährliche Aufzucht von 50 Milliarden
Schlachttieren, vorwiegend in Tier-fabriken, zu vielen der Umweltbedrohungen
beiträgt. Wir sollten Bündnisse mit den Gruppen anstreben, die gegen
Hunger und Armut, gegen Wasser- und Ener-giemängel, Erderwärmung
und ähnliche Bedrohungen arbeiten, und sie informieren, in welch hohem
Masse die Produktion von Tierprodukten zu vielen Klimadrohun-gen beiträgt
und außerdem eine extreme Verschwendung von Ressourcen bedeutet.
10. Fordern Sie die Medien, die Politiker, die Erzieher und andere Mitglieder
des Establishments heraus
Ich habe schon darauf hingewiesen, dass die Menschheit möglicherweise
noch nie so bedroht war. Da ein Wechsel zum Vegetarismus eine gesellschaftliche
Notwendigkeit ist und da der Vegetarismus auch in vielen Lebensbereichen eine
wichtige Rolle spielt, sollten wir versuchen, ein-flussreiche Mitglieder der
Gesellschaft zu treffen und sie zu drängen, den Vegetarismus zu vertreten
oder wenigstens in ihre Tagesordnungen aufzunehmen.
Wir müssen Erziehern nahelegen, Kinder über eine gesunde Ernährung
zu informieren und dafür zu sorgen, dass schmackhafte und nahrhafte vegetarische
Alternativen bei jeder Mahlzeit angeboten werden.
Wir müssen Journalisten und Verleger ermahnen, die Öffentlichkeit über
die enormen negativen Auswirkungen einer auf Tierprodukten basierenden Ernährung
zu informieren, unter gleichzeitigem Hinweis auf die vielen Vorteile von vegetarischen
und veganen Lebensweisen.
---
Dies ist nur ein Katalog von Schritten, die ich für nützlich halte
bei der Entwicklung einer vegetarischen Welt. Ich bin sicher, dass viele engagierte
Menschen in der vegetarischen und ähnlichen Bewegungen zu diesen Punkten
noch viele eigene Ideen hinzufügen und zusätzliche Vor-schläge
bringen können. Die Hauptsache ist, dass wir immer aktiver werden, für
uns selbst, für die Tiere und für unseren kostbaren bedrohten Planeten.
©
Richard H. Schwartz, Ph.D., Professor Emeritus, Mathematics College of Staten
Island, NY, USA, ist Vorsitzender der Jüdi-schen Vegetarier Vereinigung
Nordamerikas (Jewish Vegetarians of North America/JVNA) und Verfasser zahlreicher
Bücher und Schriften über Judentum und Vegetarismus;
© Richard H. Schwartz, Ph.D., Professor Emeritus, Mathematics
College of Staten Island, NY, USA, ist Vorsitzender der Jüdi-schen Vegetarier
Vereinigung Nordamerikas (Jewish Vegetarians of North America/JVNA) und Verfasser
zahlreicher Bücher und Schriften über Judentum und Vegetarismus;
siehe auch w ww.jewishveg.com/schwartz
Seite 6 und 7:
Soja für die Tiermast?
DAS ESS ICH DOCH SELBER!
Elisabeth Richter
Hunderttausende Tonnen von Gen-Soja werden in Nord- und Südamerika usw.
auf den Flächen von Ex-Regenwäldern und Pampas schwer chemieträchtig
angebaut und, man hört es wohl und glaubt es doch nicht, nach Europa
gekarrt, um hier Kühe, Schweine, Hühner, Truthähne usw. zu mästen.
Einige tausend Tonnen Soja werden aber z.B. in feinster Bio-Qualität und
ohne Umweltzerstörung auch bei uns in Österreich angebaut. Die essen
dann die komischen Bio-Veganer so die landläufige Meinung anstelle
von Fleisch, weil sie bei aller Tierliebe doch Schnitzerl, Hendelhaxln, Faschiertes
usw. wollen.
Was stimmt? Soja ist eine sehr schmackhafte Bohne mit hohem Eiweissgehalt und
unendlich vielen Verarbeitungsmöglichkeiten. Sie braucht keineswegs den
Umweg über die Tiere, um uns Menschen satt und gesund zu machen. Die Bohne
hat bei uns auch Tradition als Zusatz in allen möglichen und unmöglichen
Lebensmittelzubereitungen, allerdings bislang ohne jede Publicity. Diese erlangte
sie erst über ihre Eigenschaft als weltweites Tier-Schnellmast-mittel (und
Geldmaschine für Gen-Firmen und Grossagrarier samt Investoren und christliche Bauernparteien).
Tiere brauchen aber Soja keineswegs, ja, sie sind gar nicht für eiweissreiche
Kost geeignet, weil reine Gras/Heufresser. Aber mit Soja werden sie schneller schlachtreif und produktiver und
das alleine zählt heute. Dabei vertragen die Tiere die ausschliessliche
Soja/Mais-Mästung gar nicht gut, aber auch das ist egal. Götze Profit
walzt alles und jedes nieder. Hausverstand, Ökologie, Tierschutz Nein
Danke in Reinkultur sozusagen.
Und Soja für Menschen? Ja bitte und zwar eindeutig! Soja als frisches
Gemüse (Bio oder z.B. auch Iglo), Sojatopfen, sprich Tofu, Sojayoghurts
(z.B. auch von Danone), Sojadrinks, Sojaeis (z.B. auch bei Spar), Sojakäse,
Sojamilch (in den Wechseljahren und gegen Osteoporose ein besonderer Hit!), Soja-Schnitzel/Würstel/Leberkäse
etc., Sojakörnchen für Pasta Asciutta usw. es gibt fast nix,
was es aus vorzugsweise Bio und daher gentechnikfreier! - Soja nicht gibt!
Es ist für jeden Geschmack etwas dabei, UND Soja ist absolut laktose- und
cholesterinfrei wir brauchen also ganz bestimmt keine laktosefreie Kuhmilch
(welch ein Hohn zuerst die Kühe mit Soja hochputschen, damit sie
unnatürlich viel Milch geben, und dann die Milch vom Milchzucker chemisch
befreien, damit die Menschen die Milch vertragen dem Kälbchen, Zicklein
oder Lämmchen hingegen wird meist kein Tropfen vergönnt!)
Mein Ansatz für die Verwendung von Soja (und Tempeh, Gluten und Miso und
Getreideschnitzel usw.) war natürlich der Tierschutz früher
konnte man noch halbwegs guten Gewissens Milchprodukte zu sich nehmen. Die Milch
des Muttertieres (auch ohne Soja-Fütterung) reicht ja leicht fürs
eigene Kalb UND die Menschen. Aber heute ist leider alles anders. Auch in der
Biohaltung von Rindern (teilweise auch schon bei Ziegen und Schafen) werden die
Neugeborenen von den Müttern getrennt (ein absolutes Trauma für Mutter
+ Kind) und die Tier-babies werden mit chemischer Ersatzmilch gemästet.
Die Milch vom Muttertier geht ausschliesslich in den menschlichen Konsum der
Mensch braucht aber nur Menschenmuttermilch, und das nur als Baby! Säugetiere
sind keine lebenslangen Saugtiere, wie uns die Milchindustrie vormachen
will neuerdings auch in China! Es gibt aber auch schon starke Bemühungen,
die Mutterkuh/Kalbhaltung (also das normale Aufziehen des Kälbchens durch
die Kuh samt deren Milch) wieder zu propagieren vielleicht schon ein Zeichen
der zu-nehmenden Milchverweigerung und Hinwen-dung zu Soja + Co?
Mittlerweile benutze ich als jahrzehntelange Lakto-Vegetarierin (ein Gewinn für
mich, kein Opfer!) auch keinerlei Milchprodukte mehr. Die Umstellung war leicht
und schmackhaft, ich war angenehm erstaunt und begeistert. Auch mich hatten irgendwie
Vorurteile à la minderwertige und grausliche Futterbohne usw.
unbewusst beeinflusst. Aber Sojabohnen als Gemüse (sehen wie grüne
Käferbohnen aus und schmecken nussig-gemüsig) und ihre Produkte schmecken
gut, sind gesund, kommen z.B. reichlich aus Niederösterreich und dem Burgenland,
in Bio-Qualität, werden dort auch gleich verarbeitet. Also noch ein Plus
in Sachen Umwelt+ Klima!/Transporte/österr. Arbeitsplätze und Wertschöpfung.
Probieren Sie es aus Sie werden sehen, Soja für Menschen ist super,
kein Opfer. Bei den Sojamilch-Getränken war ich z.B. auch sehr skeptisch und
besah mir die probeweise gekaufte Sojamilch im Kühlschrank erst mal einige
Wochen mit gerunzelter Stirn, bevor ich sie aufmachte. Welch eine Überraschung,
sie schmeckt! Und wenn nicht, es gibt mittlerweile weitere Alternativen zu Tiermilch
wie Hafermilch, Reismilch, u.v.m. als Milch-, Kakao-, Vanille-, Calziumgetränk alles
ohne Tierleid und Unverträglichkeiten. Vergessen Sie Wechselbeschwerden,
Cholesterinsorgen, Osteoporoseängste, Unverträglichenkeiten durch Milch-zucker
usw. essen Sie einheimische Sojapro-dukte selber (auch z.B. beim Grillen
sehr zu empfehlen!). Die nicht-gegessenen/nicht qualgemästeten Tiere danken
Ihnen herzlich und dürfen vielleicht bald wieder artgerecht leben sprich
Gras und Heu fressen. Dafür sind sie von Natur aus gemacht, wir hingegen
brauchen ein bisschen Eiweiss, aber sicher keine toten Tiere im Bauch. Und schon
gar keine Massen davon Soja aber ist genau für uns geschaffen.
Guten
Appetit!
PS: Sogar McDonalds kommt, wies scheint, schon drauf: In Deutschland gibts
bereits McSoljankas nix tote Kühe auf labbrigen Broten ......
