Inhalt Nr.4/2007

 

Aus dem Inhalt:


Markus Leyacker-Schatzl
Vegetarische Füße? ............................... 3


Helmut F. Kaplan
Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar ... 4


Erwin Lauppert
Astrid Lindgren ..................................... 5
Meine Kuh will auch Spaß haben


Bücher ................................................ 6
J. Balcombe, Tierisch vergnügt; Cl. André, Wilde Zärtlichkeit; ( C. Otterstedt, Mensch und Tier im Dialog;) H-P. Posavac, Schneckenflüstern; I. Erckenbrecht, Vegetarisch gesund durch die Schwangerschaft, (H. Kügler-Anger, Milchfrei und schnell gekocht;) Markus Leyacker-Schatzl, Gedanken für ein erfülltes & erfolgreiches Leben.


Bio immer wieder im Gerede .................. 8


Konsumenten-Info ................................ 9


Vegetarische Informationen .................. 12


Notizen .............................................. 13
Bitte genaue Adresse angeben!.............. 14


Rocky ................................................ 15


Peter Rosegger
Waldlilie im Schnee ............................. 16


Mit den Waffen der Frau........................ 20
Impressum 20


Seite 1:

Um eines kleinen Bissens
Fleisches willen
berauben wir eine Seele
der Sonne und des Lichtes
und jener Spanne
an Leben und Zeit,
für die sie in die Welt
hineingeboren wurde,
um sich an ihr zu erfreuen.

Plutarch
ca. 46 – 125 n. Chr.

 

Seite 2:

Liebe Leserinnen und Leser,


zum Jahresende ist es Brauch, zurückzublicken. Vor hundert Jahren war das Elend der Zugtiere die große Sorge des Tierschutzes. Das Thema ist von einigen Randerscheinungen abgesehen vom Tisch. Es waren die Herren Otto und Diesel und sonstige Zug-maschinenkonstrukteure, die für Abhilfe gesorgt haben. Blättern wir in zwei Jahr-zehnten anima-Heften sehen wir, der Trans-port ist Thema geblieben, statt der trans-portierenden Tiere sind es jetzt die trans-portierten. Zwar gibt es jetzt schöne Vor-schriften, doch zeigt der in der letzten ani-ma zitierte Bericht der Animals’ Angels: die Praxis ist häufig anders, auch EU-intern.


Zum Jahresende ist es Brauch, nach vorn zu blicken: Was können wir tun? Das dem Wirschaftssystem eigene Gewinnstreben können wir nicht abschaffen und die Abhängigkeit der Regierungen von mächtigen Wirtschaftskräften auch nicht. Und das Fleisch-Essen anscheinend – leider – auch nicht. Wenigstens solange es nicht gelingt, ein geschmacklich ansprechend billigeres Ersatzfleisch zu schaffen. Ansätze gibt es, siehe das Projekt „Future Food - Fleisch ohne Tierhaltung“, www .futurefood.org. Fast scheint es, Erfindergeist, nicht Menschlichkeit ist gefragt.


Doch bis dahin? Ein vielleicht erreichbares Ziel wäre es, möglichst viele Konsumenten dazu zu bringen, Ware, die von weit her kommt, abzulehnen. Und gegen die leider gesetzeskonforme Übung, Tiere von fernher, also z.B. holländische Schweine, sobald sie in Österreich verarbeitet sind (welch trauriges Wort), als heimisches Produkt zu deklarieren, anzukämpfen. Nicht nur durch Protestschreiben an die Regierung sondern durch stetes aufmüpfiges Verhalten in den Geschäften. Das kostet gar nicht viel Mut. Mehr als hinausschmeißen kann Sie niemand. Und außerdem, der Kunde ist schließlich König.


Übrigens, erinnern Sie sich noch an den Slogan, den wir aus Anlaß der strafgerichtlichen Verfolgung von Mißstände filmenden Tierfreunden vorgestellt haben: Kauft nur Produkte, deren Entstehen man filmen darf.


Eine der Schwierigkeiten in der Tier-schutzszene ist es, daß sich viele zu sehr für offensichtlich vorläufig Unerreichbares engagieren, statt sich auf Erreichbares zu konzentrieren. Beherzigenswerte Worte hat dazu ein amerikanischer Tierschutzaktivist gefunden. Im Artikelchen ‚Mit den Waffen der Frau’ auf der vorletzten Seite ist er zitiert.

 

Die Änderung der Rechtslage durch die Novellierungen des Tierschutzgesetzes in diesem Jahr sind wenigstens teilweise nicht erfreulich, es ist hier zu wenig Raum um profund darauf einzugehen. Betrüblich, daß der Hundeverkauf in Zoogeschäften wieder gestattet ist. Wir schließen uns dem eindringlichen gut begründetem Appell unseres Rocky an: Wenn ein Hund, dann aus dem Tierheim.

 


Liebe Leserinnen und Leser,
wir wünschen Ihnen besinnliche Feiertage und ein gutes neues Jahr!
Ihre anima-Redaktion

 

Seite 3:

Vegetarische Füße ?


Vielleicht ist Ihr Bauch ja vielleicht Vegetarier? Hoffentlich. Als Tierfreund und Tierschützer müßte Ihr Bauch ja schon längst vegetarisch leben ... Wenn ja: gratuliere! Wenn nein: Es wird Zeit!

Aber leben Ihre Füße schon vegetarisch? Ja, Sie haben richtig gelesen – leben Ihre Füße bereits vegetarisch? Manch ein Leser mag nun an meiner geistigen Verfassung zweifeln, aber keine Sorge, ich meine es ernst.

Kein Fleisch zu essen ist ja – wie Sie wissen – ethische, gesundheitliche und ökologische Verantwortung. Aber wußten Sie schon, dass die Fleisch-‚Industrie’ finanziell entscheidend durch die Lederindustrie ‚gestützt’ wird? Müss-ten die Fleischproduzenten die Tierhäute alle teuer entsorgen wäre Fleisch wesentlich teurer!

Aber derzeit werden weltweit jährlich Milliardenbeträge mit Leder verdient – mit drei Konsequenzen:
1. Fleisch kann günstiger verkauft werden – und es wird folglich auch mehr Fleisch gekauft, weil es billig ist.
2. Die Menschheit trägt die Haut von toten Tieren am Körper – und alle giftigen Chemikalien die dafür sorgen, dass die „Haut“ weich und elastisch bleibt (würde sonst ja verfaulen, wie bei jedem Tierkadaver).
3. Lederabfälle sind dadurch auch eine große Belastung für die Umwelt (Müllberge)


Doch Sie haben es in der Hand – besser gesagt vor allem am Fuß – das zu ändern: Tragen Sie „vegetarische Schuhe“! Ich tue das seit Jahren und bin hoch zufrieden. Inzwischen gibt es bereits alle Varianten – bis hin zu Sportschuhen, Damenstiefeln, elegante Busineßschuhe, auch Gürtel, etc. Zu günstigen Preisen, in Top-Qualität, pflegeleicht und aus umweltfreundlichen Materialien. Und Sie leisten einen großen Beitrag für die Tiere und die Umwelt, weil Sie damit den Fleischhandel boykottieren. Umweltgifte und Müllberge vermeiden. Und das schönste für Ihren Geist: Sie tragen nicht mehr die abgezogenen Haut von geschundenen und ermordeten Tieren an ihren Füssen. Im österreichischen Schuhhandel leider noch nicht erhältlich, aber bequem im Internet bei einem englischen Schuhmacher, mit dem ich seit Jahren zufrieden bin: www. vegetarian-shoes.co.uk/
(u. a. bei einem österr. Versand, siehe un-ten).
© Markus Leyacker-Schatzl
Aus der Kolumne ‚Unbequem...’ der Novem-ber-Nummer der Tierschutz-Nachrichten des Aktiven Tierschutzes Steiermark, des größten steirischen Tierschutzvereins, mit freundlicher Genehmigung des Autors.
markus.leyacker @ ycn.com, www . MarkusLeyacker.at

 

Vegetarian Shoes können in Österreich übrigens auch bei der Versand-Firma
Lebensweise, Helmut Singer, Fuchsberg 15, 3062 Kirchstetten, T. 0743 /88 211, Fax/ 88 214, www. veganversand-lebensweise.at, veganversand @aon.at Es gibt sie mitunter auch bei Fauna, Radetz-kystr. 21, 1030 Wien.


