Inhalt Nr.1/2010

Die Frühjahrsnummer der anima 2010 ist Anfang April erschienen.

 

Aus dem Inhalt:


Alltägliches .........................................3


Die BIO BAR von Antun .......................6
Global Ethics, Nativ Culture


anima – Offenlegung ..............................7


Erwin Lauppert
Kampfpistolen
.................................... 8


Vegetarische Informationen ............. 10


Sechs Prozent in sechzig Jahren
....... 11
Informationen der Ges. für humane Nutztierhaltung


Der Heilige und die Wölfin ................ 12


Die Wölfe sind wieder da .................. 13

Wolfsfreunde: Tierschützer oder Sadisten?


Bücher
Vegetarische Ernährung – Vegetarismus –Vegetarian Visitor 2010 – Tiere als Freunde im Mittelalter – ALTEXethic – BikeeXtreme – Vegan unterwegs – Wahrllich, Natürlich, Köstlich – Das Hochbeet
In eigener Sache ................................. 17


Nachruf Prof. Gotthard M. Teutsch.... 18
Kirchentag Mensch und Tier.............. 18


Vom Schicksal der Pferde ................. 19


Kindesmissbrauch ................. .......... 20

 

Liebe Leserinnen und Leser


Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein, Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bär freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind steckt seine Hand in die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg. Jesaja, 11,6

Das Paradies ist noch Vision. Der Wolf isst nicht Stroh sondern Lämmer, und der Mensch – der unnötig – auch; der vom Propheten Jesaja erschaute Geist der Weisheit und der Einsicht ist noch nicht über ihn gekommen.


Darum handelt diese anima auch von Tagesthemen, von Wölfen, Vivisektoren, Qualtransporteuren und vom Missbrauch von Hunden fürs Protzen. Und ein kleinwenig auch von Heiligen (siehe die Buchbesprechung Tiere als Freunde im Mittelalter. Das übliche Restaurant-Interview fehlt e-benfalls nicht.
Ein Thema, in den früheren Nummern ausführlich behandelt, fehlt dagegen, der Gerichtsprozess gegen Tierschützer. Darum hier ein paar Worte.
Die Verhandlung läuft seit einigen Wochen und es zeigt sich immer mehr, es ist ein entscheidender Prozess. Denn die Anklage stellt praktisch wirksame Tierschutzarbeit unter Verbot. Ein Unbekannter schlägt die Scheibe eines Pelzgeschäftes ein. Prompt ist, wer eine Pelztierfarm filmt, Glied einer kriminellen Organisation. Der Wallraff heuert in einem Unternehmen an, um Kinderarbeit aufzuspüren. Schnell lasse ich mir als Unternehmer mein Auto zerkratzen, hurra kriminelle Organisation, und ab mit dem Wallraff für fünf Jahre ins Gefängnis. Dank § 278a StGB.


Firmen dürfen mit idyllischen Bildchen millionenschwerer Werbung die Konsumenten einlullen, wenn Konsumenten- oder Tierschützer vor den Geschäftstüren Verbrauchern die Realität zeigen, ist es Indiz für Kriminalität.


Da kann man allen Menschen- und Tierfreunden nur empfehlen, wählen sie nur Parteien die sich verbindlich zur Entschärfung des §278a StGB verpflichten.


Unbekümmert um allen tagespolitischen Lärm – schrieb vor Jahren unsere frühere Redakteurin Christine Beidl – beginnt rings um uns das österliche Auferstehen der Natur mit ihrem Grünen und Blühen, Gezwitscher und Nesterbauen, das uns Jahr für Jahr von neuem ans Herz greift, aber es beginnt auch unser Schmerz, denken wir an die Millionen unschuldiger Schweine und Lämmer, die für dieses schöne Fest gemetzelt werden, weil es immer die Tiere sind, die für unsere Menschenfeste mit Todesangst und Todesleid bezahlen müssen. Friede und Erlösung kann erst dann eintreten, wenn sie der Kreatur zuteil wird, wenn wir sie ihr zuteil werden lassen.


Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir in diesem Sinn friedliche und erholsame Osterfeiertage.
Ihre anima Redaktion

 

Seite 3:

Alltägliches
Tierversuche – Aus den Augen, aus dem Sinn?


Im Jänner ereignete sich etwas Ungewöhnliches. Ein Aufschrei über einen Tierversuch, weit über die Gemeinde der Tierfreunde hinaus, ein Empörungswelle, die zum Abbruch des Experiments führte. Es ging um die „Lawinenschweine“. An 29 Schweinen – (angeblich) betäubt – in Schnee vergraben sollte der Zustand oder das Sterben von Lawinenopfern simuliert werden. Das Forschungsprojekt – beteiligt waren Wissenschaftler der Medizinischen Universität Innsbruck im Verein mit Forschern aus Südtirol, Deutschland und Norwegen – hatte zum Ziel, die physiologischen Veränderungen bei verschütteten Lawinenopfern zu erforschen.
Das Besondere an diesem Versuch war: er fand in der Öffentlichkeit statt, in einem Tiroler Bergdorf.
Auch Leute, die sonst Tierversuche als selbstverständlich erachten, fanden Zeit nachzudenken. In der Wiener Presse stellte sich z.B. Michael Prünner die Frage, wie man rational begründen könne, dass Tierversuche ethisch gerechtfertigt sind. Da eine religiöse Begründung, Gott habe den Menschen über das Tier gestellt, sich heute kaum mehr hochhalten lasse, etwa aus dem Anderssein des Menschen und aus seiner Macht? Diese „Sichtweise kann auf puren Faschismus hinauslaufen: Wer sich als anders definiert, darf alles tun, wem auch immer. Daher meine Frage: Wenn die besondere Würde, die allen Menschen, aber nur ihnen, zukommt, nicht mehr begründet werden kann, ist dann Empathie, Mitgefühl, vielleicht noch der beste Ersatz, um die Leute davon ab-zuhalten, einmal mit mir Menschenversu-che anzustellen? Darum könnte es ein Dienst an der Humanität sein, die Auf-schreie der Schweineretter nicht nur als das inkonsequente Weichei-Gefühlschaos abzutun, das sie natürlich auch sind. Son-dern in ihnen auch den Impetus zu ach-ten, Kreaturen in Not zu Hilfe zu eilen, statt interessiert ihre Atemfrequenz zu messen, bis der Tod eintritt. „Egal, wir tun da trotzdem weiter“, hieße, diesen Impetus, dieses Primat des vor jeder Lo-gik einsetzenden Mitgefühls öffentlich zu missachten. Im Kern dieses Mitgefühls scheint mir ja doch das Bewusstsein der besonderen Würde des Menschen zu ste-cken, die unser tapsiges Herz generös auf alle Lebewesen zu übertragen bereit ist, die nur groß und herzig genug sind. Daher komme ich zu einem schizophrenen Schluss, der Sie zu Recht empören wird: Ich bin für Tierversuche dieser Art, aber nicht im Angesicht der Öffentlichkeit.“
Der Versuch war nicht außergewöhnlich, es war ein Experiment, wie es Tag für Tag auch qualvoll in den wissenschaftlichen Laboratorien auf der ganzen Welt stattfindet. Ob es ein quälerischer Versuch war, sei dahingestellt. Schenkt man der Erklärung des Wissenschaftsministeriums Glauben, nein: „Während des gesamten Versuchs konnte nach Angaben der Forscher/innen mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass die Tiere das Bewusstsein wiedererlangt haben.“ Allerdings gibt es dazu Gegenargumente.
Der Versuch betraf auch keine Tierart, die bei den meisten Menschen, besondere Sympathie auslöst, außer gebraten auf dem Teller. Es waren weder herzige Afferln, noch Hunde oder Katzen. Schweine töten gilt als selbstverständlich. Es geschieht in Österreich fünfmillionenmal im Jahr. Um sie aufzuessen, obwohl dies un-nötig wäre und dazu eher gesundheitsschädlich ist.
Außergewöhnlich war wie gesagt die Öffentlichkeit des Tierversuchs. Erst die unmittelbare Anschauung aktivierte die Menschen. Der dem Versuchswesen zugeneigte Presse-Redakteur hat den Punkt getroffen und plädiert für Geheimhaltung. So wie einst Adolf Hitler die Judenver-nichtung geheim hielt.
Ein kurzer Rückblick: Der Kampf gegen die Vivisektion ist alt, er war bereits im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts intensiv, vor allem in England manchmal sogar brutal. Er war nicht ganz ohne Erfolge, wenn auch durchschlagende ausblieben. In Österreich führten die Bemühungen in 1974 zum ersten Tierversuchsgesetz und damit zur Begrenzung der Versuche und zu Genehmigungspflichten. Ein wesentli-cher Fortschritt war das grundsätzliche Betäubungsgebot. Eine breite Bewegung führte 1989 (1990) zu einem neuen Gesetz, allerdings mit eher wenigen Verbessserungen, eine war die Einrichtung einer Kommission für grundsätzliche Fragen. Mit der Tierversuchs-Verordnung im Jahre 2000 wurde eine EU-Richtlinie insbes. betr. die Tierhaltung umgesetzt, später auch ein Verbot von Versuchen an Menschenaffen. Doch im Ergebnis blieb das Leben der Versuchstiere schmerzlich trist.
Vor zwei Jahren stellte die EU-Kommission den Entwurf einer neuen Richtlinie über Tierversuche vor; mit etlichen Verbesserungen, die dann allerdings unter Industrie- und Wissenschaftseinfluss teilweise wie z.B. die Ethik-Prüfung wieder gestrichen wurden. Das EU-Parlament, das zustimmen muss und vor Jahren sogar mehr Tierschutz gefordert hatte, verlangte jetzt zusätzliche Abstriche zugunsten der Unternehmen und Forscher. Ein Kompromiss wurde im Dezember ausgearbeitet und sollte noch im März beschlossen werden. Die alte Tierschutzforderung, Versuche mit Primaten insgesamt zu verbieten, blieb gestützt auf eine Studie einer (angeblichen) Expertengruppe schon im Kommissionsentwurf unberücksichtigt, selbst Versuche an Menschenaffen sind wenn auch sehr eingeschränkt erlaubt. Soweit der derzeitige Stand.
(Zur Primatenstudie hat übrigens der EU-Ombudsmann Diamandouros eine Untersu-chung eingeleitet; aufgrund einer Beschwerde der Europ. Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) über mangelnde Fachkenntnis etc. der Stu-dienverfasser).
Erinnern Sie sich noch? Ende 2003 ka-men Tierversuche vorübergehend wieder ins allgemeine Gespräch. Ein Journalist hatte als verdeckter Ermittler für die britische Versuchsgegnerorganisation British Union for the Abolition of Vivisection. (BUAV) fünf Monates lang als Tierpfleger in Münster bei Covance, einem der größten internationalen Tierversuchs-Unter-nehmen spezialisiert auf Routineuntersu-chungen, gearbeitet und heimlich gefilmt. Der Film wurde im Fernsehen ausgestrahlt – Affen isoliert in kleinen Drahtkäfigen, die milde gesagt robuste Behandlung, die Todesangst der Tiere – all das schockierte das Publikum; Staatsanwalt und EU-Kommission fanden dagegen nichts strafbar. Das Unternehmen versuchte den Film zu verbieten, mit wechselndem juristischen Erfolg; immerhin gelang es ihm, die behördlich angeordnete Videoüberwa-chung abzuwehren. Ein Jahr später hatte PETA in den USA ebenso einen Ermittler heimlich bei Covance eingeschleust. Auch gegen dessen erschütternde Dokumentation zog die Firma zu Gericht. In England wurde Covance kostenpflichtig abgewiesen, in Amerika – die Prozesskosten ge-hen schnell in die Hunderttauende oder mehr – musste sich PETA zu einem Kompromiss verstehen: nur eingeschränkte Verwendung des Videos und Verzicht auf Undercover-Recherchen für fünf Jahre.
Welche Erfolgsaussichten hat der Kampf gegen Tierversuche? Ein Blick in die Schweiz: Eine radikalere Volksinitiative ‚für die Abschaffung der Vivisektion' erlitt 1985 eine schmerzliche Niederlage,; mehr als 70 % der Bürger stimmten dagegen. Eine schon zuvor vom Schweizer Tierschutz, der Dachorganisation Schweizer Tierschutzvereine, eingeleitete gemäßigtere Initiative, „Weg vom Tierversuch“ kam 1992 zur Abstimmung (vom Antrag bis zur Abstimmung vergehen Jahre); sie unterlag der mit immensen Mitteln do-tierten Gegenpropaganda der chemischen Industrie knapper (44 % Ja-, 56 % Nein-Stimmen; immerhin war in vier Kantonen die Mehrheit dafür). Ein Manko bei allen Bemühungen ist sicher auch die Zersplitterung der Aktivisten, der Streit zwischen Radikalen, die nur die gänzliche Abschaffung akzeptieren wollen und den Moderaten verschiedener Gewichtung.
Was kann geschehen? Radikale Lösungen sind offensichtlich nicht erreichbar. Worauf sollen wir uns konzentrieren?
Gesetze sind eines. Das andere, wie werden sie gehandhabt, und werden sie beachtet?
Der Schweinefall zeigt: ein wesentlicher Nachteil ist die Einseitigkeit des Genehmigungsverfahrens. Nur der Antragsteller, der Forscher, Unternehmer hat Parteistellung, und damit faktisch Gewicht. Da neigt sich die Waage fast automatisch zu seinen Gunsten. Die Opfertiere bleiben auf der Strecke. Daraus folgt: Die Tiere brauchen auch in Tierversuchssachen einen Tieranwalt mit Parteistellung.