Seite 8:
Leserbriefe
Hund und Katz quälen Rind und Huhn
In der vorletzten anima appellierte unsere Mitarbeiterin Elisabeth Richter
an Hunde- und Katzenfreunde, statt des üblichen Fertigfutters fragwürdigen
Inhalts, der Massenfabriksware, (wenigstens) Bio-Futter zu nehmen. Dem entgegnete
unser Leser Thomas Röder (siehe anima Nr.2/07) und verwies auf den Widerspruch
zwischen Tierliebe oder gar Vegetarismus und Raubtierhaltung und schlug vor,
wenn schon, lieber Tiere, die Pflanzen vorziehen, zum Hausgenossen zu nehmen.
(Hunde und Katzen sind nun einmal Raubtiere; man kann sie natürlich auch
Beutegreifer nennen, das ändert nichts an der Sache, außer daß sich
zur Abwechslung Hase, Reh, Vögel etc. und selbst Katzen, wenn Beute geheißen,
diffa-miert fühlen könnten.)
Frau Richter antwortet darauf wie folgt:
... danke für Ihren Kommentar zum Artikel Bitte Bio kaufen, auch für
Hunde- und Kat-zenfutter. Einerseits haben Sie natürlich recht, Haustiere,
die Fleisch essen, vermehren den Profit der Fleischindustrie und verursachen
massives Tierleid sowie Klimaschäden in grosser Zahl, wenn sie Sheba, Rinti
+ Co aus konventioneller Tierhaltung, sprich Tierfabriken, usw. kau-fen. Andererseits
profitieren Bio-Bauern und deren meist wenigstens halbwegs artgerecht
gehaltene Nutztiere davon, wenn Frauchen + Herrchen Bio-Futter erwerben.
Die besten Tier-Teile werden in beiden Fällen nicht fürs Tierfutter
verwendet sondern fürs Menschenfutter. Auch und gerade
beim Frischfleisch! Anders sieht das wohl bei Shrimps usw. aus.
Das Dilemma Haustier frisst Nutztier (statt naturgemäss Wildtiere à la
Maus, Kaninchen usw. oder auch Aas + Früchte) ist mir bewusst. Ich als Katzenhalterin
löse es eben mit Biofutter und möglichst viel vegetarischen Zutaten.
Wäre ich Hundehalterin, würde ich auf ganz oder fast ganz veganes Futter
umsteigen. Einer meiner Kater ist, wies ja sein sollte, noch ein Naturbursch
und fängt und frisst, ganz schnell und fachkundig, Mäuse. Und was mache
ich? Ich rette die Mäuse, wenn sie vor dem Todesbiss erwische. Das ist unlo-gisch,
ich weiss, aber hier schlägt meine tierschützerischer Nicht-Töten-Impus
zu. Ob Mäuschen oder Rind + Huhn, aber ernähren muss ich die mir anvertrauten
Tiere doch. Für mich selbst als Mensch gilt das natürlich nicht,
ich muss kein Fleisch essen, ganz im Gegenteil.
Die Welt ist aber derart verdreht und grausam geworden, dass nicht gerade die
Tierhaltung mit dem damit verbundenen Nutztier-Essen für die Hausraubtiere,
wie Sie sie nennen, das Nr.1-Problem in Sachen Tierausbeutung ist. Sehr wohl
aber ein gewichtiges, da haben Sie ganz recht.
Aber, es entsteht der erste Ansatz zum Verständnis von Tieren und die Anerkennung
von deren Rechten als eigenständige Wesen gerade durch die Haustierhaltung.
Und ganz speziell durch den Kontakt von Mensch + Hund oder Katz, vielleicht auch
noch Pferde, Vögel, Kaninchen, Frettchen. Ziegen, Schafe, Minischweinchen,
Hühner etc. als Haustiere würden dieselbe Sympathie und dasselbe Verständnis
beim menschlichen Halter hervorrufen, wenn, ja wenn man sie als Haustier so einfach
zu sich nehmen könnte wie Hund, Katz + Vogel + Fisch. Das ist aber ganz
schwierig, denn diese friedlichen Spezies gelten als Nutztiere und dürfen
in Gärten fast nirgends gehalten werden laute Rasenmäher und
nutztierschmorende Griller aber schon. Verrückte Welt!
Zweites Aber: Erschreckend wenig Tierbesitzer erkennen, dass sie mit Hundzis
Lieblingsdose die Massentierhaltung samt allen Auswüchsen fördern und
sind ganz erstaunt, dass es Bio-Alternativen gibt. Auch bei vielen Vegetariern/Veganern
ist dieser Sinneswandel noch nicht angekommen. Einige Hersteller von Bio und
auch von veganen Futterprodukten haben z.B. schon wieder aufgegeben, weil die
Nachfrage so gering war allerdings auch die Werbung liess zu wünschen übrig
wie bei vielen guten Produkten. Umso wichtiger ist es, dies zu propagieren
und bewusst zu machen. Hund + Katz sind seit tausenden Jahren unsere engsten
Haustiere, das problemlose Zusammenleben mit ihnen ist allgemein bekannt und
beliebt und man kann sie frei laufen lassen und sie sind stubenrein zwei
ganz wichtige Aspekte. Leider geht das bei den vegetarischen Haustieren nicht
so einfach, bei Mini-schweinchen wärs möglich rein vegetarisch
wollen die aber auch nicht le-ben.
Andererseits, noch vor 15 Jahren marschierten TierfreundInnen en masse in Pelzen
und Krokoschuhen herum, assen Stopfleber, Hummer, Haifischflossen- und Schildkrötensuppen
und dachten sich gar nichts dabei ......... da hat sich schon sehr viel geändert.
Die Hoffnung für die Tiere + Menschen + Umwelt+ Klima lebt
also. Und ich hoffe, dass sich veganes, vegetarisches und Biofutter durchsetzt.
Wer seinen Hund liebt, muss auch an die anderen, sprich in diesem Fall vom Liebling
gefressene Tiere denken das ist momentan die wichtigste Botschaft, die
auch eine reelle Chance aufs Gehörtwerden hat. Oder? ...
Elisabeth Richter
Reit-Sport
Sie müssen Psycho-Stress, Rollkur, harte Paraden und scharfe Gebisse erdulden.
Damit machen viele Reiter ihren Pferden derart Angst, dass die nur zwei Auswege
haben: Entweder sie kuschen. Oder sie rasten aus und werden gefährlich. So übertitelt
die deutsche Pferdezeitschrift Cavallo Das Magazin für aktives
Reiten, Nr.7/2007 einen längeren Artikel über häufige tierquälerische
Mißstände im Turniersport, ob im Spitzensport oder schon beim Nachwuchs
in der Ponyklasse, die von Preisrichtern meist geduldet werden. Das Problem betrifft
außer Springen und Dressur auch Rennen, Distanzsport und Shows, wird der
frühere Präsident der Schweizer Vereinigung für Pferdemedizin
zitiert. Unsere Lesern ist vielleicht noch die Empörung unter Pferde-freunden über
die Vorfälle bei den Olympi-schen Spielen in Athen in Erinnerung.
Unsere Leserin, die uns den Artikel sandte, schreibt: ... Schön langsam
kommen nun die tierquälerischen Praktiken im Dressursport ans Tageslicht
und werden nun auch in Reiterkreisen angeprangert. Die Pferdehaltung an sich
ist heute äußerst problematisch, die Benut-zung des Pferdes als Sportgerät
eine zivilisatorische Fehlentwicklung. Aus tierschutz- bzw. rechtlicher Sicht
sind unbedingt abzulehnen:
Rodeo und Cutting Rennsport: Traber, Galopp Springen ab einer gewissen
Höhe, die den Zweck der Sprunggymnastik übersteigt (d.s. etwa 80 cm) Dressursport,
wenn wie im Artikel beschrieben _ Voltigieren: ist mir seit Jahren ein Dorn
im Auge.
Besonders ärgert mich, daß regelmäßig am Wiener Tierschutztag
Voltigiervorführungen stattfinden. Wofür wird denn der Name Tierschutz noch
mißbraucht?!
Die Gemeinde Wien konnte mir nicht erklären, was Voltigieren mit Tierschutz
zu tun hat. Allein, wagt man so eine Frage zu stellen, muß man sich als
Querulant beschimpfen lassen.
Gern lese ich Eure ehrlich dem Wohl der Tiere gewidmete Zeitschrift. Da fällt
mir ein Wortspiel ein: Nutz-Tier : Tier-Nutz. Vielleicht schafft die Menschheit
noch die Wende von einer Gesellschaft der Nutz-Tier-Halter zu Lebewesen, die
mit ihrer doch manchmal vorhandenen Intelligenz Möglichkeiten finden, den
Tieren zu nützen.
Verena Cizek, Wien
Fleisch-Fohlen
Im Herbst ist Fohlen-Ernte: Haflinger- und Norikerfohlen, zur Unterhaltung
der Touristen und zur Stutenmilchgewinnung gezüchtet, werden getötet,
meist nicht hier, fernab nach langem Transport in italienischen Schlachthöfen.
Die Kinder der Gäste beim "Urlaub auf dem Bauernhof" finden die
kleinen Tierkinder hinreißend, wissen aber nicht, daß sie gleich
nach Ende der Saison an Italienische Metzger versteigert werden.
Keine Stutenmilchprodukte und keine Ferien auf Bauernhöfen mit
Fohlen!
---
James A. Peden, Vegetarische Hunde- und Katzen-Ernährung, Echo-Verlag, Göttingen
2003). Bezugsquellen für veg. Futter auf Anfrage bei der Redaktion
Richtigstellung zum Konsumenten-ABC in der letzten anima:
Der vegane Konditorwarenversand
Vega Vit in Tirol hat den Betrieb vor einiger Zeit eingestellt.
Ei? Besser keins, aber wenn schon eins, dann das Freilandei.
Aber nur Freilandeier mit dem Prüfvermerk tierschutzgeprüft.
Nähere
Informationen über tierische Produkte aus tierfreundlicherer Haltung bei
der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung, Pf. 1, 8017 Graz, Tel. 0720-345
298 (fairytel).