Billige lederfreie Schuhe in einfacherer Qualität, jedoch häufig sehr strapazfähig, finden Sie mit etwas Mühe nicht selten auch in Billiggeschäften.

 


Fünf Meter dick
ist die Asphaltdecke an einer Stelle der Bundesstraße nahe Weiz in der Oststeiermark. Sie führt dort über eine alte Lederdeponie und muß, weil sich der Boden ständig senkt, immer wieder aufgedoppelt werden. Um die Sanierung der Lagerstätte, eine umweltgefährliche Altlast – es geht um viele Millionen Euro – wird seit langem gestritten. Die Verbringung der Abfälle an einen sicheren Ort ist nicht möglich, da wegen des dabei zutage tretenden unerträglichen Gestanks die 10.000 Einwohner des Ortes evakuiert werden müßten. Die Raab, von Lederfabriks-Abwässern gespeist, fließt stark schaumbelastet von Österreich nach Ungarn, ein zwischenstaatliches Ärgernis.
Schon diese beiden Beispiele, es gibt etliche andere, zeigen wie sehr unvorhergesehene Folgekosten der Ledererzeugung die Allgemeinheit belasten können.

 

Seite 4:

Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar

(Ingeborg Bachmann)


Helmut F. Kaplan (geschrieben im Herbst 2007)


Der Herbst scheint die große Zeit der Fotowettbewerbe zu sein. Jedenfalls stieß ich in den vergangenen Wochen häufig .... Text siehe www. Tierrechte-kaplan.org

 

Helmut F. Kaplan, Philosoph und Autor, zählt zu den Pionieren der Tierrechtsbe-wegung.
Zahlreiche Bücher zur Ethik der Mensch-Tierbeziehung. Sein jüngstes Buch: Der Verrat des Menschen an den Tieren.
Dann u.a.: Tierrechte – Die Philosophie einer Befreiungsbewegung
Die ethische Weltformel – eine Moral für Menschen und Tiere.
Tiere haben Rechte – Argumente und Zitate von A bis Z

 

Seite 5:

Astrid Lindgren


Meine Kuh will auch Spaß haben


Vor hundert Jahren wurde Astrid Lindgren geboren. Die Würdigungen, die der im Jänner 2002 gestorbenen wohl weltweit bekanntesten Kinderbuchautorin zuteil wurden, sind zahlreich. Wir wollen uns hier auf ein Thema beschränken, ihren Kampf um bessere Lebensbedingungen für Nutztiere, den sie, als sie schon um die achtzig war, vier Jahre lang führte.


Dokumentiert ist der Streit in einem Büchlein, das sie 1990 (deutsch 1991, leider vergriffen) geschrieben und dem sie den Titel ‚Meine Kuh will auch Spaß haben’ gegeben hat, Worte eines kleinen smaländischen Bauernjungen aus ihrer südschwedischen Heimat, der vielleicht mehr vom Gefühlsleben der Rinder verstand als manch Verhaltensforscher.


Begonnen hatte es 1985 mit dem Foto einer wehmütig blickende Stallkuh in einem schwedischen Massenblatt, Das bewog die Schriftstellerin, die als Bauerntochter Kindheit und Jugend mit Tieren verbracht hatte, zu einem Zeitungsartikel. In dem sie über das traurige Los der Kühe als Kettensträflinge auf Lebenszeit klagte, von den Irrwegen einer liebeskranken Kuh berichtete, den ‚Kuhtrainer’ beschrieb, der mittels elektrischen Schlags die Tiere zwingt, an der richtigen Stelle zu kacken, und dem Erfinder dieses Marterinstruments totale Verstopfung wünschte. Dieser Artikel wieder brachte sie mit einer Tierärztin zusammen, die sich bislang erfolglos gegen die Mißstände gewandt hatte.


Ausbeutung, Quälerei und auch Tötung von Mensch und Tier fanden und finden in der Regel unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Ob es sich um Judenmorde oder Domobranzenmorde, um Guantanamo, Abu Ghraib, um Massenställe, Schlachthöfe, Versuchslabors oder was immer handelt Die Verantwortlichen meiden mit gutem oder besser schlechtem Grund das Licht – daher auch die Vergeblichkeit der Tierschutz-Forderung nach Videokontrolle. Das Volk soll unwissend bleiben. Nicht umsonst sind Versuchslabors, Massenställe, Schlachthäuser verschlossen.


Nur wenn ein Insider das Schweigen bricht, können Außenstehende etwas erfahren. Doch das geschieht kaum, denn es wäre meist sein zumindest wirtschaftlicher Tod. Auch die Veterinärin traute sich vorerst nur unter einem Pseudonym an die Öffentlichkeit und nannte erst unter dem Schutze der großen Dichterin ihren Namen.


Die warb nun in zahlreichen Zeitungsartikeln, gestützt auf das tierärztliche Fachwissen ihrer Mitstreiterin um Verbesserungen. Einige der Hauptzielpunkte: keine einseitige Förderung von Großbetrieben und im Akkord werkenden Großschlachthöfen, Weiderecht für Rinder, Käfighaltungsverbot, Strafabgaben für Krankheitsschäden.


Die Politiker wenngleich über das Engagement der ‚schwedischen Nationalheiligen’ nur mäßig erfreut, konnten die Initiative nicht ignorieren. Nach fast vier Jahren langer Debatten kam es schließlich zu einem neuen Tierschutzgesetz, einem Rahmengesetz mit ergreifend schönen Worten. Ernüchternd allerdings dazu die Rahmenbedingungen. Eine auch in Österreich beliebte Methode. Das Verbot der dauernden Anbindehaltung von Rindern z.B. wurde durch die Ausnahmebestimmungen der zugehörige Tierhaltungsverordnung faktisch aufgehoben. Weiderecht gibt es hier ohnedies nicht.


Die Bilanz, die Lindgren und ihre Tierärztin nach den jahrelangen Mühen ziehen mußten, eher betrüblich: Zwar das Tierschutzbewußtsein in Schweden gestiegen, ein paar kleine Verbesserungen, z.B. 15 Dezimeter mehr Platz je Schwein, bedingtes Verbot der Hennenkäfighaltung in zehn Jahren. Doch die meisten Ziele des Kampfes blieben unerreicht.
Unser Schluß: Werden Sie Vegetarier.

 

Seite 6 - 8:

 

Bücher

Tiere:
Jonathan Balcombe
Tierisch vergnügt – Ein Verhaltensforscher entdeckt den Spaß im Tierreich, Kosmos-Verlag 2007 (englisch 2006 unter dem Titel Pleasurable kingdom: Animals and the Nature of Feeling Good erschienen), 286 Seiten, geb., Format ca. 22 x 14 cm, 17,95 EUR(D); www. kosmos.de