Die Forderung:
Ein Tieranwalt auch für Versuchstiere


Der andere gravierende Mangel, alles geschieht geheim. Undurchdringliche Mauern halten die Öffentlichkeit ab. Missstände gedeihen im Dunkeln. Darum die zweite Forderung: Licht in die Versuchstierhallen.
Die zitierten Filme und ähnliche Berichte aus einigen amerikanischen Universitätslabors haben gezeigt: Wenn wo auch immer unter Zeit- und Kostendruck und unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit sich verständlicherweise häufig wehrenden Tieren gearbeitet wird, wäre es fast ein Wunder, käme es zu keinen Brutalitäten. Das bekannte Stanford-Prison-Experiment hat dazu gezeigt, wie leicht aus einer Machtposition Sadismus wird.
Unlängst wurde das Sterben eines Menschen in der Eisenbahn dokumentiert, dank der im Zug installierte Videokamera, mit allen makabren Begleitumständen – Mitreisende leisteten keine Hilfe, die Leiche wurde bestohlen. Wir werden alle überwacht, Kameras lauern – erlaubt oder unerlaubt – auf Straßen, in öffentlichen Gebäuden, Hauseingängen, Lebensmit-telmärkten, Gaststätten, Krankenhäusern, bei manchen Tierschützern vielleicht sogar im Schlafzimmer. Kameras überall, nur nicht in Massenställen, Schlachthöfen, Tierversuchsanstalten.


Grauenhaftes in Schlachthäusern hatten schon vor Jahren den Tierrechtsphilosophen Helmut F. Kaplan zu folgendem Aufruf an die Tierschutzorganisationen veranlasst:


„ Dass bereits der "ordnungsgemäße" Schlachthausbetrieb eine recht unerfreuli-che Angelegenheit ist, ahnen die meisten Menschen wohl. Aber sie wären mit Si-cherheit entsetzt, wenn sie wüssten, welch geradezu unglaubliche "außertourli-che" Grausamkeiten im Schlachthaus an der Tagesordnung sind. Was läge also näher, als dieses Entsetzen der Menschen für die Tiere nutzbar zu machen:
Die "außertourlichen", ungesetzlichen Grausamkeiten in Schlachthäusern, etwa die fehlende oder mangelnde Betäubung oder das sadistische Quälen von Tieren, sind wohldokumentiert. Was fehlt, ist die breite, systematische und wiederholte Veröffentlichung dieses Materials. Danach müsste es möglich sein, die Menschen zu mobilisieren, Maßnahmen zur Verhinderung dieser überflüssigen und illegalen Grausamkeiten zu fordern. Auch die Schlachthausbetreiber müssten ein Interesse daran haben, vom Vorwurf des ständigen Gesetzesverstoßes befreit zu werden.
Die permanente Video-Überwachung wäre eine einfache und wirksame Möglichkeit, die Einhaltung der gesetzlichen Bestim-mungen in Schlachthäusern zu gewährleisten.


Die Forderung:

Videoüberwachung in Tierversuchslabors


Ich rufe daher alle Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen auf, sich auf allen Ebenen vehement und unnachgiebig für eine lückenlose Video-Überwachung aller Schlachthäuser einzusetzen.
Und, wer weiß: Vielleicht führt die durch diese Kampagne bewirkte Kenntnis von den illegalen Grausamkeiten in den Schlachthäusern dazu, daß die Menschen auch die gesetzlich zugelassenen Grausamkeiten in Frage stellen.“
Was Kaplan hier zu den Schlachthöfen – leider kaum gehört – gesagt hat, gilt ähnlich auch für Tierversuchslabors.
Konzentrieren wir uns auf zwei Forderungen: Tieranwalt und Videoüberwachung.

Erwin Lauppert

 

Seite 6:

Global Ethics, Native Culture
Die BIO BAR von Antun
Ein Veggie-Lokal im Herzen Wiens,
bodenständig, aber eingedenk der globalen Verantwortung


In den letzten anima-Nummern hatten wir Ihnen zwei Betriebe auf dem Lande und einen in Graz vorgestellt. Diesmal ging es nach Wien. In der innersten Stadt, mitten im 1. Bezirk, in der Drahtgasse nächst dem Judenplatz gibt es ein vegetarisches Lokal, die BIO BAR. Wir baten den Besitzer Herrn Mag. Antun Petrovic zum Interview.


anima: Seit wann besteht die Bio Bar?
Petrovic: Die BIO BAR wurde im Jahr 1998 gegründet. Ich war einer der ersten Männer in Österreich, der seine Vater-Pflichten ganz persönlich ausgeübt hat. Nach der kinder-bedingten Berufsunterbrechung musste ich mir einen neuen Arbeitsplatz selbst schaffen und dabei dachte ich natürlich vor allem an die Anliegen von jungen Menschen und von Familien.


Was gibt es in der Bio Bar?
Unter der Woche werden besonders für berufstätige Menschen jeweils zwei komplette Menüs mit Suppe, Salat und Hauptspeise angeboten – und das alles in kontrollierter BIO-Qualität unter zehn Euro pro Menü!


Was bevorzugen die Gäste?
Gefragt sind leichte Speisen, regionaler und saisonaler Genuss, Gemütlichkeit sowie guter Geschmack der Speisen und Getränke und immer stärker auch ein gutes Gewissen gegenüber der Natur, der Umwelt und unseren Mit-Geschöpfen, den Tieren.


