Inhalt Nr.4/2008
Julius Fleischanderl
Weihnachten auch für Tiere? ................. 3
Mahatma Gandhi Albert Schweitzer .... 4
Die Katze und das Haus ......................... 5
Gesetzt den Fall ..................................... 6
Jagdliche Grauslichkeiten
Erwin Lauppert
Verfolgung ............................................ 7
Liderlich? ..............................................10
Diskonter und Konsument
Martin Balluch
Repression, Rammböcke Rechtsstaat? ...................................
11
Mit § 278a StGB gegen legitim-legales
Engagement im Tierschutz
Konsumenteninformation .....................13
der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung
Vegetarische Informationen ................ 16
Bücher ................................................. 17
Lebensmittel gegen Futter ................... 20
Petition an die Uno, Bitte unterschreiben!
Ein schwarzes Schaf oder eine
schwarze Schafherde ............. 21
Reit-Leistungssport
Pferde aufessen warum? ................... 21
Notizen ................................................ 22
Peter Knoll
'Ich bin ein Vegetarier ........................ 23
Ö VU-Generalversammlung ................... 23
Impressum ........................................... 23
Die MinisterIn und die Unterhose ....... 24
Liebe Leserinnen und Leser
Ein alter Pfarrer pflegte, wie das bei Greisen schon so ist, immer dasselbe
zu predigen. Als sich seine Gemeinde beschwerte, meinte er: Sobald ihr meine
Ratschläge befolgt habt, werde ich Neues sagen. Aufmerksamen Lesern
wird nicht entgangen sein: Ein ähnliches Titelbild gab es schon vor
einigen Jahren. Jean Ziegler, Soziologe, Politiker und Sachbuchautor, Universitätsprofessor
und jahrelang UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, war
wieder in Wien. Anlaß, uns seiner ernsten Anklage zu erinnern.
Es hat sich nichts geändert. Nach wie vor wird ein Großteil der
Welternte verschwenderisch zur Fleischerzeugung verwendet, mittels quälerischer
Massentierhaltung. Neu ist, daß langsam Bewußtseinsprozesse
dauern der Ve-getarismus Unterstützung findet, bei Menschen die
sich Sorgen machen wegen der Klimaveränderung. Übersteigerte Viehzucht
ist eine der Ursachen.
Zum Jahreswechsel ist es üblich, Rückblick zu halten. Wir haben in
alten Heften der anima aus den 80er Jahren geblättert. Einiges Zeitloses
finden Sie wieder in dieser Nummer.
Was beschäftigte die Tierfreunde damals? Es gab viele Demonstrationen.
Gegen Viehtransporte, gegen Tierversuche, gegen Massentierhaltung, eine Demonstration
gegen den Stierkampf in Madrid ... . Anscheinend alles Zeitloses. Es wäre
allerdings falsch zu sagen, es hätte sich nichts zum Besseren gewendet.
Das Freilandei ist eingeführt, wenn auch auf niedrigem Niveau, nahe der
Bodenhaltung, die Käfigbatterien, wenigstens in der mieseren Version ist
vor dem Ende, es gibt schon seit langem ein Tierversuchsgesetz sein
Wert ist zwar strittig, und nicht zu vergessen, endlich seit drei Jahren ist
das bundeseinheitliche Tierschutzgesetz da, immerhin mit etlichen wesentlichen
Verbesserungen.
Der Rückblick aufs Jahr 2008 ist überschattet vom Schlag von Polizei
und Justiz gegen Tierrechtsaktivisten. Es stand und steht darüber schon
so viel in der anima, daß wir hier nichts mehr zu sagen brauchen, außer:
es ist recht und billig, wenn gegen Sachbeschädiger streng vorgegangen
wird. Daß es jedoch der Gesetzestext zuläßt, Tierschutzaktivisten
ohne Nachweis strafbarer Handlungen zur kriminellen Organisation zu erklären,
ist erschreckend. Ebenso daß legitime Vereine seit sieben Monaten ihres
Vereinsmaterials, ihrer Mitgliederlisten beraubt sind, ohne sich faktisch dagegen
wehren zu können. Ein trauriger Rechtsstaat.
Ein Gerichtsurteil in Norddeutschland hat wieder das traurige Los vieler Pferde
ins Licht gerückt. Die Frage liegt nahe, haben wir es notwendig, Pferde,
diese engen Kameraden des Menschen, Spielkameraden vieler Kinde und junger
Menschen, aufzuessen?
Wir möchten Ihre Aufmerksamkeit noch auf die schon in der letzten Nummer
aufgezeigte atavistische Grausamkeit in der jagdrechtlichen Wildfolgeregelung
lenken (siehe Seite 6) und Sie bitten, auch Ihrerseits gegenüber Politikern
aktiv zu werden. Die Unterschriftsliste weltweite Petition an die UNO
auf Seite 20) bitten wir Sie, auch zu beachten. Alles in allem viel Arbeit,
damit es besser wird.
Liebe Leserinnen und Leser,
wir wünschen Ihnen eine gesegnete Weihnacht und ein gutes neues Jahr!
Ihre anima-Redaktion
Seite 3:
Wir feiern Weihnachten, in Gestalt des Kindes in der Krippe
kommt Gott zur Welt, wird offenbar nicht nur den Menschen, sondern auch und
zuallererst
diesen beiden Tieren: Ochs und Esel. Die Erlösung bricht an, nicht nur
für uns allein, sondern für die Tiere, die Pflanzen, die ganze Schöpfung
...
aus einer Predigt von Pfarrerin K. Plehn-Martins zur Christvesper 2003 in der
Evangel. Auenkirche Berlin-W.
Weihnachten auch für die Tiere?
Julius Fleischanderl
Nach christlicher Tradition waren auch Tiere im Stall zu Bethlehem zugegen.
Zahlreich sind die Legenden von Ochs und Esel, als Maria das Kindlein gebar.
Es mag dies
alles nur symbolisch aufgefaßt werden, im Sinne des Angelus Silesius: Wird
Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, du wärest doch
verloren.
Wir singen das alte Lied Stille Nacht, heilige Nacht, wenn wir das Fest der Liebe
feiern. Denken wir aber dabei auch an die armen Tiere, die millionenfach geschlachtet
wurden, für die es nur die Todesstille mehr gibt, weil wir sie unserem Fleischhunger
geopfert haben? Wie reimt sich das mit dem Gesang der Engel Ehre sei Gott
in der Höhe und Friede den Menschen guten Willens, von dem das Lukas
Evangelium uns berichtet?
Mischt sich da für hellhörige Ohren nicht der Schrei der gequälten
Schlachttiere? Vergebens warten sie auf die Erlösung, die der ganzen Kreatur
verheißen.
War das immer schon so in der frühchristlichen Zeit? Wenn wir den damaligen
Geschichtsschreibern glauben wollen, so werden wir eines anderen belehrt.
So beschreibt der hl. Chrysostomos, der große Kirchenlehrer, den man den Goldmundigen nannte,
das Leben seiner Mönche in den Einsiedeleien: Hier fließen keine
Ströme von Blut, kein Fleisch wird hier zerhackt. Leckere Kost und schwerer
Kopf sind uns unbekannt. Es wird nur Brot genossen, das mit eigener Arbeit gewon-nen
wurde, und Wasser, das eine reine Quelle darbietet. Wird ausnahmsweise ein üppiges
Mahl gewünscht, so besteht es aus Früchten, und es wird mit größerem
Genuß verzehrt als königliche Mahlzeiten
Basilius (ca. 329-379), der große griechische Kirchenlehrer und Begründer
des Klosterwesens der Ostkirche, schrieb: Die Dünste der Fleischspeisen
verdunkeln das Licht des Geistes. Die Seele verliert die Herrschaft und die Fähigkeit
zum Denken. Man kann schwerlich die Tugend lieben, wenn man bei Festmahlen an
Fleischspeisen sich erfreut.
Der hl. Gregor von Nazianz, ebenfalls ein griechischer Kirchenlehrer, schrieb: Der
Luxus der Fleischkost ist jenes Unkraut, das unter dem Weizen wächst.
Der hl. Augustinus schrieb: Jakobus, der Bruder des Herrn, lebte von Sämereien
und rührte weder Fleisch noch Wein an.
So lesen wir auch im Römerbrief 3 des Apostels Paulus, 14, 21: Es
ist besser, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken, noch zu tun, woran
dein Bruder Anstoß und Ärgernis nehmen könnte.
Es mieden auch die Ordensbrüder des hl. Benedikt von Nursia gemäß der
alten Benediktinerregel den Fleischgenuß, ebenso aus Liebe zu seinen jüngeren
Brüdern der hl. Franziskus. Doch die heutigen Benediktiner und Franziskaner
essen Fleisch. Nur die Zisterzienser strenger Observanz und die Trappisten sind
bis heute Vegetarier geblieben. ...
Soll also das Weihnachtsfest eines der Liebe sein, so müßten die
Christen
auf Tieropfer verzichten lernen, sich mit an--deren Speisen begnügen, sich
mit Gemüse, Getreideprodukten und süßen Früchten gütlich
tun und dadurch vielen Millionen an Tieren die Qualen des Trans-ports in die
Schlachthöfe und ihren Tod ersparen... Dann könnte es auch ein Weihnachten
für die Tiere im franziskanischen Geist geben.
Anm. : Weihnachten auch für Tiere war in längerer Fassung in der anima Nr. 4/1988 erschienen. Dipl.Ing. Julius Fleischanderl war Begründer und bis zu seinem Tod 1990 Vorsitzender der Österr Vegetarier Union.
Seite 4:
Vor sechzig Jahren ist Mahatma Gandhi gestorben, als Opfer eines religiösen
Fanatikers. Anlaß seiner zu gedenken. Der Todestag war der 30. Jänner,
wir halten uns an den Geburtstag, zu dem wir in der anima Nr.4/1985 folgende
Skizze fanden:
Mahatma Gandhi Albert Schweitzer
Am 2.Oktober jährt sich der Geburtstag Mahatma Gandhis, neben Albert Schweitzer
eine der Lichtgestalten des 20.Jahrhunderts. Schweitzer beschäftigte sich
intensiv mit dem indischen Denken, über das er auch ein Büchlein,
dem die Zitate dieses Artikels entnommen sind (Die Weltanschauung der indischen
Denker)
schrieb.
Ü berspitzt könnte man formulieren, daß das indische Denken (wie überhaupt
ein Gutteil der östlichen Philosophien) charakterisiert ist durch den Versuch,
eine kontemplative Distanzierung von den konkreten Angelegenheiten de Alltags
zu erreichen. Dieser Gedanke liegt vielen Zentralbegriffen östlicher Heilslehren
zugrunde, dem Nirwana der Buddhisten, der hinduistischen Idee der Maya,
dem Gebot zum wu-wie im Taoismus etc. Als Weg zu heilerem Leben
wird die Selbstversenkung gepriesen ...
Ursprünglich war wohl auch das hinduistische Ahimsa-Gebot ( Nicht-Verletzen)
im Sinne dieser negativen Betrachtungsweise zu verstehen. Es ist weit davon entfernt,
zum aktiven Mitleiden aufzufordern, denn zuviel Mitleid verstrickt ja schon wieder
in die weltlichen Angelegenheiten. Gerade hier setzt Gandhi an, die Verwendung
der Begriffe zu verändern und eigentlich ins Gegenteil umzukehren.
So wird das Ahimsa-Gebot, vom Grundgedanken des Nichttuns, aus dem es entstanden
ist, befreit, in Gandhis ethischer Lebensbejahung zu dem Gebot, umfassendes
Mitleid zu üben. Damit wird es zu
etwas anderem, als es im alt-indischen Denken war ... Es ist eine von Gandhis
wichtigsten Taten, daß er die indische Ethik ganz offen zwingt, sich
mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen.
Bekanntermaßen hat indisches Denken in seinen vielfältigen Bezügen
zu Seelenwanderungsideen das Problem des Tieres von jeher stärker beachtet,
als es im abendländischen Philosophieren der Fall war. Tatsächlich
gilt im Prinzip die Aufforderung des Ahimsa-Gebots auch für Tiere, weshalb
man Indien (mit großen Einschränkungen) als vegetarische Nation
bezeichnen kann. Gandhi beschäftigt sich an entscheidender Stelle seines
philosophischen Systems gerade mit tierphilosophischen Problemen, und er versucht,
seine neue,
aktiv-positive Deutung des Ahimsa-Prinzips auf das Tier anzuwenden:
Gandhis Wirklichkeitssinn zeigt sich auch in seiner Beziehung zum Ahimsa-Gebot.
Er begnügt ich nicht damit, es zu preisen, sondern untersucht es kritisch.
