Inhalt Nr.1/2008
Aus dem Inhalt
Helmut F. Kaplan
Solange es so viele
leidende Menschen gibt ................. 3
Elisabeth Richter
Der Wahnwitz hat Methode ............. 4
Von der Schweinsbratenministerin
und dem Lebensminister
Gesunde Kraft ................................ 6
100 Jahre vegan-vegetarischer Fleischersatz
Bücher ............................................ 7
L. Eltz v. Hoffmann, Das Tier Focke, Tier-schutz in Deutschland - Otterstedt,
Mensch und Tier im Dialog - Rütting, Ich bin alt und das ist gut so - Zeitschrift
ALTEX - Ferrari, Genmaus & Co - Küglker-Anger, Milchfrei und schnell
gekocht - Kugler, Vegetarisch essen - Grünefeld, Das Mulchbuch - Vegetarian
Visitor
Vegetarische Informationen ......... 10
Bio oder Zurück zum Ursprung ................ 11
Info der Gesellschaft für humane
Nutztierhaltung
Rocky ........................................... 12
Meinungen .....................................13
Ortwin Maritsch,
Fleischesser, Vegetarier, Veganer, Esoterikwuzzis und Rocky! Warum Menschen
oft ein Leben lang an ihren fleischlichen Essgewohnheiten festhalten?
Leserbriefe zu:
Die Hundesser vom ORF
Nochmals zur Jagd:
Reaktionen zu Mit den Waffen der Frau
Manfred Kyber
Himmelsschlüssel ........................ 16
Ein Märchen
Janez Drnovsek ............................ 17
1950 2008
Offenlegung und Impressum ............ 18
Erwin Lauppert
Das Schweigen der Krämer ........... 20
Seite 1 und 2:
Bis auf weiteres
Das Messer blitzt, die Schweine schrein,
Man muß sie halt benutzen,
Denn jeder denkt: Wozu das Schwein,
Wenn wir es nicht verputzen?
Und jeder schmunzelt, jeder nagt
Nach Art der Kannibalen,
Bis man dereinst Pfui Teufel! sagt
Zum Schinken aus Westfalen.
Wilhelm Busch
1832 1908
Liebe Leserinnen und Leser,
Wilhelm Busch als Verfasser von Max und Moritz ist wohl allen ein Begriff.
Nicht so allgemein bekannt ist eine andere ernstere Seite des Dichters. Aus
Anlaß seines hundertsten Todestags möchten wir uns dieser erinnern.
Lieselotte von Eltz-Hoffmann sagt dazu in ihrem neuesten Buch Das Tier Kulturgeschichtliche
Betrachtungen (siehe die Bücherseite dieser anima-Nummer), der Künstler
fühlte eine innige Liebe zur Natur und setzt fort:
Erstaunlicherweise waren es gerade die Bienen, deren Beobachtung ihn zur Erkenntnis
einer gemeinsamen Wurzelverwandschaft aller Kreatur brachten...
Wilhelm Busch war jedoch nicht nur von hingebungsvoller Liebe zu den Tieren,
sondern noch mehr von einem tiefen Mitgefühl für ihr Leiden beseelt.
Immer wieder hat er dies in seinen Werken zum Ausdruck gebracht. Mit Entschiedenheit
wandte er sich gegen die Qualen, die der Mensch dem Tier zufügt, und erhoffte, ähnlich
wie Schopenhauer, dem er sich geistesverwandt fühlte, einen Fortschritt
der menschlichen Kultur in kommenden Zeiten, in denen die herrschende
Anschauung überwunden sein würde, dass die Tiere nur für den
Menschen geschaffen wären und ihren Zweck nur dann erreichten, wenn er
sie zu seinen Zwecken gebrauche oder auch mißbrauche.
So sind auch seine Verse (auf der Titelseite), die wie Satire wirken, in Wahrheit
eine bittere Anklage gegen den Menschen.
Hundert Jahre sind vergangen und die große Mehrheit sagt immer noch nicht
Pfui Teufel! zum Schinken ob aus Westfalen oder aus unseren Landen. Ist Resignation
angebracht? Nein, es hat sich manches verändert, Vegetarier gelten nicht
mehr als Sonderlinge, die fleischlose Lebens-weise ist wenig auch selten geübt,
allgemein anerkannt; wir hoffen, es geht aufwärts.
Ihre anima-Redaktion
Seite 3:
Solange es so viele
leidende Menschen gibt ...
Helmut F. Kaplan
Solange es so viele leidende Menschen gibt, ist es unverantwortlich, Zeit
und Energie für Tiere zu investieren die Menschen kommen zuerst! So lautet
eine häufige Kritik an Tierrechtlern und Tierschützern. Nun, diejenigen,
die so reden, zeigen tatsächlich zunächst einmal eines: daß SIE
NICHT zu jenen gehören, denen die Menschen wirklich am Herzen liegen. Denn
wer sich wirklich um Menschen kümmert, dem sind auch die Tiere ein Anliegen,
und wer sich wirklich um Tiere kümmert, dem sind auch die Men-schen ein
Anliegen.
Einen anschaulichen Beleg hierfür liefert ein einfacher Test: Man frage
jene, die das Menschen-zuerst-Argument propagieren, welches Engagement für
Menschen ihnen denn keine Zeit mehr für Tiere lasse. Verle-gene Ausflüchte
werden die Folge sein! Tatsache ist nämlich: Wer helfen will, hilft, ohne
lange zu fragen, wem er zuerst helfen sollte, und wer nicht helfen will, der
hilft eben nicht und beruft sich dabei auf du-biose Prioritäten. "Die
Menschen kommen zuerst" ist in aller Regel ein Vorwand dafür, um weder
für Tiere noch für Menschen etwas zu tun.
Andererseits ist in der konkreten Praxis im gesamten Bereich gemeinnütziger
Tätigkeiten Aufgabenteilung sinnvoll und notwendig. Und deshalb ist auch
absolut nichts dagegen einzuwenden, daß sich manche Menschen auf das Wohl
von Tieren konzentrieren. Einer Museumsgesellschaft wird ja auch nicht, wie Gotthard
M. Teutsch treffend feststellt, vorgeworfen, sich nur um alte Kunst und nicht
auch um alte Menschen zu kümmern!
Erfreulicherweise gibt es aber im Alltag ge-nügend Gelegenheit, unabhängig
von seiner Hauptzielgruppe" für Menschen UND Tiere etwas zu tun.
So wird etwa niemand durch sein Engagement für Menschen daran gehindert,
keine Tiere zu essen, also vegetarisch zu leben!
Und wozu führen ethische Überlegungen in bezug auf die Frage, wem wir zuerst" hel-fen
sollten? Zunächst einmal zur Erkenntnis: Absolute Prioritätensetzungen
sind unsinnig. So würde etwa aus der Verabsolutierung der Regel Überleben
ist wichtiger als Gleichberechtigung" folgen, daß wir uns um die Gleichberechtigung
von Frauen erst kümmern dürften, wenn es keine vom Tode bedrohten Menschen
mehr gibt. Und aus der Regel Überleben ist wichtiger als Wohnen" folgte,
daß wir uns um Obdachlose erst kümmern dürften, wenn keine Menschen
mehr zu verhungern drohen.
Selbst plausible Prioritätensetzungen ver-lieren also durch Verabsolutierung
ihre Sinnhaftigkeit. Und Prioritätensetzungen, die von vornherein fragwürdig
sind, werden durch Verabsolutierung noch unsinniger. Die Menschen kommen
zuerst" ist eine solche von vornherein unsinnige Forderung! Warum? Weil
sie eine unbestreitbare Tatsache verleugnet: Es gibt Mißstände, die
schwerstes tierliches Leiden involvieren, und Mißstände, die nur vergleichsweise
harmloses menschliches Leiden involvieren.
Schwerstes Leiden WENIGER ernstzuneh-men als vergleichsweise harmloses Leiden,
ist offenkundig irrational und ungerecht. Exakt dies fordern aber die Menschen-zuerst-Befürworter:
Die Menschen sollen IMMER Vorrang vor Tieren haben egal, wie schrecklich
die Qualen von Tieren und wie harmlos das Unbehagen von Menschen auch immer sein
mögen! Mehr noch: Gemäß der Menschen-zuerst-Position brauchen
wir uns die Lebensbedingungen von Tieren nicht einmal ANZUSEHEN, solange es noch
irgendwelche Widrigkeiten für Menschen gibt. Denn: Die Menschen kommen sowieso
zuerst!
Damit wird quasi die Irrationalitätsschraube noch einmal angezogen - und
gleichzeitig jegliche Möglichkeit, die Fehlerhaftigkeit unseres Vorurteils
zu erkennen, ausgeschaltet: Fakten, die man ignoriert, können einen nicht
verunsichern.
So bedauerlich das Übermaß an Leiden auf Erden ist und so verwirrend
die Antworten auf die Frage, wie wir ihm begegnen sollten, zuweilen auch sein
mögen eines ist immerhin sicher: Die Menschen-zuerst-Forderung führt
heillos in die Irre, weil sie Fakten verleugnet und Irrationalität und Ungerechtigkeit
zur Regel macht: Selbst größtes tierliches Leiden zählt nichts
im Vergleich zu kleinstem menschlichen Leiden; selbst lebenslanges tierliches
Martyrium zählt nichts im Vergleich zu kurzem menschlichem Unbehagen. Die
Menschen kommen zuerst" ist eine intellektuelle und moralische Bankrotterklärung.
©
Helmut F. Kaplan
Helmut F. Kaplan, Philosoph und Autor, zählt zu den Pionieren der Tierrechtsbe-wegung.
Zahlreiche Bücher zur Ethik der Mensch-Tierbeziehung. Sein jüngstes
Buch: Der Verrat des Menschen an den Tieren.
Dann u.a.: Tierrechte Die Philosophie einer Befreiungsbewegung
Die ethische Weltformel eine Moral für Men-schen und Tiere.
Tiere haben Rechte Argumente und Zitate von A bis Z
w ww. Tierrechte-kaplan.org
Seite 4 und 5:
Der Wahnwitz hat Methode!
Von der Schweinsbratenministerin und dem Lebensminister
Elisabeth Richter
Österreich hat weltweit das beste Tier-schutzgesetz, Österreich schützt
Tiere im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch, dem-nächst vielleicht
sogar in der Verfassung. Österreich hat die engagierteste Tier-schutzministerin
und jedes Lebewesen samt der Natur wird vom Lebensminister mit Klauen und Zähnen
verteidigt, Österreich ist der Feinkostladen Europas mit kleinteiliger,
umwelt- und tierschonender Landwirtschaft, usw. usw. .............
Bevor Sie in Freudentränen ausbrechen. Alles nur Schönsprech und Schönschreib.
Das Land und die gesamte EU versinkt in Waschmittelwerbe-Sprüche von oben
und immer grausamer und umweltschädlicher werdenden Praktiken in der Realität.
Das soll natürlich niemand merken, schon gar nicht die Bevölkerung,
die immerhin zu 70 80 % bei eu-weiten Befragungen FÜR Natur + Tiere
abstimmt. Auch die Medien, verschliessen die Augen und verweigern Publizität,
selbst höchstdekorierte Wissenschaftler werden totgeschwiegen. Und, auch
wenn die UNO Studie nach Studie präsentiert, dass Massentierhaltung und
Maschinen + Chemie-Landwirtschaft DIE Klimasünder schlechthin sind, was
passiert? Genau nix.
Sie haben aber doch vom besten Tiertrans-portgesetz aller Zeiten in Österreich
gehört, von Tierschutzprojekten in Schulen, vom unabhängigen Tierschutzbeirat
im Ministerium, von glücklichen Schweinen, die die Tierschutzministerin!
dazu bewog, ein Schweinsbratenbuch zu schreiben?