Warum wählen Menschen gerade ein ve-getarisches Lokal?
Die Motive für die Wahl des BIO BAR – Angebots sind sehr verschieden und reichen von bewussten ethischen Entscheidungen im Sinne des Tierschutzes bis hin zu diätischen Bedürfnissen (Allergien gegen tierisches Eiweiß oder gegen Laktose) oder zum Wunsch nach leichter Kost mit Bedachtnahme auf Fitness und schlanke Linie.
Daher wird die BIO BAR von Anfang an als vegetarisches, überwiegend veganes Lokal geführt; die Speisekarte spiegelt die Jahreszeiten wider und eingekauft wird bei österreichischen BIO Betrieben und im Naturkost-Fachhandel.
Dabei geht es nicht darum, „eingefleischte“ Nicht-VegetarierInnen zu „bekehren“, sondern es geht um Alternativen in der Zubereitung von Speisen, um Gerichte ohne Tierleid, mit sozialer Verantwortung und ethischer Basis.


Noch einmal zum Angebot: Gibt es Hausmannskost, Qualitätsküche, Konzessionen an den allgemeinen Publikumsgeschmack in Art der Zu-bereitung und Speisen-Namensgebung?


Für jeden etwas. Es ist leicht möglich, gut zu essen, österreichische oder internationale Spezialitäten zu genießen - vom (veganen) Schnitzel oder Zwiebelrostbraten bis hin zu Pasta- und Reis-Gerichten, me-diterranen Eintöpfen sowie warmen und kalten Nachspeisen wie Palatschinken oder hausgemachten Torten – ohne Cholesterin und ohne Laktose. Für ganz Eilige gibt es immer kleine Imbisse und vollwertige Snacks.
Die ganze Palette an BIO BAR – Schmankerln findet sich im Internet unter www .biobar.at. Das Angebot steht in der Breite den besten internationalen Restaurants um nichts nach, der Preis liegt weit darunter, obwohl im Einkauf bei der (Bio-)Qualität nicht gespart wird.


Was sind Ihre Grundsätze für den gastro-nomischen Betrieb?
Die BIO BAR – Philosophie in kurzen Worten: Gesundheit und Genuss – zwei Seiten EINER Medaille – und Global Ethics, Native Culture, also bodenständig, aber eingedenk der globalen Verantwortung
Das BIO BAR–Team bietet den Gästen leichte und gesunde Speisen, die den Körper mit allen lebenswichtigen Bestandteilen einer ausgewogenen Ernährung versorgen UND gut schmecken sollen. Gesundheit und Umweltschutz ohne Zeigefinger, das ist die Devise. Bei den Menüs wird im Laufe der Woche auf eine möglichst abwechslungsreiche Zusam-menstellung der besten Bio-Produkte der Saison und auf eine ausgewogene Versorgung mit Nährstoffen, Vitaminen, Ballaststoffen, Mineralien und Spurenelementen Bedacht genommen. Die Zubereitung erfolgt schonend - ohne Mikrowelle - und mit wertvollen Kräutern, Gewürzen und Pflanzenölen! Alle Zutaten, auch die Tofu-Produkte (Soja), sind frei von Gentechnik!


Wie schaut es mit den Preisen aus?
Natürlich soll das Angebot auch vom Preis her erschwinglich bleiben; daher wird sehr hart kalkuliert und sparsam gewirtschaftet. Die BIO BAR ist ein etwas erweiterter Familienbetrieb; neben mir als Chef und Gründer arbeiten auch die beiden studie-renden Töchter und mein Bruder im Lokal. Sammelkarten für unsere StammkundInnen bieten weitere Vorteile (Menüs im Duzend billiger!).
Noch etwas. Man kann BIO BAR Gutscheine erwerben, sie sind nette Geschenke für jeden Anlass und alle Speisen gibt’s auch zum Mitnehmen!


Ist das Lokal behindertengerecht?
Ja,es ist mir besonders wichtig, dass das Lokal wirklich ALLEN offen steht. Daher war es eine Selbstverständlichkeit, dass der Zugang barrierefrei gehalten wurde und dass das ganze Lokal (auch die Toilette) auch für Personen im Rollstuhl benutzbar ist. Und selbstverständlich sind Kinder ganz besonders willkommen und niemand schaut schief, wenn ein Kind einmal etwas lebhafter ist. Ebenso gerne gesehen sind vierbeinige Gäste – und bislang waren nur sehr freundliche Vierbeiner zu Gast

.
Darf man im Betrieb rauchen?
Nein, selbstverständlich wird das ganze Lokal als Nichtraucher-Zone geführt – und das schätzen auch die RaucherInnen sehr.


Wie groß ist der Betrieb?
Im Gastraum gibt es circa 30 Platze und ebenso im wunderschönen und zur Ruhe einladenden Schani-Garten in der warmen Saison. Mitten im Herzen Wiens und doch ohne Hektik, das macht die besondere Lage in der Fußgängerzone nächst dem Judenplatz aus!


Wann ist offen, gibt es Ruhetage?
Die BIO BAR ist an allen sieben Tagen der Woche geöffnet, nur am Montag ist kein Abendbetrieb; sonst ist das Lokal circa von 12 Uhr bis 23 Uhr offen; in der Kalten Jahreszeit ist am Nachmittag von 15 Uhr bis 17.30 eine Ruhepause, in der Schanigarten-Periode ist durchgehend geöffnet. Vor allem zu Wochenenden und den Hauptspeisezeiten empfiehlt sich eine Reservierung.


anima: Wir danken für das interessante Gespräch und wünschen weiterhin viel Erfolg!


Die BIO BAR von antun, 1010 Wien, Drahtgasse 3 (zwischen Platz am Hof
und Judenplatz), T. 01 968 93 51, antun @biobar.at, www.biobar.at

 

 

Offenlegung
anima - Zeitschrift für Tierrechte
Medieninhaber und Verwaltung: Österr. Vegetarier Union (ÖVU), 8045 Graz, Rossegg 41, Tel.0316 - 463717, und 0720 - 349 056 (Fairytel), email: anima @vegetarier.at
ZVR-Zahl 90713 6740, DVR 0955 906.
Herausgeber und Redaktion: Arbeitskreis Tierrechte der ÖVU, Adresse w.o.
Vorsitzender der ÖVU: Dr. Erwin Lauppert, Graz; Stellvertreter Mag. Erwin Lengauer, Wien; Schrift-führerin Michaela Schaller, Graz. Leiter des AK Tierrechte Erwin Lauppert (E.L.), der auch für nicht gezeichnete Texte verantwortlich ist.
Grundlegende Richtung: Forum für die Anliegen der Tierrechte, Mobilisierung des Mitfühlens mit der am menschlichen Übermaß leidenden Kreatur, ob Maximalforderungen (Veganismus, Tierversuchsver-bot), Lakto-ovo-Vegetarismus, oder minimal (artge-rechte Nutztierhaltung, tierfreundlicheres Konsum-verhalten, Vereinsorgan der ÖVU, Infos der ÖVU und der Gesellschaft für humane Nutztierhaltung)
Liebe Leserinnen und Leser, bitte bei Beitragszahlungen Namen und Adres-se nicht vergessen und Adressände-rungen mitteilen!

 

Seite 8

 

Kampfpistolen
Kaum ewas ist für sich gesehen und emotionslos betrachtet ungefährlicher als eine Pistole. Zu Hunderttausenden führen sie ein beschauliches Leben in (hoffentlich) wohl versperrten Laden, ohne je in ihrem Leben irgendjemand Leid anzutun.


Was eine Pistole gefährlich macht, ist einzig der Mensch, der sie führt. Die Frage des Fabrikats, ist es eine Glock, der österreichischen Exportschlager, eine Walther, ein Colt, spielt keine Rolle. Dessen eingedenk prüft die Staatsgewalt genau. Und zwar den Menschen, der eine Pistole führen will. Prüft seine Verlässlichkeit, seine Befähigung, seinen Bedarf. Lässt ein Gutachten erstellen über seine psychische Eignung, schaut darauf, wie es sie verwahrt. Und vor allem, erlaubt die Führung einer Pistole nur Menschen, die sie wirklich brauchen. Allerdings, vollends ignoriert das Gesetz die Waffenrasse nicht. Waffen, mit denen man besonders viel anstellen kann, Maschinenpistolen zum Beispiel sind überhaupt verboten.


Nun angesichts der Todesfälle in den letzten Monaten zu den Hunden, die beißen.
Auf tragische Zwischenfälle mit beißwütigen Hunden folgt stets – so unlängst ein Salzburger Blatt – „eine typische und gleiche Reaktionskette. Es bricht eine hysterische Debatte rund um Rasse, Schuld und Bösartigkeit (Hund oder Mensch?) los, es werden abenteuerliche, abstruse und rabiate Standpunkte verbreitet ... – und am Ende überdeckt das lautstarke Getöse den eigentlichen Kern: dass eine wachsende Mehrheit der Bevölkerung Entsetzen und Angst empfindet, sich belästigt fühlt und den Wunsch nach Schutz vor „waffenähnlichen Hunden“ hat. Behörden und Politik verharren indessen in einer Art Totstell-Reflex: Die Gesetze zum Schutz vor gefährlichen Hunden seien samt und sonders zahnlos, so die Kritik, man habe nicht den Mumm, gegen die laute „Hundelobby“ und ihr Wählerpotenzial vorzugehen.“


So geht es tatsächlich. Neues Gesetz in Niederösterreich – unmittelbarer Anlass die schwere Verletzung eines kleinen Kindes im Familienkreis: zehn Stunden Ausbildung für Halter einiger als gefährlich eingestufter Hunderassen, und mehr als zwei dieser Hunde darf niemand halten. In Wien soll es ein bisschen strenger werden: Hundeführschein mit Prüfung für einige Rassen mehr, für 5 % der Hunde, die für 25 % der Bisse verantwortlich seien.


