Inhalt Nr.4/2008

 

 

Julius Fleischanderl
Weihnachten auch für Tiere? ................. 3


Mahatma Gandhi – Albert Schweitzer .... 4


Die Katze und das Haus ......................... 5


Gesetzt den Fall ..................................... 6
Jagdliche Grauslichkeiten

Erwin Lauppert
Verfolgung ............................................ 7


Liderlich? ..............................................10
Diskonter und Konsument


Martin Balluch
Repression, Rammböcke – Rechtsstaat? ................................... 11
Mit § 278a StGB gegen legitim-legales Engagement im Tierschutz


Konsumenteninformation .....................13
der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung


Vegetarische Informationen ................ 16


Bücher ................................................. 17


Lebensmittel gegen Futter ................... 20
Petition an die Uno, Bitte unterschreiben!


Ein schwarzes Schaf oder eine schwarze Schafherde
............. 21
Reit-Leistungssport


Pferde aufessen – warum? ................... 21


Notizen ................................................ 22


Peter Knoll
'Ich bin ein Vegetarier’ ........................ 23


Ö VU-Generalversammlung ................... 23


Impressum ........................................... 23


Die MinisterIn und die Unterhose ....... 24

 

Liebe Leserinnen und Leser
Ein alter Pfarrer pflegte, wie das bei Greisen schon so ist, immer dasselbe zu predigen. Als sich seine Gemeinde beschwerte, meinte er: Sobald ihr meine Ratschläge befolgt habt, werde ich Neues sagen. Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein: Ein ähnliches Titelbild gab es schon vor einigen Jahren. Jean Ziegler, Soziologe, Politiker und Sachbuchautor, Universitätsprofessor und jahrelang UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, war wieder in Wien. Anlaß, uns seiner ernsten Anklage zu erinnern.


Es hat sich nichts geändert. Nach wie vor wird ein Großteil der Welternte verschwenderisch zur Fleischerzeugung verwendet, mittels quälerischer Massentierhaltung. Neu ist, daß langsam – Bewußtseinsprozesse dauern – der Ve-getarismus Unterstützung findet, bei Menschen die sich Sorgen machen wegen der Klimaveränderung. Übersteigerte Viehzucht ist eine der Ursachen.
Zum Jahreswechsel ist es üblich, Rückblick zu halten. Wir haben in alten Heften der anima aus den 80er Jahren geblättert. Einiges Zeitloses finden Sie wieder in dieser Nummer.
Was beschäftigte die Tierfreunde damals? Es gab viele Demonstrationen. Gegen Viehtransporte, gegen Tierversuche, gegen Massentierhaltung, eine Demonstration gegen den Stierkampf in Madrid ... . Anscheinend alles Zeitloses. Es wäre allerdings falsch zu sagen, es hätte sich nichts zum Besseren gewendet. Das Freilandei ist eingeführt, wenn auch auf niedrigem Niveau, nahe der Bodenhaltung, die Käfigbatterien, wenigstens in der mieseren Version ist vor dem Ende, es gibt schon seit langem ein Tierversuchsgesetz – sein Wert ist zwar strittig, und nicht zu vergessen, endlich seit drei Jahren ist das bundeseinheitliche Tierschutzgesetz da, immerhin mit etlichen wesentlichen Verbesserungen.


Der Rückblick aufs Jahr 2008 ist überschattet vom Schlag von Polizei und Justiz gegen Tierrechtsaktivisten. Es stand und steht darüber schon so viel in der anima, daß wir hier nichts mehr zu sagen brauchen, außer: es ist recht und billig, wenn gegen Sachbeschädiger streng vorgegangen wird. Daß es jedoch der Gesetzestext zuläßt, Tierschutzaktivisten ohne Nachweis strafbarer Handlungen zur kriminellen Organisation zu erklären, ist erschreckend. Ebenso daß legitime Vereine seit sieben Monaten ihres Vereinsmaterials, ihrer Mitgliederlisten beraubt sind, ohne sich faktisch dagegen wehren zu können. Ein trauriger Rechtsstaat.
Ein Gerichtsurteil in Norddeutschland hat wieder das traurige Los vieler Pferde ins Licht gerückt. Die Frage liegt nahe, haben wir es notwendig, Pferde, diese engen Kameraden des Menschen, Spielkameraden vieler Kinde und junger Menschen, aufzuessen?


Wir möchten Ihre Aufmerksamkeit noch auf die schon in der letzten Nummer aufgezeigte atavistische Grausamkeit in der jagdrechtlichen Wildfolgeregelung lenken (siehe Seite 6) und Sie bitten, auch Ihrerseits gegenüber Politikern aktiv zu werden. Die Unterschriftsliste – weltweite Petition an die UNO auf Seite 20) bitten wir Sie, auch zu beachten. Alles in allem viel Arbeit, damit es besser wird.


Liebe Leserinnen und Leser,
wir wünschen Ihnen eine gesegnete Weihnacht und ein gutes neues Jahr!
Ihre anima-Redaktion

 

 

Seite 3:

Wir feiern Weihnachten, in Gestalt des Kindes in der Krippe kommt Gott zur Welt, wird offenbar nicht nur den Menschen, sondern auch und zuallererst diesen beiden Tieren: Ochs und Esel. Die Erlösung bricht an, nicht nur für uns allein, sondern für die Tiere, die Pflanzen, die ganze Schöpfung ...
aus einer Predigt von Pfarrerin K. Plehn-Martins zur Christvesper 2003 in der Evangel. Auenkirche Berlin-W.


Weihnachten auch für die Tiere?
Julius Fleischanderl


Nach christlicher Tradition waren auch Tiere im Stall zu Bethlehem zugegen. Zahlreich sind die Legenden von Ochs und Esel, als Maria das Kindlein gebar. Es mag dies alles nur symbolisch aufgefaßt werden, im Sinne des Angelus Silesius: „Wird Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, du wärest doch verloren“.
Wir singen das alte Lied Stille Nacht, heilige Nacht, wenn wir das Fest der Liebe feiern. Denken wir aber dabei auch an die armen Tiere, die millionenfach geschlachtet wurden, für die es nur die Todesstille mehr gibt, weil wir sie unserem Fleischhunger geopfert haben? Wie reimt sich das mit dem Gesang der Engel „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen guten Willens“, von dem das Lukas Evangelium uns berichtet?
Mischt sich da für hellhörige Ohren nicht der Schrei der gequälten Schlachttiere? Vergebens warten sie auf die Erlösung, die der ganzen Kreatur verheißen.


War das immer schon so in der frühchristlichen Zeit? Wenn wir den damaligen Geschichtsschreibern glauben wollen, so werden wir eines anderen belehrt.
So beschreibt der hl. Chrysostomos, der große Kirchenlehrer, den man den „Goldmundigen“ nannte, das Leben seiner Mönche in den Einsiedeleien: „Hier fließen keine Ströme von Blut, kein Fleisch wird hier zerhackt. Leckere Kost und schwerer Kopf sind uns unbekannt. Es wird nur Brot genossen, das mit eigener Arbeit gewon-nen wurde, und Wasser, das eine reine Quelle darbietet. Wird ausnahmsweise ein üppiges Mahl gewünscht, so besteht es aus Früchten, und es wird mit größerem Genuß verzehrt als königliche Mahlzeiten“
Basilius (ca. 329-379), der große griechische Kirchenlehrer und Begründer des Klosterwesens der Ostkirche, schrieb: „Die Dünste der Fleischspeisen verdunkeln das Licht des Geistes. Die Seele verliert die Herrschaft und die Fähigkeit zum Denken. Man kann schwerlich die Tugend lieben, wenn man bei Festmahlen an Fleischspeisen sich erfreut“.


Der hl. Gregor von Nazianz, ebenfalls ein griechischer Kirchenlehrer, schrieb: „Der Luxus der Fleischkost ist jenes Unkraut, das unter dem Weizen wächst.“
Der hl. Augustinus schrieb: „Jakobus, der Bruder des Herrn, lebte von Sämereien und rührte weder Fleisch noch Wein an“.


So lesen wir auch im Römerbrief 3 des Apostels Paulus, 14, 21: „Es ist besser, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken, noch zu tun, woran dein Bruder Anstoß und Ärgernis nehmen könnte“.
Es mieden auch die Ordensbrüder des hl. Benedikt von Nursia gemäß der alten Benediktinerregel den Fleischgenuß, ebenso aus Liebe zu seinen „jüngeren Brüdern“ der hl. Franziskus. Doch die heutigen Benediktiner und Franziskaner essen Fleisch. Nur die Zisterzienser strenger Observanz und die Trappisten sind bis heute Vegetarier geblieben. ...


Soll also das Weihnachtsfest eines der Liebe sein, so müßten die Christen auf Tieropfer verzichten lernen, sich mit an--deren Speisen begnügen, sich mit Gemüse, Getreideprodukten und süßen Früchten gütlich tun und dadurch vielen Millionen an Tieren die Qualen des Trans-ports in die Schlachthöfe und ihren Tod ersparen... Dann könnte es auch ein Weihnachten für die Tiere im franziskanischen Geist geben.

Anm. : ‚Weihnachten auch für Tiere’ war in längerer Fassung in der anima Nr. 4/1988 erschienen. Dipl.Ing. Julius Fleischanderl war Begründer und bis zu seinem Tod 1990 Vorsitzender der Österr Vegetarier Union.

 

Seite 4:


Vor sechzig Jahren ist Mahatma Gandhi gestorben, als Opfer eines religiösen Fanatikers. Anlaß seiner zu gedenken. Der Todestag war der 30. Jänner, wir halten uns an den Geburtstag, zu dem wir in der anima Nr.4/1985 folgende Skizze fanden:

Mahatma Gandhi – Albert Schweitzer

Am 2.Oktober jährt sich der Geburtstag Mahatma Gandhis, neben Albert Schweitzer eine der Lichtgestalten des 20.Jahrhunderts. Schweitzer beschäftigte sich intensiv mit dem indischen Denken, über das er auch ein Büchlein, dem die Zitate dieses Artikels entnommen sind (Die Weltanschauung der indischen Denker) schrieb.
Ü berspitzt könnte man formulieren, daß das indische Denken (wie überhaupt ein Gutteil der östlichen Philosophien) charakterisiert ist durch den Versuch, eine kontemplative Distanzierung von den konkreten Angelegenheiten de Alltags zu erreichen. Dieser Gedanke liegt vielen Zentralbegriffen östlicher Heilslehren zugrunde, dem „Nirwana“ der Buddhisten, der hinduistischen Idee der „Maya“, dem Gebot zum „wu-wie“ im Taoismus etc. Als Weg zu heilerem Leben wird die Selbstversenkung gepriesen ...


Ursprünglich war wohl auch das hinduistische „Ahimsa“-Gebot ( ‚Nicht-Verletzen’) im Sinne dieser negativen Betrachtungsweise zu verstehen. Es ist weit davon entfernt, zum aktiven Mitleiden aufzufordern, denn zuviel Mitleid verstrickt ja schon wieder in die weltlichen Angelegenheiten. Gerade hier setzt Gandhi an, die Verwendung der Begriffe zu verändern und eigentlich ins Gegenteil umzukehren.


So wird das Ahimsa-Gebot, vom Grundgedanken des Nichttuns, aus dem es entstanden ist, befreit, in Gandhis ethischer Lebensbejahung zu dem Gebot, umfassendes Mitleid zu üben. Damit wird es zu
etwas anderem, als es im alt-indischen Denken war ... Es ist eine von Gandhis wichtigsten Taten, daß er die indische Ethik ganz offen zwingt, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen.


Bekanntermaßen hat indisches Denken in seinen vielfältigen Bezügen zu Seelenwanderungsideen das Problem des Tieres von jeher stärker beachtet, als es im abendländischen Philosophieren der Fall war. Tatsächlich gilt im Prinzip die Aufforderung des Ahimsa-Gebots auch für Tiere, weshalb man Indien (mit großen Einschränkungen) als vegetarische Nation bezeichnen kann. Gandhi beschäftigt sich an entscheidender Stelle seines philosophischen Systems gerade mit tierphilosophischen Problemen, und er versucht, seine neue, aktiv-positive Deutung des Ahimsa-Prinzips auf das Tier anzuwenden:


Gandhis Wirklichkeitssinn zeigt sich auch in seiner Beziehung zum Ahimsa-Gebot. Er begnügt ich nicht damit, es zu preisen, sondern untersucht es kritisch. Die Tatsache beschäftigt ihn, daß unerachtet des Ansehens dieses Gebots in Indien ein solcher Mangel an Mitleid für Tier und Mensch zu beobachten ist. Er wagt sich bis zur Äußerung vor: ‚Ich glaube kaum, daß das Los der Tiere in irgend einem Land der Erde so traurig ist, wie in unserem armen Indien. Dafür können wir nicht die Engländer verantwortlich machen, noch uns mit unserer Armut entschuldigen. Verbrecherische Vernachlässigung ist der einzige Grund für den kläglichen Zustand unseres Viehs.’