Die Tatsache beschäftigt ihn, daß unerachtet des Ansehens dieses Gebots
in Indien ein solcher Mangel an Mitleid für Tier und Mensch zu beobachten
ist. Er wagt sich bis zur Äußerung vor: Ich glaube kaum, daß das
Los der Tiere in irgend einem Land der Erde so traurig ist, wie in unserem armen
Indien. Dafür können wir nicht die Engländer verantwortlich machen,
noch uns mit unserer Armut entschuldigen. Verbrecherische Vernachlässigung
ist der einzige Grund für den kläglichen Zustand unseres Viehs.
Die Größe und der moralische Fortschritt einer Nation
lassen sich daran ermessen, wie sie ihre Tiere behandelt.
Mahatma Gandhi
Seite 7 - 10:
Der in den Jahrzehnten um das Ende der Habsburger-Monarchie
bekannte Schriftsteller und Satiriker Roda Roda erzählt in einer seiner
Geschichten (etwa):
Die Behörde hatte sein Buch verboten und er empörte sich beim Zensurchef:
Ich werde die Verbotsgründe Wort für Wort widerlegen. Ja woher
wollen Sie denn die Gründe kennen? Die stehen doch im Verbotsbescheid! Darauf
der Zensurhofrat: Aber lieber Freund, im Bescheid stehen doch nicht unsere
Gründe, da stehen unsere Ausreden.
Verfolgung
Die Untersuchungshaft der zehn Tierrechtsaktivisten liegt nun schon einige
Zeit
zurück, genug um das Thema nüchtern zu überdenken. Die Aktion
von Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht am 21.Mai hat in Tierrechtskreisen
und bei vielen anderen, Grünen und mehr liberal Gesinnten Empörung
und selbst beim Justizsprecher der SPÖ Dr.Jarolim Befremden hervorgerufen,
andererseits im Blätterwald und Publikum teilweise auch positive Resonanz
gefunden: So etwa, na endlich haben sie den Krakeelern das Handwerk gelegt.
Vor ein paar Wochen eine kleine Fünf-Zeilen-Notiz, nicht einmal in allen
Tageszeitungen: Bei einem Bombenangriff der Alliierten gegen eine vermutete Talibanstellung
in Süd-Afghanistan fielen die Bomben auf eine Hochzeitsgesellschaft: 37
Frauen und Kinder tot. Es war nicht das erstemal. Solch häufige Geschehnisse
im nahen und mittleren Osten sind unseren Medien meist keine Erwähnung wert.
Keine Empörung, keine Betroffenheit. Terror? Keine Rede, halt ein Kollateralschaden.
Es ist zu vermuten, die Betroffenen sehen das anders und lechzen nach Vergeltung.
Das Ergebnis: Anschläge, die die Gesamt-Opferbilanz zwar nur wenig verändern,
doch nach westlichem Verständnis empörender brutaler blutiger Terror
sind. Ist Kindertod unter US-Bomben die Geburtsstunde neuer Selbstmordattentäter?
Was im Österreich Tieraktivisten zu Recht oder Unrecht zur Last gelegt wird,
nimmt sich dagegen mickrig aus. 30 oder 40 vorwiegend mindergewichtige Vorfälle
in einem Jahrzehnt (sie wurden schon oft aufgezählt) bei sechs Millionen
Straftaten insgesamt.
Wie kann es nun zu den Verhaftungen gkommen sein? Die Beweislage scheint
dürftig,
sonst hätte die Staatsanwaltschaft ja schon längst wegen einzelner
Delikte Anklage erheben müssen.
Hintergründe?
Wer über die Hintergründe der behördlichen Aktion sinniert, bleibt
in seinen Mutmaßungen unwillkürlich nicht bei den behaupteten Straftaten
stehen. Psychologisch gesehen ist weniger von Bedeutung, was tatsächlich
an Strafgesetzwidrigem geschehen ist, sondern was die Betroffenen empfinden.
Und da geht es nicht so sehr um kriminelle Aktivitäten, da spielen Aktionen
im Rahmen oder am Rande der Gesetze die Hauptrolle. Vor allem die zwar friedlichen
doch sehr lauten und unermüdlichen Demonstrationen vor Geschäften,
im Kern Boykottaufrufe, um den Handel zu bewegen, auf den Verkauf von Pelz und
Pelzverbrämungen oder Käfigeiern zu verzichten, Kundgebungen vor Unternehmenszentralen,
Störaktionen in Geschäften, dazu Androhung solcher Aktionen. All das
führt bei den Betroffenen zu Unmut, zu Angst, umso mehr wenn sie sich vergegenwärtigen,
daß in manch anderen Ländern die Auseinandersetzungen um vieles härter
und brutaler geführt werden.
Objektiv gesehen mögen die Tierrechtsforderungen ziemlich harmlos sein.
Ob Modegeschäfte die Mäntel mit Echtpelz- oder Kunstpelzbesatz verkaufen,
ist für den Geschäftserfolg ziemlich belanglos. Der allgemeine Verzicht
auf Käfigeier ist wirtschaftlich sogar vorteilhaft. Drei statt zwei Eiersorten
noch dazu jeweils in mehreren Gewichtsklassen zu führen, bringt insgesamt
nicht mehr Umsatz und
kostet Regalfläche. Mit anderen Waren bestückt bringt sie mehr Gewinn.
Außerdem hatte Karl Wlaschek als Billa-Chef schon seit fünfzehn Jahren
bewiesen, daß man auch ohne Käfigei eine Handelskette mit 25 oder
30 % Marktanteil in Österreich rentabel und besser als manch andere führen
kann. Dazu ist der Ruf des Käfigeis dank vierzigjährigem Tierschutz-Bombardement
miserabel usw.
Dennoch, niemand läßt sich gern zu etwas zwingen, schon gar wenn er
ob mit oder ohne Grund wie bei Erpressungen fürchten muß, gibt er
jetzt nach, kommt bald die nächste Forderung. Selbst wenn nur immer wieder
vor meinem Geschäft geschrieen wird, werde ich beunruhigt sein, werden dann
beim Nachbarn Stinkbomben geworfen, von wem auch immer, werde ich Angst kriegen
und zur Kammer laufen: Schützt mich. Werden nach Monate oder jahrelanger
lautstarker Demonstration vor meinen Filialen bei mir daheim die Autos demoliert,
werde ich in Panik geraten: der Gedanke einer Verbindung zwischen Demonstranten
und Demolierern ist dann nicht fern. Kommt es in meinen zahlreichen Filialen
ziemlich zugleich zu Aktionen, die mir Schaden machen, wenn auch nicht viel,
werde ich auf eine machtvolle schlagkräftige Organisation dahinter tippen
und an oberster Stelle intervenieren.
Umsomehr wird bei seinen Interessenvertretern um Hilfe rufen, wer in seiner
wirtschaftlichen
Existenz durch Aktionen tatsächlich gefährdet ist wie die Kürschner.
Brennen Ställe ab, werden die Geflügelbauern, die Schweinebauern, und
das sind Zig-Tausende in den Chor der Hilfeschreier einstimmen. Rufen die Tierrechtler
in Parteiversammlungen ohne am Wort zu sein, ihre Parolen und Forderungen, werden
die Parteifunktionäre die Parteioberen bedrängen. Dann kommen noch,
die Jäger, viele einflußreiche Menschen, und beschweren sich, ihre
Jagd werde gestört. Wird das Büro eines Landeshauptmanns besetzt, mag
der vielleicht notgedrungen gute Miene zum Spiel machen, doch sich denken: Wartet
nur, einmal erwische ich euch. Hohe Herren, an deren Macht man rührt, können
manchmal sehr nachtragend sein. Und sie haben einen guten Draht zu anderen Entscheidungsträgern.
All diese Klagen- und Beschwerdeflut konzentriert sich auf den Innenminister
(ich verwende alle Worte geschlechtsneutral): die Leute sagen, für was haben
wir denn einen. Der gerät so unter Zugzwang und heißt seine Mannen,
laßt euch was einfallen. Das ist leicht gesagt. Gesinnungstätern,
die bei Nacht und Nebel aktiv werden, ist schwer beizukommen. Leicht wäre
es an sich, Demonstrationen nahe Geschäften, ähnlich der Bannmeile
bei Parlamentssitzungen, zu verbieten. Nur gibt es da Probleme.
Einmal machen sich gesetzliche Einschränkungen der Versammlungsfreiheit
in der Öffentlichkeit nicht gut. Zum anderen ist zu bedenken: Es sind vor
allem zwei Gruppen, die da vor Unternehmen demonstrieren. Beide sind ideell motiviert.
Beide wollen Leben schützen. Die einen das der (nichtmenschlichen) Tiere,
die anderen werdendes menschliches Leben. Die einen sind die Tierschützer,
die anderen nennen sich Lebensschützer, im Volksmund Abtreibungsgegner.
Zwei Gruppen, die einander kaum verstehen, doch mit ähnlichen Mitteln kämpfen,
hierzulande vornehmlich friedlich, anderswo manchmal brutal. Einschränkungen
der Versammlungsfreiheit träfen auch die Abtreibungsgegner, eine Gruppe
nicht ohne Einfluß gerade in der Partei, auf die es hier ankommt (man denke
an den Parteienstreit um ein bundesweites Wegweiserecht).
Dem Beratergremium des Ministers fällt also vorläufig nichts ein, was
den zur Klarstellung zwingt: Ich habe euch nicht auf hochdotierte Posten gesetzt,
damit euch nichts einfällt, sondern damit euch etwas einfällt. Die
Ministerialen so unter Druck setzten sich also mit Freunden aus der Juristenbranche
zusammen, an einem Ort, der Intuitionen förderlich ist, einem Weinkeller
zum Beispiel; dort fallen in Österreich häufig die wichtigen Entscheidungen,
und tatsächlich da zuckt der Geistesblitz: Versuchen wir es mit der Kriminellen
Organisation.
Mag das, was ich da gerade fabuliert habe, Phantasie sein oder nicht, traurige
Tatsache ist, daß zehn Tierrechtler drei Monate eingesperrt waren und der
Oberste Gerichtshof das für recht befunden hat.
Welche Aktivitäten machen Sinn?
Es bleibt die Frage nach den Auswirkungen der Tierschutzaktivitäten, solcher
die im Einklang und solcher die in Dissonanz zur Rechtsordnung stehen, auf das
Tierwohl. Beschränken wir uns auf die Nützlichkeitsfrage. Die Rechtsseite,
ethische Fragen, z.B. war Georg Elser, den heute niemand mehr kennt, sind Menschen,
die ihr Gewissen
zwingt, notfalls ihr Leben und das anderer zu opfern, Helden oder Terroristen,
lassen wir beiseite.
Betrachten wir vorerst die gravierenderen kriminellen Akte, Ställe abfackeln,
Buttersäureattentate, Massentierbefreiungen, wie sie in anderen Ländern
vorkommen etc. Können sie das Los der Tiere verbessern? Ich glaube nein,
sie schaden nur. Es fehlt eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg,
der wenn auch nur dumpfe Konsens breiter Bevölkerungskreise. Zu meinen,
man könnte ohne deren Unterstützung als winzige Minderheit mit Gewalt
Staat und Wirtschaft seinen Willen aufzwingen, erscheint mir abwegig. Natürlich
ist es möglich, einige Kleinbetriebe zu ruinieren, das ist aber schon alles,
nein leider nicht alles.
Viele Leute hegen Sympathie für Menschen, die Mißstände aufzeigen,
schlechte Tierhaltung anprangern, auch wenn die dazu kleinere Sachbeschädigungen
begehen müssen, wie z.B den Einbruch in einen Stall. Die Sympathien schwinden
aber, und verwandeln sich in Antipathie, wird ein Vernichtungsfeldzug geführt.
Werden symbolisch ein paar Tiere befreit, findet das meist Zustimmung, anders
bei Tierbefreiungen en masse, die außerdem, wird nicht für die Befreiten
gesorgt, eher Tierquälerei sind. Wir brauchen die Sympathie nicht die Antipathie
der Bevölkerung.
Der zweite Gefahr: Natürlich kann der Staat Gewaltakte, werden sie häufiger,
nicht hinnehmen. Er reagiert, meist mit Verspätung, denn er ist ein träges
Schiff, doch dann nicht selten über die Maßen und ist, einmal in Fahrt,
schwer zu stoppen (siehe oben). Das Ergebnis ist der Verlust bürgerlicher
Freiheiten und der Polizeistaat. Selbst harmlose Recherchen werden dann mit hoher
Strafe bedroht (siehe USA), und das kann für die Tierschutzarbeit tödlich
sein.