Tja, ich würds das Orwell-Schönsprech-Phänomen nennen. Viel
Nettes und Unter-haltsames in die Fernsehkameras und Zei-tungsredaktionen schütten
und genau das Gegenteil durchführen.Brot und Spiele mo-dern sozusagen. Demokratie?
Tierschutz-beirat? Studien und Lobbying für die Tiere? Medienaufschrei?
Korrekte Information samt Bevölkerungsempörung? Konsumänderungen?
Klimaschutz- und Bioförderungen?
Schön wärs, aber die Leute, die aus den Tieren immer noch mehr
Geld pressen, ha-ben weder Gewissen noch einen Genierer und gängeln die
PolitkerInnen, die ohnehin höchstens am Rande interessiert sind (gilt nicht
als schick und bringt weder Macht noch Geld). Ab und zu beschliessen sie dann
weitere Verschlechterungen, die die Ausbeuterlobby sowie die Spekulanten wün-schen.
Verkündet werden natürlich tolle Verbesserungen für Tier und Natur,
der Re-gierungschef nickt ab, die Grünen prote-stieren heftig tja,
und dann ändert sich wieder nix an der Massentierhaltung, den sinnlosen
Transporten (neuerdings unter Planen mit lustigen Aufdrucken versteckt!) kreuz
und quer durch die Welt, der immer exzessiveren Ausbeutung der Tiere, dem Chemieeinsatz,
der Fleischmafia, den dadurch verursachten Umwelt- und Klimaschäden sonder
Zahl, dem Aufhörenmüssen der letzten ordentlichen Bauern, der empörenden öffentlichen
Föderung von immer noch grösseren Tier-KZs, usw. usw.
Bei uns im Westen steigt der Protest gegen den Tierausbeutungs-Irrsinn, leider
auch der Tierqual-Irrsinn der Profiteure. Und jetzt kommen auch noch China,
Indien, Russland, usw. auf die Fleisch/Milchschiene, die wir im Westen bis
in den heutigen
Exzess getrieben haben. Die Profiteure freuts, die Spekulan-ten auch so
entstehen Preiserhöhungen für den Westen und neue, gewinnverspre-chende
Märkte (völlig liberal, sprich für die betroffenen
Tiere noch schrecklicher als bei uns schon üblich) mit milliardenfacher
Menschenbevölkerung. Und die werden nun alle auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte
getrimmt, selbst Länder wie das traditionell vegetarische und tierfreundliche
Indien macht sich auf den McDonalds-Weg, die bisher milchhassenden Chinesen werden
zu Milchkonsum gedrängt. Damit sie alle gross und stark werden........ Vermutlich
werden sie alle krank und siech, aber bis dahin haben die Abkassierer ihre Millionen
längst in Steueroasen und lachen sich kaputt.
Bei uns hingegen werden demnächst Polizi-sten die Jäger schützen,
damit sie nicht von tierschützerischen Zusehern beim Abknallen von Tieren
gestört werden. Immer grössere Tierfabriken (eine Freude für die
Bauindustrie) werden gebaut, mit EU-Förderungen natürlich. Das Käfigverbot
für Legehühner endet in neuen Käfigen (die Käfigindustrie
lacht sich kaputt). Massentötungen von extrem hochgezüchteten Tieren
in den Tierfa-briken wegen echter oder behaupteter Krankheiten nehmen rasant
zu (es zahlt der Steuerzahler). Gammelfleisch schlägt hohe Wellen (Betrug
dürfte im Fleischereigeschäft an der Tagesordnung sein). Gefüttert
wird zu 80 % Gen-Soja aus Übersee, extensive Tierhaltung (=Weiden) nimmt
immer mehr ab. Kühen, Schafen und Ziegen werden ihre Babies sofort nach
der Geburt entrissen und mit Milchpampe zwangsgefüttert (die Mut-termilch
bringt mehr Geld und wird daher verkauft). Und, Kärnten schlägt allen
Ern-stes Agrarparks in der Pampa vor, damit die Ortsbevölkerung von Tieren
nicht mehr belästigt wird (statt auf biologische und extensive
Tierhaltung umzustellen die stinkt nicht, der Bauer hat wieder ein or-dentliches
Einkommen und eine Tätigkeit, für die er sich nicht schämen muss.
Keine Massen von LKWs brausen täglich durchs Dorf, die Tiere sind gesund,
die Wiesen bleiben Wiesen und helfen so auch der Artenvielfalt und dem
erfreuten Auge des Betrachters).
Und gegen diesen grausamen, aber höchst gewinnbringenden Tier-Supergau stehen
quasi nur Sie und ich, sprich BürgerInnen, die ihrem Herzen und Gewissen
folgen und KEIN Leben vernichten wollen. Mit bluten-dem Herzen, mit privater
Zeit, mit privatem Geld, ohne macht- und geldvolle Lobby, ohne politische Macht,
ohne Medienpräsenz und noch immer ohne wirksamen Zusammenschluss der tausenden
Tierschutzvereine und abertausenden TierrechtlerInnen, bzw. TierschützerInnen.
ABER, Möglichkeiten haben wir trotzdem. Wir alle sind König Kunde,
wir können reden und schreiben, wir können Politik und Wirtschaft mit
Statements bombardieren, wir können spenden, wir können Aktivitäten
setzen. Wir müssen es allerdings wirklich tun lesen und traurig seufzen
hilft den Tieren leider gar nicht. Im Gegenteil, wo kein Widerstand da keine
Verbesserung. Wozu auch, denken die Profitierer und Gleichgültigen und machen
munter weiter.
Die Tiere selber haben keine Gewerkschaft und keine schlagkräftige gesetzliche
Ver-tretung. Im Grunde sind sie völlig rechtlos, noch immer. Auch die Tierschutzsombuds-frauen
und männer sind weisungsgebun-den und beamtet, dito natürlich
die Amt-stierärzte. Und die Polizei will mit Tierschutz meist gar nix zu
tun haben, hat ja noch kein Schwein am Postenkommando angerufen, um sich zu beschweren, so
ein launiger Spruch ...........
Also demaskieren wir Schönsprech und Schönschreib und handeln wir.
Nur Sie und ich und all die vielen anderen, heute gerne als uncoole Gutmenschen
verhöhnt -, WIR können helfen und müssen handeln. Die Zeit ist überreif.
Tun wir es nicht, gehören wir in auch zu denen, die nie was gemerkt, gewusst
und getan haben .......
PS: Ein erster Schritt vielleicht: Tierrechts-news (und Aktionen und Petitionen)
gibts gratis im Internet zu abonnieren. Für den deutschsprachigen
Bereich ist de.groups.
Yahoo.com/group/TR-Nachrichten-Austria sehr empfehlenswert. Ran an die Tasten die
Tiere warten dringendst!
Seite 6:
Gesunde Kraft
100 Jahre vegan-vegetarischer Fleischersatz
Wer wird noch Tierfleisch essen, wenn eine edlere und gesündere Nahrung
sich ihm bietet, die ihn nichts entbehren läßt? So optimistisch
wurde das Pflanzenfleisch, das der Lebensreformer und Schriftsteller
Fritz Kiel, ein Mitglied der ursprünglich vegetarischen Obstbaukolonie Eden
bei Oranienburg 1908 geschaffen und unter dem Namen Gesunde Kraft auf
den Markt gebracht hatte, beworben.
Er stellte das Fleischsurrogat in Eden her, der Vertrieb lief vor allem über
die Reformhäuser. Das Produkt bestand entnehmen wir den Edener Archivblättern aus
Körnerfrüchten, Hülsenfrüchten und Gewürzkräutern
und wurde durch Kochen mit Wasser zu einem Brei, der einer Hackfleischmasse ähnlich
war. Die genaue Zusammensetzung des Originalrezeptes ist bis heute nicht bekannt.
Einige Jahre später wurde die Masse auch gekocht als Fertiggericht in Dosen
angeboten. Daneben gab es auch pflanzliche Wurst ein der Leberwurst ähnlicher
Aufstrich in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Gedacht waren die Erzeugnisse
sowohl für den Übergang wie zu dauerndem Genuß.
Vor allem aber war das Pflanzenfleisch billiger als vergleichbares tierisches
Fleisch und fand in der damaligen Zeit stark steigende Fleischpreise und niedriger
Löhne auch Interesse unter den damals so vielen Zwangsvegetariern. So gewann
es 1913 ob seines außerordentlich feinen und fleischähnlichen
Geschmackes gerühmt auch eine Auszeichnung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft,
einer lnteressenvertretung der Landwirtschaft.
Ebenfalls vor hundert Jahren kam die Eden-Butter, die erste rein
pflanzliche Margarine ohne gehärtete Fette und ohne Konservierungsstoffe
auf den Markt. Nach den Obstsäften war sie dank des florierenden Absatzes
das zweite Stützbein der Edener Genossenschaft; auch wenn sie nach Einführung
des gesetzlichen Namensschutzes für Kuhbutter nicht mehr Pflanzenbutter
sondern pflanzliche Margarine hieß.
Um die Geschichte weiter zu erzählen: 1930 wurde die Kunstfleischproduktion
von der Genossenschaft übernommen und unter dem Namen Edener Pflanzenfleisch vermarktet.
Nach der Teilung Deutschlands entstand im Westen ein Eden-Unternehmen. Die ostdeutsche
Genossenschaft brachte die Rechte ein und war vorerst Haupt-, dann Minderheitseigentümer.
Das endgültige Aus im Osten kam erst mit der politischen Wende, mit dem
ungebremsten Einzug des kapitalistischen Systems. Die Mehrheitseigentümer
des Westunternehmens und dann notgedrungen auch die Ostgenossenschaft verkauften
die Westfirma 1991 an den Großkonzern Sandoz. Unter den neuen Eigentümern
und unter dem Markennamen Eden vertreibt die Firma eine große
Palette an Reformwaren, einschließlich der Eden-Margarine und Kunstfleischprodukte
mehrheitlich mit Eieiweiß oder Milchpulver in der Rezeptur.
Heute gelten Vegetarier, wenn auch immer noch eine sehr kleine Minderheit,
nicht mehr als Sonderlinge, eine Fülle von pflanzlichen Fleischalternativen finden
sich nicht nur in Reformläden, auch in größeren Lebensmittelmärkten.
Doch die optimistische Erwartung, Pflanzenfleisch würde tierliches Fleisch
ersetzen, hat sich nicht erfüllt. Die Surrogate sind immer noch Nischenprodukte.
Die Gründe dürften mehrfach sein. Eingefleischten Vegetariern
ist häufig alles, was irgendwie nach Fleisch schmeckt, zuwider, außerdem
sagen sich manche, wozu Getreide und/oder Hülsenfrüchte (insbes. Soja)
kompliziert ummodeln, wenn man sie mit Genuß unverfremdet essen kann. Bleibt
vor allem wer, wiewohl Vegetarier, aus alter Gewohnheit Fleischgeschmack nicht
entbehren will, und der eine oder andere Gesundheitsbewußte. Die große
Mehrheit, Menschen, die mit Vegetarismus nichts am Hut haben, werden sich für
Kunstfleisch nur interessieren, wenn es a) billiger als tierisches ist und ihnen
b) genau so gut schmeckt. Leider, anders als vor hundert Jahren, undank der heute üblichen
extremen Tierausbeutung ist Fleischsurrogat im allgemeinen teurer, und leider,
den Fleischesser-Gaumen geschmacklich zu überzeugen, das ist den Alternativerzeugern
bisher kaum gelungen. Da bleibt noch viel zu tun.