Die Größe und der moralische Fortschritt einer Nation lassen sich daran ermessen, wie sie ihre Tiere behandelt.
Mahatma Gandhi

 

Seite 7 - 10:

Der in den Jahrzehnten um das Ende der Habsburger-Monarchie bekannte Schriftsteller und Satiriker Roda Roda erzählt in einer seiner Geschichten (etwa):
Die Behörde hatte sein Buch verboten und er empörte sich beim Zensurchef: Ich werde die Verbotsgründe Wort für Wort widerlegen. – Ja woher wollen Sie denn die Gründe kennen? – Die stehen doch im Verbotsbescheid! – Darauf der Zensurhofrat: Aber lieber Freund, im Bescheid stehen doch nicht unsere Gründe, da stehen unsere Ausreden.


Verfolgung


Die Untersuchungshaft der zehn Tierrechtsaktivisten liegt nun schon einige Zeit zurück, genug um das Thema nüchtern zu überdenken. Die Aktion von Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht am 21.Mai hat in Tierrechtskreisen und bei vielen anderen, Grünen und mehr liberal Gesinnten Empörung und selbst beim Justizsprecher der SPÖ Dr.Jarolim Befremden hervorgerufen, andererseits im Blätterwald und Publikum teilweise auch positive Resonanz gefunden: So etwa, na endlich haben sie den Krakeelern das Handwerk gelegt.


Vor ein paar Wochen eine kleine Fünf-Zeilen-Notiz, nicht einmal in allen Tageszeitungen: Bei einem Bombenangriff der Alliierten gegen eine vermutete Talibanstellung in Süd-Afghanistan fielen die Bomben auf eine Hochzeitsgesellschaft: 37 Frauen und Kinder tot. Es war nicht das erstemal. Solch häufige Geschehnisse im nahen und mittleren Osten sind unseren Medien meist keine Erwähnung wert. Keine Empörung, keine Betroffenheit. Terror? Keine Rede, halt ein Kollateralschaden. Es ist zu vermuten, die Betroffenen sehen das anders und lechzen nach Vergeltung. Das Ergebnis: Anschläge, die die Gesamt-Opferbilanz zwar nur wenig verändern, doch nach westlichem Verständnis empörender brutaler blutiger Terror sind. Ist Kindertod unter US-Bomben die Geburtsstunde neuer Selbstmordattentäter?


Was im Österreich Tieraktivisten zu Recht oder Unrecht zur Last gelegt wird, nimmt sich dagegen mickrig aus. 30 oder 40 vorwiegend mindergewichtige Vorfälle in einem Jahrzehnt (sie wurden schon oft aufgezählt) bei sechs Millionen Straftaten insgesamt.


Wie kann es nun zu den Verhaftungen gkommen sein? Die Beweislage scheint dürftig, sonst hätte die Staatsanwaltschaft ja schon längst wegen einzelner Delikte Anklage erheben müssen.


Hintergründe?
Wer über die Hintergründe der behördlichen Aktion sinniert, bleibt in seinen Mutmaßungen unwillkürlich nicht bei den behaupteten Straftaten stehen. Psychologisch gesehen ist weniger von Bedeutung, was tatsächlich an Strafgesetzwidrigem geschehen ist, sondern was die Betroffenen empfinden. Und da geht es nicht so sehr um kriminelle Aktivitäten, da spielen Aktionen im Rahmen oder am Rande der Gesetze die Hauptrolle. Vor allem die zwar friedlichen doch sehr lauten und unermüdlichen Demonstrationen vor Geschäften, im Kern Boykottaufrufe, um den Handel zu bewegen, auf den Verkauf von Pelz und Pelzverbrämungen oder Käfigeiern zu verzichten, Kundgebungen vor Unternehmenszentralen, Störaktionen in Geschäften, dazu Androhung solcher Aktionen. All das führt bei den Betroffenen zu Unmut, zu Angst, umso mehr wenn sie sich vergegenwärtigen, daß in manch anderen Ländern die Auseinandersetzungen um vieles härter und brutaler geführt werden.


Objektiv gesehen mögen die Tierrechtsforderungen ziemlich harmlos sein. Ob Modegeschäfte die Mäntel mit Echtpelz- oder Kunstpelzbesatz verkaufen, ist für den Geschäftserfolg ziemlich belanglos. Der allgemeine Verzicht auf Käfigeier ist wirtschaftlich sogar vorteilhaft. Drei statt zwei Eiersorten noch dazu jeweils in mehreren Gewichtsklassen zu führen, bringt insgesamt nicht mehr Umsatz und
kostet Regalfläche. Mit anderen Waren bestückt bringt sie mehr Gewinn. Außerdem hatte Karl Wlaschek als Billa-Chef schon seit fünfzehn Jahren bewiesen, daß man auch ohne Käfigei eine Handelskette mit 25 oder 30 % Marktanteil in Österreich rentabel und besser als manch andere führen kann. Dazu ist der Ruf des Käfigeis dank vierzigjährigem Tierschutz-Bombardement miserabel usw.


Dennoch, niemand läßt sich gern zu etwas zwingen, schon gar wenn er ob mit oder ohne Grund wie bei Erpressungen fürchten muß, gibt er jetzt nach, kommt bald die nächste Forderung. Selbst wenn nur immer wieder vor meinem Geschäft geschrieen wird, werde ich beunruhigt sein, werden dann beim Nachbarn Stinkbomben geworfen, von wem auch immer, werde ich Angst kriegen und zur Kammer laufen: Schützt mich. Werden nach Monate oder jahrelanger lautstarker Demonstration vor meinen Filialen bei mir daheim die Autos demoliert, werde ich in Panik geraten: der Gedanke einer Verbindung zwischen Demonstranten und Demolierern ist dann nicht fern. Kommt es in meinen zahlreichen Filialen ziemlich zugleich zu Aktionen, die mir Schaden machen, wenn auch nicht viel, werde ich auf eine machtvolle schlagkräftige Organisation dahinter tippen und an oberster Stelle intervenieren.


Umsomehr wird bei seinen Interessenvertretern um Hilfe rufen, wer in seiner wirtschaftlichen Existenz durch Aktionen tatsächlich gefährdet ist wie die Kürschner. Brennen Ställe ab, werden die Geflügelbauern, die Schweinebauern, und das sind Zig-Tausende in den Chor der Hilfeschreier einstimmen. Rufen die Tierrechtler in Parteiversammlungen ohne am Wort zu sein, ihre Parolen und Forderungen, werden die Parteifunktionäre die Parteioberen bedrängen. Dann kommen noch, die Jäger, viele einflußreiche Menschen, und beschweren sich, ihre Jagd werde gestört. Wird das Büro eines Landeshauptmanns besetzt, mag der vielleicht notgedrungen gute Miene zum Spiel machen, doch sich denken: Wartet nur, einmal erwische ich euch. Hohe Herren, an deren Macht man rührt, können manchmal sehr nachtragend sein. Und sie haben einen guten Draht zu anderen Entscheidungsträgern.


All diese Klagen- und Beschwerdeflut konzentriert sich auf den Innenminister (ich verwende alle Worte geschlechtsneutral): die Leute sagen, für was haben wir denn einen. Der gerät so unter Zugzwang und heißt seine Mannen, laßt euch was einfallen. Das ist leicht gesagt. Gesinnungstätern, die bei Nacht und Nebel aktiv werden, ist schwer beizukommen. Leicht wäre es an sich, Demonstrationen nahe Geschäften, ähnlich der Bannmeile bei Parlamentssitzungen, zu verbieten. Nur gibt es da Probleme.


Einmal machen sich gesetzliche Einschränkungen der Versammlungsfreiheit in der Öffentlichkeit nicht gut. Zum anderen ist zu bedenken: Es sind vor allem zwei Gruppen, die da vor Unternehmen demonstrieren. Beide sind ideell motiviert. Beide wollen Leben schützen. Die einen das der (nichtmenschlichen) Tiere, die anderen werdendes menschliches Leben. Die einen sind die Tierschützer, die anderen nennen sich Lebensschützer, im Volksmund Abtreibungsgegner. Zwei Gruppen, die einander kaum verstehen, doch mit ähnlichen Mitteln kämpfen, hierzulande vornehmlich friedlich, anderswo manchmal brutal. Einschränkungen der Versammlungsfreiheit träfen auch die Abtreibungsgegner, eine Gruppe nicht ohne Einfluß gerade in der Partei, auf die es hier ankommt (man denke an den Parteienstreit um ein bundesweites Wegweiserecht).
Dem Beratergremium des Ministers fällt also vorläufig nichts ein, was den zur Klarstellung zwingt: Ich habe euch nicht auf hochdotierte Posten gesetzt, damit euch nichts einfällt, sondern damit euch etwas einfällt. Die Ministerialen so unter Druck setzten sich also mit Freunden aus der Juristenbranche zusammen, an einem Ort, der Intuitionen förderlich ist, einem Weinkeller zum Beispiel; dort fallen in Österreich häufig die wichtigen Entscheidungen, und tatsächlich da zuckt der Geistesblitz: Versuchen wir es mit der „Kriminellen Organisation“.


Mag das, was ich da gerade fabuliert habe, Phantasie sein oder nicht, traurige Tatsache ist, daß zehn Tierrechtler drei Monate eingesperrt waren und der Oberste Gerichtshof das für recht befunden hat.
Welche Aktivitäten machen Sinn?


Es bleibt die Frage nach den Auswirkungen der Tierschutzaktivitäten, solcher die im Einklang und solcher die in Dissonanz zur Rechtsordnung stehen, auf das Tierwohl. Beschränken wir uns auf die Nützlichkeitsfrage. Die Rechtsseite, ethische Fragen, z.B. war Georg Elser, den heute niemand mehr kennt, sind Menschen, die ihr Gewissen zwingt, notfalls ihr Leben und das anderer zu opfern, Helden oder Terroristen, lassen wir beiseite.


Betrachten wir vorerst die gravierenderen kriminellen Akte, Ställe abfackeln, Buttersäureattentate, Massentierbefreiungen, wie sie in anderen Ländern vorkommen etc. Können sie das Los der Tiere verbessern? Ich glaube nein, sie schaden nur. Es fehlt eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg, der wenn auch nur dumpfe Konsens breiter Bevölkerungskreise. Zu meinen, man könnte ohne deren Unterstützung als winzige Minderheit mit Gewalt Staat und Wirtschaft seinen Willen aufzwingen, erscheint mir abwegig. Natürlich ist es möglich, einige Kleinbetriebe zu ruinieren, das ist aber schon alles, nein leider nicht alles.


Viele Leute hegen Sympathie für Menschen, die Mißstände aufzeigen, schlechte Tierhaltung anprangern, auch wenn die dazu kleinere Sachbeschädigungen begehen müssen, wie z.B den Einbruch in einen Stall. Die Sympathien schwinden aber, und verwandeln sich in Antipathie, wird ein Vernichtungsfeldzug geführt. Werden symbolisch ein paar Tiere befreit, findet das meist Zustimmung, anders bei Tierbefreiungen en masse, die außerdem, wird nicht für die Befreiten gesorgt, eher Tierquälerei sind. Wir brauchen die Sympathie nicht die Antipathie der Bevölkerung.


Der zweite Gefahr: Natürlich kann der Staat Gewaltakte, werden sie häufiger, nicht hinnehmen. Er reagiert, meist mit Verspätung, denn er ist ein träges Schiff, doch dann nicht selten über die Maßen und ist, einmal in Fahrt, schwer zu stoppen (siehe oben). Das Ergebnis ist der Verlust bürgerlicher Freiheiten und der Polizeistaat. Selbst harmlose Recherchen werden dann mit hoher Strafe bedroht (siehe USA), und das kann für die Tierschutzarbeit tödlich sein.


