Inhalt Nr.1/2008

 

Aus dem Inhalt


Helmut F. Kaplan
Solange es so viele leidende Menschen gibt ................. 3


Elisabeth Richter
Der Wahnwitz hat Methode ............. 4
Von der Schweinsbratenministerin und dem Lebensminister


Gesunde Kraft ................................ 6
100 Jahre vegan-vegetarischer Fleischersatz


Bücher ............................................ 7
L. Eltz v. Hoffmann, Das Tier – Focke, Tier-schutz in Deutschland - Otterstedt, Mensch und Tier im Dialog - Rütting, Ich bin alt und das ist gut so - Zeitschrift ALTEX - Ferrari, Genmaus & Co - Küglker-Anger, Milchfrei und schnell gekocht - Kugler, Vegetarisch essen - Grünefeld, Das Mulchbuch - Vegetarian Visitor

Vegetarische Informationen ......... 10


Bio oder „Zurück zum Ursprung“ ................ 11
Info der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung

Rocky ........................................... 12


Meinungen .....................................13
Ortwin Maritsch, Fleischesser, Vegetarier, Veganer, Esoterikwuzzis und Rocky! – Warum Menschen oft ein Leben lang an ihren fleischlichen Essgewohnheiten festhalten?
Leserbriefe zu: Die Hundesser vom ORF
Nochmals zur Jagd: Reaktionen zu ‚Mit den Waffen der Frau’


Manfred Kyber
Himmelsschlüssel ........................ 16
Ein Märchen


Janez Drnovsek ............................ 17
1950 – 2008
Offenlegung und Impressum ............ 18


Erwin Lauppert
Das Schweigen der Krämer ........... 20

 

Seite 1 und 2:

Bis auf weiteres

Das Messer blitzt, die Schweine schrein,
Man muß sie halt benutzen,
Denn jeder denkt: Wozu das Schwein,
Wenn wir es nicht verputzen?


Und jeder schmunzelt, jeder nagt
Nach Art der Kannibalen,
Bis man dereinst Pfui Teufel! sagt
Zum Schinken aus Westfalen.

Wilhelm Busch
1832 – 1908

 

Liebe Leserinnen und Leser,


Wilhelm Busch als Verfasser von Max und Moritz ist wohl allen ein Begriff. Nicht so allgemein bekannt ist eine andere ernstere Seite des Dichters. Aus Anlaß seines hundertsten Todestags möchten wir uns dieser erinnern.
Lieselotte von Eltz-Hoffmann sagt dazu in ihrem neuesten Buch „Das Tier – Kulturgeschichtliche Betrachtungen“ (siehe die Bücherseite dieser anima-Nummer), der Künstler fühlte eine innige Liebe zur Natur und setzt fort:
„ Erstaunlicherweise waren es gerade die Bienen, deren Beobachtung ihn zur Erkenntnis einer ‚gemeinsamen Wurzelverwandschaft aller Kreatur’ brachten...
Wilhelm Busch war jedoch nicht nur von hingebungsvoller Liebe zu den Tieren, sondern noch mehr von einem tiefen Mitgefühl für ihr Leiden beseelt. Immer wieder hat er dies in seinen Werken zum Ausdruck gebracht. Mit Entschiedenheit wandte er sich gegen die Qualen, die der Mensch dem Tier zufügt, und erhoffte, ähnlich wie Schopenhauer, dem er sich geistesverwandt fühlte, einen Fortschritt der menschlichen Kultur in kommenden Zeiten, in denen ‚die herrschende Anschauung überwunden sein würde, dass die Tiere nur für den Menschen geschaffen wären und ihren Zweck nur dann erreichten, wenn er sie zu seinen Zwecken gebrauche oder auch mißbrauche.’
So sind auch seine Verse (auf der Titelseite), die wie Satire wirken, in Wahrheit eine bittere Anklage gegen den Menschen.“
Hundert Jahre sind vergangen und die große Mehrheit sagt immer noch nicht Pfui Teufel! zum Schinken ob aus Westfalen oder aus unseren Landen. Ist Resignation angebracht? Nein, es hat sich manches verändert, Vegetarier gelten nicht mehr als Sonderlinge, die fleischlose Lebens-weise ist wenig auch selten geübt, allgemein anerkannt; wir hoffen, es geht aufwärts.

Ihre anima-Redaktion

Seite 3:

Solange es so viele leidende Menschen gibt ...
Helmut F. Kaplan

Solange es so viele leidende Menschen gibt, ist es unverantwortlich, Zeit und Energie für Tiere zu investieren – die Menschen kommen zuerst! So lautet eine häufige Kritik an Tierrechtlern und Tierschützern. Nun, diejenigen, die so reden, zeigen tatsächlich zunächst einmal eines: daß SIE NICHT zu jenen gehören, denen die Menschen wirklich am Herzen liegen. Denn wer sich wirklich um Menschen kümmert, dem sind auch die Tiere ein Anliegen, und wer sich wirklich um Tiere kümmert, dem sind auch die Men-schen ein Anliegen.
Einen anschaulichen Beleg hierfür liefert ein einfacher Test: Man frage jene, die das Menschen-zuerst-Argument propagieren, welches Engagement für Menschen ihnen denn keine Zeit mehr für Tiere lasse. Verle-gene Ausflüchte werden die Folge sein! Tatsache ist nämlich: Wer helfen will, hilft, ohne lange zu fragen, wem er zuerst helfen sollte, und wer nicht helfen will, der hilft eben nicht – und beruft sich dabei auf du-biose Prioritäten. "Die Menschen kommen zuerst" ist in aller Regel ein Vorwand dafür, um weder für Tiere noch für Menschen etwas zu tun.
Andererseits ist in der konkreten Praxis im gesamten Bereich gemeinnütziger Tätigkeiten Aufgabenteilung sinnvoll und notwendig. Und deshalb ist auch absolut nichts dagegen einzuwenden, daß sich manche Menschen auf das Wohl von Tieren konzentrieren. Einer Museumsgesellschaft wird ja auch nicht, wie Gotthard M. Teutsch treffend feststellt, vorgeworfen, sich nur um alte Kunst und nicht auch um alte Menschen zu kümmern!
Erfreulicherweise gibt es aber im Alltag ge-nügend Gelegenheit, unabhängig von seiner „Hauptzielgruppe" für Menschen UND Tiere etwas zu tun. So wird etwa niemand durch sein Engagement für Menschen daran gehindert, keine Tiere zu essen, also vegetarisch zu leben!
Und wozu führen ethische Überlegungen in bezug auf die Frage, wem wir „zuerst" hel-fen sollten? Zunächst einmal zur Erkenntnis: Absolute Prioritätensetzungen sind unsinnig. So würde etwa aus der Verabsolutierung der Regel „Überleben ist wichtiger als Gleichberechtigung" folgen, daß wir uns um die Gleichberechtigung von Frauen erst kümmern dürften, wenn es keine vom Tode bedrohten Menschen mehr gibt. Und aus der Regel „Überleben ist wichtiger als Wohnen" folgte, daß wir uns um Obdachlose erst kümmern dürften, wenn keine Menschen mehr zu verhungern drohen.
Selbst plausible Prioritätensetzungen ver-lieren also durch Verabsolutierung ihre Sinnhaftigkeit. Und Prioritätensetzungen, die von vornherein fragwürdig sind, werden durch Verabsolutierung noch unsinniger. „Die Menschen kommen zuerst" ist eine solche von vornherein unsinnige Forderung! Warum? Weil sie eine unbestreitbare Tatsache verleugnet: Es gibt Mißstände, die schwerstes tierliches Leiden involvieren, und Mißstände, die nur vergleichsweise harmloses menschliches Leiden involvieren.
Schwerstes Leiden WENIGER ernstzuneh-men als vergleichsweise harmloses Leiden, ist offenkundig irrational und ungerecht. Exakt dies fordern aber die Menschen-zuerst-Befürworter: Die Menschen sollen IMMER Vorrang vor Tieren haben – egal, wie schrecklich die Qualen von Tieren und wie harmlos das Unbehagen von Menschen auch immer sein mögen! Mehr noch: Gemäß der Menschen-zuerst-Position brauchen wir uns die Lebensbedingungen von Tieren nicht einmal ANZUSEHEN, solange es noch irgendwelche Widrigkeiten für Menschen gibt. Denn: Die Menschen kommen sowieso zuerst!
Damit wird quasi die Irrationalitätsschraube noch einmal angezogen - und gleichzeitig jegliche Möglichkeit, die Fehlerhaftigkeit unseres Vorurteils zu erkennen, ausgeschaltet: Fakten, die man ignoriert, können einen nicht verunsichern.
So bedauerlich das Übermaß an Leiden auf Erden ist und so verwirrend die Antworten auf die Frage, wie wir ihm begegnen sollten, zuweilen auch sein mögen – eines ist immerhin sicher: Die Menschen-zuerst-Forderung führt heillos in die Irre, weil sie Fakten verleugnet und Irrationalität und Ungerechtigkeit zur Regel macht: Selbst größtes tierliches Leiden zählt nichts im Vergleich zu kleinstem menschlichen Leiden; selbst lebenslanges tierliches Martyrium zählt nichts im Vergleich zu kurzem menschlichem Unbehagen. „Die Menschen kommen zuerst" ist eine intellektuelle und moralische Bankrotterklärung.
© Helmut F. Kaplan

Helmut F. Kaplan, Philosoph und Autor, zählt zu den Pionieren der Tierrechtsbe-wegung.
Zahlreiche Bücher zur Ethik der Mensch-Tierbeziehung. Sein jüngstes Buch: Der Verrat des Menschen an den Tieren.
Dann u.a.: Tierrechte – Die Philosophie einer Befreiungsbewegung
Die ethische Weltformel – eine Moral für Men-schen und Tiere.
Tiere haben Rechte – Argumente und Zitate von A bis Z
w ww. Tierrechte-kaplan.org

 

Seite 4 und 5:
Der Wahnwitz hat Methode!
Von der Schweinsbratenministerin und dem Lebensminister
Elisabeth Richter