Etwas günstiger ist das Bild bei Aktionen, die sich noch im gesetzlichen
Rahmen bewegen oder zwar die zivilrechtlichen Schranken aber wenigstens (noch)
nicht die strafrechtlichen überschreiten. Hier gab es zweifellos Erfolge,
wie den Ausstieg etlicher Kleiderketten aus dem Pelz-Nebengeschäft und die
Vorwegnahme des Käfigeierverbots. Die Unternehmen haben da eingelenkt, nicht
aus wundersam erwachter Tierliebe; Nachgeben erschien ihnen geschäftlich
gesehen einfach das geringere Übel. Der Widerstand Kleider-Bauers zeigt
Grenzen und Preis dieser Strategie. Wird sie überstrapaziert, drohen Verbotsgesetze,
Ausweitung von Straftatbeständen im Jagdrecht geschieht es bereits wieder überschießend.
Mit den neuen Gesetzestexten läßt sich dann, wie in Amerika schon
praktiziert, eine schlichte Konsumentenfrage zur Straftat stempeln, so wie man
bei uns mit dem Mafia-Paragraphen aktiven Tierschützern den Strick drehen
will.
Noch ein Punkt: Wie wirken lautstarke Dauer-Demonstrationen auf das Publikum?
Erwärmen sie die Menschen für den Tierschutz oder stoßen sie
ab? Beobachter registrieren bei Leuten, die im näheren Umkreis solcher Veranstaltungsorte
arbeiten oder leben müssen, das Wachsen von Widerwillen, nicht gegen Kleider
Bauer gegen Tierrechtler.
Seit Bestehen der anima, seit bald einem Vierteljahrhundert läßt uns
das Gewaltthema nicht los, einfach weil es leider immer aktuell ist. Unser Standpunkt
ist unverändert: Die Österr. Vegetarier Union, die letzthin für
dieses Blatt die Verantwortung trägt, lehnt Gewaltakte ab. Ich glaube, wir
können unter den gegebenen Verhältnissen das Los der Tiere auf Dauer
nur verbessern, wenn wir Herzen gewinnen, nicht wenn wir Bomben schmeißen.
Gewalt von Unternehmerseite?
Jede Debatte über Gewalt wäre lückenhaft, ließe sie die Ursachen außer acht.Vor zehn Jahren anläßlich der Vorstellung des vom Agrarwissenschaftler und Grünpolitiker Dr. Edmund Haferbeck und vom Journalisten Frank Wieding verfaßten Buches Operation Tierbefreiung ein Plädoyer für radikale Tierbefreiung stand in unserem Blatt:
Gewalt pflegt erst aufzubrechen, wenn Unbehagen und Abscheu über Zustände
breit und tief geworden sind. Sie ist darum ein ernstes Warnzeichen Auch wenn
die Zahl der Aktivisten, die bereit sind, ihre Existenz aufs Spiel
zu setzen, die Freiheit und wie Georg Elser auch das Leben, meist klein ist.
Die Staatsgewalt mag ihrer früher oder später Herr werden. Nur, Symptombekämpfung
allein kann keine Krankheit heilen. Dauer-hafte Befriedung hieße, auch
auf die Wünsche der Menschen einzugehen, die im Tier mehr als ein Ausbeutungsobjekt
sehen.
Der Staat kontrolliert im Tierschutzbereich seine Gesetze milde formuliert
eher verhalten die Vorgabe, die Betriebe alle fünfzig
Jahre zu überprüfen ist ein schlechter Witz; Massenställe werden
für Beobachter unzugänglich gehalten; die Unternehmerseite darf mit
Millionen- oder gar Milliardenaufwand den Konsumenten ein Paradies vorgaukeln;
der Rechtsstaat bietet dagegen praktisch keine Handhabe, im Gegenteil er gibt
mit der Geschäftsstörungsklage finanziell Potenten die Möglichkeit,
Tierschützer, die unangenehme Tatsachen aussprechen, mit existenz-bedrohenden
gerichtlichen Klagen in den Ruin zu treiben. Das ist nicht rechtlich, doch
faktisch Terror.
Wundert es, wenn dann Menschen, denen das Leid ihrer Mitgeschöpfe zu Herzen
geht, aus dem Untergrund agieren?
Man kann Menschen, die die Binsenwahrheit aussprechen, das Engagement an
der Seite der USA in Afghanistan bewirke die Gefahr muslimischer Gegenangriffe
in Österreich,
einsperren; Selbstmordattentate wird man, solange der Westen im Orient Menschen
sonder Zahl umbringt, damit kaum verhindern können. Die Geschehnisse in
England zeigen, daß auch im Tierschutz strengste Gerichtsstafen Menschen
nicht abhalten, ihrem Gewissen zu folgen. Mehr als mahnen wie schon anläßlich
des Gefängistodes von Barry Home können wir da nicht:
Wären die gewaltbereiten Kleinen den Tieren nicht eine größere
Hilfe, wenn sie ihre großen Energien und ein langes Leben friedlicher Überzeugungsarbeit
widmeten, als im Kerker zu verkommen, jung am Friedhof zu enden?
Einkaufen statt Bomben werfen
Was können wir tun? Ich glaube, vor allem zweierlei. Sachliche konsequente
Informations-arbeit ohne Aggression und ebenso konse-quentes Agieren vereinter
Konsumenten. Wir haben es oft genug in der anima angeregt und erläutert.
Wenn z.B. die zwanzigste Käuferin nicht nur in einer Lidl-Filiale der
Kassierin die deutsch kostümierte Eierpackung mit der Frage überreicht,
ob es sich um estnische Ware handelt, wird die aus Verzweiflung Spanien ans
Regal
schreiben (siehe nebenan) und die Lidl-Zentrale die Freude am Kostümieren
verlieren. Ähnlich ließe sich Interesse am V-Label wek-ken, ja
bei konseqenter Verfolgung des Grund-satzes Ich kaufe nur Waren, deren
Erzeugung, deren Werden man filmen darf sogar einiges für die
Tierhaltung erreichen. Das ist zugegeben nicht viel. Doch läßt
sich aus dem Gefängnis
mehr erreichen?
Erwin Lauppert
Liderlich?
Die Handelskette Lidl verkauft Freilandeier. Das ist, für
einen Diskonter, schön. Sie sind zwar nicht tierschutzgeprüft,
sie tragen nur das KAT-Zeichen (siehe die Erläuterungen unten);
nicht mehr ganz so schön, aber immerhin. Die Eierpackung wirkt deutsch:
Frielingshof, ein edler Name, dazu (klein) eine norddeutsche Adresse, nicht
ganz nah, doch
immerhin nicht zu fern. Ein leiser Zweifel: ein kleiner Klebezettel auf der
Packung mit niederländischer Adresse, Was gilt jetzt? Deutschland oder
Holland? Erraten, keines von beiden. Auf die Eier ist ES gestempelt.
Das heißt
Spanien, nicht Estland.
Doch daß niemand den Lidl-Leuten vorwirft, sie seien liederlich. Auf der
Packung steht sehr klein aber ausdrücklich: Herkunft siehe Stempel
auf dem Ei. Wenn Fleisch aus Irland kommt, warum dann nicht Eier aus
Spanien?
Allerdings schaut nicht jeder vor dem Kauf in die Packung; und ein Ei herumdrehen,
bis man den Stempel findet? Es ginge hygienischer. Wir haben einflußreicheren
Stellen vorgeschlagen, sich für die verpflichtende Herkunftangabe auf der
Packung einzusetzen. Übrigens, von der AMA hören wir, sie bemühe
sich, Lidl für öster-reichische Eier zu erwärmen.
Zur Zeichen-Erläuterung: Das Zeichen tierschutzgeprüft wird
von der tierschutznahen Kontrollstelle für artgemäße Nutztierhaltung
GmbH, Bruck/Mur vergeben. KAT (Verein für kontrollierte alternative
Tierhaltungsformen e.V., Bonn) ist dagegen eine Gründung von Unternehmen
der Eierwirtschaft.
Hatte schon die Kontrollstelle bzgl. der Hühnermenge im Stall bei Übernahme
unseres Projekts 1995 der Supermarkttauglichkeit wegen nachgeben
müssen; KAT läßt in Anlehnung an die EU-Normen, deren Freilandhaltung
faktisch mehr oder minder Bodenhaltung mit Auslauf für einige wagemutige
Hennen ist (Geflügelzeitungszitat), noch erheblich höhere Belagszahlen
zu und gibt es auch sonst tierschutzmäßig billiger.
Darum nach wie vor unsere Empfehlung:
Ei? Besser keins, doch wenn schon eins, dann das Freilandei; aber
nur mit dem Siegel tierschutzgeprüft.
Übrigens, laut Ortsangabe auf der KAT-Website liegt der spanische Betrieb
am Fuß der
Pyrenäen. Doch klickt man auf das Kartensymbol findet man sich im
Atlantik nahe Nigeria. Betriebsbilder und nähere Daten (Hennenzahl
etc.) fehlen. Die an sich gute Website hat also noch Perfektionsspielraum.
Gesellschaft für humane Nutztierhaltung, Graz
Seite 11:
Repression, Rammböcke Rechtsstaat?
Mit §278a StGB gegen legitim-legales Engagement
im Tierschutz
Martin Balluch
Dass Dissidenten jahrelang bespitzelt und belauscht werden, und in der Nacht
maskierten Polizeikräften ohne jeden konkreten Verdacht gesetzwidriger
Tätigkeit überfallen und eingesperrt werden, und dass dissidente Vereine
ihrer gesamten Infrastruktur wie Mitgliederkarteien, Filmarchiv und Buchhaltung
beraubt werden, das gibt es nur in Diktaturen irgendwoanders auf der Welt. Aber
bei uns in Österreich? Jetzt und hier? Auch ich hätte das nicht geglaubt bis
ich es selber erleben musste.
Der Tierschutz ist in Österreich zusehends aufmüpfiger und erfolgreicher
geworden. Nach Jahrzehnten der Aufbauarbeit in der Bewusstseinsbildung, wurde
1997 ein neuer Stil eingeläutet: die konfrontative politische Kampagne,
um Politik und Wirtschaft zu beein-flussen, tierfreundlicher zu werden. Es zeigt
sich nämlich, dass eine Mehrheitsmeinung wie z.B. gegen Legebatterien noch
lange kein Legebatterieverbot und ein Ende des Käfigeihandels bedeutet.
Dafür bedarf es erst einer Kampagne, die genügend politischen Druck
auf Basis der öffentlichen Mehrheits-meinung erzeugt, um die entsprechende Änderung
auch durchzusetzen. So konnte 2004 die Regierung zu einem Legebatterie-verbot
(das 2009 in Kraft tritt) und die Supermärkte zur Beendigung des Käfigeiverkaufs
gebracht werden.
Doch eine derartige Einflussnahme auf Politik und Wirtschaft war offenbar einer
mächtigen Clique zu viel des Guten. Ab 2004 war ein immer schärferer
Gegenwind gegen Tierschutzreformen und entsprechende Kam-pagnenarbeit zu spüren.
Heute wissen wir, dass bereits damals spezielle Polizeikräfte beauftragt
wurden, den politischen Gegner des Tierschutzes zu unterstützen, zu beraten
und Pressearbeit für ihn zu übernehmen. Vor 2 Jahren wurde dann eine
Sonderkommission gegen den Tierschutz gegründet. 35 Beamte aus Mordkommission
und Amt für Terror-ismusbekämpfung wurden freigestellt, um sich ausschließlich
dem Tierschutz zu widmen. Es kam zu Überwachungsmaßnahmen gegen zahllose
Personen und Tierschutzvereine, die Monat für Monat verschärft und
ausgeweitet wurden: Abhören von Telefonen, Mitlesen von Emails, Beobachtung
von Kontenbewegungen, Observieren von Personen und Wohnungen, Einschleusen von
verdeckten Ermittlern, Peilsender auf Autos und Mikrophone und Filmkameras in
zwei Privatwohnungen, einem Vereinsbüro und einem Kaffeehaus, in dem Tierschutztreffen
stattfanden.
Das Ergebnis dieses größten Lauschangriffs aller Zeiten in Österreich:
Niemand wurde bei Durchführung, Planung oder Organisation einer kriminellen
Handlung beobachtet. Unter nor-malen Umständen würde man meinen, dass
spätestens zu diesem Zeitpunkt die Ermit-tlungen zur Aufklärung etwaiger
Straftaten gegen die betreffenden Personen beendet werden würden.