Daß Tiere Freude fühlen, nach Vergnügen suchen, bedarf für jeden, der mit Tieren zusammenlebt, keines Beweises. Anders der Wissenschaftler. Dem obliegt es, alles genau zu ergründen. Der Verhaltensforscher Balcombe bringt dazu eine Fülle von Nach- und Hinweisen quer durch das Tierreich, teils anekdotischer Natur, teils exakte wissenschaftliche Versuche mit Messung der einschlägigen chemischen Reaktionen. Das Ergebnis evolutionsgeschichtlich gesehen: Vergnügen ist nützlich. Diese Erkenntnis, auch wenn sie in der behavioristischen Periode wenig Beachtung fand, ist nicht neu. Schon Charles Darwin hatte gemeint, erwähnt der Autor, daß niedere Tiere genau wie Menschen Vergnügen und Schmerz, Freu-de und Leid empfinden.
Das Buch ist viel mehr als eine Beispielsammlung. Der Autor setzt sich mit den wissenschaftlichen Strömungen auseinander und behandelt u.a eingehend in leicht verständlicher Sprache die wissenschaftlich kontrovers behandelte Frage, ob Tiere Bewußtsein haben und in welchem Grad
Bemerkenswert auch die Ausführungen über Fische. Zwar gibt es immer noch Wissenschaftler die Fischen Emotionen absprechen, doch sprechen viele neue Erkenntnisse gegen diese traditionelle Bild des Fisches als emsiges, dummes Wesen mit erbsengroßem Hirn, das vor allem durch ‚Instinkt’ angetrieben wird. Das ist nicht mehr gültig... zitiert Balcombe ein Wissenschaftlerteam: In Wirklichkeit verfügen Fische über soziale Intelligenz, haben Strategien entwickelt, um zu manipulieren, zu strafen und zu versöhnen, sie leben in stabiler kultureller Tradition und arbeiten zusammen, um Freßfeinde zu meiden und Nahrung zu finden.
Dazu im Buch noch ein Zitat aus The Genesis of Animal Play des Verhaltensforschers Gordon Burghardt mit Hinweisen auf spielende Fische: Die feste Grenze zwischen den Säugetieren und Vögeln einerseits und ‚niederen’ Wirbeltieren andererseits scheint zu bröckeln.
Fischerei, insbesondere als Sport wird so immer fragwürdiger.
Der Autor wendet sich gegen das Klischee der ständig um ihr Überleben kämpfenden Tiere. Auch wenn Tiere häufig früh sterben, das Leben zuvor biete auch Freude. Die Natur als grausam und hart zu schildern, könne auch einem ganz anderen Zweck dienen: die Ausbeutung der Tiere durch Menschen zu rechtfertigen.
Die Schlußfolgerung des Verhaltensforschers aus dem vielen dargebotenen Material:
Wenn wir glauben, daß Tiere nur Schmerz wahrnehmen können, trügen wir ausschließlich Verantwortung, ihnen kein Leid zuzufügen. Gestehen wir ihnen aber die Fähigkeit zu, Freude zu empfinden, reicht das nicht aus. Es wäre bereits verwerflich, ihnen Freude zu verweigern.
Wie es der weiter vorn im Blatt gewürdigte Bauernjunge Astrid Lindgrens sagte: Meine Kuh soll auch Spaß haben.


Claudine André
Wilde Zärtlichkeit – Mein Paradies für Bonobos im Herzen Afrikas, Kosmos-Verlag Stuttgart 2007, 260 Seiten, bebildert, geb. Format ca. 22 x 14 cm, 19,95 EUR(D)


Die Bonobos, eher irreführend da nicht kleiner nur schlanker auch Zwergschimpansen genannt, in den tiefen Regenwäldern des Kongobeckens daheim, wurden erst spät als eigene von den Schimpansen verschiedene Art spezifiziert. Abholzung und illegale Jagd in dem lange von Mißwirtschaft und Bürgerkrieg heimgesuchten Land bedrohen den unterschiedlich auf zwischen 5.000 und 100.00 geschätzt Bestand. Ein kürzlich von der Regierung gewidmetes Schutzgebiet kann daran wenig ändern. Zwar hauptsächlich Pflanzen- und Früchteesser sollen sie nach neueren Be-richten ähnlich den Schimpansen gelegentlich auch Jagd auf kleinere Wirbeltiere machen./Soweit wikipedia. Ansonsten huldigen sie anders als die aggressiveren Schimpansen eher dem Prinzip ‚Make love, not war’.
Das vorliegende Buch handelt vom späten Lebenswerk der Autorin, dem Aufbau einer Schutzstation für Bonobowaisen. Sie, Belgierin, doch im Kongo aufgewachsen, war schon Endvierzigerin, als sie 1991 während der Unruhen ein Besuch im devastierten Zoo von Kinshasa zur Tierschützerin werden ließ: Es waren die leeren Blicke der Bären, Löwen und Schimpansen, die mich getroffen hatten. Ich habe ihr Elend bis zur Unerträglichkeit gespürt. Sie organisierte Futter für die halbverhungerten Tiere, und bemühte sich um die Rettung des Zoos. Schließlich wurde ihr die Sorge um (vorwiegend) kleine Bonobos, zur Hauptaufgabe. Bonobo-Mütter werden in den Wäldern illegal geschossen, ihr Fleisch kommt auf den Markt, ihre kleinen Kinder werden unter meist schrecklichen Bedingungen in die Hauptstadt gebracht, um sie dort als Haustier oder auch als Fleisch zu verkaufen.
Die Autorin erzählt einleitend aus ihrem frü-heren Leben mit interessanten Einblicken in die Probleme des Kongo. Der Hauptteil des Buches handelt eher tagebuchartig von den vielen, vielen Mühen, die es kostete, auf Spenden angewiesen, in diesem zerrütteten Land den Waisen eine naturnahe Heimstätte zu schaffen und zu erhalten. An der verwaltungstechnischen Seite von Tierheimen Interessierte werden vielleicht genaueres Zahlenmaterial vermissen.
Wenn immer jemand etwas für Tiere tut, kommt fast reflexhaft der Einwand: Und für die Menschen? Umsomehr in einem Land mit schätzungsweise über vier Millionen Bürgerkriegstoten, Massenelend und sterbenden Kindern. Abgesehen davon, daß es auch im Kongo Luxus neben Armut gibt, warum bleiben dieselben Leute, die sich übers Geldausgeben für Tiere in Afrika alterieren, gelassen, wenn es ums Geldausgeben für Diamanten oder Scho-kolade (bei der dazu die Cadmium-Frage noch ungelöst ist) aus Afrika, geht? So oder so, es werden Arbeitsplätze in Afrika geschaffen.
Die Station liegt nur 30 km von Kinshasa, einer Acht-Millionen-Stadt, entfernt, kann so auch Zoo- und Pädagogikfunktion für naturentfremdete Stadtkinder erfüllen. Auf 35 Hektar vorwiegend Wald leben über 40 Bonobos. Daß die meisten der Kleinen - nicht alle – überlebten, war nicht zuletzt der Erkenntnis zu danken, daß die sensiblen Wesen eine zärtliche menschliche Ersatzmutter brauchen. So sehr diese Fürsorge besticht, in dem einen oder anderen Fall gibt es ein Fragezeichen. Ist es Fürsorge oder Quälerei, eine achtzehn Jahre lang in einer menschlichen Familie aufgewachsene Bonobo, die gewohnt ist, Fernseher und WC-Spülung zu betätigen, in Illustrierten zu blättern und sich aus dem Kühlschrank zu bedienen, die sich als Mensch fühlt, in ein Auswilderungsprogramm unter halbwilde Tiere zu verbannen, sie, der Sex fremd ist, noch dazu unter sexuell sehr aktive Tiere?
Wie in jedem Tierheim, stellt sich früher oder später die Frage der Überfüllung. Ob die letzthin beabsichtigte schwierige Auswilderung gelingt, ist noch offen. Siehe auch www.claudine-andre.de; Übrigens Orang-Utans: siehe u.a. www.bos-deutschland.de

Büchereingang:
Dr. Carola Otterstedt
Mensch und Tier im Dialog – Kommunikation und artgerechter Umgang mit Haus- und Nutztieren – Methoden der tiergeschützten Arbeit und Therapie, Kosmos-Verlag Stuttgart 2007, 550 Seiten, geb. Format ca. 25 x 18 cm (LxB), 49,90 EUR(D), (www .kosmos.de)
Wir besprechen das umfangreiche, interes-sante Werk in der nächsten anima.