Österreich hat weltweit das beste Tier-schutzgesetz, Österreich schützt Tiere im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch, dem-nächst vielleicht sogar in der Verfassung. Österreich hat die engagierteste Tier-schutzministerin und jedes Lebewesen samt der Natur wird vom Lebensminister mit Klauen und Zähnen verteidigt, Österreich ist der Feinkostladen Europas mit kleinteiliger, umwelt- und tierschonender Landwirtschaft, usw. usw. .............
Bevor Sie in Freudentränen ausbrechen. Alles nur Schönsprech und Schönschreib.
Das Land und die gesamte EU versinkt in Waschmittelwerbe-Sprüche von oben und immer grausamer und umweltschädlicher werdenden Praktiken in der Realität. Das soll natürlich niemand merken, schon gar nicht die Bevölkerung, die immerhin zu 70 – 80 % bei eu-weiten Befragungen FÜR Natur + Tiere abstimmt. Auch die Medien, verschliessen die Augen und verweigern Publizität, selbst höchstdekorierte Wissenschaftler werden totgeschwiegen. Und, auch wenn die UNO Studie nach Studie präsentiert, dass Massentierhaltung und Maschinen + Chemie-Landwirtschaft DIE Klimasünder schlechthin sind, was passiert? Genau nix.
Sie haben aber doch vom besten Tiertrans-portgesetz aller Zeiten in Österreich gehört, von Tierschutzprojekten in Schulen, vom unabhängigen Tierschutzbeirat im Ministerium, von glücklichen Schweinen, die die Tierschutzministerin! dazu bewog, ein Schweinsbratenbuch zu schreiben?
Tja, ich würd’s das Orwell-Schönsprech-Phänomen nennen. Viel Nettes und Unter-haltsames in die Fernsehkameras und Zei-tungsredaktionen schütten und genau das Gegenteil durchführen.Brot und Spiele mo-dern sozusagen. Demokratie? Tierschutz-beirat? Studien und Lobbying für die Tiere? Medienaufschrei? Korrekte Information samt Bevölkerungsempörung? Konsumänderungen? Klimaschutz- und Bioförderungen?
Schön wär’s, aber die Leute, die aus den Tieren immer noch mehr Geld pressen, ha-ben weder Gewissen noch einen Genierer und gängeln die PolitkerInnen, die ohnehin höchstens am Rande interessiert sind (gilt nicht als schick und bringt weder Macht noch Geld). Ab und zu beschliessen sie dann weitere Verschlechterungen, die die Ausbeuterlobby sowie die Spekulanten wün-schen. Verkündet werden natürlich tolle Verbesserungen für Tier und Natur, der Re-gierungschef nickt ab, die Grünen prote-stieren heftig – tja, und dann ändert sich wieder nix an der Massentierhaltung, den sinnlosen Transporten (neuerdings unter Planen mit lustigen Aufdrucken versteckt!) kreuz und quer durch die Welt, der immer exzessiveren Ausbeutung der Tiere, dem Chemieeinsatz, der Fleischmafia, den dadurch verursachten Umwelt- und Klimaschäden sonder Zahl, dem Aufhörenmüssen der letzten ordentlichen Bauern, der empörenden öffentlichen Föderung von immer noch grösseren Tier-KZ’s, usw. usw.
Bei uns im Westen steigt der Protest gegen den Tierausbeutungs-Irrsinn, leider auch der Tierqual-Irrsinn der Profiteure. Und jetzt kommen auch noch China, Indien, Russland, usw. auf die Fleisch/Milchschiene, die wir im Westen bis in den heutigen Exzess getrieben haben. Die Profiteure freuts, die Spekulan-ten auch – so entstehen Preiserhöhungen für den Westen und neue, gewinnverspre-chende Märkte (völlig „liberal“, sprich für die betroffenen Tiere noch schrecklicher als bei uns schon üblich) mit milliardenfacher Menschenbevölkerung. Und die werden nun alle auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte getrimmt, selbst Länder wie das traditionell vegetarische und tierfreundliche Indien macht sich auf den McDonalds-Weg, die bisher milchhassenden Chinesen werden zu Milchkonsum gedrängt. Damit sie alle gross und stark werden........ Vermutlich werden sie alle krank und siech, aber bis dahin haben die Abkassierer ihre Millionen längst in Steueroasen und lachen sich kaputt.
Bei uns hingegen werden demnächst Polizi-sten die Jäger schützen, damit sie nicht von tierschützerischen Zusehern beim Abknallen von Tieren gestört werden. Immer grössere Tierfabriken (eine Freude für die Bauindustrie) werden gebaut, mit EU-Förderungen natürlich. Das Käfigverbot für Legehühner endet in neuen Käfigen (die Käfigindustrie lacht sich kaputt). Massentötungen von extrem hochgezüchteten Tieren in den Tierfa-briken wegen echter oder behaupteter Krankheiten nehmen rasant zu (es zahlt der Steuerzahler). Gammelfleisch schlägt hohe Wellen (Betrug dürfte im Fleischereigeschäft an der Tagesordnung sein). Gefüttert wird zu 80 % Gen-Soja aus Übersee, extensive Tierhaltung (=Weiden) nimmt immer mehr ab. Kühen, Schafen und Ziegen werden ihre Babies sofort nach der Geburt entrissen und mit Milchpampe zwangsgefüttert (die Mut-termilch bringt mehr Geld und wird daher verkauft). Und, Kärnten schlägt allen Ern-stes Agrarparks in der Pampa vor, damit die Ortsbevölkerung von Tieren nicht mehr „belästigt“ wird (statt auf biologische und extensive Tierhaltung umzustellen – die stinkt nicht, der Bauer hat wieder ein or-dentliches Einkommen und eine Tätigkeit, für die er sich nicht schämen muss. Keine Massen von LKWs brausen täglich durchs Dorf, die Tiere sind gesund, die Wiesen bleiben Wiesen und helfen so auch der Artenvielfalt – und dem erfreuten Auge des Betrachters).
Und gegen diesen grausamen, aber höchst gewinnbringenden Tier-Supergau stehen quasi nur Sie und ich, sprich BürgerInnen, die ihrem Herzen und Gewissen folgen und KEIN Leben vernichten wollen. Mit bluten-dem Herzen, mit privater Zeit, mit privatem Geld, ohne macht- und geldvolle Lobby, ohne politische Macht, ohne Medienpräsenz und noch immer ohne wirksamen Zusammenschluss der tausenden Tierschutzvereine und abertausenden TierrechtlerInnen, bzw. TierschützerInnen.
ABER, Möglichkeiten haben wir trotzdem. Wir alle sind König Kunde, wir können reden und schreiben, wir können Politik und Wirtschaft mit Statements bombardieren, wir können spenden, wir können Aktivitäten setzen. Wir müssen es allerdings wirklich tun – lesen und traurig seufzen hilft den Tieren leider gar nicht. Im Gegenteil, wo kein Widerstand da keine Verbesserung. Wozu auch, denken die Profitierer und Gleichgültigen und machen munter weiter.
Die Tiere selber haben keine Gewerkschaft und keine schlagkräftige gesetzliche Ver-tretung. Im Grunde sind sie völlig rechtlos, noch immer. Auch die Tierschutzsombuds-frauen und –männer sind weisungsgebun-den und beamtet, dito natürlich die Amt-stierärzte. Und die Polizei will mit Tierschutz meist gar nix zu tun haben, hat ja noch kein Schwein am Postenkommando angerufen, um sich zu beschweren, – so ein launiger Spruch ...........
Also demaskieren wir Schönsprech und Schönschreib und handeln wir. Nur Sie und ich – und all die vielen anderen, heute gerne als uncoole Gutmenschen verhöhnt -, WIR können helfen und müssen handeln. Die Zeit ist überreif. Tun wir es nicht, gehören wir in auch zu denen, die nie was gemerkt, gewusst und getan haben .......
PS: Ein erster Schritt vielleicht: Tierrechts-news (und Aktionen und Petitionen) gibt’s gratis im Internet zu abonnieren. Für den deutschsprachigen Bereich ist de.groups.
Yahoo.com/group/TR-Nachrichten-Austria sehr empfehlenswert. Ran an die Tasten – die Tiere warten dringendst!

 

Seite 6:

Gesunde Kraft
100 Jahre vegan-vegetarischer Fleischersatz


„Wer wird noch Tierfleisch essen, wenn eine edlere und gesündere Nahrung sich ihm bietet, die ihn nichts entbehren läßt?“ So optimistisch wurde das „Pflanzenfleisch“, das der Lebensreformer und Schriftsteller Fritz Kiel, ein Mitglied der ursprünglich vegetarischen Obstbaukolonie Eden bei Oranienburg 1908 geschaffen und unter dem Namen „Gesunde Kraft“ auf den Markt gebracht hatte, beworben.
Er stellte das Fleischsurrogat in Eden her, der Vertrieb lief vor allem über die Reformhäuser. Das Produkt bestand – entnehmen wir den Edener Archivblättern – aus Körnerfrüchten, Hülsenfrüchten und Gewürzkräutern und wurde durch Kochen mit Wasser zu einem Brei, der einer Hackfleischmasse ähnlich war. Die genaue Zusammensetzung des Originalrezeptes ist bis heute nicht bekannt. Einige Jahre später wurde die Masse auch gekocht als Fertiggericht in Dosen angeboten. Daneben gab es auch pflanzliche Wurst – ein der Leberwurst ähnlicher Aufstrich – in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Gedacht waren die Erzeugnisse sowohl „für den Übergang wie zu dauerndem Genuß”.
Vor allem aber war das Pflanzenfleisch billiger als vergleichbares tierisches Fleisch und fand in der damaligen Zeit stark steigende Fleischpreise und niedriger Löhne auch Interesse unter den damals so vielen Zwangsvegetariern. So gewann es 1913 ob seines „außerordentlich feinen und fleischähnlichen Geschmackes“ gerühmt auch eine Auszeichnung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, einer lnteressenvertretung der Landwirtschaft.
Ebenfalls vor hundert Jahren kam die „Eden-Butter“, die erste rein pflanzliche Margarine ohne gehärtete Fette und ohne Konservierungsstoffe auf den Markt. Nach den Obstsäften war sie dank des florierenden Absatzes das zweite Stützbein der Edener Genossenschaft; auch wenn sie nach Einführung des gesetzlichen Namensschutzes für Kuhbutter nicht mehr Pflanzenbutter sondern pflanzliche Margarine hieß.
Um die Geschichte weiter zu erzählen: 1930 wurde die Kunstfleischproduktion von der Genossenschaft übernommen und unter dem Namen „Edener Pflanzenfleisch” vermarktet. Nach der Teilung Deutschlands entstand im Westen ein Eden-Unternehmen. Die ostdeutsche Genossenschaft brachte die Rechte ein und war vorerst Haupt-, dann Minderheitseigentümer. Das endgültige Aus im Osten kam erst mit der politischen Wende, mit dem ungebremsten Einzug des kapitalistischen Systems. Die Mehrheitseigentümer des Westunternehmens und dann notgedrungen auch die Ostgenossenschaft verkauften die Westfirma 1991 an den Großkonzern Sandoz. Unter den neuen Eigentümern und unter dem Markennamen „Eden“ vertreibt die Firma eine große Palette an Reformwaren, einschließlich der Eden-Margarine und Kunstfleischprodukte mehrheitlich mit Eieiweiß oder Milchpulver in der Rezeptur.
Heute gelten Vegetarier, wenn auch immer noch eine sehr kleine Minderheit, nicht mehr als Sonderlinge, eine Fülle von pflanzlichen Fleischalternativen finden sich nicht nur in Reformläden, auch in größeren Lebensmittelmärkten. Doch die optimistische Erwartung, Pflanzenfleisch würde tierliches Fleisch ersetzen, hat sich nicht erfüllt. Die Surrogate sind immer noch Nischenprodukte.
Die Gründe dürften mehrfach sein. „Eingefleischten“ Vegetariern ist häufig alles, was irgendwie nach Fleisch schmeckt, zuwider, außerdem sagen sich manche, wozu Getreide und/oder Hülsenfrüchte (insbes. Soja) kompliziert ummodeln, wenn man sie mit Genuß unverfremdet essen kann. Bleibt vor allem wer, wiewohl Vegetarier, aus alter Gewohnheit Fleischgeschmack nicht entbehren will, und der eine oder andere Gesundheitsbewußte. Die große Mehrheit, Menschen, die mit Vegetarismus nichts am Hut haben, werden sich für Kunstfleisch nur interessieren, wenn es a) billiger als tierisches ist und ihnen b) genau so gut schmeckt. Leider, anders als vor hundert Jahren, undank der heute üblichen extremen Tierausbeutung ist Fleischsurrogat im allgemeinen teurer, und leider, den Fleischesser-Gaumen geschmacklich zu überzeugen, das ist den Alternativerzeugern bisher kaum gelungen. Da bleibt noch viel zu tun.