Darauf großer Aufschrei. Es gibt keine gefährlichen Rassen, die sogenannten Kampfhunde sind liebe gutmütige Familienhunde, und wenn Hunde aggressiv sind, ist das einzig die Schuld ihrer Besitzer. So tönten organisierte und nicht organisierte Hundefreunde, an der Spitze eine Hundezeitschrift. Die bemühte sogar, von Taktgefühl nicht geplagt, den Judenstern gegen die Rassenliste. Auch gemäßigtere Kreise verneinten die Stichhaltigkeit der Liste, Schäferhunde z.B. bissen mehr, sinnvoll wäre allenfalls eine Prüfung für ziemlich alle Hundebesitzer, hüteten sich jedoch eine solche zu fordern.


Ein nüchterner Betrachter fragt sich da unwillkürlich: wozu die Aufregung? Der Gesetzgeber verlangt nicht mehr als jeder vernünftige Hundehalter von sich aus tut: etwas Ausbildung.
Und eine kleine Anmerkung zur Argumentation der Gegner. Rassen sind nicht nur der Mode und des menschlichen Protzbedürfnisses wegen entstanden, sondern weil die Menschen Hunde mit unterschiedlichen Eigenschaften brauchten. Das spricht eher für unterschiedliches Gefährdungspotential. Auch dass ein Gesetz nicht allen Gefahren begegnet, ist noch kein Grund auf Gefahrenabwehr überhaupt zu verzichten.


Und noch etwas. Es geht nicht nur um Menschenschutz. Es geht um Hundeschutz. Denn beißende Hunde beißen nicht nur Menschen, sie beißen viel häufiger Hunde, und leider nicht selten tot.


Doch sei dem wie immer: Die Abneigung vieler Menschen gegen Hunde hat vor allem zwei Gründe: vorn die Zähne und hinten, was rauskommt


Wenn wir Hundefreunde mit diesen Mitmenschen in Frieden leben wollen, dürfen wir ihre Gefühle nicht ignorieren. Die Wiener Abstimmung erbrachte eine 89% Mehrheit für den „Kampfhunde“-Führ-schein. Das müssen wir zur Kenntnis neh-men, viele Menschen, sehr viele Menschen sind besorgt.
Die Besorgnis wird nicht geringer, wenn manche Hundebesitzer es an Verständnis für die Opfer ihrer Tiere fehlen lassen und zudem bedrohlich wirken wollen.


Sogenannte Kampfhunde, sagen Sozialarbeiter, sind vornehmlich ein Unterschichtsproblem. Sozial Deklassierte versuchen ihren Status durch bedrohliche Hunde zu heben. Da passt hinein: Die Mutter des durch Biss verunstalteten Mädchens – Auslöser für das nö. Gesetz – hat ihr Kind staatlicher Betreuung überlassen.


Bei all dem nimmt es nicht wunder, wenn der Chefredakteur der auflagenstarken Grazer Kleinen Zeitung wie folgt leitartikelt:


Nicht der Hund sei böse, argumentieren sie (Anm. die Hundefreunde), sondern der Mensch, der das Tier falsch konditioniere. Stimmt, ändert aber nichts am Befund: Bestimmte Hunderassen sind potentiell gefährlich, auch dann, wenn der Halter Hundeführer ist. ... Befähigung schützt in dieser Risikoklasse nicht. Hysterisieren die Medien? ... es ist nebensächlich, ob der Begriff Kampfhund denunziatorisch ist. Es ist für ein Opfer auch zweitrangig, auf wen die Gefahr zurückgeht, auf den "sonst so zutraulichen" Hund, der plötzlich "kippt", weil er einen Tumor hat oder Rudel- und Jagdinstinkte aktiviert, oder auf die prekäre Persönlichkeitsstruktur des Halters: ...
Diese Differenzierungen sind für ein Opfer irrelevant. Es hat keine Zeit, eine Wesensabklärung von Hund und Halter vorzunehmen. Auch will man sich nicht daran gewöhnen, dass das Überleben davon abhängt, ob ich sachkundig reagiere oder nicht. Die Allgemeinheit hat ein Recht darauf, in eine solche Situation erst gar nicht zu geraten. Das gilt erst recht für Kinder.
Das zahnlose Normen-Wirrwarr in Österreich gehört beseitigt. Für Hunde, die nicht der höchsten Gefährdungsklasse zuzurechnen sind, müssen bundesweit einheitliche, nach Risiko gestaffelte Befähigungsnachweise her. ... . Was die Kampfhunde betrifft, führt an einem Verbot von Zucht und Haltung kein Weg vorbei. Sie haben im öffentlichen Raum nichts verloren. Wer genau darunter fällt, sollen Kynologen und Biologenklären. Fest steht: Es gibt kein Menschenrecht, Waffen an der Leine zu führen. Ein Verbot ist der einzig wirksame Schutz. Jedes lebenslang entstellte Kind rechtfertigt es. Es ist ein krankhaftes Bedürfnis, Gefahr zu züchten. Das Leben ist lebensgefährlich genug.


Und im Wiener Standard war ähnliches zu lesen.


Anlässlich des Todes eines Kindes in der Schweiz stand vor vier Jahren in der anima:
Die sogenannten Kampfhunde wurden ebenso wenig wie die 20.000-Liter-Kuh oder die sprichwörtliche Wollmilchsau vom lieben Gott am sechsten Schöpfungstag geschaffen. Sie sind ebenso wie die Qualzuchten, die gerade bei Hunden zahlreich sind, Erzeugnis menschlicher Erfindungsfreude, Habgier oder Abartigkeit.


Warum „Kampfhunde“ züchten?


Da liegt die Frage nahe, wozu diese Rassen? Qualzuchten sind gesetzlich verboten, mag auch der Streit, was eine Qualzucht ist, der Vollziehung des Gesetzes hinderlich sein. Kampfhunde braucht man schon lange nicht mehr. Manche landen, als gefährlich weggegeben, in Tierheimen. Dort vegetieren sie dann, unvermittelbar, Opfer faktischer seelischer Grausamkeit.


Es ist abscheulich, wenn der Staat, aus einem Anlassfall den Sinn für Maß verlierend wie in Deutschland geschehen, die Tiere einfach umbringen lässt. Doch etwas anderes ist es, die weitere Zucht zu verbieten. Bei Katzen ist in Österreich im Allgemeinen die Fortpflanzung kraft Gesetzes verwehrt. Warum nicht auch bei Kampfhunden?


Erwn Lauppert

Seite 10: Vegetarische Informationen

Seite11:

Sechs Prozent in sechzig Jahren?

Kühe und Kälber und ihren frühen Tod. In der Herbst-2008-Nummer der anima hat es eine Tierärztin ausführlich beschrieben (‚Eine Milchkuh klagt an’).


Die konsequente Abhilfe wäre Verzicht auf Milch, also die vegan-vegetarische Lebensweise. Es gäbe dann keine Milchkühe mehr und kein Kuhleid.

Nur wie viele Menschen leben vegan? In Österreich nach der letzten Statistik 0,2 Prozent. In den USA nach den von der ADA, der American Dietetic Association veröffentlichen Zahlen im Jahre 2000 ein Prozent, 2006 eineinhalb Prozent, also in sechs Jahren ein halbes Prozent mehr; dies trotz intensiver Propaganda zahlreicher Organisationen insbesondere der schlagkräftigen PETA. Wenn es so weiter geht, sind es dann in sechzig Jahren sechs Prozent. In England, wo die Vegane Gesellschaft vor 65 Jahren gegründet wurde, sind es immer noch kaum ein halbes Prozent.


Ü ber den trotzigen kleinen Jungen, der da sagt ‚Recht geschieht es meinem Vater, dass ich mir die Hände abfriere, was kauft er mir keine Handschuhe’ macht man sich lustig. Der analoge Spruch, ‚Recht geschieht es den Rindviechern, dass sie leiden, was trinken die Menschen auch Milch’ ist nicht so lustig, wenigstens nicht für die Kühe.


DDr. Balluch, der sich für reformistischen und gegen abolitionistischen (d.i. gänzliche Abschaffung) Tierrechtsaktivismus ausgesprochen hatte, wurde in einem Interview gefragt:

Ist das nicht ebenso absurd, wie Menschenrechtsgruppen zu raten, sich an Kampagnen für „humanere“ Menschenrecht verletzende Praktiken zu beteiligen?

Er entgegnete: Ich war jetzt selbst lange Zeit in einer winzigen Zelle. Ich behaupte, meine Inhaftierung war menschenrechtswidrig. Wenn aber eine Enthaftung durch eine Kampagne von Menschen-rechtsgruppen (z.B. durch Abschaffung des menschenrechtswidrigen § 278a StGB) nicht realistisch möglich erscheint, dann hätte ich mich als Gefangener auch über jede kleinste Verbesserung gefreut, wie z.B. einfach nur täglich duschen, öfter als 1 Stunde pro Woche Besuch und und ......


Bei aller Wertschätzung der vegan-vegetarischen Lebensform, die Kühe können nicht so lang warten, auch kleinere Verbesserungen helfen ihnen. Wir glauben es gibt – entsprechende Aufklärung vorausgesetzt – genug Menschen, die zwar nicht auf Milchverzichten wollen, doch bereit sind, für Milch aus tiergerechterer Haltungsart mehr zu zahlen.