Seite 7 -9:
Bücher
Tiere
Liselotte von Eltz-Hoffmann
Das Tier Geschichte und Gegenwart Kulturgeschichtliche Betrachtungen
Erich Weiss Verlag Bamberg 2007, 244 Seiten, 225 Abb., geb., Format 24 cm x 17
cm L x B), 18 EUR(D), ISBN 978-3-928591-95-9. www .erich-weiss-verlag.de
Vor einigen Jahren hatte sich unsere damalige Mitarbeiterin Christine Beidl eingehend
mit dem von Lieselotte von Eltz verfaßten Buch Ihr Herz schlug für
das Tier Große Fürsprecher der Tiere von der Antike bis zur
Gegenwart Erich Weiß Verlag 2003) befaßt (anima Nr.4/2003).
Jetzt liegt ein neues Werk der vor allem aber nicht nur mit Persönlichkeiten
und Kunst im Zusammenhang mit Religion befaßten Schriftstellerin vor. In
ihren kulturgeschichtlichen Betrachtungen macht sie uns mit dem Tier in Geschichte
und Religion, Malerei und Dichtung, dem Tier als Begleiter und im Verständnis
bedeutender Menschen bekannt, bringt viel Wissenswertes, doch nicht als nüchterne
wissenschaftliche Abhandlung. Sie versteht es, das Tier den Herzen der Menschen
nahe zu bringen. In der Tierschutzliteratur nimmt sonst häufig Quälendes
breiten Raum ein. Die Autorin läßt uns Positives sehen. Das reich
bebilderte Buch eignet sich vorzüglich auch als Geschenk. Eine kleine Leseprobe
zu Wilhelm Busch findet sich vorn auf Seite 2.
Hermann Focke
Tierschutz in Deutschland Etikettenschwindel ?! Der gequälten Kreatur
ge-widmet, Pro Business Verlag Berlin 2007, 354 Seiten, kart., ca. 21 x 15 cm,
17,80 EUR(D), ISBN 978-3-939430-93-3, www .book-on-demand.de
Was sich hinter den Kulissen abspielt, bleibt uns Normalbürgern meist verborgen.
Es sei denn es findet sich ein Geheimagent oder ein Insider, der sich genötigt
sieht zu sprechen. Das ist selten. Das Buch handelt von diesem seltenen Fall.
Der Autor war Amtstierarzt und Veterinäramtsleiter in einem der an Massentierhaltung
intensivsten Landkreisen Niedersachsens. Die grauslichen Zustände bei Tiertransporten
in den Süden veranlaßten ihn, selber in den Verladehäfen zu recherchieren
und seinem Ministerium zu berichten.
Durch eine Indiskretion dort gelangten die Berichte an die Öffentlichkeit,
die Medien stürzten sich darauf und der Tierarzt konnte sich der vielen
Bitten um Interviews, Talkshows kaum erwehren. Die Politik beeilte sich zu erklären,
es sei alles in Ordnung gebracht. Doch tatsächlich blieb es wie bisher.
ausgelutscht
Als der Autor, der mit anderen Ärzten eine Tierärztliche Initiative
Tierschutz gegründet hatte, drei Jahre später aus Anlaß von Tiertransporten
mit katastrophalen Totalverlusten zu einer Pressekonferenz an der Hochschule
Hannover lud, kam kaum ein Journalist, denn: Das Thema sei ausgelutscht. Die
Leute würden die blutigen Bilder von Karremann nicht mehr sehen wollen,
im übrigen hätten die Politiker versichert siehe oben. Kein Verlag
war bereit die erste Fassung des vorliegenden Buches zu drucken: die Menschen
interessiere das nicht. Wohl aber tat die Politik alles, um den aufsässigen
Amtstierarzt zum Kuschen zu bringen. Und als das nicht gelang, stellte man ihn
kal und ekelte ihn mehr oder minder gewaltsam aus dem Amt.
Das Resümee seines langen Kampfs gegen Tierquälerei: Der Markt bestimmt,
Politiker reden, Ministerialbürokratie und kommunale Verwaltung verhalten
sich angepaßt und Schöpfung wie Gesellschaft sind ihnen ausgeliefert.
Wie das alles im einzelnen geschah, die Tierquälereien, die Sanktionen nicht
gegen die Quäler sondern gegen den Aufdecker, das beschreibt ausführlich
die vorliegende Arbeit. Anlaß sie jetzt auf neuen Stand gebracht zu veröffentlichen
war übrigens die Aufhebung des mit Ende 2006 in Deutschland bereits normierten
Lege-hennen-Käfighaltungsverbots.
Auch wenn das Schwergewicht auf Vorgängen in den neunziger Jahren liegt,
ist das Werk nach wie vor aktuell. Die Berichte im Buch über neuere Vorkommnisse
und die Erhebungen der Animals Angels zeigen es. Zudem enthält die
Abhandlung ausführliche Informationen über Schweinehaltung, Puten-
und Hühnermast und Legehennenhaltung.
Eine Bemerkung sei noch herausgegriffen: die betreffend das Gebot, Muttersauen
täglich Bewegungsfreiheit zu geben. In Österreich gibt es eine ähnliche
Bestimmung: Kühen ist an 90 Tagen oder in der Biohaltung an 180 Tagen bzw.
zweimal wöchentlich Auslauf zu geben, Die Kontrolle so der Tierarzt sei
kaum möglich. Er fügt bei: Aus zahlreichen Bestimmungen der (deutschen
bis 2006 gültigen) Schweinehaltungsverordnung spricht nicht nur die Ignoranz
des Gesetzgebers sondern für mich als Tierarzt in weiten Teilen auch der
blanke Hohn oder gezielte Absicht.
Dr. Carola Otterstedt
Mensch und Tier im Dialog Kommunikati-on und artgerechter Umgang mit Haus-
und Nutztieren Methoden der tiergeschützten Arbeit und Therapie,
Kosmos-Verlag Stuttgart 2007, 550 Seiten mit 600 Farbbildern und Zeichnungen,
geb. Format ca. 25 x 18 cm, 49,90 EUR(D), (www .kosmos.de)
Das Buch wendet sich einmal alle, die mit einem Tier zusammen sein wollen und
zum andern an alle, die mit Tieren Menschen helfen wollen, ob in Altenheime,
Schulen und therapeutische Einrichtungen. Es gibt dazu eine Fülle von Information über
artgerechte Behandlung, das Verstehen der Tiere, die Arbeit mit Tieren, im allgemeinen
und bezogen auf die einzelne Tierarten. Ein wertvolles Buch, das nur Menschen,
die aus ideologischen Gründen jede Verbindung zwischen Mensch und Tier für
unstatthaft halten, ablehnen wer-den. Die Einstellung der Autorin illustriert
ein Satz aus einem Interview mit der Zeitschrift Ein Herz für Tiere: Eine
Beziehung kann ich zu jedem Tier entwickeln. Zu einer Meise, einer Krähe. ?? Aber
natürlich! Viele haben das Bedürfnis, einmal im Leben mit einem Delfin
zu schwimmen. Ich brauche keinen Delfin. Ich finde es ebenso aufregend, wenn
sich eine Libelle auf meine Hand setzt.
Lebenskunde
Barbara Rütting
Ich bin alt und das ist gut so
Meine Mutmacher aus acht gelebten Jahr-zehnten, Nymphenburger Verlag (Herbig)
2007 (6. Auflage 2008), 288 Seiten mit 46 Fotos u. Abb., geb., Format 21,5 x
15 cm, 20,50 EUR/A), 19,90 EUR(D),www .herbig.net
In achtzig Jahren sammelt sich reiche Lebenserfahrung, gar in einem so vielseitigen
Leben, wie es Barbara Rütting geführt hat, als Schauspielerin, Friedensaktivistin,
Beraterin für Voll-werternährung und gesunde Lebensführung, für
Tierschutz usw., Autorin nicht nur für vegetarische Küche, schließlich
als grüne Abgeordnete zum bayrischen Landtag. In diesem jüngsten ihrer
vielen Bücher läßt sie uns teilhaben an ihren Erkenntnissen,
Erlebnissen. In alphabetisch geordneten Stichwörtern gibt sie humorvoll
und ernst in bunter Abwechslung Rezepte zur Gesunderhaltung von Körper und
Seele, Kochrezepte, Kosmetik, spricht über die heilende Wirkung des Lachens,
viel über Yoga mit zwölf Seiten Zeichnungen, die Körperübungen
veranschaulichen, über Augenübungen, Hexenschuß, Komplexe, Trösten
und vieles vieles mehr, zwischendurch launige Erlebnisse, Bekenntnisse und viele
Bilder aus ihrer Filmzeit, ein Stück Filmgeschichte. Ein reichhaltiges Stichwortverzeichnis
ergänzt das Buch, das ohne belehrend zu wirken viel Lehrreiches bringt und
oft auf amüsante Art zum Nachdenken anregt.
Das Resümee Barbara Rüttings aus achtzig Jahre Leben: Noch nie habe
ich so gern gelebt wie heute trotz aller Höhen und Tiefen, aller
Strapazen waren ausgerechnet die letzten die glücklichsten Jahre meines
Lebens.
Wissenschaft
ALTEX Alternatives to Animal Experimen-tation Ein vierteljährliches
Journal für neue Wege in den biomedizinischen Wissenschaften, Schützenstr.
14 D-78462 Konstanz, Jahresabo für Privat-Bezieher 75 EUR, (für Tier-schutzorganisationen
u. Studierende Sonder-konditionen), Abo für Nr.4: 20 EUR, Be-stellungen
ALTEX Postfach 100125, D-78401 Konstanz, abo @altex.ch, www .altex.ch
Die der 3R Idee verpflichtete u. a. von einigen Tierschutzorganisationen und stiftungen
unterstützte wissenschaftliche Vierteljahresschrift tritt nun in das 25.Jahr
ihres Bestehens. Die vierte Nummer jeden Jahrgangs bringt regelmäßig
den Literaturbericht Mensch und Mit-geschöpf unter ethischem Aspekt.
(Nr.4 kann auch für sich allein im Abo bezogen werden.)
In den übrigen Nummern überwiegend medizinische Themen in englisch,
der Sprache der Wissenschaft, daneben jedoch eine Serie Food for tought... über
Grundsätzliches und Allgemeines zu den Alternativmethoden zweisprachig geführt,
und einiges anderes in deutsch. Wir hoffen, auf einzelne Themen der letzten Nummer sie
kam erst zu Redaktions-schluß noch später eingehen zu können.
Arianna Ferrari
Genmaus & Co. Gentechnisch veränderte Tiere in der Biomedizin,
Reihe Tierrechte - Menschenpflichten; Bd. 14, Harald Fischer Verlag, Erlangen
2008, kart., 429 Seiten, 20,5 cm x 13,5 cm, EUR 49,50 EUR(D), ISBN 978-3-89131-418-0,
.haraldfischerverlag.de
Auf der Pflanzenebene ist der Umgang mit Gentechnik, ob es uns gefällt oder
nicht, bereits alltägliche Routine geworden und die Gegner stehen in einem
bröckelnden Abwehrkampf. Tiere betreffend sind wir wenigstens derzeit noch
weit von industrieller Verwendung, doch in der biomedizinischen Forschung gewinnen
gentechnisch veränderte Tiere bereits an Gewicht. Nun hat der Mensch im
Laufe der Geschichte immer schon Pflanzen und Tiere durch Zucht, durch neue Genkombinationen
verändert, manchmal extrem, unsere ganze Kultur basiert auf solchen Zuchterfolgen.