 

Seite 7 -9:

Bücher

Tiere
Liselotte von Eltz-Hoffmann
Das Tier – Geschichte und Gegenwart – Kulturgeschichtliche Betrachtungen
Erich Weiss Verlag Bamberg 2007, 244 Seiten, 225 Abb., geb., Format 24 cm x 17 cm L x B), 18 EUR(D), ISBN 978-3-928591-95-9. www .erich-weiss-verlag.de
Vor einigen Jahren hatte sich unsere damalige Mitarbeiterin Christine Beidl eingehend mit dem von Lieselotte von Eltz verfaßten Buch „Ihr Herz schlug für das Tier – Große Fürsprecher der Tiere von der Antike bis zur Gegenwart“ Erich Weiß Verlag 2003) befaßt (anima Nr.4/2003). Jetzt liegt ein neues Werk der vor allem aber nicht nur mit Persönlichkeiten und Kunst im Zusammenhang mit Religion befaßten Schriftstellerin vor. In ihren kulturgeschichtlichen Betrachtungen macht sie uns mit dem Tier in Geschichte und Religion, Malerei und Dichtung, dem Tier als Begleiter und im Verständnis bedeutender Menschen bekannt, bringt viel Wissenswertes, doch nicht als nüchterne wissenschaftliche Abhandlung. Sie versteht es, das Tier den Herzen der Menschen nahe zu bringen. In der Tierschutzliteratur nimmt sonst häufig Quälendes breiten Raum ein. Die Autorin läßt uns Positives sehen. Das reich bebilderte Buch eignet sich vorzüglich auch als Geschenk. Eine kleine Leseprobe zu Wilhelm Busch findet sich vorn auf Seite 2.


Hermann Focke
Tierschutz in Deutschland Etikettenschwindel ?! – Der gequälten Kreatur ge-widmet, Pro Business Verlag Berlin 2007, 354 Seiten, kart., ca. 21 x 15 cm, 17,80 EUR(D), ISBN 978-3-939430-93-3, www .book-on-demand.de
Was sich hinter den Kulissen abspielt, bleibt uns Normalbürgern meist verborgen. Es sei denn es findet sich ein Geheimagent oder ein Insider, der sich genötigt sieht zu sprechen. Das ist selten. Das Buch handelt von diesem seltenen Fall. Der Autor war Amtstierarzt und Veterinäramtsleiter in einem der an Massentierhaltung intensivsten Landkreisen Niedersachsens. Die grauslichen Zustände bei Tiertransporten in den Süden veranlaßten ihn, selber in den Verladehäfen zu recherchieren und seinem Ministerium zu berichten.
Durch eine Indiskretion dort gelangten die Berichte an die Öffentlichkeit, die Medien stürzten sich darauf und der Tierarzt konnte sich der vielen Bitten um Interviews, Talkshows kaum erwehren. Die Politik beeilte sich zu erklären, es sei alles in Ordnung gebracht. Doch tatsächlich blieb es wie bisher.
„ ausgelutscht“
Als der Autor, der mit anderen Ärzten eine Tierärztliche Initiative Tierschutz gegründet hatte, drei Jahre später aus Anlaß von Tiertransporten mit katastrophalen Totalverlusten zu einer Pressekonferenz an der Hochschule Hannover lud, kam kaum ein Journalist, denn: Das Thema sei ausgelutscht. Die Leute würden die blutigen Bilder von Karremann nicht mehr sehen wollen, im übrigen hätten die Politiker versichert siehe oben. Kein Verlag war bereit die erste Fassung des vorliegenden Buches zu drucken: die Menschen interessiere das nicht. Wohl aber tat die Politik alles, um den aufsässigen Amtstierarzt zum Kuschen zu bringen. Und als das nicht gelang, stellte man ihn kal und ekelte ihn mehr oder minder gewaltsam aus dem Amt.
Das Resümee seines langen Kampfs gegen Tierquälerei: Der Markt bestimmt, Politiker reden, Ministerialbürokratie und kommunale Verwaltung verhalten sich angepaßt und Schöpfung wie Gesellschaft sind ihnen ausgeliefert.
Wie das alles im einzelnen geschah, die Tierquälereien, die Sanktionen nicht gegen die Quäler sondern gegen den Aufdecker, das beschreibt ausführlich die vorliegende Arbeit. Anlaß sie jetzt auf neuen Stand gebracht zu veröffentlichen war übrigens die Aufhebung des mit Ende 2006 in Deutschland bereits normierten Lege-hennen-Käfighaltungsverbots.
Auch wenn das Schwergewicht auf Vorgängen in den neunziger Jahren liegt, ist das Werk nach wie vor aktuell. Die Berichte im Buch über neuere Vorkommnisse und die Erhebungen der Animal’s Angels zeigen es. Zudem enthält die Abhandlung ausführliche Informationen über Schweinehaltung, Puten- und Hühnermast und Legehennenhaltung.
Eine Bemerkung sei noch herausgegriffen: die betreffend das Gebot, Muttersauen täglich Bewegungsfreiheit zu geben. In Österreich gibt es eine ähnliche Bestimmung: Kühen ist an 90 Tagen oder in der Biohaltung an 180 Tagen bzw. zweimal wöchentlich Auslauf zu geben, Die Kontrolle so der Tierarzt sei kaum möglich. Er fügt bei: Aus zahlreichen Bestimmungen der (deutschen bis 2006 gültigen) Schweinehaltungsverordnung spricht nicht nur die Ignoranz des Gesetzgebers sondern für mich als Tierarzt in weiten Teilen auch der blanke Hohn oder gezielte Absicht.


Dr. Carola Otterstedt
Mensch und Tier im Dialog – Kommunikati-on und artgerechter Umgang mit Haus- und Nutztieren – Methoden der tiergeschützten Arbeit und Therapie, Kosmos-Verlag Stuttgart 2007, 550 Seiten mit 600 Farbbildern und Zeichnungen, geb. Format ca. 25 x 18 cm, 49,90 EUR(D), (www .kosmos.de)
Das Buch wendet sich einmal alle, die mit einem Tier zusammen sein wollen und zum andern an alle, die mit Tieren Menschen helfen wollen, ob in Altenheime, Schulen und therapeutische Einrichtungen. Es gibt dazu eine Fülle von Information über artgerechte Behandlung, das Verstehen der Tiere, die Arbeit mit Tieren, im allgemeinen und bezogen auf die einzelne Tierarten. Ein wertvolles Buch, das nur Menschen, die aus ideologischen Gründen jede Verbindung zwischen Mensch und Tier für unstatthaft halten, ablehnen wer-den. Die Einstellung der Autorin illustriert ein Satz aus einem Interview mit der Zeitschrift Ein Herz für Tiere: „Eine Beziehung kann ich zu jedem Tier entwickeln. Zu einer Meise, einer Krähe.“ ?? „Aber natürlich! Viele haben das Bedürfnis, einmal im Leben mit einem Delfin zu schwimmen. Ich brauche keinen Delfin. Ich finde es ebenso aufregend, wenn sich eine Libelle auf meine Hand setzt.“

Lebenskunde
Barbara Rütting
Ich bin alt und das ist gut so
Meine Mutmacher aus acht gelebten Jahr-zehnten, Nymphenburger Verlag (Herbig) 2007 (6. Auflage 2008), 288 Seiten mit 46 Fotos u. Abb., geb., Format 21,5 x 15 cm, 20,50 EUR/A), 19,90 EUR(D),www .herbig.net
In achtzig Jahren sammelt sich reiche Lebenserfahrung, gar in einem so vielseitigen Leben, wie es Barbara Rütting geführt hat, als Schauspielerin, Friedensaktivistin, Beraterin für Voll-werternährung und gesunde Lebensführung, für Tierschutz usw., Autorin nicht nur für vegetarische Küche, schließlich als grüne Abgeordnete zum bayrischen Landtag. In diesem jüngsten ihrer vielen Bücher läßt sie uns teilhaben an ihren Erkenntnissen, Erlebnissen. In alphabetisch geordneten Stichwörtern gibt sie humorvoll und ernst in bunter Abwechslung Rezepte zur Gesunderhaltung von Körper und Seele, Kochrezepte, Kosmetik, spricht über die heilende Wirkung des Lachens, viel über Yoga – mit zwölf Seiten Zeichnungen, die Körperübungen veranschaulichen, über Augenübungen, Hexenschuß, Komplexe, Trösten und vieles vieles mehr, zwischendurch launige Erlebnisse, Bekenntnisse und viele Bilder aus ihrer Filmzeit, ein Stück Filmgeschichte. Ein reichhaltiges Stichwortverzeichnis ergänzt das Buch, das ohne belehrend zu wirken viel Lehrreiches bringt und oft auf amüsante Art zum Nachdenken anregt.
Das Resümee Barbara Rüttings aus achtzig Jahre Leben: Noch nie habe ich so gern gelebt wie heute – trotz aller Höhen und Tiefen, aller Strapazen waren ausgerechnet die letzten die glücklichsten Jahre meines Lebens.


Wissenschaft
ALTEX Alternatives to Animal Experimen-tation – Ein vierteljährliches Journal für neue Wege in den biomedizinischen Wissenschaften, Schützenstr. 14 D-78462 Konstanz, Jahresabo für Privat-Bezieher 75 EUR, (für Tier-schutzorganisationen u. Studierende Sonder-konditionen), Abo für Nr.4: 20 EUR, Be-stellungen ALTEX Postfach 100125, D-78401 Konstanz, abo @altex.ch, www .altex.ch
Die der 3R Idee verpflichtete u. a. von einigen Tierschutzorganisationen und –stiftungen unterstützte wissenschaftliche Vierteljahresschrift tritt nun in das 25.Jahr ihres Bestehens. Die vierte Nummer jeden Jahrgangs bringt regelmäßig den Literaturbericht – Mensch und Mit-geschöpf unter ethischem Aspekt. (Nr.4 kann auch für sich allein im Abo bezogen werden.)
In den übrigen Nummern überwiegend medizinische Themen in englisch, der Sprache der Wissenschaft, daneben jedoch eine Serie „Food for tought...“ über Grundsätzliches und Allgemeines zu den Alternativmethoden zweisprachig geführt, und einiges anderes in deutsch. Wir hoffen, auf einzelne Themen der letzten Nummer – sie kam erst zu Redaktions-schluß – noch später eingehen zu können.