Gesundheit und Küche

Irmela Erckenbrecht
Vegetarisch gesund durch die Schwanger-schaft – kompetenter Rat, praktische Tipps, vollwertige Rezepte, pala verlag, D-64283 Darmstadt 2007, 198 Seiten, Hardcover, ca. 21 x 14 cm, 14,40 EUR(A), 14 EUR (D), ISBN 978-3-89566-231-7 (www .pala-verlag.de)
Da das Buch erst kurz vor Redaktionsschluß einlangte und daher eine Rezension durch eine Fachkundige nicht zeitgerecht zu bewerkstelligen war, andererseits unser eingeschränktes Redaktionsteam zum Thema über keinerlei unmittelbare körpereigene Erfahrung verfügt, hier nur die Wiedergabe des Verlagsprospekts:
Mit Beginn der Schwangerschaft tauchen viele Fragen auf, schließlich möchten Eltern für ihr Kind nur das Allerbeste. Oft werden sie in dieser aufregenden Zeit mit gut gemeinten Ratschlägen überhäuft. Vegetarierinnen oder Frauen, die sich gerade jetzt entscheiden, auf Fleisch zu verzichten, werden häufig verunsichert.
Irmela Erckenbrecht räumt in ihrem Buch mit vielen Vorurteilen auf und bietet werdenden Eltern verlässliche Informationen über die Vorteile der vegetarischen Vollwertkost. Sie weist aber auch auf den besonderen Nährstoffbedarf in der Schwangerschaft hin und zeigt, welche Lebensmittel jetzt besonders wertvoll sind. Vielfältige Rezepte machen es leicht, Mutter und Kind optimal zu versorgen.

Büchereingang:

Heike Kügler-Anger
Milchfrei und schnell gekocht – Köstliche vegetarische Rezepte bei Laktose-Intoleranz
und Kuhmilchallergie, pala verlag, D-64283 Darmstadt 2007, 220 Seiten, Hardcover, ca. 21 x 14 cm, 14,40 EUR(A), 14,00 EUR(D), ISBN:978-3-89566-232-4

Garten:


Hans-Peter Posavac
Schneckenflüstern statt Schneckenkorn, mit vielen Zeichnungen von Kay Strathus, Neue Erde Verlag Saarbrücken 2006, 106 Seiten, brosch., ca. 21 x 15 cm, 10,10 EUR(A)/ 9,80 EUR(D)/sFr 18,–, ISBN 978-3-89060-240-0 (www .neueerde.de)
Kaum anderswo ist der rassistische Haß gegen Immigranten so intensiv wie seitens vieler Gärtner gegenüber der rotbraunen spanischen Wegschnecke, vornehmer Arion lusitanicus benannt. Selbst manch an sich lebenschützender Veganer dingt andere, tötungsbereite Immigranten, aus dem fernen Indien, Kannibalen, auf daß sie watschelnden Ganges die Sa-latkonkurrenten vertilgen. In der Frühjahrs-nummer der anima haben wir ein Büchlein aus dem pala-Verlag, Schneckenalarm, vorgestellt, mit vielen guten Ratschlägen. Falls die nichts geholfen haben, der Schneckenflüsterer stellt eine andere Methode vor.
Erziehen Sie Ihre Schnecken. Er meint, wenn man Hunden Benehmen lehren kann, warum nicht auch Schnecken. So völlig abwegig nicht, wenn selbst der eine oder andere Wissenschaftler, wie bei J. Balcombe, Tierisch vergnügt (siehe vorige Seite) nachzulesen, Schnecken Emotionen zugesteht.
Ein bißchen strapaziös ist die Methode, die Posavac in launigen Worten vorstellt, schon. Sie müssen die Schnecken täglich vom Salat einsammeln, ihnen einen längere Rede halten – so 20, 30 Minuten, die Worte bitte psychologisch wählen – und die Tierlein dann an einen anderen Platz im Garten bringen, wo sie nach Herzenslust fressen können. Ohne das Prinzip ‚Leben und leben lassen’ geht gar nichts. Nach sechs, sieben Wochen täglicher Schulung sollte es dann funktionieren. Die genaueren Einzelheiten bitte im Buch nachlesen. Probieren Sie es. Sollten die Kleinen wider Erwarten nichts lernen, dann haben wenigstens Sie gelernt: Verständnis für die Kreatur und meditative Gelassenheit.


Lebenskunde:


Markus Leyacker-Schatzl
Gedanken für ein erfülltes & erfolgreiches Leben, Verlag Books on Demand Norderstedt 2007, 136 Seiten, Format 22 x 15,5 cm, 14,90 EUR, ISBN 978-3-8334-6729-5; auch unter w ww.lebensgeschenke.com oder Tel. 0699-18000081 zu bestellen.
Der engagierte Vegetarier und Autor – den Lesern der steirischen Tierschutz-Nachrichten aus der Kolumne „unbequem“ bekannt – dessen Beitrag ‚Vegetarische Füße’ Sie auf Seite 3 lesen können, hat eine Sammlung zusammengestellt, nicht zum Drüberfliegen, zum Nachdenken und zur Besinnung.
Gedanken, eigene Texte und viele viele Zitate, die das Leben bereichern.

 


Bio immer wieder im Gerede

Auch wenn wir meinen, daß Bio insgesamt immer noch besser als konventionelle Tierhaltung ist: Wir haben schon mehrmals in der anima Bedenken gegen die laxe Praxis vieler Bio-Verbände geäußert; insbesondere betrüblich, daß Weidegang nicht zwingend ist (Übrigens ‚Auslauf’ ist nicht Weide, sondern nur eine Betonfläche außerhalb des Stalles).
Ende November berichtete das Bayerische Fernsehen (Sendung ‚quer’): "Angekettet: Bio-Boom macht Öko-Kühe unglücklich
„ Biosupermärkte schießen wie Pilze aus dem Boden. Der Markt kommt kaum noch hinterher, ... Deshalb gibt es immer öfter Übergangs- und Ausnahmeregelungen für Biobauern. So dürfen z.B. Bio-Kuhhalter ihre Kühe über den Winter tagaus, tagein im Stall anbinden, ganz ohne Auslauf. Der Gesetzgeber möchte die Biobauern vor abschreckenden Investitionen in tiergerechtere Laufställe schützen. quer weist nach, dass die Hälfte aller Bio-Milchbauern ihre Kühe an die Kette legt, während gleichzeitig immer mehr konventio-nelle Bauern ihren Tieren freien Auslauf in modernen Ställen lässt."
Wir nahmen den Bericht zum Anlaß, uns neuerlich an Bio Austria wie folgt zu wenden:
„ Wir haben unseren Interessenten immer em-pfohlen, aus Tierschutzgründen, Bio-Milchpro-dukte zu wählen, sind diesbezüglich aber – nicht nur durch obige auf deutsche Verhältnisse zugeschnittene Sendung – immer mehr verunsichert. Wir wären Ihnen dankbar für
1. eine Stellungnahme zu obiger Sendung auch bezogen auf österreichische Verhältnisse
2. österreichische statistische Daten:
2.1 wie hoch ist der Prozentsatz der Bio-Milchkühe
2.1.1 mit regelmäßigem Weidegang (und nicht nur Auslauf)? 2.1.2 in Anbindehaltung?
2.1.2.1 mit Auslauf im Winter
2.1.2.2 ohne Auslauf im Winter
2.2 wie steht es diesbezüglich bei Kälbern und Kalbinnen ?
2.3. wie alt werden die Milchkühe (Durch-schnitts- und Medianwert)?
2.4 wie hoch ist die Milchleistung (Durch-schnittts- und Medianwert)?
2.5 hauptsächliche Rassen
2.6 Zahl der Bio-Milchkühe und Zahl der konventionellen Mlchkühe insgesamt
2.7 wie werden die zur Mast bestimmten männlichen Kälber und Rinder (aus der Milchviehzucht) gehalten.“
Antwort wurde zugesagt, steht aber noch aus.
Gesellschaft für humane Nutztierhaltung

E.L.