Seite 9 bis 12:
Werner Zimmermann
1893 1982
Zum 25. Todestag des großen Lebensreformers
Neuerdings ist das Koma-Trinken Jugendlicher großes Thema. Die Artikelschreiber
unserer der Alkoholwerbung nicht abgeneigten Zeitungen, unser ORF, der so gerne
Weinpfarrer und Winzerköniginnen verhätschelt, unsere Politiker zwischen
Bieranstich und Weinverkostung, alle rätseln, warum tun junge Menschen so
etwas.
Werner Zimmermann, ein junger Lehrer in einem Schweizer Bergdorf verzichtete
vor neunzig Jahren auf Alkohol und Nikotin, allen Anfeindungen zum Trotz. Im
Berner Lehrerseminar Schüler eines Reformpädagogen gewesen, der gegen
das herrschende System der Zwangsautorität ankämpfte, meinte er, ein
Erzieher müsse den Kindern Vorbild sein.
Der Name sagt heute nur mehr ganz wenigen, sehr Alten etwas, und doch war Zimmermann
in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen einer der bedeutendsten Lebensreformer
und Vegetarier im deutschen Sprachraum.
Ausschnittsweise seine äußeren Lebensstationen: geboren im Berner
Umland als Kind eines Uhrmacherehepaars, Lehrerseminar, 1913 - 1919 Lehrer in
einem Schweizer Bergdorf, 1919 1920 als Wanderarbeiter in Nordamerika,
darüber sein Erlebnisbuch Weltvagant, dem 1921 sein Erziehungsbuch
mit dem rich-tungsweisenden Titel Lichtwärts, folgte, das eine
für damalige Verhältnisse hohe Auflage von über 50.000 erzielte,
fast sein ganzes Leben als Wanderprediger für Freiwirtschaft
und Lebensreform unterwegs, Herausgabe der Zeitschrift Tao (dann Tau) im Anklang
an seine Befassung mit Laotse, 1927 ein weiteres Aufsehen erregendes Buch Leuchtende
Liebe in dem er u.a Fragen des Zusammenlebens und der Sexualität behandelt,
1927 Gründung des schweizerischen Licht-Bundes (FKK), 1929 1931 eine
große Erkundungs- und Vortrags-Weltreise, der später noch etliche
folgen (durch Mittelamerika großteils zu Fuß, USA, Japan, Indonesien,
Indien (Gandhi), später folgen noch etliche andere, u. a. 1949/50 und 1957/58,
Februar 1933 gewaltsame Unterbindung der Vortragstätigkeit in Deutschland
durch das NS-Regime, 1934 Gründung des Wir-Tauschrings in der Schweiz, reiche
publizistische Tätigkeit, nach dem 2.Weltkrieg wieder sehr aktiv in Deutschland,
Herausgabe der Zeitschrift Gefährten, Ehrendoktor und -professor
etlicher amerikanischer und einer japanischer Universität.
Der Begriff Lebensreform ist den meisten Heutigen fremd. Er bezeichnete eine mit
früheren Wurzeln Ende des 19.Jahrhundet vor allem in bürgerlichen
Kreisen entstandene Gegenbewegung gegen die trostlosen Erscheinungen der Industrialisierung,
Krankheit, Elend in den Städten, gegen die Zwänge einer in Konventionen
erstarrten Gesellschaft. Eine Bewegung die sich in vielen, auch widersprüchlichen
Facetten verzweigte: gesunde, naturnahe Lebensweise, Alkoholabstinenz, Vegetarismus,
Reformkleidung, Freikörperkultur, natürliche Heilverfahren etc., im
weiteren Sinne auch die Jugendbewegung (Wandervogel), spirituelle von östlichem
Gedankengut wie der Karma- und Wiedergeburtslehre beeinflußte Strömungen
wie Theosophie, Mazdaznan und Yoga, buddhistische Gruppen doch auch christlichem
Denken verbundene (Prof. Ude, Neuland).
Dazu sozialreformerische Bestrebungen, wie die heute mehr oder minder vergessene
Freiwirtschaftsbewegung, die vorwiegend auf Silvio Gesell, einem erfolgreichen
deutsch-argentinischer Unternehmer basierte, der erschüttert über die
Wirtschaftskrisen nach einer gerechteren Ordnung zwischen der menschenverachtende
Brutalität des kapitalistischen Systems und dem Marxismus suchte. Der bedeutende
britische Ökonom Keynes nannte ihn einen seltsamen zu Unrecht übersehenen
Pro-pheten und meinte daß die Zukunft mehr vom Geiste Gesells
als von jenem von Marx lernen wird. Es ist hier nicht Raum, das Thema näher
zu behandeln.
Zimmermann mußte in seiner Dorfschule mitansehen, wie Kinder hungerten,
weil die Zinsen den Ertrag der verschuldeten Bauernwirtschaften auffraßen.
Auch die Schweiz blieb von Wirtschaftskrisen, Arbeitskämpfen nicht verschont.
Es ist nicht verwunderlich, daß Menschen zur Überzeugung kamen, Hunger
und Elend in einer Welt, in der mehr als genug für alle da ist, seien nicht
das Werk Gottes son-dern das gieriger und törichter Menschen. Zimmermann
sah in der Gesellschen Freiwirtschaft einen Ausweg. Im Hause Gesell, der
damals in der Schweiz eine vegetarische Landwirtschaft führte, fand er auch
zum Vegetarismus und zur Lebensreform, eine Tochter war Wandervogel. Gesell verbrachte übrigens
die letzen Jahre seines Lebens, (er starb 1930) in der vegetarisch gegründeten
Siedlung Eden bei Oranienburg.
Einem Feuergeist wie Zimmermann konnte das Leben als Dorfschulmeisters nicht
genügen. Angesichts des sozialen und menschlichen Elends beschloß er
sein Leben der Reform zu widmen. Er tauchte vorerst in Wanderjahren, die in reifen
ließen, in Amerika in die Tiefen des Proletarierseins. Dort kam der Freidenker
auch zur Erkenntnis, es müsse mehr geben als das Diesseits. Als Schwerstarbeiter
und auch später in den Bergen und bewies er zudem, daß man mit knappster
veganer Kost dauerhaft körperliche Hochleistungen erbringen kann.
Zum Thema Vegetarismus ein Zitat aus Lichtwärts:
Wie, du verschlingst Tierleichen? Du gierst nach Blut, nach dem grellen Reiz
von Leichen-giften? Sind dir nicht die Tiere liebe Kamera-den, du Kannibale?
Trägt nicht die Kuh Seele in ihren glänzenden , sinnenden Augen? Sind
nicht Krankheiten und Kulturelend der Fluch der versklavten Tierwelt? ...
Doch meine Gründe für die Ablehnung tieri-scher Nahrung, vor allem
des Fleisches, sind mehr nüchterner, praktischer Art. Die Eiweiß-frage
führt mich rein physiologisch zu ihr.. (Er bekämpfte den damals ärztlicherseits
geforderten hohen Eiweißkonsum als Krankmacher.)
Das Hauptanliegen des Reformers war die Befreiung des Menschen, aus sozialer
Sklaverei und aus Selbstversklavung durch triebgebundene Begehrlichkeiten. Die
Befreiung der Tiere ergibt sich aus dem Vegetarismus von selbst.
Gesundheit und körperliche Ertüchtigung waren für Zimmermann ebensowenig
Selbstzweck wie die Sozialreform. Er war selbst ein kränkliches und schwächliches
Kind gewesen und hatte sich erst im Lehrerseminar durch konsequentes Turnen körperliche
Leistungsfähigkeit erarbeitet und dann zu einem passionierten Bergsteiger
und Skifahrer entwickelt. Wenn er Bücher über Turnen und Gymnastik
schrieb und für Wirtschaftsreform kämpfte, so weil er körperliche
Gesundheit ebenso wie angemessene wirtschaftliche Verhältnisse als Grundvorausetzung
ansah für die geistige Entwicklung, auf die es ihm ankam.
Ein Gedankensprung: In einem Interview im Mai 2007 kurz vor seinem Tode sagte
der langjährige streitbare zahlreich waren seine Sträuße
mit seinem Landeshauptmann Jörg Haider - Intendant des Klagenfurter Stadttheaters
Dietmar Pflegerl: Wenn es ein Hauptziel für sein Leben gäbe, dann das,
was er von einem Philosophen gelesen hat. Warum sind wir auf der Welt?
Um ein besserer Mensch zu werden! Er füge dem noch hinzu: Auch
um zu lieben.
Solche Anschauungen sind in der heutigen Konsumgesellschaft eher selten. Sie
waren damals häufiger. Selbst humanistisch geprägte Freidenker ordneten
dem Menschen eine Aufgabe zu über billiges Genußstreben hinaus. Gar
viele, von ganz links bis ganz rechts wollten zu dieser Zeit den neuen
Menschen schaffen. Zimmermann fiel da nicht aus dem Rahmen, wenn er sagte:
Wir Menschen sind geistige Wesen, die auf Erden in einen irdischen Leib
gekleidet
sind, um hier uns und die Erde zu erlösen, ins Licht zu heben. Unsere großen
Aufgaben inneren Werdens und Schaffens sind geistiger Art. Doch in Schönheit
und Reife erfüllen können wir sie nur, wenn uns der Leib als Werkzeug
und Ausdrucksmittel willig und freudig dient.
Zimmermann heißt es in einer Würdigung, war - obwohl sonst von stiller
Natur - ein begnadeter Redner, und avancierte anfangs der 20er Jahre zu einem
wichtigen Sprachrohr der Lebensreformbewegung. Der Kulturhistoriker Ulrich Linse
schreibt: Er war der Mann, der die geistig suchende deutsche Jugend in
die Vortragssäle lockte und sie begeisterte..... Er vertrat ein umfassendes
Reformprogramm: von der Mystik bis zum biologischen Landbau gab es kein Gebiet,
für das er sich nicht inter-essierte. Aufsehen erregte er aber vor allem
durch sein offenes Eintreten für die Freikörperkultur und die Sexualreform. Daß es
in der Körperkultur darum ging, den Menschen viel frische Luft und Sonne
zu verschaffen (das Ozonloch gab es noch nicht), blieb den vielen sexuell Fixierten
unverständlich. Von ihnen kam auch der haltlose Vorwurf, der Reformer propagiere
die sogenannte Freie Liebe. Im Gegenteil, er plädierte für
verantwortungsbewußten und sparsamen Umgang mit der Sexualkraft, ja sogar
fallweise Abstinenz. Das folgende Zitat beleuchtet seine Einstellung:
Die entscheidende Frage liegt doch einzig darin: ist eine körperliche,
in letzter Auswir-kung also geschlechtliche Annäherung zweier Menschen natürlicher
und harmonischer Aus-druck einer seelisch-geistigen inneren Verbun-denheit?