Arianna Ferrari
Genmaus & Co. – Gentechnisch veränderte Tiere in der Biomedizin, Reihe Tierrechte - Menschenpflichten; Bd. 14, Harald Fischer Verlag, Erlangen 2008, kart., 429 Seiten, 20,5 cm x 13,5 cm, EUR 49,50 EUR(D), ISBN 978-3-89131-418-0, .haraldfischerverlag.de
Auf der Pflanzenebene ist der Umgang mit Gentechnik, ob es uns gefällt oder nicht, bereits alltägliche Routine geworden und die Gegner stehen in einem bröckelnden Abwehrkampf. Tiere betreffend sind wir wenigstens derzeit noch weit von industrieller Verwendung, doch in der biomedizinischen Forschung gewinnen gentechnisch veränderte Tiere bereits an Gewicht. Nun hat der Mensch im Laufe der Geschichte immer schon Pflanzen und Tiere durch Zucht, durch neue Genkombinationen verändert, manchmal extrem, unsere ganze Kultur basiert auf solchen Zuchterfolgen. Doch war bis vor kurzem Zucht nur innerhalb derselben oder nahe verwandter Arten möglich. Mit der Gentechnik stößt der Mensch in eine andere teils furchterregende Dimension vor.
Das vorliegende Werk, eine überarbeitete Dissertation, befaßt sich mit einem Teilbereich, der Gentechnik in der biomedizinischen Forschung (Grundlagenforschung, Erforschug von Krankheiten, Arzneimittel-Toxologie, Ge-ne-Farming=Erzeugung von Wirkstoffen, Xenotransplantation). Von der Herstellung gentechnisch veränderter Tiere, Haltung und Nutzung angefangen, Verwendungstechniken ausgehend nimmt vor allem die Frage des wissenschaftlichen Wertes der Forschung an gentechnisch veränderten Tieren und ethische Aspekte breiten Raum ein – Menschenwürde, Würde des Tieres – Leidensfähigkeit, um nur einige Stichworte zu nennen. Die Arbeit geht damit über das Versuchswesen mit gentechnisch veränderte Tieren hinaus in den Bereich des für und Wider der Tierversuche überhaupt, historischer Rückblick und Darstellung der heutigen wissenschaftlichen Kontroversen. Aus der Fülle des Materials sei nur eine Detailfrage erwähnt: Ist die Herstellung leidens- bzw. empfindungsunfähiger Wesen, falls überhaupt möglich, positiv oder negativ zu beurteilen. Die eingehend begründete Schlußfolgerung der Autorin: Solches wäre wissenschaftstheoretisch höchst problematisch und ethisch unvertretbar.
Das auch für Laien leicht lesbare wissenschaftliche Werk gibt allen, die sich mit Gentechnik nicht nur oberflächlich befassen möchten, eine ausgewogene und informative Darstellung des Themas.

Küche
Heike Kügler-Anger
Milchfrei und schnell gekocht – Köstliche vegetarische Rezepte bei Laktose-Intoleranz
und Kuhmilchallergie, pala verlag, D-64283 Darmstadt 2007, 220 Seiten, Hardcover, ca. 21 x 14 cm, 14,40 EUR(A), 14,00 EUR(D), ISBN 978-3-89566-232-4, pala-verlag.de
Die Zahl jener Menschen, die aus gesundheitlichen oder ethischen Gründen auf Milch und Milchprodukte verzichten, steigt ständig. Doch wie schmecken Pizza, Aufläufe, cremige Saucen und zarte Desserts ohne deren Verwendung? Das fragen sich viele, da die meisten Menschen an die Verwendung von Milchpro-dukten gewöhnt sind. Tatsächlich ist es einfacher, als es für „Anfänger“ scheint, denn es muss auf nichts verzichtet werden. Das zeigt uns dieses Buch deutlich.
Zuerst werden Milchersatzprodukte vorgestellt und alltagstaugliche Tipps helfen beim Einkauf. Dann geht es los mit 130 vegetarischen Rezepten. Nicht alle sind vegan, manche Rezepte enthalten Ei. Von Salaten und Beilagen, Suppen und Eintöpfen, über Dressings, Cremes und Würzmittel, Ofen- und Pfannengerichten, bis hin zu Desserts und Süßspeisen. Auf die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Tofu, Hülsenfrüchten und Nüssen wird ein besonderer Schwerpunkt gelegt. Alle Gerichte sind in 20 bis 30 Minuten fertig, manche sogar noch schneller. Die Auswahl der Rezepte ist international. Es gibt italienische Pastagerichte, indische Suppen, französische Aufstriche und Dips ebenso wie Bodenständiges und Einfaches. Einige Gerichte verlangen aber ob ihrer eigenwilligen Zutatenliste manchen Kö-chen/Köchinnen sicher Experimentierfreudigkeit und Mut zum Neuen ab. Aber gerade das macht Kochen für viele Menschen ja erst richtig spannend und interessant.
Nicht das Standardwerk, das in keiner vegetarischen Küche fehlen darf, aber ein Kochbuch das durchaus Abwechslung auf den Speiseplan bringen kann und so manchen praktischen Küchentipp beinhaltet. Viel Spaß beim milchfreien Kochen und Genießen
Ihre Michaela Schaller

Büchereingang:
Vegetarismus
Dr.med.Hans Günter Kugler (Hg.)
Vegetarisch essen – Fleisch vergessen
Ä rztlicher Ratgeber für Vegetarier und Veganer
Verlag DAS Wort, D-97828 Marktheidenfeld, 2007, 92 Seiten brosch., 20,5 cm x 21 cm (L x B), ISBN 978-3-89201-239-9, www .das-wort.com

Garten
Das Mulchbuch
Praxis der Bodenbedeckung im Garten
pala-verlag Darmstadt 2008, 160 Seiten, Hardcover, ca. 21 cm x 14 cm, 14,40 EUR(A), 14 EUR(D), ISBN 978-3-89566-218-8, www . pala-verlag.de
Besprechung folgt in der nächsten Nummer.


Vegetarian Visitor – Where to stay and eat in Britain, 2008 Edition, 110 Seiten, 2,50 engl.Pfund plus 1 engl.Pfund Versandspesen, erhältlich bei Jon Carpenter Publishing, 2 Home Farm Cottage, Sandy Lane, St.Paul’s Cray, Kent BR5 3 HZ, tel/fax 01689 870437, annemarie @weitzel.freeserve.co.uk
130 Hotels und Privatquartiere, 200 Cafes, Restaurants und Gaststätten die auch für Vegetarier und teils für Veganer geeignet sind, aber zum Teil auch Fleischnahrung verabreichen. Rein vegetarische bzw. vegane Lokale sind besonders gekennzeichnet. Entsprechend sind auch Alles geographisch gegliedert. Dazu eine reiche Adressenliste vegetarischer Organisationen.

 

Seite 11:

Zurück zum Ursprung
Welche Milchprodukte sind aus Tierschutzsicht vorzuziehen?

Bio oder „Zurück zum Ursprung“ (beim Diskonter Hofer). Wir empfehlen „Zurück zum Ursprung“.


Wir hatten unseren Lesern, die auf Milch und Milchprodukte nicht verzichten wollen, viele Jahre empfohlen nur Bio-Ware zu kaufen. Nicht, weil uns die Mängel in der Bio-Haltung nicht bekannt waren, sondern weil unter Blinden der einäugige König ist.
Zur Erinnerung: Auch nach unserem modernen erst drei Jahre alten Tierschutzgesetz können in der konventionellen Landwirtschaft Kühe das ganze Jahr im Laufstall (ohne jeglichen Auslauf) gehalten werden, sind sie angebunden gehalten, genügt Auslauf an 90 Tagen im Jahr. Wobei unter Auslauf auch ein Betonfleckerl neben dem Stall (z.B. 6 x 4 m für acht Kühe) zu verstehen ist. Doch selbst da gibt es Ausnahmen. Bedenkt man noch, daß Kontrollen nur alle fünfzig Jahre verpflichtend sind ...
Dagegen sind die Haltungsbedingungen in der Bio-Viehwirtschaft natürlich um vieles besser. Insbesondere: Auslaufpflicht gilt für 180 Tage, Stall- und Auslaufmaße sind größer bemessen. Problematisch ist, daß trotz der schönen Worten über die Grundsätze einer artgemäßen Nutztierhaltung in den Richtlinien der Bio-Verbände das wichtigste Kriterium für artgerechte Haltung, nämlich Weide fehlt. Nun ist aber die Kuh ihrem Wesen nach ein Weidetier. Leider, auch für Bio-Tiere genügt Auslauf auf Beton, Auslauffläche 4,5 m2 je Kuh, also 6 m x 6 m für acht Kühe. Ein weiteres Problem, es gibt schwerwiegende Ausnahmebestimmungen, so gelten die Maße vorhin nur für in den letzten sieben, acht Jahren gebaute Ställe, die grundsätzlich verbotene Anbindehaltung ist in älteren Ställen – das dürften die meisten sein – noch ca. drei Jahre lang und für Kleinbetriebe auch länger erlaubt. Und ein drittes Problem, die Zurückhaltung des Zentralverbandes Bio-Austria bei der Auskunfterteilung. (Früher getrennt agierenden Bio-Verbände haben sich vor einigen Jahren zur Bio Austria zusammengeschlossen.) Wie hoch der Anteil der Kühe ohne Weide ist, wie hoch der Anteil der Kühe in Anbindehaltung ist, konnten wir trotz wiederholter Nachfrage nicht erfahren. Entweder will man es uns nicht sagen oder man weiß es selber nicht, wenigstens vertröstete man uns auf eine Erhebung noch in diesem Jahr. Noch zurückhaltender als Bio-Austria sind die auf dem Bio-Sektor führenden großen Handelsketten Ja!Natürlich von Billa und Spar (Natur-pur). Die haben auf unsere Anfrage überhaupt nicht geantwortet.
Seit einiger Zeit gibt es jetzt beim Diskonter Hofer Milch und Milchprodukte unter der Marke „Zurück zum Ursprung (Markenzeichen weiße Schrift in rotem Oval). Die Marke wurde von Werner Lampert initiiert, der bei Billa die Bio-Sparte aufgebaut hatte. Sie trägt das Qualitätszeichen „Prüf nach“, der Beratungs-und Kontrollorganisation gleichen Namens. Die Milch kommt von Bergbauern aus den Regionen Reichenstein (nahe Palten-/Ennstal), Murau/Seckauer Alpen in der Steiermark, Mühlviertler Alm in Oberösterreich und Kitzbühler Alpen in Tirol.
Die Marke ist zwar nicht „Bio“ im Sinne des gesetzlichen Bio-Reglements. Doch gilt für Ursprung-Betriebe Gentechnikfreiheit und Sojaverbot, für die Betriebe der Regionen Murau/Seckauer Alpen sowie Kitzbühler Alpen sogar Silageverbot, ein Pluspunkt bezüglich Tiergerechtheit.
Das aus Tierschutzsicht wichtigste Merkmal: die „Zurück zum Ursprung“-Betriebe sind ausnahmslos zu Weidehaltung verpflichtet. Mindestens 180 Auslauftage, davon 120 Weidetage sind einzuhalten. Die Haltungen müssen mindesten 24 Punkte nach dem Tiergerechtheitsindex (Nach dem TGI wird die Tiergerechtheit einer Haltung gemessen) erreichen, lediglich für vor 1980 erbaute Stallungen in bergbäuerlichen Kleinbetrieben genügen 21 Punkte. Laut Mitteilung von Prüf nach! erreichen 90 Prozent der Betriebe mindestens 24 Punkte, lediglich 10 Prozent nur 21 -23. Es mag sicher Bio-Betriebe mit guter TGI-Zahl geben, doch erhielten wir wie erwähnt leider keine Vergleichsangaben (eine TGI-Wertung ist dort unseres Wissens nicht vorgeschrieben, außer bei Anbindehaltung mindesten 21 TGI-Punkte). Die Bio-Richtlinien mögen wenigstens in der Theorie in dem einen oder anderem Punkt günstiger sein, alles in allem meinen wir nach unserem derzeitigen Wissensstand, aus Tierschutzsicht ist „Zurück zum Ursprung“ in den Kettenläden vorzuziehen.
Generell ist für Milchprodukte, auch wenn Sie nicht vegan leben wollen, Maß halten geboten. Auch Kühe werden früher oder später getötet und ihre jährlichen Kälber meist sehr bald.