 

Seite 13 - 14

Notizen


Animals’ Angels, Adressen-Berichtigung
In den ‚Notizen’ in der letzten anima war irr-tümlich die neue Adresse der um Tiertrans-port-Kontrolle verdienten Organisation teilweise falsch wiedergegeben.
Die Adresse lautet richtig: Rossertstr. 8, (D-) 60323 Frankfurt /Main, Tel.(0049)-(0)69-7079 817 0, www . animals-angels.de


Verbandsklagerecht in Bremen
Nach der Ablehnung eines deutschlandweiten Verbandsklagerechts für anerkannte Tierschutzverbände durch den Bundesrat 2004, hat Bremen gehandelt. Im September 2007 beschloß es als erstes deutsches Bundesland die Einführung des Verbandsklagerechtes. In Bremen tätige Tierschutzorganisationen können nun mittels einer Feststellungsklage vor den Gerichten des Bundeslandes klagen, um z. B. behördliche Entscheidungen überprüfen zu lassen. Bremen hat zudem eine neue Bundes-ratsinitiative zur Einführung des Verbandsklagerechtes auf Bundesebene gestartet. Näheres www . verbandsklage.tierrechte.de.
In Österreich waren die entsprechenden langjährigen Tierschutzforderungen bislang leider vergeblich.


Helmut F. Kaplan - Preisträger der Hans-Rönn-Stiftung
Die Stiftung, 1999 in Düsseldorf gegründet hat zum Ziel, den Blick der Öffentlichkeit auf solche Menschen zu lenken, die beispielhaft und uneigennützig für die Rechte und Bedürfnisse aller Tiere eintreten und ihren Mißbrauch bekämpfen. Der Stifter Hans Rönn (1922 –2003), aus Pommern vertrieben schließlich nach Westdeutschland gekommen, hat ohne eigentlich reich zu sein, einen Teil des in harter Arbeit Erworbenen noch zu Lebzeiten in eine Stiftung eingebracht.
Alljährlich werden mehrere verdiente Tier-schützer in zeitlicher Nähe zum Welttier-schutztag geehrt. Diesjährige Preisträger sind der Philosoph und Autor Helmut F. Kaplan, bekannt durch seine zahlreichen Bücher zum Thema Tierrechte, u.a. Der Verrat des Menschen an den Tieren, Franz Weber, Genf, Gründer der Franz Weber Fondation, bekannt u.a. durch die Veranstaltung von ‚Schauprozessen’ gegen tierquälerische Usancen, und Brigitte Gomm, Gründerin einer Hundeschutz-station in Thailand. Einen Sonderpreis erhielt die Kinder-Tagesstätte Rappelkiste aus Düsseldorf-Oberbilk, die sich seit 15 Jahren für eine vegetarische Ernährung der Kinder einsetzt. Sie meint, Tiere sind keine Lebensmittel.


Der Fleischpreis: Die zweite BSE-Krise - 100 Milliarden Euro


Franz Fischler (EU-Agrarkommissar) berichtet in seinen Erinnerungen (2006):


Im Jahre 2000 hat es europaweit eine zweite Welle von BSE-Fällen gegeben, insbesondere auch in Deutschland. Nicht weil neue Ansteckungsrisiken entstanden waren, sondern weil die Fälle viel früher als bei der ersten Welle entdeckt wurden. ... Faktum ist: es gab damals keine Alternative, als das unverkäufliche Fleisch zu entsorgen. (Anm. Bei der ersten Krise hatten wir 700.000 Tonnen Fleisch in Tiefkühllager retten können). ... Insgesamt hat der gesamte Skandal mit all seinen Verwerfungen auf den Märkten Europas an die 100 Milliarden Euro gekostet

.
Kosten der Maul- und Klauenseuche in England im Jahre 2001: Alles in allem 12 Milliarden Euro, schreibt die Hamburger ZEIT am 9.8.2007 in einem Rückblick zum neuerlichen Ausbruch der Seuche in England.


Liebe Leserinnen und Leser,
bitte um die Tür(Brieffach)nummer!

An Adressen ohne Nummer will die Post nicht mehr zustellen.
die Postprivatisierung hat Folgen. Schon jetzt ist es dem Ermessen des Briefträgers überlassen, ob er die Zeitschrift zustellt oder an den Absender mit dem Vermerk „Anschrift unvollständig“ zurückschickt, wenn die Angabe der Brieffachnummer am Hausbriefkasten (und falls vorhanden auch der Stiegennummer) fehlt. So kamen schon etliche Zeitschriften zurück, obwohl die Anschrift jahrelang genügt hatte. Ab 1.Jänner 2008 will die Post alle Sen-dungen ohne Fachnummer nicht mehr zustellen und zurückschicken.
Deshalb bitten wir Sie, sollten diese Angaben auf Ihrer Anschrift fehlen, uns (Stiege und) Fachnummer bekanntzugeben – am einfachsten auf unseren Anrufbeantworter Tel. 0316- 46 37 17 oder 0720 – 345 298 (bitte deutlich und langsam sprechen!). Oder mit der Karte, Seite 19). Den Adreßzettel einfach durch die Fachnummer ergänzen (Bitte Porto nicht vergessen)! Danke.


Neue Export-Subventionen für Schweinefleisch belohnen Tierfabriken
Zu den Plänen der EU-Kommission, Exporterstattungen für Schweinefleisch wieder einzuführen, erklärt Ulrike Höfken, Sprecherin der deutschen Grünen: Die Wiedereinführung von Subventionen zur Exporterleichterung von Schweinefleisch ist ein falsches Signal. Es kann nicht sein, dass das Fleisch aus den neuen Megamast-Anlagen den Markt überschwemmt und damit zu einem Preisverfall beiträgt, während gleichzeitig Geld der Steuerzahlerinnen und -zahler zur Beseitigung von deren Übermengen verwendet wird. Damit werden die Auswirkungen von Massentierhaltung und die in den Riesen-Mastanlagen verursachten Marktverzerrungen auch noch belohnt...In den vergangenen Monaten wurden vor allem in Ostdeutschland gegen den großen Widerstand der Bevölkerung Tierfabriken mit bis zu 85.000 Mastplätzen gebaut.
Quelle: Grüne BRD, 8.11.2007


Salzburger Schlachthof in Bergheim
Neuer Pächter mit Kauf-Option Schlachthofs, der im Februar durch einen Rindertransport aus Estland ins Gerede gekommenen war, ist die OSI-Gruppe, weltweit Hauptlieferant von McDonalds. Kommt es zum Kauf, sollen 70.000 Rinder pro Jahr in Bergheim geschlachtet werden. Seit Sommer nahm die Zahl der Transporte Richtung Bergheim bereits zu. Sie kommen aus Rumänien, Slowenien und Tschechien. Quelle: Salzburger Nachrichten, 3.10.2007


Tierversuche steigen in der EU
Mehr als 12,1 Millionen Tiere wurden im Jahr 2005 in der EU laut Kommission zu Versuchszwecken verwendet, davon 1.047.284 in den 10 neuen Staaten. In der EU-15 um 3,1 %. mehr als 2002. Zählt man die ohne Versuch für wissenschaftliche Zwecke getöteten Tiere dazu, erhöht sich die Zahl auf schätzungsweise 16 Millionen. Den höchsten Anteil an den Versuchstieren hatten mit 53% die Mäuse, gefolgt von Ratten (19%) und Fischen (14%). Dazu 3.898 Katzen, 24.119 Hunde und 10.443 Affen.
Frankreich meldete die höchste Zahl verwendeter Tiere (2.325.398), gefolgt von Großbritannien (1.874.207) und Deutschland (1.822.424). Der größte Teil der Tierversuche fiel in den Bereich der Grundlagenforschung (33%), gefolgt von der Forschung für Human-, Veterinär- und Zahnmedizin (31%) und der Produktkontrolle (15%). Die toxikologischen Versuche gingen trotz der größeren Anzahl der Mitgliedstaaten von 1.066.047 auf 1.026.286 Tiere zurück. Einen besonders starken Rückgang von 341.967 auf 198.994 gab es im Bereich der Ausbildung.
Die Vereinigung fordert endlich konkrete Schritte gegen den Aufwärtstrend wie ver-stärkte finanzielle Förderung tierversuchsfreier Testmethoden und insbesondere rigorose "Erfolgskontrollen" für Tierversuche.
Quelle: Ärzte gegen Tierversuche’ e.V.