Vor einem Vierteljahrhundert gab es in den Lebensmittelmärkten nur Käfigeier. Als wir uns damals anschickten, das Freilandei wieder unter die Leute zu bringen, erklärte man uns zu Phantasten, kein Mensch würde es kaufen, die Bauernkammer verweigerte Hilfe. Anfangs war es zwar große Mühe und später gab es Abstriche von der Tierschutzqualität, woran leider sogar der eine oder andere Tier-schutz/rechtsverein nicht unschuldig war; doch fünfzehn Jahre später stammte bereits ein Viertel aller in Lebensmittelmärkten abgesetzten Eier aus Freilandhaltung.


Wir rufen alle an den Nutztieren interes-sierten Gruppen auf, zusammenzuarbeiten, um Milch aus tiergerechterer Haltung auf den Markt zu bringen.


Letztlich entscheidet der Konsument: Solange es nichts Besseres gibt, empfehlen wir
Zurück zum Ursprung – Milchprodukte (erhältlich bei Hofer). Es ist die einzige uns bekannte Marke in Kettenläden, die wenigstens verpflichtend Weidegang vorschreibt.


Schweinestall – naturverbunden?


Die Mühlviertler Fleischfirma Greisinger, deren Produkte unter dem Label „Qualität aus Österreich“ auch bei Hofer verkauft werden, gibt auf ihrer website an, ihr Fleisch stamme aus „naturverbundener Haltung“. Sie begründete dies uns gegenüber mit Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen (interessant!), der Fütte-rung, verhältnismäßig kleinen Betrieben und großteils Strohhaltung (ob bei Rind oder Schwein blieb ungesagt) etc.; Strohhaltung bei Schweinen wäre immerhin etwas.


Gebräuchliche Schweineställe haben wir gesehen, als naturverbunden empfanden wir sie allerdings kaum, auch wenn ein bisschen Stroh drinnen war. Wir fragten also, ob wir ein paar Betriebe anschauen dürfen, und pedantisch wie wir nun mal sind, ob auch das Schwein oder nur die Qualität aus Österreich stammt. (Sie haben, liebe Leser, ja sicher schon vom steirischen Quargel aus holländischer Milch gehört). Auf die Antwort warten wir noch.


Eine Information der
Gesellschaft für humane Nutztierhaltung
8045 Graz, Rossegg 41,T. 0720-346 219
office @nutztierhaltung.org
www .nutztierhaltung.org

Seite 12:

Der Heilige und die Wölfin

Ein anderes Mal begab sich der heilige Coemgen1 zu einem heiligen Eremiten namens Beoan1 und blieb einige Tage bei ihm. Jener Heilige hatte eine Kuh, und als sein Gehilfe eines Tages mit einer anderen Arbeit beschäftigt war, sprach er zum seligen Coemgen: ,,Geh', Bruder, und sieh nach unserer Kuh, dass sie nicht von wilden Tieren gefressen werde!"
Und als der heilige Coemgen loszog, fand er sie vor, wie sie ein Kalb gebar. Und als der Heilige die ....
Fortsetzung siehe Druckausgabe


© Wissenschaftlicher Verlag Bachmann
Die Erzählung wurde mit freundlicher Genehmigung des Verlags dem auf Seite 15 vorgestellten Band „Tiere als Freunde im Mittelalter“ entnommen.

 

Seite 13:

Die Wölfe sind wieder da
Wolfsfreunde: Tierschützer oder Sadisten?


Artenschützer jubeln: Wölfe sind wieder in Österreich und werden hier heimisch.

Meldungen im letzten halben Jahr: In der Steiermark im Wechselgebiet Wölfe aus den Karpaten und aus Italien, im Raum Knittelfeld ein Wolf aus Kroatien; von März bis Oktober 2009 sind ihnen 14 Mutterschafe, drei Lämmer, mehrere Mufflon und ein Fohlen zum Opfer gefallen, und natürlich auch Wildtiere in unbekannter Zahl (Kleine Zeitung Graz 13.11.2009); ein Wolf oder sogar vier in Kärnten, einer im Gurktal gesichtet; 13 Rehe gehen auf sein Konto; möglicherweise wandern sogar vier Wölfe durch Kärnten. Tirol: Ende Oktober hat ein Wolf oder ein Rudel, aus Italien eingewandert, auf einer Bergweide bei Imsterberg 12 Schafe aus einer 22-köpfigen Herde gerissen, auch im Pitztal gab es schon getötete Schafe. (VgT-Nachrichten, 5.3.2010).


Dass Artenschützer jubeln, ist verständlich. Ist doch für ihre Spezies die Erhaltung der Art alles, das einzelnen Lebewesen nichts.

Doch interessant ist, dass auch viele Menschen, die sich Tierfreunde, Tierschützer nennen, in den Jubel einstimmen. Warum freuen sie sich über die Wölfe, warum weinen sie nicht über Schafe, die getöteten Tierkinder, und die anderen Opfer? Sind sie Rassisten, deren Herz nur für den herrischen Beutegreifer schlägt, die knechtische Beutetiere, Grasfresser aber verachten sie? Dem Artenschützer ist Tod und Leiden von Lebewesen gleichgültig, vorausgesetzt es gibt genug von ihnen. Doch Tierschützern?


Betrachten wir es nüchtern. Ein Wolf braucht eine, vielleicht auch zwei Tonnen Fleisch im Jahr. Das kann ihm niemand verdenken. Er nimmt, was er am leichtesten kriegt, das sind nun einmal Schafe und Jungvieh auf der Weide. Und da Tötungstrieb und Hungertrieb nicht korrespondieren, richtet er, wenn unglückliche Umstände zusammentreffen, vielleicht auch einmal ein Blutbad an, weit über den Hunger hinaus. Auch das darf man ihm nicht vorwerfen. Findet er nicht genug Wild, nimmt er auch Hunde und Katzen und Mäuse, streift nächtens durch Dörfer, und durchstöbert die Abfallhaufen.


Der Einwand, die Nutztiere werden so und so gefressen, ob vom Wolf oder vom Menschen sei gleichgültig, verfängt nicht. Die 50 oder 100 Tiere je Wolf sterben zusätzlich. Denn da der Mensch zwar Vegetarier werden könnte, doch meistens nicht will, wird er zusätzliche Tiere mästen. Und wenn der Wolf die Weidehaltung unrentabel macht, eben in Massenställen.


Für das Wild, heutzutage faktisch ein Nutztier, allerdings das artgerechtest gehaltene, wird es auch leidvoller. Seit 200 Jahren vom Räuber verschont, nur mehr in der kurzen Jagdzeit bedrängt, muss es jetzt das ganze Jahr um sein Leben fürchten.


Dann ist da noch ein häufiges Argument. Einmal hat es hier Wölfe gegeben; daraus erwachse die moralische Pflicht, sie wieder einzuführen. Nur, wir können die Geschichte nicht zurückdrehen. Wenn wir wilde Tiere in eine gewandelte Welt setzen, in die von uns geschaffene Zivilisation, wenn auch möglichst weitab von unseren städtischen Interessen und unseren Wohnungen, wo die meisten die Beutegreifer gnadenlos verfolgen, mögen die auch noch harmlos sein wie eine Spinne, ist das nicht Wiedergutmachung.

Sollte das Argument mehr als Gefasel sein, müssten wir auch das einstige Umfeld wiederherstellen, etwa durch Schaffung eines echten Naturschutzgebiets. Wie wäre es z.B. mit dem fast unbesiedelten Salzatal in der nördlichsten Steiermark mit den begleitenden Gebirgen.


So aber bleibt der Verdacht: Wir Menschen halten halt gern – uns zum Vergnügen – wilde Tiere, seinerzeit und auch heute noch in Zoos, und nachdem die ein bisschen in Verruf geraten sind, in vorgeblich freier Wildbahn.


Alles in allem, ich glaube für Tierfreunde und fast alle Tiere besteht kein Grund zum Jubeln.


Erwin Lauppert

Seite 14 bis 17:

Bücher

Claus Leitzmann/Markus Keller
Vegetarische Ernährung,
2.Auflage, Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2010 (UTB 1868), 366 Seiten, kart., ca. 19 x 12 cm, 22,90 ¤(D)


Vor dreizehn Jahren hatte der Ernährungswissenschaftler Claus Leitzmann, Professor am Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Gießen gemeinsam mit Andreas Hahn dieses grundlegende wissenschaftliche Werk veröffentlicht. Die im Jänner erschienene völlig neu bearbeitete zweite Auflage wurde von Leitzmann, in der Zwischenzeit emeritiert, zusammen mit dem Ökotrophologen (Haushalts- und Ernährungswissenschaften) Doz. Markus Keller verfasst. Im Format zwar größer wurde das Buch inhaltlich gestrafft und setzt die Schwerpunkte teilweise etwas anders. So fehlt etwa das Kapitel ‚toxikologische Aspekte’ dafür wird die ‚Prävention chronischer Erkrankungen’ ausführlicher behandelt. Adressaten sind primär Studenten und Lehrende der Ernährungswissenschaften, Medizin und verwandter Gebiete, aber auch Berater und überhaupt alle, die sich mit der vegetarischen Ernährung tiefer befassen möchten.