Kann dies bejaht werden, so liegt in keiner Weise ein Makel darauf. Solche Ge-schlechtsliebe
ist ideal, schön, heilend und stärkend, ja, wer religiöse Ausdrucksform
liebt, mag sie als göttlich bezeichnen."
Erhellend dazu ein Bericht über den Welt-Vegetarier-Kongreß in Eden
1932:
Zwei Persönlichkeiten polarisierten den Kongreß,
der
asketische Grazer Theologe Prof. Ude, als Vegetarier und Lebensreformer Außenseiter
in der katholischen Kirche, doch geprägt durch das Elend im Krankenhaus
sterbender ge-schlechtskranker Prostituierter, denen er als Kaplan in einer Industriegemeinde
letzten Beistand leisten mußte besonders der kirchlichen Sexualmoral
verpflichtet. Und Werner Zimmermann, der für Ude Jugendverführer war.
Die Kontroverse dem jetzt herrschenden Zeitgeist kaum mehr verständlich führte
zu monatelangen Diskussionen. (Später ar-beiteten die Kontrahenten wieder
zusammen; 1956 gründeten sie gemeinsam einen Bund freisozialer Lebensreformer).
..... Foto: IVU....
Zimmermann, der sich Gott auch in anderen Religionen und Lebensformen als nur
in der christlichen äußern sah, rief wird berichtet mit
seinem Vortrag Vegetarismus als Weltreform und die Einstellung Japans,
Chinas, Indiens und Amerikas zum Vegetarismus und seinem Auftreten beinah
nackt, braunhäutig, naturnahe, eher spielerisch als kämpferisch . .
. ohne Dogma, ohne Vorurteil - nicht nur das Entzücken aller freiheitsdürstenden
Jugendlichen hervor, sondern auch der afrikanische Vertreter auf dem Kongress,
Bascomba, äußerte sich fasziniert: Heute, als Werner Zimmermann
sprach, fühlte ich mich zum ersten Mal wohl in Europa. Ich hätte nie
geglaubt, dass unter Weißen ein solcher Mensch gefunden werden könnte.
Aus ihm strahlt die Liebe, von der die Christen heuchlerisch bloß reden.
Einige wesentliche Gedanken Zimmermanns gibt die folgende schlagwortartige
Mitschrift
des erwähnten Vortrags wieder:
"Vegetarismus ist Teil eines großen Ideals das wahre Selbst im Leben zum Ausdruck zu bringen. Es kommt nicht darauf an welche Etiketten wir anstek-ken, welchen Glauben wir pflegen, sondern wie wir leben. Am wichtigsten in unsrem Leben ist es, nach unseren Idealen zu leben und den Mut zu haben, unsere Überzeugungen zu wechseln, wann immer wir sie durch bessere ersetzen können. Der Körper ist das Instrument unseres Geistes, deshalb ist es unsere Pflicht, dieses Werkzeug so gesund wie möglich zu erhalten, darum ist es so notwendig vegetarisch zu leben und auch sonst alles zu beachten, was hilft, einen gesunden Körper zu schaffen.
Das Gebot der Gewaltlosigkeit ist das wichtigste Gesetz des Lebens. Das bedeutet,
je mehr wir Menschen für ihre Gewohnheiten verdammen, umso wahrscheinlicher
ist es, daß sie sich von unserem Ideal entfernen. Wir sollten nicht versuchen,
unsere Feinde zu besiegen sondern sie uns zu Freunden zu machen. Z. berichtete über
die Entwicklung des Vegetarismus in China, Japan, Indien und amerikanischen Ländern
und den schlechten Einfluß der westlichen Zivilisation auf die Menschen
dieser Staaten. In Berggebieten Guatemalas haben sich noch Bevölkerungsgruppen
gehalten, die seit eh und je vegetarisch leben, ohne Vieh, künstlerisch
begabte Menschen, stark und gesund... "
Es ist hier leider nicht Platz, das Wirken Zimmermanns umfassend zu würdigen.
Hervorgehoben sei nur die Verehrung, die er Mahatma Gandhi und seiner Weltanschauung
entgegenbrachte.
Ein paar Worte noch zu Zimmermanns Verhältnis zu Deutschland. Hatten schon
Schweizer Nazi gegen ihn demonstriert, kam das Ende für seine Vortragstätigkeit
in Deutschland schon im Februar 1933, als SA-Horden ihn in Ulm am Sprechen hinderten: Einen
solchen Pazifisten und Freund Gandhis können wir im Dritten Reich nicht
brauchen! Seine Zeitschrift TAU wurde Anfang 1937 von Himmler verboten,
sein deutscher Verleger kam bald darauf für fünf Jahre ins KZ.
Nach Kriegsende wurde Zimmermann wieder tätig, versuchte für die Freiwirtschaft zu interessieren, sprach in Vorträgen zur Jugend und auch in den großen Internierungslagern zu den vielen Inhaftierten, um ihnen die Ideale der Gewaltlosigkeit nahe zu bringen, und Einsicht zur Umkehr und Bereitschaft, Ursachen für ihr und anderer Leid auch bei sich selbst zu suchen; fand scharfe Worte gegen den Hitler- und Nazi-Geist der Sieger, mit dem sie die Deutschen als kollektivschuldig behandelten, und gegen die Nachkriegsverbrechen. Er erinnerte auch an den Kapitalfluß von Amerika zu Hitler, der ihn die entscheidenden Reichstagswahlen gewinnen ließ, und schrieb:
Die Hochfinanz geht nur ihren Gewinnen nach, auch über Leichen. Tod
und Leben, Ver-nichtung oder Aufbau: alles ist für sie nur Ge-schäft.
Sie ist international, sie kennt weder Nation noch Vaterland. Die Völker
aber ver-bluten. Und einzelnen von ihnen wird alle Schuld zugeschoben National
gefärbter Haß wird gezüchtet und gepflegt Er blendet die Augen
der vielen. Umso ungestörter herrschen die Mächte des Geldes, der Spekulation
und holen überall ihr Raubgut ein.
Er fügte jedoch bei: Wer ist schuld an sozialer Not, Diktatur, Krieg und
seinen Folgen? Sind es solche Hyänen der Machtgier, gleich welcher Nation,
nicht viel mehr als die meisten Menschen auch in Deutschland, deren blindes Vertrauen
... schmählich mißbraucht wurde ... Und dennoch: mögen andere
auch viel mehr schuld sein als wir selber, helfen kann uns nur, wenn wir unser
eigenes Versagen, unseren eigenen Schuldanteil erkennen und durch innere Wandlung
und mutige neue Tat überwinden. (Aus Liebet eure Feinde 1948).
Zimmermanns 1946 gegründete Zeitschrift Die Gefährten erzielte
zwar wieder eine Auflage von 33.000, die goldenen Zeiten der Lebensreform
aber waren vorbei. Die Gründe hier zu erörtern, würde zu weit
führen. Einer war sicher, daß die Nazis einige Ideen für sich
vereinnahmt und damit das Ganze in Mißkredit gebracht hatten. Selbst heute
riskiert ja bekanntlich Berufsverbot, wer Dinge gut findet, die auch zu Nazizeiten
positiv bewertet wurden, ausgenommen vielleicht bei Autobahnen. Ja, es laufen
immer noch Leute herum, die Fleisch essen als antinazistische Tat
preisen, weil Hitler angeblich Vegetarier war (ein nicht auszurottender Irrglaube).
Das allein ist es nicht. Die Bemühungen um die Freiwirtschaft, ein Herzensanliegen,
waren vergeblich geblieben, die Zeiten wandelten sich und der einstige Lebensstürmer
auch.
Im Laufe der Jahre gewannen in seiner Arbeit philosophisch-religiöse Aspekte
gegenüber praktischer Aktivität an Gewicht. In einer späten Ausgabe
von Leuchtender Liebe lesen wir:
Unsern schöpferischen Kräften geben wir, ob wir es wissen oder
nicht, durch unser Denken, Wünschen und Wollen die Zielrichtung. Was uns
innerlich beschäftigt und erfüllt, dem strömen die Kräfte
zu und wollen es verwirklichen. Es kann vergänglicher, irdischer Tand oder
es kann ewigkeitliche Schönheit und Güte sein.
Wer nach äußeren Gütern trachtet und sein Herz an sie verliert,
wer seine Triebe und Begierden und alle die irdischen Vergänglichkei-ten
allzu wichtig nimmt und eifrig zu befriedigen sucht, der richtet seine Kraft
auf Dinge, die ihrem Wesen nach keinen Bestand haben können.
Wer dagegen das Licht sucht die Wahrheit und die Güte, wer als größte
Beglückung empfindet, immer mehr Helligkeit in seinem Herzen aufleuchten
und ringsum ausstrahlen zu lassen, der dient geistigen göttlichen Zielen,
und er wird das ewige Leben ernten.
Erwin Lauppert
Seite 12 und 13:
Nur ein Tier!
Werner Zimmermann
(aus Weltvagant, 1921)
Es war ein drückend heißer Nachmittag. Ich zerpulverte mit der Schweren
Maschine die Furchen des letzten großen Ackers, den wir zur Korn (Mais)
Unpflanzung zuzubereiten hatten. Die vier Pferde waren am Ende ihrer Kräfte.