Satte Rinder und hungernde Menschen
ü berschreibt Jeremy Rifkins ein Kapitel seines 1992 geschriebenen Buchs Das Imperium der Rinder über die Massenproduktion von Rindern und Fleisch mit all den üblen Nebenerscheinungen und die Macht der Fleischkonzerne. Schon damals wies er auf den beträchtlichen Anteil der für die Erzeugung von Futtergetreide notwendigen Düngemittel und des Methangas-Ausstoßes der Rindermassen auf die globale Erwärmung hin. Es hat lange gebraucht, bis sich auch die FAO, die UNO- Ernährungsorga-nisation 2006 des Themas annahm, allerdings ohne die Konsequenz zu ziehen, den Fleischanteil an der Ernährung zu mindern. Sie fordert lediglich, die Kosten der Umweltzerstörung in die Produktpreise aufzunehmen.


WWF: Methan und Lachgas: Die vergessenen Klimagase - Wie die Landwirtschaft ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten kann
Unter dieser Schlagzeile fordert nun der WWF, die Landwirtschaft mit einer Emissionssteuer für Methan und Lachgas zu belasten. Die Umweltanforderungen an die Landwirtschaft hätten bislang nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Bislang haben Emissionen keinen Preis und es besteht damit kein ökonomischer Anreiz für den Einsatz emissionsmindernder Technologien beziehungsweise für die Umstellung auf nachhaltige landwirtschaftliche Produktionsmethoden wie den ökologischen Landbau. Die Emissionssteuer wäre ein zusätzlicher Anreiz, die Emissionen dieser Treibhausgase zu reduzieren.

Wer hat Interesse an einem vegetarischen Stammtisch in Pötting, Bezirk Grieskirchen, Oberösterreich? Wir wollen all jene anspre-chen, die an vegetarischer Nahrung interes-siert sind oder sich auch schon vegetarisch ernähren, und Personen für die vegetarisch/vegane Ernährung nicht bloß ein Trend, sondern eine Lebenseinstellung ist. Auch gemeinsames Kochen möglich. Bei Interesse bitte bei Michaela Höckner 0699/10049122, m.hoeckner @ 24speed.at melden.
Auch vegetarische Köche (Koch/Köchin für Kochabende oder – kurse gesucht. Interessenten bitte ebenfalls bei M. Höcker melden.

 

Seite 15

Rocky

Wir Hunde haben uns, wie Sie sicher wissen, schon vor Jahrtausenden den Menschen angeschlossen und einer pro-fitierte vom anderen.
Heute sind wir die beliebtesten Haustiere und es gibt zahlreiche Studien darüber, welch positiven Einfluss wir auf die Psyche unserer HalterInnen haben.
Möchten Sie auf den Hund kommen?
Vielleicht haben auch Sie schon einmal darüber nachgedacht, ihr Leben mit einem meiner Artgenossen zu teilen? Wenn ja, möchte ich Sie bitten, bei der Wahl unbedingt einige Dinge zu beachten:
Die erste Anlaufstelle für einen wahren Tierfreund sollte stets ein Tierheim sein. Die Heime sind überfüllt von Hunden, die unbedacht angeschafft und dann abgeschoben wurden. Viele Hunde landen im Tierheim weil ihre einstigen HalterInnen die Wohnung oder den Partner wechselten, weil sie ein Kind bekamen, weil sie an der Leine ziehen, weil sie zu groß oder zu alt geworden sind usw. Diese Hunde haben eine zweite Chance verdient! Ich wünsche ihnen so sehr, dass sie, genau wie ich, jemanden finden, der sie versteht und liebt.
In Zeitungsinseraten bieten auch häufig Privatpersonen und Bauern Hunde an. Bitte, nehmen Sie diesen nur dann ein Tier ab, wenn sie sich bereit erklären, die Hündin kastrieren zu lassen. Es ist in ländlichen Gebieten leider noch immer üblich, dass Hündinnen Jahr für Jahr Junge bekommen und alle nicht vermittelbaren Welpen einfach grausam getötet werden.
Sollten Sie sich mit dem Gedanken spielen, ein Rassetier bei einem Züchter zu kaufen, möchte ich Sie eindringlichst bitten, dies nicht zu tun. In erster Linien deshalb, weil ich es geradezu verantwortungslos finde, weitere Tiere gezielt ins Leben zu rufen, während es bereits viel zu viele Tiere gibt, die kein Zuhause haben. Ein weiterer Grund der gegen Rassehunde spricht ist, dass viele Rassehunde durch verschiedene Zuchtziele oft nur noch arme, marode Krüppel sind.
Würden all jene Menschen, die durch den Kauf von Rassehunden meist verantwortungslose profitorientierte Geschäftemacher unterstützen, sich ein ebenso liebenswertes Tier aus einem Tierheim holen, würde sich die Situation der Tierheime bald entspannen und es gäbe ein bisschen weniger Leid auf dieser Welt.
Bevor Sie sich aber meinesgleichen annehmen, sollten Sie unbedingt auch noch einige andere Punkte überlegen:
Habe ich täglich genug Zeit für einen Hund?
Hunde brauchen viel Bewegung und Auslauf! Kann ich ihm das bieten?
Welche Konstellation herrscht in meinem Haus? Leben Kinder und andere Tiere im Haus? Sind alle in der Familie einverstanden, dass ein Hund ins Haus kommt?
Wie verbringe ich meine Freizeit?
Gibt es jemanden, der mein Tier betreut wenn ich krank bin oder auf Urlaub fahre?
Bin ich bereit und in der Lage, Geld für Imp-fungen, Kastration, Futter, Steuer usw. aus-zugeben?
Lassen meine Wohnverhältnisse problemlos Hundehaltung zu?
Nur wenn die Beantwortung dieser Fragen zu Gunsten des Hundes ausfällt, sollten Sie sich einen vierbeinigen Freund ins Haus holen. Doch dann steht einem glücklichen Zusammenleben wohl nichts mehr im Wege


meint
Ihr Rocky

 

Die grünen Wiesen der Pelzindustrie

Das Deutsche Pelz-Institut, eine Organisation die für Pelz wirbt, behauptet auf seiner Website, Kanin (also Kaninchenpelz) komme von der „grünen Wiese“. Das hat uns gefreut. Bei näherer Betrachtung stellte sich allerdings heraus, daß für das Pelzinstitut auch Stallhaltung als „grüne Wiese“ gilt. Das hat uns schon weniger gefreut. Da Kaninchen nach unseren Informationen meist in engen Drahtkäfigen vegetieren müssen, baten wir das Pelzinstitut um nähere Information über die „Wiesen- und Stallhaltung“.
Leider vergeblich. Das Pelz-Institut schweigt.

 

Seite 16 - 17:

 

Waldlilie im Schnee

Peter Rosegger (1843 - 1918)


Ist so ein Wilderer geworden, der Berthold. Das Holzen wirft viel zu wenig ab für eine Stube voll von Kindern. Ich schicke ihm an Lebensmitteln, was ich vermag; aber das genügt nicht. Für das kranke Weib eine kräftige Suppe, für die Kinder ein Stück Fleisch will er haben und schießt die Rehe nieder, die ihm des Weges kommen. Dazu tut die Leiden-schaft das ihre, und so ist der Berthold, der vormal einst als Hirt ein so guter, lustiger Bursch gewesen, durch Armut, Trotz und Liebe zu den Seinigen, und durch Torheit anderer recht sauber zum Verbrecher herangewachsen.


Einmal schon bin ich bittend vor dem Förster gelegen, daß er es dem armen Familienvater um Gottes Willen ein wenig, nur ein klein wenig nachsehen möge, er werde sich gewiß bessern und ich wolle mich für ihn zum Pfande stellen. Bis zu diesen Tagen hat er sich nicht gebessert; aber das Geschehnis dieser wilden Win-tertage hat ihn laut weinen gemacht, denn seine Waldlilie liebt er über alles.


Ein trüber Winterabend ist es gewesen. Die Fenster sind mit Moos vermauert; draußen fallen frische Flocken auf alten Schnee. Berthold wartet bei den Kindern und bei der kranken Aga nur noch, bis das älteste Mädchen, die Lili, mit der Milch heimkehrt, die sie bei einem nachbar-lichen Klausner im Hinterkar erbetteln muß. Denn die Ziegen im Haus sind ge-schlachtet und verzehrt; und kommt die Lili nur erst zurück, so will der Berthold mit dem Stutzen in den Wald hinauf. Bei solchem Wetter sind die Rehe nicht weit zu suchen.