Etwas günstiger ist das Bild bei Aktionen, die sich noch im gesetzlichen Rahmen bewegen oder zwar die zivilrechtlichen Schranken aber wenigstens (noch) nicht die strafrechtlichen überschreiten. Hier gab es zweifellos Erfolge, wie den Ausstieg etlicher Kleiderketten aus dem Pelz-Nebengeschäft und die Vorwegnahme des Käfigeierverbots. Die Unternehmen haben da eingelenkt, nicht aus wundersam erwachter Tierliebe; Nachgeben erschien ihnen geschäftlich gesehen einfach das geringere Übel. Der Widerstand Kleider-Bauers zeigt Grenzen und Preis dieser Strategie. Wird sie überstrapaziert, drohen Verbotsgesetze, Ausweitung von Straftatbeständen – im Jagdrecht geschieht es bereits – wieder überschießend. Mit den neuen Gesetzestexten läßt sich dann, wie in Amerika schon praktiziert, eine schlichte Konsumentenfrage zur Straftat stempeln, so wie man bei uns mit dem Mafia-Paragraphen aktiven Tierschützern den Strick drehen will.


Noch ein Punkt: Wie wirken lautstarke Dauer-Demonstrationen auf das Publikum? Erwärmen sie die Menschen für den Tierschutz oder stoßen sie ab? Beobachter registrieren bei Leuten, die im näheren Umkreis solcher Veranstaltungsorte arbeiten oder leben müssen, das Wachsen von Widerwillen, nicht gegen Kleider Bauer – gegen Tierrechtler.


Seit Bestehen der anima, seit bald einem Vierteljahrhundert läßt uns das Gewaltthema nicht los, einfach weil es leider immer aktuell ist. Unser Standpunkt ist unverändert: Die Österr. Vegetarier Union, die letzthin für dieses Blatt die Verantwortung trägt, lehnt Gewaltakte ab. Ich glaube, wir können unter den gegebenen Verhältnissen das Los der Tiere auf Dauer nur verbessern, wenn wir Herzen gewinnen, nicht wenn wir Bomben schmeißen.


Gewalt von Unternehmerseite?

Jede Debatte über Gewalt wäre lückenhaft, ließe sie die Ursachen außer acht.Vor zehn Jahren – anläßlich der Vorstellung des vom Agrarwissenschaftler und Grünpolitiker Dr. Edmund Haferbeck und vom Journalisten Frank Wieding verfaßten Buches „Operation Tierbefreiung – ein Plädoyer für radikale Tierbefreiung“ stand in unserem Blatt:


„ Gewalt pflegt erst aufzubrechen, wenn Unbehagen und Abscheu über Zustände breit und tief geworden sind. Sie ist darum ein ernstes Warnzeichen Auch wenn die Zahl der „Aktivisten“, die bereit sind, ihre Existenz aufs Spiel zu setzen, die Freiheit und wie Georg Elser auch das Leben, meist klein ist. Die Staatsgewalt mag ihrer früher oder später Herr werden. Nur, Symptombekämpfung allein kann keine Krankheit heilen. Dauer-hafte Befriedung hieße, auch auf die Wünsche der Menschen einzugehen, die im Tier mehr als ein Ausbeutungsobjekt sehen.“


Der Staat kontrolliert im Tierschutzbereich seine Gesetze milde formuliert eher verhalten – die Vorgabe, die Betriebe alle fünfzig Jahre zu überprüfen ist ein schlechter Witz; Massenställe werden für Beobachter unzugänglich gehalten; die Unternehmerseite darf mit Millionen- oder gar Milliardenaufwand den Konsumenten ein Paradies vorgaukeln; der Rechtsstaat bietet dagegen praktisch keine Handhabe, im Gegenteil er gibt mit der Geschäftsstörungsklage finanziell Potenten die Möglichkeit, Tierschützer, die unangenehme Tatsachen aussprechen, mit existenz-bedrohenden gerichtlichen Klagen in den Ruin zu treiben. Das ist nicht rechtlich, doch faktisch Terror.


Wundert es, wenn dann Menschen, denen das Leid ihrer Mitgeschöpfe zu Herzen geht, aus dem Untergrund agieren?


Man kann Menschen, die die Binsenwahrheit aussprechen, das Engagement an der Seite der USA in Afghanistan bewirke die Gefahr muslimischer Gegenangriffe in Österreich, einsperren; Selbstmordattentate wird man, solange der Westen im Orient Menschen sonder Zahl umbringt, damit kaum verhindern können. Die Geschehnisse in England zeigen, daß auch im Tierschutz strengste Gerichtsstafen Menschen nicht abhalten, ihrem Gewissen zu folgen. Mehr als mahnen wie schon anläßlich des Gefängistodes von Barry Home können wir da nicht:


Wären die gewaltbereiten Kleinen den Tieren nicht eine größere Hilfe, wenn sie ihre großen Energien und ein langes Leben friedlicher Überzeugungsarbeit widmeten, als im Kerker zu verkommen, jung am Friedhof zu enden?


Einkaufen statt Bomben werfen
Was können wir tun? Ich glaube, vor allem zweierlei. Sachliche konsequente Informations-arbeit ohne Aggression und ebenso konse-quentes Agieren vereinter Konsumenten. Wir haben es oft genug in der anima angeregt und erläutert.


Wenn z.B. die zwanzigste Käuferin nicht nur in einer Lidl-Filiale der Kassierin die deutsch kostümierte Eierpackung mit der Frage überreicht, ob es sich um estnische Ware handelt, wird die aus Verzweiflung Spanien ans Regal schreiben (siehe nebenan) und die Lidl-Zentrale die Freude am Kostümieren verlieren. Ähnlich ließe sich Interesse am V-Label wek-ken, ja bei konseqenter Verfolgung des Grund-satzes ‚Ich kaufe nur Waren, deren Erzeugung, deren Werden man filmen darf’ sogar einiges für die Tierhaltung erreichen. Das ist zugegeben nicht viel. Doch läßt sich aus dem Gefängnis mehr erreichen?


Erwin Lauppert


Liderlich?

Die Handelskette Lidl verkauft Freilandeier. Das ist, für einen Diskonter, schön. Sie sind zwar nicht „tierschutzgeprüft“, sie tragen nur das „KAT“-Zeichen (siehe die Erläuterungen unten); nicht mehr ganz so schön, aber immerhin. Die Eierpackung wirkt deutsch: Frielingshof, ein edler Name, dazu (klein) eine norddeutsche Adresse, nicht ganz nah, doch immerhin nicht zu fern. Ein leiser Zweifel: ein kleiner Klebezettel auf der Packung mit niederländischer Adresse, Was gilt jetzt? Deutschland oder Holland? Erraten, keines von beiden. Auf die Eier ist „ES“ gestempelt. Das heißt Spanien, nicht Estland.
Doch daß niemand den Lidl-Leuten vorwirft, sie seien liederlich. Auf der Packung steht sehr klein aber ausdrücklich: „Herkunft siehe Stempel auf dem Ei“. Wenn Fleisch aus Irland kommt, warum dann nicht Eier aus Spanien?


Allerdings schaut nicht jeder vor dem Kauf in die Packung; und ein Ei herumdrehen, bis man den Stempel findet? Es ginge hygienischer. Wir haben einflußreicheren Stellen vorgeschlagen, sich für die verpflichtende Herkunftangabe auf der Packung einzusetzen. Übrigens, von der AMA hören wir, sie bemühe sich, Lidl für öster-reichische Eier zu erwärmen.


Zur Zeichen-Erläuterung: Das Zeichen „tierschutzgeprüft“ wird von der tierschutznahen Kontrollstelle für artgemäße Nutztierhaltung GmbH, Bruck/Mur “ vergeben. KAT (Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V., Bonn) ist dagegen eine Gründung von Unternehmen der Eierwirtschaft.
Hatte schon die Kontrollstelle bzgl. der Hühnermenge im Stall bei Übernahme unseres Projekts 1995 der „Supermarkttauglichkeit“ wegen nachgeben müssen; KAT läßt in Anlehnung an die EU-Normen, deren Freilandhaltung faktisch mehr oder minder ‚Bodenhaltung mit Auslauf für einige wagemutige Hennen’ ist (Geflügelzeitungszitat), noch erheblich höhere Belagszahlen zu und gibt es auch sonst tierschutzmäßig billiger.


Darum nach wie vor unsere Empfehlung:
Ei? Besser kein’s, doch wenn schon ein’s, dann das Freilandei; aber nur mit dem Siegel „tierschutzgeprüft“.


Übrigens, laut Ortsangabe auf der KAT-Website liegt der spanische Betrieb am Fuß der Pyrenäen. Doch klickt man auf das Kartensymbol findet man sich im Atlantik nahe Nigeria. Betriebsbilder und nähere Daten (Hennenzahl etc.) fehlen. Die an sich gute Website hat also noch Perfektionsspielraum.


Gesellschaft für humane Nutztierhaltung, Graz

 

Seite 11:

Repression, Rammböcke – Rechtsstaat?

Mit §278a StGB gegen legitim-legales Engagement im Tierschutz

Martin Balluch


Dass Dissidenten jahrelang bespitzelt und belauscht werden, und in der Nacht maskierten Polizeikräften ohne jeden konkreten Verdacht gesetzwidriger Tätigkeit überfallen und eingesperrt werden, und dass dissidente Vereine ihrer gesamten Infrastruktur wie Mitgliederkarteien, Filmarchiv und Buchhaltung beraubt werden, das gibt es nur in Diktaturen irgendwoanders auf der Welt. Aber bei uns in Österreich? Jetzt und hier? Auch ich hätte das nicht geglaubt – bis ich es selber erleben musste.


Der Tierschutz ist in Österreich zusehends aufmüpfiger und erfolgreicher geworden. Nach Jahrzehnten der Aufbauarbeit in der Bewusstseinsbildung, wurde 1997 ein neuer Stil eingeläutet: die konfrontative politische Kampagne, um Politik und Wirtschaft zu beein-flussen, tierfreundlicher zu werden. Es zeigt sich nämlich, dass eine Mehrheitsmeinung wie z.B. gegen Legebatterien noch lange kein Legebatterieverbot und ein Ende des Käfigeihandels bedeutet. Dafür bedarf es erst einer Kampagne, die genügend politischen Druck auf Basis der öffentlichen Mehrheits-meinung erzeugt, um die entsprechende Änderung auch durchzusetzen. So konnte 2004 die Regierung zu einem Legebatterie-verbot (das 2009 in Kraft tritt) und die Supermärkte zur Beendigung des Käfigeiverkaufs gebracht werden.


Doch eine derartige Einflussnahme auf Politik und Wirtschaft war offenbar einer mächtigen Clique zu viel des Guten. Ab 2004 war ein immer schärferer Gegenwind gegen Tierschutzreformen und entsprechende Kam-pagnenarbeit zu spüren. Heute wissen wir, dass bereits damals spezielle Polizeikräfte beauftragt wurden, den politischen Gegner des Tierschutzes zu unterstützen, zu beraten und Pressearbeit für ihn zu übernehmen. Vor 2 Jahren wurde dann eine Sonderkommission gegen den Tierschutz gegründet. 35 Beamte aus Mordkommission und Amt für Terror-ismusbekämpfung wurden freigestellt, um sich ausschließlich dem Tierschutz zu widmen. Es kam zu Überwachungsmaßnahmen gegen zahllose Personen und Tierschutzvereine, die Monat für Monat verschärft und ausgeweitet wurden: Abhören von Telefonen, Mitlesen von Emails, Beobachtung von Kontenbewegungen, Observieren von Personen und Wohnungen, Einschleusen von verdeckten Ermittlern, Peilsender auf Autos und Mikrophone und Filmkameras in zwei Privatwohnungen, einem Vereinsbüro und einem Kaffeehaus, in dem Tierschutztreffen stattfanden.


Das Ergebnis dieses größten Lauschangriffs aller Zeiten in Österreich: Niemand wurde bei Durchführung, Planung oder Organisation einer kriminellen Handlung beobachtet. Unter nor-malen Umständen würde man meinen, dass spätestens zu diesem Zeitpunkt die Ermit-tlungen zur Aufklärung etwaiger Straftaten gegen die betreffenden Personen beendet werden würden.