Nach jedem Rundgang wurde die Ruhepause länger und länger. Auch unterwegs
wollten alle Kniffe die müden Schritte einfach nicht mehr beschleunigen.
Und die Arbeit sollte am Abend fertig sein!
Wieder hatte ich ihnen eine längere Pause gegönnt. Wir mußten
vorwärts machen. Zwar schnaufte die Rose, das alte Pferd, noch
immer schwer, mit leise pfeifendem Atem. Auch die beiden starken Rosse stierten
gesenkten Hauptes vor sich hin, während das sonst übermütige Füllen
regungslos stand wie ein Standbild. Nochmals wartete ich einige Sekunden. Dann:
Giliepp! (Hüh!)
Keine Bewegung. Wie wenn sie nichts gehört hätten. Meine Stimme erhob
sich:
Wath the hell! Giliepp!
Ein fast unmerklicher Ruck ging durch die vornüber in den Stricken liegenden
Rosse. Beim Anhalten waren sie zu müde gewesen, eine bequeme Ruhestellung
einzu-nehmen.
Giliepp! Ich wurde ungeduldig. Rose hob ganz leise den Kopf. Sie wollte
mir zeigen, daß sie mich wohl hörte, daß es nicht am Willen
fehlte. Es war, wie wenn sie fragte: Will jemand anfangen? Ich habe nicht
mehr die Kraft dazu. Nun flutete eine Zornwelle durch mich. Ich warf eine Mutte.
Der Kopfruck wurde stärker. Sie lagen fester in den Stricken, doch ohne
ein Bein zu bewegen. Es war Übermüdung, nicht Trotz.
Endlich tat das Füllen einen gedankenlosen Schritt. Damit brach der Bann.
Die harten Muskeln an den Beinen begannen zu spielen, und wieder trottete das
Gespann der kleinen Anhöhe zu.
Das Keuchen des alten Pferdes wurde beängstigend. Verzweifelnd blieb es
stehen. Ich schrie, fluchte innerlich, warf Erdschollen, ließ das Leitseil
auf den alten Rücken niederklatschen. Ich mußte eben fertig
werden! Dabei aber dachte ich, das Pferd sei ein Held, ein Revolutionär,
bewunderte es, daß es sich gegen den Tyrannen auflehnte. Und doch war es
nicht Trotz leider nicht! sondern Unvermö-gen. Zwanzig Jahre
Sklaverei hatten seine Selbstachtung zermürbt.
Nochmals raffte es sich auf. Doch nach wenig Schritten schwankte es und brach
zusammen. Ich sprang vom Sitze, eilte zu ihm, öffnete den Kummet und riß ihn
weg. Da lag es. Mit jedem krampfhaften Atemzug rollte stoßweise eine Blutwelle
die Halsschlagader herauf. Die Augen waren still ergeben, halb geschlossen. Der
ganze Ausdruck flüsterte: endlich Ruhe!
Mensch, elender Ausbeuter! Der Fluch der Kreatur über dich! Und ich
schlug es! Scheu streichelte ich ihm den Hals. Der Meister kam und lachte
herzlos:
Laß es verrecken! Es ist alt und zu nichts mehr nütze. Was ist doch
so ein Gaul in Amerika! In New York sah ich seinerzeit sieben verendete an der
Strasse liegen. Da schaut man sich nicht um!
Prahlte er nicht bloß, um die leise aufkeimende Rührung in seinem
Herzen zu übertönen?
Wir ließen die Rose liegen und führten die andern Pferde
heim. Ich wollte ihr noch Wasser bringen, tat es aber nicht. Auch ich schämte
mich, weich zu sein.
Am nächsten Morgen stand sie wartend vor der Stalltüre. Sie hatte noch
nicht sterben können und war gekommen, ihr letztes Fünklein Kraft ihren
Peinigern anzubieten.
Sobald das alte Pferd merkte, daß wir es an-schirren wollten, hustete es.
Nach strengem Tagewerk hieb es mich oft mit dem Schwanze empfindlich ins Gesicht.
Ich zürnte ihm deswegen nie. Ließen wir es einige Tage stehen und
fühlte es meine Zuneigung, so tat es alles, was es konnte, versuchte sogar,
sich in Trab zu setzen. Es war viel schuld, daß ich das Verlassen der Farm
als Erlösung empfand. Seither fuhr ich nie mehr mit Pferden.
Meine Melkkraft wuchs zusehends, so daß ich neben der Kocherei wieder eine
frische Kuh übernahm: die neunte. Als ich zu melken anfing, schaute sie
zurück und begann unruhig zu werden. Ich redete freundlich mit ihr, ohne
die Arbeit zu unterbrechen. Schließlich traf sie immer mehr Anstalten zu
urinieren. Ich stellte den Kessel weg und ließ sie gewähren. Darauf
konnte ich ruhig melken. Der Meister lachte:
Jetzt hasts verfehlt! Du wirst sehen: von nun an wird sie dich jedesmal
stören. Sie ist ein verdammtes Vieh! Ich habe sie angeschrien, ihr den Schwanz
ans Bein gebunden, sie geknebelt, halb zu Tode geschlagen alles half nichts!
Jedesmal, auch wenn sie kein Bedürfnis hat, versucht sie zu urinieren. Du
hättest ihr nicht den Willen lassen sollen.
Ich schwieg. Dann meinte ich in meiner ruhigen Art: Ich will schauen, ob
ichs weiter bringe.
Am nächsten Morgen versuchte sie es wieder zu tun. Ohne ein Wort ließ ich
sie gewähren. Dann molk ich ohne Zwischenfall. Am Abend traf sie von neuem
Anstalten. Sobald sie merkte, daß ich wieder zuvorkommend meine Arbeit
unterbrach, stellte sie sich mir zur Ver-fügung, ohne ihr vorgespiegeltes
Bedürfnis zu befriedigen. Von da an simulierte sie nie mehr.
Ich mußte an den Schüler denken, der den verhaßten Lehrer immer
wieder ärgert, ihm Streiche spielt, obschon er ganz genau weiß, daß er
sich dadurch schwere Strafe zuzieht. Die Wollust, den Tyrannen wütend gemacht
zu haben, überwiegt eben bei weitem den körperlichen Schmerz einer
Züchtigung. Es ist die Notwehr des Schwächeren, die geschickt verkleidete,
kindische Rache des Unterjochten. Und Melker und Lehrer fallen herein.
War sich die Kuh ihrer Handlungsweise dunkel bewußt? Ich kann es mir nicht
anders denken. Ehrfurchtsvoll kraulte ich ihr den Hals, während sie ruhig,
wie mit den Gedanken in einer anderen Welt, vor sich hinschaute.
Mensch und Tier Bruder und Bruder: die gleiche Persönlichkeit, die
gleiche Seele mit ihren Gesetzen, nur auf anderer Stufe, in anderer Entwicklungsform.
Hände weg vom Tier!
(Fortsetzung Seite 18 rechts unten)
©
Mit freundlicher Genehmigung von
Konrad Zimmermann, Schweiz
Seite 14:
Vegetarische Informationen
38. IVU Welt-Vegetarier-Kongress
in zehn Monaten in Deutschland:
in Dresden vom 27.7. bis 2.8 2008
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Infos an.
Achtung: Frühbucherbonus endet im Jänner
Referenten u.a. Brenda Davis, Eugen Drewermann, Jane Goodall, Barbara Rütting,
Vandana Shiva, Stephen Walsh PhD
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Bio Bar Antun Petrovic, 1010 Drahtg. 3 (nächst und Judenplatz), Restaurant,
Tel.u.Fax 01/968 693 51, w ww.biobar.at
Reformhaus Buchmüller Imbiß, Neubaugasse 17 (U3), Tel. 523 72 97,
w ww.reformhaus-buchmueller.at
Weltfriedens-Cafe 1070 Ulrichsplatz 4, Tel. 911 1841, , www.weltfriedens cafe.
buddha.at
Reformhaus Regenbogen, Imbiß, 1090 Garnisong.12 (Ecke Fertelg.)
Graz: Ginko (vormals Gilma), Ecke Grazbachgasse/Klosterwiesg. Tel. 0316 /81
56 25, Mo-Fr 11.30-21, Sa bis 18
Linz: Sylvia Schauberger, Imbiß Domgasse 10, Tel. 0732/77 90 53
Schärding: Cafe-Restaurant Orangerie Kurpark, 4780 Im Eichbüchl
7, T. o7712-29 6 75. ww w.orangerie-schaerding.at, (nicht nur veget.)
Land Salzburg: Vollwertpension Haus Leo, Rosemarie Kepplinger, Am Rauchenberg,
Gumping 11, 5092 St.Martin bei Lofer Tel. 06588/7065, email:pension.leo@aon.at
Tirol, Reith bei Kitzbühel
Gesundheitshotel Florian (Florian Pointner), Bichlachweg 258 A-6370 Tel.: 05356
65242 Fax: 05356 65242-4, w ww.hotel-florian-at
Vorarlberg, Dornbirn
Kika-Restaurant im Möbelhaus, 6850 Ganahl Str.1 (nicht nur vegetarische
Speisen)
Literatur :
Vegetarische Ernährung Ein wissenschaftl-iches Standardwerk der
Ernährungswissenschaftler C. Leitzmann und A. Hahn, Ulmer Verlag
Informationen zur veganen Ernährung:
Gill Langley, Vegane Ernährung, Echo Verlag Göttingen 1999, 240 Seiten,
ca.11 Euro(D). Das bisher umfassendste Werk zur veganen Ernährung, die vegane
Bibel.
Neal Barnard, ISS DICH FIT, rororo TB 1998, derzeit nicht im Buchhandel, bei
der ÖVU erhältlich, ca.9,50 EUR + Versandkosten.
Englisch: Stephen Walsh PhD, Plant Based Nutrition and Health
Bei der ÖVU erhältlich: Vegetarisches Gastro-nomie-Verzeichnis; Folder
des VEBU: + Für werdende Mütter und Babys; + Vegetarisch is(s)t cool,
Ernährungs-Tipps für Teens; + Vegetarisch gut drauf! Kinderernährung;
+ Sporternährung, bei der ÖVU erhältlich, ebenso die Folder
+ Topfit, steinalt, kerngesund (Studien mit Vegetariern) + Gesund ohne Fleisch
+ Vegetarische Alternativen zu Fleisch, Wurst und Fisch + Die vegetarische
Woche (Speisenplan); Liste Kosmetika ohne Tierversuche.