Hauptgegenstand des Buches ist die ernährungsphysiologische Bewertung der vegetarischen Ernährungsformen. Insbesondere inwieweit sie die Versorgung mit potentiell kritischen Nährstoffen (bestimmte Vitamine und Mineralstoffe, Protein) sichern, besonders in Schwangerschaft, Kindheit und Alter, wird beurteilt.
Eingehender als in der ersten Auflage wird die historische Entwicklung des Vegetarismus und seine Verzweigungen dargestellt, wobei sich natürlich über die Gewichtung von Einzelheiten diskutieren lässt. So wird das Buch auch für Menschen, die sich nicht in die Ernährungslehre vertiefen sondern sich allgemein über Vegetarismus und seine Geschichte informieren wollen, interessant.
Schlagwortartige Zusammenfassungen der einzelne Abschnitte in Kernsätzen geben einen raschen Überblick Darüber hinaus gibt besonders wertvoll ein spezielles Kapitel abseits ernährungswissenschaftlicher Details praktische Ratschläge.


Die Beurteilung der vegetarischen Ernährung ist die in der nachfolgend beschriebenen Kurzausgabe als Fazit wiedergegebene. Noch einige Kernsätze aus dem abschließenden Resümee im Buch:


Vegetarische Kostformen sind artgerecht und zeitgemäß.


Vegetarier weisen ein geringeres Risiko für eine Reihe von chronischen ernährungassoziierten Krankheiten auf.


Auch für Vegetarier kann eine Ernährungsberatung hilfreich sein.


Claus Leitzmann
Vegetarismus – Grundlagen, Vorteile, Risiken
Verlag C.H.Beck München, 3.Auflage 2009, Taschenbuch, 125 Seiten, 7,90 ¤(D)


Das erstmals 2001 erschienene, 2007 aktualisierte Taschenbuch folgt in Aufbau und Darstellung weitgehend dem vorne beschriebenen grundlegenden Werk ‚Vegetarische Ernährung’ erster bzw. zweiter Auflage. Es bietet so einen kurz gefassten Überblick über den Vegetarismus: seine Arten, Beweggründe, Geschichte, Ernährungsphysiologische Bewertung unter Bezug auf die maßgeblichen Nährstoffe und Lebensphasen, Einfluss auf Erkrankungen etc., ohne den Leser durch zu viele Details zu belaten.


Das Fazit: ‚Eine abwechslungsreiche, gut zusammengestellte vegetarische Ernährung ist geeignet, die artgerechten Ernährungsbedürfnisse des Menschen in optimaler Weise zu befriedigen. Auf der anderen Seite bergen vegetarische Kostformen mit deutlich eingeschränkter Nahrungsmittelauswahl wie etwa die vegane Ernährung, auch das potentielle Risiko einer unzureichenden Versorgung mit verschiedenen Nährstoffen. Zur Mängelvermeidung sind hier besonders sorgfältige Lebensmittel-Zusammenstellung und ausgeprägtes Ernährungswissen angezeigt.’


Eine Anregung: Für den Leser hilfreich wäre ein Kapitel ‚Praktische Umsetzung der vegetarischen Ernährungsweise’, wie es die große Ausgabe enthält.


Englisch:
Vegetarian Visitor 2010
erhältlich bei Jon Carpenter Publishing, 2 Home Farm Cottage, Sandy Lane, St.Paul’s Cray, Kent BR5 3HZ, tel 01689 870 437, email: orders @joncarpenter.co.uk, Preis 3 engl.Pfund + 1 eP. Versand
Auf 112 Seiten 80 Hotels und Quartiere, 250 Cafes, Restaurants und Gaststätten, gekennzeichnet als rein l/o- und/oder vegan-veget. oder gemischt (auch Fleisch), geographisch gegliedert. Dazu eine lange Adressenliste von Veggie-Organisationen.


Gabriela Kompatscher
mit Albrecht Classen und Peter Dinzelbacher
Tiere als Freunde im Mittelalter
Eine Anthologie
Wissenschaftlicher Verlag Bachmann Badenweiler 2010, 560 Seiten, kart., 20 x 13 cm, 29,50 ¤(D), ISBN 978-3-940523-08-2, w ww.bachmann-verlag.de


Das Mittelalter, die Zeit etwa vom 6. bis zum 15 Jahrhundert, gilt nicht gerade als Periode besonderer Menschenfreundlichkeit und schon gar nicht Tierfreundlichkeit. Nüchterne Beobachter, fürchte ich, könnten allerdings diesen Mangel auch in unserer heutigen Welt erkennen, wenn auch von Worthülsen verdeckt. Immerhin hat der amerikanische Politwissenschaftler Rudolph Rummel die Zahl der im 20. Jahrhundert im staatlichem Auftrag ermordeten Menschen mit 170 Millionen beziffert (zitiert nach Yaacov Lozowick in ‚Hitlers Bürokraten’). Massentierhaltung, Tierversuche sind wohl auch nicht Punkte, die uns positiv vom Mittelalter unterscheiden.


Sei dem wie immer, Gabriela Kompatscher, Universitätsprofessorin in Innsbruck, Fach Latinistik, Spezialgebiet lateinische Texte des Mittelalters, nahm es als Wissenschaftlerin und dazu Tierrechtlerin verdienstvoll auf sich, in dieser gemeinhin als dunkel bezeichneten Zeit Zeichen der Empathie gegenüber Tieren aufzuspüren. Mitgearbeitet haben hiebei die Universitätsprofessoren Albrecht Classen, u. a mit deutscher Literatur im Mittelalter befasst, und Peter Dinzelbacher, Historiker.


Das Ergebnis ist die vorliegende Anthologie mit ungefähr siebzig Textstellen, religiöse und weltliche, Gedichte, Erzählungen, Auszüge aus Romanen etc. Alles Stellen, die von einer gefühlsmäßigen Bindung an Tiere oder doch von einfühlsamer Beobachtung ihres Verhaltens zeugen. Breiten Raum nehmen natürlich Heilige ein, nicht nur Franziskus, insbesondere auch irische Mönche der Frühzeit. (Berichte. die nur die Macht des Heiligen über Tiere aufzeigen wollen, wurden nicht aufgenommen).


Die einzelnen Texte werden erläuternd einbegleitet, als wissenschaftliche Arbeit ergänzt durch Anmerkungen und Quellenangaben. Dem meist lateinischen oder mittelhochdeutschen Originaltext ist jeweils die deutschen Übersetzung gegenübergestellt; sie hält sich möglichst an den Wortlaut des Originals.


In der ausführlichen Einleitung widmen sich Kompatscher und Dinzelbacher mehr den positiven Beziehungen, insbes. dem Verhältnis Heilige und Tiere, während Classen das Tier und seinen Gebrauch im Mittelalter allgemein behandelt.


Es ist nicht immer leicht, eine andere Zeit zu verstehen, und es macht wenig Sinn, sie überheblich am Geist der eigenen zu werten. (Wobei nebenbei bemerkt die eine oder andere heutige Zeitströmung etwa einstigen Hexenwahn begreifbar macht).

Viele Texte werden den Lesenden nahe sein; sie erkennen mit Freude, Tierliebe lebt in jeder Zeit und ist etwas zutiefst Menschliches.


Manch Heiligengeschichte wird uns vielleicht ferner sein. Da gilt, was Gotthard M. Teutsch in seinem Lexikon der Tierschutzethik zum Stichwort Heilige und Tiere sagt: „Das Leben der Heiligen ist wie ein Stück vorweggenommener Verheißung“. Und er zitiert Gertrude und Thomas Sartory, die in ihrer Anthologie Ich sah den Ochsen weinen mit christlichen Texten aus römischer Zeit (1979) meinen:


„ Hier wird ahnbar und in bestimmten Augenblicken sogar sichtbar, wie der Mensch eigentlich gemeint ist – und von welcher Art seine Beziehung zum Tier nach dem Willen des Schöpfers hätte sein sollen. Dieser Hauch von Paradies gibt den Geschichten von Heiligen und Tieren ihren eigentümlichen Zauber – so als schaute man durch ein Guckloch in den Garten Eden.“ (Siehe auch Seite 12)


ALTEXethik
Erscheint einmal jährlich im Dezember in deutscher Sprache. Vertrieb: Weinmanng. 86, CH-8700 Kuessnacht ZH; Tel. ++41 44 380 0830; Fax +41-44-380 0832, email: abo @altex.ch; Abopreis 15 ¤
ahresabo für Privat-Bezieher 90 ¤, (für Tierschutzorg.mitglieder u. Studie-rende Sonderkonditionen), Abo für Altex-Ethik allein 15 ¤. www .altex.ch
(Die vier englischen Ausgaben und ALTEXethik zusammen für Private 90¤, für Studenten 42¤)


Wie schon vor einem Jahr vermerkt wurde die Zeitschrift ALTEX - Alternatives to Animal Experimentation geteilt. Die ursprünglich ‚Ein vierteljährliches Journal für neue Wege in den biomedizinischen Wissenschaften’ benannte der 3R Idee (Tierexperimente replace, reduce, refine) verpflichtete wissenschaftliche Vierteljahresschrift wird jetzt englisch geschrieben und befasst sich vorwiegend mit medizinisch/biologischen wissenschaftlichen Fachthemen.

Zum Jahresende erscheint dazu ein fünftes deutschsprachiges Heft: Altex-Ethik. Es enthält den Literaturbericht zu anspruchsvolleren Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Mensch-Tier-Beziehung, dann Hauptartikel zu mehr grundsätzlichen Fragen vor allem aus dem ethisch-philosophisch-rechtlichem Bereich, dazu Zusammenfassungen der in den englischen Heften des Jahres erschienenen naturwissenschaftlichen Artikel, weiters Nachrichten etc.


Das 128 Seiten starke Ethik-Heft 2009 ist wieder eine Fundgrube für am Themenkreis Tierversuche und darüber hinaus eingehender Interessierte.