 

Eine Information der
Gesellschaft für humane Nutztierhaltung
Postfach 1, 8017 Graz, Tel. 0720-345 298

 

 

Seite 12

Rocky


Heute, meine
lieben Freunde, möchte ich Ihnen über die Vorgangsweise von skrupellosen Geschäfte-machern erzählen, die mein Frauchen und mich aus zweierlei Gründen empört. Es geht nämlich einerseits um entsetzliches Tierleid und andererseits um das schamlose Abkassieren bei meist sehr verzweifelten, kranken und alten Menschen. Lassen Sie mich mehr darüber berichten:


Achtung Falle – Achtung Felle
Vor wenigen Wochen flatterte aus dem Briefkasten meines Frauchens ein Flugblatt. In großen Lettern stand das Wort „Schmerzen“ darauf. Dann die Frage: „ Leiden auch Sie unter Rheuma, Bandscheibenleiden, Ischias- und Nierenschmerzen, Schlafstörungen, Nervenschmerzen ...?
Dagegen können Sie jetzt etwas tun! Die Anwendung ist einfach, mühelos und ohne Zeitaufwand. Keine Salbe, kein Medikament. Eine Wohltat für den schmerzgeplagten Körper. Mit der Kraft der Natur....“. Weiters Auszüge aus Dankschreiben von Menschen, die dieses „Wundermittel“ bereits verwenden und die Aufforderung, einen „Gutschein für eine Gratisinformation“ rasch einzusenden. Was kann das bloß sein?
Mein Frauchen wusste bereits bestens Bescheid. Es war wieder einmal ein Flugblatt einer nahen Firma, die Katzenfelldecken vertreibt. Schickt man den „Gutschein“ ein, steht unangemeldet ein Vertreter vor der Haustür der Linderung aller Schmerzzustände und Krankheiten verspricht, wenn man schnell den Kaufvertrag für sein „Naturprodukt“ unterschreibt und gleich Bares auf den Tisch legt. Ist man nicht gleich zu einem Geschäftsabschluss bereit, wird Druck auf die oft überforderten betagten Menschen ausgeübt. Ist man gar nicht zu überreden, endet der „Besuch“ mit aggressiven und beleidigenden Beschimpfungen. Respekt und Mitgefühl vor alten kranken Menschen sind diesen Qualprodukt-Vertretern völlig fremd, erst gar nicht zu reden von den Tieren, die für diesen wirkungslosen Unsinn ihr Leben lassen müssen. Auch darüber weiß mein Frauchen gut Bescheid.
Ich war fassungslos, als sie mir erzählte, dass sie Filmmaterial über die Haltung und Tötung von Katzen und meinesgleichen gesehen hat, die einen vor Entsetzen erstarren lassen. Nach einem elenden Leben wird den Tieren nicht selten noch lebend das Fell abgezogen. Hunde liegen noch röchelnd ohne Fell auf dem Boden, Katzen schreien während des Häutens und versuchen danach noch wegzukriechen. Mein Frauchen hat nach diesen Bildern nächtelang nicht geschlafen, weil die Bilder der geschundenen Tiere nicht mehr aus ihrem Kopf wollten. Hunde- und Katzenfelle kommen häufig aus China, weil man dort zu sehr günstigen Preisen liefert. In den letzten Jahren fanden diese als Pelzkrägen, Verzierungen usw. leider in der Textilbranche großen Anklang.
Tierschützer haben intensiv für ein Importverbot dieser tierquälerischen „Ware“ gekämpft. Tatsächlich konnte sich der Gesetzgeber voriges Jahr für ein Importverbot entschließen. Leider tritt dieses erst mit Beginn 2009 in Kraft. Ich hoffe doch sehr, dass dann auch der Handel mit dieser, für Tiere so verhängnisvollen Ware, beendet werden kann.
Bis dahin möchte ich alle Menschen mit Herz und Verstand vor derartigen Werbeaussendungen warnen. Gehen Sie nicht in die Falle von geldgierigen, unmoralischen Geschäftemachern. Denn wer eine Katzenfelldecke kauft, verursacht immenses Tierleid, verliert viel Geld (eine Doppelbettdecke kostet bei der Fa. 1.400 Euro!!) und behält seine Krankheiten.
Es kann einem schließlich nicht besser gehen, wenn man sich auf zu Tode gequälte Katzen legt

meint
Ihr Rocky

 

Hundefreund Ortwin Maritsch beklagt in seinem Beitrag auf der Seite gegenüber Flockys lange Hängeohren. Wie richtig. Menschlicher Dummheit und Überheblichkeit wegen müssen viele Hunde leiden. Darum hat Rocky auch in der anima gepredigt, kauft keine „Rassehunde“, nehmt sie aus dem Tierheim. Von dort ist er uns übrigens zugelaufen, ehrlich. Vielleicht können wir ihn zu einem chirurgischen Eingriff überreden. Das Problem, er hat Angst vor Schönheitsoperationen, weil die ihm bekannten hießen: weg mit dem Schweif.
Die anima- Redaktion

 

Seite 13 bis 15:

Meinungen


Fleischesser, Vegetarier, Veganer, Esoterikwuzzis und Rocky!

Warum Menschen oft ein Leben lang an ihren fleischlichen Essgewohnheiten festhalten?


1. Diesbezüglich ist die Welt für Menschen in Ordnung. Diese Frage wurde nie angedacht.
2. Ein weiterer Grund ist die moralische Einstellung, die von Mensch zu Mensch verschieden ist. Was für einen moralisch in Ordnung ist kann für andere wiederum völlig unmoralisch sein.
3. Als Mitglied des herrschenden Gesellschaftssystems gibt es keinen Anlass zu hinterfragen bzw. darüber nachzudenken.
Metzger, Bauern, Jäger und Fischer sind authentisch. Ihnen kommen kaum Bedenken Tiere zu töten oder töten zu lassen, für Tierliebhaber oftmals unverständlich.
Diese Personen sind “wenigsten“ ehrlich zu sich selbst und sind nicht zu verurteilen! Menschen, die Fleisch essen - selbst aber keine Tiere töten können, handeln gegen ihr Innerstes. Absurderweise ist das die Mehrheit. Bei diesem Kreis besteht zumindest die größte Chance durch Aufklärung über ihr Fehlverhalten etwas für die Tiere zu tun. Die Grenze zwischen Missionierung und Aufklärung ist fließend und endet oft mit Ablehnung.
Der Umstand, dass sich nur wenige Menschen ernsthaft auf die Suche begeben den Sinn der eigenen Existenz zu ergründen, wirkt sich zum Nachteil der Tiere aus.
Mit Sicherheit gibt es keine klare Antwort, aber früher oder später stellt sich die Frage die Ernährungsweise zum Überdenken.
Der Großteil der Menschen haftet an Dogmen, wo Gepflogenheiten und Gebräuche seit Jahrhunderten rigoros weitergegeben und fraglos übernommen werden. Manches Brauchtum ist als “Brauchdumm“ anzusehen, wie der Vogelfang im Salzkammergut.
Religionen, Parteien oder sonstige Zusammenschlüsse konkurrieren und trennen sich gegenseitig. Veganer, Vegetarier, Fleischesser usw. ziehen zwischenmenschliche Gräben auf auch dann, wenn sie nur zur Verständigung verwendet werden.
Das Genie Albert Einstein lebte vegetarisch. Auf die Frage welcher Religion er sich zugehörig fühle antwortete er – ein tief religiöser Ungläubiger zu sein!
Nach den neuesten deutschen Buchmarktforschungen sind vegetarische Kochbücher out! Ich als Verleger werde deshalb in Zukunft das Wort vegetarisch auf unseren Kochbüchern nicht mehr verwenden. Bei den “Esoterikwuzzis“ machte ich oftmals die Erfahrung, dass diese zwar in der Lage waren “Engelwesen“, den Kosmos und die karmischen Auswirkungen zu erklären, aber trotzt ihres Grußes “Licht und Liebe“ fast alle bedenkenlos Tierleichen verspeisen. Das Tierschutz eine Art Ersatzreligion für eine Minderheit sein kann, zeigen militante Ausschreitungen in den letzten Jahren. Obwohl sich viele Tierschutzorganisationen und Auffassungen gegenseitig belehren und ausgrenzen, finde ich diese gut, weil diese informieren und für das Wohl der Tiere wirken. Bleibt nur die Ohnmacht im Raume stehen, Menschen nicht ändern zu können, die am täglichen Leid der Tiere beteiligt sind.
Nun zu Rocky in der anima, der mir im Traum erschienen ist. Rocky, der Hund flüsterte mir zu: Es soll sich jemand finden, der sein Erscheinungsbild verändert. In freier Natur gibt es kein einziges wild lebendes Tier mit Hängeohren. Nur die Menschen haben es fertig gebracht den Hunden, Hasen, Schweinen und Schafen diese Missbildung als Rassemerkmal anzuzüchten. Ein Pferd mit Hängeohren würde bei vielen Kopfschütteln hervorrufen, bei anderen Tieren wird diese missgeburtliche Züchtung nicht mehr wahrgenommen und als schön gesehen! Die Ohren bewegen zu können dient nicht nur der tierischen Gebärdensprache sondern logischerweise auch dem Gehör. Diese geschmacklosen krankhaften menschlichen Eingriffe tragen zum Leid der Tiere bei.
Stellen wir uns vor ein Leben lang Ohrenklappen tragen zu müssen. Rocky fleht: Macht aus meinen Hängeschlappohren Stehohren, damit nicht noch mehr Reklame für degenerierte Schlappohren gemacht wird!
Ortwin Maritsch Radlingst.55,
8990 Bad Aussee
Anm.: Zu Rocky siehe auch Seite 15 unten.