Doch war bis vor kurzem Zucht nur innerhalb derselben oder nahe verwandter Arten
möglich. Mit der Gentechnik stößt der Mensch in eine andere teils
furchterregende Dimension vor.
Das vorliegende Werk, eine überarbeitete Dissertation, befaßt sich
mit einem Teilbereich, der Gentechnik in der biomedizinischen Forschung (Grundlagenforschung,
Erforschug von Krankheiten, Arzneimittel-Toxologie, Ge-ne-Farming=Erzeugung von
Wirkstoffen, Xenotransplantation). Von der Herstellung gentechnisch veränderter
Tiere, Haltung und Nutzung angefangen, Verwendungstechniken ausgehend nimmt vor
allem die Frage des wissenschaftlichen Wertes der Forschung an gentechnisch veränderten
Tieren und ethische Aspekte breiten Raum ein Menschenwürde, Würde
des Tieres Leidensfähigkeit, um nur einige Stichworte zu nennen.
Die Arbeit geht damit über das Versuchswesen mit gentechnisch veränderte
Tieren hinaus in den Bereich des für und Wider der Tierversuche überhaupt,
historischer Rückblick und Darstellung der heutigen wissenschaftlichen Kontroversen.
Aus der Fülle des Materials sei nur eine Detailfrage erwähnt: Ist die
Herstellung leidens- bzw. empfindungsunfähiger Wesen, falls überhaupt
möglich, positiv oder negativ zu beurteilen. Die eingehend begründete
Schlußfolgerung der Autorin: Solches wäre wissenschaftstheoretisch
höchst problematisch und ethisch unvertretbar.
Das auch für Laien leicht lesbare wissenschaftliche Werk gibt allen, die
sich mit Gentechnik nicht nur oberflächlich befassen möchten, eine
ausgewogene und informative Darstellung des Themas.
Küche
Heike Kügler-Anger
Milchfrei und schnell gekocht Köstliche vegetarische Rezepte bei
Laktose-Intoleranz
und Kuhmilchallergie, pala verlag, D-64283 Darmstadt 2007, 220 Seiten, Hardcover,
ca. 21 x 14 cm, 14,40 EUR(A), 14,00 EUR(D), ISBN 978-3-89566-232-4, pala-verlag.de
Die Zahl jener Menschen, die aus gesundheitlichen oder ethischen Gründen
auf Milch und Milchprodukte verzichten, steigt ständig. Doch wie schmecken
Pizza, Aufläufe, cremige Saucen und zarte Desserts ohne deren Verwendung?
Das fragen sich viele, da die meisten Menschen an die Verwendung von Milchpro-dukten
gewöhnt sind. Tatsächlich ist es einfacher, als es für Anfänger scheint,
denn es muss auf nichts verzichtet werden. Das zeigt uns dieses Buch deutlich.
Zuerst werden Milchersatzprodukte vorgestellt und alltagstaugliche Tipps helfen
beim Einkauf. Dann geht es los mit 130 vegetarischen Rezepten. Nicht alle sind
vegan, manche Rezepte enthalten Ei. Von Salaten und Beilagen, Suppen und Eintöpfen, über
Dressings, Cremes und Würzmittel, Ofen- und Pfannengerichten, bis hin zu
Desserts und Süßspeisen. Auf die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten
von Tofu, Hülsenfrüchten und Nüssen wird ein besonderer Schwerpunkt
gelegt. Alle Gerichte sind in 20 bis 30 Minuten fertig, manche sogar noch schneller.
Die Auswahl der Rezepte ist international. Es gibt italienische Pastagerichte,
indische Suppen, französische Aufstriche und Dips ebenso wie Bodenständiges
und Einfaches. Einige Gerichte verlangen aber ob ihrer eigenwilligen Zutatenliste
manchen Kö-chen/Köchinnen sicher Experimentierfreudigkeit und Mut zum
Neuen ab. Aber gerade das macht Kochen für viele Menschen ja erst richtig
spannend und interessant.
Nicht das Standardwerk, das in keiner vegetarischen Küche fehlen darf, aber
ein Kochbuch das durchaus Abwechslung auf den Speiseplan bringen kann und so
manchen praktischen Küchentipp beinhaltet. Viel Spaß beim milchfreien
Kochen und Genießen
Ihre Michaela Schaller
Büchereingang:
Vegetarismus
Dr.med.Hans Günter Kugler (Hg.)
Vegetarisch essen Fleisch vergessen
Ä
rztlicher Ratgeber für Vegetarier und Veganer
Verlag DAS Wort, D-97828 Marktheidenfeld, 2007, 92 Seiten brosch., 20,5 cm x
21 cm (L x B), ISBN 978-3-89201-239-9, www .das-wort.com
Garten
Das Mulchbuch
Praxis der Bodenbedeckung im Garten
pala-verlag Darmstadt 2008, 160 Seiten, Hardcover, ca. 21 cm x 14 cm, 14,40 EUR(A),
14 EUR(D), ISBN 978-3-89566-218-8, www . pala-verlag.de
Besprechung folgt in der nächsten Nummer.
Vegetarian Visitor Where to stay and eat in Britain, 2008 Edition, 110
Seiten, 2,50 engl.Pfund plus 1 engl.Pfund Versandspesen, erhältlich bei
Jon Carpenter Publishing, 2 Home Farm Cottage, Sandy Lane, St.Pauls Cray,
Kent BR5 3 HZ, tel/fax 01689 870437, annemarie @weitzel.freeserve.co.uk
130 Hotels und Privatquartiere, 200 Cafes, Restaurants und Gaststätten die
auch für Vegetarier und teils für Veganer geeignet sind, aber zum
Teil auch Fleischnahrung verabreichen. Rein vegetarische bzw. vegane Lokale
sind besonders
gekennzeichnet. Entsprechend sind auch Alles geographisch gegliedert. Dazu
eine reiche Adressenliste vegetarischer Organisationen.
Seite 11:
Zurück zum Ursprung
Welche Milchprodukte sind aus Tierschutzsicht vorzuziehen?
Bio oder Zurück zum Ursprung (beim Diskonter Hofer). Wir empfehlen Zurück zum Ursprung.
Wir hatten unseren Lesern, die auf Milch und Milchprodukte nicht verzichten
wollen,
viele Jahre empfohlen nur Bio-Ware zu kaufen. Nicht, weil uns die Mängel
in der Bio-Haltung nicht bekannt waren, sondern weil unter Blinden der einäugige
König ist.
Zur Erinnerung: Auch nach unserem modernen erst drei Jahre alten Tierschutzgesetz
können in der konventionellen Landwirtschaft Kühe das ganze Jahr im
Laufstall (ohne jeglichen Auslauf) gehalten werden, sind sie angebunden gehalten,
genügt Auslauf an 90 Tagen im Jahr. Wobei unter Auslauf auch ein Betonfleckerl
neben dem Stall (z.B. 6 x 4 m für acht Kühe) zu verstehen ist. Doch
selbst da gibt es Ausnahmen. Bedenkt man noch, daß Kontrollen nur alle
fünfzig Jahre verpflichtend sind ...
Dagegen sind die Haltungsbedingungen in der Bio-Viehwirtschaft natürlich
um vieles besser. Insbesondere: Auslaufpflicht gilt für 180 Tage, Stall-
und Auslaufmaße sind größer bemessen. Problematisch ist, daß trotz
der schönen Worten über die Grundsätze einer artgemäßen
Nutztierhaltung in den Richtlinien der Bio-Verbände das wichtigste Kriterium
für artgerechte Haltung, nämlich Weide fehlt. Nun ist aber die Kuh
ihrem Wesen nach ein Weidetier. Leider, auch für Bio-Tiere genügt Auslauf
auf Beton, Auslauffläche 4,5 m2 je Kuh, also 6 m x 6 m für acht Kühe.
Ein weiteres Problem, es gibt schwerwiegende Ausnahmebestimmungen, so gelten
die Maße vorhin nur für in den letzten sieben, acht Jahren gebaute
Ställe, die grundsätzlich verbotene Anbindehaltung ist in älteren
Ställen das dürften die meisten sein noch ca. drei Jahre
lang und für Kleinbetriebe auch länger erlaubt. Und ein drittes Problem,
die Zurückhaltung des Zentralverbandes Bio-Austria bei der Auskunfterteilung.
(Früher getrennt agierenden Bio-Verbände haben sich vor einigen Jahren
zur Bio Austria zusammengeschlossen.) Wie hoch der Anteil der Kühe ohne
Weide ist, wie hoch der Anteil der Kühe in Anbindehaltung ist, konnten wir
trotz wiederholter Nachfrage nicht erfahren. Entweder will man es uns nicht sagen
oder man weiß es selber nicht, wenigstens vertröstete man uns auf
eine Erhebung noch in diesem Jahr. Noch zurückhaltender als Bio-Austria
sind die auf dem Bio-Sektor führenden großen Handelsketten Ja!Natürlich
von Billa und Spar (Natur-pur). Die haben auf unsere Anfrage überhaupt nicht
geantwortet.
Seit einiger Zeit gibt es jetzt beim Diskonter Hofer Milch und Milchprodukte
unter der Marke Zurück zum Ursprung (Markenzeichen weiße Schrift
in rotem Oval). Die Marke wurde von Werner Lampert initiiert, der bei Billa die
Bio-Sparte aufgebaut hatte. Sie trägt das Qualitätszeichen Prüf
nach, der Beratungs-und Kontrollorganisation gleichen Namens. Die Milch
kommt von Bergbauern aus den Regionen Reichenstein (nahe Palten-/Ennstal), Murau/Seckauer
Alpen in der Steiermark, Mühlviertler Alm in Oberösterreich und Kitzbühler
Alpen in Tirol.
Die Marke ist zwar nicht Bio im Sinne des gesetzlichen Bio-Reglements.
Doch gilt für Ursprung-Betriebe Gentechnikfreiheit und Sojaverbot, für
die Betriebe der Regionen Murau/Seckauer Alpen sowie Kitzbühler Alpen sogar
Silageverbot, ein Pluspunkt bezüglich Tiergerechtheit.
Das aus Tierschutzsicht wichtigste Merkmal: die Zurück zum Ursprung-Betriebe
sind ausnahmslos zu Weidehaltung verpflichtet. Mindestens 180 Auslauftage, davon
120 Weidetage sind einzuhalten. Die Haltungen müssen mindesten 24 Punkte
nach dem Tiergerechtheitsindex (Nach dem TGI wird die Tiergerechtheit einer Haltung
gemessen) erreichen, lediglich für vor 1980 erbaute Stallungen in bergbäuerlichen
Kleinbetrieben genügen 21 Punkte. Laut Mitteilung von Prüf nach! erreichen
90 Prozent der Betriebe mindestens 24 Punkte, lediglich 10 Prozent nur 21 -23.
Es mag sicher Bio-Betriebe mit guter TGI-Zahl geben, doch erhielten wir wie erwähnt
leider keine Vergleichsangaben (eine TGI-Wertung ist dort unseres Wissens nicht
vorgeschrieben, außer bei Anbindehaltung mindesten 21 TGI-Punkte). Die
Bio-Richtlinien mögen wenigstens in der Theorie in dem einen oder anderem
Punkt günstiger sein, alles in allem meinen wir nach unserem derzeitigen
Wissensstand, aus Tierschutzsicht ist Zurück zum Ursprung in
den Kettenläden vorzuziehen.
Generell ist für Milchprodukte, auch wenn Sie nicht vegan leben wollen,
Maß halten geboten. Auch Kühe werden früher oder später
getötet und ihre jährlichen Kälber meist sehr bald.