Nicht so bei einem politischen Ermittlungsverfahren wie diesem. Statt einem Ende der Ermittlungen wurde eine weitere Eskalation beschlossen, der große Zugriff. Maskierte Polizeikräfte der Spezialeinheit WEGA schlugen in der Nacht mit dem Rammbock die Türen von 21 Privatwohnungen und 7 Tierschutzbüros ein, bedrohten die Anwesenden mit gezogenen Schusswaffen und leerten die Räumlichkeiten. Später kam es zu 3 weiteren Hausdurchsuchungen. Insgesamt waren über 40 Personen von den polizeilichen Zwangsmaßnahmen betroffen. Beim VGT-Büro in Wien fuhren 2 LKWs vor und ausnahmslos alles, was sich im Büro befand, wurde abtransportiert. Darunter nicht nur alle Computer, Kameras und Handys, sondern auch 400 Aktenordner und hunderte Bücher, Videos, Fotos und Filme. Bis heute, über 6 Monate danach, kann der VGT weder auf seine Mit-gliederdatei, noch auf seine Buchhaltung oder seine Foto- und Filmarchive zugreifen. Aber es wurde auch alles Private bei den Haus-durchsuchungen mitgenommen: Kleider, Tagebücher, ärztliche Dokumente, Schlüssel, Bankkonten, Uhren, Briefe usw.


Und das Ergebnis? Bei den Hausdurch-suchungen wurde kein Material gefunden, das für Straftaten verwendet worden ist. Auch nach zwangsweisen Abnahmen von Finger-abdrücken und DNA wurde keine Überein-stimmung mit Spuren nachgewiesen, die an Tatorten von kriminellen Straftaten mit Tierschutzbezug gefunden worden sind. Dennoch wurden 10 Personen in Untersuchungshaft überstellt und erst unter großem politischem Druck nach 104 Tagen wieder freigelassen.


Wie konnten derartige Maßnahmen in einem vorgeblichen Rechtsstaat begründet werden? Man entschied sich für §278a StGB, den Vorwurf einer „kriminellen Organisation“. Nur bei Verdacht auf diesen Paragraphen (neben Terrorismus, Entführung oder einer mit mehr als 10 Jahren Haft bedrohter Straftat) ist nämlich ein großer Lauschangriff zulässig. Und weiters ist kein konkreter Verdacht auf eine Straftat notwendig, um §278a anwenden zu können. Ja, die Verdächtigen müssen sich nicht einmal untereinander kennen geschweige denn von einer Straftat wissen.


Die Konstruktion, um §278a StGB gegen den Tierschutz anwenden zu können, ist bei näherem Hinsehen wirklich perfid. Zunächst darf man unter „krimineller Organisation“ nicht eine Organisation im herkömmlichen Sinn verstehen. Formaljuristisch sind einfach 6 Punkte zu erfüllen, von denen 5 von Tierschutzvereinen bereits automatisch erfüllt werden:


1. Auf längere Zeit angelegt
2. Größere Anzahl von Personen involviert
3. Gewisse Organisations- und Infrastruktur
4. Versuch der Einflussnahme auf Wirtschaft oder Politik
5. Konspirativität, um InformantInnen und zukünftige Aktionen nicht zu gefährden, sowie um AktivistInnen vor staatlicher Repression oder Klagen/Anzeigen zu schützen


Zur Anwendung von §278a fehlt damit nur noch ein Punkt: Gibt es eine Sachbeschädigung von mindestens 3000 Euro Schaden etwa im zeitlichen Rahmen der Existenz des Tierschutzvereins, etwa im geographischen Bereich, in dem er aktiv ist, und vermutlich aus einer Tierschutzmotivation heraus, dann liegt bereits eine kriminelle Organisation vor. Unerheblich dabei ist, jemandem aus dem Verein konkret eine Straftat nachzuweisen.


Liegt eine kriminelle Organisation vor, wie es im Fall des Tierschutzes der OGH bereits festgestellt hat, dann macht sich nach §278a StGB strafbar, wer Mitglied ist. Mitglied wird man allein schon dadurch, dass man eine an sich legale Unterstützungshandlung für den Tierschutzverein setzt (z.B. Teilnahme an einer Demo), im Wissen, dass es im zeitlichen, geographischen und ideologischen Rahmen des Vereins zu Sachbeschädigungen kommen wird – von wem auch immer. Mitglieder bzw. AktivistInnen eines Tierschutzvereins machen sich nach §278a StGB bereits dann strafbar, wenn sie eine legale Kampagne unterstützen, aber gleichzeitig wissen oder wissen müssten, dass irgendwann irgendwer irgendwo für diese oder ähnliche Kampagnen eine kriminelle Handlung mit einem Sachschaden von mindestens ¤ 3000 setzen wird.


Und dieses Kriterium der Wissentlichkeit ist leicht erfüllt: Tierschutzvereine müssen von vergangenen strafbaren Handlungen im Tierschutz wissen und daher von zukünftigen ausgehen. Es genügen auch Sympathiebekundungen im privaten Rahmen für derartige strafbare Handlungen, wie das Tragen von T-Shirts, Stickern oder Aufklebern mit entsprechenden Botschaften. Aber auch „radikale“ Flugblattinhalte und „radikale“ Kunstwerke wurden im vorliegenden Fall als Grund für einen Verdacht gewertet, genauso wie Verdächtige zu kennen, in einem Verein mitzuarbeiten, in dem auch Verdächtige aktiv sind, an Demos teilzunehmen oder sich auf Internetforen „einschlägig“ zu äußern.


So wird §278a StGB zu einer ideologischen Sippenhaftung, zu einem Gesinnungs-strafrecht. Die Behörde kann jederzeit kriminelle Handlungen mit Tierschutzbezug – und seien sie noch so selten und mehrheitlich Bagatelldelikte – als Begründung heranziehen, völlig legal agierende Tierschutzorganisationen oder TierschutzaktivistInnen zu verdä


Solange §278a StGB so unverändert weiter-existiert, kann es für den Tierschutz keine Rechtssicherheit geben. Man ist vollkommen der Willkür der Behörde ausgeliefert. Ein probates Mittel zur Einschüchterung. Wer wird sich noch trauen, sich für die Schwächsten in der Gesellschaft einzusetzen, wenn derartige Konsequenzen drohen?


DDr. Martin Balluch ist Obmann des österrei-chischen Vereins gegen Tierfabriken (VgT). Er ist Autor des Buches ‚Die Kontinuität von Bewußtsein – Das naturwissenschaftliche Argument für Tierrechte

 

Schweiz: Dr. Erwin Kessler, Präsident des Schweizer VgT, der mit dem österr. VgT in keinerlei Verbindung steht, hatte in einer Glosse, der grausamen Tierversuche für das Schönheitsmittel Botox wegen, eine Moderatorin des Schweizer Fernsehens, die das Mittel anwendet, als Beweis geführt, daß Botox nicht schön macht. Er wurde mit gerichtlicher Verfügung verpflichtet, diese Glosse aus dem Internet zu löschen, hat jedoch dagegen rekurriert.

 

Seite 13:

Konsumenten-Information für Tierfreunde
ABC

Zusammengestellt von der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung


AMA Das AMA-Gütesiegel ist kein Zeichen für tiergerechte Haltung, steht für konventionell erzeugte Lebensmittel, die bestimmte Qualitätskriterien erfüllen müssen.


Aufstriche Pflanzliche Brotaufstriche verschiedener Erzeuger (z.B. Bio.k) gibt es bereits bei etlichen Handelsketten (die Bezeichnung „rein pflanzlich“ oder das V-Label mit dem Zusatz „vegan“ beachten).


Bio Biologische Tierhaltung läßt zwar viel zu wünschen übrig, ist aber im allgemeinen in der Regel immer noch tiergerechter, auch wenn sie (bei den einzelnen Tierarten unterschiedlich*) nur einen Teil der Tierschutzforderungen erfüllt und das Tierschutzniveau teilweise gesunken ist. Unser Vorschlag: Kaufen Sie im Zweifelsfalle BIO-Ware, bei Milchprodukten jedoch „zurück zum Ursprung“.


Brathendl: Bio-Freilandhendln können wir nicht empfehlen. Es sind tierschutzmäßig nicht unbedenkliche Züchtungen, wenn auch nicht so krasse Qualzüchtungen wie die konventionellen. Winter-„Freiland“-Hendln kommen nicht ins Grüne - sie leben ja, Tierschutzsiegel hin oder her, nicht länger als ca. 10 Wochen.*


Brot ist nicht immer rein vegetarisch. Manche Brotsorten enthalten tierische Fette (Schweinefett oder manchmal Fischfett). Nähere Information auf Anfrage.


Butter Wenn Butter, dann „Zurück zum Ursprung“. Siehe Milch.


Daunen sind nichts für Tierfreunde, die Gewinnung meist tierquälerisch.


Eier
Besser keins, aber wenn schon eins, dann das Freilandei.
Aber nur Freilandeier mit dem Prüfvermerk „tierschutzgeprüft“ der „Kontrollstelle für artgerechte Nutztierhaltung“ oder dem Prüfsiegel des Aktiven Tierschutzes Stmk., die sind derzeit im allgemeinen aus Tierschutzsicht am günstigsten, z.B. Toni’s Freilandeier.
Bodenhaltung erreicht, auch wenn sie als tierschutzgerecht* oder tierschutzgeprüft* angepriesen wird, regelmäßig nicht das Niveau tiergerecht im Sinne des TGI (Tiergerechtheitsindex). Auch Freilandeier mit dem Prüfsiegel KAT erreichen in der Regel nicht die Qualitätsstufe tiergerecht (laut TGI).


Allerdings: tiergerecht ist ein dehnbarer Begriff, und er bezieht sich nur auf die Haltung. Auch bei Freiland-Legehennen werden die männlichen Küken nach der Geburt getötet, die Legehennen nach einer Legeperiode (das sind meist 12 bis 15 Monate) außer aus sehr kleinen Betrieben in häufig schmerzlicher Weise in den Schlachthof gebracht und auf die übliche Art getötet. Daher gilt aus Tierschutzsicht für Eier:
Ei? Besser kein’s, doch wenn schon ein’s, dann das Freiland-Ei


Ei-Ersatz als Binde- oder Triebmittel: Vegane Schriften empfehlen u.a. für 1 Ei einen gut gehäuften Eßlöffel Sojamehl in etwas Wasser cremig gerührt, dem Teig zuzugeben, oder Eiersatz aus dem Reformhaus, z.B. Hammermühle und 3Pauly-Eiersatz. Ersetzt die Back- und Kocheigenschaften von Ei. Geeignet zur Teig-, Dessertschaum und Cremeherstellung. Erhältlich häufig in Reformhäusern und Biomärkten etc., entspricht preislich etwa (Bio)Freilandeiern.


Fisch Auch Fische spüren Schmerzen. Die Fangmethoden sind meist grausam. Dazu kommt ein Großteil der im Handel angebotenen Fische aus bedenklicher Massentierhaltung. Darum verzichten manche ganz auf Fische, andre wieder schränken den Fischkonsum ein.


Fleisch Es läßt sich auch ohne Fleisch leben, meist sogar gesünder (siehe ‚Vegetarisch‘)
Wenn Fleisch dann Bio.* Doch im allg. we-der Brathendl (siehe dort) noch Schwein, Bio-Mastrinder auch nicht, die müssen großteils noch in Anbindehaltung leben. (Ausnahme Rind aus Weidehaltung)*. Außer Weiderind am besten Hochlandrind (Hochlandbeef), Bio-Jungrind aus Mutterkuhhaltung (ja!Natürlich u.a. bei Merkur, Styria beef in einigen wenigen Fleischereien; Bezugsquellen auf Anfrage).


Fleisch-Imitate gibt es vor allem sowohl auf Soja-Basis („Sojafleisch“, siehe dieses) als auch auf Getreide-Basis (Seitan = Gluten, siehe auch Vegavita), teils in Reformhäusern, teils auch schon in größeren Lebensmittelmärkten.


Gänseleber: Nein danke.


Gummibärchen
sind meist aus Gelatine, selbst Bio-Bärchen. Steht „keine Rinder-Gelatine drauf, enthalten sie in der Regel Gelatine aus Schweinen. Es gibt auch Bärchen ohne Gelatine, aus österreichischer und ausländischer Produktion; erhältlich in einigen Bio-Läden.


