Einkauftips
Zur Nutztierhaltung
Rechtliches
Informationen, wie Nutztiere von Menschen gehalten werden, und über die Tierschutzqualität tierischer Nahrungsmittel
Gesellschaft für humane Nutztierhaltung (GhN)
8045 Graz-Oberandritz,, Rossegg 41
Tel. 0720-346 219, Fax 0720-346 519 und Tel 0316-46 37 17
, email: office@nutztierhaltung.org
ZVR 0950 015 445, BPD Graz
Wir stehen Ihnen in der Regel täglich bis 20 Uhr für Auskünfte zur Verfügung
Kälber quälen, Konsumenten täuschen?
Die AMA, die Zwangsorganisation Agrarmarkt Austria, versorgt uns mit ganzseitigen Zeitungsinformationen: z.B. wie gut es Milchkühen geht. Das ist schön. Nicht ganz so schön ist, dass sie uns häufig nicht alles erzählt. Etwa dass Heumilch-Kühe zwar keine Silage aber wie die anderen viel Ge-treide essen müssen, eine Kost für die Kühe eigentlich nicht eingerichtet sind; dass sie zwar Heu aber häufig keine Wiese sehen dürfen; dass sie hochgezüchtet teils gar nicht mehr weidetauglich sind – zu viel schweres Fleisch für die Gelenke der üblichen Zweinutzungstiere (Milch/Fleisch) – und ihre Lebensdauer gegenüber einst kurz geworden ist.
Immerhin, wer Milch kauft, kann wählen. Milch von Weidekühen gibt es zB bei Hofer: Zurück zum Ursprung und bei Merkur: Die grüne Muh.
Im Verborgenen bleibt das Schicksal der meisten Kälber: rasch der Kuh entzogen, knapp zwei Monate Einzelhaft, häufig im Iglu, der Kälberhütte (gerade so bemessen, dass sich das Tier zur Not umdrehen kann: mit einem Vorplätzchen (bei Stallhaltung keines) genau so klein; siehe Bilder); fern der Mutter und das für springlebendige Kinder; später Gruppenhaltung nicht minder beengt. Tränke: zweimal täglich Milchaustauscher, nur bei sehr hohen Temperaturen ständiger Zugang zu Frischwasser.
Noch viel betrüblicher ist das Schicksal zehntausender Kälber vor allem reiner Milchrassen: Es geht in südliche Länder, wo man es mit den ohnedies dürftigen EU-Tierschutz-Regeln nicht immer so genau nimmt – keine Vergnügungsfahrt. Einge-pfercht in dreistöckige Transporter, häufig ohne ausreichende Tränke auch bei sengen-der Hitze. Manchmal bis zu 2.5000 km, 90 Stunde – zur Mast. Prügelszenen bei der Verladung zeigte kürzlich das Fernsehen aus einer VgT-Recherche.
In England gab es vor 20 Jahren fast einen Volksaufstand gegen solche Kälbertrans-porte auf den Kontinent – niedergeknüppelt (siehe diese anima,5, Seiten 15/16).
Menschen mit Herz würden für Milch aus kälberfreundlicheren Betrieben gern etwas mehr zahlen, wie beim Freilandei. Sie kön-nen nicht, sie haben keine Wahl. Weil alle Milch in einen Topf geschüttet wird. Was tun? Milchverzicht, die Radikallösung, fin-det zu wenig Anklang und bedeutet prak-tisch wegen der Verschränkung von Milch und Fleischerzeugung (wir haben es in den letzten Nummern erörtert) ein Mehr an Schweine- und Hühnerqual.
Als praktikable Lösung bleibt nur: mehr Wahlmöglichkeit für die
Konsumenten.
Unsere Bemühungen Landwirtschaftspolitik und Bauernkammer dafür zu
interessieren, hier auch tierschutzmäßig bessere Milch auf den Markt
zu bringen, blieben bisher ohne nennenswerte Resonanz. Erfolgsaussichten gäbe
es nur, wenn möglichst viele Verbrau-cher immer wieder lästig werden,
gegenüber Bauernfunktionären und vor allem auch gegenüber dem
(Bio-)Lebensmittelhandel.
Also, liebe tierfreundliche Konsumentinnen und Konsumenten, unser Appell: Versuchen Sie es! Fragen Sie, wie es den Kälbern geht, deren Mütter Milch Sie kaufen.
Aus anima - Zeitschrift für Tierrechte, Nr. 4/2014/15, www.vegetarier.at