Eine Information der
Gesellschaft für humane Nutztierhaltung
Postfach 1, 8017 Graz, Tel. 0720-345 298
Seite 12
Rocky
Heute, meine
lieben Freunde, möchte ich Ihnen über die Vorgangsweise von skrupellosen
Geschäfte-machern erzählen, die mein Frauchen und mich aus zweierlei
Gründen empört. Es geht nämlich einerseits um entsetzliches Tierleid
und andererseits um das schamlose Abkassieren bei meist sehr verzweifelten, kranken
und alten Menschen. Lassen Sie mich mehr darüber berichten:
Achtung Falle Achtung Felle
Vor wenigen Wochen flatterte aus dem Briefkasten meines Frauchens ein Flugblatt.
In großen Lettern stand das Wort Schmerzen darauf. Dann die
Frage: Leiden auch Sie unter Rheuma, Bandscheibenleiden, Ischias- und
Nierenschmerzen, Schlafstörungen, Nervenschmerzen ...?
Dagegen können Sie jetzt etwas tun! Die Anwendung ist einfach, mühelos
und ohne Zeitaufwand. Keine Salbe, kein Medikament. Eine Wohltat für den
schmerzgeplagten Körper. Mit der Kraft der Natur..... Weiters Auszüge
aus Dankschreiben von Menschen, die dieses Wundermittel bereits verwenden
und die Aufforderung, einen Gutschein für eine Gratisinformation rasch
einzusenden. Was kann das bloß sein?
Mein Frauchen wusste bereits bestens Bescheid. Es war wieder einmal ein Flugblatt
einer nahen Firma, die Katzenfelldecken vertreibt. Schickt man den Gutschein ein,
steht unangemeldet ein Vertreter vor der Haustür der Linderung aller Schmerzzustände
und Krankheiten verspricht, wenn man schnell den Kaufvertrag für sein Naturprodukt unterschreibt
und gleich Bares auf den Tisch legt. Ist man nicht gleich zu einem Geschäftsabschluss
bereit, wird Druck auf die oft überforderten betagten Menschen ausgeübt.
Ist man gar nicht zu überreden, endet der Besuch mit aggressiven
und beleidigenden Beschimpfungen. Respekt und Mitgefühl vor alten kranken
Menschen sind diesen Qualprodukt-Vertretern völlig fremd, erst gar nicht
zu reden von den Tieren, die für diesen wirkungslosen Unsinn ihr Leben lassen
müssen. Auch darüber weiß mein Frauchen gut Bescheid.
Ich war fassungslos, als sie mir erzählte, dass sie Filmmaterial über
die Haltung und Tötung von Katzen und meinesgleichen gesehen hat, die einen
vor Entsetzen erstarren lassen. Nach einem elenden Leben wird den Tieren nicht
selten noch lebend das Fell abgezogen. Hunde liegen noch röchelnd ohne Fell
auf dem Boden, Katzen schreien während des Häutens und versuchen danach
noch wegzukriechen. Mein Frauchen hat nach diesen Bildern nächtelang nicht
geschlafen, weil die Bilder der geschundenen Tiere nicht mehr aus ihrem Kopf
wollten. Hunde- und Katzenfelle kommen häufig aus China, weil man dort zu
sehr günstigen Preisen liefert. In den letzten Jahren fanden diese als Pelzkrägen,
Verzierungen usw. leider in der Textilbranche großen Anklang.
Tierschützer haben intensiv für ein Importverbot dieser tierquälerischen Ware gekämpft.
Tatsächlich konnte sich der Gesetzgeber voriges Jahr für ein Importverbot
entschließen. Leider tritt dieses erst mit Beginn 2009 in Kraft. Ich hoffe
doch sehr, dass dann auch der Handel mit dieser, für Tiere so verhängnisvollen
Ware, beendet werden kann.
Bis dahin möchte ich alle Menschen mit Herz und Verstand vor derartigen
Werbeaussendungen warnen. Gehen Sie nicht in die Falle von geldgierigen, unmoralischen
Geschäftemachern. Denn wer eine Katzenfelldecke kauft, verursacht immenses
Tierleid, verliert viel Geld (eine Doppelbettdecke kostet bei der Fa. 1.400 Euro!!)
und behält seine Krankheiten.
Es kann einem schließlich nicht besser gehen, wenn man sich auf zu Tode
gequälte Katzen legt
meint
Ihr Rocky
Hundefreund Ortwin Maritsch beklagt in seinem Beitrag auf der
Seite gegenüber Flockys lange Hängeohren. Wie richtig. Menschlicher Dummheit
und Überheblichkeit wegen müssen viele Hunde leiden. Darum hat Rocky
auch in der anima gepredigt, kauft keine Rassehunde, nehmt sie aus
dem Tierheim. Von dort ist er uns übrigens zugelaufen, ehrlich. Vielleicht
können wir ihn zu einem chirurgischen Eingriff überreden. Das Problem,
er hat Angst vor Schönheitsoperationen, weil die ihm bekannten hießen:
weg mit dem Schweif.
Die anima- Redaktion
Seite 13 bis 15:
Meinungen
Fleischesser, Vegetarier, Veganer, Esoterikwuzzis und Rocky!
Warum Menschen oft ein Leben lang an ihren fleischlichen Essgewohnheiten festhalten?
1. Diesbezüglich ist die Welt für Menschen in Ordnung. Diese Frage
wurde nie angedacht.
2. Ein weiterer Grund ist die moralische Einstellung, die von Mensch zu Mensch
verschieden ist. Was für einen moralisch in Ordnung ist kann für andere
wiederum völlig unmoralisch sein.
3. Als Mitglied des herrschenden Gesellschaftssystems gibt es keinen Anlass
zu hinterfragen bzw. darüber nachzudenken.
Metzger, Bauern, Jäger und Fischer sind authentisch. Ihnen kommen kaum Bedenken
Tiere zu töten oder töten zu lassen, für Tierliebhaber oftmals
unverständlich.
Diese Personen sind wenigsten ehrlich zu sich selbst und sind nicht
zu verurteilen! Menschen, die Fleisch essen - selbst aber keine Tiere töten
können, handeln gegen ihr Innerstes. Absurderweise ist das die Mehrheit.
Bei diesem Kreis besteht zumindest die größte Chance durch Aufklärung über
ihr Fehlverhalten etwas für die Tiere zu tun. Die Grenze zwischen Missionierung
und Aufklärung ist fließend und endet oft mit Ablehnung.
Der Umstand, dass sich nur wenige Menschen ernsthaft auf die Suche begeben
den Sinn der eigenen Existenz zu ergründen, wirkt sich zum Nachteil der Tiere
aus.
Mit Sicherheit gibt es keine klare Antwort, aber früher oder später
stellt sich die Frage die Ernährungsweise zum Überdenken.
Der Großteil der Menschen haftet an Dogmen, wo Gepflogenheiten und Gebräuche
seit Jahrhunderten rigoros weitergegeben und fraglos übernommen werden.
Manches Brauchtum ist als Brauchdumm anzusehen, wie der Vogelfang
im Salzkammergut.
Religionen, Parteien oder sonstige Zusammenschlüsse konkurrieren und trennen
sich gegenseitig. Veganer, Vegetarier, Fleischesser usw. ziehen zwischenmenschliche
Gräben auf auch dann, wenn sie nur zur Verständigung verwendet werden.
Das Genie Albert Einstein lebte vegetarisch. Auf die Frage welcher Religion
er sich zugehörig fühle antwortete er ein tief religiöser
Ungläubiger zu sein!
Nach den neuesten deutschen Buchmarktforschungen sind vegetarische Kochbücher
out! Ich als Verleger werde deshalb in Zukunft das Wort vegetarisch auf unseren
Kochbüchern nicht mehr verwenden. Bei den Esoterikwuzzis machte
ich oftmals die Erfahrung, dass diese zwar in der Lage waren Engelwesen,
den Kosmos und die karmischen Auswirkungen zu erklären, aber trotzt ihres
Grußes Licht und Liebe fast alle bedenkenlos Tierleichen verspeisen.
Das Tierschutz eine Art Ersatzreligion für eine Minderheit sein kann, zeigen
militante Ausschreitungen in den letzten Jahren. Obwohl sich viele Tierschutzorganisationen
und Auffassungen gegenseitig belehren und ausgrenzen, finde ich diese gut, weil
diese informieren und für das Wohl der Tiere wirken. Bleibt nur die Ohnmacht
im Raume stehen, Menschen nicht ändern zu können, die am täglichen
Leid der Tiere beteiligt sind.
Nun zu Rocky in der anima, der mir im Traum erschienen ist. Rocky, der Hund
flüsterte
mir zu: Es soll sich jemand finden, der sein Erscheinungsbild verändert.
In freier Natur gibt es kein einziges wild lebendes Tier mit Hängeohren.
Nur die Menschen haben es fertig gebracht den Hunden, Hasen, Schweinen und Schafen
diese Missbildung als Rassemerkmal anzuzüchten. Ein Pferd mit Hängeohren
würde bei vielen Kopfschütteln hervorrufen, bei anderen Tieren wird
diese missgeburtliche Züchtung nicht mehr wahrgenommen und als schön
gesehen! Die Ohren bewegen zu können dient nicht nur der tierischen Gebärdensprache
sondern logischerweise auch dem Gehör. Diese geschmacklosen krankhaften
menschlichen Eingriffe tragen zum Leid der Tiere bei.
Stellen wir uns vor ein Leben lang Ohrenklappen tragen zu müssen. Rocky
fleht: Macht aus meinen Hängeschlappohren Stehohren, damit nicht noch mehr
Reklame für degenerierte Schlappohren gemacht wird!
Ortwin Maritsch Radlingst.55,
8990 Bad Aussee
Anm.: Zu Rocky siehe auch Seite 15 unten.
Die Hunde-Esser vom ORF
Im August vergangenen Jahres hatte sich der ORF spätabends in der als Live-Magazin
be-zeichneten spätabendlichen kabarettähnlichen Sendung Willkommen Österreich mit
Hunde-essen beschäftigt. Ausführlich und mit viel Liebe zum Detail
wurde die Tötung eines lieben Hunderls und seine Verarbeitung zu einem Festtagsbraten
dargestellt. Repräsentativen Charakter erhielt das Werk durch die Teilnah-me
eines Schweizer Diplomaten es ging auch um das vorgebliche Feindbild Schweiz.
Dazu hatten wir einen kritischen Brief eines Fernsehteilnehmers an den ORF veröffentlicht,
zu dem uns kürzlich, der Brief steht auch im Internet, nicht vom ORF sondern
von Leserseite folgender Kommentar erreichte:
... finde ich den hier veröffentlichten Leserbrief lächerlich: wer
zu viel Zeit hat, muss schon verzweifelt irgendeinen ORF-Unsinn an den Haaren
herbeiziehen, um sich darüber aufregen zu können. Erstaunlich, wieviel
heisse Luft ein Hunde- oder Katzenhalter (ein solcher dürfte das hier ja
sein) produzieren kann, wenn es um sein liebes Tier geht. Völlig egal ist
es ihm, wenn ein anderes Tier in Form eines Schnitzels auf seinem Teller liegt.
Wir bringen die Stellungnahme, auch wenn der Schreiber tapfer anonym bleibt,
weil uns zum Thema etliche ähnliche Kommentare erreichten: Solange die Menschen
Schweine und Rinder essen, sei Kritik am Hunde- und Katzen-Verspeisen nur häßlicher
Speziesimus.