Nicht so bei einem politischen Ermittlungsverfahren wie diesem. Statt einem
Ende der Ermittlungen wurde eine weitere Eskalation beschlossen, der große
Zugriff. Maskierte Polizeikräfte der Spezialeinheit WEGA schlugen in der
Nacht mit dem Rammbock die Türen von 21 Privatwohnungen und 7 Tierschutzbüros
ein, bedrohten die Anwesenden mit gezogenen Schusswaffen und leerten die Räumlichkeiten.
Später kam es zu 3 weiteren Hausdurchsuchungen. Insgesamt waren über
40 Personen von den polizeilichen Zwangsmaßnahmen betroffen. Beim VGT-Büro
in Wien fuhren 2 LKWs vor und ausnahmslos alles, was sich im Büro befand,
wurde abtransportiert. Darunter nicht nur alle Computer, Kameras und Handys,
sondern auch 400 Aktenordner und hunderte Bücher, Videos, Fotos und Filme.
Bis heute, über 6 Monate danach, kann der VGT weder auf seine Mit-gliederdatei,
noch auf seine Buchhaltung oder seine Foto- und Filmarchive zugreifen. Aber es
wurde auch alles Private bei den Haus-durchsuchungen mitgenommen: Kleider, Tagebücher, ärztliche
Dokumente, Schlüssel, Bankkonten, Uhren, Briefe usw.
Und das Ergebnis? Bei den Hausdurch-suchungen wurde kein Material gefunden,
das
für Straftaten verwendet worden ist. Auch nach zwangsweisen Abnahmen von
Finger-abdrücken und DNA wurde keine Überein-stimmung mit Spuren nachgewiesen,
die an Tatorten von kriminellen Straftaten mit Tierschutzbezug gefunden worden
sind. Dennoch wurden 10 Personen in Untersuchungshaft überstellt und erst
unter großem politischem Druck nach 104 Tagen wieder freigelassen.
Wie konnten derartige Maßnahmen in einem vorgeblichen Rechtsstaat begründet
werden? Man entschied sich für §278a StGB, den Vorwurf einer kriminellen
Organisation. Nur bei Verdacht auf diesen Paragraphen (neben Terrorismus,
Entführung oder einer mit mehr als 10 Jahren Haft bedrohter Straftat) ist
nämlich ein großer Lauschangriff zulässig. Und weiters ist kein
konkreter Verdacht auf eine Straftat notwendig, um §278a anwenden zu können.
Ja, die Verdächtigen müssen sich nicht einmal untereinander kennen
geschweige denn von einer Straftat wissen.
Die Konstruktion, um §278a StGB gegen den Tierschutz anwenden zu können,
ist bei näherem Hinsehen wirklich perfid. Zunächst darf man unter krimineller
Organisation nicht eine Organisation im herkömmlichen Sinn verstehen.
Formaljuristisch sind einfach 6 Punkte zu erfüllen, von denen 5 von Tierschutzvereinen
bereits automatisch erfüllt werden:
1. Auf längere Zeit angelegt
2. Größere Anzahl von Personen involviert
3. Gewisse Organisations- und Infrastruktur
4. Versuch der Einflussnahme auf Wirtschaft oder Politik
5. Konspirativität, um InformantInnen und zukünftige Aktionen nicht
zu gefährden, sowie um AktivistInnen vor staatlicher Repression oder Klagen/Anzeigen
zu schützen
Zur Anwendung von §278a fehlt damit nur noch ein Punkt: Gibt es eine Sachbeschädigung
von mindestens 3000 Euro Schaden etwa im zeitlichen Rahmen der Existenz des Tierschutzvereins,
etwa im geographischen Bereich, in dem er aktiv ist, und vermutlich aus einer
Tierschutzmotivation heraus, dann liegt bereits eine kriminelle Organisation
vor. Unerheblich dabei ist, jemandem aus dem Verein konkret eine Straftat nachzuweisen.
Liegt eine kriminelle Organisation vor, wie es im Fall des Tierschutzes der
OGH
bereits festgestellt hat, dann macht sich nach §278a StGB strafbar, wer
Mitglied ist. Mitglied wird man allein schon dadurch, dass man eine an sich legale
Unterstützungshandlung für den Tierschutzverein setzt (z.B. Teilnahme
an einer Demo), im Wissen, dass es im zeitlichen, geographischen und ideologischen
Rahmen des Vereins zu Sachbeschädigungen kommen wird von wem auch
immer. Mitglieder bzw. AktivistInnen eines Tierschutzvereins machen sich nach §278a
StGB bereits dann strafbar, wenn sie eine legale Kampagne unterstützen,
aber gleichzeitig wissen oder wissen müssten, dass irgendwann irgendwer
irgendwo für diese oder ähnliche Kampagnen eine kriminelle Handlung
mit einem Sachschaden von mindestens ¤ 3000 setzen wird.
Und dieses Kriterium der Wissentlichkeit ist leicht erfüllt: Tierschutzvereine
müssen von vergangenen strafbaren Handlungen im Tierschutz wissen und daher
von zukünftigen ausgehen. Es genügen auch Sympathiebekundungen im
privaten Rahmen für derartige strafbare Handlungen, wie das Tragen von T-Shirts,
Stickern oder Aufklebern mit entsprechenden Botschaften. Aber auch radikale Flugblattinhalte
und radikale Kunstwerke wurden im vorliegenden Fall als Grund für
einen Verdacht gewertet, genauso wie Verdächtige zu kennen, in einem Verein
mitzuarbeiten, in dem auch Verdächtige aktiv sind, an Demos teilzunehmen
oder sich auf Internetforen einschlägig zu äußern.
So wird §278a StGB zu einer ideologischen Sippenhaftung, zu einem Gesinnungs-strafrecht.
Die Behörde kann jederzeit kriminelle Handlungen mit Tierschutzbezug und
seien sie noch so selten und mehrheitlich Bagatelldelikte als Begründung
heranziehen, völlig legal agierende Tierschutzorganisationen oder TierschutzaktivistInnen
zu verdä
Solange §278a StGB so unverändert weiter-existiert, kann es für
den Tierschutz keine Rechtssicherheit geben. Man ist vollkommen der Willkür
der Behörde ausgeliefert. Ein probates Mittel zur Einschüchterung.
Wer wird sich noch trauen, sich für die Schwächsten in der Gesellschaft
einzusetzen, wenn derartige Konsequenzen drohen?
DDr. Martin Balluch ist Obmann des österrei-chischen Vereins gegen Tierfabriken
(VgT). Er ist Autor des Buches Die Kontinuität von Bewußtsein Das
naturwissenschaftliche Argument für Tierrechte
Schweiz: Dr. Erwin Kessler, Präsident des Schweizer VgT, der mit dem österr. VgT in keinerlei Verbindung steht, hatte in einer Glosse, der grausamen Tierversuche für das Schönheitsmittel Botox wegen, eine Moderatorin des Schweizer Fernsehens, die das Mittel anwendet, als Beweis geführt, daß Botox nicht schön macht. Er wurde mit gerichtlicher Verfügung verpflichtet, diese Glosse aus dem Internet zu löschen, hat jedoch dagegen rekurriert.
Seite 13:
Konsumenten-Information für Tierfreunde
ABC
Zusammengestellt von der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung
AMA Das AMA-Gütesiegel ist kein Zeichen für tiergerechte Haltung, steht
für konventionell erzeugte Lebensmittel, die bestimmte Qualitätskriterien
erfüllen müssen.
Aufstriche Pflanzliche Brotaufstriche verschiedener Erzeuger (z.B. Bio.k)
gibt
es bereits bei etlichen Handelsketten (die Bezeichnung rein pflanzlich oder
das V-Label mit dem Zusatz vegan beachten).
Bio Biologische Tierhaltung läßt zwar viel zu wünschen übrig,
ist aber im allgemeinen in der Regel immer noch tiergerechter, auch wenn sie
(bei den einzelnen Tierarten unterschiedlich*) nur einen Teil der Tierschutzforderungen
erfüllt und das Tierschutzniveau teilweise gesunken ist. Unser Vorschlag:
Kaufen Sie im Zweifelsfalle BIO-Ware, bei Milchprodukten jedoch zurück
zum Ursprung.
Brathendl: Bio-Freilandhendln können wir nicht empfehlen. Es sind tierschutzmäßig
nicht unbedenkliche Züchtungen, wenn auch nicht so krasse Qualzüchtungen
wie die konventionellen. Winter-Freiland-Hendln kommen nicht ins
Grüne - sie leben ja, Tierschutzsiegel hin oder her, nicht länger als
ca. 10 Wochen.*
Brot ist nicht immer rein vegetarisch. Manche Brotsorten enthalten tierische
Fette (Schweinefett oder manchmal Fischfett). Nähere Information auf Anfrage.
Butter Wenn Butter, dann Zurück zum Ursprung.
Siehe Milch.
Daunen sind nichts für Tierfreunde, die Gewinnung meist
tierquälerisch.
Eier
Besser keins, aber wenn schon eins, dann das Freilandei. Aber nur Freilandeier
mit dem Prüfvermerk tierschutzgeprüft der Kontrollstelle
für artgerechte Nutztierhaltung oder dem Prüfsiegel des Aktiven
Tierschutzes Stmk., die sind derzeit im allgemeinen aus Tierschutzsicht am günstigsten,
z.B. Tonis Freilandeier.
Bodenhaltung erreicht, auch wenn sie als tierschutzgerecht*
oder tierschutzgeprüft*
angepriesen wird, regelmäßig nicht das Niveau tiergerecht im Sinne
des TGI (Tiergerechtheitsindex). Auch Freilandeier mit dem Prüfsiegel KAT
erreichen in der Regel nicht die Qualitätsstufe tiergerecht (laut TGI).
Allerdings: tiergerecht ist ein dehnbarer Begriff, und er bezieht sich nur
auf
die Haltung. Auch bei Freiland-Legehennen werden die männlichen Küken
nach der Geburt getötet, die Legehennen nach einer Legeperiode (das sind
meist 12 bis 15 Monate) außer aus sehr kleinen Betrieben in häufig
schmerzlicher Weise in den Schlachthof gebracht und auf die übliche Art
getötet. Daher gilt aus Tierschutzsicht für Eier:
Ei? Besser keins, doch wenn schon eins, dann das Freiland-Ei
Ei-Ersatz als Binde- oder Triebmittel: Vegane Schriften empfehlen u.a. für
1 Ei einen gut gehäuften Eßlöffel Sojamehl in etwas Wasser cremig
gerührt, dem Teig zuzugeben, oder Eiersatz aus dem Reformhaus, z.B. Hammermühle
und 3Pauly-Eiersatz. Ersetzt die Back- und Kocheigenschaften von Ei. Geeignet
zur Teig-, Dessertschaum und Cremeherstellung. Erhältlich häufig in
Reformhäusern und Biomärkten etc., entspricht preislich etwa (Bio)Freilandeiern.
Fisch Auch Fische spüren Schmerzen. Die Fangmethoden sind meist grausam.
Dazu kommt ein Großteil der im Handel angebotenen Fische aus bedenklicher
Massentierhaltung. Darum verzichten manche ganz auf Fische, andre wieder schränken
den Fischkonsum ein.
Fleisch Es läßt sich auch ohne Fleisch leben, meist sogar gesünder
(siehe Vegetarisch)
Wenn Fleisch dann Bio.* Doch im allg. we-der Brathendl (siehe dort) noch Schwein,
Bio-Mastrinder auch nicht, die müssen großteils noch in Anbindehaltung
leben. (Ausnahme Rind aus Weidehaltung)*. Außer Weiderind am besten Hochlandrind
(Hochlandbeef), Bio-Jungrind aus Mutterkuhhaltung (ja!Natürlich u.a. bei
Merkur, Styria beef in einigen wenigen Fleischereien; Bezugsquellen auf Anfrage).
Fleisch-Imitate gibt es vor allem sowohl auf Soja-Basis (Sojafleisch,
siehe dieses) als auch auf Getreide-Basis (Seitan = Gluten, siehe auch Vegavita),
teils in Reformhäusern, teils auch schon in größeren Lebensmittelmärkten.
Gänseleber: Nein danke.
Gummibärchen
sind meist aus Gelatine, selbst Bio-Bärchen. Steht keine Rinder-Gelatine
drauf, enthalten sie in der Regel Gelatine aus Schweinen. Es gibt auch Bärchen
ohne Gelatine, aus österreichischer und ausländischer Produktion; erhältlich
in einigen Bio-Läden.
Hundefutter siehe Katzenfutter
Joghurt-Alternative (ohne Milch): z.B. feelgood BIO SOJA, mit Joghurtkulturen
fermentierte Sojabasis, und auch andere österreichische und ausländische
Marken u.a. bei Interspar, und Merkur und anderen größeren Lebensmittelmärkten.