Hundefutter siehe Katzenfutter


Joghurt-Alternative (ohne Milch): z.B. feelgood BIO SOJA, mit Joghurtkulturen fermentierte Sojabasis, und auch andere österreichische und ausländische Marken u.a. bei Interspar, und Merkur und anderen größeren Lebensmittelmärkten.


Käse, vegetarischer
, ist aus Milch jedoch ohne tierisches Lab erzeugt. (Sorten- und Bezugsliste auf Anfrage; Bio erhältlich in einigen Naturkostläden und Bio-Märkten. Aus Tierschutzsicht ist nicht-vegetarischer Käse der Marke „Zurück zum Ursprung“ im allgemeinen vegetarischem aus konventioneller Tierhaltung vorzuziehen.


Veganer Käse, ohne Milch meist auf Sojabasis hergestellt, erhältlich u.a. siehe bei Versand veganer Produkte


Katzen-und Hunde-Fertigfutte
r aus biolog. Tierhaltung:
u.a. hofcat mit Bio, bio-dog, (Fleisch und tier. Nebenerzeugnisse aus biolog. Landwirtschaft), teils u.a. bei Billa, Bipa, Merkur. Übrigens, es gibt auch vegetarisches Futter (Bezugsquellen auf Anfrage)


Kellog’s (insbes. Maisflocken) Die Firma kennzeichnet seit 2003 für (ovo-lacto-) Vegetarier geeignete Produkte mit einem eigenen Zeichen (stilisiertes V)


Kosmetika ohne Tierversuche.*
Bekanntlich sind Kosmetika (Endprodukte und/oder insbes. deren Inhaltsstof-fe=Rohstoffe) beträchtlichenteils in - häufig qualvollen - Tierversuchen getestet. Zwar dürfen Endprodukte in der EU seit einigen Jahren nicht mehr getestet werden, Tierversuche für neue Inhaltsstoffe sind jedoch weiterhin bis 2009 und teilweise bis 2013 erlaubt. Auch Kosmetika, die außerhalb der EU in Tierversuchen getestet werden, können hier bis 2009 bzw. 2013 i.w. uneingeschränkt verkauft werden. Außerdem können Tierversuche zur Prüfung von Rohstoffen uneingeschränkt durchgeführt werden, wenn diese, was häufig der Fall ist, nicht nur in Kosmetika, sondern auch in anderen Produkten verwendet werden.
Tierversuche mit neuen Inhaltsstoffen sind immer noch die Regel. Aus Tierschutzsicht verdienen also Firmen, die sich auf altbe-kannte Inhaltsstoffe beschränken, den Vorzug.
Hervorzuheben ist hier die vor 25 Jahren geschaffene Positivliste des Deutschen Tierschutzbundes (DTB).
Etliche Kosmetika nach dieser Positivliste gibt es bei Fauna, 1030 Wien, Radetzkystr.21, Tel.01-713 0823-0, Loos (früher Mauritsch), 8010 Graz, Glacisstr. 69 (nächst Kaiser Josef Platz), Tel. 0316/824 157, (bei beiden Firmen können Versandkataloge angefordert werden); bei Robert Buchegger-Parfümerie Sanfte Pflege, Rathausg. 2, 4020 Linz, Tel. 0732/782073.
Neben dem DTB-Klssifizierungssystem gibt es auch andere meist weniger strenge.
Ausführlichere Informationen, auch über die in der DTB-Positivliste verzeichneten Marken, senden wir Ihnen gern zu.


Leder muß nicht sein, es kommt nicht selten aus Indien und anderen asiatischen Ländern mit niedrigstem Tierschutzstandard und bedeutet indirekt auch Unterstützung wenig tierfreundlicher Fleischproduktion (näheres auf Anfrage), siehe auch Stichwort „Schuhe“


Maggi, Manner, Nestle Was ist vegetarisch, was vegan?*


Milch: Leider haben die Bio-Verbände auch Mitglieder aufgenommen, denen örtlich be-dingt keine Weidehaltung möglich ist. Dennoch ist BIO aufgrund strengerer Haltungsbedingungen konventioneller Ware vorzuziehen. Die Hofer-Marke „Zurück zum Ursprung“ hat gegegenüber Bio den Vorzug, das Weide Pflicht ist. Wir ziehen deshalb „Zurück zum Ursprung“ vor. Wer auf Milch nicht verzichten will, sollte daher, meinen wir, „Zurück zum Ursprung“ wählen.
An einigen Orten gibt es in Bio-Geschäften oder ab Hof Biomilch von echten Weidekühen zu kaufen (allf. Adressen auf Anfrage).
Allerdings heißt Milch in der Regel Tod für Kälber und Schmerz für Kuhmütter, denen man die Kinder nimmt. Daher ist jedenfalls Mäßgung beim Milchprodukte-Konsum angezeigt.


Milchalternativen: z.B. Sojadrink in den meisten Kettenläden, Reisdrink in manch Bioladen (Achtung beides kein Milchersatz für Säuglinge).


Milchkälber-Fleisch, auch in biologischer Landwirtschaft sind Kälber meist nicht bei der Mutter, daher lieber nicht.


Restaurants, vegetarische: Listen auf Anfrage


Rindfleisch siehe Fleisch (Absatz: ‚Wenn Fleisch dann Bio‘)


Schafwolle stammt häufig von nicht tierge-recht gehaltenen Schafen.
Die australische Schafzucht ist ins Gerede gekommen. Ein herber Kritikpunkt ist die „Lebendentsorgung“ auch von “ausrangierten“ Wollschafen unter unvorstellbaren Bedingungen in überfüllten Schiffen ohne nennenswerte Obsorge Richtung arabischer Raum. Ein weiterer die Kastration mittels Gummiring. Zusätzlich erregt das sogenannte Mulesing Abscheu, die betäubungslose Entfernung von Haut- und manchmal auch Fleischpartien am After, vornehmlich bei Kälbchen. Der Grund: Die Tiere sind auf Wollproduktion hochgezüchtet, dadurch kommt es zu vermehrtem Fliegen- und Madenbefall im Afterbereich, der für das Schaf tödlich enden kann. Um dem vorzubeugen, werden die Falten hinten weggeschnitten, ohne jegliches Schmerzmittel, weil das die billigste Methode ist.
Tierschutz-Boykottaufrufe, denen einzelne Bekleidungskonzerne im westlichen Ausland in den vergangenen Jahren folgten, führten zwar zu Überlegungen der australischen Regierung, nachhaltige Ergebnisse sind uns jedoch nicht bekannt. Produkte aus australischer Schafwolle kaufen, kann Unterstützung extremer Tier-quälerei bedeuten.
Wir empfehlen, jeweils zu fragen und sich beim Kauf die Herkunft bestätigen zu lassen oder – besser – überhaupt auf Schafprodukte zu verzichten.


Schuhe ohne Leder der Qualitätsmarke „Ve-getarian shoes“, laut Herstellerangabe at-mungsaktiv, gibt es bei der Versand- Fa. Lebensweise, siehe Versand Veg. Produkte und eingeschränkt bei Fauna, Radetzkystr. 21, 1030 Wien. Billige Schuhe in einfacher Aufmachung, jedoch häufig sehr strapazfähig, nicht selten auch in Billiggeschäften, wenngleich die Suche dort manchmal mühsam ist.


Seife: Wenn Sodium tallowate unter den Inhaltsstoffen (Ingredients) steht, ist sicher Rindertalg drin (Rinder regelmäßig aus konventioneller tierschutzmäßig schlechter Haltung). Es gibt jedoch auch reine oder fast reine Pflanzenölseifen, auch in Drogerieketten. Laut Firmenangabe z.B. alverde bei DM, Haslinger und Kappus bei Bipa. Unbedingt die Angaben auf der Packung beachten. Tierversuchsfreie Seifen nach der DTB-Liste gibt es bei einigen unter ‚Kosmetika‘ angeführten Firmen.


Seitan (Gluten) Klebereiweiß, durch Auswa-schen der Stärke aus Weizen gewonnen, der Struktur und je nach Würze im Geschmack fleischähnlich, zum Braten, Kochen etc., u.a. in Bioläden, siehe auch Vegavita
Sojafleisch aus strukturiertem Sojaeiweiß, im Handel als Granulat, Würfel, Schnitzel, nach Einweichen wie Tierfleisch weiterzuverarbeiten. Bezugsquellen auf Anfrage, teils auch in größeren Lebensmittelmärkten erhältlich. s. a. Tofu, Tempeh.


Teigwaren Wenn nichts extra draufsteht, sind Käfig-Eier in der Eierteigware. Doch es gibt sie auch mit Freilandeiern und es gibt Teigware ganz ohne Eier.


Tempeh Fermentierte Sojabohnen, im Handel meist in Schnitzelform, zum Braten, Kochen, Dünsten; in besseren Bioläden erhältlich.


Tofu
im ostasiatischen Raum weit verbreitetes Nahrungsmittel aus gekochten und mit einem Gerinnungsmittel behandelten Sojabohnen, hochwertiges Eiweiß, geschmacklich neutral, vielseitig verwendbar. Erhältlich in vielen Bioläden und größeren Lebensmittelmärkten, vielfältigeres Sortiment in verarbeiteter Form u.a. von der Fa. Sojarei, u.a. bei Merkur, Interspar.


Vegetarisch läßt sich‘s köstlich leben.
Vegan-vegetarisch, ohne Fleisch und zusätzlich ohne Eier und ohne Milchprodukte, läßt es sich auch gesund und köstlich leben, nur muß man etwas mehr auf ausgewogene Ernährung achten. Siehe Literaturhinweise S. 16.


VEGAVITA Fleisch-Imitate auf Getreidebasis (Weizeneiweiß), mit dem V-Label (siehe dort) ausgezeichnet (V - Vegan), bei Merkur


Versand veganer Produkte: Lebensmittel wie Fleisch-Imitate, Putzmittel u.a., Kataloge anfordern!:
Fa. Lebensweise, Helmut Singer, Fuchsberg 15, 3062 Kirchstetten, auch vegane Tiernahrung und lederfreie Schuhe, T. 0743 /88 211, Fax/ 88 214, www. veganversand-lebensweise.at, lebensweise @aonmail.at


Vitamin B 12 ist ein kritischer Punkt in der veganen Ernährung. Dr. Walsh, Autor von „Plant based Nutrition and Health“ und die britische Vegan Society empfehlen Veganern dringend Supplementierung durch (künstlich) angereicherte Lebensmittel oder Vitamin-B12-Tabletten)


V-Label Das von der Europ. Vegetarier Union vergebene Zeichen, ein grünes stilisiertes V mit Knospe, zeigt an: dies Produkt ist garantiert vegetarisch (lakto- und/oder ovo), und mit dem Zusatz „Vegan“ eben vegan. Z.B. die VegaVita-Produkte bei Merkur


Wasch- und Putzmittel Tierversuchsfreie
gibt es auch bei den unter ‚Kosmetika‘ angeführten Versandfirmen und beim Vegan- Versand Lebensweise (siehe ‚Versand...)'


Anmerkung:
Vorstehende Angaben sind unvermeidlich schlagwortartig verkürzt; ausführliche Informationen geben wir auf Anfrage gern.