Es ist immer dasselbe. Kaum sagt einer, tun wír was für die armen
Versuchsaffen, kommt ein Radikaler und protestiert: Und was ist mit den armen
Reptilien? Das Ergebnis, es geschieht für beide nichts. Jane Goodall, die
Schimpansenforscherin, wurde von Tierecht-lern heftig kritisiert, als sie vor
Jahren sagte: Wir versuchen die jungen Leute in Afrika dazu zu bringen,
ihren Wunsch nach Schimpan-senfleisch zu zähmen und lieber anderes Fleisch
z.B. Ziege zu essen. Man kann nicht einfach eine Liste aller bedrohten Tiere
auf-stellen und sagen: Wir müssen sie alle retten. Das ist schlicht unmöglich.
Aber man kann ein paar Flaggschiffe auswählen, wie den Schim-pansen, den
Gorilla, den Bonobo und natürlich den Orang Utan in Asien, unsere engsten
Verwandten.
Wer Tieren helfen will, meint Gotthard M.Teutsch im Lexikon der Tierschutzethik,
darf durchaus ein radikales oder gar utopisches Ziel haben ... aber er kann die
Annäherung nur in Einzelschritten erreichen, und wenn er sich dabei zuviel
vornimmt, programmiert er nur die eigene Enttäuschung. Im Gegensatz zum
theoretischen Ethiker muß der praktische Tierschützer immer wieder
auf Kompromisse eingehen, weil der Alles-oder Nichts-Grundsatz besonders im Tierschutz
immer nur zum Nichts und niemals zum Alles führt.
Da sich nun einmal die Bereitschaft Vegetarier zu werden, in engen Grenzen hält,
bleibt nichts übrig als zu versuchen uns dem Ziel schritweise zu nähern.
Tiere, die den Menschen emotional näher stehen, nicht aufzuessen, scheint
uns ein solcher Schritt. Hunde, Katzen und Pferde zu tabuisieren ist eine wertvolle
kulturelle Errungenschaft. Darauf als speziesistisch verzichten, brächte
nicht liebevollere Behandlung der Schweine sondern fortschreitende Verrohung.
Nochmals Jagd
Reaktionen zu Mit den Waffen der Frau
Hundert Jahre Proteste gegen die Jagd an sich waren mehr oder minder vergeblich,
konzentrieren wir uns doch auf einzelne besonders abscheuliche Jagdperversitäten,
vielleicht können wir, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen, gegen
die an. Diese Anregung in der letzten anima brachte uns wütende Proteste.
Der leicht sexistisch gefärbte Seufzer zum Jägerinnen-Kalender, Frauen
sollten den Männern nicht jeden Schwachsinn und jede Brutalität nachmachen,
wurde uns zwar nicht angekreidet, dafür unterstellte man uns, wir seien
für die Jagd. Eine kühne Behauptung bei fünf Seiten Antijagdtext
im letzten Heft.
Eine Falschinformation im vorigen Blatt müssen wir zugeben. Hochstand-Umschneiden
war nicht nur vor Jahrzehnten Protestübung. Angriffe gegen Jagdeinrichtungen
gebe es nach wie vor, sagt man uns, allein im Vorjahr sollen an die fünzig
Jägerstände umgeschnitten und sonstige Zerstörungsakte getätigt
worden sein. Das bekräftigt allerdings meine Frage nach dem Nutzen solchen
Tuns. Wird in einer Zeit hochgepuschter Terrorismusfurcht der Tiersache damit
nicht eher geschadet?
Besondere Empörung erweckte der Hinweis, bei Treibjagdstörungen seien
Prügel zu befürchten. Das erstaunt. Nach Einschätzung vieler Tierrechtler
sind Jäger brutale, grobe, erbarmungslose Mörder (Ich meine zwar, es
sind (leider) meist ganz normale Menschen wie Wustesser und -Verkäufer).
Ja, kann man von solchen Leuten, wenn man ihre gesetzlich erlaubten Kreise stört,
ernstlich Liebkosungen erwarten? In England wurden Jagdstörer schon umgebracht,
in den hiesigen jagdgegnerischen Publikationen werden tätliche Angriffe
durch Jäger breit dargestellt. Jeder Kampagnenführer mit einigermaßen
gesundem Menschenverstand wird darauf eingehen und Sorge treffen, daß die
eigenen Verluste gering bleiben.
Doch kommen wir zum Kern. Wir blicken auf rund hundert Jahre Jagdprotestbewegung
mit keinem oder sehr dürftigem Erfolg. Weshalb hat da jeder Vorschlag, die
Protesttätigkeit zu evaluieren, das heißt Wege und Ziele rational
zu überdenken, wie Leserbriefe zeigen, emotionalen Aufschrei zur Folge?
Es gibt grob vereinfacht zum Thema Jagd unter Tierfreunden zwei Denkschulen.
Der einen liegt ein Bild unberührter Natur zugrunde, einer Welt für
sich, in der die Tiere ihr eigenes Leben führen. Im Hinterkopf schwebt dabei
wohl ein bißchen die Vorstellung vom Paradies mit. Um so verständlicher
ist die Empörung, wenn der Jäger in diese vermeintliche Welt des Friedens
einbricht, als Lustmörder, der allein um seines Vergnügens willen die
Tiere hinmetzelt, noch dazu stümperhaft. Darum sei die Jagd insgesamt zu
verdammen. Was sich in der anderen Welt, der Menschenwelt abspielt an Grausamkeiten
gegenüber den Tieren, Massentierhaltung- und tötung, Tierversuche etc.
sei eine ganz andere Sache, ohne Beziehung zur Pflicht, das Reich des Friedens
vor menschlichem Eingriff zu schützen. Darum ist es auch nicht von Belang,
ob in den Supermärkten massenhaft verstümmelte Tierleichen aufgereiht
sind, es gilt draußen in der Natur das Aufreihen von Tierleichen zu verhindern.
Die andere Seite argumentiert dagegen, diese unberührte Natur gebe es schon
lange nicht mehr. Wald und Flur seien von wenigen Ausnahmen abgesehen, eine vom
Menschen geschaffene Kunstlandschaft, tierische und menschliche Belange untrennbar
ineinander verwoben. Wie der Mensch seine Hand auf die Haustiere legt, habe er
auch das Gros der sogenannt jagdbaren Tiere insbes. Reh und Hirsch zu Nutztieren
gemacht, ihre Zahl über die Maßen vermehrt. Wir müßten
den Tatsachen, mag es uns freuen oder nicht, in die Augen sehen. Tatsache sei,
daß bei uns 97 % der Menschen Fleisch essen. So lange die überwiegende
Mehrheit der Bevölkerung vom Fleischgenuß nicht ablasse, müsse
es unsere Hauptaufgabe sein, uns um möglichst erträgliche Lebens- (und
Sterbe-)Bedingungen für alle Tiere, die aufgegessen werden, zu bemühen.
Unter all den Lebewesen, die ob es uns gefällt oder nicht, dem Verzehr dienen,
gehe es dem Wild noch am besten, es sei das artgerechtest gehaltene Nutztier.
Vor dem Verhungern geschützt lebe es dazu wenigstens teilweise länger
als einst in der rauhen Natur. Es wäre unter den gegebenen Verhältnissen
daher unglücklich, die Stoßrichtung gerade gegen die am wenigstens
tierquälerische Nutztierhaltung anzusetzen und den Kampf gegen die anderen
viel quälerischeren Haltungsformen zurückzustellen. Das wäre so
als ob man gegen die Hennen-Freilandhaltung zu Felde zöge, mag sie auch
letzthin Tierquälerei sein; dann bliebe die Käfighaltung übrig. Überspitzt
formuliert Jagd verhindern hieße im Ergebnis: Schwein und Huhn quälen.
Wer kein Rehschnitzel kriegt, wird nicht Vegetarier werden, sondern zu Schweinsbraten
und Backhendl greifen.
Grundsätzliche Meinungsunterschiede gibt es auch zur Frage der Einbürgerung
von Prädatoren, d.s. Beutegreifer früher Raubtiere genannt. Wer dem
Naturbild huldigt, steht dazu meist positiv. Diese Fleischesser seien eben Teil
der Schöpfung, Natur. Wenn der Luchs jährlich fünfzig Rehe tötet,
liege das außerhalb des Verantwortungsbereichs des Menschen.
Die andere Seite wendet sich dagegen, Prädatoren gewaltsam, noch dazu mit
teils tierquälerischen Methoden herzutransportieren. Die ursprüngliche
Natur sei wenigstens in unseren Breiten vom Menschen längst zerstört.
Raubtiere seien den friedlichen Waldtieren nach fast einem Vierteljahrtausend
der Ruhe fremd geworden. Ihnen tierliche Jäger, die sich an keine Schonzeit
und kein Reglement halten, aufzubürden, sie in ständigen Streß zu
versetzen, grenze an Sadismus. Es sei menschliche Überheblichkeit, nicht
viel anders als Eisbären hierzulande im Zoo zu halten. Mord bleibe Mord,
ob eigenhändig vollzogen oder durch gedungene Gesellen.
Und zusammenfassend: Mit dem Verbot der Jagd allein sei es nicht getan. Nicht
nur der Jäger bringe Tiere um, indirekt auch wir Nichtjäger. Durch
die intensive giftfreudige Landwirtschaft, den Verkehr, die Siedlungs-tätigkeit,
durch von Menschen geschützte tierliche Jagdfreunde wie Hunde und Katzen...
Ob es sich um Mäuse oder Ratten, Fuchs oder Reh, Krähe oder Taube handelt,
wir müssen mit allen, mit denen wir nolens volens zusammenleben, einen modus
vivendi finden, der den Interessen aller Beteiligten möglichst gerecht wird.
Die Tierfreunde also streiten, was wichtiger ist, gegen die Jagd oder gegen intensive
Massentierhaltung kämpfen, was richtiger ist, Tauben und Rehe füttern
oder hungern lassen ...
Derweilen werden die krassen Perversitäten, die alle Tierfreunde einhellig
ablehnen, munter fortgesetzt. Zum Beispiel bei der Fasanenjagd: Vögel, in
quälerischer Massenhaltung großgezogen, kurz vor der Jagd ausgesetzt,
während der Jagd hochgescheucht denn nur im Fluge, wo man schlechter
trifft, darf sie der echte Jäger töten , zum Schluß womöglich
bleiverseucht weggeworfen.
Darum nochmals der Vorschlag: Konzentrieren wir uns einmal auf diesen Übelstand.
Bemühen wir uns um möglichst viele Bundesgenossen. Und denken wir dann über
Strategien nach, die in der breiten Öffentlichkeit ankommen.
Erwin Lauppert
Seite 16 - 17:
Himmelsschlüssel
Ein Märchen Manfred Kyber (1880 1933)
Es war einmal ein großer und gewaltiger König, der herrschte über
viele Länder. Alle Schätze der Erde gehörten ihm und er trieb
sein tägliches Spiel mit den Edelsteinen von Ophir (gemeint ist das sagenhafte
Goldland König Salomons) und den Rosen von Damaskus. Aber eines fehlte ihm
bei all seinem großen Reichtum: das waren die Schlüssel zu den Toren
des Himmels.
Er hatte tausend Sendboten ausgesandt, die Schlüssel des Himmels zu suchen,
aber keiner konnte sie ihm bringen. Er hatte viele weise Männer gefragt,
die an seinen Hof kamen, wo die Schlüssel des Himmels zu finden wären,
aber sie hatten keine Antwort gewußt. Nur einer, ein Mann aus Indien mit
seltsamen Augen, der hatte die Edelsteine von Ophir und die Rosen von Damaskus,
mit denen der König spielte, lächelnd bei Seite gelegt und ihm gesagt:
alle Schätze der Erde könne man geschenkt erhalten, aber die Schlüssel
des Himmels müsse ein jeder selber suchen.