Die Hunde-Esser vom ORF
Im August vergangenen Jahres hatte sich der ORF spätabends in der als Live-Magazin be-zeichneten spätabendlichen kabarettähnlichen Sendung „Willkommen Österreich“ mit Hunde-essen beschäftigt. Ausführlich und mit viel Liebe zum Detail wurde die Tötung eines lieben Hunderls und seine Verarbeitung zu einem Festtagsbraten dargestellt. Repräsentativen Charakter erhielt das Werk durch die Teilnah-me eines Schweizer Diplomaten – es ging auch um das vorgebliche Feindbild Schweiz.
Dazu hatten wir einen kritischen Brief eines Fernsehteilnehmers an den ORF veröffentlicht, zu dem uns kürzlich, der Brief steht auch im Internet, nicht vom ORF sondern von Leserseite folgender Kommentar erreichte:
... finde ich den hier veröffentlichten Leserbrief lächerlich: wer zu viel Zeit hat, muss schon verzweifelt irgendeinen ORF-Unsinn an den Haaren herbeiziehen, um sich darüber aufregen zu können. Erstaunlich, wieviel heisse Luft ein Hunde- oder Katzenhalter (ein solcher dürfte das hier ja sein) produzieren kann, wenn es um sein liebes Tier geht. Völlig egal ist es ihm, wenn ein anderes Tier in Form eines Schnitzels auf seinem Teller liegt.
Wir bringen die Stellungnahme, auch wenn der Schreiber tapfer anonym bleibt, weil uns zum Thema etliche ähnliche Kommentare erreichten: Solange die Menschen Schweine und Rinder essen, sei Kritik am Hunde- und Katzen-Verspeisen nur häßlicher Speziesimus.
Es ist immer dasselbe. Kaum sagt einer, tun wír was für die armen Versuchsaffen, kommt ein Radikaler und protestiert: Und was ist mit den armen Reptilien? Das Ergebnis, es geschieht für beide nichts. Jane Goodall, die Schimpansenforscherin, wurde von Tierecht-lern heftig kritisiert, als sie vor Jahren sagte: „Wir versuchen die jungen Leute in Afrika dazu zu bringen, ihren Wunsch nach Schimpan-senfleisch zu zähmen und lieber anderes Fleisch z.B. Ziege zu essen. Man kann nicht einfach eine Liste aller bedrohten Tiere auf-stellen und sagen: Wir müssen sie alle retten. Das ist schlicht unmöglich. Aber man kann ein paar Flaggschiffe auswählen, wie den Schim-pansen, den Gorilla, den Bonobo und natürlich den Orang Utan in Asien, unsere engsten Verwandten.“
Wer Tieren helfen will, meint Gotthard M.Teutsch im Lexikon der Tierschutzethik, darf durchaus ein radikales oder gar utopisches Ziel haben ... aber er kann die Annäherung nur in Einzelschritten erreichen, und wenn er sich dabei zuviel vornimmt, programmiert er nur die eigene Enttäuschung. Im Gegensatz zum theoretischen Ethiker muß der praktische Tierschützer immer wieder auf Kompromisse eingehen, weil der Alles-oder Nichts-Grundsatz besonders im Tierschutz immer nur zum Nichts und niemals zum Alles führt.“
Da sich nun einmal die Bereitschaft Vegetarier zu werden, in engen Grenzen hält, bleibt nichts übrig als zu versuchen uns dem Ziel schritweise zu nähern. Tiere, die den Menschen emotional näher stehen, nicht aufzuessen, scheint uns ein solcher Schritt. Hunde, Katzen und Pferde zu tabuisieren ist eine wertvolle kulturelle Errungenschaft. Darauf als speziesistisch verzichten, brächte nicht liebevollere Behandlung der Schweine sondern fortschreitende Verrohung.


Nochmals Jagd

Reaktionen zu ‚Mit den Waffen der Frau’


Hundert Jahre Proteste gegen die Jagd an sich waren mehr oder minder vergeblich, konzentrieren wir uns doch auf einzelne besonders abscheuliche Jagdperversitäten, vielleicht können wir, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen, gegen die an. Diese Anregung in der letzten anima brachte uns wütende Proteste. Der leicht sexistisch gefärbte Seufzer zum Jägerinnen-Kalender, Frauen sollten den Männern nicht jeden Schwachsinn und jede Brutalität nachmachen, wurde uns zwar nicht angekreidet, dafür unterstellte man uns, wir seien für die Jagd. Eine kühne Behauptung bei fünf Seiten Antijagdtext im letzten Heft.
Eine Falschinformation im vorigen Blatt müssen wir zugeben. Hochstand-Umschneiden war nicht nur vor Jahrzehnten Protestübung. Angriffe gegen Jagdeinrichtungen gebe es nach wie vor, sagt man uns, allein im Vorjahr sollen an die fünzig Jägerstände umgeschnitten und sonstige Zerstörungsakte getätigt worden sein. Das bekräftigt allerdings meine Frage nach dem Nutzen solchen Tuns. Wird in einer Zeit hochgepuschter Terrorismusfurcht der Tiersache damit nicht eher geschadet?
Besondere Empörung erweckte der Hinweis, bei Treibjagdstörungen seien Prügel zu befürchten. Das erstaunt. Nach Einschätzung vieler Tierrechtler sind Jäger brutale, grobe, erbarmungslose Mörder (Ich meine zwar, es sind (leider) meist ganz normale Menschen wie Wustesser und -Verkäufer). Ja, kann man von solchen Leuten, wenn man ihre gesetzlich erlaubten Kreise stört, ernstlich Liebkosungen erwarten? In England wurden Jagdstörer schon umgebracht, in den hiesigen jagdgegnerischen Publikationen werden tätliche Angriffe durch Jäger breit dargestellt. Jeder Kampagnenführer mit einigermaßen gesundem Menschenverstand wird darauf eingehen und Sorge treffen, daß die eigenen Verluste gering bleiben.
Doch kommen wir zum Kern. Wir blicken auf rund hundert Jahre Jagdprotestbewegung mit keinem oder sehr dürftigem Erfolg. Weshalb hat da jeder Vorschlag, die Protesttätigkeit zu evaluieren, das heißt Wege und Ziele rational zu überdenken, wie Leserbriefe zeigen, emotionalen Aufschrei zur Folge?
Es gibt grob vereinfacht zum Thema Jagd unter Tierfreunden zwei Denkschulen.
Der einen liegt ein Bild unberührter Natur zugrunde, einer Welt für sich, in der die Tiere ihr eigenes Leben führen. Im Hinterkopf schwebt dabei wohl ein bißchen die Vorstellung vom Paradies mit. Um so verständlicher ist die Empörung, wenn der Jäger in diese vermeintliche Welt des Friedens einbricht, als Lustmörder, der allein um seines Vergnügens willen die Tiere hinmetzelt, noch dazu stümperhaft. Darum sei die Jagd insgesamt zu verdammen. Was sich in der anderen Welt, der Menschenwelt abspielt an Grausamkeiten gegenüber den Tieren, Massentierhaltung- und tötung, Tierversuche etc. sei eine ganz andere Sache, ohne Beziehung zur Pflicht, das Reich des Friedens vor menschlichem Eingriff zu schützen. Darum ist es auch nicht von Belang, ob in den Supermärkten massenhaft verstümmelte Tierleichen aufgereiht sind, es gilt draußen in der Natur das Aufreihen von Tierleichen zu verhindern.
Die andere Seite argumentiert dagegen, diese unberührte Natur gebe es schon lange nicht mehr. Wald und Flur seien von wenigen Ausnahmen abgesehen, eine vom Menschen geschaffene Kunstlandschaft, tierische und menschliche Belange untrennbar ineinander verwoben. Wie der Mensch seine Hand auf die Haustiere legt, habe er auch das Gros der sogenannt jagdbaren Tiere insbes. Reh und Hirsch zu Nutztieren gemacht, ihre Zahl über die Maßen vermehrt. Wir müßten den Tatsachen, mag es uns freuen oder nicht, in die Augen sehen. Tatsache sei, daß bei uns 97 % der Menschen Fleisch essen. So lange die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung vom Fleischgenuß nicht ablasse, müsse es unsere Hauptaufgabe sein, uns um möglichst erträgliche Lebens- (und Sterbe-)Bedingungen für alle Tiere, die aufgegessen werden, zu bemühen. Unter all den Lebewesen, die ob es uns gefällt oder nicht, dem Verzehr dienen, gehe es dem Wild noch am besten, es sei das artgerechtest gehaltene Nutztier. Vor dem Verhungern geschützt lebe es dazu wenigstens teilweise länger als einst in der rauhen Natur. Es wäre unter den gegebenen Verhältnissen daher unglücklich, die Stoßrichtung gerade gegen die am wenigstens tierquälerische Nutztierhaltung anzusetzen und den Kampf gegen die anderen viel quälerischeren Haltungsformen zurückzustellen. Das wäre so als ob man gegen die Hennen-Freilandhaltung zu Felde zöge, mag sie auch letzthin Tierquälerei sein; dann bliebe die Käfighaltung übrig. Überspitzt formuliert Jagd verhindern hieße im Ergebnis: Schwein und Huhn quälen. Wer kein Rehschnitzel kriegt, wird nicht Vegetarier werden, sondern zu Schweinsbraten und Backhendl greifen.
Grundsätzliche Meinungsunterschiede gibt es auch zur Frage der Einbürgerung von Prädatoren, d.s. Beutegreifer früher Raubtiere genannt. Wer dem Naturbild huldigt, steht dazu meist positiv. Diese Fleischesser seien eben Teil der Schöpfung, Natur. Wenn der Luchs jährlich fünfzig Rehe tötet, liege das außerhalb des Verantwortungsbereichs des Menschen.
Die andere Seite wendet sich dagegen, Prädatoren gewaltsam, noch dazu mit teils tierquälerischen Methoden herzutransportieren. Die ursprüngliche Natur sei wenigstens in unseren Breiten vom Menschen längst zerstört. Raubtiere seien den friedlichen Waldtieren nach fast einem Vierteljahrtausend der Ruhe fremd geworden. Ihnen tierliche Jäger, die sich an keine Schonzeit und kein Reglement halten, aufzubürden, sie in ständigen Streß zu versetzen, grenze an Sadismus. Es sei menschliche Überheblichkeit, nicht viel anders als Eisbären hierzulande im Zoo zu halten. Mord bleibe Mord, ob eigenhändig vollzogen oder durch gedungene Gesellen.
Und zusammenfassend: Mit dem Verbot der Jagd allein sei es nicht getan. Nicht nur der Jäger bringe Tiere um, indirekt auch wir Nichtjäger. Durch die intensive giftfreudige Landwirtschaft, den Verkehr, die Siedlungs-tätigkeit, durch von Menschen geschützte tierliche Jagdfreunde wie Hunde und Katzen...
Ob es sich um Mäuse oder Ratten, Fuchs oder Reh, Krähe oder Taube handelt, wir müssen mit allen, mit denen wir nolens volens zusammenleben, einen modus vivendi finden, der den Interessen aller Beteiligten möglichst gerecht wird.
Die Tierfreunde also streiten, was wichtiger ist, gegen die Jagd oder gegen intensive Massentierhaltung kämpfen, was richtiger ist, Tauben und Rehe füttern oder hungern lassen ...
Derweilen werden die krassen Perversitäten, die alle Tierfreunde einhellig ablehnen, munter fortgesetzt. Zum Beispiel bei der Fasanenjagd: Vögel, in quälerischer Massenhaltung großgezogen, kurz vor der Jagd ausgesetzt, während der Jagd hochgescheucht – denn nur im Fluge, wo man schlechter trifft, darf sie der echte Jäger töten – , zum Schluß womöglich bleiverseucht weggeworfen.
Darum nochmals der Vorschlag: Konzentrieren wir uns einmal auf diesen Übelstand. Bemühen wir uns um möglichst viele Bundesgenossen. Und denken wir dann über Strategien nach, die in der breiten Öffentlichkeit ankommen.