Käse, vegetarischer, ist aus Milch jedoch ohne tierisches Lab erzeugt. (Sorten-
und Bezugsliste auf Anfrage; Bio erhältlich in einigen Naturkostläden
und Bio-Märkten. Aus Tierschutzsicht ist nicht-vegetarischer Käse der
Marke Zurück zum Ursprung im allgemeinen vegetarischem aus konventioneller
Tierhaltung vorzuziehen.
Veganer Käse, ohne Milch meist auf Sojabasis hergestellt,
erhältlich
u.a. siehe bei Versand veganer Produkte
Katzen-und Hunde-Fertigfutter aus biolog. Tierhaltung:
u.a. hofcat mit Bio, bio-dog, (Fleisch und tier. Nebenerzeugnisse aus biolog.
Landwirtschaft), teils u.a. bei Billa, Bipa, Merkur. Übrigens, es gibt auch
vegetarisches Futter (Bezugsquellen auf Anfrage)
Kellogs (insbes. Maisflocken) Die Firma kennzeichnet seit 2003 für
(ovo-lacto-) Vegetarier geeignete Produkte mit einem eigenen Zeichen (stilisiertes
V)
Kosmetika ohne Tierversuche.*
Bekanntlich sind Kosmetika (Endprodukte und/oder insbes. deren Inhaltsstof-fe=Rohstoffe)
beträchtlichenteils in - häufig qualvollen - Tierversuchen getestet.
Zwar dürfen Endprodukte in der EU seit einigen Jahren nicht mehr getestet
werden, Tierversuche für neue Inhaltsstoffe sind jedoch weiterhin bis 2009
und teilweise bis 2013 erlaubt. Auch Kosmetika, die außerhalb der EU in
Tierversuchen getestet werden, können hier bis 2009 bzw. 2013 i.w. uneingeschränkt
verkauft werden. Außerdem können Tierversuche zur Prüfung von
Rohstoffen uneingeschränkt durchgeführt werden, wenn diese, was häufig
der Fall ist, nicht nur in Kosmetika, sondern auch in anderen Produkten verwendet
werden.
Tierversuche mit neuen Inhaltsstoffen sind immer noch die Regel. Aus Tierschutzsicht
verdienen also Firmen, die sich auf altbe-kannte Inhaltsstoffe beschränken,
den Vorzug.
Hervorzuheben ist hier die vor 25 Jahren geschaffene Positivliste des Deutschen
Tierschutzbundes (DTB).
Etliche Kosmetika nach dieser Positivliste gibt es bei Fauna, 1030 Wien, Radetzkystr.21,
Tel.01-713 0823-0, Loos (früher Mauritsch), 8010 Graz, Glacisstr. 69 (nächst
Kaiser Josef Platz), Tel. 0316/824 157, (bei beiden Firmen können Versandkataloge
angefordert werden); bei Robert Buchegger-Parfümerie Sanfte Pflege, Rathausg.
2, 4020 Linz, Tel. 0732/782073.
Neben dem DTB-Klssifizierungssystem gibt es auch andere meist weniger strenge.
Ausführlichere Informationen, auch über die in der DTB-Positivliste
verzeichneten Marken, senden wir Ihnen gern zu.
Leder muß nicht sein, es kommt nicht selten aus Indien und anderen asiatischen
Ländern mit niedrigstem Tierschutzstandard und bedeutet indirekt auch Unterstützung
wenig tierfreundlicher Fleischproduktion (näheres auf Anfrage), siehe auch
Stichwort Schuhe
Maggi, Manner, Nestle Was ist vegetarisch, was vegan?*
Milch: Leider haben die Bio-Verbände auch Mitglieder aufgenommen, denen örtlich
be-dingt keine Weidehaltung möglich ist. Dennoch ist BIO aufgrund strengerer
Haltungsbedingungen konventioneller Ware vorzuziehen. Die Hofer-Marke Zurück
zum Ursprung hat gegegenüber Bio den Vorzug, das Weide Pflicht ist.
Wir ziehen deshalb Zurück zum Ursprung vor. Wer auf Milch nicht
verzichten will, sollte daher, meinen wir, Zurück zum Ursprung wählen.
An einigen Orten gibt es in Bio-Geschäften oder ab Hof Biomilch von echten
Weidekühen zu kaufen (allf. Adressen auf Anfrage).
Allerdings heißt Milch in der Regel Tod für Kälber und Schmerz
für Kuhmütter, denen man die Kinder nimmt. Daher ist jedenfalls Mäßgung
beim Milchprodukte-Konsum angezeigt.
Milchalternativen: z.B. Sojadrink in den meisten Kettenläden, Reisdrink
in manch Bioladen (Achtung beides kein Milchersatz für Säuglinge).
Milchkälber-Fleisch, auch in biologischer Landwirtschaft sind Kälber
meist nicht bei der Mutter, daher lieber nicht.
Restaurants, vegetarische: Listen auf Anfrage
Rindfleisch siehe Fleisch (Absatz: Wenn Fleisch dann Bio)
Schafwolle stammt häufig von nicht tierge-recht gehaltenen Schafen.
Die australische Schafzucht ist ins Gerede gekommen. Ein herber Kritikpunkt
ist
die Lebendentsorgung auch von ausrangierten Wollschafen
unter unvorstellbaren Bedingungen in überfüllten Schiffen ohne nennenswerte
Obsorge Richtung arabischer Raum. Ein weiterer die Kastration mittels Gummiring.
Zusätzlich erregt das sogenannte Mulesing Abscheu, die betäubungslose
Entfernung von Haut- und manchmal auch Fleischpartien am After, vornehmlich bei
Kälbchen. Der Grund: Die Tiere sind auf Wollproduktion hochgezüchtet,
dadurch kommt es zu vermehrtem Fliegen- und Madenbefall im Afterbereich, der
für das Schaf tödlich enden kann. Um dem vorzubeugen, werden die Falten
hinten weggeschnitten, ohne jegliches Schmerzmittel, weil das die billigste Methode
ist.
Tierschutz-Boykottaufrufe, denen einzelne Bekleidungskonzerne im westlichen Ausland
in den vergangenen Jahren folgten, führten zwar zu Überlegungen der
australischen Regierung, nachhaltige Ergebnisse sind uns jedoch nicht bekannt.
Produkte aus australischer Schafwolle kaufen, kann Unterstützung extremer
Tier-quälerei bedeuten.
Wir empfehlen, jeweils zu fragen und sich beim Kauf die Herkunft bestätigen
zu lassen oder besser überhaupt auf Schafprodukte zu verzichten.
Schuhe ohne Leder der Qualitätsmarke Ve-getarian shoes, laut
Herstellerangabe at-mungsaktiv, gibt es bei der Versand- Fa. Lebensweise, siehe
Versand Veg. Produkte und eingeschränkt bei Fauna, Radetzkystr. 21, 1030
Wien. Billige Schuhe in einfacher Aufmachung, jedoch häufig sehr strapazfähig,
nicht selten auch in Billiggeschäften, wenngleich die Suche dort manchmal
mühsam ist.
Seife: Wenn Sodium tallowate unter den Inhaltsstoffen (Ingredients)
steht, ist
sicher Rindertalg drin (Rinder regelmäßig aus konventioneller tierschutzmäßig
schlechter Haltung). Es gibt jedoch auch reine oder fast reine Pflanzenölseifen,
auch in Drogerieketten. Laut Firmenangabe z.B. alverde bei DM, Haslinger und
Kappus bei Bipa. Unbedingt die Angaben auf der Packung beachten. Tierversuchsfreie
Seifen nach der DTB-Liste gibt es bei einigen unter Kosmetika angeführten
Firmen.
Seitan (Gluten) Klebereiweiß, durch Auswa-schen der Stärke aus Weizen
gewonnen, der Struktur und je nach Würze im Geschmack fleischähnlich,
zum Braten, Kochen etc., u.a. in Bioläden, siehe auch Vegavita
Sojafleisch aus strukturiertem Sojaeiweiß, im Handel als Granulat, Würfel,
Schnitzel, nach Einweichen wie Tierfleisch weiterzuverarbeiten. Bezugsquellen
auf Anfrage, teils auch in größeren Lebensmittelmärkten erhältlich.
s. a. Tofu, Tempeh.
Teigwaren Wenn nichts extra draufsteht, sind Käfig-Eier in der Eierteigware.
Doch es gibt sie auch mit Freilandeiern und es gibt Teigware ganz ohne Eier.
Tempeh Fermentierte Sojabohnen, im Handel meist in Schnitzelform, zum Braten,
Kochen, Dünsten; in besseren Bioläden erhältlich.
Tofu im ostasiatischen Raum weit verbreitetes Nahrungsmittel aus gekochten
und
mit einem Gerinnungsmittel behandelten Sojabohnen, hochwertiges Eiweiß,
geschmacklich neutral, vielseitig verwendbar. Erhältlich in vielen Bioläden
und größeren Lebensmittelmärkten, vielfältigeres Sortiment
in verarbeiteter Form u.a. von der Fa. Sojarei, u.a. bei Merkur, Interspar.
Vegetarisch läßt sichs köstlich leben.
Vegan-vegetarisch, ohne Fleisch und zusätzlich ohne Eier und ohne Milchprodukte,
läßt
es sich auch gesund und köstlich leben, nur muß man etwas mehr auf
ausgewogene Ernährung achten. Siehe Literaturhinweise S. 16.
VEGAVITA Fleisch-Imitate auf Getreidebasis (Weizeneiweiß), mit dem V-Label
(siehe dort) ausgezeichnet (V - Vegan), bei Merkur
Versand veganer Produkte: Lebensmittel wie Fleisch-Imitate, Putzmittel u.a.,
Kataloge anfordern!:
Fa. Lebensweise, Helmut Singer, Fuchsberg 15, 3062 Kirchstetten, auch vegane
Tiernahrung und lederfreie Schuhe, T. 0743 /88 211, Fax/ 88 214, www. veganversand-lebensweise.at,
lebensweise @aonmail.at
Vitamin B 12 ist ein kritischer Punkt in der veganen Ernährung. Dr. Walsh,
Autor von Plant based Nutrition and Health und die britische Vegan
Society empfehlen Veganern dringend Supplementierung durch (künstlich) angereicherte
Lebensmittel oder Vitamin-B12-Tabletten)
V-Label Das von der Europ. Vegetarier Union vergebene Zeichen, ein grünes
stilisiertes V mit Knospe, zeigt an: dies Produkt ist garantiert vegetarisch
(lakto- und/oder ovo), und mit dem Zusatz Vegan eben vegan. Z.B.
die VegaVita-Produkte bei Merkur
Wasch- und Putzmittel Tierversuchsfreie
gibt es auch bei den unter Kosmetika angeführten Versandfirmen
und beim Vegan- Versand Lebensweise (siehe Versand...)'
Anmerkung:
Vorstehende Angaben sind unvermeidlich schlagwortartig verkürzt; ausführliche
Informationen geben wir auf Anfrage gern.
Stand 11-2008, Irrtum vorbehalten.
* Kompliziert; Info-Blatt anfordern.
Anfragen an:
Gesellschaft für humane Nutztierhaltung
oder die anima-Redaktion, beide
Postfach 1, 8017 Graz, Tel. 0316-46 37 17 und 0720-345 298 (fairytel)
Seite 17:
Bücher
Vegetarismus:
Carol J .Adams
Ü
berleben unter Fleischessern Tipps und Strategien für VegetarierInnen,
Verlag Guthmann-Peterson Wien-Mühlheim a.d.Ruhr 2008 (www .guthmann-peterson.de)
(Titel der amerikanischen Originalausgabe 2001: Living among Meat Eaters The
Vegetarians Survival Handbook), 334 Seiten, brosch., Format ca. 18 mal
14 cm, 29,80 EUR(D), 54,20 sfr, ISBN 978-3-900782-55-9
Adams, Theologin, sozial engagierte Vortragende, Schriftstellerin und Universitätslehrerin
ist Autorin zahlreicher Bücher. Ins Deutsche übersetzt wurden nur zwei:
2002 Zum Verzehr bestimmt eine feministisch-vegetarische Theorie und
das vorliegende.
Der erste Eindruck, liest man die Einleitung und schmökert ein bißchen:
Was müssen die USA für ein brutales Land sein, in dem Vegetarier psychisch
so malträtiert werden. Hierzulande scheinen mir negative Erfahrungen, wie
sie Adams darstellt, eher selten. Die meisten Gaststätten haben sich auf
Fleischvermeider eingerichtet und räumen ihnen eine wenn auch nicht immer
phantasievolle Ecke in der Speisenkarte ein. Mir gilt der Vegetarismus hier eine
zwar nur von einer kleinen Minderheit geübte doch anerkannte Lebensform
zu sein.