Stand 11-2008, Irrtum vorbehalten.
* Kompliziert; Info-Blatt anfordern.
Anfragen an:


Gesellschaft für humane Nutztierhaltung
oder die anima-Redaktion, beide
Postfach 1, 8017 Graz, Tel. 0316-46 37 17 und 0720-345 298 (fairytel)

 

Seite 17:

Bücher


Vegetarismus:


Carol J .Adams
Ü berleben unter Fleischessern – Tipps und Strategien für VegetarierInnen, Verlag Guthmann-Peterson Wien-Mühlheim a.d.Ruhr 2008 (www .guthmann-peterson.de) (Titel der amerikanischen Originalausgabe 2001: Living among Meat Eaters – The Vegetarian’s Survival Handbook), 334 Seiten, brosch., Format ca. 18 mal 14 cm, 29,80 EUR(D), 54,20 sfr, ISBN 978-3-900782-55-9
Adams, Theologin, sozial engagierte Vortragende, Schriftstellerin und Universitätslehrerin ist Autorin zahlreicher Bücher. Ins Deutsche übersetzt wurden nur zwei: 2002 „Zum Verzehr bestimmt – eine feministisch-vegetarische Theorie“ und das vorliegende.
Der erste Eindruck, liest man die Einleitung und schmökert ein bißchen: Was müssen die USA für ein brutales Land sein, in dem Vegetarier psychisch so malträtiert werden. Hierzulande scheinen mir negative Erfahrungen, wie sie Adams darstellt, eher selten. Die meisten Gaststätten haben sich auf Fleischvermeider eingerichtet und räumen ihnen eine wenn auch nicht immer phantasievolle Ecke in der Speisenkarte ein. Mir gilt der Vegetarismus hier eine zwar nur von einer kleinen Minderheit geübte doch anerkannte Lebensform zu sein.
Doch vielleicht sehe ich die Dinge zu positiv und schließlich schildert die Autorin die amerikanische Situation in den 90er-Jahren.Auch bei uns ging es nicht von heute auf morgen.
Nehmen wir Hans Weigel, diesen bedeutenden Kulturschaffenden – um ihn zum hundertjährigen Geburtsjubiläum zu würdigen. Der konnte noch in seinem während der Nazizeit im Schweizer Exil verfaßten Roman „Der grüne Stern“ (1983 fernsehverfilmt), einer satirischen Anklage gegen Totalitarismus und Faschismus, den Vegetarismus an die Stelle der Nazi-Ideologie setzen und in der Zeichnung mancher Vegetarier oder Pseudovegetarier eine bemerkenswerte Ahnungslosigkeit offenbaren. Allerdings muß man im zugute halten, es ging ihm um Hitler, und da der wenn auch fälschlich als Vegetarier galt, ist der Vergleich zwar billig aber als Kunstgriff begreiflich. Heute fände er damit wahrscheinlich nur mehr wenig Verständnis.
Zurück zu Adams, sie gibt wie im Titel des Werks versprochen, ausführliche und eingehende Anleitungen, sich in der Fleisch-Welt zu behaupten. Sie zeichnet die verschiedenen Charaktere der Fleischfanatiker, fühlt sich psychologisch ein, erörtert das zweckmäßigste Verhalten in unterschiedlichen Lebenssituationen, ob mit Familie, Kindern, im Beruf, mit Freunden.
Die Grundthese ihrer Arbeit: Man sollte jeden Fleischesser als verhinderten Vegetarier ansehen. Seelisch robusten über Anfeindungen erhabenen Naturen mögen die 250 Seiten der Abhandlung zu viel sein, andere werden die umfassende Darstellung begrüßen, alle können Gewinn ziehen, Adams hilft, die eigenen Positionen zu überdenken, andere zu verstehen, ja sie für die vegetarische Lebensweise zu gewinnen. 60 Seiten vegetarische Rezepte der veganen Art runden das Buch.


Erwin Lauppert


Philosophie:


Ursula Wolf (Hsg.)
Texte zur Tierethik, Reclams Universalbibliothek Nr. 18535, Verlag Philipp Reclam jun. Stuttgart 2008, 340 Seiten, brosch., Format ca. mal cm, 8,30 Euro(A)
Tierethik zwischen Individualethik und rechtsethischer Legitimationstheorie
Mit dem Erscheinen des Sammelbandes „Texte zur Tierethik“ – (nachfolgend abgekürzt TTE) als einer repräsentativen Darstellung der internationalen sprich englischsprachigen Debatte der Tierethik und Tierrechte wurde wohl eine der wichtigsten deutschsprachigen publizistischen Lücken vorerst geschlossen. Herausgeberin ist Ursula Wolf, Professorin für Philosophie und einschlägig bekannt als Verfasserin der ersten deutschsprachigen Monographie zur modernen Tierethik. Ihr bereits 1990 erschienenes Standardwerk „Das Tier in der Moral“ wurde 2004 in der prestigeträchtigen Reihe „Klostermann Seminar“ neu als Taschenbuch aufgelegt.
Die Darstellung des TTE auf der Verlagsseite (www.reclam.de) „Anhand von Originaltexten (die zum großen Teil zum ersten Mal übersetzt wurden) wird ein Überblick über das heutige philosophische Nachdenken über die moralisch angemessene Behandlung von Tieren gegeben. Gegliedert ist er in zwei Teile: einen moraltheoretischen und einen Anwendungsteil, in dem unter anderem untersucht wird, was Leid für Tiere überhaupt bedeuten könnte, ob man Tiere töten darf und ob ihr Leben einen Wert hat; Thema ist auch die Problematik des sogenannten "Tierverbrauchs", also der Nutzung von Tieren zum Zweck der Nahrungsgewinnung oder der Forschung.“ beschreibt präzise den Inhalt des Sammelbandes.
Auf der Verlagsseite findet man dankenswerter Weise auch das gesamte Inhaltsverzeichnis.
Besonders erwähnenswert, da zu einem besseren Verständnis dieser hoch ausdifferenzierten Tierethik und Tierrechtsdebatte unabdingbar, sei hier auf die hervorragende TTE-Einleitung durch die Herausgeberin hingewiesen. Teil I des Bandes mit 15 Beiträgen von den bedeutendsten Theorethiker der Gegenwart stellt dann die wichtigsten ethischen Ansätzen vor, die sich mit der Frage der Tiere beschäftigt haben: Utilitarismus; Moraltheorien, die mit dem Begriff des Rechts oder der Würde arbeiten; Kontraktualismus; Mitleidsethik und Ethik der Fürsorge; Tugendethik.
Der Teil II. „Anwendungsprobleme“ startet zu mindestens mit dem oftmals überhaupt nicht einmal thematisierten Themenbereich „Töten von Tieren“. Worin leider der Originalbeitrag „Lässt sich die Tötung von Tieren rechtfertigen? durch Prof. Birnbacher in philosophisch elaborierter Form - mit überholten Quellen zum Tierbewusstsein aus dem 1970er Jahren und Ignoranz der gesamten englischsprachigen neueren Debatte - für das Töten von Tieren bzw. für sein begeistertes Fleischessen scheinbar plausible ethische Argumente sucht.
Eine tierethische Position wie Birnbacher - nach 6 Beiträgen zu „Tiere in der Wissenschaft“ wird im letzten Themenbereich „Tiere zu Nahrungszwecken“ von führenden EthikerInnen massiv kritisiert. Im TTE finden sich im Schlusskapitel sogar erstmals in deutscher Sprache die hervorragendsten Gegenwartstex-te zum ethischen Vegetarismus. Insgesamt stellt der äußert preisgünstige Reclamband TTE wohl ein modernes deutschsprachiges Referenzwerk dar, welcher in jedes noch so kleine Buchregal gehört.
Für ein noch umfassenderes Verständnis der multi- und interdisziplinären Debatte zur Tierethik und Tierrechte bedarf es jedoch noch immer der deutlich umfangreichen englischsprachigen (Sammel)-bände auf die zu mindestens Großteils am Buchende unter „Ausgewählte Literatur“ hingewiesen wird. Diesbezüglich siehe „Lengauer, Erwin 2004. "Literaturbericht: The Animal Ethics Reader (AER) - Drei Jahrzehnte interdisziplinäre "Animal Liberation" und "Animal Rights" Debatte." ALTEX 21(4): 260-262“ online unter www .altex.ch.


Erwin Lengauer


Tiere:


Sy Montgomery
Das glückliche Schwein – Vom Leben mit einem außergewöhnlichen Freund
Deutscher Taschenbuch Verlag München 2007
(Titel der amerikanischen Originalausgabe 2006: ‚The good good pig’), 286 Seiten, brosch., Format ca. cm mal cm, 8,95 Euro(D)
Die amerikanische Schriftstellerin, deren Sujet sonst mehr wilde Tiere in ihren Lebensräumen sind, erzählt hier die Geschichte eines erst sehr kleinen, dann sehr großen Schweins, das für vierzehn Jahre zum Familienmitglied wurde. Es kam als kleines kaum lebensfähiges „Krepierl“ zu ihr, die kaum etwas von dieser Spezies verstand.
In berührenden Worten spricht sie vom Werden und Gedeihen des neuen Hausgenossen, von den Problemen und Freuden und der Trauer, als es zu Ende war; dazu aus ihrem eigenen Leben, und manch Interessantes aus dörflichem Verhältnissen in New Hampshire. Wußten Sie übrigens, daß es m Kernland des Kapitalismus auch in einem kleinen Ort noch ein Postamt gibt, das sogar wie der website zu entnehmen am Samstag offen hat? Anscheinend denkt da niemand ans Wegrationalisieren?
Allerdings kein Thema für das Schwein; das bevorzugte, wenn es ausbüchste, andere Ziele. „Das glückliche Schwein“ ist eine amüsante aber doch auch nachdenklich stimmende Lektüre, erinnert man sich, wie ansonsten mit diesen klugen Tieren umgegangen wird. Schweinekenner werden vielleicht einen leisen Zweifel nicht ganz abweisen können: War das gute Tier wirklich glücklich?

Ökologie:


die grünen seiten
Ö KO-Adressbuch 2009 – Klimaschutz statt Klimaschmutz, 306 Seiten, Format ca. 16,5 mal 16,5 cm, brosch., 9,90 Euro, Verlag oekodatenbank oesterreich, Alsegger Str.39, 1180 Wien, Tel. 01-470 08 66-0, www .oekoweb.at, ISBN 3-9501837-6-4
Es hat sich manches gewandelt in der Ökoszene in den letzten Jahrzehnten. Einst ein Nischenblümlein, ist sie voll herangewachsen. Waren z.B. Bio-Produkte vor zwanzig Jahren nur in einigen alternativen Naturkostläden zu bekommen, kann es sich heute kein Diskonter mehr leisten, auf sie zu verzichten. Bio ist zur Industrie geworden mit all den damit verbundenen Vorteilen und Nachteilen.
Die Veränderungen blieben auch vor dem Öko-Adreßbuch nicht stehen. Vor zwei Jahren ist an die Stelle des viele Jahre gewohnten großformatigen Bandes mit 15.000 und mehr Adressen eine handliche Ausgabe mit 5.000 getreten. Eine Arbeit, die fast alle Lebenbereiche bedient, kann so nicht mehr umfassende Firmenverzeichnisse sondern nur eine Auswahl bieten. Da solch ein Werk teils durch Kostenbeiträge finanziert werden muß, fehlen manch interessante Namen, während andere, deren ökologische Beziehung loser ist, aufscheinen. Die häufig beigegebenen Web-Adressen sind da hilfreich.
Besonders positiv hervorzuheben sind die über fünfzig Seiten allgemeine ökologische Informationen für die Praxis, ob zum Thema Wohnen, Essen und so fort. Wiewohl natürlich kein Werk für Vegetarier sondern für die 97 Prozent Fleischesser unter der Bevölkerung, freut e, daß eine Vertreterin des gegenüber dem Tierschutz weniger aufgeschlossenen WWF ausführlich aus ökologischen Gründen für eine Reduzierung des Fleischkonsums eintritt.