Wir greifen heraus, eine Abhandlung zur Patentierung von Versuchstieren (Krebsmaus), über die Güterabwägung im Tierversuchbereich, eine Ethikkommissions-Stellungnahme zu Interspezies-Mischwesen.

Der Literaturbericht behandelt anders als seinerzeit Gotthard Teutsch weniger Werke (rund 30), teils deutsche, teils englische, diese aber viel ausführlicher.


Aus den Zusammenfassungen besonders interessant ist eine Arbeit über die ökonomischen Aspekte von Tierversuchen. Die Kosten für Toxizitäts- und Sicherheitsprüfungen in Europa betragen über 600 Mill ¤ im Jahr, weltweit über 2 Mrd.¤. 50 % der Auftragsforschung werden in einigen wenigen, großen Auftragslabors darunter auch Covance und Huntington (HLS) durchgeführt. Der Industriezweig hat einen Gamtumsatz von mehr als 4 Mrd. ¤. Die Durchführung des REACH-Programms (die von der EU angeordnete Chemikalienprüfung) soll über 50 Millionen Wirbeltiere und fast 10 Mrd. ¤ erfordern. Die Zahlen zeigen, welch wirtschaftliche Macht da beteiligt ist.


E.L.


In Englisch:
Katharina Wirnitzer
BikeeXtreme – Performance determining factors and vegan nutrition pattern to successfully complete the Transalp Challenge
SVH – Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften Saarbrücken 2009, Taschenbuch 120 Seiten, 22 x 15 cm, 58 ¤(D). ISBN: 978-3-8381-0912-1


Die Autorin, vegane Physikerin, Sportwissenschaftlerin, geprüfte Tierschutzlehrerin und Tierrechtlerin, seit 10 Jahren in verschiedenen Bereichen für Tierschutz und Tierrechte aktiv, hat nach Abschluss ihrer Dissertation zur BIKE Transalp Challenge, dem härtesten Mountainbike(MTB)-Rennen der Welt, diese als Buch veröffentlicht.


Die Transalp Challenge (TAC) ist ein MTB-Rennen über acht Tages-Etappen (Eckdaten: insgesamt 22.500 m Höhendifferenz mit 662 km Distanz, täglicher Durchschnitt von 2810 m und 83 km). Was die Tour de France für den Straßenrad-Rennsport, das ist die TAC für den MTB-Marathon-Rennsport und verlangt den Athleten (Profis und Amateure) physisch und mental alles ab (Dropout-Quote: 19 %). Die Autorin selbst nahm zweimal an diesem äußerst selektiven MTB-Rennen teil und erreichte 2004 zusammen mit ihrem Mann in ihrer Kategorie als erstes Amateur-Team nach der Weltelite der professionellen MTBer den 16. Rang.


Die Sportwissenschaftlerin untersuchte das Belastungsprofil und die Belastungsverteilung während der TAC u. a. mittels Herzfrequenz, die belastungsinduzierte Verschiebung der Körperwasser-Pools und ausgewählter Blut-Parameter ebenso wie die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme eines veganen Ernährungs-Plans. Die Autorin rollt die Entwicklung des tiefgreifendsten kulturellen Ernährungs-Fehlers unserer Zeit – Fleisch sei Lebenskraft – in einem eigenen Kapitel systematisch, detailliert, wissenschaftlich und umfassend auf.
Diese Studie ist die erste, die ein extremes MTB-Rennen und auch erstmals eine Frau während dieses Rennens untersucht. Sie ist auch die erste, die eine vegane Nahrungs- und Flüssigkeits-Aufnahme während acht Wettkampftagen untersucht. Das Ergebnis: vegane Ernährung ist höchst geeignet.
Siehe auch www .wirnitzer.at und bikeextreme.org

A.N.


Küche
Heike Kügler-Anger
Vegan unterwegs – Schnell zubereitet und verpackt – für Schule, Beruf und Freizeit
pala-verlag Darmstadt 2009, 180 Seiten, Format 21,5 x 14 cm, Hardcover, 14 ¤, ISBN 978-3-89566-264-5


Wenn man als VeganerIn unterwegs ist und sich der Magen meldet, ist es oft schwer, gutes und gesundes Essen zu finden. Denn Pommes frites, die im Schnitzelfett frittiert wurden, sind schließlich nicht das, wovon VeganerInnen in der Regel träumen. Wem es nicht möglich ist, seine Mahlzeiten zuhause einzunehmen und trotzdem abwechslungsreich essen möchte, wird in diesem Kochbuch sicher genügend Anregungen finden, wie er sich ein köstliches Lunchpaket zusammenstellt. Weiters gibt es auch gute Tipps, für die Vorratshaltung, für praktische Transportbehälter und wie man Pannen wie durchweichte Brötchen oder matschige Salate vermeidet.


Neben nicht alltäglichen Pausenbroten gibt es Burger, Wraps, Dips, Obst- und Gemüsespieße, kleine Knabbereien und für kalte Tage wärmende Suppen aus der Isolierkanne. Auch Schleckermäulchen kommen mit Muffins, süßen Riegeln und fantasievollen Desserts auf ihre Rechnung.


Kostprobe gefällig? Brötchen mit Austernpilzen und Basilikumcreme, Vollkornwraps mit mediterraner Füllung, Reisnudelsalat mit Cashewkernen, Melonen-Räuchertofu-Spieße, Lauchcremesuppe, Bananenbrownies und ....


Dieses Kochbuch wird Ihnen das vegane Alltagsleben außerhalb Ihrer Küche sicher genussvoll erleichtern.


Christoph Stertak
Wahrlich, Natürlich, Köstlich
Vegane, vegetarische und vollwertige Gerichte aus biologischen Zutaten
Eigenverlag Graz 2009, 120 Seiten, 14,90 ¤, ISBN: 978-3-200-01692-7, Vertrieb auch über www .stertak.net


Der Autor, gelernter Koch, hat sich aus ethischen Gründen seit Jahren der vegetarischen und veganen Küche verschrieben und kocht im Bioladen Matzer in Graz, der Österreichs ältester Bioladen ist. Mit seinem ersten Kochbuch möchte er nun seine jahrelangen Erfahrungen weitergeben und beweist damit, dass sich Vegetarier nicht nur von Müsli und Beilagen ernähren müssen. Vielmehr zeigt sein Kochbuch, das vegetarsiche/vegane Gerichte äußerst schmackhaft, fantasievoll und gesund sein können. Von exotisch anmutenden Eigenkreationen bis hin zur bodenständigen Hausmannskost, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Und besonders wichtig: Man muss kein Profikoch sein, um all die Köstlichkeiten nach kochen zu können. Die Zubereitungsarten werden leicht verständlich Schritt für Schritt erklärt, so dass auch wenig routinierte Köche und Köchinnen sich und ihre Liebsten kulinarisch verwöhnen können.


Gegliedert ist das Buch nach einigen wertvollen Küchentipps und einer kleinen Warenkunde in Suppen, Suppeneinlagen, Salate, Hauptspeisen, Desserts und warme Süßspeisen.
Zu jedem Rezept gibt es eine Abbildung der Speise, die dazu anregt, das eine oder andere gleich ausprobieren zu wollen.


Also, wie wäre es mit Karotten-Ingwersuppe, Gurken-Kürbissalat mit Avocadomarinade, Polenternockerl mit Spargelsauce und Apfel-Mangotiramisu? Oder Erbsen-Safransuppe, Krautstrudel auf Kürbiskernsauce und Erdbeer-Hirseknödel auf Vanillesauce?


Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind und Ihnen das Wasser im Munde zusammenläuft - besorgen Sie sich dieses Kochbuch! Dann steht einem vegetarischen, veganen, vollwertigen, biologischen, wohlschmeckenden, gesunden Schlemmen nichts mehr im Wege.


Viel Spaß beim Kochen und guten Appetit
wünscht Ihnen
Ihre Michaela Schaller

 

Garten
Brigitte Kleinod
Das Hochbeet - Vielfältige Gestaltungsideen für Gemüse-, Kräuter- und Blumengärten,
pala-verlag Darmstadt 2009, 160 Seiten, 21,5 x 14 cm, Hardcover, 14 ¤ ISBN: 978-3-89566-261-4


Vor hundert Jahren gehörten Vegetarier sein und gärtnern fast zusammen, man denke nur an die Obstbaukolonie Eden. In Hungerzeiten steht der Garten auch hoch im Kurs, so prägte die britische Regierung im zweiten Weltkrieg den Slogan ‚Lieber eine Stunde im Garten arbeiten als sich eine Stunde um Lebensmittel anstellen’. Heute, wo die Lebensmittelmärkte von billig maschinell und in Folienhäusern gezogner Ware überquellen, ist Arbeitsschweiß nicht mehr so in.


Dennoch vielen Menschenmacht es immer noch Freude, in frischer Luft Pflanzen beim Sprießen zu helfen, nur das viele Bücken ist nicht so lustig. Da ist das Hochbeet eine willkommene Hilfe. Was, wo und wie man damit alles machen, erklärt ihnen ausführlich die Autorin.

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In eigener Sache

Um Missverständnisse beim Lesen der anima zu vermeiden: Wir verwenden bei Gattungsnamen die meist maskuline Form nach alter Übung in der Regel geschlechtsneutral, d.h. wir meinen damit auch weibliche Personen bzw. bei weiblichen Gattungsnamen männliche. (Ein Antrag des einzigen männlichen Vorstandsmitglieds der „Vegetarier“- Union, im Namen sprachlich auch die Frauen zu betonen, war von der 80%igen weiblichen Mehrheit zurückgewiesen worden). Wenn wir von Deutschen und Österreichern sprechen, meinen wir also nicht nur bei den Deutschen, wo es sich sprachlich von selbst versteht, sondern auch bei den Österreichern Männlein und Weiblein. Wir bitten also die Gänseriche, sich nicht ausgeschlossen zu fühlen, wenn wir von Gänsen sprechen. Manuskripte, die die „/In“-Form bevorzugen, ändern wir jedoch nicht.