Aber es wird dunkel und die Lili kehrt nicht zurück. Der Schneefall wird dichter und schwerer, die Nacht bricht herein und Lili kommt nicht. Die Kinder schreien schon nach der Milch, dem Vater verlangt schon nach dem Wild; die Mutter richtet sich auf in ihrem Bette. „Lili!“ ruft sie, „Kind, wo trottest denn herum im stockfinsteren Wald? Geh’ heim!“


Wie kann die schwache Stimme der Kranken durch den wüsten Schneesturm das Ohr der Irrenden erreichen?


Je finsterer und stürmischer die Nacht wird je tiefer sinkt in Berthold der Hang zum Wildern und desto höher steigt die Angst um seine Waldlilie. Es ist ein schwaches, zwölfjähriges Mädchen, es kennt zwar die Waldsteige und Abgründe, aber die Steige verdeckt der Schnee, den Abgrund die Finsternis.


Endlich verläßt der Mann das Haus, um sein Kind zu suchen. Stundenlang irrt und ruft er in der sturmbewegten Wildnis; der Wind bläst ihm Augen und Mund voll Schnee; seine ganze Kraft muß er anstrengen, um wieder zur Hütte zurück gelangen zu können.
Und nun vergehen zwei Tage; der Schneefall hält an, die Hütte des Berthold wird fast verschneit. Sie trösten sich überlaut, die Lili werde wohl bei dem Klausner sein. Diese Hoffnung wird zunichte am dritten Tag, als der Berthold nach einem stundenlangen Ringen im verschneiten Gelände die Klause vermag zu erreichen.


Lili sei vor drei Tagen wohl bei dem Klausner gewesen und habe sich dann beizeiten mit dem Milchtopf auf den Heimweg gemacht.


„ So liegt denn meine Waldlilie im Schnee begraben“, sagt der Berthold. Dann geht er zu anderen Holzern und bittet, wie diesen Mann kein Mensch noch hat bitten gesehen, daß man komme und ihm das tote Kind suchen helfe.


Am Abend desselben Tages haben sie die Waldlilie gefunden.
Abseits in einer Waldschlucht, im finste-ren, wildverflochtenen Dickicht junger Fichten und Gezirme, durch das keine Schneeflocke vermag zu dringen, und über dem die Schneelasten sich wölben und stauen, daß das junge Gestämme darunter ächzt, in diesem Dickicht, auf den dürren Fichtennadeln des Bodens, inmitten einer Rehfamilie von sechs Köpfen ist die liebliche, blasse Waldlilie gesessen.
Es ist ein sehr wunderbares Ereignis. Das Kind hat sich auf dem Rückweg in die Waldschlucht verirrt, und da es die Schneemassen nicht mehr hat überwinden können, sich zur Rast unter das trockene Dickicht verkrochen. Und da ist es nicht lange allein geblieben. Kaum ihm die Augen anheben zu sinken, kommt ein Rudel von Rehen an ihm zusammen, alte und junge; und sie schnuppern an dem Mädchen und sie blicken es mit milden Augen völlig verständig und mitleidig an, und sie fürchten sich gar nicht vor diesem Menschenwesen, und sie bleiben und lassen sich nieder und benagen die Bäumchen und belecken einander und sind ganz zahm; das Dickicht ist ihr Winterdaheim.


Am anderen Tage hat der Schnee alles eingehüllt. Waldlilie sitzt in der Finsternis, die nur durch einen Dämmerschein gemildert ist, und sie labt sich an der Milch, die sie den ihren hat bringen wollen, und sie schmiegt sich an die guten Tiere, auf daß sie im Frost nicht erstarre.
So vergehen die bösen Stunden des Verlorenseins. Und da sich die Waldlilie schon hingelegt zum Sterben und in ihrer Einfalt die Tiere hat gebeten, daß sie getreulich bei ihr bleiben möchten bis es aus ist; da fangen die Rehe jählings ganz seltsam zu schnuppern an und heben die Köpfe und spitzen die Ohren und in wilden Sätzen durchbrechen sie das Dickicht und mit gellendem Pfeifen stieben sie davon.


Jetzt arbeiten sich die Männer durch Schnee und Gesträuche herein und sehen mit lauten Jubel das Mädchen, und der alte Rüpel ist auch dabei und ruft: „Hab‘ ich nicht gesagt, kommt mit herein zu sehen, vielleicht ist sie bei den Rehen!“


So hat es sich zugetragen; und wie der Berthold gehört, die Tiere des Waldes hätten sein Kind gerettet, daß es nicht erfroren, da schreit er wie närrisch: „Nimmermehr! Mein Lebtag nimmer-mehr!“ und seinen Kugelstutzen, mit dem er seit manchem Jahr Tiere des Waldes getötet, hat er an einem Stein zerschmettert.


Ich habe es selber gesehen, denn ich und der Pfarrer sind in den Karwässern gewesen, um die Waldlilie suchen zu helfen

.
Aus den „Schriften des Waldschulmeisters“

Foto: Waldlilie - Skulptur von Hans Brandstetter (1854 –1925) im Grazer Stadtpark (1885).


Das, wenn ich einmal von einer anderen Welt auf dieses unbegreifliche Erdenleben zurückschaue, das werde ich am allerwenigsten begreifen können, daß ich Tierleichen gegessen habe.


Peter Rosegger

 

Seite 20:

Mit den Waffen der Frau


Angefangen haben die Jungbauern. Die meinten ökosozial geprägt, pralle Oberschenkel und Brüste, die zwischen Stall und Feld gedeihen, dürften der Allgemeinheit nicht vorenthalten werden. Dem Jungbäuerinnen-Kalender folgten bald nachempfundene Operate voll männlicher oder weiblicher Reize anderer Berufsgruppen. Da konnten die Waidfrauen nicht zurückstehen. Sinnigerweise am Krampustag hat „Die Interessengemeinschaft Liberales Waffenrecht in Öster-reich“ ein Werk ähnlicher Art vorgestellt, einen Jägerinnen-Kalender. Den laut Internet eher züchtigen als liberalen Fotos ist immerhin zu entnehmen: Pralle Oberschenkel nennt auch die eine oder andere der Jungjägerinnen ihr eigen. Die interessantere Frage, besitzen sie auch ein Herz, beantwortet der Kalender nicht. Das wäre bei einem Preis von 27 Euro wohl zu viel verlangt.


„ Wiens Nobeljäger deklarieren sich als Lusttöter“ konnte man kürzlich in Wien heute.at lesen:
Vergangenen Samstag, 24.11. 2007, leistete sich ein Wiener Jagdklub ein Jagdspektakel der besonderen Art: Man reiste eigens nach Tschechien, um dort auf Fasane zu ballern, die nur für den Abschuss gezüchtet wurden ...
In vier Trieben wurden an die 500 Vögel erlegt, die in Kisten auf einem LKW herangeschafft worden waren. Niemals zuvor waren die Tiere in Freiheit. Sobald sie die Kisten mit wenigen Flügelschlägen verlassen hatten, war die gesammelte Gewehrsalve auf sie gerichtet - die Chance auf ein Überleben gleich Null.
Die Fasane versuchten verzweifelt, dem "Kriegsgeschehen" zu entkommen, wurden letztendlich getroffen und von den Hunden im Unterholz gepackt, Bleiregen rieselte wie Regenschauer nieder, verwundete Vögel knallten auf_die Autos.


Ob am Gemetzel auch Jägerinnen teilnahmen, war den beigegebenen Fotos nicht eindeutig zu entnehmen.


Unter der Überschrift ‚Keine Flintenweiber’ berichtete vor ein paar Monaten die österreichische Frauenzeitschrift „Welt der Frau“: Rund fünf Prozent aller steirischen Jäger seien weiblich. Die Zahl der Jägerinnen österreichweit gab sie mit 8.000 an: Prominente wie Monika Lindner und Maria Rauch-Kallat sind waidgerechte Jägerinnen. Annemarie Moser-Pröll begleitete schon ihren Vater ins Revier.