Erwin Laupperi

.
Ernährung:


Heike Kügler-Anger
Käse veganese – Milchfreie Alternativen zur Käseküche, pala-verlag Darmstadt 2008 (www .pala-verlag.de), 217 Seiten, Format ca. x cm, Hardcover, 16 Euro(D), ISBN: 978-3-89566-237-9
Die Gruppe jener Menschen, die aus gesundheitlichen, ethischen, ökologischen oder religiösen Gründen auf Milchprodukte verzichten wollen, steigt ständig. Erfreulicherweise gibt es heute eine schmackhafte Vielzahl von Milch, Joghurt, Sahne, Topfen etc. auf rein pflanzlicher Basis. Doch was vielen fehlt, ist der Geschmack und der zarte Schmerz von Käse.
Die Autorin von „Käse veganese“ zeigt uns, dass Veganer auch darauf nicht verzichten müssen. Wenn man weiß wie, lassen sich pflanzliche Käsesorten ganz einfach herstellen und nach Belieben weiterverarbeiten. Pflanzlicher Käse besteht aus Hülsenfrüchte, Soja- und Reisdrink, Nüsse und Haferflocken. Für den typischen Geschmack sorgen Hefeflocken, Senf, Kräuter und Gewürze.
Die Autorin, die einst begeisterte (Tiermilch-) Käseesserin war, hat aufgrund ihrer Laktoseintoleranz begonnen, selbst pflanzliche Käsesorten herzustellen. „Käse veganese“ ist das Resultat jahrelanger Experimente.
Ausführlich werden erst einmal alle möglichen Zutaten beschrieben, nützliche Küchenhelfer erklärt und wie wir uns aus pflanzlichen Quellen mit ausreichend Kalzium und Vitamin B12 versorgen.
Und dann geht es los: Eine ganze Reihe von fantasievollen Rezepten für pflanzliche Käsekreationen, wie Basilikum-Schnittkäse, Walnussparmesan oder Liptauer Streichkäse, laden zum Ausprobieren ein. In weiteren Kapiteln finden sich 120 Alternativen zur üblichen Käseküche. Von Suppen und Eintöpfen, Salaten und Beilagen, über Hauptgerichte wie Kürbisauflauf mit Käsekruste, Pizza, Griechische Oliven-Feta-Tarte, bis hin zum süßen Tofu-Käsekuchen. Die Rezepte lassen keine Langeweile aufkommen und überraschen sicher so manchen Gast, wie vielseitig und raffiniert vegane Käsegerichte schmecken können.
Ein Kochbuch zum Dahinschmelzen!
Viel Spaß beim Experimentieren und Genießen wünscht Ihnen


Ihre Michaela Schaller

Büchereingang:
Da erst knapp vor Redaktionsschluß eingelangt, konnten wir uns mit den folgeden Büchern noch nicht näher befassen-


Eugen Drewermann
Ü ber die Unsterblichkeit der Tiere, Patmos Verlag Düsseldorf 2008 (1990 Walter Verlag), 68 Seiten, brosch., Format ca. 19 mal 12 cm, 8,20 Euro(A), 7,95 Euro(D), ISBN 978-3-491-21008-0


Eugen Drewermann
Von der Macht des Geldes – oder Märchen zur Ökonomie, 2.Auflage 2007, Patmos Verlag Düsseldorf (www .patmos.de), 170 Seiten, gebunden, Format ca.22 mal 15 cm, 20,50 Euro(A), 19,90 Euro(D), ISBN 978-3-491-21002-8


Heide Hasskerl
Holunder, Dost und Gänseblümchen ...
Vegetarische Rezepte mit wilden Kräutern und Früchten, 3. überarbeitete Auflage, pala-verlag Darmstadt 2008 (www .pala-verlag.de), 196 Seiten, Format ca. 21,5 x 14 cm, Hardcover, Euro(D), ISBN: 978-3-89566-253-9


Jutta Grimm
Brotaufstriche selbst gemacht
Süßes und Pikantes aus der Vollwertküche, 3. überarbeitete Auflage, pala-verlag Darmstadt 2008 (www .pala-verlag.de), 172 Seiten, Format ca. 17 x 12 cm, Hardcover, Euro(D), ISBN: 978-3-89566-248-5


Barbara Rütting
Gesunde Ernährung kurz und bündig
Meine besten Tipps, Nymphenburger Verlag 2008, 64 Seiten, durchg. vierfarbig mit Fotos
10,25 Euro(A), 9,95 Euro(D)


Seite 20:

PETITION ‚Lebensmittel gegen Futter’ an die UNO

Der schwedische Europa-Abgeordnete Jens Holm und zahlreiche vegetarische Organisationen haben die folgende Resolution an die UNO gestartet und bitten um Ihre Unterstützung. Rund 1.000 Organisationen und 10.000 Privatpersonen haben bereits unterschrieben. Sie können direkt im Internet unter: http: //www.evana.org unterzeichnen oder Sie senden diese Seite unten mit Vor- und Zunamen und Adresse unterschriebene Petition an: anima, Postfach 1, 8017 Graz.


Sehr geehrter Herr Generalsekretär,


In der Erklärung von Rom zur Welternährungssicherheit 1996 wurde das Recht jedes Menschen “auf Zugang zu gesundheitlich unbedenklichen und nährstoffreichen Nahrungsmitteln” bekräftigt. Die Unterzeichner bekundeten ausserdem ihren politischen Willen “zur Beseitigung des Hungers in allen Ländern”.
Im Jahre 2008 steigen die Probleme von Unterernährung und Hunger in vielen Teilen der Welt nicht nur an, sondern entwickeln sich zu einem Gipfel der Not. Schlechte Ernten und verschwendetes Getreide, explodierende Preise und untragbare Praktiken in der Landwirtschaft sind nur einige der Ursachen, die die Existenz hilfsbedürftiger Menschen bedrohen.


Es ist nicht akzeptabel, dass sogar in einer derartigen Notlage, die jährlich das Leben von fast sechs Millionen Kindern kostet, immer noch riesige Anteile verfügbarer Nahrung in der Viehzucht verschwendet werden.


Im Namen der Menschlichkeit kann eine verantwortungsbewußte Weltbevölkerung es nicht länger zulassen, dass 7-16 Kilogramm Getreide oder Sojabohnen, bis 15.500 Liter Wasser und 323 m2 Weideland bei der Herstellung von nur einem Kilo Rindfleisch für zahlungskräftige Konsumenten vergeudet werden. Eine gerechtere und nachhaltigere Grundlage für die Nahrungsversorgung aller Menschen ist von allerhöchsten Priorität.


Obwohl die Experten der FAO die Viehzucht als eine der größten Bedrohungen der Umwelt benennen, beschränken sich ihre Empfehlungen leider nur auf neue Techniken in der Landwirtschaft, von denen einige zu möglicherweise nicht wieder gutzumachenden Umweltschäden führen könnten.


Alle Hungernden, viele Million von Vegetariern und alle Menschen, die verantwortungsvollere Alternativen zu schädlichen Traditionen suchen, können mit vollem Recht von Entscheidungstreffern, Regierungen und internationalen Organisationen eine objektive Untersuchung aller vorhandenen Alternativen erwarten, einschliesslich des Vegetarismus.


Dieser nachhaltige und lebenserhaltende Lebensstil verdient unvoreingenommene Prüfung und Förderung, vor allem auch wegen seines Potentials, den tobenden Krieg zwischen `Lebensmittel gegen Futter’ zugunsten der Menschlichkeit zu entscheiden.


Aus diesem Grund appellieren wir an die Vereinten Nationen und ihre Agenturen, den Vegetarismus nicht mehr länger zu ignorieren, sondern dessen vielfältige Vorteile unvoreingenommen und wissenschaftlich zu untersuchen mit dem Ziel, sie in zukünftige Strategien für eine Welt ohne Hunger einzubringen.


hochachtungsvoll
Vor- und Zuname -------------------Adresse ------------------------ Unterschrift

 

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Ein schwarzes Schaf oder eine schwarze Schafherde?

Vor kurzem verurteilte das Kieler Landgericht eine 60jährige deutsche Pferdetrainerin, früher international erfolgreiche Dressurreiterin, einschlägig (noch nicht rechtskräftig) vorbestraft, neuerlich: Tierquälerei beim Pferdetraining in zehn Fällen. Die Strafe: 21 Monate Haft, bedingt auf vier Jahre, dreijähriges Pferdeverbot und 150 Stunden gemeinnützige Arbeit.


Ein Fall: In einer halben Stunde mehr als 450 Peitschenschläge, dazu Sporentritte, ruckartiges Zügelreißen gegen eine schweißnasse, sich verzweifelt wehrende Stute, nach dem Motto: Dich werde ich schon kleinkriegen.


Derartige Methoden, waren einst, glaubt man der Literatur, nicht ungebräuchlich. So wie sie auch heute noch mitunter(?) gegen Zirkuselefanten geübt werden.


Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat die seinerzeit von ihr Dekorierte ausgeschlossen, Reiter-Verbände sprechen von einem eklatanten Einzelfall. Einzelfall? Mag sein.


Nur, es gibt in letzter Zeit Berichte in seriösen Zeitungen: ein Nachwuchsreiter, der niedrige Drähte spannt – es stehe so im Lehrbuch, metallgezackte Barrieren im Training, schmerzende Salben zur Abschreckung ...
Nur, wir erinnern uns an den Olympia-Fünf-kampf in Athen. Auch professionelle Reitsport-ler waren damals empört und entsetzt.


Nur, in der Pferderevue Nr.8/2003, stand auf der Kinderseite für „Kleine Reiter“ Lehrreiches fürs Leben. Otto, ein Einreiter, zeigt es da dem Wallach Axel, der nicht will: „... dem widersetzlichen Wallach mit der Gerte einen kräftigen Schlag auf den Hintern gegeben... Er hat dem Axel ziemlich grob den Kopf nach oben gerissen, ihm die Sporen gegeben und ist volles Rohr nach vorne geritten... (Nach einer Viertelstunde Reiten) war Axel schweißnaß. Und ziemlich kleinlaut. Mit hängenden Ohren und gesenkten Blicks ist der Wallach in seine Box marschiert. Dort hat er sich mit hängendem Kopf in die hinterste Ecke gestellt ... Aber so ist das Leben. Wer regelmäßig zu fressen bekommen will..., muß eben arbeiten.“


Unfälle in manch menschlichen Leistungs-sport-arten – auch Tote gibt es – sind nicht selten, man redet nicht gern darüber. Ebenso bei Pferden. Nur, für die bedeutet ein Knochenbruch meist Tod. Kurieren rentiert sich nicht.


Nur, Menschen, Sportler, die Höchstleistungen anstreben, müssen intensivst trainieren, für Nichtsportler wohl brutal und menschenquälerisch. Und um bei Tieren Höchstleistungen zu erzielen? Wenn sich Menschen quälen für Ruhm und Geld, ist das ihre Privatsache. Doch wenn sie für ihren Ruhm Tiere quälen?


Unsere Frage: Wozu überhaupt solch Leistungssport?



Pferde aufessen? Warum?

Das Tabu-Thema Fohlen-Zucht war – wir berichteten - der "Pferderevue" 2006 eine Titelgeschichte wert: Jeden Herbst werden hunderte junger Haflinger- und Norikerfohlen versteigert, ihrer Mutter und der Freiheit entrissen und auf einen langen qualvollen Transport nach Italien zum Schlachten geschickt.


Siesind "Abfall" der Stutenmilchproduktion und der Tourismusindustrie, die sie für "Urlauber auf dem Bauernhof" in großer Zahl züchtet, und nach Ende der Saison nicht mehr braucht.


In einer Diskussionsrunde damals mit Vertretern von Zuchtverbänden meinte der Leiter des Instituts für Tierhaltung und Tierschutz, Univ.Prof. Dr. Josef Troxler: „Beim Schlachtfohlen-Export entsteht zunehmend ein ‚Imageproblem für die Zuchtverbände’. Ich sehe nicht ein, warum halbjährige Fohlen geschlachtet werden müssen. Ich habe immer nur gehört: Es rentiert sich nicht. Ja warum hält dann jeder Bauer eine Stute?"


Und der Tierarzt Dr. Franz-Joseph Plank: „Es ist durch das Tierschutzgesetz verboten, Hunde und Katzen für Nahrungszwecke zu töten. Ist es angebracht, Tiere, die dem Menschen genauso zugetan sind und uns so viel geben, zu töten und aufzuessen, wenn man sie nicht mehr braucht? Pferde sind Seelengenossen, Freizeitpartner des Menschen - und dennoch behandelt man sie auf den Märkten und im Schlachthof um keinen Deut besser als sonstiges "Schlacht-Vieh". Was aber nicht heißt, daß mir die Kälber, Ferkel oder Kaninchen nicht genauso leid tun, die tagelang transportiert und dann geschlachtet werden."


Vor einigen Jahrzehnten war es in Österreich den Fleischereien noch verboten, Pferdefleisch anzubieten. Das war speziellen Pferdefleischhauereien vorbehalten. Kein Mensch, der etwas auf sich hielt, kaufte Pferdefleisch.


Die Schlußfolgerung:
Tierfreunde meiden Bauernhöfe, die Fohlen letztlich fürs Schlachten halten, als Urlaubsdomizil und Kosmetika aus Stutenmilch.