Vegetarische Partner-Zeitschriften
im Ausland:
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Vegetarier-Bund Deutschlands e.V. (VEBU), Blumenstr.3, D-30159 Hannover, Tel.0049/
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Regeneration, Zeitschrift für Menschlichkeit-Gesundheit-Lebensreform,
Adr. Jacqes Greutert, Rigig.22, CH-6403 Küssnacht, Tel.+Fax 0041-41-850
5561, regeneration @freesurf.ch
Regenwurm, Zeitschrift für Bio- und Vegan-Interessierte, Infos über
bio-vegane Landwirtschaft, BioVegaN, Altenmarkt 95, 8333 Riegersburg, Tel.
0676-922 14 33,
dialog @biovegan.org, w ww.biovegan.org
Vegetarische Stammtische, Vegi-Treffs
Auskünfte: Graz: unter Tel. Nummern der ÖVU Wien: Erwin Lengauer,
Tel. 0676 - 357 2 671
NÖ: Mag. Gabriele Smetana, Tel. 07413 / 20 706
Schärding, OÖ: Eva Kubai Tel. 07712-35704 u. Andrea Witzmann Tel.
-29675
Österr. Vegetarier Union (ÖVU)
Postfach 1, A-8017 Graz
Tel. 0720-345 298 (fairytel), 0316-46 37 17 u. 0676 - 347 6 346, email: oevu@vegetarier.
at www .vegetarier.at und www .vegetarisch.org
Informationen zum Vegetarismus, ob lakto/ovo oder vegan - Mitglieder willkommen
Wir stehen Ihnen in der Regel täglich bis 22 Uhr für telefonische Auskünfte
zur Verfügung.
Seite 15 bis 17:
Bücher
Hans-Ulrich Grimm
Katzen würden Mäuse kaufen
Schwarzbuch Tierfutter, Deuticke im Paul Zsolnay Verlag Wien 2007, 206 Seiten
brosch., Format 21 x 13,5 cm, 18,40 EUR(A), 17,90 EUR (D)
Vor Jahren baten wir einen der Großen unter den Heimtierfutter-Erzeugern,
uns eine Betriebsbesichtigung zu gewähren. Man lehnte ab. Inzwischen ist
man klüger geworden und führt durch den Betrieb, allerdings nur im
sauberen Teil, wo die Zubereitung hinter strahlend reinen Kesselwänden verborgen
läuft. Was zugeliefert wird, bleibt kritischen Augen nach wie vor verschlossen.
Kein Wunder, daß dies zu Gerüchten Anlaß gibt. Ich entsinne
mich eines Wissenschaftlers, es ist schon lange her, der nach einem Kongreßbesuch
meinte, am frappierendsten sei die Diskrepanz in den Meinungen zwischen den nur
der Wissenschaft und den auch Wirtschaftsunternehmen verpflichteten Wissenschaftlern
gewesen. Das hemmt ein bißchen die Freude über die Bereitschaft der
Industrie, selbstlos Wissenschaftler zu sponsern, die gerade im Fach Kleintierer-nährung
sehr augeprägt sein soll. Die Professoren seien Papageien und Knechte
der Futtermittelindustrie zitiert der Autor einen Veterinär einer
Tierklinik. Das mag so sein oder nicht. Jedenfalls verdichtet es die Nebel, die
diese Geschäftssparte um-hüllen.
Grimm, bekannter Journalist und Ernährungskritiker (Die Suppe lügt),
führt die Leser spannend und etwas reißerisch durch die Nebel und
die der Branche eigene viele Chemie, kann manches lichten, manches nicht. Zu
widersprüchlich sind die wissenschaftlichen (?) Meinungen. Ist chemisch
haltbar gemachtes Fer-tigfutter, ist Trockenfutter Frisch und Roh-futter
vorzuziehen? Wenn man weiß, daß man mit künstlichen Geschmackstoffen
Hund und Katze dazu bringen kann, gierig den letzten Dreck zu fressen, andererseits
aber rohes Geflügelfleisch im Futter nach einer kanadischen Studie zu achtzig
Prozent salmonellenverseucht war (ob das Spezialgeflügel für Hunde
oder auch für Menschen war, steht nicht im Buch)? Und wenn man bedenkt,
wie Grimm zu den Warnrufen der Industrie vor Rohem for-muliert: ein Hund kann
ohne Chappi leben, Chappi nicht.
Das Buch handelt nicht nur von Heimtieren, auch von Nutztieren. Erschreckend
was der Autor über mögliche gesundheitliche Folgen für Menschen
durch die artwidrige Getreidefütterung der Rinder zu berichten weiß.
Auch wenn viele Fragen offen bleiben; für jeden, dem es nicht gleichgültig
ist, was da so seinem Getier und vielleicht auch ihm selbst einverleibt wird,
eine interessante Lektüre.
Nebenbei vielleicht gelingt es Ihnen, liebe Leser, wenigstens ein Geheimnis zu
lüften:
Warum ist es anders als in Amerika und für Menschennahrung, verboten bei
Tiernahrung anzugeben, ob sie das nicht unumstrittene Glutamat (fördert
zumindest bei Ratten die Gefräßigkeit) enthalten (laut Grimm, Seite
101). Fragen Sie unsere Regierung!
Ü
brigens, man kann Hunde und Katzen auch vegetarisch ernähren, allerdings
wenigstens Katzen wohl nicht ohne chemische Zusätze und Geschmacksverstärker.
(Siehe James A. Peden, Vegetarische Hunde- und Katzen-Ernährung, Echo-Verlag,
Göttingen 2003).
E.L.
Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft Tierethik Heidelberg (Hg.)
Tierrechte Eine interdisziplinäre Herausforderung,
Reihe Tierrechte Menschenpflichten,
Band 13, Harald Fischer Verlag Erlangen 2007, 291 Seiten brosch., Format 20,5
x 13,5 cm, 22 EUR(D)
Eine Gruppe engagierter Studenten und auch Berufstätiger gründete 2005
in Heidelberg die Arbeitsgemeinschaft, um die philosophische und wissenschaftliche
Auseinandersetzung mit Tierrechten und der Tierethik allgemein zu fördern
und zu einem festen Bestandteil der universitären Lehre zu machen. Sie organisierte
2006 an der dortigen Universität eine internationale Vortragsreihe zum Thema
Tierrechte und konnte dazu bedeutende Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen
aus Teilen Europa und sogar den USA gewinnen. Dank der Unterstützung verschiedener
Tier-schutzorganisationen wurden die Tagungsreferate im vorliegenden Werk publiziert
und damit einem breiten Kreis zugänglich gemacht. Besonders erfreulich,
unter den Referenten auch den Doyen der modernen Tierrechtsphilosophie Tom Regan
zu finden.
Wir können auf die einzelnen Referate noch nicht näher eingehen, der
Band langte erst kurz vor Redaktionsschluß ein. Doch zeigt sich bereits
beim flüchtigen Blättern, es handelt sich um eine reiche Fundgrube
für alle an tierethischen Fragen in Theorie und Praxis näher Interessierten.
Wie fachlich breit gefächert der Tagungsband als Informationsquelle über
den aktuellen Stand der Tierrechtsdebatte hier und in der Welt ist, soll der
nachstehende Überblick über die Beitragenden, aus dem Kreise der Biologen,
Philosophen, Juristen, Veterinärmediziner und Theologen, geben.
Zu Aspekten des Themas Die Natur von Menschen und Tieren: Markus Wild, Berlin;
Hanno Würbel, Gießen; Raymond Corbey, Leiden; Philosophie: Tom Regan,
North Carolina; Carl Cohen, Michigan; Mylan Engel Jr., Illinois; Peter S. Wenz,
USA; Helmut F. Kaplan, Salzburg; Politik, Recht und Gesellschaft: Eisenhart von
Loeper, Deutschland; Antoine F. Goetschel und Gieri Bolliger, Zürich; Silke
Bitz, D; Jörg Luy, Berlin; Renate Rastätter, Baden; Religion und Kultur:
Hanna Rheinz, D; Kurt Remele, Graz; Eugen Drewermann, D.
Helmut F. Kaplan
Freude , schöner Götterfunken Glück zwischen Freude und
Schmerz, Books on Demand Norderstedt 2007, 130 Seiten, brosch., Format 21,5 x
13,5 cm, 9,90 EUR(D), ISBN-13: 978-3 8334 9705 6
Kaplan, Philosoph und Psychologe, ist bekannt als führender Tierrechtsphilosoph
im deutschen Sprachraum. Zahlreiche einschlägige Werke stammen aus seiner
Feder. Hier behandelt er einmal ein völlig anderes Thema, das allenfalls
indirekt mit Tieren zusammenhängt, insoweit als Menschen- und Tierleid korrespondieren
und ein Mensch, der sich in sein Leid vergräbt, weder sich noch anderen,
ob zwei- oder vierfüßig, helfen kann. Da von einem Philosophen geschrieben,
sehen wir hier einen Lebensratgeber der etwas anderen Art. Einleitend greift
der Autor fast 200 Jahre zurück auf Schopenhauer, dem gegenüber er
der Welt auch positive Aspekte abgewinnt und damit in die beiden hauptsächlichen
Teile der Arbeit einführt. Der erste: ausgewählte und zusammengefaßte
und ergänzte Regeln aus Schopenhauers Aphorismen zur Lebensweisheit,
einer Anleitung zum Umgang in und mit dieser Welt und ihren Bewohnern. Der zweite
handelt ausführlich von einem besonders schweren Seelenproblem, das des
Verlassenwerdens durch einen geliebten Menschen. Ausgehend von den entwicklungsgeschichtlichen
Gründen, warum ein Männlein und ein Weiblein dauerhaft zusammenfinden,
wird das seelische Befinden des verlassenen Teils, das Gären der Gefühle
aufgezeigt und sozusagen seziert. Dem folgen abschließend mehr aus der
Praxis gewonnene Regeln zum Überlebenstrai-ning. Ein bedenkenswertes und
hilfreiches Buch nicht nur für den Ernstfall auch zur Vorbeugung.