Da beschloß der König, die Himmelsschlüssel zu finden, koste
was es wolle. Nun war es in einer Zeit, zu der die Menschen noch sahen, wo der
Himmel auf die Erde herab reichte und alle noch den hohen Berg kannten, auf dessen
Gipfel die Tore des Himmels gebaut sind. Der König ließ sein Hofgesind
zu Hause und stieg den steilen Berg hinauf, bis er an die Tore des Himmels gekommen
war. Vor den Toren, um deren Zinnen das Sonnenlicht flutete, stand der Engel
Gabriel, der Hüter von Gottes ewigem Garten.
Glorwürdiger ,sagte der König, ich habe alle Schätze
der Erde, viele Länder sind mir untertan und ich spiele mit den Edelsteinen
von Ophir und den Rosen von Damaskus. Aber ich habe keine Ruhe, ehe ich nicht
auch die Schlüssel zum Himmel habe. Denn wie sollten sich sonst einmal seine
goldenen Tore für mich öffnen? Das ist richtig ,sagte
der Engel Gabriel, ohne die Himmelsschlüssel kannst du die Tore des
Himmels nicht öffnen und wenn du auch alle Künste und Schätze
der Erde hättest. Aber die Himmelsschlüssel sind ja so leicht zu finden.
Sie blühen in lauter kleinen Blumen, wenn es Frühling ist, auf der
Erde - und in den Seelen aller Geschöpfe.
Wie?, fragte der König erstaunt, Brauche ich weiter nichts zu
tun, als jene kleine Blume zu pflücken? Die Wiesen und Wälder stehen
ja voll davon und man tritt darauf auf all seinen Wegen. Es
ist wahr, daß die Menschen die vielen Himmelsschlüssel mit Füßen
treten ,sagte der Engel, aber so leicht wie du es dir denkst, ist
es doch nicht gemeint. Es müssen drei Himmelsschlüssel sein, die dir
die Toren des Himmels aufschließen. Und alle drei sind nur dann richtige
Himmelsschlüssel, wenn sie zu deinen Füßen und für dich
aufgeblüht sind. Die vielen tausend anderen Himmelsschlüssel, die auf
der Erde stehen, sollen die Menschen nur daran erinnern, die richtigen Himmels-schlüssel
zum Aufblühen zu bringen - und das sind die Blumen, die alle Menschen mit
Füßen treten.
In dem Augenblick kam ein Kind vor die Tore des Himmels, das hielt drei kleine
Himmelsschlüssel in der Hand und die Blumen blühten und leuchteten
in der Hand des Kindes. Als nun das Kind die Tore des Himmels mit den drei Himmelsschlüsseln
berührte, da öffneten sich die Tore weit vor ihm und der Engel Gabriel
führte es in den Himmel hinein. Die Tore aber schlossen sich wieder und
der König blieb allein vor den geschlossenen Toren stehen. Da ging er nachdenklich
den Berg hinunter auf die Erde zurück - und überall standen Wiesen
und Wälder voll der schönsten Himmelsschlüssel. Der König
hütete sich wohl sie zu treten, aber keine der Blumen blühte zu seinen
Füßen auf.
Sollte ich die richtigen Himmelsschlüssel nicht finden, fragte sich
der König, wo ein Kind sie gefunden hat? Aber er fand sie nicht
und es vergingen viele Jahre.
Da ritt er eines Tages mit seinem Hofgesinde aus und ein schmutziges verwahrlostes
Mädchen, das weder Vater noch Mutter hatte, bettelte ihn an, als er mit
seinem glänzenden Gefolge an ihm vorüber kam. Mag es weiter betteln!,
sagten die Höflinge und drängten das Kind bei Seite.
Der König aber hatte in all den Jahren, seit er von dem steilen Berg gekommen
war, viel über die Himmelsschlüssel nachgedacht und trat sie nicht
mehr mit Füßen. Er nahm das schmutzige Bettelkind, setzte es zu sich
aufs Pferd und brachte es nach Hause. Dort ließ er es speisen und kleiden,
er pflegte und schmückte es selbst und setzte ihm eine Krone auf den Kopf.
Da blühte zu seinen Füßen ein kleiner goldener Himmelsschlüssel
auf. Der König aber ließ die Armen und die Kinder in seinem Reich
als seine Brüder erklären.
Wieder vergingen Jahre und der König ritt in den Wald mit seinem Hofgesinde.
Da erblickte er einen kranken Wolf, der litt und sich nicht regen und helfen
konnte. Laß ihn
verenden!, sagten die Höflinge und stellten sich zwischen ihn und das elende
Tier.
Der König aber nahm den kranken Wolf und trug ihn auf seinen Armen in seinen
Palast. Er pflegte ihn selbst gesund und der Wolf wich nie mehr von ihm. Da blühte
ein zweiter goldener Himmelsschlüssel zu des Königs Füßen
auf. Der König aber ließ von nun an alle Tiere in seinem Reich als
seine Brüder erklären.
Wieder vergingen Jahre - aber nun schon nicht mehr eine so lange Zeit, wie sie
vor dem ersten Himmelsschlüssel vergangen war - da ging der König in
seinem Garten umher und freute sich an alle den seltenen Blumen, die, kunstverständig
gehütet und gepflegt, seinen Garten zu einem der herrlichsten in allen Ländern
machten.
Da erblickte der König eine kleine unschöne Pflanze am Wegrand, die
am Verdursten war und die verstaubten Blätter in der sengenden Sonnenglut
senkte. Ich will ihr Wasser bringen, sagte der König. Doch der
Gärtner wehrte es ihm. Es ist Unkraut ,sagte er, und ich
will es ausreißen und verbrennen. Es paßt nicht in den königlichen
Garten zu all den herrlichen Blumen.
Der König aber nahm seinen goldenen Helm, füllte ihn mit Wasser und
brachte es der Pflanze - und die Pflanze trank und begann wieder zu atmen und
zu leben. Da blühte der dritte Himmelsschlüssel zu des Königs
Füßen auf und das Bettelmädchen mit der Krone und der Wolf standen
dabei. Der König aber sah auf dem steilen Berge die Tore des Himmels weit,
weit geöffnet - und im Sonnenlicht, das um die Zinnen flutete, sah er den
Engel Gabriel und jenes Kind, das damals schon den Weg zum Himmel gefunden hatte.
Die drei Himmelsschlüssel blühen heute noch und sie leuchten heute
noch heller und schöner als alle Edelsteine von Ophir und alle Rosen von
Damaskus.
In Erinnerung an den vor 75 Jahren am 10.März 1933 in Löwenstein/Baden-Württem-berg,
gestorbenen Dichter baltendeutscher Herkunft. Sein Werk war geprägt von
Liebe zu aller Kreatur. Bekannt wurde er vor allem durch seine Märchen und
die Tiergeschichten, in denen er humorvoll menschliche Schwächen zeichnete,
und den Roman einer Kinderseele Die drei Lichter der kleinen Veronika.
Zu seinem umfangreichen Werk zählen Lyrik, engagierte Veröffentlichungen
zum Tierschutz, kritische Schriften zur Kultur sowie Beiträge zu Fragen
der Religion und als Esoteriker zu den Grenzgebieten unseres Daseins. In Löwenstein
befindet sich auch ein kleines Kyber-Museum.
Janez Drnovsek
1950 2008
Der frühere Staatspräsident und langjährige Regierungschef unseres
Nachbarlandes Slowenien ist am 23.Februar seinem Krebsleiden erlegen.
Vor einigen Jahren wandte sich der Politiker dem Buddhismus zu und wurde veganer
Vegetarier. Er schrieb ein Buch Gedanken über Leben und Bewußtsein,
in dem er für ein bewußteres Leben samt fleischloser Ernährung
und für die Tierrechte warb.
Wir bringen kleine Auszüge aus einem Interview, das Drnovschek vor zwei
Jahren der slowenischen Zeitschrift für Tierrechte Freiheit für
Tiere gab. Der volle Wortlaut ist auf der website evana.org nachzulesen.
Warum wurden Sie zum Vegetarier, und welche Veränderungen haben Sie durch
diese Ernährung erfahren?
Weil ich fühle, daß solche Nahrung besser ist, hochwertiger. Fleisch
essen wir doch letztlich mehr auf Grund von anerzogenen Gewohnheiten und Verhaltensmustern.
Einige Jahre lang war ich Vegetarier, in letzter Zeit bin ich dann zum Veganer
geworden ...Zu diesem Schritt habe ich mich einem inneren Gefühl folgend
entschlossen. ...
Wir Menschen sind uns oft zu wenig des Umganges mit den Tieren bewusst und auf
welche Art wir sie behandeln. Auch sie sind lebende Wesen. Wie ich vorhin schon
erwähnte, übernehmen wir Menschen bestimmte Verhaltensmuster beim Umgang
mit Tieren und hinterfragen zu selten, was wir damit auslösen. Wenn wir
uns vor Augen halten, wie der Mensch mit der Tierwelt umgeht und auf diese einwirkt,
müßten wir eigentlich behaupten, daß dies keine Menschen sind.
Denken wir nur an die Massenschlachthöfe, die Rinderzucht oder Geflügelhaltung,
wo unmögliche Bedingungen für das Leben der Tiere vorherrschen.
Danach sollten wir uns ins Gedächtnis rufen, auf welche Art und Weise Tiere
in Lastwagen transportiert werden, häufig ohne Wasser und Verpflegung. Das
ist ein äusserst grausames Verhalten den Tieren gegenüber. Aber die
Leute, die so etwas tun, sind deshalb nicht unbedingt schlecht sie denken
nur nicht darüber nach. Wenn das Endprodukt auf den Tisch kommt, machen
sie sich einfach keine Gedanken darüber, woraus es besteht und was sich
davor in den verschiedenen Phasen ab-spielte.
Also waren bei der Entscheidung für den Ve-getarismus auch ethische Gründe
maßgeb-lich?
Natürlich war auch der ethische Beweggrund vorhanden, zum anderen die Tatsache,
daß der Mensch tatsächlich kein Tierfleisch benötigt.
Alle Politiker dieser Welt betonen in ihren Re-den immer wieder ihren Einsatz
für den Welt-frieden. Sind Sie der Ansicht, daß Frieden auch mit unserem
Verhältnis zu den Tieren und einer unblutigen, friedfertigen Ernährung
verbunden ist? Oder wie es Tolstoi ausdrückte: Solange es Schlachthöfe
gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.
Wenn das Bewußtsein des Menschen hoch genug entwickelt ist, dann wird er
Tiere nicht mehr töten oder grausam behandeln. Von einem solchen Menschen
ist also noch weniger zu erwarten, daß er in den Krieg ziehen und Menschen
töten wird, um einen Vorteil zu erlangen. Bei Menschen, die Tiere nicht
töten und essen, bestehen viel mehr Möglichkeiten, daß sie einen
Weg finden, in Frieden und Harmonie zu leben. Das alles ist miteinander ver-bunden,
verbunden über das Niveau des Be-wußtseins. Dann, wenn das Niveau
hoch genug ist, kommt eines zum anderen. Deshalb ist die Schlüsselfrage
die Aufklärung der Menschen.
Quelle: evana.org
Seite 18:
Notizen
Tierrechtspartei- Wahl in Niederösterreich
Die Tierrechtspartei kandidierte bei der Landtagswahl im März nur im Bezirk
Mödling und erreichte dort 846 Stimmen, d.s. 1,34% der gültigen Stimmen.
Zum Vergleich: FPÖ 9,45 % Grüne 12,82 %, KPÖ 0,94 %, BZÖ 0,88
%
.