Notizen

Barbara Rütting in Bayern wiedergewählt
Seit 2003 für die Grünen im bayerischen Landtag wurde Barbara Rütting bei den Landtagswahlen im Oktober für die kommende fünfjährige Landtagsperiode wiedergewählt. Wir gratulieren. Unseren Stammlesern brauchen wir Frau Rütting sicher nicht vorzustellen. Für neue junge Leser zur Information: Geboren 1927, wurde Barbara Rütting vor allem in den 50er und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Filmschauspielerin, später als Friedens-, Umwelt-, Tierschutzaktivistin, Vegetarierin und Beraterin für Vollwerternährung und gesunde Lebensführung, als Autorin für vegetarische Küche und für Lebensführung bekannt. Im Vorjahr war als Resümee aus acht Jahrzehnten „Ich bin alt und das ist gut so“ erschienen, heuer „Gesunde Ernährung kurz und bündig“.


Schweiz gegen Schlachttiertransit
Der Schweizer Nationalrat hat im Oktober einer parlamentarischen Initiative zugestimmt, welche ein Transitverbot für Schlachttiertransporte auf der Strasse durch die Schweiz im Tierschutzgesetz verankern will.


Kalifornien: Nein zur Käfighaltung
Zugleich mit der Präsidentenwahl wurde in Kalifornien auch über eine Initiative, die Haltung von Kälbern und Muttersauen in engen Boxen, in denen sie sich kaum bewegen können, und von Legehennen in Batteriekäfigen zu verbieten, abgestimmt. Mit überwältigender Mehrheit (63 gegen 37 %) sprachen sich die Wähler für ein Verbot und die Forderung aus, diesen „Nutztieren“ wenigstens so viel Raum zu geben, dass sie aufstehen, sich umdrehen und ihre Glieder stecken können. Das Verbot tritt erst im Jänner 2015 in Kraft, um der Tierindustrie Zeit für die Umstel-lung zu geben.
Die Initiative wurde u.a. von Tierschutzorganisationen, einer Farmarbeitergewerkschaft, einer Tierärztevereinigung und einem Konsu-mentenverband getragen. Die Gegner, Agrarindustriegesellschaften aus den ganzen USA, hatten neun Millionen Dollar aufgewandt, um einen Erfolg der Initiative zu verhindern.
Quelle: Humane Society of the United States


Deutscher Grünen-Chef Vegetarier
Der Sozialpädagoge Cem Özdemir, 1965 als Sohn türkischer Gastarbeiter in Reutlingen, Deutschland geboren, war von 1994 – 2002 erster Bundestagsabgeordneter türkischer Herkunft, ist jetzt EU-Abgeordneter und seit 15.November einer der beiden Bundesvorsitzenden der Partei.
Auf die Frage der Bild-Zeitung, was essen Sie lieber, Döner oder Currywurst – Özdemir hatte 1999 das Buch“ Currywurst und Döner. Integration in Deutschland geschrieben – antwortete er: „Weder das eine noch das andere. Ich bin Vegetarier.“ Das hänge auch mit Kindheitserfahrungen zusammen. Er sei direkt neben einem Schlachthof groß geworden und oft drinnen gewesen. Das schrecke ab und präge fürs Leben. Für seine Eltern sei das schwierig gewesen. Ein Mann, der kein Fleisch isst - das gehe für Türken eigentlich nicht. „Mittlerweile essen meine Eltern auch kein Fleisch mehr."


Less Meat, Less Heat
Weniger Fleisch bedeutet Klimaschutz

Der Vorsitzende des Weltklimarates setzt sich für reduzierten Fleischverzehr ein
Dr. Rachendra Pachauri, Vorsitzender des IPCC (Weltklimarat) und Nobelpreisträger plädierte kürzlich in einem Vortrag an der Universität Gent, Belgien für Reduzierung des Fleischkonsums. Über Einladung der belgischen Vegetarierorganisation EVA gemeinsam mit Greenpeace Belgien und WWF Belgien sprach Pachauri zu über 600 Menschen zum Thema „Less Meat, Less Heat” (Weniger Fleisch führt zu geringeren Temperaturen).
Der Klimarats-Vorsitzende sagte, eine Veränderung der Lebensgewohnheiten sei sehr wich-tig, um den klimatischen Veränderungen entgegenzuwirken. Laut Dr. Pachauri wäre eine der potentiell aussichtsreichsten Veränderungen der Wechsel zu einer Ernährungsweise mit weniger Fleisch und mehr vegetarischer Kost.
R. Pachauri machte folgenden Vergleich: Wenn alle Belgier innerhalb eines Jahres an nur einem Tag in der Woche kein Fleisch verzehren würden, hätte das denselben vorteilhaften Effekt auf den Treibhausgasausstoß wie eine Million Autos weniger auf den Straßen Belgiens für die Dauer eines Jahres.
Die Fleischproduktion sei für 18 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sei, und dies hauptsächlich wegen des Methanausstoßes von Wiederkäuern (Kühen, Schafen und Ziegen), aufgrund von Düngemitteln und we-gen der Auswirkungen von Waldrodung zur Gewinnung von Weideflächen für Rinder und Anbauflächen für Tierfutter.
Pachauri schloß mit einem Zitat von Gandhi: “Sei selbst die Veränderung, die du auf der Welt sehen möchtest.“ Jeder einzelne von uns Verantwortung übernehmen müsse und, dass wir eine große Wirkung durch einzelne Aktionen erzeugen könnten - unseren Fleisch-verbrauch zu reduzieren, sei eine davon.
Quelle: www .euroveg.eu/lang/de/news/


Kongresse
Der Welt-Vegetarier-Kongreß im Juli in Dresden „100 YEARS OF FOOD REVOLUTION“ war mit weit über 800 Teilnehmern die bisher größte deutsche Vortrags-Veranstaltung zum Thema der vegetarischen Ernährung. Er fand über die Grenzen Deutschlands hinaus mit seinem Motto ein überaus großes Medienecho. (Das Programm siehe anima 2/2008).
Auch der 3.Tierrechtskongreß Ende Novem-ber in Wien war mit 500 Teilnehmern einvoller Erfolg. Vortragende von Universitätsprofessoren bis zu Aktivisten (siehe letzte anima). Paul Watson war zwar verhindert, dafür nahm die Erörterung des § 278a StGB mit den Justizsprechern von SPÖ und Grünen und auch einem Vertreter der FPÖ breiten Raum ein.Österreichische Vegetarier Union


Einladung zur Generalversammlung
(Nur für Mitglieder)
Donnerstag, 29.Jänner 2009, 19.30 Uhr in Graz
Tagesordnung: Rechenschaftsbericht und Rechnung-sabschluß, Mitgliedsbeitrag und Voranschlag, Wahlen in den Vorstand und der Rechnungsprüfer, Sat-zungsänderung, Allfälliges
Erwin Lauppert Vors., Michaela Schaller Schriftf.

Impressum: anima- Zeitschrift für Tierrechte
Medieninhaber und Verwaltung: Österr. Vegetarier Union, Herausgeber und Redaktion: Arbeitskreis Tierrechte der ÖVU / Erwin Lauppert (E.L.), alle: A-8017 Graz, Postfach 1, Tel. (0316) 46 37 17 und 0720-349 056 (fairytel), Email: anima@vegetarier.at
Die Beiträge geben, soweit nicht ausdrücklich anderes angegeben lediglich die Meinung der Verfasser, nicht die der ÖVU wieder. Nachdruck nur mit schriftlicher Zustimmung. Fotos, wenn nicht bezeichnet: ÖVU, Druck: Druckwerk, Graz
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Ich bin ein Vegetarier


Die Oststeiermark ist Land der Schweinebauern. Maisfelder, Maisfelder, fast Monokultur. Grundlage der Tiermästung. Doch nicht alle sehen in Borstenvieh und Schweinespeck, oder jetzt Magerfleisch – Operettenlibrettos sind nun einmal von Vorgestern – den einzigen idealen Lebenszweck.


In Oberfeistritz einem kleinen Dorf nahe Anger nordöstlich von Weiz, einer Gegend schon mehr von Äpfeln als Schweinen geprägt, hat sich der Verein Feistritz Kreativ der Kunst und Kultur gewidmet. Die künstlerische Gestaltung des Ortsgerinnes, das den für steirische Ohren heimeligen vulgo-Namen Saubach trägt, ist sein Ziel. Keine Statuen aus weißem Marmor für die Ewigkeit gemeißelt; nein, kleinere Motive rund ums Schwein – Sau ganz – zerlegt – bio usw. schmücken das Bachgelände. Jedes Jahr eines mehr.


Dieses Jahr war Peter Knoll, freischaffend bildender Künstler mit Atelier im oststeirischen Pischelsdorf, eingeladen, das zwölfte zu schaffen. Er setze in einer Gegend, in der Fleisch noch als das Grundnahrungsmittel gilt, unter die Schweineschar mutig einen Kontrast und ein Bekenntnis: Sein Beitrag zur Verschönerung des Saubaches: eine Tafel mit der Inschrift „Ich bin ein Vegetarier“.

 

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Seite 24:

Die InnenministerIn und die Unterhose

Nur mit einer Unterhose bekleidet sei er bei der Tierschutz-Razzia am 21.Mai von der Polizei einige Zeit ins Stiegenhaus eines Mehrfamilienhauses gestellt worden, also den anderen Mietparteien preisgegeben, behauptet ein Betroffener - bislang ministeriellerseits nicht dementiert.


Man könnte nun sagen, das war ein Einzelfall. Ansonsten werde das gesetzliche Gebot: „Bei der Festnahme und Anhaltung ist unter Achtung der Menschenwürde und mit möglichster Schonung der Person vorzugehen“ von der Polizei nicht so originell interpretiert.


Leider ist es nicht ganz ein Einzelfall. Uns ist ein Brieflein untergekommen, vor einem Jahrzehnt an den damaligen Innenminister Schlögl gerichtet, da steht: ...


„ Im Profil vom 9.6.1997 lese ich: "Auch Radls Vater... In Rambo-Manier überfiel die Kripo sein Haus in Fürstenfeld und gab dem alten Mann in Unterhosen nicht einmal Zeit, seine Kleidung anzulegen."
Und in einem Leserbrief in der Kleinen Zeitung vom 11.6. steht: "Erinnert sei, wie Vater Radl in Unterhosen durch Fürstenfeld getrieben wurde." Nun weiß ich natürlich nicht, ob sich die Dinge so zugetragen haben, wie es da steht. Sei dem wie immer, offenbar meinen manche, es habe sich so zugetragen.
Ich glaube gern, daß es nicht ohne Rauheit geht, wenn sich jemand der Fest-nahme widersetzt. Schwieriger fällt es mir schon, zu glauben, daß - nach einer ande
ren Pressebehauptung - die Perlustrierung eines friedlich auf die U-Bahn wartenden Menschen nicht ohne einen gebrochenen Körperteil desselben abgehen kann. Wes-halb allerdings ein Mensch aus einem Haus, das die Obrigkeit in sicherer Gewalt hat, in Unterhosen abgeführt werden muß, das zu begreifen, übersteigt mein möglicherweise begrenztes Vorstellungsvermögen....
Die (behauptete) Verletzung der Men-schenwürde in einem Einzelfall mag wenig bedeutsam erscheinen, doch läßt die wiederholte Erwähnung, Jahre später, auf nachhaltigen Eindruck in der Öffentlichkeit schließen. Und wohl auf negativen . .... Da die Angelegenheit jetzt in der Presse wieder aufgewärmt wurde und auch angesichts des jüngsten AI-Berichts über Österreich schiene mir eine klare öffentliche Stellungnahme des zuständigen Bundesministers nützlich ...“


Die öffentliche Stellungnahme? Sie steht heute noch aus.


Nun kann man natürlich einwenden, es gibt wichtigere Dinge als ein dürftiges Beinkleid. Zum Beispiel: Tausende Einbrecher laufen frei herum, angezogen. Freuen wir uns doch, dass die Ministerin wenigtens ein paar Tierschützer gefangen hat, mit oder ohne Unterhose.


Andererseits: Auch ein noch so Unschuldiger kann in den Genuß polizeilicher Arretierung kommen. Dann wird es interessant: Was darf ich kraft Gesetzes anziehen? Schon damit ich keinen Schnupfen kriege.


Darum haben wir auch unsere jetzige Innenministerin, Frau Dr. Fekter wiederholt gebeten, diesbezüglich und zu anderen Merkwürdigkeiten öffentlich klarzustellen: War es so wie behauptet? Und wenn ja, billigen Sie das Verhalten Ihrer Polizisten Und wenn nein, welche Maßnahmen wur-den getroffen, um solche Vorkommnisse in Zukunft zu verhindern?


Wird je eine Antwort kommen?


E.L.

 


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