Erwin Lauppert

 

Seite 16 - 17:

Himmelsschlüssel
Ein Märchen – Manfred Kyber (1880 – 1933)


Es war einmal ein großer und gewaltiger König, der herrschte über viele Länder. Alle Schätze der Erde gehörten ihm und er trieb sein tägliches Spiel mit den Edelsteinen von Ophir (gemeint ist das sagenhafte Goldland König Salomons) und den Rosen von Damaskus. Aber eines fehlte ihm bei all seinem großen Reichtum: das waren die Schlüssel zu den Toren des Himmels.
Er hatte tausend Sendboten ausgesandt, die Schlüssel des Himmels zu suchen, aber keiner konnte sie ihm bringen. Er hatte viele weise Männer gefragt, die an seinen Hof kamen, wo die Schlüssel des Himmels zu finden wären, aber sie hatten keine Antwort gewußt. Nur einer, ein Mann aus Indien mit seltsamen Augen, der hatte die Edelsteine von Ophir und die Rosen von Damaskus, mit denen der König spielte, lächelnd bei Seite gelegt und ihm gesagt: alle Schätze der Erde könne man geschenkt erhalten, aber die Schlüssel des Himmels müsse ein jeder selber suchen.
Da beschloß der König, die Himmelsschlüssel zu finden, koste was es wolle. Nun war es in einer Zeit, zu der die Menschen noch sahen, wo der Himmel auf die Erde herab reichte und alle noch den hohen Berg kannten, auf dessen Gipfel die Tore des Himmels gebaut sind. Der König ließ sein Hofgesind zu Hause und stieg den steilen Berg hinauf, bis er an die Tore des Himmels gekommen war. Vor den Toren, um deren Zinnen das Sonnenlicht flutete, stand der Engel Gabriel, der Hüter von Gottes ewigem Garten.
„ Glorwürdiger“ ,sagte der König, „ich habe alle Schätze der Erde, viele Länder sind mir untertan und ich spiele mit den Edelsteinen von Ophir und den Rosen von Damaskus. Aber ich habe keine Ruhe, ehe ich nicht auch die Schlüssel zum Himmel habe. Denn wie sollten sich sonst einmal seine goldenen Tore für mich öffnen?“ – „Das ist richtig“ ,sagte der Engel Gabriel, „ohne die Himmelsschlüssel kannst du die Tore des Himmels nicht öffnen und wenn du auch alle Künste und Schätze der Erde hättest. Aber die Himmelsschlüssel sind ja so leicht zu finden. Sie blühen in lauter kleinen Blumen, wenn es Frühling ist, auf der Erde - und in den Seelen aller Geschöpfe.“
„ Wie?“, fragte der König erstaunt, „Brauche ich weiter nichts zu tun, als jene kleine Blume zu pflücken? Die Wiesen und Wälder stehen ja voll davon und man tritt darauf auf all seinen Wegen.“ – „Es ist wahr, daß die Menschen die vielen Himmelsschlüssel mit Füßen treten“ ,sagte der Engel, „aber so leicht wie du es dir denkst, ist es doch nicht gemeint. Es müssen drei Himmelsschlüssel sein, die dir die Toren des Himmels aufschließen. Und alle drei sind nur dann richtige Himmelsschlüssel, wenn sie zu deinen Füßen und für dich aufgeblüht sind. Die vielen tausend anderen Himmelsschlüssel, die auf der Erde stehen, sollen die Menschen nur daran erinnern, die richtigen Himmels-schlüssel zum Aufblühen zu bringen - und das sind die Blumen, die alle Menschen mit Füßen treten.“
In dem Augenblick kam ein Kind vor die Tore des Himmels, das hielt drei kleine Himmelsschlüssel in der Hand und die Blumen blühten und leuchteten in der Hand des Kindes. Als nun das Kind die Tore des Himmels mit den drei Himmelsschlüsseln berührte, da öffneten sich die Tore weit vor ihm und der Engel Gabriel führte es in den Himmel hinein. Die Tore aber schlossen sich wieder und der König blieb allein vor den geschlossenen Toren stehen. Da ging er nachdenklich den Berg hinunter auf die Erde zurück - und überall standen Wiesen und Wälder voll der schönsten Himmelsschlüssel. Der König hütete sich wohl sie zu treten, aber keine der Blumen blühte zu seinen Füßen auf.
„ Sollte ich die richtigen Himmelsschlüssel nicht finden“, fragte sich der König, „wo ein Kind sie gefunden hat?“ Aber er fand sie nicht und es vergingen viele Jahre.
Da ritt er eines Tages mit seinem Hofgesinde aus und ein schmutziges verwahrlostes Mädchen, das weder Vater noch Mutter hatte, bettelte ihn an, als er mit seinem glänzenden Gefolge an ihm vorüber kam. „Mag es weiter betteln!“, sagten die Höflinge und drängten das Kind bei Seite.
Der König aber hatte in all den Jahren, seit er von dem steilen Berg gekommen war, viel über die Himmelsschlüssel nachgedacht und trat sie nicht mehr mit Füßen. Er nahm das schmutzige Bettelkind, setzte es zu sich aufs Pferd und brachte es nach Hause. Dort ließ er es speisen und kleiden, er pflegte und schmückte es selbst und setzte ihm eine Krone auf den Kopf.
Da blühte zu seinen Füßen ein kleiner goldener Himmelsschlüssel auf. Der König aber ließ die Armen und die Kinder in seinem Reich als seine Brüder erklären.
Wieder vergingen Jahre und der König ritt in den Wald mit seinem Hofgesinde. Da erblickte er einen kranken Wolf, der litt und sich nicht regen und helfen konnte. „Laß ihn verenden!, sagten die Höflinge und stellten sich zwischen ihn und das elende Tier.
Der König aber nahm den kranken Wolf und trug ihn auf seinen Armen in seinen Palast. Er pflegte ihn selbst gesund und der Wolf wich nie mehr von ihm. Da blühte ein zweiter goldener Himmelsschlüssel zu des Königs Füßen auf. Der König aber ließ von nun an alle Tiere in seinem Reich als seine Brüder erklären.
Wieder vergingen Jahre - aber nun schon nicht mehr eine so lange Zeit, wie sie vor dem ersten Himmelsschlüssel vergangen war - da ging der König in seinem Garten umher und freute sich an alle den seltenen Blumen, die, kunstverständig gehütet und gepflegt, seinen Garten zu einem der herrlichsten in allen Ländern machten.
Da erblickte der König eine kleine unschöne Pflanze am Wegrand, die am Verdursten war und die verstaubten Blätter in der sengenden Sonnenglut senkte. „Ich will ihr Wasser bringen“, sagte der König. Doch der Gärtner wehrte es ihm. „Es ist Unkraut“ ,sagte er, „und ich will es ausreißen und verbrennen. Es paßt nicht in den königlichen Garten zu all den herrlichen Blumen.“
Der König aber nahm seinen goldenen Helm, füllte ihn mit Wasser und brachte es der Pflanze - und die Pflanze trank und begann wieder zu atmen und zu leben. Da blühte der dritte Himmelsschlüssel zu des Königs Füßen auf und das Bettelmädchen mit der Krone und der Wolf standen dabei. Der König aber sah auf dem steilen Berge die Tore des Himmels weit, weit geöffnet - und im Sonnenlicht, das um die Zinnen flutete, sah er den Engel Gabriel und jenes Kind, das damals schon den Weg zum Himmel gefunden hatte.
Die drei Himmelsschlüssel blühen heute noch und sie leuchten heute noch heller und schöner als alle Edelsteine von Ophir und alle Rosen von Damaskus.


In Erinnerung an den vor 75 Jahren am 10.März 1933 in Löwenstein/Baden-Württem-berg, gestorbenen Dichter baltendeutscher Herkunft. Sein Werk war geprägt von Liebe zu aller Kreatur. Bekannt wurde er vor allem durch seine Märchen und die Tiergeschichten, in denen er humorvoll menschliche Schwächen zeichnete, und den Roman einer Kinderseele ‚Die drei Lichter der kleinen Veronika’. Zu seinem umfangreichen Werk zählen Lyrik, engagierte Veröffentlichungen zum Tierschutz, kritische Schriften zur Kultur sowie Beiträge zu Fragen der Religion und als Esoteriker zu den Grenzgebieten unseres Daseins. In Löwenstein befindet sich auch ein kleines Kyber-Museum.

 

Janez Drnovsek
1950 – 2008


Der frühere Staatspräsident und langjährige Regierungschef unseres Nachbarlandes Slowenien ist am 23.Februar seinem Krebsleiden erlegen.
Vor einigen Jahren wandte sich der Politiker dem Buddhismus zu und wurde veganer Vegetarier. Er schrieb ein Buch „Gedanken über Leben und Bewußtsein“, in dem er für ein bewußteres Leben samt fleischloser Ernährung und für die Tierrechte warb.
Wir bringen kleine Auszüge aus einem Interview, das Drnovschek vor zwei Jahren der slowenischen Zeitschrift für Tierrechte ‚Freiheit für Tiere’ gab. Der volle Wortlaut ist auf der website evana.org nachzulesen.
Warum wurden Sie zum Vegetarier, und welche Veränderungen haben Sie durch diese Ernährung erfahren?
Weil ich fühle, daß solche Nahrung besser ist, hochwertiger. Fleisch essen wir doch letztlich mehr auf Grund von anerzogenen Gewohnheiten und Verhaltensmustern. Einige Jahre lang war ich Vegetarier, in letzter Zeit bin ich dann zum Veganer geworden ...Zu diesem Schritt habe ich mich einem inneren Gefühl folgend entschlossen. ...
Wir Menschen sind uns oft zu wenig des Umganges mit den Tieren bewusst und auf welche Art wir sie behandeln. Auch sie sind lebende Wesen. Wie ich vorhin schon erwähnte, übernehmen wir Menschen bestimmte Verhaltensmuster beim Umgang mit Tieren und hinterfragen zu selten, was wir damit auslösen. Wenn wir uns vor Augen halten, wie der Mensch mit der Tierwelt umgeht und auf diese einwirkt, müßten wir eigentlich behaupten, daß dies keine Menschen sind. Denken wir nur an die Massenschlachthöfe, die Rinderzucht oder Geflügelhaltung, wo unmögliche Bedingungen für das Leben der Tiere vorherrschen.
Danach sollten wir uns ins Gedächtnis rufen, auf welche Art und Weise Tiere in Lastwagen transportiert werden, häufig ohne Wasser und Verpflegung. Das ist ein äusserst grausames Verhalten den Tieren gegenüber. Aber die Leute, die so etwas tun, sind deshalb nicht unbedingt schlecht – sie denken nur nicht darüber nach. Wenn das Endprodukt auf den Tisch kommt, machen sie sich einfach keine Gedanken darüber, woraus es besteht und was sich davor in den verschiedenen Phasen ab-spielte.
Also waren bei der Entscheidung für den Ve-getarismus auch ethische Gründe maßgeb-lich?
Natürlich war auch der ethische Beweggrund vorhanden, zum anderen die Tatsache, daß der Mensch tatsächlich kein Tierfleisch benötigt.
Alle Politiker dieser Welt betonen in ihren Re-den immer wieder ihren Einsatz für den Welt-frieden. Sind Sie der Ansicht, daß Frieden auch mit unserem Verhältnis zu den Tieren und einer unblutigen, friedfertigen Ernährung verbunden ist? Oder wie es Tolstoi ausdrückte: ‚Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.’
Wenn das Bewußtsein des Menschen hoch genug entwickelt ist, dann wird er Tiere nicht mehr töten oder grausam behandeln. Von einem solchen Menschen ist also noch weniger zu erwarten, daß er in den Krieg ziehen und Menschen töten wird, um einen Vorteil zu erlangen. Bei Menschen, die Tiere nicht töten und essen, bestehen viel mehr Möglichkeiten, daß sie einen Weg finden, in Frieden und Harmonie zu leben. Das alles ist miteinander ver-bunden, verbunden über das Niveau des Be-wußtseins. Dann, wenn das Niveau hoch genug ist, kommt eines zum anderen. Deshalb ist die Schlüsselfrage die Aufklärung der Menschen.