Doch vielleicht sehe ich die Dinge zu positiv und schließlich schildert
die Autorin die amerikanische Situation in den 90er-Jahren.Auch bei uns ging
es nicht von heute auf morgen.
Nehmen wir Hans Weigel, diesen bedeutenden Kulturschaffenden um ihn zum
hundertjährigen Geburtsjubiläum zu würdigen. Der konnte noch in
seinem während der Nazizeit im Schweizer Exil verfaßten Roman Der
grüne Stern (1983 fernsehverfilmt), einer satirischen Anklage gegen
Totalitarismus und Faschismus, den Vegetarismus an die Stelle der Nazi-Ideologie
setzen und in der Zeichnung mancher Vegetarier oder Pseudovegetarier eine bemerkenswerte
Ahnungslosigkeit offenbaren. Allerdings muß man im zugute halten, es ging
ihm um Hitler, und da der wenn auch fälschlich als Vegetarier galt, ist
der Vergleich zwar billig aber als Kunstgriff begreiflich. Heute fände er
damit wahrscheinlich nur mehr wenig Verständnis.
Zurück zu Adams, sie gibt wie im Titel des Werks versprochen, ausführliche
und eingehende Anleitungen, sich in der Fleisch-Welt zu behaupten. Sie zeichnet
die verschiedenen Charaktere der Fleischfanatiker, fühlt sich psychologisch
ein, erörtert das zweckmäßigste Verhalten in unterschiedlichen
Lebenssituationen, ob mit Familie, Kindern, im Beruf, mit Freunden.
Die Grundthese ihrer Arbeit: Man sollte jeden Fleischesser als verhinderten
Vegetarier ansehen. Seelisch robusten über Anfeindungen erhabenen Naturen mögen
die 250 Seiten der Abhandlung zu viel sein, andere werden die umfassende Darstellung
begrüßen, alle können Gewinn ziehen, Adams hilft, die eigenen
Positionen zu überdenken, andere zu verstehen, ja sie für die vegetarische
Lebensweise zu gewinnen. 60 Seiten vegetarische Rezepte der veganen Art runden
das Buch.
Erwin Lauppert
Philosophie:
Ursula Wolf (Hsg.)
Texte zur Tierethik, Reclams Universalbibliothek Nr. 18535, Verlag Philipp
Reclam jun. Stuttgart 2008, 340 Seiten, brosch., Format ca. mal cm, 8,30 Euro(A)
Tierethik zwischen Individualethik und rechtsethischer Legitimationstheorie
Mit dem Erscheinen des Sammelbandes Texte zur Tierethik (nachfolgend
abgekürzt TTE) als einer repräsentativen Darstellung der internationalen
sprich englischsprachigen Debatte der Tierethik und Tierrechte wurde wohl eine
der wichtigsten deutschsprachigen publizistischen Lücken vorerst geschlossen.
Herausgeberin ist Ursula Wolf, Professorin für Philosophie und einschlägig
bekannt als Verfasserin der ersten deutschsprachigen Monographie zur modernen
Tierethik. Ihr bereits 1990 erschienenes Standardwerk Das Tier in der Moral wurde
2004 in der prestigeträchtigen Reihe Klostermann Seminar neu
als Taschenbuch aufgelegt.
Die Darstellung des TTE auf der Verlagsseite (www.reclam.de) Anhand von
Originaltexten (die zum großen Teil zum ersten Mal übersetzt wurden)
wird ein Überblick über das heutige philosophische Nachdenken über
die moralisch angemessene Behandlung von Tieren gegeben. Gegliedert ist er in
zwei Teile: einen moraltheoretischen und einen Anwendungsteil, in dem unter anderem
untersucht wird, was Leid für Tiere überhaupt bedeuten könnte,
ob man Tiere töten darf und ob ihr Leben einen Wert hat; Thema ist auch
die Problematik des sogenannten "Tierverbrauchs", also der Nutzung
von Tieren zum Zweck der Nahrungsgewinnung oder der Forschung. beschreibt
präzise den Inhalt des Sammelbandes.
Auf der Verlagsseite findet man dankenswerter Weise auch das gesamte Inhaltsverzeichnis.
Besonders erwähnenswert, da zu einem besseren Verständnis dieser hoch
ausdifferenzierten Tierethik und Tierrechtsdebatte unabdingbar, sei hier auf
die hervorragende TTE-Einleitung durch die Herausgeberin hingewiesen. Teil I
des Bandes mit 15 Beiträgen von den bedeutendsten Theorethiker der Gegenwart
stellt dann die wichtigsten ethischen Ansätzen vor, die sich mit der Frage
der Tiere beschäftigt haben: Utilitarismus; Moraltheorien, die mit dem Begriff
des Rechts oder der Würde arbeiten; Kontraktualismus; Mitleidsethik und
Ethik der Fürsorge; Tugendethik.
Der Teil II. Anwendungsprobleme startet zu mindestens mit dem oftmals überhaupt
nicht einmal thematisierten Themenbereich Töten von Tieren.
Worin leider der Originalbeitrag Lässt sich die Tötung von Tieren
rechtfertigen? durch Prof. Birnbacher in philosophisch elaborierter Form - mit überholten
Quellen zum Tierbewusstsein aus dem 1970er Jahren und Ignoranz der gesamten englischsprachigen
neueren Debatte - für das Töten von Tieren bzw. für sein begeistertes
Fleischessen scheinbar plausible ethische Argumente sucht.
Eine tierethische Position wie Birnbacher - nach 6 Beiträgen zu Tiere
in der Wissenschaft wird im letzten Themenbereich Tiere zu Nahrungszwecken von
führenden EthikerInnen massiv kritisiert. Im TTE finden sich im Schlusskapitel
sogar erstmals in deutscher Sprache die hervorragendsten Gegenwartstex-te zum
ethischen Vegetarismus. Insgesamt stellt der äußert preisgünstige
Reclamband TTE wohl ein modernes deutschsprachiges Referenzwerk dar, welcher
in jedes noch so kleine Buchregal gehört.
Für ein noch umfassenderes Verständnis der multi- und interdisziplinären
Debatte zur Tierethik und Tierrechte bedarf es jedoch noch immer der deutlich
umfangreichen englischsprachigen (Sammel)-bände auf die zu mindestens Großteils
am Buchende unter Ausgewählte Literatur hingewiesen wird. Diesbezüglich
siehe Lengauer, Erwin 2004. "Literaturbericht: The Animal Ethics Reader
(AER) - Drei Jahrzehnte interdisziplinäre "Animal Liberation" und "Animal
Rights" Debatte." ALTEX 21(4): 260-262 online unter www .altex.ch.
Erwin Lengauer
Tiere:
Sy Montgomery
Das glückliche Schwein Vom Leben mit einem außergewöhnlichen
Freund
Deutscher Taschenbuch Verlag München 2007
(Titel der amerikanischen Originalausgabe 2006: The good good pig),
286 Seiten, brosch., Format ca. cm mal cm, 8,95 Euro(D)
Die amerikanische Schriftstellerin, deren Sujet sonst mehr wilde Tiere in ihren
Lebensräumen sind, erzählt hier die Geschichte eines erst sehr kleinen,
dann sehr großen Schweins, das für vierzehn Jahre zum Familienmitglied
wurde. Es kam als kleines kaum lebensfähiges Krepierl zu ihr,
die kaum etwas von dieser Spezies verstand.
In berührenden Worten spricht sie vom Werden und Gedeihen des neuen Hausgenossen,
von den Problemen und Freuden und der Trauer, als es zu Ende war; dazu aus ihrem
eigenen Leben, und manch Interessantes aus dörflichem Verhältnissen
in New Hampshire. Wußten Sie übrigens, daß es m Kernland des
Kapitalismus auch in einem kleinen Ort noch ein Postamt gibt, das sogar wie
der website zu entnehmen am Samstag offen hat? Anscheinend denkt da niemand
ans Wegrationalisieren?
Allerdings kein Thema für das Schwein; das bevorzugte, wenn es ausbüchste,
andere Ziele. Das glückliche Schwein ist eine amüsante
aber doch auch nachdenklich stimmende Lektüre, erinnert man sich, wie ansonsten
mit diesen klugen Tieren umgegangen wird. Schweinekenner werden vielleicht einen
leisen Zweifel nicht ganz abweisen können: War das gute Tier wirklich glücklich?
Ökologie:
die grünen seiten
Ö
KO-Adressbuch 2009 Klimaschutz statt Klimaschmutz, 306 Seiten, Format
ca. 16,5 mal 16,5 cm, brosch., 9,90 Euro, Verlag oekodatenbank oesterreich,
Alsegger Str.39, 1180 Wien, Tel. 01-470 08 66-0, www .oekoweb.at, ISBN 3-9501837-6-4
Es hat sich manches gewandelt in der Ökoszene in den letzten Jahrzehnten.
Einst ein Nischenblümlein, ist sie voll herangewachsen. Waren z.B. Bio-Produkte
vor zwanzig Jahren nur in einigen alternativen Naturkostläden zu bekommen,
kann es sich heute kein Diskonter mehr leisten, auf sie zu verzichten. Bio
ist zur Industrie geworden mit all den damit verbundenen Vorteilen und Nachteilen.
Die Veränderungen blieben auch vor dem Öko-Adreßbuch nicht stehen.
Vor zwei Jahren ist an die Stelle des viele Jahre gewohnten großformatigen
Bandes mit 15.000 und mehr Adressen eine handliche Ausgabe mit 5.000 getreten.
Eine Arbeit, die fast alle Lebenbereiche bedient, kann so nicht mehr umfassende
Firmenverzeichnisse sondern nur eine Auswahl bieten. Da solch ein Werk teils
durch Kostenbeiträge finanziert werden muß, fehlen manch interessante
Namen, während andere, deren ökologische Beziehung loser ist, aufscheinen.
Die häufig beigegebenen Web-Adressen sind da hilfreich.
Besonders positiv hervorzuheben sind die über fünfzig Seiten allgemeine ökologische
Informationen für die Praxis, ob zum Thema Wohnen, Essen und so fort. Wiewohl
natürlich kein Werk für Vegetarier sondern für die 97 Prozent
Fleischesser unter der Bevölkerung, freut e, daß eine Vertreterin
des gegenüber dem Tierschutz weniger aufgeschlossenen WWF ausführlich
aus ökologischen Gründen für eine Reduzierung des Fleischkonsums
eintritt.
Erwin Laupperi
.
Ernährung:
Heike Kügler-Anger
Käse veganese Milchfreie Alternativen zur Käseküche,
pala-verlag Darmstadt 2008 (www .pala-verlag.de), 217 Seiten, Format ca. x
cm, Hardcover,
16 Euro(D), ISBN: 978-3-89566-237-9
Die Gruppe jener Menschen, die aus gesundheitlichen, ethischen, ökologischen
oder religiösen Gründen auf Milchprodukte verzichten wollen, steigt
ständig. Erfreulicherweise gibt es heute eine schmackhafte Vielzahl von
Milch, Joghurt, Sahne, Topfen etc. auf rein pflanzlicher Basis. Doch was vielen
fehlt, ist der Geschmack und der zarte Schmerz von Käse.
Die Autorin von Käse veganese zeigt uns, dass Veganer auch darauf
nicht verzichten müssen. Wenn man weiß wie, lassen sich pflanzliche
Käsesorten ganz einfach herstellen und nach Belieben weiterverarbeiten.
Pflanzlicher Käse besteht aus Hülsenfrüchte, Soja- und Reisdrink,
Nüsse und Haferflocken. Für den typischen Geschmack sorgen Hefeflocken,
Senf, Kräuter und Gewürze.
Die Autorin, die einst begeisterte (Tiermilch-) Käseesserin war, hat aufgrund
ihrer Laktoseintoleranz begonnen, selbst pflanzliche Käsesorten herzustellen. Käse
veganese ist das Resultat jahrelanger Experimente.
Ausführlich werden erst einmal alle möglichen Zutaten beschrieben,
nützliche Küchenhelfer erklärt und wie wir uns aus pflanzlichen
Quellen mit ausreichend Kalzium und Vitamin B12 versorgen.
Und dann geht es los: Eine ganze Reihe von fantasievollen Rezepten für pflanzliche
Käsekreationen, wie Basilikum-Schnittkäse, Walnussparmesan oder Liptauer
Streichkäse, laden zum Ausprobieren ein. In weiteren Kapiteln finden sich
120 Alternativen zur üblichen Käseküche. Von Suppen und Eintöpfen,
Salaten und Beilagen, über Hauptgerichte wie Kürbisauflauf mit Käsekruste,
Pizza, Griechische Oliven-Feta-Tarte, bis hin zum süßen Tofu-Käsekuchen.