Nur eine kleine Anmerkung: Unter den möglichen Hausmitteln, Medikamenten
für die Praxis, wird auch die Rache angeführt, wenn auch mit der dringenden
Empfehlung zu wenn überhaupt extrem vorsichtig dosierter Anwendung. Nun
ist Rache bekanntlich süß, was ebenfalls bekanntermaßen häufig
zu Überdosierung verleitet. Das Schopenhauer-Zitat im Buch (in anderem Zusammenhang)
vom Mann, der wegen Rachemords zum Galgen schreitet, beweist es. Unsere Welt
lebt seit Jahrzehnten in Angst vor Terrorismus (oder zumindest versuchen die
Medien, es uns einzureden). Ursache der Anschläge ist vor allem Rache, ob
für die Vertreibung und Knechtung der Palästinenser, ob für die
sonstigen Kreuzzüge des Westens im Orient.
Im Verhältnis zu den Hunderttausenden, die direkt oder indirekt von westlichen
Mächten im Orient umgebracht wurden (so sind Mitte der Neunziger-Jahre hohe
UNO-Funktionäre mit der Begründung zurückgetreten, das Embargo
gegen den Irak sei Völkermord und habe nichts gebracht als den Tod einer
halben Million Kinder) sind die Menschenopfer im Westen durch Terrorismus gering
und machen nur einen minimalen Prozentsatz der von der Öffentlichkeit mehr
oder minder emotionslos hingenommenen Verkehropfer aus.
Durchaus erfolgreich waren die Terroristen jedoch, was den Abbau der Menschenrechte
im Westen durch dessen eigene Regierungen betrifft. Wie der jüngste Fall,
der der Videotäter zeigt. Die haben nur ausgesprochen, was jeder
geistig Minderbemittelte begreift und vermutlich auch unsere Regierung wußte.
Wenn ich in einem faktischen Bürgerkrieg eine Seite (mag die sich auch UNO
nennen) auch nur symbolisch unterstütze, wird die andere auf mich böse
sein und Rachegelüste hegen. Doch alsogleich bricht Hysterie aus oder wird
geschürt, und flugs nimmt man die Sache zum Anlaß, für die Obrigkeit
die Befugnis zu fordern, heimlich in den Computern, also faktisch in Tagebuch
und Schlafzimmer ihrer Bürger zu schnüffeln: George Orwell 1984.
Unter diesen Gegebenheiten und vor allem auch, weil Rache keine Einbahnstraße
ist und Konflikte verewigt, würde ich sie aus der Medikamentenliste streichen.
E.L.
Manfred Karremann,
Sie haben uns behandelt wie Tiere
Wie wir jeden Tag mühelos Tiere schützen können, Höcker Verlag
Hamburg 2006, Taschenbuch, 224 Seiten, 15.50 EUR(A)
Ein Buch das nicht nur die übliche schmerzliche Behandlung von
Nutztieren vor allem bei Transport und Schlachtung aufzeigt sondern auch Auswege.
Karremann ist den meisten bekannt als einer, der nicht nur am Schreibtisch Pamphlete
schreibt. Er dokumentierte jahrelang das grausige Geschehen am Ort der Qual,
Gefahren nicht scheuend, Seine Filme kennen viele und sie haben viele aufgerüttelt.
Das Buch ist also aus eigener Anschauung geschrieben, die Informationen durch
viele Fotos belegt. Dinge, die die Branche nicht gern hat: Wie es ein Geflügelmäster
formulierte: Die Leute sollen das Zeug fressen und nicht fragen, wos
herkommt. Karremann kam noch davon, als er in einer deutschen(!) Legehennenfabrik
in den USA filmte. Vor kurzem (wir berichteten) wurde ein anderer Aktivist in
USA wegen Filmens zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Das zeigt die Wichtigkeit
unseres Slogans: Kauft nur Produkte, deren Herstellung man filmen darf.
Der Autor läßt uns lebendig an seiner Arbeit teilhaben, doch er gibt
auch ausführliche Anleitungen wie wir alle, ob ein klein bißchen oder
viel, helfen können, damit es besser wird. Sein Stufenplan: Sich informieren dran
denken bleiben lassen Tun sich engagieren.
Die Arbeit besticht dazu durch einen reichen Schatz an einschlägigen Zitaten
prominenter Menschen aus Vergangenheit und Gegenwart.
Büchereingang:
Hans-Peter Posavac
Schneckenflüstern statt Schneckenkorn
Neue Erde Verlag Saarbrücken 2006, 106 Seiten, kart., 9,80 EUR(D), ISBN
3-89060-240-1
www.neueerde.de
Markus Leyacker-Schatzl
Gedanken für ein erfülltes & erfolgreiches Leben, 14,90 EUR, auch
unter Tel 0699-18000081 oder w ww.lebensgeschenke.com zu bestellen. Eine Sammlung
aus Gedanken, Texten und Zitaten, die das Leben bereichern, verfaßt vom
den Lesern der steirischen Tier-schutz-Nachrichten aus der Kolumne unbequem bekannten
engagierten Tierschützer und Vegetarier. Ein Geschenk für Tierfreunde.
Seite 17 bis 18:
Notizen
Barbara Rütting 80 Jahre
Frau Rütting, ehemals Schauspielerin, dann Aktivistin für Frieden,
für Gesundheit, Vollwerternährung, für Tierschutz, Vegetarierin,
Buchautorin (u.a. Grüne Rezepte für den blauen Planeten, Essen wir
uns gesund, Koch- und Spielbuch für Kinder, Mein neues Kochbuch...), grüne
Abgeordnete zum bayrischen Landtag wird am 21.November achtzig Jahre alt.
Die anima-Redaktion gratuliert und wünscht Kraft und Gesundheit fürs
aktive Wirken!
Konsumentenmacht:
Masterfoods und Vegetarier
Der Lebensmittelkonzern Masterfoods ent-schloß sich im Frühjahr in
Abkehr von der bisherigen Übung für die die Produktion von Molke statt
mikrobiellem, künftig Kälberlab zu verwenden. Das wird aus dem Magen
geschlachteter Kälber gewonnen, ist also nicht vegetarisch. Molke ist in
verschiedenen Süßwaren des Konzerns, u.a. im Mars-Riegel enthalten.
Die britische Vegetarier Gesellschaft protestierte, doch Masterfoods erklärte
schnöde: Bedauerlich, aber es bleibt dabei.
Die Vegetariervertretung forderte darauf ihre Mitglieder auf, sich bei der Firma,
der örtlichen Zeitung oder ihrem Parlamentsabgeordneten zu beschweren. Innerhalb
einer Woche erhielt das Unternehmen mehr als 6.0000 Beschwer-deanrufe und Mails,
und 40 Parlamentarier unterschrieben eine Petition. Nun kapitulierte Masterfoods,
entschuldigte sich und versprach, auf Kälberlab zu verzichten. Schließlich
sei der Kunde der König. EVU-News 1/07
Pfirsichkerne zurück an den Absender
Jede Gemeinschaft braucht Gesetze und Regeln. Die funktionieren nur, wenn die
Bevölkerung dahintersteht und aktiv mitwirkt, Rücksichtslosen ihren
Unmut spüren läßt, sie notfalls zur Anzeige bringt. Die paar
Polizisten allein wären machtlos. Nun sollte man meinen, die Angehörigen
der Staatsgewalt wären froh, wenn Bürger Courage zeigen, Übertretungen
aufzeigen, Gesetzesbrecher zur Rede stellen.
Dem ist nicht so. Tierschützer können davon ein Lied singen. Versuchen
sie offensichtliche Tierquälereien im Wirtschaftsleben, die Ausbeutung,
die Quälerei von Nutztieren, z.B. bei Tiertransporten zu hindern, stellen
sich die Organe der Staatsmacht nicht selten statt hinter sie gegen sie. Erstattet
jemand Anzeige wegen fortgesetzter Gesetzesverstöße in welcher Sache
auch immer, kann es geschehen, daß sich die Organe weniger den angezeigten Übeltaten
widmen. Sie belauern lieber den Anzeiger in der Hoffnung, dem etwas anhängen
zu können. Nach dem Motto da könnte ja jeder kommen und dem
werma schon abgewöhnen, unsere Ruhe zu stören.
Ein krasser Fall: Eine nicht seltene Unsitte ist das Hinauswerfen von Abfall,
wie Bananenschalen, Pfirsichkernen aus dem Autofenster. Das Stadtbild wird dadurch
nicht schöner und es ist verboten. Es kann sogar tödliche Folgen haben:
wenn etwa ein Radfahrer drauf ausgleitet.
Nun hat sich ein Bürger der Aufgabe gewid-met, dem entschlossen entgegenzutreten,
hat den Unrat wieder ins Auto zurückgeworfen, in einigen Fällen. Oder
bei einem mit laufendem Motor stehengelassenen, die Luft verpestenden Auto den
Motor abgedreht. Und dgl. Was tut die Behörde. Sie sagt sich, Ordnung ist
allein unser Revier, auch wenn wir nichts tun. Dem werden wirs schon zeigen,
dem entziehen wir den Führerschein, im Wege des Amtsarztes. Und ordnete
eine Untersuchung an. Denn wer fortgesetzt auf Einhaltung der Gemeinschaftsregeln
drängt, muß geistesgestört sein. Der Verwaltungsgerichtshof war
allerdings anderer Meinung und sah keinen Grund für eine ärztliche
Untersuchung.
DDr. Balluch freigesprochen
Wie berichtet, verurteilte ein finnisches Gericht den Obmann des VgT zu einer
Geldstrafe, alles in allem 2.000 Euro, weil er tierquälerische Pelztierfarmen
gefilmt hatte (anima 3/2006, S.8). Die böse Tat fand sogar Eingang in den öster.