Quelle: evana.org

 

Seite 18:

Notizen
Tierrechtspartei- Wahl in Niederösterreich
Die Tierrechtspartei kandidierte bei der Landtagswahl im März nur im Bezirk Mödling und erreichte dort 846 Stimmen, d.s. 1,34% der gültigen Stimmen. Zum Vergleich: FPÖ 9,45 % Grüne 12,82 %, KPÖ 0,94 %, BZÖ 0,88 %

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Polizeischutz für Jäger
Der burgenländische Landtag hat veranlaßt durch Antijagddemonstrationen jüngst mit einer Änderung des Jagdgesetzes Treibjagden quasi unter Polizeischutz gestellt.


Offenlegung
anima - Zeitschrift für Tierrechte
Medieninhaber und Verwaltung: Österr. Vegetarier Union (ÖVU), Postfach 1, 8017 Graz, Tel.0316-463717, und 0720-345 298 (Fairytel), email: ani-ma@vegetarier.at. Vorsitzender der ÖVU: Dr. Erwin Lauppert, Graz; Stellvertreter Mag. Erwin Lengauer, Wien; Schriftführerin Michaela Schaller, Graz.
Herausgeber und Redaktion: Arbeitskreis Tierrechte der ÖVU, p.A. Erwin Lauppert, Adr.w.o., der auch für nicht gezeichnete Texte verantwortlich ist.


Grundlegende Richtung: Forum für die Anliegen der Tierrechte, Mobilisierung des Mitfühlens mit der am menschlichen Übermaß leidenden Kreatur, ob Maxi-malforderungen (Veganismus, Tierversuchsverbot), Lakto-ovo-Vegetarismus, oder minimal (artgerechte Nutztierhaltung, tierfreundlicheres Konsumverhalten, Vereinsorgan der ÖVU, Infos der ÖVU und der Ge-sellschaft für humane Nutztierhaltung)


In eigener Sache - Um Mißverständnisse beim Lesen der anima zu vermeiden: Wir verwenden bei Gattungsnamen die meist maskuline Form nach alter Übung in der Regel geschlechtsneutral,.d.h. wir meinen damit auch weibliche Personen bzw. bei weiblichen Gattungsnamen männliche. (Ein Antrag des einzigen männlichen Vorstandsmitglieds der „Vegetarier“- Union, im Namen sprachlich auch die Frauen zu betonen, war von der 80%igen weiblichen Mehrheit zurückgewiesen worden). Wenn wir von Deutschen und Österreichern sprechen, meinen wir also nicht nur bei den Deutschen, wo es sich sprachlich von selbst versteht, sondern auch bei den Österreichern Männlein und Weiblein. Wir bitten also die Gänseriche, sich, wenn wir von Gänsen sprechen, nicht ausgeschlossen zu fühlen. Manuskripte, die die „/In“-Form bevorzugen, ändern wir jedoch nicht.
Auch wird unserem geschätzten Publikum vielleicht mangelnde Einheitlichkeit in der Rechtschreibung auffallen. Das ist so. Wir bevorzugen als stillen Protest gegen die eher undemokratische Einführung der Neuerung die alte Rechtschreibung, belassen allerdings in neuer Schreibweise eingereichte Beiträge.


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Seite 20 und 19:

Das Schweigen der Krämer


Eines kann man der Wirtschaft sicher nicht vorwerfen, mangelnde Bereitschaft ihre Kunden anzusprechen. Werbeschriften, Werbeschriften, die die Vorzüge der angebotenen Waren preisen. Weniger ausgeprägt ist das Bedürfnis der Unternehmen, ihre Käufer über die Arbeitsbedingungen derer, die die Güter herstellen, zu informieren. Ob Nutztiere hierzulande, Nutzmenschen, Nutzkinder irgendwo weit hinten in der Welt. Zugegeben das interessiert auch nicht all zu viele Konsumenten, obwohl es mitunter durchaus ähnliche Thrillerqualität hat wie der einstige Publikumsrenner ‚Das Schweigen der Lämmer’. Wer dennoch fragt, bekommt häufig keine Antwort oder wird mit Floskeln abgespeist.
Doch auch, wenn es gar nicht um heikle so-ziale Fragen geht, nur um einfache klare Kennzeichnung, die der Kundschaft das Leben erleichtert, ist Zurückhaltung das Unternehmermotto. Welches Ei ist dem Keks, der Teigware beigemengt, Käfig, Freiland? Nichts steht da. Ist Gelatine in der Ware? Für alle Vegetarier bedeutsam. Keine Antwort. Ob Ei oder Milchiges drin ist, kann, wenigstens wer noch gute Augen hat, mühsam aus dem Kleinstgedruckten entziffern. Also die kalte Rotkrautpackung aus der Tiefkühltruhe nehmen, dreimal umdrehen, bis man auf die Ingredientien-liste stößt. Die eine Weile studieren, dann zurück in die Truhe, leider nicht vegetarisch. Die Packung einer anderen Firma herausnehmen usw., etwas kompliziert und kühl. Ist der Pelzbesatz am Mantel künstlich oder tierisch, von welchem Tier, das Verkaufspersonal ist ratlos. Manchmal ist was geschrieben, aber englisch oder lateinisch. Was ist sodium tallowate? Steht fast auf jeder Seife. Drei Drogisten und zwei Apotheker befragt, keiner wußte es. Und da soll es der einfache Konsument wissen?
Ja selbst wenn ein von ethischen Skrupeln unbeleckter Käufer nur den Preis wissen will, bekommt er manchmal Probleme. Nur ein Beispiel: Aus gutem Grunde gibt es zum Schutze der Konsumenten eine Preisauszeichnungspflicht, aus vom Unternehmerstandpunkt gutem Grunde, zwecks Umsatzbelebung, sind in Lebensmittelmärkten häufig knapp vor der Kasse, griffbereit für die Wartenden, Mütter quengelnder Kinder, diverse Kleinwaren na-mentlich Süßwaren plaziert. Eine der größten Handelskette vermied es lange Jahre, dieses Angebot auszupreisen und begnügte sich, ums Eck hinter der Kassa eine Preisliste anzuschlagen. Die ließ sich allerdings nicht lesen, ohne den Kundenstrom aufzuhalten. Die Manager meinten wohl, Preisschilder könnten die Kauffreude hemmen.
Warum können es sich all die Sales Manager, Verkaufspsychologen leisten, ihre Kunden zu ignorieren oder für dumm zu verkaufen. Aus einem ganz einfachen Grund, weil es sich die Menschen gefallen lassen, wenigstens fast alle und die paar die sich zu Wehr setzen, zu wenige sind. Doch das ließe sich ändern. Das gilt nicht nur für Tierschutzbelange, es betrifft den Verbraucherschutz insgesamt.
Um beim Preislisten-Beispiel zu bleiben, hätten sich täglich nur ein paar lesend als Fels in den Strom der zum Zahlen Drängenden gestellt (das empfiehlt sich allerdings nur im Schutz von Body Guards) oder täglich nur zwanzig Konsumenten jeweils drei Artikel dem Regal entnommen, der Kassierin in die Hand gedrückt, sie freundlich nachdem Preis gefragt und dann bedauernd gesagt ‚leider zu teuer’ (das läßt sich auch ohne Begleitschutz wagen):

Ich wette, die Handelskette hätte nach längstens zwei Wochen kapituliert. Jeden Tag sechzig Zuckerlpackungen wieder ins Regal hängen, wäre auf Dauer zu zeitaufwendig.
Die Lebensmittelmärkte sind nach dem Fließbandsystem organisiert, zu arbeiten hat der Kunde: die Ware entnehmen, sklavengleich zur Kasse führen, aufs Band legen, zahlen. Wenn ein Käufer volkstümlich gesagt Manderln macht, das heißt angemessene und berechtigte Fragen stellt, hält das das System noch aus, wenn es fünfzehn Kunden hintereinander tun, bricht es zusammen.
Ein Modengeschäft oder sein Lieferant deklariert seine Jacken mit „Pork“, weil Schweinsleder klingt nicht schön. Wenn die zwanzigste mit der Frage, was Pork eigentlich heißt, am Ladentisch landet, wird sich das Unternehmen entschließen, eine deutsche Übersetzung hinzuschreiben. Wenn die Verkäuferin in einem Berg pelzbesetzter Mäntel hockt, ratlos vor der für sie unlösbaren Frage, woraus ist das Fell, wird der Händler um ausreichende Beschreibung nicht herumkommen. Ein Werbefritze hatte einmal die originelle (so nachher die Entschuldigung der Kette) Idee, in der Zeitung glückliche Brathühner um 2,90 anzupreisen. Wenn nicht nur eine Kundin der Filialleiterin die gefrorene Hühnerleiche vor die Nase hält und mit sanftem Nachdruck veranlaßt, sogleich in der Zentrale telefonisch anzufragen, worin das Glück der Brathühner bestehe, wenn das fünfzig tun, wird die Handelskette rasch auf solche Reklamespäße verzichten.
Ü brigens, ein voller Einkaufswagen ist beim Aufmucken nützlich. Der verbreitet Beißhemmung. Welcher Filialleiter möchte schon einen guten Kunden in die Flucht jagen, ohne die Waren im Wagen?
Auf konsumentenfreundlichere Gesetze aus Brüssel warten bringt nicht viel, alles dauert Jahre und dazu sitzen die großen Unternehmen meist am längeren Ast. Über den Supermarkt ließe sich manches rasch verbessern. Nur sich ärgern und kuschen? Das wäre ein trauriger König Kunde. Wenn sich ein paar zusammentun, mit etwas Mut, Fleiß und Organisationsfreude kann auch die kleine Frau, der kleine Mann ein bißchen was erreichen. Nicht gerade eine bessere Welt, das nicht. Aber den Menschen das Leben erleichtern. Durch klare Warenkennzeichnung, Aufnahme tierfreundlicher Waren ins Sortiment (die muß man dann natürlich eine Weile betreuen), Verhinderung mieser Werbemätzchen etc.
Bei all dem sollte man das Augenmaß nicht verlieren. Es geht nicht darum kleine vom Leistungsdruck überforderte Filialleiter zu nerven. Das Unternehmen ist schließlich der Freund der Kunden, nur die müssen halt der Zentrale sagen, was sie möchten, woher sollte die es denn sonst erfahren? Also zuerst einmal dorthin schreiben. Und auch an den Produzenten. Aber nicht sich von den Handelsleuten an den Hersteller abwimmeln lassen. Der Supermarktkonzern kann dort mehr erreichen als der kleine Konsument.
Eine auf Spendengelder angewiesene bekannte soziale Einrichtung hatte einmal die glorreiche Idee, mit dem Slogan zu werben: „Wir nehmen kein Geld von Leuten, die für Tiere spenden, wir wenden uns an Menschen, die ein Herz für Menschen haben“ oder so ähnlich. Eine Dame mit sozialer Ader für Mensch und Tier klemmte sich darauf für zwei Tage ans Telefon und informierte all ihre Bekannten. Bald klingelte auch beim Wohltäter-Verein laufend das Telefon. Tierfreunde forderten ihre Spendengelder zurück. Die Werbekampagne wurde rasch abgebrochen.


Erwin Lauppert

 

 

 


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