Die Rezepte lassen keine Langeweile aufkommen und überraschen sicher so
manchen Gast, wie vielseitig und raffiniert vegane Käsegerichte schmecken
können.
Ein Kochbuch zum Dahinschmelzen!
Viel Spaß beim Experimentieren und Genießen wünscht Ihnen
Ihre Michaela Schaller
Büchereingang:
Da erst knapp vor Redaktionsschluß eingelangt, konnten wir uns mit den
folgeden Büchern noch nicht näher befassen-
Eugen Drewermann
Ü
ber die Unsterblichkeit der Tiere, Patmos Verlag Düsseldorf 2008 (1990
Walter Verlag), 68 Seiten, brosch., Format ca. 19 mal 12 cm, 8,20 Euro(A),
7,95 Euro(D),
ISBN 978-3-491-21008-0
Eugen Drewermann
Von der Macht des Geldes oder Märchen zur Ökonomie, 2.Auflage
2007, Patmos Verlag Düsseldorf (www .patmos.de), 170 Seiten, gebunden,
Format ca.22 mal 15 cm, 20,50 Euro(A), 19,90 Euro(D), ISBN 978-3-491-21002-8
Heide Hasskerl
Holunder, Dost und Gänseblümchen ...
Vegetarische Rezepte mit wilden Kräutern und Früchten, 3. überarbeitete
Auflage, pala-verlag Darmstadt 2008 (www .pala-verlag.de), 196 Seiten, Format
ca. 21,5 x 14 cm, Hardcover, Euro(D), ISBN: 978-3-89566-253-9
Jutta Grimm
Brotaufstriche selbst gemacht
Süßes und Pikantes aus der Vollwertküche, 3. überarbeitete
Auflage, pala-verlag Darmstadt 2008 (www .pala-verlag.de), 172 Seiten, Format
ca. 17 x 12 cm, Hardcover, Euro(D), ISBN: 978-3-89566-248-5
Barbara Rütting
Gesunde Ernährung kurz und bündig
Meine besten Tipps, Nymphenburger Verlag 2008, 64 Seiten, durchg. vierfarbig
mit Fotos
10,25 Euro(A), 9,95 Euro(D)
Seite 20:
PETITION Lebensmittel gegen Futter an die UNO
Der schwedische Europa-Abgeordnete Jens Holm und zahlreiche vegetarische Organisationen haben die folgende Resolution an die UNO gestartet und bitten um Ihre Unterstützung. Rund 1.000 Organisationen und 10.000 Privatpersonen haben bereits unterschrieben. Sie können direkt im Internet unter: http: //www.evana.org unterzeichnen oder Sie senden diese Seite unten mit Vor- und Zunamen und Adresse unterschriebene Petition an: anima, Postfach 1, 8017 Graz.
Sehr geehrter Herr Generalsekretär,
In der Erklärung von Rom zur Welternährungssicherheit 1996 wurde das
Recht jedes Menschen auf Zugang zu gesundheitlich unbedenklichen und nährstoffreichen
Nahrungsmitteln bekräftigt. Die Unterzeichner bekundeten ausserdem
ihren politischen Willen zur Beseitigung des Hungers in allen Ländern.
Im Jahre 2008 steigen die Probleme von Unterernährung und Hunger in vielen
Teilen der Welt nicht nur an, sondern entwickeln sich zu einem Gipfel der Not.
Schlechte Ernten und verschwendetes Getreide, explodierende Preise und untragbare
Praktiken in der Landwirtschaft sind nur einige der Ursachen, die die Existenz
hilfsbedürftiger Menschen bedrohen.
Es ist nicht akzeptabel, dass sogar in einer derartigen Notlage, die jährlich
das Leben von fast sechs Millionen Kindern kostet, immer noch riesige Anteile
verfügbarer Nahrung in der Viehzucht verschwendet werden.
Im Namen der Menschlichkeit kann eine verantwortungsbewußte Weltbevölkerung
es nicht länger zulassen, dass 7-16 Kilogramm Getreide oder Sojabohnen,
bis 15.500 Liter Wasser und 323 m2 Weideland bei der Herstellung von nur einem
Kilo Rindfleisch für zahlungskräftige Konsumenten vergeudet werden.
Eine gerechtere und nachhaltigere Grundlage für die Nahrungsversorgung aller
Menschen ist von allerhöchsten Priorität.
Obwohl die Experten der FAO die Viehzucht als eine der größten Bedrohungen
der Umwelt benennen, beschränken sich ihre Empfehlungen leider nur auf neue
Techniken in der Landwirtschaft, von denen einige zu möglicherweise nicht
wieder gutzumachenden Umweltschäden führen könnten.
Alle Hungernden, viele Million von Vegetariern und alle Menschen, die verantwortungsvollere
Alternativen zu schädlichen Traditionen suchen, können mit vollem
Recht von Entscheidungstreffern, Regierungen und internationalen Organisationen
eine
objektive Untersuchung aller vorhandenen Alternativen erwarten, einschliesslich
des Vegetarismus.
Dieser nachhaltige und lebenserhaltende Lebensstil verdient unvoreingenommene
Prüfung und Förderung, vor allem auch wegen seines Potentials, den
tobenden Krieg zwischen `Lebensmittel gegen Futter zugunsten der Menschlichkeit
zu entscheiden.
Aus diesem Grund appellieren wir an die Vereinten Nationen und ihre Agenturen,
den Vegetarismus nicht mehr länger zu ignorieren, sondern dessen vielfältige
Vorteile unvoreingenommen und wissenschaftlich zu untersuchen mit dem Ziel, sie
in zukünftige Strategien für eine Welt ohne Hunger einzubringen.
hochachtungsvoll
Vor- und Zuname -------------------Adresse ------------------------ Unterschrift
Seite 21 - 23:
Ein schwarzes Schaf oder eine schwarze Schafherde?
Vor kurzem verurteilte das Kieler Landgericht eine 60jährige deutsche Pferdetrainerin, früher international erfolgreiche Dressurreiterin, einschlägig (noch nicht rechtskräftig) vorbestraft, neuerlich: Tierquälerei beim Pferdetraining in zehn Fällen. Die Strafe: 21 Monate Haft, bedingt auf vier Jahre, dreijähriges Pferdeverbot und 150 Stunden gemeinnützige Arbeit.
Ein Fall: In einer halben Stunde mehr als 450 Peitschenschläge, dazu Sporentritte,
ruckartiges Zügelreißen gegen eine schweißnasse, sich verzweifelt
wehrende Stute, nach dem Motto: Dich werde ich schon kleinkriegen.
Derartige Methoden, waren einst, glaubt man der Literatur, nicht ungebräuchlich.
So wie sie auch heute noch mitunter(?) gegen Zirkuselefanten geübt werden.
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat die seinerzeit von ihr Dekorierte
ausgeschlossen, Reiter-Verbände sprechen von einem eklatanten Einzelfall.
Einzelfall? Mag sein.
Nur, es gibt in letzter Zeit Berichte in seriösen Zeitungen: ein Nachwuchsreiter,
der niedrige Drähte spannt es stehe so im Lehrbuch, metallgezackte
Barrieren im Training, schmerzende Salben zur Abschreckung ...
Nur, wir erinnern uns an den Olympia-Fünf-kampf in Athen. Auch professionelle
Reitsport-ler waren damals empört und entsetzt.
Nur, in der Pferderevue Nr.8/2003, stand auf der Kinderseite für Kleine
Reiter Lehrreiches fürs Leben. Otto, ein Einreiter, zeigt es da dem
Wallach Axel, der nicht will: ... dem widersetzlichen Wallach mit der Gerte
einen kräftigen Schlag auf den Hintern gegeben... Er hat dem Axel ziemlich
grob den Kopf nach oben gerissen, ihm die Sporen gegeben und ist volles Rohr
nach vorne geritten... (Nach einer Viertelstunde Reiten) war Axel schweißnaß.
Und ziemlich kleinlaut. Mit hängenden Ohren und gesenkten Blicks ist der
Wallach in seine Box marschiert. Dort hat er sich mit hängendem Kopf in
die hinterste Ecke gestellt ... Aber so ist das Leben. Wer regelmäßig
zu fressen bekommen will..., muß eben arbeiten.
Unfälle in manch menschlichen Leistungs-sport-arten auch Tote gibt
es sind nicht selten, man redet nicht gern darüber. Ebenso bei Pferden.
Nur, für die bedeutet ein Knochenbruch meist Tod. Kurieren rentiert sich
nicht.
Nur, Menschen, Sportler, die Höchstleistungen anstreben, müssen intensivst
trainieren, für Nichtsportler wohl brutal und menschenquälerisch. Und
um bei Tieren Höchstleistungen zu erzielen? Wenn sich Menschen quälen
für Ruhm und Geld, ist das ihre Privatsache. Doch wenn sie für ihren
Ruhm Tiere quälen?
Unsere Frage: Wozu überhaupt solch
Leistungssport?
Pferde aufessen? Warum?
Das Tabu-Thema Fohlen-Zucht war wir berichteten - der "Pferderevue" 2006 eine Titelgeschichte wert: Jeden Herbst werden hunderte junger Haflinger- und Norikerfohlen versteigert, ihrer Mutter und der Freiheit entrissen und auf einen langen qualvollen Transport nach Italien zum Schlachten geschickt.
Siesind "Abfall" der Stutenmilchproduktion und der Tourismusindustrie,
die sie für "Urlauber auf dem Bauernhof" in großer Zahl
züchtet, und nach Ende der Saison nicht mehr braucht.
In einer Diskussionsrunde damals mit Vertretern von Zuchtverbänden meinte
der Leiter des Instituts für Tierhaltung und Tierschutz, Univ.Prof. Dr.
Josef Troxler: Beim Schlachtfohlen-Export entsteht zunehmend ein Imageproblem
für die Zuchtverbände. Ich sehe nicht ein, warum halbjährige
Fohlen geschlachtet werden müssen. Ich habe immer nur gehört: Es
rentiert sich nicht. Ja warum hält dann jeder Bauer eine Stute?"
Und der Tierarzt Dr. Franz-Joseph Plank: Es ist durch das Tierschutzgesetz
verboten, Hunde und Katzen für Nahrungszwecke zu töten. Ist es angebracht,
Tiere, die dem Menschen genauso zugetan sind und uns so viel geben, zu töten
und aufzuessen, wenn man sie nicht mehr braucht? Pferde sind Seelengenossen,
Freizeitpartner des Menschen - und dennoch behandelt man sie auf den Märkten
und im Schlachthof um keinen Deut besser als sonstiges "Schlacht-Vieh".
Was aber nicht heißt, daß mir die Kälber, Ferkel oder Kaninchen
nicht genauso leid tun, die tagelang transportiert und dann geschlachtet werden."
Vor einigen Jahrzehnten war es in Österreich den Fleischereien noch verboten,
Pferdefleisch anzubieten. Das war speziellen Pferdefleischhauereien vorbehalten.
Kein Mensch, der etwas auf sich hielt, kaufte Pferdefleisch.
Die Schlußfolgerung:
Tierfreunde meiden Bauernhöfe, die Fohlen letztlich fürs Schlachten
halten, als Urlaubsdomizil und Kosmetika aus Stutenmilch.
Notizen
Barbara Rütting in Bayern wiedergewählt
Seit 2003 für die Grünen im bayerischen Landtag wurde Barbara Rütting
bei den Landtagswahlen im Oktober für die kommende fünfjährige
Landtagsperiode wiedergewählt. Wir gratulieren. Unseren Stammlesern brauchen
wir Frau Rütting sicher nicht vorzustellen. Für neue junge Leser zur
Information: Geboren 1927, wurde Barbara Rütting vor allem in den 50er und
60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Filmschauspielerin, später
als Friedens-, Umwelt-, Tierschutzaktivistin, Vegetarierin und Beraterin für
Vollwerternährung und gesunde Lebensführung, als Autorin für vegetarische
Küche und für Lebensführung bekannt. Im Vorjahr war als Resümee
aus acht Jahrzehnten Ich bin alt und das ist gut so erschienen, heuer Gesunde
Ernährung kurz und bündig.
Schweiz gegen Schlachttiertransit
Der Schweizer Nationalrat hat im Oktober einer parlamentarischen Initiative
zugestimmt,
welche ein Transitverbot für Schlachttiertransporte auf der Strasse durch
die Schweiz im Tierschutzgesetz verankern will.