Verfassungsschutzbericht 2003. Das finnische Berufungsgericht sah da allerdings
anders und sprach Balluch Ende August frei.
Auch die Bestrafung Balluchs durch die BH Tulln wegen angeblicher Befreiung einiger
Jungfasane, die Jäger gesetzwidrig abschießen wollten, (siehe letzte
anima: Nur wer Tiere totschießt, liebt sie) wurde vom Unabhängigen
Verwaltungssenat als Berufungsbehörde aufgehoben.
Die Entscheidungen lösen allerdings nicht das Grundproblem: Die meisten
Nutztier-Käfige stehen nicht wie in Finnland offen in Wäldern, die
Nutztiere werden bei uns hinter streng verschlossenen Mauern gehalten, allfällige
Tierquälereien finden dort unter Ausschluß der Öffentlichkeit
statt. Offizielle Kontrollen sind laut fürsorglicher Tierschutzverordnung
nur alle 50 (!) Jahre vorgesehen.
Die alltägliche Tierquälerei in der EU
Viele werden die erschütternden Karremann-Filme über die Rinderexporte
in den Libanon kennen. Schwerverletzte Tiere mit Seilwinden und Kränen an
einem Bein hängend ins und aus dem Schiff gehievt. Man dachte, das sei abgestellt.
Mitnichten: Jüngste Recherchen und geheime gräßliche Aufnahmen
in Italien, Portugal, Spanien und den Niederlanden durch ANIMALS ANGELS,
die Tierschutzorganisation der ehemaligen Pfarrerin Christa Blanke, die sich
den Tiertransporten verschrieben hat, (jetzt D-60323 Frankfurt a.M., Rossertstr.
8, Tel. (0049)-(0)69 7079 817 0, w ww.animals-angels-de), beweisen es. Sogenannte
Downer,
Rinder,
die am
Ende sind, die aufgrund von Verletzungen, Schwäche, nicht mehr aufstehen
können, werden nicht nur Richtung Libanon, nein auch innereuropäisch
so behandelt. Übrigens nicht selten Tiere, die bei uns daheim gezüchtet
wurden.
Der Irrsinn der Tiertransporte zeigte sich jüngst in Österreich. Ein
Schweinetransporter aus Ostdeutschland verunglückte auf dem Wege zu einem
Schlachthof in der Steiermark nahe der slowenischen Grenze gleich zweimal. Von
weither nach Österreich, weil hier die an Überkapazität leidenden
Schlachthöfe ein paar Cents mehr zahlen. Und die Fleischwaren dann als österreichisch
verkaufen. Nebenbei zu Herkunftsangaben: Wußten Sie, daß unser steirisches
Kürbiskernöl zum Teil aus chinesischen Importkernen gepreßt wird?)
Besagter Schlachthof behauptete übrigens bisher auf seiner Homepage, er
verarbeite nur Tiere aus naher Umgebung.
Gedenken an hervorragende Tierhelfer
Hans Ruesch ist 94jährig am 27.8.2007 gestorben. Der
frühere Schweizer
Rennfahrer und spätere Publizist wurde in Tierschutzkreisen vor allem durch
sein Engagement gegen die Vivisektion: dazu 1978 sein Aufsehen erregendes Buch
Nackte Herrscherin Entkleidung der medizi-nischen Wissenschaft bekannt.
Anita Roddick ist am 10.9.2007 knapp 64jährig an einer
Gehirnblutung gestorben.
Sie hatte aus kleinsten Anfängen die Kosmetikkette The Body Shop aufgebaut.
Der Verkauf des hunderte Millionen Euro schweren Unternehmens 2006 ausgerechnet
an einen auch mit Tierversuchen befaßten Kosmetik-Großkonzern hat
manche Tierfreunde betrübt.
________
Hunde
Zu den Hundeessern vom ORF (nebenan)
Fortsetzung aus Werner Zimmermann, Nur ein Tier, Seite 13
Später hatte ich Gelegenheit, der Schäferhunde feine Eifersuchtsgefühle
sowie ihre verblüffende Urteilskraft und Anpassungsfähigkeit verschiedenen
Meistern gegenüber zu erleben. Sie waren geriebene Psychologen, dem Herrn meist
weit überlegen. Ist doch auch das von Schule und Erziehung noch nicht seelisch
verkrüppelte Kind der weit schärfere Beobachter als der eingebildete
Große.
Seite 19 und 20:
Die Hundeesser vom ORF
Zur als Live-Magazin bezeichneten spätabendlichen kabarettähnlichen
Sendung Willkommen Österreich am 23.8.2007, in der mit viel
Liebe zum Detail die Tötung eines lieben Hunderls und seine Verarbeitung
zu einem Festtagsbraten dargestellt wurde, erreicht uns folgender Seherbrief:
Herrn Generaldirektor
Dr. Alexander Wrabetz, ORF Wien
Sehr geehrter Herr Generalintendant,
das Wesen von Mensch und Hund lasse sich vergleichen, berichtete vor kurzem
der Gourmet-Report News für Feinschmecker (warum gerade der?):
Hunde hätten ein ähnlich vielschichtiges Psychoprofil wie wir Menschen.
Daß in manchen Weltgegenden viele Menschen weniger an der Psyche als
am Fleisch ihrer Hunde interessiert sind, ist bekannt. In Ostasien zum Beispiel.
Und über die sogenannten Hundeesser von Svinia in der Slowakei erzählt
der Kulturpublizist Karl-Markus Gauß: Roma am unteren Ende der Elendsskala,
selbst von den anderen Roma verachtet.
Mit Interesse sah ich unlängst in Ihrem Programm (Willkommen Österreich,
23.8.), dass Hunde essen auch im ORF Anklang findet. Aufhänger
für die Darbietung waren allerdings nicht Roma sondern die Appenzeller,
wohl ein Bergstamm in entlegener Schweizer Alpenregion, gleich hinter der österreichischen
Grenze. Appenzeller, meinten Ihre ORF-Komiker, mästeten und äßen
Hunde.
Vordergründig nicht ganz unglaubwürdig, immerhin wirbt Appenzell
im Internet mit dem Slogan Als wäre die Zeit stehengeblieben.
Und im-merhin ist anders als in Österreich in der Schweiz das Töten
von Hunden und Katzen zur
Gewinnung von Nahrung und anderen Produkten nicht verboten, und immerhin
sollen Internetberichten zufolge unter Fein-schmeckern gerade Appenzeller,
nicht die Menschen, die Hunderasse beliebt sein.
Lassen wir beiseite, dass das Verspotten von Minderheiten nicht gerade von
feiner Denkungsart zeugt. (Allzu leicht wird daraus Diskriminierung und Schlimmeres.
Den Roma hat man erst Hunde essen, dann Kinder entführen,
dann Kannibalismus, ihnen oder anderen Minderheiten schließlich Ritualmord
vorg-worfen, und dann hat man sie vergast.)
Denn Ihren Kabarettisten kann man kaum Verspottung von Hundeessern vorwerfen.
Dazu waren ihre Ausführungen zu sehr in epischer Länge gehalten und
von warmer Sympathie getragen. Sie zelebrierten geradezu, vom freudvoll jauchzenden
Publikum unterstützt, das gespielte Hundeessen und seinen Werdegang: vom
gehätschelten Hundchen, über dessen realistisch dargestellte stümperhafte
Erwürgung, das Präsentieren des ge-häuteten Leichnams (von welchem
Tier er auch immer stammen mochte), die Zubereitung durch einen tatsächlichen
oder vorgeblichen Meisterkoch bis zum Beginn des Mahls in illustrer Runde.
Da wirft das vom ORF übertragene Opus doch einige Fragen auf.
Eine naheliegende ist vielleicht zu einfach: Hundefett galt in der Volksmedizin
als besonders heilkräftig. Einige glauben noch heute daran. Macht die
Arbeit im ORF so krank, daß Redakteure die letzte Rettung in der Volksmedizin
sehen?
Das Schlachten von Hunden und Katzen ist in Österreich klar und eindeutig
verboten. Mit gutem Grund, in Übereinstimmung mit der ganz großen
Mehrheit der Bevölkerung. Der Hund ist treuer Gefährte des Menschen,
vielfach Familienmitglied, oder Helfer, als Wächter, als Blinden-, als
Lawinenhund... Hunde und Katzen als Nahrungsmittel sind im euro-päischen
Kulturkreis nicht sozialadäquat, formuliert ein Kommentar zum Tierschutzgesetz.
Wenn wir unsere besten Freunde essen, wo ist denn da die Grenze? , so eine Schweizer Tierschützerin in einer Polemik gegen illegale Hundehändler. Da berührt es eigenartig, wenn der ORF, laut Gesetz (auch) eine Bildungsinstitution, frohgemut faktisch, im Ergebnis, Gesetzesbruch und Bestialität propagiert.
Bis zur BSE-Krise haben manche Industriebetriebe Hunde partiell zu Toiletteseife
und Hundefutter verarbeitet. Es gibt natürlich auch hierzulande Menschen,
auch im Internet aktiv, Reaktionen auf die jüngste Meldung über
eine australische Umweltschützerin, die de-monstrativ eine verwilderte
Katze zu Ragout verarbeitet und verspeist hat, zeigen es die darüber
hinaus für Hunde- und Katzenfleisch als Menschennahrung agieren und eine
Aufhebung des Verbots fordern. Ist es Aufgabe des ORF, für diese kleine
Gruppe unausgewogen Schleichwerbung zu betreiben? Sind wir ORF-Zwangsmitglieder
verpflichtet, mit unseren Gebühren das zu bezahlen?
Ein Vorfall in Wien hat das Thema Kannibalismus wieder aktuell gemacht. Die
kleine Madeleine in Portugal und der kleine Pascal in Saarbrücken sind
noch immer nicht gefunden. Werden wir, wenn wir ORF schauen, demnächst Humor
kennt ja keine Grenzen ein Festmahl mit Menschenfleisch sehen?
(Anmerkung: Der Brief blieb unbeantwortet.)
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