Polizeischutz für Jäger
Der burgenländische Landtag hat veranlaßt durch Antijagddemonstrationen
jüngst mit einer Änderung des Jagdgesetzes Treibjagden quasi unter
Polizeischutz gestellt.
Offenlegung
anima - Zeitschrift für Tierrechte
Medieninhaber und Verwaltung: Österr. Vegetarier Union (ÖVU), Postfach
1, 8017 Graz, Tel.0316-463717, und 0720-345 298 (Fairytel), email: ani-ma@vegetarier.at.
Vorsitzender der ÖVU: Dr. Erwin Lauppert, Graz; Stellvertreter Mag. Erwin
Lengauer, Wien; Schriftführerin Michaela Schaller, Graz.
Herausgeber und Redaktion: Arbeitskreis Tierrechte der ÖVU, p.A. Erwin Lauppert,
Adr.w.o., der auch für nicht gezeichnete Texte verantwortlich ist.
Grundlegende Richtung: Forum für die Anliegen der Tierrechte, Mobilisierung
des Mitfühlens mit der am menschlichen Übermaß leidenden Kreatur,
ob Maxi-malforderungen (Veganismus, Tierversuchsverbot), Lakto-ovo-Vegetarismus,
oder minimal (artgerechte Nutztierhaltung, tierfreundlicheres Konsumverhalten,
Vereinsorgan der ÖVU, Infos der ÖVU und der Ge-sellschaft für
humane Nutztierhaltung)
In eigener Sache - Um Mißverständnisse beim Lesen der anima zu vermeiden:
Wir verwenden bei Gattungsnamen die meist maskuline Form nach alter Übung
in der Regel geschlechtsneutral,.d.h. wir meinen damit auch weibliche Personen
bzw. bei weiblichen Gattungsnamen männliche. (Ein Antrag des einzigen männlichen
Vorstandsmitglieds der Vegetarier- Union, im Namen sprachlich auch
die Frauen zu betonen, war von der 80%igen weiblichen Mehrheit zurückgewiesen
worden). Wenn wir von Deutschen und Österreichern sprechen, meinen wir also
nicht nur bei den Deutschen, wo es sich sprachlich von selbst versteht, sondern
auch bei den Österreichern Männlein und Weiblein. Wir bitten also die
Gänseriche, sich, wenn wir von Gänsen sprechen, nicht ausgeschlossen
zu fühlen. Manuskripte, die die /In-Form bevorzugen, ändern
wir jedoch nicht.
Auch wird unserem geschätzten Publikum vielleicht mangelnde Einheitlichkeit
in der Rechtschreibung auffallen. Das ist so. Wir bevorzugen als stillen Protest
gegen die eher undemokratische Einführung der Neuerung die alte Rechtschreibung,
belassen allerdings in neuer Schreibweise eingereichte Beiträge.
Wir bitten unsere Abonnenten bei Beitragszahlungen Namen und Adresse deutlich
zu schreiben (Wir bekommen von der Bank nur schlechte Kopien). Ebenso bitte Adreßänderungen
mitteilen.
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Falls in Ihrer Adresse die Brieffach(Türfach)-Nummer fehlt, teilen Sie sie
uns bitte mit. Es könnte sonst Schwierigkeiten mit der Zustellung geben.
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Naturwaren u. Imbiss - Hildegard Medizin
1090 Wien, Garnisong. 12 (Ecke Ferstelg.)
Tel. 01-408 65 85 Mo - Fr 9.30 - 18.30 Uhr
Vegetarische warme Küche ab 11 Uhr solange der Vorrat reicht.
Seite 20 und 19:
Das Schweigen der Krämer
Eines kann man der Wirtschaft sicher nicht vorwerfen, mangelnde Bereitschaft
ihre Kunden anzusprechen. Werbeschriften, Werbeschriften, die die Vorzüge
der angebotenen Waren preisen. Weniger ausgeprägt ist das Bedürfnis
der Unternehmen, ihre Käufer über die Arbeitsbedingungen derer, die
die Güter herstellen, zu informieren. Ob Nutztiere hierzulande, Nutzmenschen,
Nutzkinder irgendwo weit hinten in der Welt. Zugegeben das interessiert auch
nicht all zu viele Konsumenten, obwohl es mitunter durchaus ähnliche Thrillerqualität
hat wie der einstige Publikumsrenner Das Schweigen der Lämmer.
Wer dennoch fragt, bekommt häufig keine Antwort oder wird mit Floskeln
abgespeist.
Doch auch, wenn es gar nicht um heikle so-ziale Fragen geht, nur um einfache
klare Kennzeichnung, die der Kundschaft das Leben erleichtert, ist Zurückhaltung
das Unternehmermotto. Welches Ei ist dem Keks, der Teigware beigemengt, Käfig,
Freiland? Nichts steht da. Ist Gelatine in der Ware? Für alle Vegetarier
bedeutsam. Keine Antwort. Ob Ei oder Milchiges drin ist, kann, wenigstens wer
noch gute Augen hat, mühsam aus dem Kleinstgedruckten entziffern. Also die
kalte Rotkrautpackung aus der Tiefkühltruhe nehmen, dreimal umdrehen, bis
man auf die Ingredientien-liste stößt. Die eine Weile studieren, dann
zurück in die Truhe, leider nicht vegetarisch. Die Packung einer anderen
Firma herausnehmen usw., etwas kompliziert und kühl. Ist der Pelzbesatz
am Mantel künstlich oder tierisch, von welchem Tier, das Verkaufspersonal
ist ratlos. Manchmal ist was geschrieben, aber englisch oder lateinisch. Was
ist sodium tallowate? Steht fast auf jeder Seife. Drei Drogisten und zwei Apotheker
befragt, keiner wußte es. Und da soll es der einfache Konsument wissen?
Ja selbst wenn ein von ethischen Skrupeln unbeleckter Käufer nur den Preis
wissen will, bekommt er manchmal Probleme. Nur ein Beispiel: Aus gutem Grunde
gibt es zum Schutze der Konsumenten eine Preisauszeichnungspflicht, aus vom Unternehmerstandpunkt
gutem Grunde, zwecks Umsatzbelebung, sind in Lebensmittelmärkten häufig
knapp vor der Kasse, griffbereit für die Wartenden, Mütter quengelnder
Kinder, diverse Kleinwaren na-mentlich Süßwaren plaziert. Eine der
größten Handelskette vermied es lange Jahre, dieses Angebot auszupreisen
und begnügte sich, ums Eck hinter der Kassa eine Preisliste anzuschlagen.
Die ließ sich allerdings nicht lesen, ohne den Kundenstrom aufzuhalten.
Die Manager meinten wohl, Preisschilder könnten die Kauffreude hemmen.
Warum können es sich all die Sales Manager, Verkaufspsychologen leisten,
ihre Kunden zu ignorieren oder für dumm zu verkaufen. Aus einem ganz einfachen
Grund, weil es sich die Menschen gefallen lassen, wenigstens fast alle und die
paar die sich zu Wehr setzen, zu wenige sind. Doch das ließe sich ändern.
Das gilt nicht nur für Tierschutzbelange, es betrifft den Verbraucherschutz
insgesamt.
Um beim Preislisten-Beispiel zu bleiben, hätten sich täglich nur ein
paar lesend als Fels in den Strom der zum Zahlen Drängenden gestellt (das
empfiehlt sich allerdings nur im Schutz von Body Guards) oder täglich nur
zwanzig Konsumenten jeweils drei Artikel dem Regal entnommen, der Kassierin in
die Hand gedrückt, sie freundlich nachdem Preis gefragt und dann bedauernd
gesagt leider zu teuer (das läßt sich auch ohne Begleitschutz
wagen):
Ich wette, die Handelskette hätte nach längstens zwei Wochen kapituliert.
Jeden Tag sechzig Zuckerlpackungen wieder ins Regal hängen, wäre
auf Dauer zu zeitaufwendig.
Die Lebensmittelmärkte sind nach dem Fließbandsystem organisiert,
zu arbeiten hat der Kunde: die Ware entnehmen, sklavengleich zur Kasse führen,
aufs Band legen, zahlen. Wenn ein Käufer volkstümlich gesagt Manderln
macht, das heißt angemessene und berechtigte Fragen stellt, hält
das das System noch aus, wenn es fünfzehn Kunden hintereinander tun, bricht
es zusammen.
Ein Modengeschäft oder sein Lieferant deklariert seine Jacken mit Pork,
weil Schweinsleder klingt nicht schön. Wenn die zwanzigste mit der Frage,
was Pork eigentlich heißt, am Ladentisch landet, wird sich das Unternehmen
entschließen, eine deutsche Übersetzung hinzuschreiben. Wenn die
Verkäuferin in einem Berg pelzbesetzter Mäntel hockt, ratlos vor
der für sie unlösbaren Frage, woraus ist das Fell, wird der Händler
um ausreichende Beschreibung nicht herumkommen. Ein Werbefritze hatte einmal
die originelle (so nachher die Entschuldigung der Kette) Idee, in der Zeitung
glückliche Brathühner um 2,90 anzupreisen. Wenn nicht nur eine Kundin
der Filialleiterin die gefrorene Hühnerleiche vor die Nase hält und
mit sanftem Nachdruck veranlaßt, sogleich in der Zentrale telefonisch
anzufragen, worin das Glück der Brathühner bestehe, wenn das fünfzig
tun, wird die Handelskette rasch auf solche Reklamespäße verzichten.
Ü
brigens, ein voller Einkaufswagen ist beim Aufmucken nützlich. Der verbreitet
Beißhemmung. Welcher Filialleiter möchte schon einen guten Kunden
in die Flucht jagen, ohne die Waren im Wagen?
Auf konsumentenfreundlichere Gesetze aus Brüssel warten bringt nicht viel,
alles dauert Jahre und dazu sitzen die großen Unternehmen meist am längeren
Ast. Über den Supermarkt ließe sich manches rasch verbessern. Nur
sich ärgern und kuschen? Das wäre ein trauriger König Kunde. Wenn
sich ein paar zusammentun, mit etwas Mut, Fleiß und Organisationsfreude
kann auch die kleine Frau, der kleine Mann ein bißchen was erreichen. Nicht
gerade eine bessere Welt, das nicht. Aber den Menschen das Leben erleichtern.
Durch klare Warenkennzeichnung, Aufnahme tierfreundlicher Waren ins Sortiment
(die muß man dann natürlich eine Weile betreuen), Verhinderung mieser
Werbemätzchen etc.
Bei all dem sollte man das Augenmaß nicht verlieren. Es geht nicht darum
kleine vom Leistungsdruck überforderte Filialleiter zu nerven. Das Unternehmen
ist schließlich der Freund der Kunden, nur die müssen halt der Zentrale
sagen, was sie möchten, woher sollte die es denn sonst erfahren? Also zuerst
einmal dorthin schreiben. Und auch an den Produzenten. Aber nicht sich von den
Handelsleuten an den Hersteller abwimmeln lassen. Der Supermarktkonzern kann
dort mehr erreichen als der kleine Konsument.
Eine auf Spendengelder angewiesene bekannte soziale Einrichtung hatte einmal
die glorreiche Idee, mit dem Slogan zu werben: Wir nehmen kein Geld von
Leuten, die für Tiere spenden, wir wenden uns an Menschen, die ein Herz
für Menschen haben oder so ähnlich. Eine Dame mit sozialer Ader
für Mensch und Tier klemmte sich darauf für zwei Tage ans Telefon und
informierte all ihre Bekannten. Bald klingelte auch beim Wohltäter-Verein
laufend das Telefon. Tierfreunde forderten ihre Spendengelder zurück. Die
Werbekampagne wurde rasch abgebrochen.
Erwin Lauppert
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