Kalifornien: Nein zur Käfighaltung
Zugleich mit der Präsidentenwahl wurde in Kalifornien auch über eine
Initiative, die Haltung von Kälbern und Muttersauen in engen Boxen, in denen
sie sich kaum bewegen können, und von Legehennen in Batteriekäfigen
zu verbieten, abgestimmt. Mit überwältigender Mehrheit (63 gegen 37
%) sprachen sich die Wähler für ein Verbot und die Forderung aus, diesen Nutztieren wenigstens
so viel Raum zu geben, dass sie aufstehen, sich umdrehen und ihre Glieder stecken
können. Das Verbot tritt erst im Jänner 2015 in Kraft, um der Tierindustrie
Zeit für die Umstel-lung zu geben.
Die Initiative wurde u.a. von Tierschutzorganisationen, einer Farmarbeitergewerkschaft,
einer Tierärztevereinigung und einem Konsu-mentenverband getragen. Die Gegner,
Agrarindustriegesellschaften aus den ganzen USA, hatten neun Millionen Dollar
aufgewandt, um einen Erfolg der Initiative zu verhindern.
Quelle: Humane Society of the United States
Deutscher Grünen-Chef Vegetarier
Der Sozialpädagoge Cem Özdemir, 1965 als Sohn türkischer Gastarbeiter
in Reutlingen, Deutschland geboren, war von 1994 2002 erster Bundestagsabgeordneter
türkischer Herkunft, ist jetzt EU-Abgeordneter und seit 15.November einer
der beiden Bundesvorsitzenden der Partei.
Auf die Frage der Bild-Zeitung, was essen Sie lieber, Döner oder Currywurst Özdemir
hatte 1999 das Buch Currywurst und Döner. Integration in Deutschland
geschrieben antwortete er: Weder das eine noch das andere. Ich bin
Vegetarier. Das hänge auch mit Kindheitserfahrungen zusammen. Er sei
direkt neben einem Schlachthof groß geworden und oft drinnen gewesen. Das
schrecke ab und präge fürs Leben. Für seine Eltern sei das schwierig
gewesen. Ein Mann, der kein Fleisch isst - das gehe für Türken eigentlich
nicht. Mittlerweile essen meine Eltern auch kein Fleisch mehr."
Less Meat, Less Heat
Weniger Fleisch bedeutet Klimaschutz
Der Vorsitzende des Weltklimarates setzt sich für reduzierten Fleischverzehr
ein
Dr. Rachendra Pachauri, Vorsitzender des IPCC (Weltklimarat) und Nobelpreisträger
plädierte kürzlich in einem Vortrag an der Universität Gent, Belgien
für Reduzierung des Fleischkonsums. Über Einladung der belgischen Vegetarierorganisation
EVA gemeinsam mit Greenpeace Belgien und WWF Belgien sprach Pachauri zu über
600 Menschen zum Thema Less Meat, Less Heat (Weniger Fleisch führt
zu geringeren Temperaturen).
Der Klimarats-Vorsitzende sagte, eine Veränderung der Lebensgewohnheiten
sei sehr wich-tig, um den klimatischen Veränderungen entgegenzuwirken. Laut
Dr. Pachauri wäre eine der potentiell aussichtsreichsten Veränderungen
der Wechsel zu einer Ernährungsweise mit weniger Fleisch und mehr vegetarischer
Kost.
R. Pachauri machte folgenden Vergleich: Wenn alle Belgier innerhalb eines Jahres
an nur einem Tag in der Woche kein Fleisch verzehren würden, hätte
das denselben vorteilhaften Effekt auf den Treibhausgasausstoß wie eine
Million Autos weniger auf den Straßen Belgiens für die Dauer eines
Jahres.
Die Fleischproduktion sei für 18 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich
sei, und dies hauptsächlich wegen des Methanausstoßes von Wiederkäuern
(Kühen, Schafen und Ziegen), aufgrund von Düngemitteln und we-gen der
Auswirkungen von Waldrodung zur Gewinnung von Weideflächen für Rinder
und Anbauflächen für Tierfutter.
Pachauri schloß mit einem Zitat von Gandhi: Sei selbst die Veränderung,
die du auf der Welt sehen möchtest. Jeder einzelne von uns Verantwortung übernehmen
müsse und, dass wir eine große Wirkung durch einzelne Aktionen erzeugen
könnten - unseren Fleisch-verbrauch zu reduzieren, sei eine davon.
Quelle: www .euroveg.eu/lang/de/news/
Kongresse
Der Welt-Vegetarier-Kongreß im Juli in Dresden 100 YEARS OF FOOD
REVOLUTION war mit weit über 800 Teilnehmern die bisher größte
deutsche Vortrags-Veranstaltung zum Thema der vegetarischen Ernährung. Er
fand über die Grenzen Deutschlands hinaus mit seinem Motto ein überaus
großes Medienecho. (Das Programm siehe anima 2/2008).
Auch der 3.Tierrechtskongreß Ende Novem-ber in Wien war mit 500 Teilnehmern
einvoller Erfolg. Vortragende von Universitätsprofessoren bis zu Aktivisten
(siehe letzte anima). Paul Watson war zwar verhindert, dafür nahm die Erörterung
des § 278a StGB mit den Justizsprechern von SPÖ und Grünen und
auch einem Vertreter der FPÖ breiten Raum ein.Österreichische Vegetarier
Union
Einladung zur Generalversammlung
(Nur für Mitglieder)
Donnerstag, 29.Jänner 2009, 19.30 Uhr
in Graz
Tagesordnung: Rechenschaftsbericht und Rechnung-sabschluß, Mitgliedsbeitrag
und Voranschlag, Wahlen in den Vorstand und der Rechnungsprüfer, Sat-zungsänderung,
Allfälliges
Erwin Lauppert Vors., Michaela Schaller Schriftf.
Impressum: anima- Zeitschrift
für Tierrechte
Medieninhaber und Verwaltung: Österr. Vegetarier Union, Herausgeber und
Redaktion: Arbeitskreis Tierrechte der ÖVU / Erwin Lauppert (E.L.), alle:
A-8017 Graz, Postfach 1, Tel. (0316) 46 37 17 und 0720-349 056 (fairytel),
Email: anima@vegetarier.at
Die Beiträge geben, soweit nicht ausdrücklich anderes angegeben lediglich
die Meinung der Verfasser, nicht die der ÖVU wieder. Nachdruck nur mit schriftlicher
Zustimmung. Fotos, wenn nicht bezeichnet: ÖVU, Druck: Druckwerk, Graz
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Wir bitten unsere Abonnenten, bei Beitragszahlungen Namen und Adres-se nicht
zu vergessen, ebenso uns Adreßänderungen mitzuteilen.
Abo-Bestellungen ohne Namensangabe stellen uns vor meist unlösbare Probleme.
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Ich bin ein Vegetarier
Die Oststeiermark ist Land der Schweinebauern. Maisfelder, Maisfelder, fast
Monokultur. Grundlage der Tiermästung. Doch nicht alle sehen in Borstenvieh
und Schweinespeck, oder jetzt Magerfleisch Operettenlibrettos sind
nun einmal von Vorgestern den einzigen idealen Lebenszweck.
In Oberfeistritz einem kleinen Dorf nahe Anger nordöstlich von Weiz, einer
Gegend schon mehr von Äpfeln als Schweinen geprägt, hat sich der
Verein Feistritz Kreativ der Kunst und Kultur gewidmet. Die künstlerische
Gestaltung des Ortsgerinnes, das den für steirische Ohren heimeligen vulgo-Namen
Saubach trägt, ist sein Ziel. Keine Statuen aus weißem Marmor für
die Ewigkeit gemeißelt; nein, kleinere Motive rund ums Schwein Sau
ganz zerlegt bio usw. schmücken das Bachgelände. Jedes
Jahr eines mehr.
Dieses Jahr war Peter Knoll, freischaffend bildender Künstler mit Atelier
im oststeirischen Pischelsdorf, eingeladen, das zwölfte zu schaffen.
Er setze in einer Gegend, in der Fleisch noch als das Grundnahrungsmittel gilt,
unter die Schweineschar mutig einen Kontrast und ein Bekenntnis: Sein Beitrag
zur Verschönerung des Saubaches: eine Tafel mit der Inschrift Ich
bin ein Vegetarier.
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Danke
unseren Leserinnen und Lesern für Beiträge und Spenden.
Für die anima gibt es keine feste Abo-Gebühr, nur Kostenbeiträge
nach Ihrem Ermessen. Allerdings: die Druckkosten steigen, das Porto ebenso,
nur unsere Personalkosten nicht, weil wir haben keine. Dennoch, unser Defizit
nimmt zu. Wir freuen uns daher über finanzielle Beiträge ebenso wie über
textliche.
Unser Konto: Volksbank Graz-Bruck BLZ 44770, Kto. 858 064. (IBAN AT 84 4477
0000 0085 8064, Swiftcode: VBOEATWWGRA).
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Seite 24:
Die InnenministerIn und die Unterhose
Nur mit einer Unterhose bekleidet sei er bei der Tierschutz-Razzia am 21.Mai
von der Polizei einige Zeit ins Stiegenhaus eines Mehrfamilienhauses gestellt
worden, also den anderen Mietparteien preisgegeben, behauptet ein Betroffener
- bislang ministeriellerseits nicht dementiert.
Man könnte nun sagen, das war ein Einzelfall. Ansonsten werde das gesetzliche
Gebot: Bei der Festnahme und Anhaltung ist unter Achtung der Menschenwürde
und mit möglichster Schonung der Person vorzugehen von der Polizei
nicht so originell interpretiert.
Leider ist es nicht ganz ein Einzelfall. Uns ist ein Brieflein untergekommen,
vor einem Jahrzehnt an den damaligen Innenminister Schlögl gerichtet, da
steht: ...
Im Profil vom 9.6.1997 lese ich: "Auch Radls Vater... In Rambo-Manier überfiel
die Kripo sein Haus in Fürstenfeld und gab dem alten Mann in Unterhosen
nicht einmal Zeit, seine Kleidung anzulegen."
Und in einem Leserbrief in der Kleinen Zeitung vom 11.6. steht: "Erinnert
sei, wie Vater Radl in Unterhosen durch Fürstenfeld getrieben wurde." Nun
weiß ich natürlich nicht, ob sich die Dinge so zugetragen haben,
wie es da steht. Sei dem wie immer, offenbar meinen manche, es habe sich so
zugetragen.
Ich glaube gern, daß es nicht ohne Rauheit geht, wenn sich jemand der
Fest-nahme widersetzt. Schwieriger fällt es mir schon, zu glauben, daß -
nach einer anderen Pressebehauptung - die Perlustrierung eines friedlich
auf die U-Bahn wartenden Menschen nicht ohne einen gebrochenen Körperteil
desselben abgehen kann. Wes-halb allerdings ein Mensch aus einem Haus, das
die Obrigkeit in sicherer
Gewalt hat, in Unterhosen abgeführt werden muß, das zu begreifen, übersteigt
mein möglicherweise begrenztes Vorstellungsvermögen....
Die (behauptete) Verletzung der Men-schenwürde in einem Einzelfall mag
wenig bedeutsam erscheinen, doch läßt die wiederholte Erwähnung,
Jahre später, auf nachhaltigen Eindruck in der Öffentlichkeit schließen.
Und wohl auf negativen . .... Da die Angelegenheit jetzt in der Presse wieder
aufgewärmt wurde und auch angesichts des jüngsten AI-Berichts über Österreich
schiene mir eine klare öffentliche Stellungnahme des zuständigen
Bundesministers nützlich ...
Die öffentliche Stellungnahme? Sie steht heute noch aus.
Nun kann man natürlich einwenden, es gibt wichtigere Dinge als ein dürftiges
Beinkleid. Zum Beispiel: Tausende Einbrecher laufen frei herum, angezogen.
Freuen wir uns doch, dass die Ministerin wenigtens ein paar Tierschützer
gefangen hat, mit oder ohne Unterhose.
Andererseits: Auch ein noch so Unschuldiger kann in den Genuß polizeilicher
Arretierung kommen. Dann wird es interessant: Was darf ich kraft Gesetzes anziehen?
Schon damit ich keinen Schnupfen kriege.
Darum haben wir auch unsere jetzige Innenministerin, Frau Dr. Fekter wiederholt
gebeten, diesbezüglich und zu anderen Merkwürdigkeiten öffentlich
klarzustellen: War es so wie behauptet? Und wenn ja, billigen Sie das Verhalten
Ihrer Polizisten Und wenn nein, welche Maßnahmen wur-den getroffen, um
solche Vorkommnisse in Zukunft zu verhindern?
Wird je eine Antwort kommen?
E.L.
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