Es geht bei der Jagd um persönlichen Lustgewinn, meint Gerhard Staguhn in ‚Tierliebe - eine einseitige Beziehung’: Findet außerhalb der Jägerei ein Mensch einen besonderen Lustgewinn daran, ein Tier zu töten, so wird er von Psychologen als seelisch schwer gestört eingestuft. Die Psychoanalyse meint sogar eine Beziehung herstellen zu können zwischen Jagdlust und sexueller Lust. So erzählte der Schweizer Psychoanalytiker und Schriftsteller Paul Parin, begeisterter Jäger, er habe bereits als 13-Jähriger bei seinem ersten tödlichen Schuß auf ein Haselhuhn einen Orgasmus gehabt: Seither gehören für mich Jagd und Sex zusammen.


Steigen wir von den Niederungen des Geschlechtslebens wieder hinauf zum Herzen. „Die Welt der Frau“ sprach mit Monika E. Reiterer, die sich weltweit eingehend mit zahllosen jagenden Geschlechtsgenossinnen befaßt und das Buch „Ärgernis Jagd?“ geschrieben hat: Ihr Urteil, was das weibliche Geschlecht und das Waidwerk betrifft, ist eindeutig. ‚Erstens: Frauen legen besonderen Wert auf einen sicheren Schuss. Zweitens ist Frauen die Hege eine Herzensangelegenheit.’ ‚Was ist der Grund dafür? Ihre Liebe zum Lebendigen an sich?’ ‚Ja!’. Piff, paff. Der liebende Schuß ins Lebendige.
Daß Töten als Vergnügen ein mieses Hobby ist, steht wenigstens unter Tierschützern außer Streit. Wie es vor achtzig Jahren Axel Munthe im Buch von St. Michele, damals ein Bestseller, formuliert hat: Tiere haben so viel Recht zu leben wie wir, und unser Recht, ihr Leben zu nehmen, ist streng beschränkt auf unser Recht der Verteidigung und unser Recht auf Dasein. .... Die Notwendigkeit, wilde Tiere zu töten, ist nicht zu bestreiten, aber ihre Henker, die stolzen Jäger von heute, werden auf die Stufe der Schlächter von Haustieren herabsinken.
Zu diesen sagte Christiane Haupt (Tierärztin und Trägerin des hessischen Tierschutzpreises 2002) in ihrem erschütternden Schlachthof-Bericht „Um eines kleinen Bissens Fleisches willen“ (anima 1/1998): Nein, die wahren Unmenschen sind all jene, die diesen Massenmord (in den Schlachthäusern) tagtäglich in Auftrag geben, die durch ihre Gier nach Fleisch Tiere zu einem erbärmlichen Dasein und einem noch erbärmlicheren Ende – und andere Menschen zu einer entwürdigenden und verrohenden Arbeit zwingen.


Da sollte man meinen, es sind noch vor den Jägern die nach Schinkenwurst und Schnitzel lüsternen Konsumenten, die zu den bevorzugten Angriffszielen radikalerer Tierschützer zählen. Umsomehr als die Jagd bei den üblichen überhöhten Wildbeständen – jägerische Motive sind fürs Tier ja belanglos – von diversen Perversitäten wie die oben beschriebene abgesehen, heute die ziemlich artgerechteste Form der Nutztierhaltung ist. Und dazu quanti-tativ gegenüber der konventionellen Tierhaltung unbedeutend.
Doch auch Tierfreunde haben ihre Eigenheiten und Vorlieben. Und so ist nicht der Schweinshaxen- sondern der Jagd-Liebhaber der Lieblingsfeind der meisten Tierschützer. Immer wieder gab und gibt es Proteste, seit hundert Jahren, Demonstrationen, Jagdsabotagen. Die Jäger schmähende Begleitung beim Wiener Jägerball ist stets geübte Tradition, fast schon Folklore, ansonsten wechselt die Taktik. War es vor zwanzig Jahren modern, nächtens Hochstände umzusägen, werden heute eher ab und zu Treibjagden gestört. Lautes Wehgeschrei über dabei erwartungsgemäß bezogene Prügel soll die allgemeine Stimmung gegen die Jägerschaft aufheizen. Ob die Rechnung aufgeht? Oder handelt man sich damit wie in den USA und in England nur brutale Ausnahmegesetze nicht gegen die Jäger, gegen Demonstranten ein? Gemein ist den Protesten, daß sie sich meist gegen die Jagd an sich und nicht so sehr gegen bestimmte Praktiken richten. Dementsprechend sind die Erfolge der
Antijagdbewegung bisher minimal.


Ich fürchte, mit dem Bemühen die Jagd insgesamt - undifferenziert wohlgemerkt - zum Hauptziel tierschützerischer Aktivität zu machen, tut man dem Tierschutz im Ergebnis keinen guten Dienst. Die anima hat das Thema schon oft (u.a. in Nr.1 und 3/2002) lang und breit behandelt und wurde für diese These in Leserbriefen geprügelt. Dennoch, ich wiederhole: Wenn eine Strategie jahrzehntelang erfolglos bleibt, sollte man innehalten und nach einem besseren Weg suchen.
Wir hatten in früheren Debatten einen amerikanischen Tierschutz-Aktivisten, Henry Spira, zitiert (aus Peter Singer: ‚Henry Spira und die Tierrechtsbewegung’, Harald Fischer Verlag, Erlangen, einem Lehrbuch der Kampagnenführung):


Wir wußten, wenn wir den Lauf der Dinge beeinflussen wollten, mußten wir uns ganz auf eine einzelne augenfällige Ungerechtigkeit konzentrieren, auf ein einziges, klar abgegrenztes Ziel. Und das mußte auch noch erreichbar sein...
Mir erschien es völlig sinnlos, Schriften herauszugeben, den Leuten etwas von Grausamkeiten zu erzählen und sie um Geld zu bitten, damit wir ihnen nächsten Monat über noch mehr Grausamkeiten berichten können. Was soll das, man verhilft den Leuten zu einem Magen-geschwür, macht sie frustriert und sagt ihnen, also nächsten Monat frustrieren wir euch wieder – ist das nicht wunderbar?
Die Antivivisektionisten hatten ein Jahrhundert lang geschrieen: Abschaffung!
Alles oder nichts! Derweil hatte sich die Zahl der Versuchstiere in den USA vermillionenfacht. Eine jämmerliche Bilanz.“


Die Jäger generell als Mörder zu beschimpfen, hat bisher nichts gebracht. Andererseits, schon vor vielen Jahren hatten sich hier in in der Steiermark und auch anderswo Tierschutzvereine mit verständigen Jägern zusammengesetzt und ein gesetzliches Fallenverbot erreicht.


Es schiene mir vernünftig, diesen Weg fortzusetzen. Greifen wir, das heißt viele Tierschutzvereine gemeinsam, einzelne der jagdlichen Perversitäten heraus, z.B. das Hinmetzeln zahmer Fasane.


Wieder zurück zu den Jägerinnen und zur Frage: Haben sie Herz? Es mag manch altmodisch Denkendem wehtun, wenn Frauen, Mütter, nicht Leben hüten sondern töten. Dennoch, es hilft nichts, sie als Flintenweiber herabzuwürdigen. Sicher, es wäre schön, es würden weniger Männer und nicht mehr Frauen jagen. Doch Frauen ist häufig die Kunst zu eigen, auf Männer zivilisierend zu wirken. Die Publizistin oben preist die den weiblichen Jägern eigene Liebe zum Lebendigen an sich. Kann sein, das ist nur hohle Phrase. Es könnte aber auch sein, auf kaum der Kindheit entwachsenes zahmes Getier zu schießen, liegt Frauen weniger als Männern und sie würden Verbündete im Kampf gegen miese Jagdpraktiken. So gesehen wäre dem Einbruch des Weiblichen in die Männerdomäne Jagd sogar etwas abzugewinnen.


Erwin Lauppert

 

 


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