Auch wird unserem geschätzten Publikum vielleicht mangelnde Einheitlichkeit in der Rechtschreibung aufgefallen sein. Das ist so. Wir haben bis Ende 2009 als stillen Protest gegen die eher undemo-kratische Einführung der Neuerung die alte Rechtschreibung bevorzugt, passen uns jetzt jedoch an. Ganz oder teilweise in alter Schreibweise ein-gereichte Beiträge und Eigenwilligkeiten unseres Computers ändern wir jedoch nicht. Wir behalten uns auch aus Gründen der Verwaltungs-ver-einfachung vor, fallweise Artiklel in Kleinschreibung zu veröffentlichen.

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Christoph Stertak (siehe oben) hält auch Kochkurse. In Graz u.a. am 24.4., 22.5., 19.6. Siehe www .stertak.net

 

 

Seite 18:

Prof. Gotthard M. Teutsch
1918 – 2009


Im April vergangenen Jahres ist Prof. Teutsch im 91.Lebensjahr gestorben. Wenn auch spät möchten wir doch ein paar Worte zu Erinnerung an eine für die Tierschutzsache so bedeutsame Persönlichkeit sagen.


Teutsch, an sich Soziologe, zählte zu den ersten aus der Gilde der Philosophen und Ethiker im deutschen Sprachraum, die sich des Tieres angenommen haben. Bis zu seiner Emeritierung 1984 Professor an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe setzte er sich schon früh für einen gerechten Umgang der Menschen mit den Tieren und der Natur ein. Niemand habe – meinte Eisenhart von Loeper, einer der führenden deutschen Tierschützer schon vor Jahren - in den letzten Jahrzehnten so stark wie er das wissenschaftliche und ethische Profil des Tierschutzes geschärft und die tiefe Kluft zu dem erbarmungslosen und qualvollen Schicksal der Tiere in unserer Gesellschaft aufgezeigt. Hervorzuheben sind auch seine Beiträge in der Diskussion zur Würde der Kreatur.


Von seinen zahreichen Publikationen möchten wir hier das Lexikon der Umweltethik (1985), das Lexikon der Tierschutzethik und die Anthologie Da Tiere eine Seele haben... (beide 1987) hervorheben. Nach seiner Emeritierung begründete Teutsch im Jahre 1992 das erste „Archiv für Ethik im Tier-, Natur- und Umweltschutz“, das in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe angesiedelt war (2005 wurde es in die Schweiz transferiert). Eine besondere Arbeit, der er sich bis ins höchste Alter, bis 2005 widmete, war der alljährliche Literaturbericht ‚Mensch und Mitgeschöpf unter ethischem Aspekt’ den er begründete und lange Jahre umfangreich und prägnant verfasste.


Prof. Teutsch war mehr als Wissenschaftler; Schutz der Tiere war ihm menschliches Anliegen. Vegetarier war er sebstverständlich auch.


Papa, schlafen die nur?
Wieder einmal fand im Grib-Wald bei Fredensborg die traditionelle Königsjagd statt. Organisiert vom dänischen Kronprinz Frederik, 41. Im Anschluss gab er Söhnchen Christian eine ganz persönliche Führung durch die Reihen der erlegten Tiere. Schließlich soll der Filius einmal in in Papas Fußstapfen treten. Doch der 4-Jährige fragte ängstlich: Papa. Schlafen die nur? Was Frederik darauf wohl antwortete? Da musste Mama Mary dann trösten....


a –die aktuelle 50/2009, 5.12 2009


Deutscher Kirchentag Mensch und Tier
27. bis 29.August in Dortmund

Motto: Gesegnet sind Mensch und Tier


‚Der erste Kirchentag „Mensch und Tier“ wird im August in Dortmund veranstaltet, wie die ökumenische „Aktion Kirche und Tiere“ an diesem Montag ankündigte. Zentrales Thema des Treffens sei die Massentierhaltung. Deren Abschaffung würde effektiv den Hunger in der Welt bekämpfen und wesentlich zum Schutz des Klimas beitragen, so die Veranstalter. Daher solle der Kirchentag, bei dem rund 40 Veranstaltungen geplant sind, zum Umdenken aufrufen. Zu den Rednern werden unter anderem der Theologe Eugen Drewermann und der Journalist Franz Alt gehören. Die „Aktion Kirche und Tiere“ wurde 1988 gegründet und hat bundesweit 320 Mitglieder vor allem aus der evangelischen und der katholischen Kirche.


Radio Vatikan, 15.2.2010

 

Der von AKUT – Aktion Kirche und Tier e. V., Hamburg mit Unterstützung weiterer Organisationen veranstaltete ökumenische Kirchentag soll – so AKUT – Begeisterung für das Engagement für Tiere schaffen, eine Theologie anstoßen, die das Tier als Mitgeschöpf des Menschen achtet und würdigt sowie Menschen, Initiativen und Organisationen unterschiedlicher Herkunft und Ausrichtung zusammen bringen, die sich dem Schutz der Tiere widmen.


Nach dem Vorbild der großen Kirchentage wird er zentrale und dezentrale Veranstaltungen über mehrere Tage enthalten: Markt der Möglichkeiten, Themenveranstaltungen, Diskussionsforen, kulturelle Veranstaltungen und Aktionen, Bibelarbeiten und Gottesdienste.


Näheres www . kirchentagmenschundtier.de und aktion-kirche-und-tiere.de

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Seite 20:

Kindesmissbrauch

Man hört jetzt viel davon in den Medien. Über Missbrauch, Schändung und Vergewaltigung von Kindern. Wenig über Vergewaltigung jüngerer Schüler durch ältere Zöglinge, oder Jugendlicher in Gefängnissen durch robustere Sträflinge; doch viel über Erwachsene, Erzieher, die Kinder, Schüler missbraucht haben, in Internaten und außerhalb. Die Zeitungen sind voll davon. Da brauchen wir wirklich nichts hinzuzufügen.


Da aber gerade der Tierschützer-Prozess läuft, fällt uns ein anderer Fall von Kinderseelen-Vergewaltigung ein. Der Journalist Hans Rauscher vom Wiener Standard interviewte zu Prozessbeginn den Hauptangeklagten DDr. Balluch und fragte, wie das so war am 21.Mai 2008, als die Polizei ihn verhaftete.

Balluch erzählt (zum Video-Gespräch kommt man über Google „Wie weit darf Tierschutz-Aktivismus gehen?“): Es war ein traumatisches Ereignis. Noch im Dunkeln ein intensiver Krach (später realisierte ich, mit Rammbock war die Tür aufgebrochen worden), schreiend drangen schwarz Maskierte ein mit tief ins Gesicht gezogenen Helmen, Waffen und Taschenlampen in den Händen, ich wurde aus dem Bett gezerrt, nackt an die Wand gestellt, eine Pistole ins Genick gedrückt. Im Nachbarzimmer schlief mein Bruder mit Frau und zehnjährigem Kind. Dort ungefähr dasselbe. Es war die Wohnung, in der ich geboren wurde, ich hatte dort gelebt. Seit dem Ereignis habe ich sie nicht mehr betreten. Ich war und bin zu traumatisiert.


Balluch ist ein erwachsener Mann, als Tierschutzaktivist wiederholt Opfer brutaler Angriffe von Tierfeinden, geprügelt, Auto beschädigt, Fenster eingeschlagen ..., gewohnt einzustecken. Wenn selbst ihn der Polizeiangriff traumatisiert, wie wirkt das alles auf ein zehnjähriges Kind, welche seelischen Schäden trägt es davon?


Man fragt sich, wozu das alles. Die Polizei hatte seine Wohnung jahrelang observiert, verwanzt, ihr war zweifellos bekannt, dass sich da keine waffenstarrenden Terroristen verborgen halten; sie wusste, dass da ein Kind lebt.

Wozu der Terror, auch gegen ein Kind?

Abgesehen von den Menschenrechten; die Bevölkerung stöhnt unter Wohnungseinbrüchen, Raubüberfällen, Drogenhändlern – und der Innenminister lässt seine Polizei in Masse lieber auf Bürger los, von denen kein Widerstand zu erwarten ist?


Wir hatten die Fragen damals sowohl der sozialdemokratischen Justizministerin Dr. Berger gestellt – sie hatte kurz zuvor gerade verdienstvoll gesetzliche Bestimmungen gegen die (Re)Traumatisierung minderjähriger Opfer von Gewalttaten in Gerichtsverfahren entworfen und der Presse vorgestellt – als auch dem von der Volkspartei gestellten Innenminister. Beide vermieden eine Antwort. Ist Kinder-Quälen für sie da kein Thema?


Da wir gerade vom Kinder-Quälen sprechen, Nicht wenige Menschen essen gern Kinder, nicht Menschenkinder, Tierkinder.

Unlängst schwärmte mir eine distinguierte Dame vor, wie köstlich Lammfleisch sei, welcher Genuss mir da als Vegetarier entgehe. Als ich entgegnete, ein Lämmlein bereite mir auf der Wiese mehr Freude als zerschnitten auf dem Teller, wechselte sie das Thema.

Im Ernst, wenn schon Fleisch, warum gerade kleine Tierkinder?

Erwin Lauppert

 

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